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Aganten der Landstraße

Ein Rennfahrer- Roman von André Reuze. Übersetzt von F. A. Angermayer

In langgestreckter Linie ziehen die Teilnehmer an dem großen Straßenrennen Rund um Frankreich " durch das Land. Der Sportschriftsteller Ravenelle und der Maler Mainguy begleiten sie im Auto. Es sind aufregende und anstrengende Tage, die die" Giganten der Landstraße" erleben. Sie setzen eine ungeheure Energie ein, um den Sieg zu erringen, sie werden von der sportfreudigen Be­völkerung als Helden geteiert, aber im Grunde sind sie doch nur die Reklamefiguren der großen Fahrradfabriken, die mit allen Mitteln des Betrugs, der Hinterlist, der Fälschung den Konkurrenzkampf uniereinander ausfechten. ( 10. Fortsetzung.)

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,, Sie haben gestern nacht den Start verpaßt," sagte Tampier in vertraulichem Ton. Wir hatten uns alle verabredet, gegen den Riva"-Stall zu fahren, der uns in der ersten Etappe so schön ver laden hatte! Bis zum Morgengrauen haben wir ihnen ein mörderisches Tempo vorgelegt, denn solange die Riva"-Leute hinter uns find, wachsen auch die Nägel dünner!"

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,, Jezt wird wahrscheinlich bis Cherbourg gebummelt," sagte Bouarre, und die Etappe wird wie gewöhnlich durch Spurt ent schieden."

,, Tja," warf Laboureur ein,, am zweiten Tag geht's immer sehr schwer, und die Fahrer wollen nicht einsehen, daß ihnen die Anstrengung der ersten Etappe in den Beinen sitzt!"

Was tun sie denn dann erst nach der sechsten, siebenten oder achten Etappe?" fragte Maingun.

,, Man gewöhnt sich allmählich dran. Man trudelt sich ein: Am Schluß wird Ihnen jeder Fahrer sagen, daß die letzte Etappe von Dünkirchen nach Paris , die doch schließlich auch 340 Kilometer lang ist, gar nicht mehr zählt. Das Schlimmste ist vorüber, und man ist zwar ausgepumpt, hat sich aber dran gewöhnt."

Der Maler beugte sich aus dem Wagen und beobachtete das energische und ernste Geficht des alten Champions. Reiner erschien ihm so charakteristisch.

,, Achten Sie doch mal auf die wirklichen Klassefahrer," fuhr Laboureur fort. Schn Sie, wie leicht Tampier, Majotte und Argentero furbeln. Beachten Sie ihren rotierenden Tritt. Zweit­klassige Leute, wie Grimpart oder van Decofter beispielsweise, treten schon viel eciger. Von Bouilladour, den uns Ballu als be: sonders starken Mann geschildert hat, gar nicht zu reden. Der fizt wie auf Glasscherben. Na, in der Bretagne wird's ihm wohl bredig ergehen."

,, Und wie fühlen Sie sich selbst, Laboureur?"

,, Fabelhaft! Ich habe sehr guten Appetit, eine ausgezeichnete Berbauung und einen festen Schlaf."

,, Machen Sie etwa Notizen?" fragte der Maler, der Laboureurs Hals einen Bleistift baumeln sah.

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,, Den. Bleistift hab' ich immer zum Einschreiben mit. Haben Sie nicht gesehen, daß wir uns in den Kontrollen einschreiben müssen? Es gibt zwar überall Tinte und Feder, aber wenn wir in Rudel ankommen, entsteht immer Streit darüber. Früher haben beim Einschreiben die Erstangekommenen absichtlich so start aufgedrückt, daß jede Feder zum Teufel ging und die anderen tostbare Zeit verloren. Dazumal hat man dann in solchem Fall einfach den Finger ins Tintenfaß gesteckt und irgendwie seinen Namenszug hingeschmiert. Heute trägt, was bedeutend sicherer ist, jeder seinen Bleistift um den Hals."

Laboureur enttortte die Aluminiumflasche mit den Zähnen, prostete den Herren zu und sagte ganz ernst:

,, Auf Ihr Wohl, meine Herrschaften!"

Bei dieser Unterhaltung rollte er in gleichmäßigem Tempo meiter. Das Rennen war so monoton geworden, daß sogar die Begleitautos im Gänsemarsch fuhren und sich nicht zu überholen bersuchten.

Nur die Photographen waren wie immer sehr beschäftigt und bemühten sich, ein baumumstandenes Bauernhaus, ein Kirchlein oder ein Schulgebäude mit staunenden Kindergruppen auf die Blatte zu bekommen, um dem immer gleichmäßigen Vorbeizug der Rennfahrer reizvolleren Hintergrund zu verleihen. Beder beim Bassieren Honfleurs, noch beim Durchfahren der beiden Weltbäder Deauville und Trouville hatte sich im Rennen etwas geändert. Selbst nach der Verpflegungskontrolle in Houlgate war alles beim alten geblieben. Immer noch flammerten sich etwa zehn Einzel­fahrer an die Berufsfahrergruppen.

Crousse zeigte auf sie hin und sagte zu Ravenelle: ,, Bas sagen Sie, wie fich die Krebse bei der Klasse halt'n?" Ravenelle nickte lächelnd und sagte dann:

,, Sie haben mir noch immer nicht Ihren famosen Trick verraten, auf den Sie vor dem Start anspielten und durch den Sie die Rundfahrt gewinnen wollen."

,, Na, ich brauch' ja nich gleich die ganze Rundfahrt ge­winnen. Aber der Trick stimmt, mehr sag' ich nich... Nanu, was is'' n da vorne los?"

·

Eben hatten sie Cäen umbogen und begannen gerade den sehr steilen Sankt- Peter- Hügel emporzuklimmen. Aus dem stampfenden Feld hatte sich überraschend ein Fahrer losgelöst und war aus­geriffen.

Er trug das gelbweiße Trikot des Riva"-Stalles.

,, Das ist Caraco!" schrie Crousse.

Und schon flog er dem Felde nach.

,, Caraco ist der Spanier Mirralès," erflärte Ravenelle. ,, Der breitschultrige Bursche mit den bläulichen Baden?" fragte Maingun.

Da! Man nennt ihn auch den Stierfämpfer". Er befigt mehr Schnelligkeit als Ausdauer, gewinnt gewöhnlich die zweite Etappe der Rundfahrt, steigt aber vor Perpignan , wo die hohen Berge anfangen, hübsch aus."

Der reinste Quatsch, hundert Kilometer vorm Ziel auszus rüden," marf Boust ein. Der hat ja' n Stich Die anderen lassen ihn weg, damit er sich abhebt, und holen ihn dann mühelos ein! Argentero führte die Meute!"

Wieder sah man das Meer.

Jagd gepact, fah mit leisem Herzklopfen dem Ausreißer zu und wünschte innig, daß ihm sein Fluchtversuch, den er ganz allein gegen das gesamte Feld gewagt hatte, glücken möge. Am liebsten hätte er ihm geholfen und ihm etwas von seiner eigenen, ganz zwed lojen Kraft übertragen. losen Kraft übertragen.

,, Borsicht!... Achtung!" schrie plötzlich wer. He!" Dann gab's ein Metallfurioso, ein Hund heulte auf und sprang dann entsetzt aus einem Wirbel von Staub.

Boust hatte die Bremsen scharf angezogen. In den nach­fommenden Gefährten streckten die Mitfahrer, als Zeichen für die hinteren Wagen, die Arme aus. Ein Rennfahrer lag schreiend auf der Erde.

Auf seinem grünen Trikot und auf den nackten Schenkeln sah man Blut. Sein Gesicht war verzerrt. ,, Ein Italiener!" ,, Gambardella!"

Von allen Seiten rannten Menschen herbei. Rennfahrer wollten vorbei und fluchten, mußten mühselig am äußersten Straßenrand meiterfurbeln und flizten dann, in den Pedalen stehend, ohne sich umzuwenden, davon.

Der immer gleichmäßige Zug der Rennfahrer. Ravenelle hob den Italiener vom Boden, stützte ihn unter beiden Armen und stellte ihn auf die Beine.

Gambardella mar ein Pleiner, sonnenverbrannter Kerl mit buschigen Augenbrauen.

Sein linkes Bein war vom Snöchel bis zur Hüfte eine einzige Bunde. Es sah aus, als sei es von einem Reibeisen aufgerissen worden. Mit Mühe machte sich der Gestürzte von den ihn haltenden Händen frei.

,, Mein Rad!. Mein Rad!" stieß er immer wieder hervor. Ein junger Bauernbursche gab ihm zu verstehen, daß seine Maschine feinen Schaden erlitten haite.

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Nun besah sich der Italiener seinen verlegten Schenkel, warf einen Blick auf die blutenden Finger und schnitt eine grauenhafte Grimasse. ,, Alle Knochen heil?" fragte rasch der eben vorbeifahrende Der Italiener machte eine nichtssagende Gefte und schüttelté den Kopf. Das Auto entfernte fich, die übrigen Wagen folgten.

Ballu

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Gutenberg, Berlin

Im letzten Auto, das die Aufschrift des Belgischen Sport anzeigers" trug, entdeckte Ravenelle, unter riesigen Schutzbrillen und einer Ledermüze, ein weibliches Gesicht, das sich neugierig herausbeugte.

,, Aha, die Belgier haben Weiberffeijd geladen!" rief Bouft. dieses Mädchen hängt sich einem wie eine Klette an. Das ist ja Yvette Landry," sagte Ravenelle. Weiß Gott ,

bare Geschichte!"

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Sonder

Gambardella, der pon seinem Sturz noch immer halbbetäubt war, ließ sich auf eine Wiese nieder. Er zog ein fleines Fläschchen aus seiner Trikottasche und nahm einen fräftigen Schlud. ,, Das gibt Mut!" erklärte er.

,, Kognat oder Sherry ," jagte Ravenelle Maingun ins Dhr. ,, Aus dieser Reserve schöpfen die meisten Fahrer bei einem Schwächeanfall neue Krafte. Von den Arsenikpillen, die sie furcht bar aufpeitschen, ganz zu schweigen.. Mandymal betrinten fic sich geradezu, um ihre Energie zu verdoppeln." ,, Unglaublich!"

,, Sport, mein Lieber!"

..

,, Brutal, wie alles meiterraft, ohne sich um den armen Teufel zu kümmern."

,, Das jagen Sie, weil Sie die Renn bestimmungen nicht tennen... Selbst wenn Gambardella in eine Schlucht gestürzt wäre, fönnte ihm tein Kamerad beispringen, ohne sich der Gefahr einer Bestrafung auszusetzen! Sogar wenn er jetzt aufgäbe und in unfer Auto stiege, würde er bestraft."

,, Unerhört!"

,, Nur abwarten! andere Dinge erleben!"

Sie werden noch ganz

Einzelfahrer rollten in fleinen Haufen vorbe

und riefen nur: Ah, Gambardella!"

Dann turbelten sie weiter.

Der Italiener war

wieder aufgestanden

Seine Beine zitterten noch. Blut fiel in dunklen

Tropfen auf seine staubigen Schuhe. ,, Eine' und' at mid maden stürzen," jagte er halblaut. ,, Tiere muß anbinden, sonst nig gut."

Bon Kindern unterstügt, las er mühselig seine im Straßen graben verstreuten Siebenjachen auf.

Dann maß er mit langem Blid die Beite der Strede, als erwägte er die nun notwendig gewordene. Anstrengung, und schwang sich aufs Rad.

,, Mensch," sagte ein Fleischergeselle, der mit den Händen in den Hosentaschen dabeistand ,,, die Keris haben doch Schmeid im Leib!"

Einige Rufe ertönten, von zagem Beifall begleitet. DIS Bravo, Gambardella!"

Schon rollte der Italiener weiter.

Nach und nach beschleunigten seine Beine ihren Rhythmus. Dann beugte er sich tief über den Lenker und jagte hinter dem entschwundenen Feld einher. Ravenelle nahm neben Mainguy wieder im Auto Platz.

WAS DER TAG BRINGT.

Statisch oder statistisch?

Bon einem Leser wird uns geschrieben: Im ,, Abend" vom Frei­tag liest man in dem Schicksal eines Erfinders" wiederholt von statistischen Berechnungen. Bei der Konstruktion eines Luft­schiffes oder einer großen Eisenhalle wird nicht statistisch gerechnet, sondern statisch. Statik: die Lehre von der Festigkeit, von Zug und Druck! Das ist ein Unterschied wie zwischen Leberwurst und

Käse. Bei allem Respekt vor diesen beiden Lebensmitteln: Ver­suchen wir es mit einem Kompromiß, vielleicht waren es statistische und statische Berechnungen, die der Erfinder nach Amerika ge­schickt hat!

Röcke hoch!

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a

( Forts. folgt.)

g

2

1

Grajset auf der anderen Seite aufstellen. Eigentümerin fei, me sich der Hund auf ein Pfeifenfignal hin zuerst zuwende. Mit de Ausführung dieses salomonischen Urteilsspruches muß natürlich g wartet werden, bis Josephine Baker von ihrer Tanztournee wiede zurückgekehrt ist.

Kann man den Gaurisankar bezwingen?

obe

Ein Leser sendet folgende Erntefestanzeige aus der Weser zehntel des Druckes einer Atmosphäre. Diese Behauptung ist du Warte":

Röcke hoch!

Am Sonntag, dem 9., und Montag, dem 10. September, feiert jung und alt sein diesjähriges Erntefest in Röcken.

Es laden freundlichst ein

Die jungen Leute. Der Festwirt: Wöbking.

Böcksen

dol!

-

Bfui, pfui, shoking! Röcke hoch! Böckfen doll" auf einem Erntefest, auf dem es schon sowieso mehr als fidel zugeht! Selbst der Teufel wird rot! So hoch" und so doll" geht es nicht einmal in einer Walpurgisnacht auf dem Blocksberg zu was heißen!

-

und das will

Keinerlei Sorge, feinerlei Entrüstung darob! Röcke ist- ein Dorf und Böcksen" ist ein anderes Dorf... Wer kann es ver­hindern, daß ein gerissener Wirt das eine hoch." und das andere nieder" leben läßt?

Wem gehört Rex?

Die Expeditionen, die 1922 und 1924 den Gaurisantar richtiger: den Mount Everest besteigen wollten, haben b wiefen, daß der Mensch unter gewissen Umständen, wenn auch m bedeutenden Schwierigkeiten, Höhen von 7000 Metern erreiche fann. Zweifelhaft aber bleibt, ob er jemals über 8000 Meter no höher steigen kann, denn in jener Höhe herrscht nur noch ein Bic Experimente erwiesen, die man in Amerita an Lieren vorgenomme hat.. In eine Depressionskammer, in der nach und nach die auf den geringen erwähnten Drud gebracht wurde, hatte 6 Kaninchen, 6 Ratten, 6 Meerschweine und 12 Mäuse gesetzt. die Luft die Verdünnung aufwies, die in einer Höhe v 8800 Metern herrscht, gingen sämtliche Schweine ein, von de übrigen Tieren blieben am Leben 5 Kaninchen, 6 Ratten un 2 Mäuse. Man will nunmehr die Teilnehmer der nächsten Moun Everest- Expedition in solchen Depressionstammern allmählich die stark verdünnte Bergluft gewöhnen.

Erste Hilfe für den Schiedsrichter.

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Bei einem Ligafußballspiel, das vor einigen Tagen zmij der Elf der Bristol Rovers Reserve und Plymouth Argyle Reserve in Bristol ausgetragen wurde, vermarnte der Schiedsrichter eine Läufer der Argyles zweimal und bald darauf megen Radhichlagen ein drittes Mal. Als der Spieler das Feld verlassen sollte, stred er den Schiedsrichter durch zwei Hiebe nieder, so daß die Samarit dem Schiedsrichter erste ärztliche Hilfe leisten mußten Das Gi affociation die Angelegenheit erledigen soll. Wieviel Briefmarken werden verbraucht?

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Die farbige Tänzerin Josephine Bafer befindet sich gegenwärtig greifen von Polizei wurde abgelehnt, da die englische Fußba st in Berlin , ihren deutschen Schäferhund Rer aber hat sie aus ganz bestimmten Gründen in Baris laffen müssen. Eines Tages nämlich, als Josephine Baker in Begleitung von Reg durch die Straßen von Paris schritt und einige Bekannte traf, fam es wegen des Hundes zu einer ziemlich lebhaften Auseinandersetzung, in deren Verlauf martenverbrauch während eines Jahres die Vereinigten Staate Die vom Weltpostverein aufgestellte Statistik sieht im Brief behauptet wurde, daß Reg gestohlen worden sei. Wenigstens meinte mit 22 Milliarden Mark im Werte von 2,7 Milliarden Goldfrante ein Fräulein Grasset, der Hund gehöre ihr. Die Sache ist nun vor an der Spize. Es folgt Großbritannien mit einem Berbrauch Bericht gekommen, und der Richter war einigermaßen in Berlegen 840 Millionen Goldfranken und an dritter Stelle steht Deutschla la Mirrales raste weiter. heit. Aber nicht lange. Er hat entschieden, man jolle Reg die mit 762 Millionen. Es folgen dann Frankreich , Italien , Japa Mainguy stand im Wagen halbaufgerichtet, vom Taumel der Augen verbinden und Josephine Baker auf der einen Seite, Fräulein Desterreich, Schweiz , Holland , Spanien .

Rechts zogen fich lange Dünen hm. Die Straße war sandig und von verdorrtem Gras eingefäumt. Ins eintönige Grau der Landschaft warf das auseinandergerissene Feld bunte Farbflecken. Durch die Schnelligkeit der Jagd waren einige Zuschauer auf die Dünen geleckt worden.

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