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Ein Rennfahrer-Roman von Andre Reuze. übersetzl von F. A, Angermayer

Vor dem Besinn der Tour de France , des groben Rennens rund um Frankreick. Ravenelle, der Btneht- eretatter eines großen Spanblattes, fährt mit seinem Freunde Maingue im Auto zum Versammlungsort der Rennfahrer. Eine riesige Menschenmenge belebt die Zu- gangsscafie, in fieberhafter Spannung mrttsn die Namen der bekanntesten Personen genanm. (t Fortsetzung.) -Und ein prachLvaller Kerl! Das sind sie. nebenbei, alle! Blanc- Mesni! dürfte Ihnen allerdings wegen seiner Bescheidenheir und seiner guten Manieren besser gefallen als die übrigen� Wegen irgendeiner Weibergsschichte ist er seinerzeit von der Straße aus die Bahn gegangen, den» der siegreiche, aber staub, und schmutz- bedeckte Straßensahrer ist nun einmal nicht so anz�hend wie der Dahnfahrer! Gott sei Donk hat Blane-Mesnil die dumme Gans, ich glaube, es war irgendein Filmstar, inzwischen wieder laufen lassen und hat die Bahnrennen an den Nagel gehängt! Leider ist dieser bedeutende Champion auch ein ganz flinker Schürzenjäger!... Das hat ihm manches Rennen gekostet!... Dort kommen schon die anderen! Sehen Sie die wossergrünen Tritats der Italiener?... Dos ist der Avanti-Stall!... Dies« Firma läßt es sich in dieser Saison viel Geld kosten, um in der Tour de France mit den fron - zösischen Fahrradfabriken zu konkurrieren!... Der Groß« dort, der als erster kommt, ist der fabe.lhast« Argentero, mahrscheinlich der beste Stroßeniahrer der Welt!... Er ist haut« schon«in reicher Mann!...* J$r steht prachtvoll aus!" sagte Mainguy. Die übrigen Fahrer seines Sialles sind nur zu setner Unter. ftützung mit!' Mich belustigt vor allem hier das Publikum. Sehen Sie doch, »i« die Weiber auf die Tische klettern!' Ihnen werden erst am Start die Augen ausgehen!... Dort kommen Gerardot und Croufle!... Beobachten Sie doch die im- geheure Popularität dieser beiden Iungens. Gerardot liebt man wegen seiner ewigen Pechsträhne und vor allem wegen seines unve- zähmbaren Mutes, und Crousse ist wegen seiner Drolligkeit so volks- tümlich." Crousie harte Raoenelle deniertt. Mit seinem lochenden Kinder- gesicht kam er näher und streckte dem Journalisten die Hand hin. Na, wie geht's, Crousse?' Wir werd'n das Kind schon schaukeln!... Jedenfalls mach' tch bar ganzen Meute das Leben sauer, ich Hab''ne unheimliche Form am Leibe! Die werd'n ihr Maul ganz schön aufsperr'n, wenn ich die Pyrenäen raufkletter«! Ich Hab'n neuen Trick dies" Jahr, wehr sag' ich»ich!.. Dann ging«r weiter und erwiderte durch Winken mit der Hand den ihn urätosenden Beifall. Was mag er wohl mit seinem, neuen Trick meinen?''fragt? MainMy. .Leine Zlhnung, mein Lieber? Feststeht nur. daß Crousse schon immer gern zuSpritzen' griff! Cr dopt sich! Doch wie jeder, der mit solchen Mitteln arbeitet, ist er in seinen Leistungen ungleich und immer m Gefahr, sich Furunkel zu holen! Cr ist ein kleiner, lustiger Kerl aus einem Pariser Praletarieroiertel... Alier dort kommt einer, dessen Studium sich wirklich verlohnt!... Der Fa, notiker Laboureur!... Er kennt nur«inen Gatt: sein Rad! Renn. spart ist ihm eine Religion!... Laboureur ist das Vorbild des ehrlichen Kämpfers, der kein Rennen aufgibt, ehe er nicht dreiviertel toi ist! Sehen Sie. so«erden Sie ihn auch unterwegs immer an- treffen: die Mütze in der Hand, um für die Ovationen zu danken.' Obgleich der Beifall bei Laboureurs Erscheinen schon sehr heftig tobte, wuchs er plötzlich zum Orkan. Ein einziger Name stieg hrül, lend in die Luft: Kampier!' Dieser Mann trug dos dreifarbige Trikot des französischen Champions. Er war Landesmeister. Sein« großen, blauen Augen verfeinerten sein unheimlich ener-- gisches Gesicht mit den wuchtigen Kinnladen. Seiner großen Bolkstümlichkeit bewußt, trat er,«in wenig theo- tralisch, ins Cafe, Er übersah die Menge und nickte kaum mit dem Kopf. Rovenelle rief ihn an: Lucien!' Run huschte ein Lächeln über das Gesicht des französischen Meisters, und«r machte einen großen Bogen, um an Ravenelle» Tisch treten zu können. Plötzlich mar der Champion ganz einfach geworden. Sie wollen also wieder einmal mit uns rollen, Herr Ravenelle?' .Mainguy,' sagt« d«r Journalist,gestotten Sie. daß ich Ihnen den französischen Landesmeister Lucien Tampier vorstell«. Er ist Sieger aller klassischen Rennen und gewann im Vorjahr mit riesigem Dorsprung dt« Rundfahrt um Frankreich , deren heißer Favorit er auch in diesem Jahr« ist!' Der Meister erwiderte: Ich will auch in diesem Jahre gewinnen, doch, glauben Sie Mir.«s ist ja«in Witz, über das Resultat der Rundfahrt einen Tip ausgeben zu wollen! Erstens kann auch der beste Fahrer Pech haben, und zweiten» dauert dieses Rennen einen ganzen Monat! Mir scheint, es wird in diesem Jahre sehr schwere Kämpfe geben! Die Italiener werden wie die Löwen fahren! Zwar stehen die fran, zösischen Fabriken, aus Sparsamkeitsgründen, unter«in und der. selben Oberleitung, aber jeder einzelne Stall wird dennoch seine Interessen zu verteidigen wisien! Es wird, gegen jeden Anschein, trotzdem ein Mannschaftsrennen!... Na, ich bin sehr gespannt, wie man in den Konti allstationen arbeiten wird! Sie glauben nicht. was ho zusammengeschoben wird!' Wieso?... Hallen Sie dafür Anhaltspunkte?" fragte Na- venelle. Hinweise I... Zum Beispiel: die zweit« Verpflegung jeder Etappe besorgt Grangier. Wollen Sie mir einmal sagen, tvesholb man ihm ausgerechnet den ausgekochten Halunken Pels, einen einst völlig unfähigen Bahnfahrer, der viel« um ihre Thqncen gebrocht hat, an die Seite gab? Dieser Kerl ist zu allem fähig, ich jedenfall!- habe nicht das mindeste Vertrauen zu feiner Gaunervisage!... Ich will nun keineswegs sag«,,, daß wir wieder zu den scheußlichen Zu- ständen von 1904 zurückkehren, jenem berüchtigten Vanditenjahr, aber...'

Damals fuhren Sie doch noch keine Rennen. Tampier?...' Als ich 1912 anfing, haben mir'» die älteren Kollegen erzählt! Bedenken Sie dach: damals wurden die meisten Etappen nachts bestritten! Do lagen haufenweise Nägel auf den Straßen verstreut, und gewisse Fahrer ließen sich ganz einfach von Auto» mitziehen. von jene»Fahrern' gar nicht zu rgden, die auf jedem Verggipsel befreundete Strolche postierten, die dann mit ihren Totschlägern die Spitzengruppen gelichtet haben! Damals mußte man, wie heut- zutage den Schraubenzieher, einen Mvalvcr in der Radtoiche mit- haben... Meistens wurden dann noch die drei ersten der Etappe distanziert, und irgendein Idiot bekam den Sieg!... Ich will, um Himmels willen, nicht behaupten, daß derselbe Tanz van oorne an- fängt, aber irgendwas stinkt hinter den Kulissen!.. Das riecht

Alis hatten itire JMütaen aufbehalteu.., man mellenwsit!... Alle Pfleger und Mechaniker sogen übrigens dasselbe, doch ich habe die Augen offen, und die Kameraden sind schon verständigt!' Für welche Fabrik fahren Sie denn?' erkundigte sich Mainguy. FürBrillant '. Wir sind eine blendende Mannschaft! Bor ollem Blanc-Mcsnil,«ine Klasse für sich, auedauernd und spurt- schnell, dann der kleine Cheolllard. ein zukunftsreiches Straßenbaby, der schon Amateurmifilter von Frankreich und Amateurweltmeister war!'.

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..Air Schüler!" jagte Ravevgy«. Stimmt, der Bengel ist wirklich mein Schüler! Am meiste» freut mich, daß er schon Rückgrat hat! Nachtlokale. Weiber odek dergleichen, gibt's nicht! Iedchi Tag liegt er punkt neun im Betst Ich hoffe, daß er diesmal die Rundfahrt durchsteht. Voriges Iah'-' ist er in Brianyä» ausgestiegen,»teil er sich seit Bayonne durch gesesien hatte.' Was?... Seit Bayonne ?... Und da fuhr er noch bfa Brian«»»?' fragte Mainguy erstaunt. Allerdings, verehrter Herr! Tja, das ist eben die Rundfahrt!- Für die meisten wird sie zur Wundfahrt!... Da heißt es, niär nur allein mit Muskeln, Wllen oder Doping antreten, sonder!? auch, trotz Furunkel und Wunden, S40O Kilometer lang, dreißig Tage, im Satte! sitzen!" Aber das ist ja grauenhast!' Es ist allerdings keine Hochzeitsreise oder ein Sonntageau� flug, darauf können Sie sich verlassen! Aber wir hoben noch den bärenstarken Belgier Demouider in unserem Stall, einen Durichn. der zwar etwas schwer antrtt. der aber in Regen und Kälte, wen« alle anderen mausetot sind, erst recht warm wird und dann auch winnt!... Schließlich hoben wir noch den alten, einstmals oll*' gezeichneten Bouarre und den sehr starken Tempobolzer Pouilla- doux. per speziell für d-eTour' engagiert wurde und erst eiW* die Strecke kennenlernen muß. Kurz und gut: Vlanc-Mesnil. kleine Chevillord und meine Wenigkeit werden alle» dransetzen,>tn> mit dabei zu sein!" Und all« anderen vomBrillant'-Stall sind dazu da, um euch den Anschluß ans übe ige Feld herzustellen und euch, menn's hart auf hart geht, zu unterstütz««!' ergänzte Ravenelle. Der Champion lächelte: Sie wissen gut Bescheid, Herr Ravenellel... Jetzt muß ich aber rasch in die erste Etage und einen Happen essen, ehe es los« geht!" Während er den langen Saal durchschritt, regnete erneuter Bc'' fall aus ihn nieder. Ein Automobilist, der in nervöser Hast seif' Abendbrot hinunterschlang und auch während des Speisens di* Brille aufbehielt, schrie Tampier zu: Nun mach' aber schnell. Lucien, die anderen sind schon bei« Käse!' Das ist der Rennletter Ballu," sagte Ravenelle seinem Freunth ins Ohr.ein ganzer Kerl! Ich werde Ihnen dann mehr von ihm erzählen.' Nachdem si« erst ein« Weile mft dem Geschäftsführer osrhandekt hatten, der jeden Neugierigen abzuhaften bestrebt war, gingen öe fn den ersten Stock hmauf.(Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

vmrairannmiiRm Von dar Festung zum Museum. Die Stärke unsäglicher Leiden von Generationen russischer Revolutionäre, die berühmte Schlüsselburger Festung ist in ein Museum der russisch»» Revolution umgewandelt worden. Die Abbildungen fast sämtlicher Revalutianär«, die je in diesen Kasematten geschmachtet haben, alle einschlägigen Dokumente, hie Arbeiten der Gefangenen usw. sind in drei Abteilungen unter. gebracht, die erst« gilt derZeitspanne von Katharina der Großen bis

Ooimerstax, 27. September. Berjin. 16.00 Ferdinand Krogmann: Das seelische Empfinden in den Kunstwerken verschiedener Zeiten- 16.30 Paula Foerster: Wanderungen durch die Mark. Von den Potsdamer Ravensbergen nach studwigsfelde. 17.00 Italienische Musik. 18.00 Uebertragung der Tee-Musik aus dem Hotel Esplanade. 18.40 Esperanto. Direktor Julius Glück:La grekaj papirusoj" lau dro, I. Penndorf). 10.05 Dr. Ing. Wilhelm Hoff, ordentl, Professor an der Tech­nischen Hochschul« zu Berlin ;..Luftfahrttechnik und IIa". 10.30 Dr. Fedor Kaul: Wie bilde ich mich neben meinem Beruf weiter? II. Abendschulen und Studium ohne Reifeprüfung. 20.00 Hermann Kasack ; Kulturfragen in der Literatur. V.: Ten­denz und neue Sachlichkeit. 20.30 Sinfonie-Konzert. Dirigent: Alexander M. Szenkar. 1. J. Strawinsky : Fuicinella-Suite(nach Pergolesl). 2. P- J. Tschaikowsky; Sinfonie Nr. 6 h-moll, op. 74(Pathetjque). Adagio Allegro von treppo Aijegro con grazin AHegro mosto vivace Finale(Adagio lamentoso).(Ber­ liner Funk-Orchester). 22.3000.30 Tanz-Musik(Marek Weber ). Königswitsterhsusen. 16.00 Dr. Müller-Freienfels: Grundfragen der Sozialpsychologie. 16.30 Stud.-Rat Vöicker: Die Erziehung zum Staat in Prank­reich(1) 17.00 Uebertragung des Nachmittasskonzertes Berlin . 18.00 Maximilian Müller-Jobusch: Weifpolitische Stunde. 18.30 Gertrud van Eyseren, Cesar Mario Alfieri: Spanisch für Fortgeschrittene. 18.55 Prof. Dr. Martiny; Wie kann der Landwirt den Winter nutzen, damit seine Maschinen im Sommer nicht versagen. 19.20 Dipl.-Hdl. Dr Hans Wieg: Der Kaufmann und die Banken(III). 20.00 Prof. Dr. Hans Rekhenhacfi: Bertrnnd Rüssel, der rnathcv rnetisrhe Naturphilasoph. 30,30 Mirp-Rst Goslsy Dar Tag eines Ministers. 21.00 Dr. Max Linde : Gstasien reise(II): Drei Zentren ostasiati- tischen Lebens: Manila , Schanghai und Tokio . Anschließend: Von Berlin : Presse.

zum Jahr« 187?; die zweite der Partei der Pokksfreiheit und W zum Jahrs 1905; die dritte den Jahren 1907 bis 1917. Da» alt« Gefängnis der Mitglieder, der Volksfreiheit, der Exerzierhof und die Karzer sind wiederhergestellt worden. Am Tage der Eröffnung des Museums übernahmen ehemalige Häftlinge der Schlüsizldurgcr Festung die Führung der Anwesenden durch die Kasematten: es war dies vielleicht mit der schönste Tag ihres Leben». Die begehrte Königinnenrolle. Der britische Filmmanager Maurice E l v e y hatte ein Inferät aufgegeben, in dem er noch einer Frau suchte, die imstande sei, die Rolle der Königin Viktoria von England historisch getreu zu spielen. Die Einbildung unter dem weiblichen Teil der Einwohner» schaft Großbritanniens scheint nicht geringer zu sein als ander»- wo jedenfalls meldeten sich einige Hunderte Bewerberinnen. Einige der Bewerberinnen haben sich gleich inköniglicher' Tracht photographiersn lasten, um Eindruck zu erwecken. Als S'egerin aus dem Wettbewerb der Kömginnen ging Frau Marion Drcda her« vor. eine Hausfrau aus London . Diese wird die Rolle der Königin Viktoria in dem FilmBalaclava', der jetzt gedreht werden soll. übernehmen. Ein teures TetephongesprSch. Das bisher teuerste Teiephongespräch dürste wohl dieser Tage zwischen London und New D a r k geführt worden sein Die beiden Teilnehmer unterhielten sich drahtlos 95 Minuten. Die Kasten dieses ausgedehnten Gesprächs betrugen 1430 Dollar. Wie in New York (lold transportiert wird. Die New Parker Nationalbank hat sich einen neuen Polasi erbaut und muß nun ihr? 12 Milliarden Gold aus dem alten Gebäude dahinschaffen. Wie lull sie aber diese Werte gegen den Zugriff von Banditen schützen? Dos Problem wurde folgender- waßen gelöst: Das Gold und die Wertpapiere wurden in achtzehn Panzeroutos verteilt, die mii größter Geschwindigkeit durch di» Straßen sausten. Aus jedem Autg vesanden sich füns mit Revolvern und Bomben bewaffneis Männer und ein Maschinengewehr. Detektive gaben ihnen auf Motorrädern dos Geleit. Hunderte von Polizeibeamten bildeten Ketten längs des Trotwirs. Di« Eingänge zu dem Gebäude wurden von Bewaffneten bewacht. So heilig ist das Gold! Leiden. Frau Rechmingsrat Huber. der kein Schnjpjelchen Staniol- papier für ihre Wohlfahrtsbcstrebungen entgeht, erzählt einer größeren Gesellschaft vom Segen christlicher Charitas, wird ange» staunt und hoch belobt, woraus sie quittiert: lltun, was tut man nicht alles für die leidenden Armen!' In der Gesellschaft ist ein alter Bärbeiß, der gallig da- zwischenwirft! Ausgerechnet S i e wissen um die Leiden der Armen, ja?' Worauf grau Rot entgegnet:Ja, natürlich! Ich suche st« doch in ihren Wohnungen auf und rede stundenlang mit ihnen!' (Aus demWahren Jacob'.)