Nr. 45945. Jahrgang.
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Freitag, 28. September 1928
wahnsinnig. Sie lehnten es u. a. ab, die Arbeitszeit für den an strengenden Nachtdienst, den sie als Ruhedienst" bezeichneten, auf fieben Stunden und den Dienstschluß an Sonnabenden auf 13,30 Uhr festzulegen. Die Unternehmer brachten weiter zum Aus druck, daß der Ueberstundenzuschlag von 25 Broz. nicht mehr ertragbar sei und auf 10 Broz. reduziert werden müßte. Abgelehnt wurde ferner, eine Urlaubsregelung nach Berufsjahren zu treffen oder den Urlaub wie in den Jahren 1921 und 1922 festzulegen. Da über die Arbeitszeit und Urlaubsfrage teine Einigung au erzielen war, wurden die Verhandlungen bis zum 4 Dktober
In allen Tarif- und Berufsfragen mende man fich an ber 3entralverband der Angestellten, Drtsgruppe GroßBerlin, Belle- Alliance- Straße 7-10. Sprechstunden Montags und Freitags von 17 bis 19 Uhr. Telephon: Bergmann 5425-30.
Am 5. Oftober beginnt in Warschau die 42. Tagung des Ver-| lung Verwundeter an Bord) und Berbesserung der Aufenthaltsmaltungsrats des Internationalen Arbeitsamtes. Die wichtigste Auf bedingungen der Seeleute in den Häfen. gabe der Tagung besteht in der Regelung der Tagesordnung der Seeleute- Arbeitstonferenz für 1929 ihre Tagesordnung wird eventuell erweitert sowie in der Festseßung der Tagesordnung für die Arbeitstonferenz des Jahres 1930. Weiter wird sich der Verwaltungsrat mit den Maßnahmen zu befassen haben, die durch die von der 11. Internationalen Arbeitsfonferenz angenommenen Entschließungen notwendig geworden sind. Ebenso hat der Berwaltungsrat die Beschlüsse des Völkerbundes zu prüfen, soweit sie die internationale Arbeiterorganifation betreffen. Wie üblich, wird der Verwaltungsrat auch in Warschau eine Reihe von Berichten entgegennehmen, vor allem den Bericht des Direktors über die Tätigkeit des Amtes im letzten Vierteljahr und je einen Bericht des Haushaltsausschusses und des Bergbauausschusses. Schließlich hat der Berwaltungsrat dann noch auf der Warschauer Tagung das Mandat der Mitglieder des Ausschusses für den Artikel 408( Durchführung matifizierter llebereinfommen) zu erneuern.
Wie notwendig eine baldige internationale Klärung der Frage der 3wangsarbeit der Eingeborenen ist, zeigen die schweren Un- pertagt. ruhen, die dieser Tage bei der Billiton- 3inn Gesell. schaft auf dem Gelände Klappa Rampit unweit Billiton( Oft indien ) ausgebrochen sind. Das Verbrechen" der chinesischen Kulis der Zinngesellschaft bestand darin, daß sie der Direktion eine Anzahl Forderungen unterbreitet haben, denen die Direktion angeblich nicht zustimmen konnte. Es tam zum Streit und zum Eingreifen der Polizei und schließlich zu scharfen Zusammenstößen, bei denen acht Polizisten verletzt wurden. Der Führer der Polizei ließ auf die Kulis feuern. Ein Arbeiter wurde getötet, 2 wurden schwer und 5 leicht verwundet. Die Streifenden flüchteten, lehnten aber nun erst recht die Wiederaufnahme der Arbeit unter den alten Bedingungen ab. Die Streitleiter wurden verhaftet.
Die Internationale Arbeitstonferenz wird im Jahre 1929 zwei Tagungen abhalten. Die eine davon ist ausschlich lich Schiffahrtsfragen gewidmet, während sich die allgemeine Tagung mit der Frage der
3wangsarbeit der Eingeborenen
und mit der Arbeitszeit der Angestellten beschäftigen wird. Die Tagesordnung der Schiffahrtskonferenz umfaßt in ihrer ießigen Form: Regelung der Arbeitszeit an Bord der Schiffe, Schutz der Seeleute bei Krankheit( ausschließlich der Behand
3wei mal zwei ist fünf.
Rommunistische Rechenfünftler.
In der KPD. herrscht Kazenjammer. Auch bei den Nahrungsmittel- und Getränfearbeitern abgerutscht. Nichts will mehr gelingen.
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Man verfucht sich zu trösben. Die Wahllotale seien zu eng ge melen, um die Masse der hereinströmenden Thälmänner Bott Se wahre, der ist doch torrumpiert und auf den Müllhaufen der Abgefägten geworfen zu faffen. Was das Bolschewistenblatt aber nicht hindert, zu erzählen, daß 50 bis 60 Kollegen an den Wänden, auf dem Fußboden liegend, von den anderen gedrängt und gestoßen, die Aenderung der Stimmzettel pornahmen". So nach müßten in den„ engen Zimmern" außer dem Wahlvorstand mindestens 80 bis 90 Personen Platz gehabt haben. Da insgesamt 5465 Stimmen abgegeben wurden, kommen durchschnittlich auf jedes der 20 Abstimmungslotale 273 Abstimmende, die sich auf 6 Stunden verteilten. Da nah dem Zeugnis des Bolschemiſtenblattes 80 bis 90 Personen in einem Lokal Plaz hatten es waren darunter Säle, die 300 Personen fassen, scheint es mit der Masse der„ Oppofitionellen nicht sehr weit her zu sein.
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Auch sonst macht man die sonderbarsten Rechenegempel, was nicht weiter verwunderlich ist, da es in der KPD. zur Tradition gehört, es mit der Rechnungsablegung nicht sehr genau zu nehmen. Man rechnet einfach alle abgeänderten Stimmzettel als tommu nistische, desgleichen die ungültigen und errechnet damit 41,5 Proz. tommunistische Stimmen. Daß besonders bei den Fleischern viele unferer Genoffen die Kommunisten gestrichen haben, stört die Rechen fünftler niht weiter.
Mit folchen Rechenfunststüdchen beweisen die Rapedisten, daß ihre Niederlage eigentlich ein Erfolg ist: 3wei mal zwei ist fünt
Vormärzliche Methoden.
Bei Regler& Co.
Eigenartiger Methoden zur Aufrechterhaltung des Herrn- imHause- Standpunktes bedient fich die Firma G. Regeler u. Co., Emaillewaren- und Wirtschaftsartikelgroßhandlung, Ritterstraße 71. Der Deutsche Verkehrsbund hatte erfahren, daß in diesem Betriebe tein Betriebsrat besteht und auch eine faum glaubliche Lohnbrüderei getrieben wird. Während in anderen Betrieben diefer Branche Wochenlöhne von 40 M. und darüber gezahlt werden, erhalten die Arbeiter der Firma Regeler 35 M. und darunter. Solche Zustände waren allerdings nur möglich, weil der größte Teil der Belegschaft die Beiträge sparte".
Eines Abends wurden die Arbeiter durch Handzettel für den nächsten Abend zu einer Betriebsversammlung eingeladen, in der u. a. auch zur Wahl eines Betriebsrates Stellung genommen werden sollte. Schon im Laufe des nächsten Tages wurden im Betriebe hettographische Handzettel folgenden Inhalts verbreitet:
,, Kollegen! feid auf Eurer Hut! Der Verband braucht Mitglieder und Beiträge. Laßt Euch nicht zu Dummheiten verleiden. Wir wollen Ruhe haben. Viermal sind wir schon zum Streit verleidet worden. Ein alter Arbeiter!
Es muß sich hier um einen noch sehr flinten alten Arbeiter" gehandelt haben, ber in so wenigen Stunden hettographierte Hand zettel herstellen fann. Wahrscheinlich ist der alte Arbeiter und die
Bei den Kulis handelt es sich um noch unorganisiertes Prole tariat, das auf die ungerechte Behandlung hin impulsiv und mit gewaltsamer Abwehr antwortete. Es ist nur allzu begreiflich, wenn fich die Kulis bemühten, ihr hartes Los durch Verhandlungen mit der Direktion zu verbessern. Die Leitung der Billiton- Zinngesellschaft, die eine Monopolstellung auf dem Weltzinnmarkt einnimmt, spielte bei dem Konflikt den Scharfmacher. Leider konnte sie sich bei ihrem Vorgehen auf das unglaublich rückständige indische Recht stützen, das tein Bereins- und Bersammlungs. recht und ebenso fein Streifrecht tennt. Es wird allmählich hohe Zeit, daß die internationale Arbeitsfonferenz etwas zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in den folonialen und halbtolonialen Gebieten tut. Gegen den kolonialen sozialen Aussat muß einmal etwas Ernftes unternommen werden.
Hettographenplatte anderswo zu suchen als in der Wohnung eines Mitgliedes der Belegschaft. Die Wirtung der Bettel war, daß in der Betriebsversammlung die Belegschaft fast restlos vertreten war und die Wahl eines Betriebsrates forderte. Alle Versammlungsauch beauftragt wurde, für eine vernünftige Lohnregelung zu sorgen. teilnehmer erklärten ihren Beitritt zur Organisation, die dann Bezeichnend aber ist es, daß die beiden Diskussionsredner, die nur über allgemeine Fragen gesprochen hatten, von der Firma wegen angeblichen Arbeitsmangel entlassen wurden. Belegschaft hat sich dadurch jedoch nicht einschüchtern lassen, sondern der Organisation in einer zweiten Betriebsversammlung erneut den Auftrag gegeben, mit allen verfügbaren Mitteln die Wahl eines Betriebsrates und die Aufbesserung der elenden Löhne herbeizuführen. Es ist zu wünschen, daß die Belegschaft jetzt treu zur Fahne der Drganisation hält damit es dieser gelingt, endlich der Willkür dieses unternehmers ein Ende zu bereiten
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Wie es im Töpferberuf aussieht. Borsicht bei Unterbringung von Lehrlingen. Hierzu wollen wir den Eltern der Schulentlassenen, falls von diesen einige den Töpferberuf ergreifen wollen, etwas sagen. Wie ist die Zukunft für diesen Beruf zu bewerten? Antwort: nicht rosig. Die Zentralheizung und die Aufstellung von eifernen Herden anstatt Kachelherden greift immer mehr um sich. Trohdem in Groß- Berlin nur etwa 1100 Ofenfegergehilfen vorhanden sind, ist von diesen ein großer Teil monatelang arbeitslos, zeitweise bis zu 95 Broz. Biele Eltern lassen sich von den hohen anderes Gesicht bekommt, wenn man in Betracht zieht, daß ein sehr großer Prozentjag der Töpfer nicht einmal imftande ist, die Löhnen blenden. Daß die Lohnstufe der Töpfer aber fofort ein 26 Wochen Arbeit zusammenzubekommen, die von der Erwerbslosenversicherung gefordert werden, um in den Genuß der Arbeitslofenunterstützung zu fommen, wird den meisten nicht bekannt sein. Ferner tommt noch hinzu, daß die Unternehmer einer tariflichen Regelung der Löhne für die Lehrlinge, Regelung der Urlaubsfrage u. a. vollständig ablehnend gegenüberstehen. Wie sieht nun die Ausbildung der Lehrlinge aus? Es ist statistisch festgestellt, daß von den 648 Töpfermeistern, die wir in Groß- Berlin haben, etwa 400 nicht in der Lage sind, einen Ge. fellen beschäftigen zu tönnen, aber viele von diesen halten Behr. linge. Biele von diesen Meistern bekommen selten neue Arbeit zu machen, sondern meistens nur Reparaturarbeiten. fieht dann nun so aus, daß, wenn ein Junge bei solch einem Meister ausgelernt hat, er nicht als gelernter Töpfer gehen tann, sondern fofort einen anderen Beruf ergreifen muß. Am besten ist, daß die Eltern sich erst bei der zuständigen Beratungsstelle des Baugewerts haben Töpfermeister, bei denen der Junge wirklich etwas lernt, wir bundes, Fachabteilung für Töpfer, Rat und Auskunft holen. Wir haben aber auch Meister, die den Jungen mur als Arbeits. burschen ausnügen. Deutscher Baugewertsbund. Fachgruppe der Töpfer.
Textilschiedssprüche abgelehnt.
Von den fächsischen und den schlesischen Textilarbeitern.
Es
Der Schiedsspruch für die sächsisch- thüringischen Webereien ist von den Arbettern abgelehnt worden. Der Schiedsspruch für die schlesische Textilindustrie wurde von den Arbeitnehmern ebenfalls abgelehnt. Der Breslauer Spruch brachte eine Berkürzung ber anordnungsmäßigen Arbeitszeit von 53 auf 51 Stunden, Erhöhung des Ueberstundenzuschlages von 20 auf 25 Pro3., Erhöhung des Zuschlags für Nachtarbeit und Erweiterung der Stundenzahl für Nachtarbeit.
Lohnverhandlung im Einzelhandel gescheitert. Am Dienstag wurde mit dem Arbeitgeberverband des Einzelhandels über die von den Berliner Handelsarbeitern eingereichten Lohnforderungen verhandelt. Die Unternehmer, erklärten zunächst, daß die Forderung nach Erhöhung der Löhne der erwachsenen Arbeiter um 15 Broz nicht als Verhandlungsgrundlage bienen könne. Sie verlangten von den Arbeitervertretern, daß sie Lohnbewegung der Hamburger Hochbahner. ihre Forderungen bedeutend reduzieren sollten, was von diesen aber nach einer eingehenden Begründung abgelehnt wurde.
Nach stundenlangen Auseinandersehungen erklärten sich schließlich die Unternehmer bereit, die bereits im März d. 3. in Aussicht gestellte 2ohnzulage von einer Mart pro Woche jetzt zu gewähren, wenn der neue Lohntarif bis Ende April 1929 abgeschlossen würde.( Die Unternehmer wollten im März d. 3. trotz des bestehenden Tarifvertrages eine Mart Zulage pro Woche geben, verlangten aber, daß dann der bis zum 5. Oftober d. I. laufende Lohntarif bis Ende März 1929 verlänger: würde. Das lehnten damals die Handelsarbeiter ab, weil sie sich nicht solange tariflich binden wollten.)
Dieser Vorschlag wurde abgelehnt, worauf sich die Unternehmer bereit erklärten, falls die Arbeitervertreter einem Tarifabschluß bis zum 30. Eeptember 1929 zustimmen würden, während der Vertragsdauer eine weitere Zulage zu gewähren, die aber unter 5 Pro3. bleiben müßte. Auch dieses Angebot" wurde von der Berhandlungskommission der Handelsarbeiter zurüdgewiesen, meil es nicht annähernd den aufgestellten Forderungen Rechnung trug, vor allem aber gar feine Bugeständnisse gegenüber den Forderungen der Jugendlichen, besonders aber der auf Herablegung der Altersgrenze von 22 auf 21 Jahre, enthielt. Da sich die Unternehmer zu feinen weiteren Zugeständnissen bequemten, wurden die Berhandlungen ergebnislos abgebrochen.
Die Funktionäre der Handelsarbeiter des Berliner Einzelhandels werden am Freitag zu der Situation Stellung nehmen und die zur Durchführung ihrer Forderung notwendigen Beschlüsse faffen.
Tarifftreit im Speditionsgewerbe. Verhandlungen bis zum 4. Oftober vertagt.
Da auch die Schlichtungsverhandlungen in der Lohnbewegung der Hamburger Hochbahner am Mittwoch zu teiner Einigung geführt haben, wird nunmehr der Hamburger Schlichter zu der Angelegenheit Stellung nehmen müssen. Die Hamburger Hochbahngesellschaft steht gegenüber den Lohnforderungen der Hochbahner, die eine Erhöhung des Stundenlohnes um 12 Pf. perlangen, auf dem Standpunkt, daß die Gewährung dieser For derung eine weitere Erhöhung der Tarife auf den Verkehrsmitteln der Hochbahn- A.- G. im Gefolge haben würde und daher im Inter esse der Fahrgäste abgelehnt werden müsse.
In den drei oberschlesischen Industriestädten Beuthen , Gleiwit und Hindenburg ist im Baugewerbe ein Streit ausgebrochen. Die Arbeiter, die Erhöhung des Stundenlohnes von 96 Pf. auf 1,10 m. verlangen, sind entschlossen, den Streit bis zu einer Entscheidung durchzuführen.
Die christliche Internationale.
München , 27. September. ( Eigenbericht.) Donnerstag Baltrusch Berlin über die industrielle Konzen Auf dem christlichen Gewerkschaftstongreß referierte am tration, wobei er an einer reichhaltigen Statistit nachwies, daß die Kartellgesellschaften in Deutschland heute 68,3 Prog. des gesamten industriellen Attienkapitals umfassen. 60 Riesengesellschaften des Handels, Industrie- und Verkehrswesens verfügten über mehr als ein Drittel des gesamten Nominalfapitals und vereinigten auf diese Wie uns der Zentralverband der Angestellten mitteilt, waren Weise eine besonders große wirtschaftliche und politische Macht in fich. am Mittwoch Verhandlungen über den Mantel- und Gehalts. Kartellierung in höchster Potenz stelle das Martenartikelwesen bar, tarif für die Angestellten im Berliner Speditionsgewerbe. Die das eine ungeheure Preissteigerung hervorgerufen habe. Baltrusch Bertreter der Unternehmer verhielten sich äußerst hart forderte Einschaltung der Arbeitnehmerschaft in die Geschäfts. nädig und bezeichneten die Forderungen der Angestellten als| leitungen aller monopolartigen Unternehmerorganisationen und Er.
RAUCHEN
EDEL- CIGARETTE AUS MACEDONISCHEN 59.PHÄNOMEN
TABAKEN