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Wie die Reichsbahn abschreibt.

Zur Berteuerung der Frachten und des Personenverkehrs.

Bedeuten doch 250 Millionen Mart Tarif erhöhung nicht mehr als 1 Pfennig Lohnerhöhung für die Arbeitsstunde aller Industriearbeiter."( Aus der Dentschrift der Deutschen Reichsbahngesellschaft zum Antrag auf Tariferhöhung.)

In seinem jüngsten Jahresbericht hat der von der Reparations Pomuniffion eingefeßte Reichsbahnkommissar Leverve erflärt, daß es zmedmäßiger fei, eine Bermehrung der Reichsbahneinnahmen in einer wirtschaftlich günstigen Zeit vorzunehmen, als damit bis zum Abflauen der Konjunktur zu warten. Der Direktor der Dresdener Bank, Dr. Frisch, und der Braunkohlenindustrielle Silverberg, die als Beisitzer des Reichsbahngerichtes das deutsche Colt am 24. Auguft zur Uebernahme einer Tariferhöhung von 250 Millionen Mart verurteilt haben, müssen also der Auffassung Levernes sein sonst hätten sie anders zu entscheiden! Die beiden Herren zogen auf ihre Art die Konsequenz aus der guten Kon­junttur. Bestätigend wirkt für diese Annahme, daß das zu einer Seit geschieht, da das Institut für Ronjuntturforschung in seinem eben erschienenn jüngsten Bierteljahresbericht nicht mehr auszusprechen magt, was es über die Konjunktur denkt. Es ver­zichtete auf die bisher viel geliebte Prognose und registriert nur, weil seine düsteren tonjunkturpolitischen Prophezeihungen sich bis

her nicht bewahrheitet haben.

Alle Interessenten versuchen seit einem halben Jahre die

Meinung aufrechtzuerhalten und zu verstärken, daß wir uns in absteigender Konjunktur befänden, fie handeln dabei in ihrer Preis.

politik mie auch das Urteil des Reichsbahngerichts zeigte, denn noch so, daß man ihren Entschlüssen das Bewußtsein der sicheren

Geschäftslage ansieht.

Eine andere Frage ist, wie die Tariferhöhung begründet mird, nb sie überhaupt notwendig war und wie sie auf die Konjunktur

mirfen wird.

Nach der Auffassung des Reichsbahngerichtes, die hundert prozentig mit der des privatindustriell orientierten Berwaltungs: rates der Deutschen Reichsbahngesellschaft übereinstimmt, reichen die Einnahmen der Reichsbahn nicht mehr zur Deckung der notwendigen Ausgaben aus. Es werden bei 5,1 Milliarden Mark Einnahmen und 4,4 Milliarden Mart Ausgaben für das Jahr 1928 genau 1100 Millionen Mart als faufmännisch notwendige Abschreibungen

bezeichnet.

Die Abschreibungen non 1100 millionen Mark fetzen sich zusammen aus Erneuerungen( 660 Millionen Mark), aus Abschreibungen auf Betriebsrecht- Anteilbeteiligung( 113 Millionen Mart ), aus Abschreibungen auf das Gesamtunternehmen einschließ­lich Abschreibungen von Anlagenzuwachs( 327 Millionen Mark).

Zu dieser riesenhaften Abschreibungssumme erklärte das Eisen­bahngericht, daß es sie anerkenne unter der Boraussetzung, daß in späteren Jahren diese jährliche Abschreibungssumme ,, mertlich erhöht werbe"!

Es ist selbstverständlich, daß ein Betrieb, sei er auch ein öffent­liches Unternehmen und habe er ein Monopol, aus seinen Ein­nahmen alljährlich soviel abschreibt, daß das inveftierte Rapital in seinem Werte erhalten bleibt. Wie sieht es nun mit dem Kapital der Deutschen Reichsbahngesellschaft aus? Im Zusammenhang mit dem Dames- Gutachten ist das Betriebsrecht" der Eisenbahn mit dem Betrage bewertet, der den gesetzlichen Verpflichtungen der Reichsbahngesellschaft entspricht, also mit 13 milliarden Stamm­attien, 11 Milliarden Reparationsschuldverschreibungen und 500 Mil­lionen Mark Vorzugsaktien. Bom Wert des Betriebsrechtes von 24,5 Milliarden Mark sind die den Stammaktien entsprechenden 13 Milliarden Reichsmart nicht abzuschreiben, weil sie feinen Kapitalanspruch vertörpern und für ihre Ein ziehung feine Rüdlage gebildet werden darf(§ 25, Abs. 2 Ziffer 4c der Gesellschaftsfagung)!

Privatfapital rüstet auf. Eine Präsidiasfihung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie.

Wir hatten recht, als wir die Reden und Entschließungen auf dem Allgemeinen Deutschen Bankiertag in Köln als wirtschafts: politische Rundgebung des deutschen Privatfapitals überhaupt bezeichneten, deren Kampfcharakter gegen die Arbeiterschaft un­zweifelhaft sei. Das Präsidium des Reichsverbandes der Deutschen Industrie hat vorgestern getagt. Das Kommunique von dieser Ta­gung läßt erkennen, daß die Kölner Forderungen der deutschen Banfiers vom Reichsverband der deut schen Industrie aufgenomemn worden sind.

der

Insbesondere gilt das für die Feststellung der weitgehenden Uebereinstimmung zwischen den von Dr. Schacht in Köln ver­trenen Auffassungen, wobei der Reichsverband der Deutschen In­duftrie mit Befriedigung feststellt, daß auch nach der Auffassung des Reichsbankpräsidenten der oberste Gesichtspuntt Wirtschafts- und Finanzpolitit die Notwendig feit der Neubildung von Eigentapital in der deut­schen Wirtschaft sei. Was das für die Wirtschafts- und Finanzpolitit bedeutet, liegt auf der Hand. In llebereinstimmung mit der Auf­faffung des Bantiertages werden trog des Defizits im Reichshaushalt Steuersentungen für den Besitz gefordert, die neue Repara­tionsbelastung des Reichshaushaltes soll auf die Maffen abge mälzt werden. Mit diesen Tendenzen stimmt die Forderung von Dr. Brauweiler für die Vereinigung deutscher Arbeitgeberverbände überein, daß das Schlichtungswesen neu geregelt, merden müsse. Die Beseitigung des Staatseinfluffes im Schlich tungswesen und die Bereinigung des Reichswirtschafts- und des Reichsarbeitsministeriums in einer Hand waren die Hauptforde rungen der Kölner Banfiers. Der Reichsverband der Deutschen In­ dustrie bläft in dasselbe Horn.

Auch dem auf dem Bantiertag mit besonderer Schärfe profía mierten Rampf gegen die öffentliche Wirtschaft hat Der Reichsverband der Deutschen Industrie zugunsten der Banten noch Zugeständnisse gemacht. Die behördliche" Forderung der Ein­richtung von Konten bei Kommunalbanken durch private Industrielle foll betämpft werden, obwohl es einer der bekömmlichsten und wirffamften Mittel der Brivat banten ist, durch Ausnutzung ihrer Kreditgeberstellung ihr Geschäft zu erweitern. Dem öffentlichen Auftraggeber soll eine entsprechende Förderung öffentlicher Banken verboten sein. 3 weierlei Maß, Moral mit doppeltem Boden; aber das versteht sich bei den Herrn vom deutschen Privat­tapital von selbst.

Die Arbeiterschaft muß die Augen offen halten Der Drud der Unternehmer auf die bisherige Wirtschafts- und Sozial­politik verstärkt sich zusehends, und die Gefahren machsen.

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leber diese bindende Bestimmung hat fich das Reichsbahn­gericht frei von tameralistischen Erwägungen" völlig hinmeg gesetzt, es verlangt fröhlich 1100 Millionen Mart Gesamt abschreibung auf den Betriebsrechtsbuchwert von 24,5 milliarden; das sind jährlich 4,5 Proz. Es wird also außer acht gelassen, nicht nur, daß die Stammattien nach dem Eisenbahngesetz überhaupt nicht abschreibbar find, es wird auch völlig mißachtet, daß die 13 Mil­liarden Stammaftien feinen Realmert, sondern einen Rechtstitel des Deutschen Reiches auf die Eisenbahn darstellen.

Werden nun die riesenhaften Abschreibungen in ihrer Be= ziehung zum realen Wert der Reichsbahn und nicht in Beziehung zu dem Buchungsmerte des Betriebsrechtes betrachtet, dann ergibt sich, daß die Tariferhöhung, die mit der notwendigen Bergrößerung der Abschreibungen begründet wird, im wesentlichen nichts anderes ist als die Finanzierung, gröber gefagt, als die

Subvention der Lieferindustrien der Deutschen Reichsbahn . Hier hat nach unserer Auffassung eine positive tritische Untersuchung einzusetzen. Jetzt ist das Beschaffungs­wesen der Reichsbahngesellschaft völlig privatkapitalistisch eingenebelt. Die Deffentlichkeit erfährt nur etwas, menn es Standale gibt. Es sei hier an die jüngst bekanntgewordenen Bestechungsaffären, an die Borgänge im Reichsbahn- Zentralamt, an den Rosengartener Korruptionsprozeß und an die niederdrückenden Ergebnisse der Eltz­Kommission erinnert.

Wir haben heute bei der Deutschen Reichsbahn etwa ebensoviel Beschäftigte wie 1913( 700 000 Röpfe). Die Betriebsleistung ist erstaunlich gestiegen. Dabei betragen die jährlichen Ausgaben für

Auch

Bauten und Lieferungen, wie sie nach der Tariferhöhung geplant sind, jetzt schon fast ebensoviel wie die persönlichen Ausgaben ein­schließlich der Ruhegehälter und Hinterbliebenenbezüge. daraus geht hervor, daß die angeblich notwendigen 250 Millionen Mart, zumal wir nach wie vor ein günstiges Eisenbahngeschäft haben, auf anderem Wege eingebracht werden können, als dem der Tariferhöhung

Aber das ist nicht beraten und untersucht worden, weil bei der Deutschen Reichsbahngesellschaft jetzt das vorgeht, was man vielleicht Abschreibung der Wirtschaftsdemokratie nennen kann. Es ist doch kein Zufall, daß fogar die sächsischen Industriellen in ihrem Verbandsorgan die Reichsbahngesellschaft marnen, sie solle nicht meiterhin ihre Neu anlagen dauernd aus laufenden Mitteln bezahlen, weil dann über kurz oder lang die finanzielle Deckung abermals nicht ausreichen werde! Wir leben in einer Periode, da das Privatkapital dazu übergegangen ist, durch Abschreibungen sich nicht nur zu erneuern, sondern sich auch ver­loren gegangene Gebiete ihrer selbstherrlichen Macht zurückzuerobern. Darüber hinaus ist das Urteil des Reichsbahngerichtes aber auch der

Bersuch einer lohnpolitischen Einflußnahme. Erklärt es doch ganz offen im dritten Teile der Begründung, daß die Tariferhöhung der schwierigen Lage der Reichsbahn mur dann abhelfe, menn fie nicht eine neue Bewegung auf Arbeitszeitfürzung oder auf Lohn- und Gehaltserhöhung auslöse!

Es wird also unterstellt, daß bei der Reichsbahn weder durch rationellere Betriebsführung noch durch Auftragsbergebung gemeinwirtschaftlicher unter Breistontrolle irgendwelche Ersparnisse möglich seien. Dabei hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft erst noch im jüngsten Jahresbericht ihre Rationalisierungserfolge bewiesen und gelobt. Auf der anderen Seite muß man fragen, ob denn der Arbeiter die 25 Mart jährlicher Mehrlast, die nach der eigenen Berechnung der Reichsbahngesellschaft die Tariferhöhung mindestens ergibt, aus seiner eigenen Tasche tragen soll. Das ist ausgeschlossen.

Kurt Heinig .

Große Gewinne der Reichspost. Wohin die Einnahmen aus der Gebührenerhöhung wandern

Die Hauptziffern des Abschlusses der Reichspost find jetzt be reits, vor der offiziellen Veröffentlichung der Bilanz, bekannt­geworden. Das Ergebnis des am 31. März beendeten Geschäfts­jahres 1927/28 zeigt, wie berechtigt die Kritik der Gegner einer Postgebührenerhöhung im August war.

Die Reichspost hat nicht nur ihre Einnahmen um 360 Millionen auf 2,06 Milliarden steigern und ihren Reingeminn mit 253,6 millionen Mart mehr als verdoppeln fönnen, sondern sie hat außerdem einen Vermögenszuwachs von 183,2 gegen 55,8 millionen im Vorjahr zu verzeichnen. Der Eindruck, den schon die Vierteljahrsausweise der Reichspost machten, be­ftätigt sich hiermit: Die Reichspoft hat die Gebührenerhöhung da­zu benußt, den Ausbau ihrer werbenden Anlagen mit laufen. den Betriebseinnahmen zu finanzieren.

Zieht man zu der Beurteilung der Reichsfinanzen noch die Bierteljahrsausweise heran, so ergibt sich für die elf Monate, August bis Juni, in denen die erhöhten Tarife sich auswirkten, eine mehreinnahme von 350 millionen, während die Reichs­poft aus der Gebührenerhöhung für das ganze Jahr nur einen Mehrertrag von 208 millionen veranschlagte. Mangelnde Großzügigkeit läßt sich also der Reichspost beim besten Willen nicht vorwerfen. Wir werden noch Gelegenheit haben, nach der Ber­öffentlichung der Bilanz auf die voltswirtschaftlich schad liche Thejaurierungspolitit der Reichspoft näher einzugehen.

Neue große Kraftwerke.

Der wachsende Einfluß des Privatfapitals.

Die Krafterzeugungs- und Kraftverteilungswirtschaft mar in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Domäne der öffent. lichen Wirtschaft geworden. Der zur Mode gewordene Kampf gegen die öffentliche Wirtschaft hat die Anstrengungen des Bri. pattapitals vervielfacht, in die elettrische Kraftwirtschaft mie der stärker einzubringen. Das geschieht mit Erfolg, wie mit. teilungen aus Baden über den Neubau großer Wasserkraftwerke im südlichen Baden erkennen lassen.

Der Badische Landtag hat der Errichtung der Schluchsee Bert A.-G. und der Rheinkraftwert Albrud- Dogern 2.-G. zuge stimmt. Das Aktienkapital der Schluchsee - Wert A.-G. foll 15 Mil­lionen Mart betragen, insegesamt soll eine Maschinenleistung von 290 000 Kilowatt und mit den vorgesehenen Speicheranlagen eine Jahresleistung von 350 Millionen Kilowattstunden sichergestellt wer­den. Am Aktienkapital der Schluchsee - Werk A.-G. sind zu glei­chen Teilen das Badenwert, das Rheinisch- Westfälische Elettrizitätsmert, mehrene mürttembergische Straftmerte jo

mie bie raftmerte Rheinfelden unb ble Stable Frelburg, Boris ruhe und Laufenburg beteiligt.

Daß es sich hierbei um sehr große und michtige Objekte handelt, ergibt sich nicht nur aus den Baukosten, die für beide Werfe auf 85 Millionen Mark veranschlagt werden. Die Bedeutung der Werte liegt insbesondere in der Lieferantenstellung, die das badische Elektrizitätssystem in der Zukunft bei der Elettrifizierung der großen süddeutschen Eisenbahnlinien einneh men wird. Das dürfte nicht zuletzt der Grund sein, meshalb auch das Rheinisch- Westfälische Elektrizitätswert sich über ein Viertel der Aktienkapitalien gesi- bert hat.

Es ist in hohem Maße bedauerlich, daß hier in der Form des gemischtwirtschaftlichen Betriebes privatfapitalistische Interessen in der deutschen Kraftwirtschaft ihren Einfluß wieder ermeitern fönnen. Sier zeigt sich praktisch, was die Finanzgeißel für die Privatwirtschaft bedeutet, die der Reichsbankpräsident Dr. Schacht über den Ländern und Gemeinden schwingt. Die Unzmedmäßigkeit und leberflüssigkeit der gemischtwirtschaftlichen Betriebsform steht seit dem Uebergang der öffentlichen Betriebe zur Bildung von rein öffentlichen, privatrechtlich organisierten Aktiengesellschaften außer 3weifel. Es hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, daß auch die neuen badischen Kraftgesellschaften etwa in Verbindung mit der vor wenigen Monaten gegründeten A.-G. für deutsche Elettrizi tätswirtschaft rein öffentlich finanziert und auch organisiert worden wären, wenn nicht die finanziellen Schwierigkeiten, die öffentlichen Werken gemacht werden, im Wege gestanden hätten. Die Sozialdemokratische Partei im Badischen Landtag hat mit Recht bedauert, daß dieser Weg nicht beschritten worden ist.

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Gegenüber dem Rheinisch Westfälischen Elettrizi tätswert, das in Baden seine Einflußsphäre wieder erweitert bat, muß die Forderung verstärkt werden, daß der über alle Ge bühr ausgedehnte privattapitalistische Einfluß in der Leitung entsprechend den tatsächlichen Beteili gungsverhältnisen zurüdgedrängt wird und der öffentlichen Hand jener Einfluß gesichert wird, der ihr gebührt.

Eisenkonjunktur hält sich.

Geit April flabile Roheisenerzeugung.

Die Widerstandsfähigkeit der Eisentonjunktur drückt sich deutlich in den monatlichen Ziffern der Roheisenerzeugung aus. In den letzten fünf Monaten von April bis August ist die Erzeugung, von unwesentlichen Schwankungen abgesehen, stabil geblieben. Im Monat August betrug fie nach den Mit­teilungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller 1030 837 gegen 1 034 694 Tonnen im Monat Jufi. Im August 1927 murden 1,11 Mill. Tonnen erzeugt. Arbeitstäglich murden in den Hochöfen 33 253 gegen 33 377 Tonnen erblasen. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 6,83 gegen 6,78 Millionen Tonnen von Januar bis August 1927 erzeugt. Das ist ein bemerkenswert günstiges Ergebnis.

Aufschwung der Autoindustrie.

Wie der Reichsverband der deutschen Automobilindustrie mit teilt, hat die deutsche Auto- und Motorradindustrie im Jahre 1928 einen außerordentlich starten Aufschwung zu ver. zeichnen. Die Erzeugung von Personenmagen ist um 36, der Abfag um 39 Proz. gestiegen, so daß auch von den Beständen verkauft werden konnte. Noch im Monat Auguft wurde der Abjas des Vorjahres um mehr als ein Biertel übertroffen. Der Gesamt­umfaß der Lasttraftwagenindustrie stieg um 45 Broz; der llmfaß von Schnellieferwagen wurde sogar verdoppelt. Am größten war der Aufschmung der Motorradindustrie. Ihr. Umsatz ist ununterbrochen gestiegen; im Auguft wurde der zwölf­fache Umsatz des Vorjahres von steuerfreien Kleinkrafträdern erreicht, was allerdings mit der Heraussetzung der Steuerfreiheits­grenze auf 200 Kubitzentimeter Zylinderinhalt am 1. April zn fammenhängt. Damit fonnte der Umfaß von mittleren und fchweren Motorrädern ebenfalls um 62 Pro 3. erhöht werden. Die Produktionssteigerung in der deutschen Kraftfahrzeugindustrie war größer als in irgendeinem anderen Lande.

Die fichechische Schuhfirma Bata in 3lin hat durch eine einft weilige Verfügung des Landgerichts I Berlin vom 3. September erreicht, daß das Buch von R. Philipp Thomas Bata, der un­bekannte Diftator" im deutschen Inland zunächst nicht weiter perbreitet werden darf. Der Antrag Batas auf Unterlassung der Verbreitung im Ausland wurde abgewiesen. Diese einstweilige Berfügung bedeutet teine Stellungnahme eines deutschen Gerichts zum System Bata überhaupt, über das wir fürzlich ausführlich berichtet haben. Die Berliner Bertretung der Firma Bata hat uns Material unterbreitet, mit dem sie unseren Dar­legungen entgegenzutreten versucht. Nach genauer Prüfung des umfangreichen Materials und nach Einholung von Erfundigungen werden wir dazu Stellung nehmen.

Der Acht- Millionen- Zusammenbruch in der Metallindustrie. In Baußen ist die Firma Liegens Eidam, ein Metallmalz wert, in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wir haben im Abend darüber schon furz berichtet. Die Gläubiger sehen sich aus namhafter. Unternehmungen des Metallhandels und aus Bankierkreisen zusammer Es sind u. a. beteiligt die Diskonto- Gesellschaft, die Dresdner Bant die Deutsche Bant, das Banthaus Gebr. Arnold, die Commerz Bant, die Sächsische Landesbant . Von Metallgroßhändlern die Firma Schoner, Gotthold u. Co., die Frankfurter Metall- Gesell schaft, der Levy- Stern- Konzern u. a. Die Baußener Firma ha sich in der Hauptsache mit der Herstellung von Kupfer- und Aluminiumwalzwerksprodukten beschäftigt und zu diesem Zweck größere Kredite in Metallrohstoffen bei den Händlern in Anspruc genommen. Nach Ansicht von gut unterrichteten Firmen aus de Branche ist der Zusammenbruch hauptsächlich deswegen erfolgt weil die Firma mit zu geringem eigenen Kapital arbeitete und in folgedessen die zur Verfügung stehenden Gelder zu sehr anspannte Ueber den Stand der Schwierigkeiten und nor allen Dingen übe die Sanierung ist noch nichts Genaues zu erfahren. Die Prüfunge sind im Gange, sie werden aber erschwert, weil sich einer der Ir haber furz vor dem Bekanntwerden der Insolvenz das Lebe genommen hat. In Metallhändlerkreisen wird angeregt, da Aluminium und das Kupferwerf durch führende Metallhandels firmen, die an dem Zusammenbruch beteiligt sind, fortzuführer um auf jeden Fall das Weiterbestehen des Unternehmens zu sicherr Die gesamten Schulden werden auf 7,7 millionen Mart geschäz denen nur etwa 2,6 millionen Mart Vermögen gegenübersteher Der Zusammenbruch hat großes Aufsehen in der Metal industrie erreat, da die Firma als durchaus sicher galt. Die übe 4 Millionen Bantkredite sind zum großen Teil nicht gedeckt et feltener Fall, so daß große Verluste sicher sind.

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Bezugsfarten für Zigarettenhändler. Um den Zigarettenve fauf unter dem feftgefehten Verkaufspreis zu verhindern, habe jegt faft sämtliche Zigarettenfabriken mit allen maßgebenden Gro und Kleinhandelsorganisationen vereinbart, daß fofort gegen da Verschleudern von 3igaretten vorgegangen werden so Zu diesem Zwed werden Bezugsfarten ausgegeben und Fer rabatte nur an deren Inhaber gewährt. In Zukunft tönné daher alle anderen Händler nur noch 811 Großhandel: preisen beziehen. Den Handelsorganisationen wird ferner ds. Recht eingeräumt, gegen die Schlauderer gerichtlich vorzu gehen