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3m Kampf gegen Wohnungsnot

Stadtrat Czeminski über Pläne der nächsten Zeit.

Der Entschluß des Berliner   Magistrats, für Wohnungss bauten 15 Millionen aus laufenden Einnahmen der Stadt herzugeben, bedeutet gegenüber dem drückenden Mangel an Wohnungen nur ein kleines Mittel. Größere Pläne erfordern aber ganz außerordentliche Geldsummen, deren Be­schaffung an der 11 nmöglichkeit der Anleihe aufnahme scheitern muß. Was trozdem im Kampf gegen die Wohnungsnot getan wird oder in nächster Zeit getan werden soll, darüber äußerte fich in einer Besprechung mit Pressevertretern der neue Dezernent für das Wohnungswesen, Stadtrat Czeminsti.

Ungeachtet des in Berlin   herrschenden Wohnungsmangels ziehen hier Jahr für Jahr noch viele Tausende Familien zu, denen der Wohnberechtigungsschein nicht ver­weigert werden kann. In 1924 erhielten ihn 8967 Familien, in 1925 wurde er für 15 652 Familien erteilt, in 1926 und 1927 mußten 26 526 und 26 069 Wohnberechtigungsscheine für neuzuge­zogene Familien ausgefertigt werden und in 1928 wird nach den Erfahrungen der ersten Jahreshälfte auf 34 000 für das ganze Jahr gerechnet. Berücksichtigen wir andererseits, daß Wohnungen durch Weg­zug oder Tod frei werden, so dürfen wir doch die Zahl der Woh nungen, die in Berlin   gebaut werden müßten, auf jährlich 30 000 bis 32 000 schäzen. Mit den nur 120 Millionen Mark, die Berlin   für 1928 als auszinssteuer anteil zu erwarten hat, fann man nur 24 000 ohnungen bezuschussen, wenn die Höhe der Hauszinssteuerhypothet nicht zu gering bemessen werden soll. Ein Notbehelf sollen da die 15 Millionen aus laufenden Stadtmitteln sein, aber auch hier mit wird dem Bedarf noch nicht genügt. Man wird mit diesem Betrag nicht viel mehr als 2000 Wohnungen bezuschussen. Die Bauten sollen, wie im Vorwärts" bereits vor acht Tagen aus der Magiftratsborlage mitgeteilt wurde, auf städtischem Gelände in Siemensstadt   und in Reinickendorf   errichtet werden.

Stadtrat Czeminski wandte sich gegen die oft gehörte irrige Darstellung, daß die Berteilung der Hauszinssteuerhypotheken un­nötig verzögert werde. Er wies darauf hin, daß( wie auch im ,, Borwärts" schon mehrfach betont worden ist) die Eingänge der auszinssteuermittel fich über das ganze Jahr verteilen und daher nicht zu Beginn des Bau­jahres sogleich im vollen Betrage ausgeschüttet werden können. Für 1927 fonnten infolge Streckung" der Hauszinssteuer­mittel und Einschränkung der Hypothekenhöhe 27 000 Wohnungen bezuschußt werden, aber in 1928 will man diefe Stredung" nicht wiederholen, weil sonst die Finanzierung der Wohnungen schwierig wird. Aus dem Wohnungsbauprogramm für 1928 find bisher 17 500 Wohnungen bezuschußt worden. In den letzten Monaten ist nach Aufhebung der Antragsperre eine Flut pon Anträ: gen für 121 000 23 ohnungen gefommen, so daß die Prü­fung und Sichtung viel Arbeit machte und über die Anträge nicht immer sogleich entschieden werden konnte. Bei Projekten von Firmen, die als leistungsfähig bekannt sind, ist mit größter Be­

schleunigung entschieden worden, um wenigstens hier jeden Auf

schub zu vermeiden.

Neben den jährlich 24 000 Wohnungen, die Berlin   in den nächsten Jahren voraussichtlich durch Hauszinssteuer finanzieren fann, wird ein zusäßliches Bauprogramm großen Ausmaßes geplant, Welche Wege gegangen werden sollen, hierfür die Mittel zu beschaffen, das wird für Magistrat und Stadtverordnete in den nächsten Monaten ein Gegenstand ernstester Sorge sein.

5000 neue Wohnungen?

und Bankentonsortium unter Führung der Allge Das Berliner Tageblatt" melbet, daß ein Bau­meinen Häuserbau- Attien Gesellschaft von 1872 Adolf Sommerfeld  " der Stadt Berlin   ein Angebot unter breitet habe, 5000 Kleinwohnungen ohne Inan­spruchnahme der Hauszinssteuer zu errichten. Die Stadt soll, sagt die Meldung, das Gelände zu günstigen Bebin gungen zur Verfügung stellen und ähnlich wie bei dem Chapman schen Projekt Generalpächter der Wohnungen werden mit dem Ziel der Besizergreifung in etwa acht Jahren. Wie wir hören, ist ein derartiges Angebot bis zur Stunde nicht im Rathaus eingegangen.

Linksrud in Dänemark  . Starter sozialdemokratischer Wahlerfolg.- Indirettes Wahlsystem verhindert politische Auswertung. Kopenhagen  , 15. September.  ( Eigenbericht.) In den Wahlen zur Ersten dänischen Kammer hat die Sozialdemokratie 66 000 Stimmen gewonnen, obschon das Wahlalter 30 Jahre beträgt; besonders ist ihre Zu­nahme in dem von Deutschland   abgetretenen Nord. schleswig   start. Hier hat sie ein Mandat gewonnen. In Bornholm   fehlten nur zwei, in Seeland nur 16 Wahl. männerstimmen, um weitere Mandate zu gewinnen.

Alle übrigen Parteien haben einen Stimmen. rückgang zu verzeichnen. Trotzdem hat sich an den Mehr. heitsverhältnissen in der Ersten Kammer nichts ge­ändert; die bisherige Regierung bleibt mit zwei Stimmen in der Mehrheit.

Kopenhagen  , 15. September.

Die Amöbe Berlin  .

Wo bleibt die Notgemeinschaft für Wald und See?

Amöben sind halbflüssige Protoplasma- Klümpchen, formlos, doch begabt mit der unheimlichen Fähigkeit, aus jedem Punkte ihres Leibes tastende Arme vorfließen lassen zu können, die alles ,, was ihnen begegnet, umfließen, in fich auffaugen, das Genießbare affimi­lieren, um dann öde Reste zurückzulassen. Was diese Arme über­fließen, dort schwindet Ursprüngliches, um nicht wiederzukehren. Es gibt lein besseres Bild für das Wachstum der Riesenstadt: tastende Ausläufer aus einem gewaltigen Leibe, dem allein sie dienen. Nach allen Richtungen, doch unberechenbar. Was heute noch fernab dem Getriebe erscheint, fann über Nacht von einem der Arme ergriffen worden sein. Und doch nicht ganz unberechenbar, denn es find immer die schönsten Bald- und Seengebiete, die die Amöbe über fließt. Es ist stets dieselbe Geschichte: Mit einem Male umbrofft miderwärtiger Stacheldraht ein bisher freies Waldstück; ein See­ufermeg ist plöglich fajsiert, das Ufer in Parzellen aufgeteilt, und mer im Walde so für sich hinging, um nichts als Erholung zu finden, der stößt auf platatierte Faustschläge: Achtung, Fußangeln! Bissige Hunde! Borsicht, Selbstschüsse!" Der See, der Wald ist angefressen, für den Rest gibt es dann feine Hilfe mehr. Und dann, wenn es zu spät ist, dann rauscht der Beschwerdesturm durch die Presse. Die Kreise aber, die es angeht, lachen sich ins Fäustchen: Gefällte Bäume stehen nicht mehr auf!

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In den letzten Jahren ist das Tempo der Wald und Seen verwüstung um Berlin   erschreckend geworden. Kein Wunder, daß die Gastwirte der näheren Umgebung flagen, denn sie wird den Naturfreunden zum Greuel, und man muß immer weiter hinaus fahren, um den Stacheldrähten zu entgehen. Für die überaus Bielen  , denen eine vielföpfige Familie das Fahrgeld beschneidet, ist diese Entwicklung eine im Interesse der Bolksgesundheit zu beklagende Katastrophe

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Staatstheater.

Sir James Barrie  :" Was jede Frau weiß."

Jede Frau weiß, daß ihr Ehemann ein großes Kind ist. Die Bute  , die Kluge, die Entsagende mag noch so viel Tüchtigkeit und Summer aufbieten, um den Herrn Gemahl weiterzubringen, er mertt es nicht. Immer will er der Ferr der Schöpfung bleiben und glauben, daß er durch sich allein alles erreichte, daß er aus eigener Kraft nur ein Staatsmann oder gar ein Heiliger wurde. Diese hübsche und galante Binsenhalbwahrheit und Kavaliers­lüge übersetzt der Engländer James Barrie   in seine Mutter­sprache, um zu beweisen, daß Maggie Wylie aus ihrem Mann alles gemacht hat, ein miniſterreifes Unterhausmitglied, einen mißigen Redner, einen Liebling der Nation. Sie vollbrachte das Bunder, obwohl der brave John, ihr undankbarer Gatte, ein hu morlofer Streber war, der sogar auf Abwege ging und einer abligen Gans nachlief. Dieser John soll der dümmste Kerl sein, weil er das gescheiteste Weibchen gründlich verkannte.

Erst nach, vier langen Aften fommt John dahinter, wie gut es das Schicksal mit ihm meinte, das ihm das Ehejuwel Maggie schenkte. Schade, daß dieses Glück so lange auf sich warten läßt. Denn die vier Afte schleppen sich nur mit zäher Beharrlichkeit vor. wärts. James Barrie  , der liebenswürdigste und fiefsinnigste Idyl lifer unter Englands heutigen Schriftstellern, ein Nachfahr von Charles Dickens  , ein ironischer Kleinmaler von ausgezeichnetem feiner Komödie verspottet oder gepriesen werden, sind ganz schot Talent, läßt sich aber schwer verdeutschen. Die Leutchen, die in tisch  . Aus Provinziellem, dessen besondere Schattierung unmöglich micdergegeben werden kann, zieht Barrie seinen Big und seine

Wärnte.

Das provinzielle Gemüt und der schottische Posemudelhorizont fehlen uns und den Schauspielern, um diese Provinzidylle voll­ständig zu würdigen. Es wird im Schauspielhaus nur ein sehr matter hochdeutscher Schwant gegeben. Frau Lucie Höf= ih braucht natürlich nur ihr goldenes Herz zu öffnen, damit auch unser Herz aufgeht, aber in diesem Stüde   muß fie es zu gemalt jam tun. Wir bemundern schließlich mehr die Nettigkeit als die Natürlichkeit ihres Spiels. Und Herr Müthel, der nach einem läppischen Seitensprung wieder zu diesem Prachtweibe befehrt wird, betrübt allmählich durch seine Marionettenmanieren. Es bleibt nur ein schottisches Trio von Bater und zwei Söhnen, bäuerlichen Didschädeln, die auf der Bühne mit fomischer Ein dringlichkeit bezeugen, daß die Bauernschlauheit in allen Sprachen ein gesundes Komödienmotiv ist. Zu dem Terzett gehören Herr Trus, Herr Leibelt und Herr Wäscher.

Mar Hochdorf.

Ein trauriges Lustspiel. One Baffermann im Leffing- Theater.

Der große Bariton" von Leo Dietrichstein und Fred und Fanny Hatton ist ein Lustspiel mit Gefühl, leider mit zuviel Gefühl. Es handelt sich um die Tragödie des berühmten Opernsängers, dem ein Leben lang alle Frauenherzen zugeflogen sind, der aber jetzt von verdorrenden Lorbeeren lebt. Er ist alt Nach vorläufiger Berechnung werden sich die 28 Mandate mie geworden, seine Stimme wird brüchig, er muß sich seiner Haut folgt verteilen: Liberale 12( verloren 1), Konservative 4( unverwehren, damit ihn nicht jüngere Kräfte von der Bühne verdrängen. ändert), Sozialdemokraten 9( gewonnen 1), Demokraten 3( unver- Nachdem er Frauenherzen im Engrosbetrieb verbraucht hat, über­ändert). Die Fraktionsstärke der Parteien müßte demnach folgen kommt ihn die wahre Liebe, und zwar zu der Geliebten eines auf­des Bild ergeben: Liberale 28( 30), Konservative 12( 12), Sozial- gehenden Bühnensterns, seines jungen Konkurrenten Sonnino demokraten 26( 25), Demofraten 8( 8). Der neugewählte Bertreter ausgerechnet. Um das Unglüd vollzumachen, ist dieser Sonnino der Farör wird als Separatist vermutlich feinen Anschluß an die auch noch der Sohn einer Jugendliebe des alten Baritons. Solche dänischen Fraktionen su hen. Gartenlauben- Geschichten gehen vor sich.

Die Deutschen   Nordschleswigs haben im Vergleich mit den Lands thingswahlen des Jahres 1920 einen starken Erfolg zu verzeichnen, der jedoch augens heinlich nicht zur Erlangung eines Mandats aus reichen wird. Ihr Stimmenzuwachs beträgt 2063, d. h. 6719 Stim men gegen 4656 Stimmen vor acht Jahren. Ihre Bahlmänner haben sich somit um drei erhöht. Allein in Hadersleben   hatten sie einen Stimmenzuwachs von 44 Broz. zu verzeichnen. Die deutschen Stimmen Nordschleswigs machen insgesamt nach Bere hnung der dänischen Presse 147/ Broz. aus.

Besonders beachtenswert für die Gesamtwahl bleibt natürlich der Erfolg der Sozialdemokraten, der ihnen einen 3u wachs von 203 Wahlmänner stimmen eingebracht hat, während die Liberalen 53 verloren. Auch die Konservativen tonn ten einen kleinen Erfolg verzeichnen. Die alte tonservativ- liberale Mehrheit vermindert sich somit von drei auf zwei Stimmen, doch joll noch die Möglichkeit bestehen, daß die Sozialdemokraten in Nordschleswig ein weiteres Mandat erobern

Der erste Att hat noch ein wenig Leben. Er schildert die Sorgen des Theaterdirektors, der die widerstrebenden Ansprüche feiner Mitglieder zu erfüllen, Zänfereien und Intrigen zu schlichten und alle Mühe hat, eine Vorstellung mit sich wütend befämpfen­den Sängern zustande zu bringen. Aber dann geht das Luftspiel in füßlicher Elegie feinem traurigen Ende entgegen.

Man würde vor Langeweile umfommen, wenn Albert Bassermann   den Kitsch nicht mit seiner virtuosen Darstellungs. funft vergoldete. Er ist der vollendete Beltmann mit dem liebens­würbigen Pathos des gefeierten Bühnenfünstlers. Als Don Juan  auf der Bühne und im Leben hat er so viel Süßholz geraspelt, daß bei all feiner Oberflächlichkeit ihm eine innige Herzlichkeit zur zweiten Natur geworden ist. Ihm zuzusehen, wird man nicht müde. Bassermann vermenschlicht auch diese papierne Rolle.

Er bringt sogar das große Kunststück fertig, das Erwachen der echten Liebe zu der jungen Ethel Barren glaubhaft zu geftalten, obgleich die Darstellerin, Dore Thalmer, jeden Talentes bar

Davon

Kolonien müssen sein. Aber müssen sie sich gerade in die schönsten Partien hineinfressen und sie dabei, denn das ist immer das Ende, vernichten? Haben die Rehberge und ähnliche Gebiete nicht gezeigt, was sich auch aus ödem Boden herauszaubern läßt? Und davon gibt es genug um Berlin  . Und dann die Volksparts! Alle Achtung, wenn sie aus Dedland geschaffen werden! können wir gar nicht genug haben. Da sind sie am Platze, und Raum und Sand für Spielplätze bieten sie reichlich. Aber nein, es müssen auch schöne Waldpartien zu Boltsparfs verarbeitet werden und die das tun, meinen sogar, sie hätten die Natur verschönert! O sancta simplicitas! Anstatt gerade im Bereich der Riesenstadt Bolt und Kindern noch ein bißchen echte Naturnähe zu erhalten, wird der Wald frisiert, bis jenes von Stacheldraht umzäunte Surrogat übrig bleibt, dem der Naturfreund den Rüden tehrt. Nicht einmal auf fünstlerische Kreise ist Berlaß. Der Tiergarten z. B. ist in seiner Art einzig und der Neue See sein Jumel. Der Bildhauer Prof. Schott aber trat dafür ein, daß der See mit einem größeren Restaurant verziert werde. Und neuerdings wird diese Idee be fürwortet, um den Tiergarten in noch höherem Maße der Bevölke rung zugänglich zu machen! Wenn das geschieht, wenn das zuge­lassen wird, dann sind die Berliner   ihren Neuen See nicht wert. Der Ruf sollte sich erheben: Wald in Not! See in Not! Wir haben eine Notgemeinschaft für die deutsche   Wissenschaft. Jetzt auch eine Notgemeinschaft für die deutsche   Kunst. Wo bleibt die Notgemeinschaft für Wald und See? Eine Gemeinschaft, die vorbeugt, die zu retten sucht, was noch zu retten ist, die nicht jammert nach geschehener Verwüstung, sondern vorher | die kommenden Fangarme der Amöbe aufspürt und sie rechtzeitig ablenkt? Denn es ist Raum genug für die Riesenstadt ringsherum! L. Löske.

ist. Wie ein großes Theater dem Publikum in Berlin   eine Schaus spielerin anbieten kann, die nicht weiß, was sie mit ihren Glied maßen und mit ihren Augen anfangen soll, die wie in einer Di­lettantenvorstellung mimt, ist unbegreiflich. Ernst Degner.

Eine Stegreifbühne.

Das 9- Uhr Theater. Kurfürstendamm  .

Diese fleine Bühne im ehemaligen Kabarett der Komifer" ist auf Improvisation gestellt. Auf zurufe aus dem Publikum formen Mag Steiner Kaiser und seine Künstler kleine Szenen, die vollkommen aus der Eingebung des Augenblicks ent­stehen. Die Künstler treten unvorbereitet an ihre Aufgabe heran. Etwa auf den Zuruf: Hat der eiserne Gustav richtig gehandelt?" entwidelt sich eine Gerichtsszene, deren Ausgang feiner der Be teiligten fennt und die allein durch die wißigen Einfälle der Dar­steller vorwärts getrieben wird. Entscheidend für den Erfolg sind die Konzentrationsfähigkeit, die Einfälle und das Situationsgefühl der Künstler.

Bei jedem Stegreifipiel muß es auch tote Stellen geben. Im großen und ganzen wird diese Art der Komödie immer etwas banal bleiben, wenn nicht die Darsteller üder funkelnden, geiste reichen With verfügen. So waren die Darbietungen der Eröff nungsvorstellung auch ganz ungleichmäßig. Trotzdem tann man von einem Erfolg sprechen dank der Leistungen Mag Steiner= Unterstützung der Künstler, die hier tatsächlich über die Gabe der Raisers, Eugen Reg's, Marliese Ludwigs und der anderen. Vor­aussetzung für den Erfolg ist das Mitgehen des Publikums, die unterstützung der Künstler, die hier tatsächlich über die Gabe der Improvisation verfügen.

Französische   Schauerdramatik.

Das Theater ,, Grand Guignol" in der Tribüne.

F. S.

In dem neuen Programm des Theaters Grand Guiga no l" geht es außerordentlich schaurig zu. Das erste Drama Das Gefängnis des Lasters" übertrifft sich in dieser Beziehung selbst. Ein Herr, Opiumesser und Sadist im Privatberuf, blendet auf der Bühne eine Dame, um seinen patentierten Sadismus dem Bublifum durch die Tat zu beweisen. Zur Strafe wird er von einem anderen Herrn erschossen. Dagegen ist Der Kuß in der Nacht" harmloser, hier arbeitet man nur mit Bitriol. In ihrer Kraßheit und grellen Tönung sind diese Dramolets echte Kolpor tage, darüber täuscht auch nicht der gut pointierte Dialog hinweg. Es sind Schauerdramen um ihrer selbst willen, und die Schauspieler unterstreichen noch durch ihre Realistik und durch ihre auf Effekte gestellte Darstellung diesen Eindrud. Alles ist derart überspißt, daß es bereits anfängt tomisch zu wirken. Ausgezeichnet dagegen die Schwänke, etwa Die Erbschaft", in der zwei Provinzlern ein Bordell vermacht wird. Auch die Schauspieler sind hier start gezügelt, von fünstlerischer Zurückhaltung.

Johannes- Fastenrath  - Stiftung.

―t.

Der im Jahre 1908 zu Köln   verstorbene Schriftsteller Johannes Fastenrath   hat legtwillig eine Summe von 300 000 m. zu einer Stiftung bestimmt, aus deren Zinsen solchen Schriftstellern, die sich mit Arbeiten in deutscher Sprache auf dem Gebiete der schönen Literatur ausgezeichnet haben, ohne Rücksicht auf Staatsangehörig­teit, religiöse, soziale oder politische Richtung Zuwendungen zu machen find. Nachdem die Stiftung aufgewertet worden ist, soll nunmehr, wenn auch start eingeschränkt, die Berteilung der Zinsen wieder erfolgen. Bestimmungsgemäß dient die Stiftung vor allem der Förderung starter Talente, denen Ehrengaben ver­liehen werden sollen; nur nebenher sollen, wenn entsprechende Bega­bung nachgewiesen ist, an bedürftige Schriftsteller fleinere Beträge als Unterstützung gezahlt werden. Die Stiftung hat ihren Sitz in Köln  am Rhein   und wird verwaltet durch einen ehrenamtlich tätigen Stiftungsrat. Bewerbungen um die Stiftungsgaben sind unter Beifügung eines turzen Lebenslaufes bis späte­stens den 1. Dezember d. J. unter der Anschrift: An den Oberbürgermeister, Köln   am Rhein  , Rathaus, betrifft Fastenrath­Stiftung", einzureichen. Die Entscheidung wird fagungsgemäß An­fang Mai 1929 getroffen. Es wird den Bewerbern anheimgestellt, ihren Gesuchen diejenigen Unterlagen( Bücher oder sonstige literarische Arbeiten) beizulegen, die sie zu einer Begründung des Gesuches für notwendig erachten. Die Unterlagen werden später zurückgesandt. Die Bücher find aufgeschnitten einzusenden.

Dichters Christian Morgenstern  , verstarb auf seiner Besikung in Bolfshau Der fchlefische Landschaffsmaler, Profeffor Morgenstern, der Bater bes bei Strummhübel

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