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Beilage des Vorwärts
Der Schatz im Walde. Von H.&. Wells. (Schluß.) „Hier ist der Fluß. Wir müssen jetzt ganz in der Nähe sein.* Die Pflanzen wucherten dicht am Flußufer. Große unbekanme Gewächse schössen zwischen den riesigen Baumwurzeln empor und breiteten Rosetten gewaltiger grüner Blätter gegen den Streifen Himmel. Unzählige Blumen und eine Liane mit leuchtendem Blatt- werk klammerten sich an die bloßgelegt«» Stämme. Auf dem Wasser des breiten ruhigen Teiches, den die Schatzgräber jetzt er- blickten, schwammen groß« o»ale Blätter, und eine wächserne, rosig- weiße Blume, einer Wasserlilie ähnlich. In der Ferne krümmte sich der Fluß, das Wasser schäumte auf und wurde lärmend wie eine Stromschnelle.„Nun?" meinte Evans.„Wir sind ein wenig von der geraden Linie abgewichen," sagte Evans.„Es war nicht anders zu erwarten." Er drehte sich um und blickte in den kühlen Schatten des schweigenden Waldes zurück.„Wenn wir ein Stück stromaufwärts gehen, oder vielleicht stromabwärts—" „Cr sagte, es sei ein Steinhaufen da." Die beiden Männer sahen einander«inen Augenblick lang an. „Wir wollen es zuerst stromabwärts versuchen." Sie gingen langsam weiter und blickten neugierig umher. Plötzlich blieb Evans stehen.„Was zum Teufel ist das?" Hooker folgte der Richtung seines Fingers.„Etwas Blaues," er. widert« er. Es kam in Sicht, als sie die Höhe der leichten Boden- erhebung erreichten. Dann begann er zu unterscheiden, was es war. Hastig stürzte er vor, bis der Körper, der zu der unbeweg- lichen Hand gehörte, sichtbar wurde. Er umklamnierte sein Werk- zeug fester. Ein Chinese lag vor ihnen, das Gesicht zur Erde. Die gelöst« Hallung war nicht mißzuverstehen. Unwillkürlich traten die beiden Männer näher zueinander und starrten schweigend auf die Leiche. Sie lag in einer Lichtung zwischen den Bäumen. In der Nähe war ein chinesischer Spaten und einige Schritte weiter ein Haufen Stein«, um ein frisch gegrabenes Loch gestreut. „Es war jemand vor uns da." meinte Hoofer und räusperte sich Plötzlich begann Evans zu fluchen und zu toben und stampft« mit dem Fuß auf. Hooker wurde ganz blaß, aber er sagte kein Wort. Er kam näher an die Leiche heran. Ihr Nacken war violett ange- laufen, die Hände und Knöchel waren geschwollen.„Ach so," sagte er, dreht« sich um und trat an das ausgegrabene Loch. Er schrie erstaunt auf.„Evans, komm her, du Narr du. Es ist ja alles in Ordnung, es ist ja noch da." Dann wandte er sich um, sah den Chinesen an und blickte wieder auf die Grube. Evans eilt« herzu. Ein« Anzahl stumpfgelber Barren, von dem Unglückseligen halb bloßgelegt, lag vor ihm. Er beugt« sich herab, fegte die Erde mit den bloßen Händen weg und zog hastig den schweren Klumpen heraus. Dabei stach ihn ein kleiner Dorn in die Hand. Er zog die zarte Spitze mit den Fingern heraus und hob die Barren empor. „Nur Gold oder Blei hat ein solches Gewicht," sagte er glück- selig. Hooker blickt« noch immer den toten Chinesen an: cr ver- suchte den Borfall zu deuten. „Er ist seinem Freunde zuvorgekommen," meint« er schließlich. „Er kam ollein hierher, irgendeine Giftschlange muß ihn getötet haben. Aber wie hat er nur die Stelle gefunden?" „Was liegt an einem toten Chinesen," sagte Evans, die Gold- barren in den Händen.„Wir müssen dieses Zeug ans Land bringen und für«ine Weile vergroben. Wie kriegen wir es ins Boot?" Er nahm den Rock ab, breitet« ihn auf der Erde aus und warf ein paar Barren hinein. Auf einmal fühlt« er noch«inen Dornen- stich auf der Haut. „Mehr können wir nicht tragen," erklärte er. Dann plötzlich mit einem sellsamen Aufbrausen:..Was starrst du denn so drein?" Hooker drehte sich zu ihm um: jr5ch— kann— ihn— nicht— ertragen." Er wies auf die Leiche.„Er sieht«enau aus wie—" „Unsinn." unterbrach Evans.„Alle Chinesen sind einander ähnlich." Hooker sah ihm ins.Gesicht.«Ich will ihn zuerst begraben. bevor ich dir helfe." „Du bist«in Narr, Hooker. Laß das Aas liegen." Hooker zögerte, sein Blick ging suchend über den braunen Boden.„Ich weiß nicht, weshalb, ich kriege es doch mit der Angst," sagt« er. „Die ganz« Sache ist nur die: was sollen wir mit diesen Barren beginnen, wollen wir sie hier wieder vergraben, oder nehmen wir sie im Boot auss Festland mit?" Hooker dacht« nach. Sein forschender Blick wanderte zwischen den hohen Baumstämmen bis zu der fernen, sonnenbeleuchteten Wölbung über ihren Köpfen. Er schauert«, als sein Blick aus der blauen Gestalt des Chinesen hosten blieb. „Was ist mit dir los. Hooker?" fragte Evans.„Hast du den Verstand verloren?" „Wir wollen ledenfalls das Gold von hier wegnehmen." Er faßte den Rock am Kragen an. Evans am anderen End«, und sie hoben das Gold.„In welcher Richtung?" fragte Evans. „Auf das Kanu zu?" „Wie komisch." meinte er. als sie«in paar �Schritte gegangen waren,„meine Arme tun noch weh vom Rudern."' „Ja, verdammt, wie weh sie tun. Ich muß mich ausruhen." Sic ließen den Rock zu Boden gleiten. Evans war sehr blaß, und kleine Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.„Furchtbar schwül ist'S im Wald." Dann, mit einem plötzlichen Uebergang w eine unvernünftige Wut:„Was hat man denn davon, wenn man b.ier den ganzen Tag herumlungert. Hilf doch mal' Du tust nichts anderes als slennen, seit du den verreckten Chinesen gesehen hast." Hooker sah seinem Kameraden ernst ins Gesicht. Er half ihm den Rock mll dem Gold ausheben: sie gingen weiter, vielleicht hundert Schrill«, in tiefem Schwelgen. Evans atmete schwer. „Kannst du nicht reden?" fragte er. „Was hast du denn?" fragte Hooker. Evans stolperte und ließ mit einem Fluch den Rock fallen. Er starrte Hooker ein« Weile an, und faßte dann aufstöhnend an seine Kehle. „Komm mir nur nicht nah«," sagte er und lehnt« sich gegen einen Baum.„Es wird mir gleich besser sein," fügte er mit festerer Stimm« hinzu. qfo* Hände, die sich an dem Baume festhielten, sanken herab,
Hannover liegt bald hinter uns, vor uns liegen die langhinge- streckten Dörfer mit den urallen Sachsengiebeln. Dann kommt ein großes Moor, und hinter dem Moor blüht die Heide. Die Heide ist nun durchaus nicht so glatt und oertitscht, wie es die Ansichts- karten wahr haben wollen, die Heide hat viele Gesichter und Bild- nisse. sie ist auch Sumpf und Moor, wehende Birkenreihe, ragende Wacholderbüsche , Kartofselselder und Rübenäcker gibt es und end- lose Spargelplontagen. An den Giebeln der Häuser hängen die Scheiben der Schützenseste. Und wir fahren durch die wechselnde Landschaft nach der alten Stadt Celle . Im Stadtpark sehen wir das berüchtigte Zuchthaus, in dem die Borkämpfer der deutschen Einigung schmachteten. Nicht weit davon baut sich ein alles Schloß auf. Die mittelalterlichen Giebelfronten aller Straßen beglücken uns. Aber noch mehr beglückt uns die schöne Schule aus Glas und Eisenbeton und die großartige Siedlung vor der Stadt, der Georgs- Hof. Dann fahren wir in das Wietzer Oelgebiet. In der Lüneburger Heid« war das Oeworkommen schon im Millelaller bekannt. Der„Wietzer Oelkerl" bereiste die Jahrmärkte und verkaufte sein Oel als Medizin oder als Wagenschmiere, aber er geriet bald in Vergessenheit, wie die kleinen Tümpel und Moräste in der Heide vergessen wurden, auf denen das Oel in farbigen Bändern log. Die kleinen Tümpel wurden erst im vorigen Jahr- hundert wieder wichtig, als in Amerika , in Mexiko , in Rußland und Rumänien die großen Petroleumquellen erschlossen wurden, die riesigen„Springer", die. bald die Kohleseuernng verdrängten und in ihrem Siegeslauf im neuen Jahrhundert mit den großen Zu- sammenbruch herbeischleppten, den Weltkrieg, der ja auch ein Krieg um das Erdöl war. Oel und Blut ssnd dicke Säfte, und die großen Konzerne, die den Weltmarkt beherrschen, kennen die Analysen vom Blut so genau wie die vom Petroleum. Vor dem Krieg wurden in Deutschland mit dem Elsässer Revier jährlich rund 30 000 bis 40 000 Tonnen Erdöl gewonnen. In Deutschland wurden auch die einzigen Erdölschächte angelegt, im Elsaß und in Wietze -Steinförde bei Celle . Eine sonderbare Landschaft wächst da aus der Heide empor: viele hundert über zehn Meter hohe Bierstammböcke ragen aus Wald und Wiese. Unter den Böcken gehen die Oelpumpen beinahe lautlos aus und ab und holen den dicken Saft aus der Erde, treiben ihn durch dünne Röhren oder hölzerne Leitungen in große Bottiche oder Tanks. Das Oel ist schwarz und schwer oder grün und leicht, es sickert um die Maschinen, es tropft in den Morast und ist beinahe geruchlos und wie dünnflüssiger Sirup. Das Erdöl fließt un- regelmäßig, kommt aus der Tiefe von 200 Metern und eine gute Pumpe ergibt im Monat 10 bis 30 Tonnen. Biete Pumpen feiern und warten, bis sich neues Oel im Quellgrund angesammelt hat. Der nahe Erdölschacht räubert die kleinen' Quellen aus. Im Wietzer Revier wurden im letzten Jahr 38 000 Tonnen Oel gefördert. Die Heide blüht. Die Birken stehen im klaren Septemberlicht. Die ragenden Böcke geben die Illusion an ein kleines Kalifornien , an ein kleines Baku mitten in der schwermütigen Landschaft. Die kleinen Pumpenmotore summen. Das Oel fließt und fließt. Auf den Tümpeln treiben bunte Farbbänder. Der Boden ist kostbar und Spekulationsgebiet. Diele Gesellschaften arbeiten miteinander, gegeneinander, aus kleinen Bauern wurden über Nacht reiche Leute, aber noch mehr Leute haben ihr Geld durch wertlose Oelaktien ver- loren. Das Dorf Wietze ist kein Bauerndorf mehr, es ist ein Erdöl -
er glitt longsam zu Boden,-die Finger verkrampst, das Gesicht von Schmerz entstellt. Hooker trat an ihn heran. „Faß mich nicht an, faß mich nicht an," sagte Evans mit er- stickt« Stimme.„Lsg dos Gold in den Rock zurück." „Kann ich dir helfen?" „Leg das Gold zurück." Als Hooker die Barren anfaßte, fühll« er einen kleinen Stich in« Daumenballen. Er sah einen dünnen Dorn von etwa zwei Zoll Länge. Evans stieß einen unartikulierten Schrei aus und rollte vorn- über. Hookers Kinn fiel herab. Mit weitausgerissenen Augen starrte er den Dom an. Dann sah er Evans, der sich auf dem Rücken krümmte. Sein Rücken hob und senkt« sich krampfhaft. Sodann blickte« durch die Bäume und das Netzwert der Lianen in den fahlgrauen Schatten, wo man noch undeutlich die blaugekleidete Leiche des Chinesen erkennen tonnte. Er dachte an die kleinen Striche in der Ecke des Plans und verstand. „Gott sei mir gnädig!" Di« Domen sahen genau so aus wie jene vergifteten, die von den Dyaks in ihren Blasrohren verwendet werden. Nun begriff er. was Ehang His Bemerkung über die Sicherheit des Schatzes bedeutet«. Nun begriff er sein Grinsen. „Evans I" rief er. Aber Evans schwieg und rührte sich nicht, nur manchmal zuckte noch«in furchtbarer Krampf durch sein« Glieder. Ein tiefes Schweigen brütete üb« dem Walde. Dann begann Hooker wie besessen an der kleinen geröteten Stelle an seinem Handballen zu saugen. Er saugt« um sein liebes Leben. Auf einmal verspürte er einen seltsamen Schmerz in Arm und Schulter: nur mit Mühe vermochte er die Finger zu biegen. Er wußte, daß das Saugen nichts mehr nützt«. Er hielt inne, setzte sich auf die emporgeschichteten Goldbarren, stützte das Kinn auf die Hände, die Ellenbogen auf die Knie und starrte auf den verrenkten, noch zuckenden Leib seines Gefährten. Ehang His Grinsen kam ihm in den Sinn. Der dumpfe Schmerz breitete sich aus, stieg ihm in die Kehl « und wurde immer stärker. Hoch über ihm fuhr ein leichter Wind in das Laubwerk. und die weißen Blüten einer unbekannten Blum« wehten langsam herab in das Dunkel. kUebertraaen r>»n A. Ballentin. Deutsch « Richte durch S. P. 0. Literarisch«» Burkau Wien .)
v« gefilmte Schneesturm. Eine nmdkaukasische Emedition de? „Sowkino" hat auf dem Gipfel des Kasbek in einer Höhe von 5040 Meter einen Schneesturm gefilmt. Dies dürfte wohl für Europa einen Höhenrekord darstellen. Das Kino unter der Erde. In Warschau wird zurzeit ein Wolken- tratzer gebaut, der 13 Stockwerke über der Erde und drei unterirdische haben soll. Oben werden sich«in modernes Hotel und Warenhäuser vefinden. in den unteren Stockwerken Kinos.
darf mit vielen hundert Quellen. Ab und zu sieht man noch eine Gemüseplantage oder eine Herde weidender Kühe, aber was ist die weiße Milch gegen das braune oder grüne Erdöl? Was ist die Gemüseplantage gegen den großen runden Tank, in dem sich das Oel. sammell? Der Erdölschacht in Wietze ist mit das sonderbarste Bergwerk der Welt. In ihm wird ölhaltiger Sand zutage gefördert und durch Heißwäsche vom Oel geschieden. Die Oelsandlager werden durchaus bergmännisch abgebaut. Da steht nun der hohe Förderturm da. daneben liegt die Wäscherei und hinter der Wäscheret bauen sich die grellweihen und beschmutzten Spitzberge des entölten Sandes auf. Aber die spitzen Sandberge stehen nur kurze Zeit. Sie werden ab- gefahren und durch ein Schachtloch vom Tag aus als Bergeversatz in die Grube geschüttet. In den öltriefenden Löchern und Stollen unter der Erde schuften die Kumpels. Sie verdienen sechs bis acht Mark in der Schicht. Die Arbeit ist Akkord und Glückssache, denn das Oel wandert, und eine Kolonne, die morgens abgelöst wird und gut gefördert hatte, hinterläßt oft ein Gebiet, das ausgelaugt und leer ist. Die Arbeit im Oelsandlager ist Hundearbeit. Ueberall trieft das Oel, es trieft durch die Verschalungen, es quillt aus dem Boden, es sickert in den Stollen, es frißt sich durch die Kleidung in die Haut. Fast alle Kumpels sind krank. Die Oelkrätze überfällt sie. Mitesser werden zu großen Blutgeschwiiren. Manchmal sind bis 60 Proz. aller Untertogarbeiter krank. Im Oelgebiet sind rund 24 Proz. aller Arbeiter krank. Die Werke liefern keine Arbeitskleidung. Die Schachtarbeiter sehen wie schmutzige Neger aus, wenn sie an Tag fahren. Sie heißen die„Nuggels", und die wilden Kerle, die un- gesichert in die kleinsten und schwierigsten Löcher vorstoßen— die Arbeit ist ja Akkord—, werden die.Ftäubers" genannt. Die deutsche Oelindustrie ist eine junge Industrie und mit allen Grausamkeiten der Jugend behaftet. Wir sprechen mit einem Bergmann, der kein„Räuber" ist, mit einem Mann, der schon viele Jahre auf der Grube arbeitet. Er ist der Typ des prachtvollen deutschen Arbeiters, der phrasenlos feine Klassenpflicht erfüllt. Vor drei Iahren waren nur 10 Proz. der Grubenbelegschoft im Verband, heute sind es 40 Proz., und man kann beinahe schematisch den Tag ausrechnen, wo es 60 Proz. sind und wo die Oelproleten erfolgreich vorstoßen können gegen die Betriebsreaktion. Im Gebiet liegen auch Kaliwerke. Einige Kali- schachte sind stillgelegt. Ihre Arbeiter wanderten ob in das Oel oder fuhren bis nach Thüringen in neue Schächte. Es gibt genug arbeitswillige Hände, die„Nuggels" oder„Räubers" werden wollen. Aber der Bergarbeiterverband faßt auch im Oelgebiet immer festeren Fuß. Wir gehen in die Heide hinein. Große Schlammhügel liegen da, öllriesend, die Vierstommböcke stehen über den Oelpumpen, kein Mensch ist zu sehen, der weiße Sand ist beschmutzt, die Moräste schillern bunt, wir gehen weiter und kommen an einen Bohrturm. Eine neue Quelle soll erschlossen werden. Zwei Wochen schon wühlt sich der mächtige Bahrer in die Tiefe. In kalkweißen Strömen fließen Ton und Erde aus dem Loch, die ersten Oelflecken schwimmen auf der schießenden Flut. Wenn die Gesellschaft Glück hat. kann schon in der nächsten Woche die neue Pumpe arbeiten. Aber es gibt auch Bohrlöcher, an denen über ein Jahr gearbeitet wurde, ohne aus Oel zu stoßen. Max Barthel .
Bücher als Mitgist. Die heiratslustige Tochter von heute.würde sich schönstens de- danken, wenn ihr der Vater sin paar Bücher als einzige Aussteuer mitgeben würde. Aber im Mittelalter war dos anders, und ein Fräulein tvar besonders begehrt und galt für sehr reich aus- gestattet, wenn sie von ihrem Vater einige Handschriften mit in die Ehe bekam. Diese Tatsache erwähnt Max Lenz in einem Beitrag über„Bücherpreise vor Einführung der Buchdruckerkunst" in der .Literarischen Welt". Der Preis eines Livius betrug im 12. Jahrhundert 120 Gold» krönen. Dafür tonnte man sich schon ein stattliches Landgut kaufen, und tatsächlich gab Antonius Beccatellus sein Gut gegen einen Livius fort. Bücher galten in senen Togen, in denen das Ab- schreiben eine überaus mühevolle Arbeit und das Illustrieren der Handschristen eine seltene Kunst war, für besondere Kostbartetten, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbten. An den Universitäten wurden von den Schreibern große Sum- men mit dem Anfertigen der Bücher verdient, denn die Studenten bedurften solcher Werke zum Studium, aber nur die Reichsten unter ihnen konnten sich die Bücher kaufen, die sie für ihre Ausbildung brauchten, und auch sie durften nicht daran denken, noH andere Bücher zu erwerben. Der Preis schwankte im Mittelalter zwischen 20 und 80 bolognesischen Pfund. Di« meisten Studenten mußten schon froh sein, wenn sie wissenschaflliche Bücher geborgt bekamen: die Stattonarii, die Unioersitätsbuchhändler, verliehen zwar die Bücher heftweise, aber auch dann waren die Leihgebühren noch so teuer, daß sie die meisten Studenten nicht erschwingen tonnten. Diese Zustände dauerten soqar noch fort, als die„schwarze Kunst" bereits erfunden war. Als Philipp Mclanchthon 1524 in Wittenberg Borlesungen über Demosthenes hielt, hatte er nur vier Zuhörer, weil sich kein« Exemplare seiner Reden auftreiben ließen. und selbst die vier Hörer mußten sich die Texte aus dem Erempiar abschreiben, das der Lehrer besaß. Das Kaugummi, das, von Amerika kommend, sich heute so großer Beliebtheit erfreut, wird aus dem Saft des in Südamerika einheimischen Sapotillbaumes(.Achrzz sapota) hergestellt. Das Gummi wird in fein« Teilchen zerhackt und dann in mit einem Dampfmantel umgebenen Flaschen gekocht. In diesem Zustand« werden der Masse,' die auf mechomschem Wege gemischt wird, süßend« und wohlriechend« Bestandteile hinzugefügt. Der daraus enrston- dene Teig wird auf einem Tisch geknetet und dann zwischen Rollen hindurchgeführt, die ihn sogleich zerschneiden. Dos Produkt, über dessen Nützlichkeit bzw. Zwecklosigkeit die Meinungen auseinander» gehen, wird dann m den bekannten kleinen Packungen auf den Markt gebracht. Bon Amerika aus l>at sich die Sitte oder Unsitte des Gummikauens auch auf zahlreiche andere Länder übertragen: und während der Erlös des verkauften Kaugummis in den Ber - einigten Staaten im Jahre 1925 48 Millionen Dollar betrug, ist der Wert des von Amerika ausgeführten Kaugummis von jährlich 20 000 Dollar vor dem Kriege auf jährlich 200 000 Dollar nach dem Krieg« gestiegen.__