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Die

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Befreiung Filde Fernleitner

( 55. Fortschung.) ,, as bu für die neue Zeit tun fannst, ist, dich nicht dagegen zustellen."

Lät ich auch nicht, um Gottes willen. Ich hab wahrhaftig immer g'jagt, daß jede Zeit recht hat und in jeder Zeit die Jugend." ,, Und siehst du, Tante Hedwig, was immer ich anstell' und bin, d'ran bist du schuld. Du hast mir fürs Leben den Spruch mil­gegeben: Und wenn dein alter Bater spricht, gehorch ihm nicht, gehorch' ihm nicht, sei du, sei du." Erinnerst du dich? Das hab' ich mir gemerft."

,, Bin ich wirklich schuld? Sag's mur nicht dem Feinleitner!" ,, Nein, das bleibt unter uns! Aber wahr ist's doch, menigstens zu einem guten Teil!"

,, Mein Gott, da hab' ich was Schönes angerichtet, aber schuld bin ich gewiß nicht, schuld find wie immer nur diese Dichter, diese blöden Dichter."

Hilde fuhr also trotz Biderrede des Herrn Oberlandesgerichts. rats Fernleitner, trotz der Beflommenheit der Tante Hedwig und mit der refignierten Zustim: nung Muttis cdht Tage nach ihrer Rückfehr vom Silberberg nach Zell am See . Sie nahm einen leichten Rudsad mit, ein paar Toilettegegenstände, eine Bluse und einen Rock, und dazu vor allem tüchtige Bergschuhe.

,, Erinnerst du dich, Hildekind," sagte die Mutter ,,, wie du in früheren Jahren nach Aussee und nach dem Schloß Wunder aller Welt gefahren bist? Roffer voll mit Kleidern, war's nicht doch schöner?" ,, Meinst du, Mutti, daß es schöner war? Das hier ist bequemer besonders wenn man fein Geld hat, die Koffer als Reisegepäd aufzugeben, sondern sie in den Waggon mitnehmen muß."

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Im Bahnhof von Zell am See wurde Hilde von ihren drei Gefährten erwartet, Alpenblumen hatten sie gepflüdt, und Drobauer und Wagner überreichten ihr jeder seinen Strauß. Noch eine kurze Strede mit der schmalspurigen Bahn, und sie begannen den Aufstieg zu der Hütte, zu ihrer Hütte.

Fühlen Sie sich nicht als Rapitalistin? Jegt haben Sie gar eine Billa für den Sommer gepachtet, fann man mehr verlangen?" ,, Na, versprechen Sie sich nur nicht zuviel von der Billa , sonst merden Sie enttäuscht sein. Wasserleitung gibt's nicht, und mit der Rüche wird's auch hapern," rief Inge.

Sie schritten tapfer aus, es roch nach blühenden Wiesen und dann nach frischem Holz und immer nach Freiheit. Es war nicht leicht, zur Hütte hinaufzufinden, die abseits aller markierten Wege stand, aber der Bauer sah sie von meitem, rief ihnen zu und übergab ihnen, als er sie gegrüßt hatte, einen riesengroßen Schlüssel. Dann nahm er fein Bachtgeld in Empfang und trottete, ohne sich umzu fehen, ins Tal.

Sie machten es sich in der Hütte wohnlich. Sie war flein , im ersten Raum, in den man eintrat, gab es nur eine Bettstelle und oben, im ersten Stod, auch nur eine. Wie sich der Eigentümer vor geftellt hatte, daß vier Personen hier schlafen und wohnen sollten, war unerklärlich. Aber die beiden Mädchen machten es sich ohen zurecht, und unten bereitete sich Wagner, auf dem Boden eine Liegestatt.

Ohne viel Reden hatte Wagner das Kommando übernommen. Er wußte in allem Bescheid und verstand es, mit den paar Wert­zeugen, die zur Hand waren, innzugehen. Während Drobauer vor jeder der vielen Unannehmlichkeiten, die sich nun zeigten, ratlos dastand und bloß über alles und jedes zu schimpfen begann, und Besonders über die unsinnige Idee, in einem solchen Biehstall mehr als eine Woche lang haufen zu mollen, nahm Wagner mit unbeug­famem Humor und tatkräftiger Besonnenheit jeder Situation die Unannehmlichkeit. Und wenn schließlich die beiden Mädchen doch oben einen Raum hatten, in dem sie schlafen konnten, und draußen, nor der Hütte, ein Tisch mit zwei Bänken stand, von wo man den Linien der Bergzüge weithin mit den Augen folgen fonnte, so war es sein Berdienst.

Hier lebten nun die vier in nie geahnter Naturnähe, sie hatten bald heraus, mas die Winde anfündigten, sie verließen am frühen Morgen die Schlafstätten und muschen sich in genau geregelter Folge am Brunnen, als erster Wagner, dann Drobauer, und während die sich mit dem Haushalt beschäftigten, die Mädchen. Diese wuschen die Wäsche oder fie begleiteten die Burschen ins Tal, wo sie bei der Post Lebensmittelpakete abholten, die man ihnen von Wien nachsandte, oder sie legten sich nachmittags auf die Wiese und lasen kleine handliche Bändchen, die jeder von ihnen, ohne daß es besprochen worden war, im Rudjed mitgepadt hatte und am Abend sang Hilde oder Inge, oder Drobauer brachte einige von seinen Volksliedern. Und denkwürdig war auch, daß alle vier am ersten Abend beschlossen, sich ,, du" zu sagen.

Am Abend waren sie müde und gingen schlafen, besonders, da jeder nur eine Kerze mit hatte, mit der man vorsichtig und spar­sam sein mußte.

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Wie rasch waren die zehn Tage dieser Ungebundenheit ver­flogen! Sonne und flarste Bergluft, Ruhe und Arbeit, die sie nur beluftigte, und trotz der förperlichen Nähe dieser frischen Mädeln und jungen Burschen, niemals ein Blick, ein Wort, die jene hätte nerlegen fönnen. Als es mit den Ferien Wagners zu Ende ging vier Tage hätte er noch gern gehabt, aber das war un­möglich! riet er den anderen, noch weiter in der Hütte zu bleiben, da ja die Miete ohne Bestimmung des Zeitraumes ausgemacht worden sei. Aber spontan meinten die drei, daß sie nicht den einen Gefährten in die Stadt ziehen lassen und ohne ihn weiter all das Herrliche, das sich hier ihnen bot, genießen wollten. So fahen sie sich noch einen Tag lang gründlich um, schnitten in einem der Balfen ihre Initialen ein, ein 5 und ein I, das von einem 23 und D ich hab' tan Bornamen," sagte Drobauer trogig umschlungen war, fie sperrten mit dem großen schweren Schlüssel die Tür ab und wanderten dann singend und ohne sich nochmals umzusehen, abwärts ins Tal.

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Das waren Ferien!" sagte Wagner auf dem Wege. Wahr. haftig, so schön wie in der Kolonie! Noch vier Tage, und es wär' mir gar nichts zu wünschen übrig."

Sogar Drobauer brummte irgend etwas von gelungener Idee, und die beiden blonden Mädel lächelten zufrieden im Dahinschreiten. Hilde mar in Wien und hauste zuerst friedlich mit dem Fräu­fein Roje, bie auch schon von Langenlebarn zurüdgefehrt war. Sie

Ein Wiener Roman von Paul Burgftaller

die anderen."

machte Ausflüge in den Wienerwald, studierte ein bißchen, Tas y anzusehen, Santi Florian, wo der Brudner Organist war, und Bücher, die ihr Wagner empfohlen hatte; es mar feine üble 3eit, die sich an die herrlichen zehn Tage der Freiheit in der Almhütte anschloß.

Möchst nicht gern noch diesen Sommer ausnügen?" fragte

die Inge.

Dja, ich möcht' schon, aber es geht wirklich nicht mehr," ant­wortete Hilde.

,, Du, da gibt's bei den Jugendlichen bei uns so einen g'spaßigen Plan. Was meinst, wenn wir mittäten, weißt, nur um noch, so lange es Sommer ist und wir frei haben, am Lande zu sein?" Was ist das für ein Plan?" fragte die Hilde.

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Ich hätt' auch Lust, mir einmal alle Stifte in Niederösterreich

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,, Sag' deinen Blan."

Ja, es ist fomisch, da pollen ein paar Burschen und Mädel eine Theatertruppe bilden..."

,, llje."

,, llnd herumwandern wie in der guten alten Zeit. Gelb haben mir alle zusammen nicht, aber alle möchten wir noch eine große Fußtour machen."

,, Fußtour? Braucht man nicht einen Bagen mit Deforationen und Kostümen?"

,, So nobel darfst du dir's nicht vorstellen. Bir spielen ein paar alte deutsche Schwänte, einfache Szenen, das Ganze auf Dilettantenart; wenn die in den fleinen Städten und Märkten so­viel Humor haben wie wir, dann glückt es."

Hilde machte eine zweifelnde Gebärde.

Gleich wirst du sagen, daß ich immer Projekte hab'. Na ja, mas schad'ts denn? Ich hab' dich doch auch auf die Almhütte hinauf­geschleppt, war's schlecht?"

,, Nein, das war gut."

,, Ro alfo, tomm' mit, eine gelernte Schauspielerin, eine Schüle rin des ehemaligen Burgtheatermitgliedes Frau Neumann- Norret übrigens, die ältesten Burgtheatermitglieder erinnern fich nicht, sie je auf der Bühne gesehen zu haben, so was wird ja von Krems ab und aufwärts geradezu Furore machen."

Wenn die Inge einen Plan hatte, gab sie sobald nicht nach. Der Drobauer war für die Idee Feuer und Flamme und versprach sich mit seinen Volksliedern und Revolutionsgedichten enormen Erfolg. Der Bagner allerdings erklärte, daß er nicht meg fönne und viel zu schwerblütig sei. Hilde stimmte zu.

,, Du, menn das aber der Herr Oberlandesgerichtsrat Ferns feitner erfährt, so gibt's diesmal, glaub' ich, doch einen Krach. Jetzt ist die Stimmung nicht so versöhnlich wie damals, beim Bregenzer Debut. Und es ist auch was anderes. Wanderschauspielerin."

,, Aber mas mir da machen, hat mit der Schauspielerei gar nichts zu tun, das ist eher mas Antiles, wo die Sänger umherzogen, meißt du!"

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Inge beruhigte Hilde, brachte sie mit den anderen Mitgliedern der neuen Truppe zusammen ba war noch eine angehende Für forgerin und eine Turnlehrerin, ferner ein Student der Kunst. geschichte, ein Herr des Pädagogiums und ein abgebauter Ober. leutnant, der noch immer feine Beschäftigung für sich entdeckt hatte. Bier Damen und vier Herren, war das nicht geradezu ein ideales Gastspielensemble? Inge wurde feierlich zur Sefretärin des Unter­nehmens gewählt und Hilde zum Star erflärt, Und nachdem man einige Spiele von Hans sich über das Programm geeinigt hatte- Sachs, einige rasch aus dem Französischen übersetzte einattige Bossen, dazu Lieder zur Laute, Volkslieder, vorgetragen von Herrn Mari milian Drobauer usw., usw., ging's wahrhaftig auf die Reise. ( Fortseßung folgt.) i

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

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Kreuzworträtsel.

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Wagerecht: 2. Fragemart; 4. Fischeier; 6. Fisch; 7. Kummer; 9. Flächenmaß: 10. Getränk; 11. Fluß in Sibirien ; 13. süd­amerit. Huftier; 15. Figur aus Bagners Balfüre; 17. Bejazz; 20. wertloses Zeug; 22. Spiel­farte; 23. Zierlaut; 24. großes Gewässer; 25. ausgestopfte Kör­per; 26. Glücksspiel; 27. Reben­fluß der Donau ; 28. nordischer Schriftsteller; 29. Nebenfluß d. Don. Sentrecht: 1. Zeit­bestimmung; 2. Fluß in Ruß! land; 3. Gebirgswiefe; 4. ägypt. Gotth.; 5.engl. Berneinung; 6.Ba­pageienart; 8. d. Gegenteil v. Le ben; 9. Einer d. USA. ; 12. fünſtl. Berb.; 14. europ. Jnsel; 16 weibl. Borname; 18. nordische Gottheit; 19. Berserkönig; 20. römischer Elegiendichter; 21. Fluß in Afrika .

Röffelsprung.

men wir- ein kin- gens­

te haus cher

kräf- schaff strö- ken en- der hort

in

te eig- sie als und se- auf fort und

bu- dein aus

ne

kel noch

Silbenrätsel.

a a an ba bad be bein biß chi de del del di dal e e e el el eng flo ge gen got i im fe fna land last lei let lip lis lnm me na neu ni no nus o ol paß peo pi pich ra ra ras re rei rest ri schi fe fen fon tep ter ti tin tom tra träu tri u u pa ve vi wa win zi zweig. Aus vorstehenden 75 Silben find 27 Wörter zu bilden, deren Anfangs- und Endbuchstaben von oben nach unten gelesen, einen alten Spruch ergeben( ch und sch gleich ein Buchstabe). Die Wörter bedeuten: 1. Deutschen Komponisten, 2. Muse, 3. Gebirgs einschnitt, 4. Fluß zur Donau , 5. Südmein, 6. Bimmerschmud, 7. Berg in Asien , 8. schwedische Insel, 9. internationale Sportwoche, 10. Tonftüd von Schubert, 11. Baumharz, 12. Fisch, 13. deutschen Dichter, 14. Nordseebusen, 15. heilfräftige Erfrischung, 16. Oper von Strauß, 17, fleine Mahlzeit, 18, Säure, 19. Mittelmeerinjel,

20. Arzneipflanze, 21. Stadt in Perfien, 22. Rindermascheſtüd, 23. Strom in Indien , 24. Page, 25. Baumschmud, 26. Kegelschnitt, 27. Gesichtsfnochen.

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Was uns am nächsten liegt.

Sei es die Frau, sei es der Mann, Das Rätselmort geht jeden an. Sie sind das Nächste mohl uns allen; Ob reich, ob arm, sie jeder fennt. Wer feins davon sein eigen nennt, Ist mahrlich tief gefallen.

Mimmst du den Kopf mun fort vom Rätselwort, Bleibt, nah' dem Nordseestrand, ein wohlbekannter Dri

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Leiftenrätsel.

Die Punkte und Zahlen in nebenste hender Figur find durch Buchstaben zu erfeßen. Es ergeben: 1-2 Stadt in Sachsen ; 1-5 Stadt in Baden; 2-6 Stadt in China ; 3-4 Stadt in Schle sien; 5-6 norddeutsche Hafenstadt.

Visitenkartenrätsel.

ROBERT KANDIK

Durch Umstellen der Buchstaben erfährt man, welche Stellung der Herr bekleidet. -ab.

Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Rösselsprung: Die Befreiung der Menschheit aus den Feffeln des Kapitalismus wird um so schneller erfolgen, je früher die Sozialdemokratie die politische Macht erkämpft.

Geographisches Füllrätfel: 1. Nanting: 2. Bacha­ rach ; 3. Ratibor ; 4. Warschau ; 5. Jhehoe; 6. Florenz ; 7. Breslau ; 8 Coblenz; 9. Romames; 10. Glauchau ; 11. Stettin ; 12. Altenau ; 13. Oberhof ; 14. Stendal .

Sentrecht mittelste Stadt: Kaiserslautern Silbenrätfel: 1. Wagen;; 2. Ederle ; 3. Magenkrampf; 4. Nobel; 5. Treue; 6. Cholerisch; 7. Trumeau; 8. Ziegnherz; 9. Utrecht ; 10. Rettich; 11. Amati; 12. Talgdrüsen; 13. Eisenblech; 14. Ronan; 15. Java; 16. Salat; 17. Tagetes; 18. Dalli; 19. Emphysem. Wem nicht zu raten ist, dem ist nicht zu helfen. Ausfüllrätsel: 1. Loebe; 2. Leber; 3. Ebert; 4. Bebel. Geographisches Kammrätsel: 1. Breslau ; 2. Leips aig : 3, Arabien ; 4, Italien ; 5. Nauheim , Bulgarien ,

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