Donnerstag
20. September 1928
Unterhaltung und Wissen
Straßenkampf.
Bon Walther G. Dschilewski.
( Schluß.)
Beilage des Borwärts
Der„ Schmutzaufwirbler".
I.
In feinem Lande der Welt hat der Kapitalismus wildere Formen angenommen als in den U.S. A. , und in feinem Berk eines amerikanischen Schriftstellers findet die Auflehnung gegen diese kapitalistische Gesellschaftsreform reineren Ausdruck, als im Werk Upton Sinclairs. Er ist der einzige Dichter, der bedingungslos auf sozialistischem Boden steht; der einzige Romancier, der
des
Das Schönste aber war noch, daß die Hänflinge so frech wurden, und die sonst von Freund und Feind sehr beachteten Spiel und Kampfesregeln einfach übergingen: sie hielten nämlich unseren Böhm fest in ihrem Lager, hauten ihn windelweich, daß man das Wimmern bis in die Badstraße hörte, und schleppten ihn, um ihn ganz tampfunfähig zu machen, festgebunden auf den Hängeboden. Das war nun aber doch die Höhe. Solche moralische Verworfenheit einer uns feindlich gesinnten Kolonne war uns noch nicht durch die Ohren gelaufen. Alls Böhm nicht nach drei Stunden zurückkehrte. ziehungen analysts historischen Materialismus die Weltbegaben wir ihn verloren; es war für uns das Signal zum Angriff. Sinclair , 1878 in Baltimore geboren, beginnt als bürgerlicher Die Hanfstraße endete nordwärts auf noch unbebautes Gelände, Schriftsteller. Aus einer bigotten, verarmten Familie stammend da wollten wir zusammentreffen. Wir hatten Holzlatten, Stein-( von deren Vorfahren er den unbestechlichen Fanatismus geerbt schleuder und drei stählerne Rapiere; Baldinger hatte eins, Bäum hat) geht er mit dem Ehrgeiz nach New York , ein Dichter" zu ling eins und ich eins. Die Dinger pfiffen durch die Luft, und wo werden. Er selbst berichtet, daß er sich feit seinem 16. Lebensjahr fie hintrafen, da gab es buntes Gemüse. Die Technit unseres nur vom Schreiben ernährt hat; es gibt nichts in der Zeitungswelt, was der arme Stribent nicht versucht, um leben zu können: Kampfes, über die der alte Clausewitz neidisch werden konnte, war folgende: Wir griffen an, geteilt in drei Abteilungen. Abteilung I, Todesnachrichten namhafter Bürger hat er für die Evening Post" " Eveningen, gesammelt; er hat Magazingeschichten, Humoresten, Novellen, unter meinem Kommando, kommt vom Feld her; Abteilung II, Kinderverse geschrieben. Als er Anfang der Zwanzig steht, efelt unter Bäumling, versucht die Hanfstraße abzusperren; Abteilung III, ihn dieser Betrieb an und er beschließt nur noch ernste Dinge unter Baldinger, ist Sturmtrupp und treibt vor. Die Hänflinge" zu schreiben". Was tat damals ein junger Mensch, den die Verderbtheit der lagen geteilt hinter einer stabilen Holzschanze und am Partrand. Abteilung III versucht dann, die Burschen vom Part her gegen Welt zum Rasen bringt", zuerst, um das erlösende Wert schaffen ihre eigene Schanze zu werfen, das muß dann ein schönes Ruddel- au tönnen? Er geht in die Einsamkeit. Also flüchtet der zwanzigmuddel geben, indeß Abteilung I und II Flante und Rüden aufs jährige Upton in die kanadische Wildnis und schreibt in Bein und Korn nehmen. Die Hauptsache ist, immer offenes Visier, Offensive, U. S. A.- Welt, die er erlebt hat, den großen amerikanischen RoTrauer, erschüttert und entflammt über die ungerechtigkeit dieser feine Reserve. Ha, schön gesagt ,,, Schußfeld geht vor Dedung", man". Dann geht er den befannten Kreuzweg zu den Verlegern. immer Offensive, jene allzudeutsche Kriegswissenschaft, die schon des Alle lehnen ab: vielleicht nicht einmal böswillig, denn der Autor österen Pleite gehen sollte, da sie andere, weniger materielle, aber selbst sieht ein, daß diese Arbeit noch eine sehr unreife Leistung" oft wichtige Komponente in die Strategie einzuschalten vergaß. darstellt. Inzwischen schlägt er sich, wieder in New Yort, mit Tagesarbeit durch das brutale Dasein und lernt Wichtigeres dabei Uns sollte es ähnlich gehen. als in den fanadischen Wäldern. Dreimal flieht Sinclair aus den Städten und kehrt immer wieder zurüd. In Der Liebe Pilgerfahrt" ist diese wiederholte Flucht in die Wildnis, der Kampf mit der Umwelt und die Last einer Ehe geschildert. Wohl ist in den frühen Werfen in Prinz Hagen "( in Deutschland nur in dramatisierter Fassung bekannt, in Arthur Stirlings Tage buch"), die in den Wäldern entstanden, und ebenso in dem folgenden Roman Slaperei" schon Auflehnung gegen die ungerechtigteit der Welt enthalten: aber Sinclair bleibt noch in unfruchtbarem, richtungslosem Suchen.
Los gings also, vom. Part her, gleichzeitig Sturm auf die Schanze, und durch die Hanfstraße. Dred und Feuer über Euch." Mit raublustigem Gebrüll bissen wir uns in die feindliche Rotte der Hanfstraße. Wie gesagt, von drei Seiten her. Die Latten splitterten über unsere Köpfe. Die Wurffteine bullerten gegen die hölzerne Schanze, die dem Nachschub der„ Hänflinge" Deckung bot. Wir fonnten uns aber feine fünf Minuten halten und mußten fünfzig Meter zurüd. Die Kerls, mutig gemacht, hinter uns her. Da die Sache nicht auf den ersten Hieb flappte, stand sie schon faul Da flogen wir mit unseren Rapieren vor die Reihen, das war eine ganz mörderische Waffe, daß ich, wenn ich daran dente, noch heute die Schultern schmerzen fühle, die waren gefürchtet, weit und breit im Rieß, und wir hatten damals auch einigen Erfolg damit. Baldinger, feuerrot im Gesicht, ließ die Stahlschiene auf die Köpfe faufen, die sofort abgeschleppt werden mußten, und die anderen flohen, mitsamt dem Unterteil, meine ich.. Das Feld war frei, der Eingang in die Hanfstraße auch, Priemeisen lag jetzt mit der ganzen feindlichen Mannschaft hinter der Holzschanze. Aber da waren wir um nichts gebessert. Wir mußten siegen, darauf tam es an, damit die Schweinehunde den Sand leckten, und wir triumphierend, ohne Hemmungen, luftig darauflos expropriieren fonnten. Das sollte nämlich unsere Rache sein:
Fünf funkelnagelneue Taschenmesser.
Fünf Papierdrachen, zwanzig mal fünfzig Sentimeter. Zwei Knäuel Bindfaden.
3wei Pfund Johannisbrot.
Sollten sie zusehen, wo sie das Zeug hernahmen.
Aber es sollte ja anders fommen: unsere Strategie mitsamt aller Hoffnung auf Abbitte, Entschädigung usw. sollte in die Binsen gehen. Denn als wir so gemütlich austnobelten, was uns vielleicht in menigen Tagen reich machen könnte, brach uns plößlich ein Trupp mildgewordener Hänflinge" in den Rücken, den wir uns zu deden verschwitzt hatten. Weiß Gott , wo die hertamen. Wie eine Bombe plagten sie zwischen uns. Wir bildeten durch diese lleberrumpelung feine geschlossene( wenn auch von vornherein dreifach geteilte) Formation mehr. Denn eine solche hätte uns vielleicht noch start machen fönnen, die Rapiere vorn weg, wie ein eiserner Wind, der sich in das feindliche Fleisch einbeißt. Nun wurden wir schmählich auseinandergesprengt und mußten uns als einzelne unserer Haut wehren. Das klappt nicht immer; der Gegner, wenn er überhaupt in der Einzahl ist, der uns gegenübersteht, ist oft uns nicht so ausgesucht ebenbürtig. Ist er stärker, werden wir mir nichts, dir nichts in den Boden gerammt. Baldinger und Bäumling hielten sich gut. Auch ich benutzte Arme und Beine, um die Würmer, die an meinem Leibe hingen, abzuwehren. Aber daß wir endgültig verspielt hatten, sah ein Blinder. Unsere Leute engriffen die Flucht und nun hieß es, auch für uns drei, loszukommen. Baldinger, der mit Priemeisen bitter fämpfte, setzte dem langen Lulatsch einen Knüppel zwischen die Beine, daß er hinschlug und lief der Parkstraße zu. Bäumling fonnte, da er von sechs Jungens angesprungen wurde, beim besten Willen nicht frei tommen und wurde festgehalten. Ich tonne noch gerade mit den drei Biestern, die mich gepackt hatten, und mir den Arm ausfugeln wollten, nach ungeheuerer Anstrengung fertig werden, und riß in Richtung des Neubaues aus, was mir alle Interessenten entschuldigen möchten.
Alle ein In der Sandkuhle, im Part, sammelten wir uns. menig bissig um die Mundwinkel und gehörig zerschrammt. Nur die Jüngsten fümmerte die Niederlage weniger, sie waren noch zu dämlich, um die weittragende lokale und familienpatriotische Be deutung und den für uns nicht nur im wörtlichen Sinne so schmerz haften Ausgang unseres Kampfes zu begreifen. Blutige Köpfe gab es hüben und drüben, und diejenigen, die die Rapiere zu spüren
befamen, mußten bös aussehen.
So war es auch. Dem zehnjährigen Paule Warmbier hat einer von uns dreien( wir fnobeln heute noch, wer das gewesen sein fann), ganz fürchterlich die linke Schulter zerrissen, so daß der Junge ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Dafür haben sie Baldinger und mich in die Fürsorge erziehung gestedt, aus der ich Dor etlichen Jahren wieder austraßte; und ich bin nun wohl, was ich schon meinem alten Bater zu Ehren gern meinen möchte, ein einigermaßen anständiger Kerl geworden.
Ja, wir wickelten mun das, was allzusehr blutete und in Fezzen hing, in unsere Taschentücher und es war schon ein buntes Lazarett, die Sandfuhle. Uns war dabei fürchterlich ernst zumute. Es war fein Spiel mehr, schon in irgendeiner heimlichen Ede unferes Herzens wuchs der fich wehrende Troß eines uns erst viel später
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Erst als er dem Sozialismus nahe tommt, als er- im Sinne des historischen Materialismus die ökonomische Struttur der Gesellschaft begreift, ist ihm der Schlüssel der Erkenntnis gegeben. Die Kräfte ordnen sich vor seinen Augen folgerichtig und zwangsläufig. Er begreift: es tann im hochkapitalistischen Wirtschaftssystem feinen Ausgleich zwifchen arm und reich geben, zwischen den Besitzern der Produktionsmittel und den Schaffenden, die nur ihre Arbeitstraft zu verkaufen haben. Mildtätige Berte die nur ihre Arbeitstraft zu verkaufen haben. Mildtätige Berte des einzelnen, die christliche Liebe der Religion: sie sind begrenzt von dem Gesez, daß das Kapital sich mehren muß auf Kosten des Arbeiters. Alle sozialen Bemühungen fönnen nur Schein sein; denn die wichtigste Ware, aus der der Profit, der Mehrwert geholt werden muß( die Substanz an sich bleibt sich ewig gleich), ist der Arbeiter und feine Kraft. So erfennt Sinclair jeht die Grenzen oben und unten. Aus diesem Gesichtsfeld entsteht das erste und berühmteste seiner Werke:„ Der Sumpf ".
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II.
Dieses Buch aus eigenstem Erlebnis entstanden, denn Sinc lair hat monatelang in den Schlachthäusern Chitagos gearbeitet erfüllte mit seinem anklagenden Schrei die Kontinente. In Amerita geschieht das möglichste und unmöglichste, um die tompromittierende Wahrheit stumm zu machen.
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Was ist geschehen? In den Riesenbetrieben der CornedbeefFabrikanten, die mit ungeheurer Reklame die Anpreisung ihrer Produkte in die Welt schreien, wird dem Käufer aller gesundheitsum des Profits willen. schädliche Abfall der Welt geliefert, Rrantes und faules Fleisch wird in schmugstarrenden Räumen zu bereitet, an den Wänden figen solche Krusten eingetrodneten Blutes bereitet, an den Wänden fizen solche Krusten eingetrockneten Blutes und Drecks, daß sie Brutstätten für Bazillen sind. In diesen größten Schlachthäusern der Welt werden die Arbeiterfrauen, Kinder, Manner obendrein maßlos ausgebeutet. Und wie reagieren die Chifagper Fleischpader die dollermillionenschweren Moris, auf dieses Armours Swift, um nur die Größten zu neuen mit Tatsachen beladene Buch"? Sie mobilisieren, nachdem Sinc lair die phantastischsten Bestechungssummen abgelehnt hat, die ihr gefügige Presse und es erscheinen Arbeiten von Fachleuten"," Sach verständigen, die zu dem Ergebnis kommen, daß alles ganz anders ist und Herr Sinclair aus„ Sensationslust" den„ Sumpf" erfunden hat. Welcher Art sind nun die Sachverständigen"? Da gibt es u. a. einen Gutachter", der heimlich bezahlter Mittelsmann zwischen Fleischpackern und Zeitung ist und einen 32seitigen Bericht für die" Tribune" verfaßt; da gibt es bei der„ Saturday Evening Post" ein Redaktionsmitglied, das eine Artikelferie wider den" Sumpf" osläßt, die der Chef des Blattes, der selbst neun Jahre Angestellter der Armours- Schlächtereien war, ohne Bedenken bringt, wie er überhaupt seine Wochenschrift( heute noch die meistgelesenste in den U. S. A. ) den Fleischpackern bedingungslos zur Verfügung stellt. Dies find teine Einzelfälle: fie lassen sich beliebig ver mehren, find dokumentarisch niedergelegt in Sinclairs„ Sünden Iohn", einer Studie über den Journalismus.
Aber zu dieser Zeit weilt in Amerika ein englischer Sachverständiger für Schlachthoffragen, und dieser Mann, eine Weltautorität, der für eine führende ärztliche Zeitschrift Englands die Verhältnisse in den Schlachthäusern der Vereinigten Staaten studiert,
überkommenden Mannestums. Man muß sich doch wehren, wenn einem die anderen an den Hals wollen, sagten wir uns. Wir waren doch im Recht, denn das mit unserer Bude war doch eine regelrechte Schweinerei. Das müßt ihr doch zugeben. Und die Klauerei brauchten sie doch auch nicht gleich an die große Glocke zu hängen, das war überhaupt nicht nötig. Aber etwas, ich überlege gerade, mag schon richtig sein. Ich meine, daß mit der Keilerei war ja ganz schön, jedoch, wenn man den Erfolg anschaut, eigentlich ein ganz horrender Blödsinn. So kommen wir nicht weiter. Erstens waren wir recht dof, das wir nicht auf Rückendeckung bedacht waren, dann flappte überhaupt diese Art moderner Kriegsführung nicht, und zum letzten müssen doch andere Mittel vorhanden sein, die den Jungens aus der Hanfstraße für ihre Frechheit und für ihr unfameradschaftliches Verhalten gleichaltrigen Boys gegenüber, gehörig eins auf den Hut geben. Denn der arme Paule Warmbier hätte ebensogut dabei totgeschlagen werden können.
Ich will einmal nachdenken, allerdings ohne vorerst jeglicher harmloser Rauferei abhold zu sein, was das alles für Mittel fein tönnten.
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bestätigt Sinclairs Bericht. Außerdem liegen noch Bestätigungen von verschiedenen Staats- und Bundesbehörden" vor. Von seiten der Regierung jedoch geschieht- nichts. Erst ein Zufall bringt den Stein ins Rollen. Sinclair bekommt„ Einblick in das Protokoll der vom Kongreß nach dem spanisch- amerikanischen Krieg durchgeführten Enquete über die Beschaffenheit des von den Chikagoer Fleischpackern gelieferten Büchsenfleisches. Dort war Theodore men att am eugenstand und erklärte:" Ich hätte ebenso gut meinen alten Hut essen können." Sinclair wendet sich an Roose velt ; der seht eine geheime Untersuchungskommission ein, aber bevor sie noch in Chikago ankommt, ist bekannt, daß eine behördliche Kommission unterwegs ist.
Der Erfolg dieser ganzen Bemühungen ist, daß die Fleischpader siegen. Ein neues Schlachtaufsichtsgesetz erscheint zwar, aber die Paragraphen sind in Watte gewickelt. Roosevelt genehmigt es und läßt die Sache einschlafen. In der Presse, dem Sprachrohr des Truftkapitals, fann man diese Ereignisse aufs amüsanteste verfolgen: zuerst ist Sinclair der„ Schmuhauswirbler"; als Roosevelt in die Kampagne eingreift, ist Sinclair auf dem Wege, ein berühmter Mann zu werden; aber nach dem Sieg der Trustherren verschwindet Sinclairs Tat in die berüchtigte Versenkung.
Diese Geschichte des Romans ist so wichtig, weil sie den Grundstein zu Sinclairs Weltrum gelegt hat( das Buch wurde in 17 Sprachen übersetzt), weil sie die Korruptheit der amerikanischen Breffe anschaulich macht sowie Sinclairs ungeheuren Mut, diese Hydra anzugreifen.
III.
Der Kampf geht weiter. Merfwürdige Zufälle brechen in diese, der Anflage gewidmete Arbeit ein. Sinclair hat Material über Betrügereien, die sich die Carnegie Stahl Kompagnie bei Heereslieferungen zuschulden kommen ließ, zusammengebracht. Der Trust hat ein Interesse daran, daß diese Dokumente vernichtet werden: eines Nachts geht Sinclairs Haus in Flammen auf.( In Gustavus Myers " Geschichte der großen amerikanischen Vermögen" find die nüchtern sachlichen Berichte gesammelt, wie die Dollarmillionäre ihre Vermögen erarbeiteten".)
All dies hindert Sinclair nicht, die Geschehnisse des politischen Lebens, die Entartungen der tapitalistischen Gesellschaftsform in feinen großen Romanen darzustellen.
In König Kohle" geht es um das Los der Bergarbeiter; in Hundert Prozent sind die oberen Zehntausend Ameritas, die den Ertrag des eingesteckten Mehrwertes nicht aufzehren können, in ihrer stumpfsinnigen Verschwendungssucht gezeichnet. In Jimmie Higgins" ist der Krieg gesehen, wie er ist, und nicht, wie ihn die Nationalisten heroisieren. Sinclair selbst war wie Jimmie Higgins eine Zeitlang mittaumelnd in der großen Kriegspsychose. Eines Tages aber enthüllt sich ihm: diefer Krieg ist ein grandioses Geschäft für Wallstreet . In" Betroleum", dem zuletzt erschienenen Roman, fehren in neuen Situationen die Menschentypen aus den früheren Werfen wieder. Jede einzelne Gestalt ist Aus= drud ihrer Klasse mit eigenen guten und schlechten Eigenschaften. Man sieht wieder den Jüngling, den Sohn des Millionärs, der hin- und hergeworfen wird zwischen einem ursprünglichen Gerechtigkeitsgefühl und dem Zwang, ein Ausbeuner wie andere zu sein. Die Klassenschichtung bedingt sowohl tragische, als auch tomische Konstellationen. Sinclairs Satire hebt aus dem wirbelnden amerikanischen Leben mit überlegenem Hohn die Heuchler aus Erziehung und Lebensangst: den Briefter, dessen Rechte nicht weiß, was die Linke an Trinkgeldern nimmt; den Universitätsprofessor, der die Statistik und Moral nach dem Metermaß der Millionäre verschleißt. In Präsident der U.S. A. "( Stoman aus dem Weißen Hause) erscheint die wizige Gestalt des fleinen Manifuremädchens, das dem Sprecher im Weißen Haus " zu Washington - als dem Präsidenten! alte Leitartikelweisheit als echte Stimme des Boltes" aufhängt und so hinter den Kulissen das stolze Amerika regiert.
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Die Arbeiter, die Sinclair zeichnet, find als Einzelmensch mutig oder feige, leidenschaftlich oder gleichgültig wie die anderen. Aber auch hier wird wieder im einzelnen die Klasse offenbart. Diese Proletarier, die die bessere Zukunft aufzubauen haben, sind Empörer, weil sie niedergehalten sind durch 3wang; sie sind Brüder, weil die gleiche Not sie zusammenschließt; fie sind opferbereit, weil die Hoffnung das Einzige ist, was ihnen niemand nehmen kann. Go ist weder Antlage noch Verteidigung in diesen Romanen zufällig. In Die Golbene Rette", im Parademarsch" und in„ Der Retrut"( Studien über amerikanische Erziehung) Künstler, zeigt. Sinclair die Medaille von der anderen Seite. Briefter, Pädagogen sind nach Sinclairs Auffassung die Stimme der jeweils herrschenden Klaffenideologien der Zeit: paraſitäre Anhänger des Kapitalismus . Was Sinclair in der„ Goldenen Kette", seiner„ Sage von Freiheit der Kunst" im Eifer des Kampfes vergißt, ist dieses: daß die Naturkraft der künstlerischen Leistung echt ein fann, auch wenn die Form( und selbst der Inhalt) von der ökonomischen Situation bestimmt ist. Wenn auch Balzac , um nur ein Beispiel zu nennen, zur Gesellschaft der Bankiers gehört, so ist seine dichterische Fähigkeit, eine Welt aus dem Chaos zu gestalten, nicht weniger fostbar. Und wenn Upton Sinclair fein d. h. wenn sich ihm die Gedanken des Sozialismus nicht zum Bild zusammenfügten so wäre die Wirkung feines Werkes nicht die anflagende, aufwühlende, die sie ist. Kunst ist, wie jede Aeußerung des Lebens, geformt von der geschichtlichen und gesellschaftlichen Lage; aber wenn sie echter und wahrhaftiger Ausdrud dieser Situation ist, dann ist sie ein Mittel des Menschen, um sich selbst zu sehen, selbst zu erkennen. Und Sinclair ist für die sozialistische Welt, was einmal 301a für die bürgerliche Klasse gewesen ist: Spiegel und Wahrbild. Und das heißt viel. Kurt Offenburg.
Dichter wäre
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Ein zentnerschwerer Edelstein. Eine Edelsteinschleiferei in Ober stein an der Nahe erhielt fürzlich den Auftrag, einen brasilianischen Amethyst zu verarbeiten, der wohl den größten, bisher gefundenen Amethyst der Erde darstellen wird. Der Kristall, der trotz seiner Größe überraschend klar und damit sehr wertvoll sein soll, hat ein Gewicht von 89 Kilogramm. Seine Höhe beträgt 63 Zentimeter, feine Breite 52 Zentimeter und seine Tiefe 30 Zentimeter. Selbstverständlich stellt dieser in seiner Größe ungewöhnliche Edelstein ein außerordentliches Wertobjekt dar. Es ist übrigens intereſſant, daß weder die Obersteiner noch die benachbarte Idarer Edelsteinindustrie jemals einen größeren Edelstein zur Berarbeitung erhielt.
Darwins Haus als Nationaldenkmal. Downe House, der schöne Landsih in Kent, auf dem Darwin den größten Teil seines Lebens verbracht und feine unsterblichen Werfe verfaßt hat, ist jetzt von einem Mazen angekauft und der Britischen Gesellschaft der Wissen= schaften geschenkt worden. Es soll nun zu einen Darwin - Museum ausgestaltet werden, in dem die Bilder und Gegenstände, die es ursprünglich schmückten, nach Möglichkeit wieder aufgestellt werden; es wird zum Nationaldenkmal erklärt und soll Besuchern zur Be fichtigung zugänglich sein.