Behauptung, daß er m Sutzerster Nokvehr gehandÄt habe, shewt zuzutreffen. Die zweite Tragödie forderte zwei Todesopfer. Sie trug sich in den Morgenstunden des Sonntag im Haufe Michaelkirchplatz IS zu. Dort wohnt der 47 Jahre alte Telegrophenoberfekretär Ml- Helm Engel mit seiner 3S Jahre alten Ehefrau Marie geb. Schmidka und seinen beiden ffindern, der 15 Jahre alten Tochter Helene und dem achtjährigen Sohn Hans Joachim. Vor vier- zehn Tagen kam die Schwester der Frau, die 38 Jahre alte Hedwig Schmidka, nach Berlin zu Besuch. In der Familie herrschten unerquickliche Zustände. Engel, der im Amt als überaus tüchtiger und zuverlässiger Beamter bekannt war, klagte Kollegen gegenüber wiederholt über die Herrschsucht seiner Frau, die die Zuneigung der Kinder an sich reiße und ihn im Hause unterdrücke. Frau Engel behauptete wieder, daß ihr Mann ein Tyrann sei. Daraus ergaben sich unerquickliche Zustände, die durh den Besuch der Schwägerin noch verschärst wurden. Engel beklagte sich besonders darüber, daß auch die Kinder gegen ihn Partei nähmen. Seins Freunde rieten ihm daher vor etwa 14 Tagen, sich von seiner Familie zu trennen und sich ein möbliertes Zimmer zu mieten, damit er Ruhe habe. Das wollt« Engel jedoch nicht, weil er sehr an seinen Kinden hing. Am Sonntagmorgen kurz vor ? Uhr kam es aus geringfügiger Ursache wieder zum Streit. Die Eheleute und die Schwägerin waren schon aufgestanden, während die Kinder noch in den Betten lagen. Im Verlaufe des Streites zog mm Engel«inen schweren amerikanischen R«, volver. den er erst vor einigen Tagen gekauft hatte und gab auf seine Frau einen Schutz ab. der sie In den Kops traf und sofort tötete. Dann feuerte er auf die Schwägerin, die durch drei Schüsse in Brust, Bauch und Rücken schwerverletzt wurde. Die Tochter, die auf den Lärm herbeieilte, flüchtete zur Tür hm- aus. Auf sie schoß der Vater ebenfalls, traf sie jedoch nicht. Ein Schupobeamter des IL. Reviers, der auf seinem Streif- gange vorübertam, hörte das Mädchen um Hilf« rufm und eilt« in die Wohnung hinauf. Er fand auch Engel tot auf. Er hatte sich inzwischen durch einen Kopfschuß selbst getötet. Der kleine Hans Joachim kauerte erschrocken hinter dem Sofa und starrte weinend auf die Leichen der Eltern. Die schwer- verletzte Schwägerin wurde nach dem Bethanienkrankenhaus ge- bracht, wo sie in bedenklichem Zustande daniederliegt. Der Kinder nahmen sich Verwandte an. Die Leichen des Ehepaares wurden beschlagnahmt und nach dem Schauhaus gebracht. Das dritte Todesopfer. wie wir kurz vor Redaktionsschluß erfahren, ist auch Frau Schmidka ihren schweren Verletzungen im vethanlenkrankenhau, erlegen. Zu der furchtbaren Bluttat im Haus« Michaelkirchstroße 15 er- fahren wir noch folgende Einzelheiten: Hausbewohner beobachteten seit ungefähr zwei Jahren, wie die Zustände in der Familie Engel sich unausgesetzt verschlechterten. Der Mann im Amt einer der gewisienhaftesten Beamten, mißhandelte Frau und Kinder oft in der fürchterlichsten Weis «. Nachbarn hatten gelegentlich solcher Auftritte das Ueberfallkommando alarmiert: man hatte den Hausarzt veranlaßt, die Ueber» führung des Mannes In ein« Anstalt zu oeranlassen. Da«r sich jedoch dem widersetzte, blieb es bei bloßen ärztlichen Beobachtungen, die kein weiteres Resultat ergaben als den Befund eines h ö ch st nervösen Menschen. Der Mann war Trinker, und in seinem Rauschzustande mißhandelte er seine Familie auf das fürchter- lichste. Cr haßte seine Kinder geradezu, er vernachlässigte die Fa. milie, war oft nächtelang nicht zu Hause, trieb sich in den Straßen umher und wurde bei einer solchen Gelegenheit auch einmal mit einer schweren Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Immer mehr verdichtete sich das Netz dieser mehr als Unglück- seligen Familiengememschaft, bis es am gestrigen Sonntag zu der unheilvollen Tat kam, der drei Menschenleben zum Opfer fielen. Nielleicht hätte das Unheil verhütet werden können, wenn man den Man» seiner Familie entzogen und in Sicherheit gebrocht hätte. Wer aber hat das Recht, einen Menschen gewolisam von der Bild- fläche zu entfernen, der seinem Beruf mit aller Gewissenhaftigkeit nachgeht, der in einem Verein, dessen Mitglied er war, friedlich Musik treibt? Mit der Bibel in der Hand saß er da, las fromme Gesänge. Dann klappte er die Bibel zu und mißhandelte in fürchter- lichster Weise Frau und Kinder. Psychopath, Verbrecher, ein armer Irrer? Wer weiß es? Die Schwester erdrosseli? „Warum hat sie keinen Kaffee gekocht?" Die Nachricht von. einer weiteren schweren Blut- tat rief die Mordkommission am Sonntag vormittag nach der Invalidenstraße 101. Dort wurde gegen 10 Uhr die S7jährlge Arbeiterin Klara Kühn unter verdächtigen Umständen tot aufgesunden, vermutlich Ist die Frau von ihrem geistesschwachen Bruder, dem 47jährigen Fritz Kühn , im Streit erdrosselt worden. Kühn wurde in Haft genommen. Frau Kühn bewohnt im Erdgeschoß drei Zimmer und ein« Küche. Zwei Räum« hatte sie an ein Ehepaar abvermietet und gleichzeitig die Verpflichtung übernommen, für das erste Frühstück zu sorgen. An, Sonntag früh warteten die Leute vergeblich auf da- Erscheinen ihrer Wirtin. Als sie schließlich nachsahen und in das Schlafzimmer der Kühn hineingingen, bot sich ihnen ein gräh- licher Anblick. Die Frau lag regungslos in ihrem Bett, das Gesicht war dick geschwollen und die Augen stark blut- unterlaufen. Die Polizei wurde benachrichtigt, die sofort die Mord- kommission alarmierte. Der Arzt konnte die Todesursache nicht ein. wandfrei feststellen und ordnete deshalb die Ueberführung der Leiche ins Schauhaus an, wo heute die Obduktion vorgenommen wird. Man vormutet, daß der geisteskranke Bruder seine Schwester, die sehr dem Alkohol ergeben war, in einein Wutanfall umgebracht hat. Er war früher in einer Anstalt interniert, wurde aber vor einiger Zeit entlassen und von der Schwester oufgenom- men. Frau Kühn vernachlässigte zuweilen ihre Untermieter. Darüber kam es zwischen den Geschwistern häufig zu Streitigkeiten. Der mutmahlicb« Täter sollte heute im Polizeipräsidium vor- nommen werden. Es war trotz aller Bemühungen aber nicht mög- lich, aus seinen wirren Reden Klarheit über die Vorgänge in der Sonntagnacht zu gewinnen. Auf alle Fragen gab er immer wieder die Antwort:„Warum hat sie keinen Kaffee gekocht, warum hat sie keinen Kaffee gekocht!" Es besteht die Möglichkeit, daß K. am Tode feiner Schwester vielleicht unbeteiligt ist, und daß sie im Delirium gestorben ist. Erst die Obduktion wird die genau« Todesursache ergeben.
Ltnwetter in aller Meli.
Iacksonville, 17. September. Der Mrbelsturm. der seht die Gegend von Miami und die Südosttüste Floridas erreicht hat. wütete gestern am späten Nachmittag In dem Gebiet zwischen Jupiter und Miami mit einer Geschwindigkeit von hundert englischen Meilen in der Stunde. Die Nachrichten aus dem Unglücksgebiet treffen nur verstümmelt und lückenhaft ein. da sämtliche Verkehrslinien zer stört sind. Die höhe der Verluste an Menschenleben und der Sach. schaden ist noch unbestimmt. Von dem Sturm wurden auch ver- schiedene Kolonien der amerikanischen Millionäre betrossen. Zu zahlreichen Ortschaften brach unier der Bevölkerung eine Panik aus, und die Ortschaften wurden nach den ersten Anzeichen von dem Herannahen des Sturmes geräumt. New park, 17. September. Aus San Juan auf P o r t o r i c o wird gemeldet, daß die Orkanschäden auf der Insel bedeutender find, als zuerst angenom- men wurde. Etwa die Hälfte aller Häuser wurde zerstört. Genaue Meldungen über den Umfang der Schäden liegen noch nicht vor, weil die Drahtverbindungen unterbrochen sind, doch schätzt man schon jetzt die Zahl der Toten auf mindestens 100 und
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die der verwundeten auf über 1000. Aus H u m a c o werden 35, auf Eayey 30 Tote gemeldet. Der Sturm hat mittlerweile Florida erreicht, wo er nach den letzten Meldungen eine Stunden- gefchwindigteit von 160 Kilometern hatte.
Dondon. 17. September. (TU.) Nach weiteren Berichten schwanken die gegenwärtigen Schätzun- gen über die Menschenverluste durch die Tornadotatastrophe in P o r t o r i c o zwischen 1000 und 2000 bei 10 000 Obdachlosen. Der Materialschaden wird auf 400 Millionen Mark geschätzt. Feuer und Erdrutsche vermehrten den Schrecken, da ganze Bergteile durch den wolkenbruchartigen Regen sich lösten und nach den Wohnungen zu abrutschten. Die Ernte auf der Insel ist vollkommen vernichtet. Bei den ersten Hilfsarbeiten wurden Polizei und Soldaten durch Gefangene unterstützt. Hungersnot und ansteckende Krankheiten folgen dem Unglütk. Der Sturm wird als die größte Katastrophe bezeichnet, die je das mittelamerikanische Jnselgebiet heimgesucht hat.— Der Verlust an Menschenleben in dem über Illinois , S ü d- D a k o t e und Wisconsin niedergegangenen Sturm wird nach den letzten Berichten aus New Jork auf 44 angegeben, der Schaden beträgt L0 Millionen Mark. Gturm über Algier . Aus Algier wird gemeldet, daß über die Stadt und die Bann» meile«in heftiger Sturm hinwegging, der großen Schaden an- richtete. In der Bannmeile ist ein« Villa eingestürzt. In Algier wurde das Gebäude unter Wasser gesetzt, das die Archive des Re- gistrierbureaus enthält. Di« Archive wurden vernichtet. Der Straßenbahnverkehr ist vollständig unterbrochen. Durch einen Bruch der Hafenmauer wurden die umliegenden Straßen und Plätze unter Wasier gesetzt. Taifunkataffrophe in China . Während eines Talsuns, der mik außerordcnlNcher Hestigkeik über das Zangkse- Gebiet hinwegging, find nach Berichten aus Schanghai eine größere Anzahl von Fischerbooien gesunken. Die Zahl der ertrunkenen Fischer wird ans 100 geschäht. weitere Meldungen besagen, daß durch den zweitägigen Taifun in dem Gebiet von hangtschau.Tschinklaag und Nan- klag entlang der Küste großer Schaden angerichtet wurde. Zahlreiche Chinesen sind crirunken und die Verbindungen vollkommen unterbrochen. Eine groß« Anzahl von Häusern ist zusammengcslürzl. Dem Taifun folgte ein wolkenbruchartiger Regen, durch den Schanghai unter schweren Ucberschwemmungen zu leiden hat. die schlimmsten seit dem Zahre 1305. verschiedeue Teile der sronzösischea Konzession und das Lager der amerikanischen Marine. truppen sind überslntek. Der Verkehr ist unterbrochen.
Die Verhandlungen in Genf . (Fortsetzung von der 1. Seite.) moralische und rechtliche Gründe(Artikel 431 des Friedensvertrags, Deutschland « Vertragserfüllung und Friedenspolitik bis zum Kriegs- vcrzichtsvertmg). Cr bezog sich auf die gesamte Räumaug. Der Antrag auf frühere Räumung der zweiten Zone war m keinem Stadium der Aerhandtungen gestellt worden. Wenn sie in den letzten Wochen auftaüchte, so handelte es sich um eine französische Anregung, durch ein« freundliche Geste den Deutschen die geforderte Gegenleistung zu erleichtern, gegen die sie sich sträubten. Aber die Vorverlegung der Räumung lediglich der zweiten Zone konnte keinen Ausgleich bilden für die Erfüllung von französischen Wünschen, deren Tragweite nicht ohne weiteres überblickt werden konnte. Das einzig Unmittelbar« ist die Einsetzung einer Sachversiändigenkommission zur endgültigen Regelung der Reparationssrage. Diese Kommission kann unmittelbar nach Genf gebildet werden. Sie soll au» Vertretern der an den Genfer Beratungen beteiligten Mäch- ten bestehen. Dabei bleibt die deutsche Ausfassung bestehen, daß kein« Verbindung zwischen der Reparationssrage und der Räumung besteht. Diesem Standpunkt trägt auch das Kommunique Rechnung. Die Einsetzung der Sachverständigenkommission wird ohne Zusammenhang mit der Räumung konstatiert. Entscheidend ist jedoch, daß Deutschland und Frankreich das Jnteresie an der Fest- stellung der Endsumme haben. Sehr viel größere Schwierigkeiten bot die»Fefislellungs. und Schlichte, ngskommissiov", über die eine Einigung nicht erfolgte. Es war der dramatische Höhepunkt der Sonntogsverhondlungen, als Hermann Müller darlegte, warum die Rieichsregierung nur dann auf diesen französischen Vorschlag eingehen könnte, wenn die Zeit- d a u e r auf den äußersten Räinnungstermin des Friedensvertrags, auf das Jahr 1335 beschränkt würde. Die Gegenseite faßt diese Kommission als eine Ergänzung des Rheinpaktes auf und wollte Im Hinblick aus dessen Dauer eine zeit- liche Begrenzung nicht zugestehen. An diesem Punkte mußten die Verhandlungen entweder scheitern oder vertagt werden. Briand fragte Rlüller:„Zsl das Ihr letztes Wort?" Müller erwiderte:„Zawohl, und ich kann um so weniger davon abgehen, als ich mich in vollem Einvernehmen mit dem Kabinett befinde, das den Willen der volksverlrelung darstellt." Man wußte nicht, wie die Kommission aussehen würde, wie sie zu- sammengesetzt werden sollte, welchen Umfang sie haben, wie sie funktionieren sollte, welche Befugnisse man ihr geben wolle usw. Dies« Einzclfragen müßten zunächst geklärt werden, ehe man über die Frage der Zeitdauer überhaupt die Diskussion wieder aufnehmen könne. Damit waren die mehr als dreistündigen Beratungen zu Ende, ober eh« sie geschlossen wurden, betonte der Reichskanzler, daß im deutschen Volke die Enttäuschung allgemein sein werde, daß man hinsichtlich der Räumung kein positives Resultat er- reicht hätte. Auf französischer Seite ist nicht soviel politisches verskändnis aufgebracht worden, wenig- stens die Räumung der zweiten Zone anzukündigen. Di« Franzosen sehen noch nicht«in, daß die best« Sicher- h eit für sie in einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Deutsch . land und Frankreich liegt. Hermann Müller besucht Stresemann. vaden-Daden, 17. September. Reichskanzler Hermann Müller ist in Begleitung des Staats- sekretärs Dr. P ü n d e r und des Reichspresiechefs Ministeriol- direktor Dr. Zechliu von Genf kommend heute vormittag kurz
nach 10 Uhr in Baden-Baden eingetrosfen. Der Reichskanzler fuhr sofort bei dem Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann vor, mit dem er eine längere Besprechung über die durch den Gang der Genfer Verhandlungen geschaffene Loge hatte. Der Reichskanzler wird Baden-Baden in den Abendstunden wteder verlosten und sich nach Berlin begeben. Heuie wird verhandelt! In Weimar beginnen die Schlichte-agsverhandlungen über den konslikl in der deutschen Herrenkonfektion. In Berlin verhandeln die Parteien über die visferenzen im mitkeldeulschen Vraunkohlenbergbau. Morgen, Dienstag, nehmen die Schlichtungsverhandlungen in dem Arbeit-ze'.lkonslikl in den thüringisch. schleslschen Webereien ihren Ansang in Berlin . * Im Braunkohlenhaus zu Berlin begannen heute vormittag um 11 Uhr die Parteiverhandlungen über den Neuabfchluß des Manteltarifs sür den mitteldeutschen Braun- kohlenbergbau. Ob er über den Manteltarif heute noch zu einer Verständigung kommen wird, ist sehr zweifelhaft Hinzu kommt noch, daß für heute nachmittag 2 Uhr bereits Verhandlungen üb er die Arbeitszeit- und Lohn» frage angesetzt sind, unter dem Vorsitz des Schlichters Dr. Hau- s ch i l d. Da diese Fragen noch viel heftiger umstritten sind als die Manteltariffragc. besteht noch viel weniger Aussicht, daß die Ver- Handlungen bereits heute beendet werden. Man rechnet damit, daß sie noch den ganzen Dienstag in Anspruch nehmen werden. Republik und Wehrsystem. ?�ede Severings vor dem Reichsbanner. Lübeck . 17. September. (Eigenberichts Der Reichsminister des Innern S e o e r I n g sprach am Sonntag vor dem Reichsbanner in Lübeck . Er führte u. a. aus: „Die Debatten über den Panzerkreuzer A haben nicht nur in der Sozialdemokratischen Partei, sondern auch im Reichsbanner das Ver- langen nach einer gründlichen KlärungdesdeutschenWehr- Problems wachgerufen. Die Sozialdemokratische Partei hat durch ihre oberste Vertretung bereits beschlossen, auf einem im Spätwinter einzuberufenden Parteitag die Fragen zur Klärung zu bringen. Der bisherige Verlaus der Panzerkreuzer-Distussion war, abgesehen von gelegentlichen publizistischen und rednerischen Entgleisungen, Insofern auch sehr unbefriedigend, als in der Oeffentlichkeit leicht der Eindruck entstehen konnte, daß es sich bei den Protesten gegen den Kreuzerbau nur um die Geltendmachung pazifistischer Gedankengänge und Grundsätze handele. Davon kann indes kein« Rede sein. Die im Reichsbanner vertretenen Parteien haben sämtlich zum Wehrpro- gramm in positivem Sinne Stellung genommen, zum Teil durch Beschlüsse ihrer obersten Vertretungskörperschaften, teils durch programmatische Erklärungen ihrer Reichstagsfraktionen. Im sozial» demokratischen Parteiprogramm ist zwar nicht detailliert die Stellung- nähme der Sozialdemokratie auseinandergesetzt, aber e» ist in Heidel» berg in das Aktionsprogramm der Partei ausdrücklich die Forderung auf Umgestaltung der Reichswehr zu einem zuverlässigen Organ der Republik aufgenommen. Wenn die Sozialdemokratische Partei darauf verzichtete, weitere Forderungen grundsätzlicher Art aufzustellen, so hatte das gute Gründe. Deutschland ist In seiner Entschließung über Wehrfragen nicht frei, sondern an die Zwangs» bestimmungen des Versailler Vertrages gebunden. Es ist deswegen auch die Frage im Llugenblick nicht aktuell, ob dem siehenden Heer« oder dem Milizsyltem oder einer Verbindung beider Systeme der Vorzug zu geben ist. Eine gründliche und grundsätzliche Erörterung dieser Dinge ist sedoch um deswillen sehr erwünscht, weil es im Gesamtinteresie aller Republikaner liegt, daß Erörterungen, wie wir ste In den letzten Wochen erlebt haben, sür die Zukunft n a ch M ö g» lichkeit vermieden werden. Die Ausführungen Scvcrings wurden mit starkem Beifall ausgenommen.