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Ne. 445* 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Oonnersiag, 20. September 492»

Tferlin

Als glücklich«? Gewinner des ersten Preises bei der Tombola des Sommerfestes des Arbeiter�Radio-Bun- des(Bezirk Berlin ) in derNeuen Well" am 24. Juli d. I. pclzngte ich in den Besitz eines Freifluges von Berlin noch Wien k/rd zurück. Als mittelloser Proletarier wußte ich zuerst nicht recht, was ich mit diesem Gewinn anfangen sollte, da doch bekanntlich zu einem Besuche im fremden Lande auch diverse Geldmittel erforder- l'ch sind, die mir leider nicht zur Verfügung stehen. So entschloß ich mich denn, nach mehrfachen Rücksprachen mit guten Bekannten und Freunden, die Freifahrt zu oerkaufen. Jedoch änderte sich dieser Plan gelegentlich einer Aussprache mit maßgebenden Personen der Bezirkegruppe Berlin des ARB., die besonderen Wert darauf legte, daß ich im Interesse des Arbeiter-Radio-Bundes Deutschlands den Flug persönlich ausführen sollte, um den A r- beiter-Radio-Bund Oe st erreich zu besuchen und mich über die dortigen Organisations- und politischen Berhältnisse zu in» formieren und auf diese Weise zu Helsen , eine Angleichung der beiderseitigen Interessen herbeizusühren. Oer Flug nach Wien . Da nun, wie schon erwähnt, mir kein« finanziellen Mittel zur Besfügung standen, so erbot sich die hiesige Bezirksgruppe des ARB.. m/ch mit einigen Geldmitteln auszustatten, und nach längerem Hin» «nd Herbcralen wurde dann der Flug aus Donnerstag, den . August, festgesetzt. Liebe Leser, stellt euch nun nicht vor, daß sich dies alles so glatt abgewickelt hat. O nein, es waren noch, trotzdem es ein Frei» ilug war� verschiedene Nebensachen zu erledigen. Vorerst muß der F>ug 46 Stunden vorher angemeldet werden. Dann wurde mir erklärt, daß außerdem für die Hin- und sür die Rückfahrt je 7. Mark Versicherungsgebühren gezahlt werden müssen, ferner noch eine Berechtigungsgebühr von 1,50 Mark, zu­sammen also eine Extraausgabe von 17.70 Mark. Am Donnerstag, dem 23. August, ging nun also der Flug los. Bunkt 7 Uhr erhob sich vom Flugplatz Tempelhoser Feld das Pasta- oierfiügzeug. Ich war erstaunt, wie ich das Innere des Flugzeuges netrvchtete. Ein jeder Passagier hat seinen Ledersessel vor dem Fenster, so daß man die ganze sreie Natur übersehen kann. Auch bemidel sich im Flugzeug eine Toilette. Es fehlt dem Pastagier nichts zu seiner Bequemlichkeit. Außer mir fuhren noch zwei andere Passagiere mit. Die Fahrt ging bei nicht allzu glänzendem Wetter über Breslau lBlciwitz Brünn nach Wien . In Gleiwitz hallen jroir zirka 5!4 stunden Aufenthalt, da das Flugzeug, das den Pendel- nerkehr von Wien noch Gleiwitz und zurück durchführt, unterwegs eine Panne hatte und somit eine Notlandung vornehmen mußte, denn das Berliner Flugzeug flog nicht bis Wien durch, sondern nur frs Gleiwitz . Dort muß man in ein anderes Flugzeug umsteigen. Ilm 15,45 Uhr ging es dann von Gleiwitz weiter über Brünn tlschechoslowokei» nach Wien . Dort trafen wir um 18,15 Uhr«in. Durch den Aufenthalt in Gleiwitz dauerte die Lustfahrt 1111 Stunden. lieber die einzelnen Eindrücke, die ich aus cher Lustfahrt selbst Halle, kann ich folgendes berichten: Die Aussicht aus die unten liegenden Landschaiten mar glänzend. Ich glaube, es gibt wohl keinen Maler, der eine solche Landschaft mit all den Farben malen kann, wie die Natur sie geschossen hat. Man bekommt soviel zu sehen, daß man gar keine Zeit hat, lustkronk zu werden, und ich bedoure. daß es nicht jedem Genossen oergönnt ist. einmal diese

technische Errungenschast auch für sich in Anspruch zu nehmen, son- dern daß sie nur einer bestimmten Gesellschaftsklasse vorbehalten bleibt, denn die Mittel eines Proletariers reichen in keiner Weife aus. Äei den österreichischen Funkfreunden. Ich komme nun zu dem eigentlichen Zweck meines Fluges. Wie schon anfangs erwähnt, reiste ich im Auftrage des ARB. Deutsch- lands. Laut einem Schreiben des ARB. Oesterreichs hatte sich die Bezirksgruppe Wien erboten, mir, falls ich nach Wien komme, in jeder gewünschten Richtung behilflich zu sein. Einige Genosten sorgten sür Nachtquartier. Am nächsten Morgen wurde mir durch einen Genossen die Kurzwellenfendeanlage vorgeführt und ebenfalls die Einzelhellen erklärt. Ich war erstaunt, zu sehen, wie weit die Genossen des Arbeiter-Radio-Bundes Oesterreichs vorgeschritten sind, denn sie besitzen eine ganze Anzahl Sende- und Empfangsstationen, so daß sie ständig einen ausgedehnten Funkverkehr haben. Nach dieser Besichtigung begab ich mich zu ihren eigenen Verkaufsstelle, wo die Arbeiter ihren Bedarf an Radioartikeln decken können. Hier haben die Mitglieder des ARB. beim Einkauf bis zu 25 Proz. Ermäßigung und erhalten, was die Hauptsache ist. reelle Ware. Zluch NichtMitglieder erhalten Preisermäßigung. Das Unternehmen ist schon so weit ausgebaut, daß man Zlrbeitern«in« vollständige Anlage gegen geringe Monatsraten oder Mochenraten zur Berfügung stellt, damit sie nicht den Großhändlern in die Finger fallen. Die Genosten haben mit den Großhändlern einen schweren Kampf zu führen, aber sie werden, davon ist man überzeugt, diesen Kampf gewinnen. Nachdem ich nun dies alles besichtigt halle, er» boten sich einige Genossen, mir das Mateotti-haus zu zeigen. Bor allem interessierte mich, daß hier Hunderte von Arbeitern eine ge» sunde Wohnung für einen geringen Mietzins haben. Den Frauen steht eine gemeinsame Waschküche mit vollständig kostenlosem Dampf- betrieb zur Berfügung. Zluch ist sür die Kinder in hygienischer Hin- sicht durch gemeinsame Spielplötze und andere Einrichtungen reichlich gesogrt. Das Mateotti-Haus besitzt ein Goldenes Buch, welches von dem ersten sozialistischen Bürgermeister der Stadt Wien gestiftet wurde. In dieses Buch mußte ich mich als erster deutscher Genosse des ARB., der mit dem Flugzeug nach Wien gekommen mar, auch eintrogen. Am folgenden Tage suchte ich dann einige Genossen des ARB. auf, um auch ihre eigenen Bastelarbeiten zu besichtigen. Auch hier war ick) erstaunt über die technische Arbeit, die die Genossen ge- leistet haben. Unter anderem wurde mir von einem Genossen ein Fünflompenapparat gezeigt, reine Handarbeit, der vollständig aus Glos montiert war. Auf meine Frage, wie lange es gedauert hak, den Apparat zusainmcnzubasteln. erklärte mir der Genosse, daß er sechs Monate lang seine freie Zeit dazu benutzt und jetzt seine Freude daran habe, da er mit diesem Apparat 54 Stationen hören kann. Auch andere Genosten haben aus diesem Gebiet Großes geleistet. Tags darauf war Sonntag, wo einige Genossen mit mir in die Umgegend von Wien gingen. Unter anderem bestiegen wir auch den Sievering -Bcrg, von wo man ganz Wien übersehen kann. Eine herrliche Aussicht. Dieser Ausflugsort wird am Sonn­tag von vielen tausend Menschen besucht. Am änderen Tage ging der Rückslug wieder nach Berlin . Ich fuhr� zunächst mit dem Zluto der Lufthansa nach dem Flugplatz, der% Stunden Autofahrt van Wien entfernt ist. Mittags 12,30 Uhr flog das Flugzeug ab und nahm den gleichen Weg wie auf der Hinfahrt. Um 10,30 Uhr traf ich wieder in Berlin ein, wo ich von meiner Familie und einigen Radio- genossen empfangen und zu dem guten Verlauf meiner ersten Luft- fahrt beglückwünscht wurde.' MaxDuckwitz.

Zeppelin wieder startbereit. Heute voraussichtlich Zickzackfahrt über Süddeutschland . Friedrichshaseu. Ig. September. Da» Luftschiff v. L. Z. 127 ist nach den am Mittwoch getroffe­nen letzten Anordnungen für Vonnerstag früh 7 Uhr fahrbereit. Die Fahrgäste sind für TA Uhr nach der Halle bestellt, voraussichtlich wird der Aufstieg gegen 8 Ahr morgens erfolgen. Die Wetterlage ist zurzeit günstig, doch wird die letzte Entscheidung erst heule früh ans Grund der windmefsungen und Wettermeldungen getroffen werden. An Bord des Luftschiffes werden außer der Besahung des Luftschiffes in Stärke von Z S Mann und 15 Mitgliedern der Werstleitung 22 geladene Gäste sein, darunter Vertreter des Reichsverkehrs­ministeriums. der amerikanische Konsul Kehl in Stuttgarl, der Führer der»Los Angeles ", Eommonder Rosendaal. und eine Reihe von Vertretern der deutschen und amerikanischen Presse. Die zweite Fahrt desGraf Zeppelin" wird als erste öffentlich« Fahrt voraussichtlich 8 bis 9 Stunden dauern und im Zickzack über Süddeutschlond führen. Eine bestimmte Linie ist nicht vorgesehen, da es sich nicht um eine Zielsohrt, sondern wieder in erster Linie um eine Probefahrt handelt. So läßt sich nicht sagen, welche Städte berührt werden: doch ist anzunehmen, daß man in allen süddeutschen Großstädten dos Luftschiff im Lauf« des Tages zu sehen de» kommen wird. Auch über die nächsten Fahrten sind entgegen den immer wieder auftauchenden angeblichen Reiseplänen des Luft- schifses kein« Pläne vorhanden. Man wird von Fall zu Fall entscheiden, wohin die Fahrt gehen soll. Der groß« Aktions- r a d i u s des Schiffes gestattet es. sich einige tausend Kilo- meter von der Basis in Friedrichshafen zu ent- fernen, so daß Fahrten innerhalb Europas oder auch über das Mittelmeer und die angrenzenden Länder ohne weiteres möglich sind. Nur für ganz große Fahrten ist die Frage der Unter- bringung und Triebgasversorgung entscheidend, da solche Fahrten vorwiegend mll Triebgasverwendung durchgeführt werden müßten. Deshalb kommen die Vereinigten Staaten zunächst für«ine Fern- fahrt allein in Betrocht, da alle übrigen Lustschiffhäfen entweder noch nicht fertiggestellt»der aber nicht für Triebgasoersorgung ein­gerichtet sind. Die Werst ist dabei,' die Derbesserungen auszuführen, die die Werkstättenfahrt als wünschenswert gezeigt hat. Es handelt sich «bei? nur um Kleinigkeiten, die systematisch ausgeführt werden sollen. Auch die neue Fahrt wird mit Benzin durchgeführt. Zu der Werkstättenfahrt betonte Dr. Eckener , daß sich bei den Bibra- tionsfeststellungen eine außerordentliche Stabilität gezeigt habe. Das Schiff liege noch ruhiger in der Luft als der Z. R. III. Dr. Eckener hob erneut hervor, daß die Ventilottons- änlage sich als außerordentlich stark bewiesen habe. Im Laufgang habe ein Luftstrom von Ist- Sekundenmetern geherrscht. Trotz dieses starken Zuges hat sich aber gezeigt, daß die Brenngaszellen durchaus nicht gegeneinander schlagen, sondern vollkommen fest- liegen. Die starke Durchlüftung ist überhaupt nicht wegen der Bren-ngefahr, sondem nur zum Schutz der Mannschaft gegen Dergiftungen angelegt worden. o * Der Start des Luftschiffes in Friedrichshafen wird von der Firnkstunde in Berlin durch Rundfunk übermittelt. Glückwunsch auch aus England. Unter den zahlreichen Glückwünschen, die in Friedrichshofen eingetroffen sind, verdient das folgende Telegramm des Chefs der englischen Zivil-Lustsahrt, Sir Sefton Brancker, hervorgehoben zu werden:Die herzlichsten Glückwünsche zum ersten Start desGras Zeppelin", der einen neuen Aufschwung der Lust» fahrt bedeuten dürste."

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Der Fall 5arcier, Borr Tristan Bernard . (Einzig berechtigt« TL-berseßvng von Dl. Eolliu.) 1.

Larcier und ich waren Unteroffiziere bei den Nancyer Tiragonern. Ich hatte meine Zeit fast abgedient und Larcier. der aktiv zu werden beabsichtigte, wollte beim Militär bleiben. Wir waren sehr schnell zu Kavallerieunteroffizieren befördert worden, und das war in unserem Regiment gar nicht leicht gewesen, denn es waren eine Menge eingestellt worden. Jedoch war der Umstand, daß plötzlich mehrere ab- gingen, uns zustatten gekommen. Wir standen uns mit den anderen Unteroffizieren nicht sehr gut. Sie gehörten einer ganz anderen Generation an, das beißt, sie waren zwei oder drei Jahre älter als wir. und dadurch hatten sie drei Jahre länger gedient, und das machte einen beträchtlichen Unterschied. Einige von ihnen, die uns nicht leiden konnten, hatten es fertig bekommen, uns bei allen anderen unbeliebt zu machen. D!ese feindselige Atmosphäre war um so gefährlicher, weil wir uns nicht darum kümmerten und nichts taten, um sie zu vermindern. Larcier und ich genügten einander, und wir zeigten den übrigen deutlich, daß wir niemanden weiter brauchten. Da alle diese Unteroffiziere nach der Instruktions- stunde sich nicht zu überarbeiten brauchten und sehr wenige von ihnen sich in Saumur vorbereiteten, war der wahre Haß, den sie uns entgegenbrachten, eine Art Zeitvertreib für sie geworden, auf den sie nicht le-cht verzichtet hätten. Larcier stammte aus der Gegend von Nancy , das heißt, feine Familie wohnte zehn Meilen von dieser Stadt entfernt. Eines Tages nahm er mich mit nach Haufe, und ich lernte feine Mutter und seine beiden jüngeren Brüder kennen. Sein Vater war Lehrer am Gymnasium in Nancy gewesen und war an einer Gehirnentzündung gestorben. Er hatte ihnen ein kleines Vermögen hinterlassen, das einer ihrer Vettern verwaltete, ein aller Herr, der in den Vogefen Notar gewesen war und jetzt in der Vorstandt Toul wohnte. Robert Larcier hatte bei seiner Großjährigkell keine Abrechnung von seinem Vormund verlangt. Er hielt es für richtiger, diese Formalität aufzuschieben, bis er aktiver Soldat geworden war. So empfing er also die Beträge, die er für

sein bescheidenes Unteroffiziersleben brauchte, weiter von dem allen Herrn. Durch einen meiner Bekannten, der in unserer Garnison zur Uebung eingezogen war, veränderte sich unser bisheriges Leben ziemlich plötzlich. Unter den neu angekommenen Re- servisien waren einige Unteroffiziere: einer von ihnen war mein Schulkamerad gewesen. Sein Vater war ein großer Pferdehändler in Paris , und der junge Mann, der sich gern amüsierte, beabsichtigte, die Wochen, die er hier verbringen mußte, so vergnügt wie möglich zu gestalten. Er hatte sich im besten Hotel ein Zimmer genommen, und alle Abend lud er fünf oder sechs von uns zu sich ein. Es wurde getrunken und Baccarat gespielt. Noch andere junge Leute aus Paris zählten zu der Gesellschaft: der Sohn eines Maklers, ein Journalist, ein Kunsthändler... Alle diese Herren hatten ein gut gefülltes Portemonnaie und waren ganz gehörige Spieler. Mich hatte das Spiel immer abgestoßen, und ich hielt mich ein wenig zurück. Von Zeit zu Zeit wagte ich fünf Franken, die ich verlor, und dann hatte ich fürchterliche Ge- wissensbisse. Doch der unglückliche Larcier war im Gegen- satz zu mir ein leidenschaftlicher Spieler. Eines Abends ver- lor er über fünfhundert Franken. Da er schon einen kleinen Vorschuß bei seinem Verwandten genommen hatte, wagte er diesen nicht mehr um Geld zu bitten: von seiner Muller wollte er sich auch nichts leihen. Glücklicherweise konnte ich ihm das Geld geben. Meine Eltern, die in Ehalon-sur- Sa-'-ne wohnten, schickten mir die Summe durch Posta»- Weisung. Die Geschichte wurde in häßlicher Weise von einem aktiven Unteroffizier weiter verbreitet, der sie bon einem Reservisten erfahren htte. Hauptmann v. Halban, der unsere Eskadron kommandierte, ließ Larcier zu sich kommen und machte ihn gehörig herunter, zur heimlichen Genugtuung des Feldwebels Audibert, der Larcier besonders übel wollte. Larcier nahm sich diese Strafpredigt, gegen die er sich inner- lich auflehnte, sehr zu Herzen. Sonst war er eine friedliche Natur. Aber anscheinend hatte ihn der Spielverlust verbittert. Er sprach in sehr gereiztem Ton von dem Hauptmann und regte sich zum ersten Male über das Benehmen der Unter- Offiziere auf. das ihn bis jetzt so gleichgültig gelassen hatte. Schließlich sagte er sich: Ich werde diese Lehre mit fünfhundert Franken bezahlen und nicht mehr spielen. Ich werde jetzt Schluß machen, und es hat mich nicht Kopf und Kragen gekostet! Abends schlenderten wir durch die Straßen der Stadt.

Da ich Larcier nicht den Vorschlag machte, wieder das Hotel aufzusuchen, in dem mein Pariser Freund wohnte, versuchte er schließlich folgende Ausrede:Es macht vielleicht einen schlechten Eindruck, nicht wieder hinzugehen, weil ich ver- loren habe." Aus Schwäche gab ich nach. Wir betroten das Zimmer der Reservisten. Sie saßen schon beim Baccarat. Larcier setzte eine gleichgültige Miene auf, als er zusah. Man fragte' ihn, weshalb er nicht spiele. Mit einer etwas gezwungenen Offenheit erwiderte er, daß er schon zu viel verloren habe und nicht die Mittel besäße, mitzuspielen. Uebrigens," fügte er hinzu,habe ich gar kein Geld bei mir. Selbst wenn ich nicht sehr viel verliere, vielleicht tausend oder zweitausend Franken, könnte ich die Schuld auch nicht in vierundzwanzig Stunden begleichen, denn ich brauchte länger als einen Tag, um das Geld von meinem alten Verwandten zu bekommen... Aber," fügte er in nicht sehr überzeugtem Ton hinzu,es ist besser, daß ich mir keine solchen Sorgen aufbürde." Man redete ihm zu. Sie brauchen doch nicht sofort zu bezahlen, wir sind ja vier Wochen hier, von denen erst eine Woche um ist... Wir werden uns noch oft genug sehen." Er nahm mich beiseite und sagte zu mir:Hör mal. Ferrat! Ich will nur spielen, um die fünfhundert Franken zurückzugewinnen, die du mir geliehen hast..." Larcier, aller Bursche, ich flehe dich an. Ich brauche die fünfhundert Franken nicht. Du kannst sie mir in einem Jahr, in zwei Iahren wiedergeben... ich will nicht, baß du meinetwegen wieder zu spielen anfängst. Du wirst nur noch mehr verlieren... Keine Idee, gestern abend hatte ich unerhörtes Pech. aber das wird sich ändern... Das ist gar nicht anders möglich... Heute habe ich meinen guten Tag. ich fühle, baß ich Glück haben werde... ich habe die Ahnung, daß ich so viel gewinnen werde, wie ich will..." Es blieb nichts anderes übrig, als ihn gewähren zu lassen... es war nichts dagegen zu machen... Der Spiel- teufel halle sich seiner wieder bemächtigt, Larcier war keiner Warnung mehr zugänglich. Er setzte sich an den Spieltisch, und als wir um drei Uhr morgens in die Kaserne zurückkehrten, hatte er fast fünf- tausend Franken verloren. Schweigend gingen wir auf dem Kasernenhof umher, er konnte sich nicht entschließen, sein Zimmer aufzusuchen. (Fortsetzung folgt.)