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Deutschnationaler Dauerkrach. Weltwirtschaft und Volfsernährung

Hugenbergs Bundesgenossen in Hannover .

Der Rradh bei den hannoverschen Deutsch­ationalen geht weiter. Drei ausgefchloffene Freunde Lam­achs, der Gauvorsteher des DHB. Ivers, Teichmann vom HB. und Molz Dom Deutschen Wertmeisterbund haben

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Erklärung veröffentlicht, laut der fie auf eine erujung gegen ihren Ausschluß verzichten. Sie begründen as damit, daß die Stadt Hannoverschen Parteiinstanzen auch nach em versöhnenden Spruch des obersten Parteigerichts in Sachen ambach ihren starren dogmatischen Standpunkt, jowohl grund­äglich als auch fagungsjuristisch aufrecht erhalten. Es wäre nicht u erwarten, daß eine größere Duldsamkeit Plat greifen werde. So fönne auch feine Atmosphäre entstehen, die das in einer Partei liederung notwendige enge Zusammenarbeiten ermögliche. Die jannoversche Parteileitung habe sich eindeutig für am urg entschieden.

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Der erweiterte Landesvorstand des Landesverbandes Hannoner­Ost der Deutschnctionalen bedauern neuerdings ebenfalls in einer n Lüneburg gefaßten Entschließung, daß im Falle Lambach nicht neller und schärfer durchgegriffen würde. Der ebenso disziplin pidrige wie überflüssige Borstoß diefes Abgeordneten habe von egnerischer Seite erfreut ausgebauscht von den Schwierigkeiten nderer Parteien abgelenft und der nationalen Sache in fritischer Zeit schmeren Schaden zugefügt. Es wird deshalb die Erwartung usgesprochen, daß gegen eine Wiederholung solcher Vorgänge ge­ignete Sicherungen geschaffen werden und aus den äußeren Be­leiterscheinungen des Falles die zur Neufestigung der Partei un­rläßlichen organisatorischen und politischen Folgerungen gezogen

verden.

Die Lüneburger Tagung der Deutschnationalen ist noch nsofern interessant, als auch hier der klare Wille zum Ausdruck

Admiral Zenker

der Chef der Marineleitung, tritt Ende September zurück.

Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Hamburg .

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Die erste Allgemeine Sigung begann mit einem Bortrag des hamburgischen Senators Dr. Bitthoeft über Beltmirtschaft und Voltsernährung". Der Vortragende mollte, wie er sagte, zeigen, wo und wie das Arbeitsfeld des Kaufmanns an das der Natur wissenschaften grenzt. Der Mensch, führte er aus, ist in erster Linie ein Geschöpf des Bodens, auf welchem er lebt. Aber schon fehr frühe begnügte er sich nicht mit den Erzeugnissen des eigenen Bodens. Allerdings begann der Handel nicht mit lebensnotmen­digen Gütern, sondern mit den Lurusbedürfnissen der Könige und Priester. Erst mit den Stätten begann auch die Zufuhr des lebens­notwendigen Getreides, die schon in dem phönizischen Thyrus bedeu tend mar und für die griechischen Stadtstaaten geradezu zur Existenzbedingung murde. Weiter führte der Bortragende mit einer Fülle interessanter Einzelheiten bis in die neueste Zeit, mobei er zu zeigen suchte, daß die eigentliche weltwirtschaftliche Arbeits­teilung nicht mit gewaltsamer Fortnahme lebensnotwendiger Güter beginnt, sondern mit der Entstehung von Austauschgütern auf der Grundlage gegenseitiger wirtschaftlicher Vorteile. Eng hängt mit diesem Handel, der z. B. durch die Entwicklung der Kühltechnik den europäischen Arbeiter zum Kunden ausstralischen und füdamerika­nischen Fleisches gemacht hat, die Tendenz zur Bildung eines zentra liftischen Staates zusammen.

Der moderne Mensch betrachtet die ganze Erde als sein Nah­rungsgebiet. Welche Bedeutung der Naturwissenschaft, insbesondere der Chemie, hierbei zufammt, zeigt u. a. das Beispiel der Soja­bohne, aus der jetzt ein einwandfreies Mehl von hohem Eiweiß gehalt hergestellt wird. Hoffentlich wird es der deutschen Pflanzen zucht gelingen, diese Bohne bei uns zu afklimatisieren. Freilich wird eine für den Menschen zuträgliche Nahrung nicht aus den Retorten der Chemifer hervorgehen, sondern vernünftiger Städte bau und Siedlungswesen müssen uns in den Stand sehen, auf wissenschaftlicher Ausmuzung der Bodenkräfte beruhende Nahrung zu erzeugen, denn das Urbild des Schaffens wird der Boden be­bauende Mensch bleiben.

Dann sprach Prof. Dr. Walden Rostock über Die Bedeu­tung der Wöhler'schen Harnstoffsynthese", diese Großtat aus dem Jahre 1828, durch die eine Umwälzung in dem gesamten Denken hervorgerufen wurde. Freilich spielte auch der Zufall bei Wöhlers Entdeckung eine Rolle, so daß nicht ganz mit Unrecht gesagt wurde, ,, er ging aus, eine Eselin zu suchen, und fand ein Königreich". Bor hundert Jahren galt es als umumstößliches Dogma, daß zur Her vorbringung von pflanzlichen und tierischen Produften eine beson­dere Lebenskraft notwendig sei, und daß auf dem Gebiet dieser organischen Substanzen die chemische Analyse nie durch die Synthese ersetzt werden tönne". Allerdings brachte die Harnstoff­Allerdings brachte die Harnstoff­synthese, die das Gegenteil bewies, nicht sofort einen Umschmung der allgemeinen Meinung hervor, denn die Dentgewohnheiten sind

Der Jazz- Gänger.

Gloria Palast.

Im Judenviertel New Yorks, in jenen engen, winkligen Gäßchen beginnt die Handlung. Der Regisseur Alan Croßland vertieft sich nicht in eine liebevolle Ausmalung des Milieus, er tonzentriert vielmehr von Anfang an das Interesse auf den kleinen Sohn des Rabbi, der die Heimat verläßt und trotz des väterlichen Fluchs ein großer Jazzfänger wird. Selbstverständlich erfolgt am Ende die Aussöhnung mit dem sterbenden Vater, denn auf die Nachricht von der Krankheit fehrt der Sohn zurück und singt in der Synagoge das Kol nidre, und der nächste Abend bringt ihm dann im Revuetheater den sensationellen Erfolg.

So ähnlich soll sich die Entwicklung des berühmten amerikanischen Jazzfängers und Negerimitators Al Jolson vollzogen haben, der auch in diesem Film die Hauptrolle spielt. Ueber das Individuelle hinaus hat aber das Thema allgemeine Bedeutung: ein Mensch löst sich von der Tradition und findet seinen eigenen Weg, ein Thema übrigens, das ein deutscher Film Das alte Gesetz" vor Jahren ein dringlicher behandelt hat. Der Jazzfänger" dagegen spekuliert zu betont auf die Popularität Joljons in Amerita, alles andere fommt zu kurz davon.

Da Jolson Sänger ist, wird er unentwegt auf der Bühne ge­zeigt, und damit verkennt Großland die Wirkungen des Films. Man ficht nur einen Mann, der den Mund aufreißt, ein wenig erfreulicher Anblick. Aber der Sänger Jolson ist auch Gestalter, ein liebens­würdiger Schauspieler, der beispielsweise einen Seelentonflikt virtuos hinlegt, und Croßland ist ein Regisseur, der durch kleine szenische Details die Handlung aufzulichten versteht. So hält der Film immer­der Chef der Marinestation der Ostsee, ist zum Nach- bin fünstlerisches Niveau, wenn er auch in Deutschland kaum ähnlichen folger ausersehen. Beifall wie in Amerika finden wird.

Vizeadmiral Dr. I. c. Raeder

fam, im Gegensatz zur Reichsleitung der Partei in eine scharfe Oppositionsstellung zum Staat hineinzusteuern. Die Entschließung spricht sich u. a. mit außerordentlicher Schärfe gegen die Stresemannsche Außenpolitik aus, die hoffnungslos feft­gefahren sei und fordert den schärfsten Kampf gegen das heutige System und seine Nutznießer.

Primos Verschwörer freigelaffen.

Der Zusammenbruch einer Spitzelarbeit. Madrid , 19. September. Primo de Rivera erflärt, einige ausländische Agenturen hätten die Zahl der wegen der fürzlich aufgededten Berschwörungen ver­hafteten Personen start übertrieben. Es handele sich um mehrere tausend Personen. Die spanische Regierung dementiert diese Nachrichten. Sie gebe die Versicherung, daß die Mehrzahl der Ber. hafteten am Montag freigelassen worden sei. Die Zahl der Berhafteten übersteige nicht 50 in jeber der Städte, die die Herde der Verschwörung gewesen seien.

Polizei gegen Streifende.

Batavia, 19. September. Die bei den Staatsgruben der 3nfel Billiton beschäftigten Bergarbeiter, die augenblicklich fireiten, wollten sich dem Einschreiten der Polizei roidersetzen. Im Verlauf des dadurch ent­standenen Zusammenstoßes wurde ein Streifender ges tötet und fieben Streifende sowie adt Bolizeibeamte verwundet. Bolizeiverstärkungen wurden von Batavia nach der Insel Billiton entjandt,

Dr. Wilhelm Filchner spricht.

Die Tibet - Expedition 1925-1928.

F. S.

In dem ausverkauften Bach Saal, Lüzomstraße, sprach gestern abend Dr. Wilhelm Filchner über seine Tibetexpedition 1925 bis 1928. Er begann mit einer Analyse des Forschers, bei dem neben dem wissenschaftlichen Interesse auch die Sehnsucht nach der Ferne, die Freude am Abenteuer eine ausschlaggebende Rolle spielt. Damit gab vielleicht Filchner ein Stück Selbstbiographie.

Nach monatelangen Borbereitungen brach er mit seiner Er pedition im Dezember 1925 nach Innerafien auf. Die Reife ging über Mostau, Lafchtent nach Tibet . Hier sollten astronomische und geographische Bermessungen angestellt werden. Aber man stieß dabei auf die größten Schwierigkeiten, da die Tibetaner aus religiöfen Gründen die Bermeffungen nicht duldeten, es fonnte also nur in aller Heimlichkeit gearbeitet werden, eine Arbeit, die durch die un­mirtliche Witterung, durch Krankheit und Mangel an Geld und an Lebensmitteln außerdem bis ins Unerträgliche erschwert wurde. Erst ein Geleitbrief des Dalai Lama ebnete die Wege, gestattete die wissenschaftliche Arbeit und verschaffte der Expedition die nötigen Existenzmittel.

In einer Reihe von Lichtbildern zeigte Dr. Filchner darauf das merkwürdige Land Tibet und gab einen furzen Abriß von der Kultur und den religiösen Gebräuchen. Ausgezeichnete Aufnahmen von den Klöstern, die mit ihren tausenden von buddhistischen Mönchen Mittelstädten gleichen, von den Tempelfesten mit ihren dekorativen Aufzügen und grotesken Tänzen, von der monumental- heroischen Landschaft und von den Bewohnern vermittelten eine Ahnung von jenem geheimnisvollen Briefterreich.

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immer so start, daß stets die Entwicklung um so langsamer geht, je größer und bedeutender eine Entdeckung ist. Nur die Zeit und zähe Arbeit, auch von vielen Mitarbeitern geleistet, fonnte die Großtat des allmählichen Umschwungs der wissenschaftlichen Auf­faffung vollbringen.

Neben den jugendlichen Wöhler trat vor allem der damals auch nach sehr jugendliche Liebig als Träger der Idee, gemisser. maßen als die Seele der Weiterentwicklung der chemischen Syn­these organischer Stoffe, der eine große chemische Schule schuf. Daß es gerade eine große Reihe sehr jugendlicher Forscher mar, denen die größten Entdeckungen gelangen, ist faum zufällig, men muß un­willkürlich an das Wort Goethes denten: Man muß jung sein, um große Dinge zu tun." Denn die Jugend hat Wagemut und höheres von inneren Hemmungen freieres Eelbstvertrauen als das bedächtigere Alter."

Bolt

Walden schilderte dann, wie die chemische Synthese aus unserem ,, Belt der Dichter und Denter" geradezu zwangsläufig ein der Erfinder und Entdecker" gemacht hat. Wir besigen heute gegen eine Biertelmillion fünstlicher organischer Stoffe, darunter unge­

Bählte fünstliche Arzneimittel, künstliche Riech- und Geschmackstoffe, fünftliche Harze, Gerb- und Sprengstoffe, Tertilstoffe wie die Kunst­seide, deren wirtschaftliche Bedeutung feiner weiteren Ausführung bedarf.

Weiter schilderte Balden die beginnende Umorientierung der chemischen Synthese, die sich bemüht, nicht mehr mit den drastischen Mitteln hoher Temperaturen und Druce, sondern auf den milden Wegen der Natur selbst aus den einfachsten unorganischen Stoffen, Luft, Wasser, Kohle, organische Stoffe zu erzielen. Die synthetische Wissenschaft der Zukunft muß die Methoden des lebenden Organis mus erforschen und damit die Lebensvorgänge selbst zu enträtseln suchen. Los von der Lebenskraft" hieß das Losungswort der ersten hundert Jahre chemischer Forschung nach der Wöhlerschen Entdeckung. Aber das größte Rätsel bleibt doch das Leben selber, und darum wird das Losungswort der nächsten hundert Jahre chemischer Forschung lauten: Zurüd zum Leben, zurück zu den Wegen des Lebens." Groß sind diese Aufgaben, aber es gilt das Wert des griechischen Dichters: Bieles Gemaltige gibt es, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch." Durch die gemeinschaftliche Arbeit der Naturwissenschaft und der Medizin, für welche die Natur­forscherversammlung ein Symbol ist, werden die Aufgaben gelöst merden. Wir haben feinen Beffimismus und glauben nicht an die Krise der eraften Wissenschaften. Wir blicken vielmehr vertrauens. voll auf die kommenden Aufgaben und auf die kommende Gene­ration und ihre Kräfte und zukünftige Leistungen. Sicherlich wird die chemische organische Synthese ein wirfjames Instrument des Dr. Bt. Friedens und Wohlergehens der Menschheit sein."

Der Weiberfrieg."

Zitania- Palast.

Anzengrubers Komödie ,, Die Kreuzelschreiber ", hat nach einem Manuskript von 3. Dallmann seine luftige Verfilmung gefunden. Anzengruber selbst ist ernster in der Zeichnung der Figur des alten Brenninger, aber im Film fommt tein trüber Ton auf. Der Alte stirbt nicht, er fällt nur in den Graben, und seine Frau fann das ganze Unheil mit Umschlägen furieren. Zum Schluß finden alle ehelich verbundenen Männlein und Weiblein wieder zusammen, was mit allem Drum und Dran Franz Seiß, der als Regiffeur von Bolts- und Heimatsfilmen längst bekannt ist, recht nett schildert. Im großen und ganzen ist er sehr liebenswürdig, und wenn er sich einmal Derbheiten erlaubt, dann stimmen sie nicht übellaunisch. Seine Bauern werden durch die volkstümlichen Münchener Schau­spieler und Komiter August Junter, Hans Albrecht, Ferdis nand Martini und Josef Eichheim verförpert, während den Gelbhofbauern Frizz Kampers, der Ur- Bayer, spielt. Liane aid, seine Frau, lacht oft recht schelmisch aus ihren schönen Augen, und da auch all' ihre Geschlechtsgenossinnen frohlaunig sind, lacht das Publikum viel und herzlich.

Der Kulturfilm ,, Mit dem Motorrad über den Wol= ten" zeigt zwei dauerhafte Maschinen und zwei magemutige, praf. tische Fahrer. Doch sind diese Hochgebirgstouren bestimant nichts für die Allgemeinheit der Motorradfahrer, wel sonst wohl bald alle Steilhänge als Steinlaminen runtergehen würden.

Auf bemerkensmerter Höhe steht immer die Bühnenschau. Dies­mal find der Kleinkunstbühne Arletin" 50 Minuten reserviert, und mit Freuden folgen die Zuschauer den Darbietungen dieser feinkultivierten, urmusikalischen Ruffen, die über eine blendend schöne Bühnenaufmachung verfügen.

Donnerwetter- 1000 Frauen.

Revue in der Komischen Oper.

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James Kleins neue Revue ,, Donnermetter 1000 Frauen" hat den Ehrgeiz zu unterhalten, ohne daß die Zuschauer dabei die geringste geistige Anstrengung aufbringen müssen. Und da als Maß­ftab des Zuschauers der bekannte Onkel aus der finsteren Provinz genommen wurde, plätschert der Abend in unbeschreiblicher Seicht­heit. Die Ausstattungen mit Ausnahme weniger Bilder per­setzen den Zuschauer in eine Renue vor 25 Jahren zurück. Nur die völlig entkleideten Damen sind ganz auf der Höhe des Tages. Sie das ist zum Teil mörtlich zu nehmen, aber voll­zeigen in Fülle fchlant ist ja wieder modern ihre sprotlich sehr untrainierten und uns infolgedessen ein bißchen befremdenden Körper auf der Bühne. Man muß eben schon zu den bewußten Provinzonkeln zählen, um fo etwas Geschmad abzugewinnen. Hans 21 bers, Bidy Bert. meister, Baul eftermeier, Chrift! Storm fühlen sich in diesem Milieu offensichtlich wohl, obgleich sie das ihren Fähigkeiten nach nicht nötig hätten. Ruth Arden fingt ausgezeichnet. lz.

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Der Deutsche Bühnenklub veranstaltet am Sonnabend im Staisersaal des 300 feinen ersten Empfangs- und Gesellschaftsabend.

Ein Mufillandheim in Frankfurt a d. O. In Frankfurt a. d. D. fand die Staat und die Stadt Frankfurt a. d. D. gemeinsam errichten. Brundfteinlegung für das erste preußische Musiklandheim statt, das der

Internationale Erforschung der Kinderlähmung. In Amerika bat fich ein internationaler Ausschuß zur Erforschung der spinalen Kinderlähmung und zum Kamejf gegen dieje Strankheit gebilbet. Der New Yorker Finanz­mann Jeremiah Mübant hat durch eine Stiftung von 230000 Pjund die Arbeiten ermöglicht.