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Domela der Zweite.

Zur Naturgeschichte des faiserlichen Flügeladjutanten" Guido Behrens.

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So sah die Firma" aus.

,, Bräutigam" Guido Behrens heute noch verheiratet und Bater eines ehelichen Kindes. Seine angetraute Frau, eine Schuhmachers­tochter aus einem oberfränkischen Dorfe( die sich jetzt als Zeugin meldete), ließ er 1923 im Stich. Seiner Bremer   Braut und seiner Kundschaft erzählte er, daß Frau und Kind 1925 Selbstmord begangen hätten; er sei also Witmer! Diese falschen Angaben- ebenso folche über seine günstigen Vermögensverhältnisse- wurden durch die von ihm selbst bedienten Auskunfteien weitergegeben, so daß die Lieferantenschaft im Vogtland   erst schweres Lehrgeld 3ahlen mußte, ehe fie- Pleite machte.

Eine sehr charakteristische Einzelheit, die wiederum das standes­

nicht vergessen: Seine Verlobung mit feiner Bremer   Braut fand zu Hindenburgs Geburtstag am 2. Oktober 1927 statt. Na, mer S. M.s Flügeladjutant war, der mußte doch auch Beziehungen zu Hindenburg   haben! Wie hätten sonst alle drei den Weltkrieg verlieren können?

Die Welt will getäuscht sein es ist eine Erfahrung so alt wie die Welt! Der Spieker will getäuscht seines ist eine Erfahrung so alt Seine große Bremer   Helden und Händlerzeit ver­wie die Uniform! Der deutsche Spieker will lebte Behrens im kleinen Häuschen seiner zukünftigen Schwieger­Zimmerchens, in dem ein Sofabett durch funkelnde Titel und Orden getäuscht und ein Rollschreibtisch das Hauptmobiliar bildeten. Das war der gemäße Klassenbewußtsein des Herrn Flügeladjutanten verrät, sci werden ſelbſt wenn sie beide falsch find, selbst Generalstabsfalon des kaiserlichen Flügeladjutanten der Wäsche wenn es keine Titel und Orten mehr gibt! Diese dreifache Erfahrung machte sich der Handelskammern und Banken benötigen, wenn ein einziger Mann Diese dreifache Erfahrung machte sich der schieber! Wozu eigentlich unsere Kapitalisten noch Börsen, Wozu eigentlich unsere Kapitalisten noch Börsen, Orden, Titel, Wechsel- und Bettwäscheschwindler Guido Behrens, wohnhaft zurzeit im Unter­im Alter des Generalissimus Bonaparte! suchungsgefängnis zu Bremen  , zunuze und führte ein Betrugsmanöver auf, über das die Welt mit Ausschluß der Vetrogenen und der Geschädigten- mal wieder zu lachen hat. Die kriminalistische Seite der Affäre ist noch unerforscht, weil das Material zu umfangreich ist, um sofort im ganzen Um fange erfaßt zu werden. Außerdem schweigt sich der Schwindler über seine Geschäftsgeheimnisse und seine Arbeitsmethoden aus; heine Abnehmer sind noch nicht bekannt; man hat auch noch feinen Anhaltspunkt darüber, was er aus den enormen Gewinnen gemacht hat, die bei diesem Geschäft abfielen.

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Um so deutlicher tritt seine Persönlichkeit ins Licht ,. menn er auch selbst noch aus dem Untersuchungsgefängnis heraus bemüht ist, Irrtümer und Unwahrheiten über seine Person zu verbreiten.

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Behrens ist nichts weniger als ein sogenannter Bremer Kaufmann". In Hamburg   am 28. März 1898 als Kind fleiner Leute geboren, fam er erst 1926 nach Bremen  , nachdem er als Hausierer einer Dresdener   Wäschef- brit wegen Betrugsversuchs mit dem Untersuchungsgefängnis Bekanntschaft gemacht hatte. Vorher will er als Volontär in Hamburg  , als Bergwertsangestellter und es Reisender für eine Musikschule" tätig gewesen sein. Aus dem Weltkrieg will er als Gefreiter hervorgegangen sein. Es ist jedoch sehr fraglich, ob er überhaupt Soldat war; denn bei Kriegs­ausbruch war er erst 16 Jahre alt.

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Der Fügeladjutant" Wilhelms II.

Umso erstaunlicher, daß seine Lieferanten und seine Freunde auf den Oberleutnant und den Flügelabjutanten" hineinfielen und mit Wolluft die Geschichten und Anekdoten schlürf­ten, die er aus seiner Flügeladjutantenzeit(!) im per­finlichen Berkehr(!!) mit Wilhelm zum Besten gab. Man stelle fich einen 16- bis 20jährigen Flügeladjutanten vor! Welche hohe Meinung müffen unsere Patrioten, die Stammtischstrategen der Striegs- und Nachkriegszeit, von einer Obersten Heeres. Leitung" haben, wenn sie die Führung des Weltkrieges 18jährigen Flügeladjutanten anvertrauen!

aus einem Raum von wenigen Quadratmetern und ohne jeglichen Adjutanten" Millionen umsehen, ganze Fabriken beschäftigen und 300 Wechsel bei der Reichsbank in weniger als 300 Tagen disfontieren lassen tann!

Ein unauffälliges Schild mit der Aufschrift: Guido Behrens, wäsche, Tapisserien, Stidericn" an einem bescheidenen Einfamilien haus eines bescheidenen Lageristen in einer bescheidenen Vorstadt Straße

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das war die ganze Firma! Diese Straße fonnte man

auf Umwegen ereichen, wenn man durch das vornehme part. viertel fuhr. Deshalb fuhr Guido seine Auerbacher Lieferanten auch immer durch das Parkviertel in die Wohnung seiner Braut, auch gehörte! wie es fich für einen schwer dekorierten Flügeladjutanten S. M. Berlobung an Hindenburgs Geburtstag.

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Seine Braut eine nicht zu solchem Glang" geborene Kontoristin behängte er mit Perlenketten und Brillantringen, ( Similiware aus der Berliner   Friedrichstraße  ), wenn er mit ihr Fabrikantenbesuche machte Fabrikantenbesuche machte wie diesen Sommer, wo er im eigenen Auto, mit eigenem Chauffeur, mit eigener solider Braut, die vogtländischen Fabrikanten besuchte. Das arme Mädel ghört zu den am meisten Getäuschten und Betrogenen, denn erstens war sie nicht seine einzige Braut" und zweitens ist der

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Die Beziehungen der Schwind'ers. Ein ,, Oberleutnant der Reserve a. D." mit dem Hohenzollern­orden mit Eichenlaub und Schwertern durfte doch keine Lage­Deshalb wurde die ristentochter zum Traualter führen. Braut zu einer Tochter eines großen Bremer   Bankiers gestempelt; die in und um Berlin   seine Wäschewaggons abnahm, wurde zum Norddeutschen Lloyd  " und zu Werften umgetauft; während

das erhöhte den Kredit. Und die noch unbekannte Hehlergesellschaft,

in Wirklichkeit der Schwindler zu diesen Unternehmen keine anderen Beziehungen hatte, als die er seinen vogtländischen Fabrikanten vorlog!

Diese sind für ihre patriotische Gesinnung an ihrem schwarzweißroten Geldbeutel schwer gestraft, verdientermaßen gestraft. Geradezu tragisch sind aber die Fernwirkungen des Schwindels für die armen, immer armen Heimarbeiter= familien im Vogtland  . Sie wußten nichts von dem Flügel­adjutanten Behrens mit der schwarzweißroten Visitenkarte, wußten nichts von dem verbrecherischen Leichtsinn der Auerbacher, vor Titeln und Orden eines Hochstaplers tagbudelnden Unternehmer. Wer hilft diesen Opfern eines Kapitalismus, der zwischen Schwindel und Zuchthaus laviert? Alfred Faust  , Bremen  .

Die Jagd nach dem Eilzug- Mörder.

Hopp ist noch einer zweiten Bluttat schuldig.

Hamburg  , 17. September.  ( Eigenbericht.) Die Suche nach dem Mörder Hopp, der in der letzten Woche den Direktor Nordmann von den Margarine­werken im Hamburg  - Bremer   Eilzug über den Haufen schoß und aus dem Zug warf, wird mit größtem Eifer fortgesetzt. Man vermutet, daß der Mörder sich noch immer im Gebiet von Groß- Hamburg aufhält.

Inzwischen ist zweifelsfrei nachgewiesen worden, daß sich Hopp noch am Sonnabend in Harburg, Wilhelmsburg   und Hamburg  aufhielt. Gleichzeitig fucht man in Hamburg   auch noch nach einem zweiten Mörder. Von Antwerpen   aus wird der am 28. Oktober 1898 in Vigo  ( Spanien  ) geborene Elon Hidalgo Abal bzw. Abal Hidalgo Elon wegen Teilnahme an der in Antwerpen   in der Nacht zum 17. Auguft erfolgten Ermordung eines Andreas Tornstein gesucht. Abal bzw. Elon wurde nach glaubwürdigen Zeugenaussagen am 13. September in der Wandelhalle des Hauptbahnhofes gefehen. Der Mann sprach Französisch und trug hellen Paletot, tarierte eng­lische Mütze und weichen Kragen. Es ist anzunehmen, daß der - etwa zu Schiff-

20 Jahre alt bei Schluß des Krieges und doch schon Ober­geutnant d. Res. a. D."! Uebrigens ein Titel, den es im deut­schen Heer nicht gibt, den aber der jugendliche Schwindler Behrens jahrelang auf Visitenkarten führte, ohne daß ein einziger Jeiner vielen schwarzweißroten Freunde ihn an Hand dieser Visiten farte entlarvte! In der linken Ede oben trug seine Visitenkarte auf Büttenpapier die schwarzweißroten Farben. Durchlaufen bei der Bundeskriminalpolizei Meldungen aus dem Publi um Gesuchte sich noch in Hamburg   aufhält oder versuchen wird, von dort

diese heiligen" Farben geblendet,( die heute zu Nationalfarben der Schwindler geworden find!) erkannten die Hurrapatrioten den Unsinn des Titels auf der schwarzweißroten Visitenkarte nicht...

Wem diese Visitenkarte nicht genügend imponierte, der wurde erschlagen durch die Orden: Eisernes Kreuz I. Klasse, Hohen­zollernorden mit Eichenlaub und Schwertern, Hanseatenkreuz und etliche Landesorden, die der Herr Flügeladjutant" in Gemeinsam fit mit seinem allerhöchsten Kriegsherrn verliehen erhielt! Noch bei seiner Festnahme am 20. Juli dieses Jahres frug er in den Knopflöchern die Ordensbändchen! Sie hatten ihn vor aller Unbill gerettet, nur vor dem Untersuchungsgefängnis nicht.

Die Angst vor dem Steckbrief.

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Seine Festnahme ist jedoch keineswegs das Verdienst irgendeiner Behörde oder eines Kunden: Behrens stellte sich frei millig, weil er wegen des Ausbleibens eines fieberhaft er­marteten Waggons mit Bettwäsche, wegen des erwachenden Miß­trauens seines Auerbacher Hauptlieferanten, und wegen des erfanhaften Anwachsens der Behrens Wechsel" den Zu sammenbruch kommen sah. Die 100 000 m., mit denen er ins Ausland fliehen wollte, trafen nicht mehr ein. Auf die Meldung hin, daß die von Behrens bezogene Auerbacher Bettwäsche in Berlin   verschleudert wurde, traf der Auerbacher Hauptlieferant Lang in Bremen   ein, wurde jedoch von Behrens mit Autofahrten ( bei denen übrigens ein Baffant totgefahren wurde) und mit Segel­bootfahrten und Restaurationsbesuchen derart hingehalten, daß er ohne die Bücher" von Behrens revidiert zu haben, wieder nach Auerbach   zurückfuhr. Auch einem beauftragten Rechtsanwalt gelang es nicht, fich Einsichtnahme in die nicht vorhandenen Bücher zu verschaffen! Immerhin sah Behrens teinen Ausweg mehr, seine Situation zu retten und zog sich in ein Nervenheil­janatorium in der Nähe Bremens   zurüd, bis er es schließlich für flüger hielt, einem drohenden Steckbrief durch Selbststellung zuvorzukommen. Gewissensbisse belästigten ihn nicht; denn er Definiert sich selbst als einen Raufmann, den momentane Wechselschwierigkeiten zu unerwünschtem Aufenthalt in einem Untersuchungsgefängnis nötigen!

Neu!

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Die Bahnhöfe und der Hafen werden nach wie vor genau überwacht. Die Erregung der Bevölkerung über die mit ganz besonderer Roheit ausgeführte Bluttat ist so groß, daß sich das Publi fum in einem Maße an der Auffindung des Mörders beteiligt, wie dies selten beobachtet worden ist. Ununterbrochen ein, die mit der größten Gewissenhaftigleit nachgeprüft werden, bisher aber leider noch nicht zur Entdeckung des Täters gefüh t haben. Inzwischen wird bekannt, daß Hopp

noch eine zweite schwere Bluffat auf dem Gewissen hat. Der Leiter der Untersuchung, Kriminalkommissar Bippo, hat nämlich ermittelt, daß Hopp vor fünf Jahren bereits einen Raubüberfall in einem Eisenbahnzug

verübte. Er hat im September 1923 nachts im D- 3ug Berlin  - Ham­ burg   eine Frau Liesbeth G. niedergeschlagen und beraubt. Nach der Tat ist er unerfannt enttommen. Die Frau fam mit dem Leben davon, und die Personalbeschreibung, die sie von dem Räuber gab, paßt genau auf Hopp. Es ist auch durch die Vernehmung anderer Zeugen erwiesen, daß tatsächlich er als Täter bei diesem Verbrechen in Frage tommt. Die Hamburger  Die Humburger Staatsanwaltschaft hat gegen Hopp auch wegen dieser Straftat einen Steckbrief erlassen.

Bon der Zigarrentasche, die er einem Hamburger   ter­meister geschenkt hat, ist inzwischen einwandfrei festgestellt worden, daß fie

aus dem Befih des ermordeten Nordmann

stammt. Wie inzwischen ermittelt werden konnte, hat Hopp den Direktor der Delmenhorster   Margarinewerte, der vor seiner Abreise aus Hamburg   im Restaurant des Hamburger   Hauptbahnhofs das seinen Tisch gesetzt und dann mit ihm zusammen den Eilzug Abendbrot einnahm, dort angesprochen, er hat sich an beſtiegen. Die Kellner des Bahnhofrestaurants haben ihn auf den von der Polizei vorgelegten Bildern wiedererkannt. Dadurch ift

vorfählicher Mord fo gut wie erwiesen.

Hopp war schon mit der Absicht nach dem Bahnhof gekommen, sich an jemand heranzuschleichen und ihn dann während der Fahrt zu berauben. Die Leiche des Ermordeten wurde am Sonn­abend im Bremer   Krematorium eingeäschert. Borher fand in Delmenhorst   eine Trauerfeier statt.

aus

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ins Ausland zu entkommen.

Die Nachforschungen in Berlin  .

Auch die Berliner   Kriminalpolizei beschäftigt sich eifrig mit den Nachforschungen nach dem gesuchten Raubmörder Hopp, da es trotz gegenteiliger Vermutungen nicht ausge schloffen ist, daß sich der Verbrecher nach Berlin   gewandt hat. Wie groß die allgemeine Erregung über die Bluttat und die Auf­merksamkeit des Publifums sind, beweist

ein peinlicher Mißgriff,

den gestern Fahrgäste des aus Hannover   tommenden D- Zuges, der um 21 Uhr 40 minuten auf dem Charlottenburger Bahnhof eintrifft, machten. Sie glaubten in einem Manne, der in Stendal   ein Abteil 2. Klaffe bestiegen hatte, den vielgesuchten Eilzugmörder er­tannt zu haben, und benachrichtigten den 3ugführer. Dieser setzte die Kriminalpolizei des Bahnhofs Charlottenburg durch Depesche in Kenntnis. Beim Eintreffen des Zuges wurde der Reisende angehalten und zur Wache gebracht. Hier klärte sich bald der Irrtum auf. Der Verdächtigte war ein Kaufmann R. aus der Cranachstraße in Friedenau  , der mit dem Mord und dem Mörder nicht das geringste zu schaffen hat. Nach Feststellung feiner Personalien wurde er forfort wieder freigelaffen.

Auffallend war bei diesem Vorkommnis, wie schnell sich in Berlin   Gerüchte verbreiten: Schon nach einer Stunde hieß es in der ganzen Stadt, daß der Eilzugmörder gefaßt sei.

Wetterbericht der öffentlichen Wefferdienststelle Berlin   und Um­gegend.( Nachdr. verb.) Troden und heiter, am Tage mäßig warm, fchwache Luftbewegung. Für Deutschland  : Im Besten langfam zunehmende Bewölfung, im Osten heiter und troden, tagsüber mäßig warm.

Berantwortlich für die Rebattion: Eugen Brager, Berlin  : Anzeigen: Th. Glode. Berlin  . Berlag: Vorwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Bud bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Sierau 1 Beilage.

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