Sonntag 23. September 1928
Beilage des Vorwärts
Im Tollhaus. Von Hans Hyan . „Woll'n Sie bitte die Tür recht fest hinter sich zumachen," sagt« Dr. Manuel zu dem eben Eingetretenen,„es zieht hier!" Der Ankömmling, hinter dessen Rücken noch die Schlüssel des Irrenwärters klirrten, war im ersten Augenblick ganz perple; über diese, im ernstesten Tone vorgebrachte Redensart: aber er faßte sich sofort und erwiderte mit einer tiefen Verbeugung:„Mein Name ist Albuin Berylles... Theaterdixektor... ich bin Ihnen für den freundlichen(Empfang außerordentlich verbunden!" „Sparen Sie sich alle Komplimente, lieber Freund: Si« wissen, wir sind verrückt... Die Hemmungen in unserem Verstände haben nachgelassen oder sind gar nicht in genügendem Maße vorhanden gewesen... es wirkt deshalb affektiert und lächerlich, wenn wir uns wie die vernünftigen Esel da draußen benehmen, deren Verstand sie zwingt, stch gegenseitig fortwährend anzufchwefeln... im übrigen will ich alle die langweiligen Fragen, die Sie in der nächsten Zeit doch an mich richten würden, jetzt gleich im voraus beantworten: ich bin praktischer Arzt und hatte eine sehr bedeutende Praxis unter Frauen und Mädchen, denen ich über gewisse Schwierigkeiten fort» geholfen haben soll. Ich kann mich auf nichts besinnen, bin offen- bar partiell schwachsinnig und deshalb zur Beobachtung hier... und nun," er wandte sich zu dem stupid am Tisch« sitzenden Manne mit korrekt gescheiteltem Blondhaar und aufgestellten Schnurrbartenden, „stelle ich Ihnen gleich unseren Freund Raspert vor, gewesenen Staatsairwaltschaftsrat. Er Hot selbstverständlich auch'n Klaps, und zwar einen, wenn ich mich so ausdrücken darf, behördlich konzessio- nierten... Gerade sein Fall ist besonders interessant! Wenn man vorher die lieben Nächsten haufenweise ins Kaschott gesteckt hat wegen derselben Schwächen, die man selber nie überwinden konnte, dann horcht die ganze Welt auf,«enn so«in Gerechter und neunmal Weiser endlich selbst mal reinschliddert! Und die Leut« beruhigen sich erst, wenn sich herausstellt, der obrigkeitlich« Sünder sei mente captus." .Tich bin aber nicht verrückt!" ereiferte sich d«r andere,„ich bin 'n Spieler. Und habe das Pech gehabt, daß ein paar von meinen Wechseln in die Hände eines sehr reichen Verlegers gerieten, der nebenbei ein bedeutender Geschäftsmann ist. Er bat mich nämlich zu sich und sogt«, er dächte gar nicht daran, die Wechsel einzuklagen oder auch nur auf Bezahlung zu dringen. Dafür rechnete er ober auf ein gewisies Verständnis meinerseits, wenn dos von ihm ver- legte Wtzblatt— übrigens«in Schmutz- und Schweineblatt allerersten Ranges!— wieder mal unter Anklag« gestellt würde! Ich Hab' ihm ja auch die» und jenes durch die Finger gesehen. Aber dann dachte der oerfluchte Kerl, er könnte sich nu alles erlauben!" „Und dann verlief die Sache ganz programmäßig!" lächelt« De. Manuel.„Sie gingen gegen den Mann vor, der klagte Ihr« Spielwechsel ein, Sie zahlten nicht und— flogen!" „Ja," meint« der Staatsanwaltschaftsrat a. D. tiesätmend, „nachher bin ich auf Antrag meiner Fron entmündigt und ins Nvrrenhaus gesteckt worden! ". Wenn man hier wenigstens Karten bekäme, fetzt wo Sir zu Dreien find, könnten wir doch'Ne kleine Taille ckbziehen?"...... „Ich habe das oft in natur» g«tan..." wollt« Dr. Manuel sagen. Aber der Reue ergriff bas Wort und meinte mit seiner einschmeicheln- den öligen Stimme:„Wenn es weiter nichts ist, Herr Rat! Dos bekommt man hier für eine Kleinigkeit! Man kriegt hier überhaupt alles! Wen« man nur zu den„Verständigen" gehört!" Der sehr große und magere, ganz in feierliches Schwarz gekleidet« Herr machte mit seinen Spinnenfingern die Bewegung des Geldzählens. „Sie waren also schon einmal hier?" fragte der Arzt. „Einmal?!" Die dunklen Augen in dem verlebten Schauspieler- geficht blickten in rührsamer Bewegung noch oben,„mit zwanzig Iahren hatte ich zum erstenmal die Ehr«! Unter meinen Habselig- keiten fand sich damals ein Perlenkollirr, das einer frommen Gräfin gehört«, in deren Konventikeln ich zeitweilig verkehrte. Das Kollier hatte ün Schlafzimmer der Frau Gräfin gelegen, auf dem Nachttisch, weshalb ein« direkt« Anzeige denn auch vevmieden wurde. Dahin- gegen kam«n Kriminalkommissar zu meinen Eltern, und mein Vater— er ist Domdechont— hielt den Zeitpunkt für gekommen, mich zur Beobachtung meine» Geisteszustandes in«in« Anstalt zu bringen.' Di« Aerzte konstatierten periodisches Irresein. Da» hat den Dorzug, daß man in jedem Augenblick gesund und wieder ver- rückt werden kann." „Und weshalb sind Si« jetzt hier, wenn man fragen darf?" meint« Dr. Manuel. „Wieder ein« Weibergefchichte... Die Frau war bei mir, das heißt in dem kleinen Iunggefellenquartier, das ich für solche Zweck« eingerichtet habe... und da hat sie'n Armband vergesien." „Aha!" macht« der Staatsanwalt mit der süffisanten Miene, die er früher in seinen Plädoyers den Missetätern gegenüber auszu- stecken pflegt«,„Sie leben also von den Vergeßlichkeiten Ihrer Freundinnen?" Der Mime richtete sich stolz auf.„Wer wogt da» zu de- haupten?... Ich trag« in der Tasche hier..." er klopft« sich mit der knöchernen Linken auf die«ingefallene Heldenbrust,.chas Zerti- fikot des Oberarztes von Herzberg«, in dem mir dieser Gelehrt« be- scheinigt, daß ich die von mir begangenen Strashandlungen ohne das Bewußtsem. etwas Strafbare» zu begehen, ausführe.... dos heißt, ich bin nicht dafür verantwortlich zu machen!" „Also, Herr»eryllus, siel ihm der Arzt ins Wort,„erzählen Sie uns etwas von diesen Kostbarkeiten und ihren jeweiligen Eigentümerinnen. Wir wissen ja hier schon gar nicht mehr, wie ein« schöne Frau aussieht!" Der Schauspieler oerbeugte sich geschmeichelt und begann:„Ich will mit der letzten anfangen, meine Herren. Und ich muß voraus- schicken, daß ich bei meinen kleinen Abenteuern vor ollen Dingen auf den sozialen Stand der betretenden Person achte Weiber der dienenden oder irgendwie arbeitenden Klasse sind selbstredend von vornherein ausgeschlossen!... Dogegen bevorzuge ich die hyste- rischen"— er lachte gespreizt, wie auf der Bühne—.„gleich und gleich gesellt sich eben gern! Di« letzte lernt« ich also aus einem ösientlichen Ball kennen, im Metropol... not» bene maskiert... Na, Sie wissen so: Log«, anfänglich«. Sträuben, Sekt, den sie be- zahlte, und später Heimfahrt zu zweien...." die Bühnenmosk« wurde noch um einen Grad ordinärer...... und. dabei trug sie«in Armband mit drei großen, in Kleeblotsiorm gefaßten Rubinen." „Drei große Rubinen...." wiederholte der Jurist, wie in Simiey verloren. „Ja. wieso?... zweifeln Sie daran?"—„Rein, nein.. ich meinte nur..." .Lossen Sie sich doch nicht stören. Herr»eryllus,' sogt« Dr. Mo- nuel mit heuchlerischer Gutmütigteit,.Lerr Raspert dachte nur a«
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i. Er hält es sozusagen mit der Zahl Bier.<00 Meter liegt er hoch, 40 Kilometer ist er lang, bis zu 4 Kilometer breit und 140 Meter beträgt seine größte Tiefe. Er zerfällt in den großen unteren See und den kleinen oberen. Der Ouerdamm, der von Pfäsfikon nach Ropperswil führt, bildet die Grenze. Pfäfsikön liegt ein gutes Stück südlicher als Zürich , der See nimmt einen ausgesprochenen nordwestlichen Verlauf. Sein Zu- sluß heißt Linth , sei» Abfluß Limmat . In Betracht kommt noch die Sihl . Sie ist so eigensinnig, daß sie die Bereinigung mit dem See, den sie schon aus dem Gebiet des Kantons Schwyz erreichen könnte, erst im letzten Augenblick auf Zürcher Boden vollzieht. Die ganze Zeit läuft sie längs des linken Ufers bis Zürich , wo sie dafür auch populär ist. Zudem oerdankt man ihrer selbständig- keit die Schönheiten des Sihltales, das sich den Aldis entlang schlängelt: machen Sie die Tour im Auto oder fahren Si« mit der Sihllalbahn bis Station Sihlbrugg. Um gleich die Bahnen zu erledigen: es gibt die linke Uferbahn, die rechte Uferbahn und die Forchbahn, die den Rücken zwischen dem Zürichsee und dem Greifens«« bedient. Di« rechte Uferbahn hat lokalen Eharakter. Auf der linken laufen die schweren elektrt- schen Lokomotiven. Sie ziehen den Paris — Wien -Expreß, den Calais— Chur-Expreß und den Zürcher Anschluß an die Gotthard- linie.. Di« letztgenannten Züge treten bei Horgen au» dem Aldis- tunnel an den See. Es ist dieser Moment einer der schönsten, den man auf einer Schweizer Reis« haben kann, etwa an einem Morgen Ende April, Ansang Mai. Unoermittelt sieht man. wie die Trag- slächert eines Flugzeuges, zu beiden Seiten den See unter sich und zugleich die so reine, ergreisende Herrlichkeit der blühenden Obst- bäum«, den„Blust". Die Obstblüte ist überoll schön: ober am schönsten doch auf Hängen, die sich zum Wafler senken. Ich erinnere mich an einen solchen Morgen, e» war sechs Uhr früh. In die Dunkelheit des Tunnels flammte plötzlich das Licht des Sees,, und obwohl ich von der Blüte am Arno und am Maggiore kam. fand ich den Frühling am Zürichsee von gleichem Rang. Wenn man»der Natur donkbar ist, soll man es sagen, nicht wahr? 2. Die Hauptstraße von Zürich hat keinen««ladischen Namen. Bahnhofstraß« klingt nüchterner als irgendein anderer. Aber si« führt auf das End« de» Sees, und ich glaub«, wenn man die richtig« Beleuchtung„erwischt", hat man einen Eindruck, den man nicht so bald wieder.findet, wenigstens nicht in einer großen Stadt. Das ZÜMhhorn aus dem rechten User, die' Einziehung oder besser die 2»tzzi«hung auf dem linken bewirken, haß dieser nörd- lichste Teil des Zürichs««», der ein« Bucht ist, wie die Einfahrt zu einer Stadt am Meer wirkt. Es ist nicht einmal Sonn« nötig: im Gegenteil, es gibt bestimmte verhängt« Tage, an denen dieses Panorama, im Hintergrund von den Schneebergen abgeschlossen, wie mit Wasierfarben gemall ist. Links und rechts reiht stch auf den Hügeln«in Kranz von Dörfern. Man muß sie am Samstagnachmillag den Sonntag haben einläuten hören, es lohnt sich. Da» Wasser ist der Resonanzboden einer gewaltigen Erschütterung. Ich vergeff« nie, daß ich so im Jahre 18 die letzten Kriegsofiern und dann den ersten Friedens- sonntag einläuten hörte. 3. Nimmt man ein Boot und fährt hinaus bis zu der Linie, die Zollikon rechts mit Kilchberg links verbindet, so sieht man dos Bild von der anderen Seit«. Man sieht nun die Stadt, wie si« den Zürichberg hinaufwächst. Dort das weiß« Phantom ist das Dolder- hotel. Mit seinen Türmchen gleicht es einem Zuckerguß— die Ver- gleiche brauchen ja nicht all« erhaben zu sein. Die schweifenden Wälder, darunter die grünen Wiesen und braunen Aecker, di« Kirchtürm«— das Aug« Hot etwas Liebliches, woran es sich hatten kann. Ruhig gleitet es dies« Lehnen entlang und abwärts: man muß schon ein Banase sein, wenn man nicht den Wunsch empfindet, hier zu wohnen, in ein« Bannmeile, die noch ländlich ist, wo Villa und Bauernhof sich noch in erträglicher Freund- schaft mischen. Seit jeher besteht zwischen den Leuten des rechten Ufer» und denen des linken«in Streit, welche Seite vorzuziehen sei. Es ist wahr, die«inen hoben den besseren Dein,«eil si« mehr Sonne hoben. Ich werde nicht sagen, welche das sind: sonst heißt es, ich sei parteiisch. Ab« man wird mir zugeben, daß auf dem rechten Ufer ruhig« leben ist. 4. Am Utoquai und am Alpenquai siegen die Segeljachten vertäut. Wer den See kennen l«nen will, ich meine, w« sich ihm ganz hin- geben will, d« segelt hinaus, bis nicht» mehr von der Stadt zu hören ist. Eine Stunde genügt nicht, auch nicht zwei. Kaum der ganze Tag genügt, manch« Jacht blieb schon über Nacht draußen.
Manche Jacht ist auch schon, vom Sturm überrascht, so unter- gegongen und ihre Insassen sind nie mehr gesunden worden. Man sollte eine solche Nachtfahrt nicht bei ungleichmäßigem Wetter wagen. Je weiter man sich von der Stadt entfernt, desto tiefer segelt man rückwärts in die Zeiten hinein. Im mittleren und unteren Teil sieht man noch den uralten Einboum, der stehend gerudert wird. Er wird vorwärts gedrückt, und es ist mir immer als Gleichnis er- schienen für die bedächtige Zähigkeit, mit der der Mensch sich vorän- gearbeitet hat. Ich muß beim Anblick des stehenden Ruderers an die Psahlbauern denken: es gab sie am See. Der langgezogene, nicht zu breite See hat die Form eines natürlichen Kanals. Seine Hänge sind nachts mit flimmernden Lichtern bedeckt. In der Nähe brennen si« sicher so ruhig wie je eines aus der Hand des Instollotenrs. Aber in der Welle, tn'der Ferne, zittert jedes wie die Sterne zittern. Jedes ist ein winziges Kreuz, als hätte eine große Hand ein Pluszeichen neben das andere geschrieben. Kreuz um Kreuz ergibt einen Kreuzweg: so ziehen sie sich hin, gleich frommen Stationen, melancholisch in ihrem Goldton und doch wieder tröstlich inmitten der ungeheuren Finsternis. 5. Werktags versehen die kleinen Dampsboot« den Dienst aus dem See. Die großen Sonntags und natürlich auch während d« Saison bei anderen Gelegenheiten, bewimpelt von den Mastspitzen bi» zum Bug. Hot man Glück mit dem Wett«, ist der in den Zeitungen viel- genannte und im Kalender unbekannte Gott Pluvius den. Fremden günstig, so laufen sogar die Sommernachtfahrten mit Lampions und Musik und anderem„Betrieb"— nebenbei ist das«in obstheusiche» Wort— programmäßig ab. Aber wir wollen etwas sehen und nehmen den Tqgesdampser. Eine Rundfahrt aus dem Zürichs «« führt bis Ropperswil und von der Ufenau zurück. Auf dem rechten Ufer liegen Zollikon , das nun bald wohl eingemeindet fein wird: K üs nacht, das nicht aus dem Wilhelm Tell ist: Erlen dach, das so traulich wie sein Rame im Grün der Gärten ruht: Herrliberg , dos Mekka der Mazdasnangemtwd«: Meilen am Pfannenstil , das ihr und anderen Leuten den alkohol- freien Wien liefert: Männedorf , dos Seide und Orgeln fäbri- ziert: Stäsa, von dem ich nichts zu sagen weiß, aber es bleibt immer die Loge: sodann lfiapperswil. Auch ohne das Polenmuseum, das nun, seitdem es keine polni- schen Flüchtlinge mehr gibt, allmählich nach der Heimat übergeführt wird, ist-Ropperswil ein Ort mit Schloß, Lindenpromenade, Kloster und Hotels, in denen man höchst geruhsam der Sonne, dem Segeln und dem Fischfang obliegen kann.' Ohtze. die Ilsen au. wo er ein« Zuflucht fand, um gleich zu 'sterbet, und ohne C. F. Meyer, dem Dichter seiner letzten Tage. wüßte man nicht mehr viel von Ulrich von Hutten , dem Ritter- Humanisten. Die Ufenau gehört seit den fernen Zeiten der deutschen Kaiser dem Kloster Einsiedeln , das zu besuchen man nicht versäumen wird, wenn man Aufenthall in Zürich nimmt. Die Orte am sinken User sind größer und gewerbereicher: Richterswil , Wädenswil , Horgen , Talwil. Horgen verarbeitet Seide, Wädenswil hat eine Versuchtsonstalt für Wein- und Gartenbau. Von Richterswil sagen alle Reiseführer, daß e» für längeren Aufenthalt geeignet sei, und sie haben recht. Bei diesem Aufenthalt wird man sicher öfter nach Au gehen: da» ist das grünende Kap des linken Ufers. Langsam kommt Zürich näher. In Kilchberg , seinem Wohnort, liegt C. F. Meyer begroben. Es gibt da, was in der Nähe der Stadt selten ist, Häuser, die ihre Gärten bis an den See vorschieben. Von den kleinen Anlegesteven könnte man sich gleich in sie hinein- schwingen Es sind Bauernhäuser mit getäfelten Wänden, allen Oese», mit Reben an den Fenstern und einem Badehäuschen am Ufer. Die Kinder schwimmen hinaus, die Erwachsenen sitzen auf dem Grosteppich und trinken ein Schüppchen. Sie haben gelesen, daß man den Aermelkanal durchschwimmt— hier schwimmt man, ohne sich einzuietten, zu den Pappeln am anderen Us«. und e» ist auch eine respektable Leistung. Man spricht von den Hechten, die nicht mehr auf chr« Kosten kommen, seitdem die Regulierung der Ufer und Zuflüsse ihre Schlupf- winkel zerstört, oder vno den Oelspuren und dem Petroleumgeruch der Motorschlepper, die Holz und Steine noch dem viel bauenden Zürich bringen. Man stellt mit'einem Seufzer fest, daß die gute alle Zeit auch am Zürichsee am Zurückweichen ist. Der Seufzer steigt heute all«orten gen Himmel, ändern, kann er nichts. Und ich glaube, man sollt« ihn gerade hier nicht zu tief werden lassen. Die Zioilisatton dringt vor, ober es kann keine Red« davon fein, daß Zürich oder gar der See die Verbindung mit d« Nawr verlöre. Die Einheit von Siedlung und Landschaft ist das Geheimnis des Reizes, der diesen See umschwebt, und es wird nicht st» leicht verlorengehen.
ein Armband, das er mal versetzt hat, um sein« Spiefichutden zu bezahlen, und dos jener Schilderung zufolge ähnlich ausgesehen haben muß wie das. was Si«, sieb« Direktor, in Ihrer geistigen Umnachtung an sich genommen habenl" „Ach!" Der Mim« gehört« offenbar nicht zu den Aufgewecktesten seines Standes,„in dem Armband, was ich mbin«, war in der Mllt« zwischen den drei Rubinen»in kleiner Diamant..." Der ehemalig« Staatsanwall hiell den Kopf gesenkt, beobachtet« aber von unter heraus den Schauspieler mit einer Schärfe, daß Dr. Manuels boshafte Seele voller Bewunderung war, für diesen typischen„Irrenblick"./ „Und die Dam« bekam ihr Armband wieder?" stachelt««r d«n Erjähl«._ „Natürlich?" erwidert« Alboin ,„sie kam am nächsten Tag und machte mir eine furchtbare Szene... Und well si« versprach, mich nicht anzuzeigen, gab ich'» ihr auch freiwillig heraus." „Die sah sie denn aus. die Dame?... Am End« war's gar keine, sondern'«in gewöhnliches Straßenmädchen?" zwink«t« der Arzt. Aber d« Mime, ganz ausgehracht Scher diese Bemdaftg, ver
sicherte auf sein„Ehrenwort", es sei zweifellos«ine Dame der besten Gesellschaft gewesen, darin könne er sich absolut nicht täuschen. ... Im übrigen war's'ne richttge olle Schraube mit rotblond gefärbten Locken und brillant gemalter Haut... so richtig die alternde Messaline die einen prachtvollen Chinchillapelz trug Und ein winzig kleines Molteserhündchen im Muff ljott«. Natürlich hatte fi« mir nicht ihren richtigen Namen gesagt: denn angeblich hieß si« Mar- gorete von Aspcrn, und in dem Armband waren die Buchstaben H. R. eingraviert!... Um des Himmels willen, was ist denn?. 1,. wa» woll..." Gurgelnd hiell der Schauspieler im» und versuchte t!« geblich den Staatsanwatt von sich abzuwehren, d« ihn bei der Kehl « gepackt hiell und wie ein Rasender auf den Unglückseligen einHieb. Dr. Manuel war zur Klingel hingestürzt und schellt« andauernd. Einig« Sekunden später kamen di« Wärt« und rissen den Juristen van seinem Opser, um ihn in die Tobzell« zu bringen. Und da rede noch einen von Simulation!" jagte Dr. Manuel zu dem an allen Gliedern zitternden Schauspieler. jSa, ja," meinte der ängstlich,„am Ende find wir all« viel mehr ««rückt, al« wir glauben!..