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45.3abraang
1. Beilage des Vorwärts
Der weinende Staatsanwalt.
Sensationeller Berlauf der Verhandlung im Bergmann- Prozeß.
Die gestrige Verhandlung im Bergmann- Prozeß nahm einen fenfationellen Berlauf. Man sah auf der Anklagebant einen Staatsanwaltschaftsrat, der als Angetlagter vernommen wurde und von einem Augenblick in den andern in Tränen ausbrach. In Wutanfällen weinend schrie er aus:„ Ich habe an Bergmann geglaubt. Ich bin ein ehrlicher Mensch, ich stamme aus einer Theologen- Familie!" Dann wieder jagte er, aufgeregt die Fäuste ballend: Der Herr Oberstaatsanwalt weiß eben alles beffer." Der einst so Gewalfige, der in Moabit so manchen scharfen Strafantrag gestellt hatte, bot gestern einen fläglichen Anblid. Das war fein Staatsanwalt, der mit juristischer Genauigkeit das Verbrechen der anderen beurteilte. Das war ein zusammengebrochener fleiner Mensch, der immer wieder fagte:„ Ich habe es nicht gewollt, ich habe es nicht gewollt!" Aber es bleiben die 58 Proz, aber es bleiben die Pro
vifionen, es bleiben die Empfehlungsschreiben, die schemafisch ausgestellt wurden. Es steht schlecht um den Staatsanwaltschaftsrat.
Bei der Bernehmung der Angeklagten unterzog zunächst Amts: geridtsrat Dr. Wartenberger den Angeklagten Warschauer einem eingehenden Berhör über den Wert der von ihm an Bergmann gelieferten Teppiche im Vergleich zu den an ihn gezahlten Beträgen. Es tam dabei zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen Rechtsanwalt Dr. Georg Löwenthal und dem Vorfizzenden. Der Verteidiger protestierte, daß Bergmann gewisser maßen als Hauptzeuge gegen Warschauer auftreten dürfe, so daß dieser faum einen Sah zu Ende sprechen könne. Bors.: Die Bere nehmung der Angeklagten ist meine Sache. R.-A. Dr. Georg Löwenthal: Und die Berteidigung Warschauers ist meine Sache. Borf.( zu Bergmann): Ist Warschauer befannt gewesen, daß es mit den Lagerscheinen eine faule Sache sei? Angell. Bergmann: Davon hat er genau so gemußt wie alle anderen. Borf.: Jetzt komme ich zu einem besonderen Punkt. Ich möchte dem Angeklagten Warschauer und den Eheleuten Buftrom den dringenden Rat geben, im eigenen Interesse die Wahrheit einzugestehen. Ich habe ausgerechnet, daß der Gesamtbetrag der Teppiche, die Warschauer an Bergmann verfauft hat, 248 235 M. beträgt. Da ftedt etwas im Hintergrunde. Ich rate also, sagen Sie, was los ist, damit ich es Ihnen nicht sagen muß. Die Angeflagten idyweigen.mit ich es Anscheinend ist Bergmann da selbst beschwindelt worden.( Große Bewegung.)
Angefl. Bar schauer: Die Preise auf den Lombardscheinen sind ja nicht maßgebend. Ich habe blanko unterschrieben und meiß nicht, mas nachher ausgefüllt worden ist. Wenn ich dreißig Berserbrüden lieferte, unterschrieb ich sechs Lagerscheine. Staatsanwaltschaftsrat Schumacher: Aber auch der Wert der Lagerscheine dect sich nicht mit den geleisteten 3ahlun gen. Borf.: Das wäre also ein Schwindel von Urfprung an. Angefl. Frau ust row: Das ist immer so genacht worden. Herr Bergmann mußte unbedingt davon. Der Bücherrevisor Brandt stellte fest, daß mit Warschauer 94 Ab= schlüsse gemacht worden sind. Der Vorsitzende rief sodann
den Angeklagten Staatsanwaltschaftsraf Dr. Jacoby auf Borj: Sie haben den Wunsch ausgesprochen, sich aus: führlich zu der Anflage gegen Sie zu äußern. Ich fann das nicht unterbinden, aber ich muß Sie dringend ersuchen, nicht in ein Plädoyer zu verfallen, sonst muß ich Ihnen das Wort a b- schneiden. R.-A. Dr. Pindar: Ehe der Angeklagte noch ein Bort gesagt hat, wird er mit Wortabschneiden bedroht. Es
vollen Umfange erst durch die Hauptperhandlung Kenntnis erhalten. Von einem gewollten und bewußten Zusammenwirten mit Bergmann fann feine Rede sein. Ich war
wie jeder andere kunde getäuscht, hintergangen und betrogen worden. Ich hoffe, noch in der Lage sein zu können, dem Gericht das zu beweisen. Borf.: Also bitte schön. Angefl. Dr. Jacoby: Zunächst möchte ich darlegen, wie ich 1927 mit Bergmann wieder zufammengekommen bin. Dazu ist eine fleine Vorgeschichte nötig. Im November 1926 hatte ich den falschen Assessor Guth durch Major Hinge fennengelernt, und beide haben meine, Gutwilligkeit ausgenugt. Ich habe mich beschwafeln lassen, eine Bürge ichaft für den Bruder Hinges zu übernehmen. Durch Rechtsanwalt Golisch erfuhr ich dann, daß Guth fein richtiger entlarven und verhaften zu lassen. Mit Golisch habe ich mich Assessor ist. Ich bat Golisch brieflich, den falschen Assessor. zu dann auch über Major Hinge unterhalten. Er sagte mir, daß ihm Hinge verdächtig sei, denn er sei gar fein attiver Major, sondern Berwaltungsbeamter gewesen. Er schmücke sich nur mit dem Majortitel. Die Bürgschaft hatte ich in der Annahme übernommen, daß es sich um einen richtigen Major handele und daß dieser nötigenfalls einspringen werde. Später fragte mich Graeger, der gleich mir einem Klub angehörte, nach einem Baul Berg: mann. Ich verneinte zuerst, diesen zu fennen, da mir nur aus der Inflationszeit ein Bantier Sally Bergmann befannt war. Nach der Personenbeschreibung erfamte ich aber, daß es sich um den gleichen Bergmann handelte. In dessen Lombardgeschäft sollte etwas nicht in Ordnung sein. Graeger meinte aber, daß er, Graeger, gegen seinen Auftraggeber, Herrn Rösch, Bedenken hätte; denn er nehme an, daß man sich unrechtmäßig in den Besitz des Bergmannschen Geschäfts jetzen wollte.
Er hätte den Eindrud, man wolle Bergmann expreffen. Dann meldete sich bei mir Rechtsanwalt Jolenberg, der mir die gleiche Affäre erzählte. Bergmann tam zu dieser Unterredung hinzu, und seine Angaben stimmten mit den übrigen Mitteilungen überein. Ich riet zu einer Strafanzeige, da die Leute ihn sonst sicher weiter erpressen würden, wenn er einmal Geld gegeben hätte. Da Bergmann mein früherer Bantier mar und ich gerade 2000 m. Pfandbriefe von meiner Schwester in Händen hatte, fragte ich Bergmann, ob er nicht für diese Pfandbriefe eine Verwendungsmöglichkeit habe. Bergmann erflärte darauf, er habe einen Vertrauensmann an der Börse, den er fragen würde, ob er vielleicht auch für mich spekulieren würde. Ich war in solchen Dingen blutiger Laie, da ich nie ein Bermögen besessen hatte, und freute mich nun, einen Sachverstän digen zur Seite zu haben, der mir gute Börsentips geben fönnte. Im Laufe der Spekulationen machte mir nun ein Tages Bergmann den Borschlag,
2ffien in feinem Betriebe anzulegen.
Bei dieser Gelegenheit sprach er davon, daß Graf Schmerin ihm eine halbe Million übergeben hätte. Da sagte ich mir, daß Bergmann doch eine folosiale Kreditfähigteit befäße. Ferner erzählte mir Bergmann, daß sehr viele Personen über ihn Auskunft erteilten. Darunter befände sich der Oberregierungsrat Gennewald, ben er jeit zehn Jahren fenne. In einer geſell schaftlichen Zusammenfunft lernte ich dann Sennewald fennen, der auf mich den allerbesten Einbrud machte. In seiner Gegenwart stellte uns Bergmann seinen Betrieb in solcher Form dar, daß er auf ganz reeller Basis aufgebaut zu sein schien. Er erzählte, daß er wegen des großen Umfanges des Geschäfts mit fremden Mitteln arbeiten müßte, daß er den Geldgebern LagerBerdienst erziele, der es ihm ermögliche, ruhig den Darlehnsgebern die Hälfte des Gewinns auszuzahlen und
Dienstag, 9. Oftober 1928
hätten. Für mich armen Teufel bedeuteten 400 000 m. doch eimos Kolossales. Mit erstickter Stimme: Ich hatte unbegrenztes Berfrauen zu ihm. Das war mein Fehler, denn deshalb bin ich jetzt als Betrüger angeflagt.
Dr. Jacoby ging dann zu seiner Austunfiserteilung über und äußerte dazu: Die Anklage nimmt fälschlich an, daß ich zuerst unentgeltlich Auskunft erteilt habe. Ich will aber die Wahrheit sagen, auch wenn die Behörde das gegen mich anders auslegt. Bergmann hatte mir gejagt, die fortlaufende juristische Be ratung fönnte damit abgegolten werden, daß mir von den auf Grund meiner Auskünfte eingehenden Gelder eine Provision gezahlt merde. Ich möchte teine Bedenken haben, denn andere machten es auch so. Ich habe zugestimmt, weil Geheimret ennewald es auch tat und meil ich glaubte, daß es sich nur um fleine Summen hondeln würde. Vorf.: Wie fonnten Sie aber in der Auskunft sagen, daß Bergmann Eigentapital befize?
Angell: Bon faufmännischen Dingen hatte ich feine Ahnung.
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Bei uns zu Hause wurde von Geschäftssachen nie gesprochen. Die Provision habe ich nur als einen Zahlungsmodus für die schaffen. Ich rechnete auch nur mit 300 bis 400 Mart monatlich. juristische Beratung betrachtet. Ich habe geglaubt, Bergmann wolle mir armen Teufel einen kleinen Rebenverdienst Vorf.: Im Jahre 1927 haben Sie von Bergmann 6000 m. bezogen. Wo ist das Geld hingekommen? Sie find mit dem Motorrad verunglückt. Haben Sie sich das Rad davon ang schafft? Angefl.: Der Unfall mar sehr schwer und kostete mich
3000 M. Vors.: Wo sind die anderen 3000 M. geblieben? Angeffagter: Es ist alles für die notwendigsten Bedürjnisse drausgegangen.( Sehr erregt.) Ich bin nur einmal im Theater gewesen und das noch dazu mit einer Freitarie. Oberstaato anwalt Binder hielt dem Angeklagten Dr. Jacoby dann vor, daß bei ihm im Jahre 1924 eine Anzeige gegen Bergmann eingegangen war und daß er sich trotzdem nicht gescheut habe, in demselben Verfahren eine Verteidigungsschrift für Bergmann gegen Entgeld von 500 m. anzufertigen. Angefl. Dr. Jacoby: Die Berteidigungsschrift betraf eine ganz andere Sache. Von der ersten Anzeige weiß ich nur noch, daß das Verfahren eingestellt morden ist. Wenn Sie aber, Herr Oberstaatsanwalt, alles besser missen, dann kam ich Ihnen nichts erzählen. Sie waren doch damals nicht dabei. Oberstaatsanwalt Binder: Es handelt sich um diefelbe Angelegenheit, denn beide Sachen waren verbunden worden, so daß es eine Ermittlungsfache war. Ich erhebe gegen Staatsanwaltschaftsrat Dr. Jacoby den Vorwurf,
daß er in derselben Untersuchungssache, in der er, Dr. Jacoby, als Staatsanwalt amtlich die Anzeige entgegengenommen hatte, gegen Entgelt für den beschuldigten Bergmann eine Verteidi. gungsschrift gemacht hat.
Amtsgerichtsrat Dr. Wartenberger kam dann nochmals auf die Spefulationsgeschäfte des Angeklagten Dr. Jacoby mit Balsam zurück, und es entwickelte sich hierbei eine sonderbare Eramination des Angeklagten über seine Börsentenntnisse. Vors.: Mit den Kursgeschäften konnten Sie doch die 2000 m. auf einmal verlieren. Weshalb haben Sie nicht Termingeschäfte ge= macht? Anget 1.: Termingeschäfte? Was ist das? Bors.: Haben Sie nie etwas von Differenzgeschäften gehört? Anger1: Rein. orf.: Damit beschäftigt sich doch auch das Handelsgesetzbuch. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Jacoby: Ach, vom Handelsgefezbuch weiß ich nicht viel. Borf.: Sie müssen doch aber früher damit auch einmal etwas zu tun gehabt haben! Haben Sie nie etwas von medio- und Ultimo liquidationen gehört? Angeft: Mein Bori. Zejen sie denn feine Zeitungen? Angeklagier
Dr. Jacoby: Das wohl, aber ich habe mir teine Gedanken darüber gemacht. Da muß den Leuten wohl etwas ausgezahlt werden. Vor f.: Manchmal auch nicht.( Heiterkeit.) Angel.: Von Börsensachen hatte ich teine Ahnung. Bors.: Herr Bergmann, Sie verstehen doch jedenfalls etwas von Börjengeschäften? Haben Sie da nicht Dr. Jacoby von den Kursspekulationen abgeraten? nicht aufzutommen. Er erzählte mur immer, daß man
muß ihm doch vergönnt sein, ausführlich zu schildern, wie er in scheine zur Sicherheit übergebe, und daß er einen folossalen Angell. Bergmann: Benn Balsam redete, war gegen ihn
Diese verteufelte Situation gefommen. Vori: Aber nur nacte Tatsachen. R.-A. Dr. Pindar: Soweit das möglich ist. Vors.: Jedenfalls werde ich teine Schlußfolgerungen hier zulassen. Angell. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Jacoby: Ich habe schon zu Anfang des Prozesses jede Schuld entschieden in Ab rede gefteltt.( mit lauter erregter Stimme.) Ich bestreite das auch jetzt. Ich habe nichts von dem Betriebe gewußt, und erst von all dem aus Zeitungen, durch die Voruntersuchung und im
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Der Fall Carrier.
Von Tristan Bernard. ( Einzig berechtigte Uebersehung von N. Collin.) ,, Sie nehmen also an, daß Larcier auch unter den Bapieren, die er mitgenommen hat, die Adresse dieses Hilbert entdeckt und sich an ihn gewandt hat?"
Herr Galoin antwortete nicht. Er machte nur eine aus weichende Geste, deren Bedeutung ich nicht begriff, und über die ich etwas erstaunt war. Denn es schien mir, daß er mit großer Sicherheit die geheimnisvolle Spur, die er hier gefunden hatte, verfolgte.
,, Es ist zu dumm," fuhr er fort ,,, daß Hilbert nicht mehr unter der Adresse zu finden ist, die auf den alten Briefen in der Kifte stand. Sie sind sehr alt. Sie liegen zehn oder zwölf Jahre zurüd. Seitdem ist Hilbert wahrscheinlich zweimal umgezogen. Ich weiß nicht genau, wo er sich aufhält, aber ich weiß, daß er lebt und in London wohnt. Die
Adresse auf den Papieren in Toul war eine fleine Straße bei Ludgate- Hill. Ich war heute nachmittag da. Hilbert ist schon seit langer Zeit von dort verzogen, und zuerst habe ich niemand gefunden, der sich seiner überhaupt noch erinnerte. Erst nach einer Weile, nachdem ich ganz zufällig an eine Tür im zweiten Stodmert geflopft hatte, entdeckte ich einen alten Bersicherungsbeamten, der sich Hilberts erinnerte, jedoch mir feine Adresse nicht angeben fonnte, sondern nur einen Tabat: händler der Fleetstreet nannte, dessen Kunde und Freund Hilbert einst gewesen mar. Ich begab mich nach der Fleet ftreet Diefer Tabathändler hatte sein Geschäft verkauft. Sein Nachfolger hatte teine Ahnung, wo er mohitte, aber gab mir die Adresse einer anderen Person an, welche weiß, mo der Tabathändler augenblicklich weilt. Sie sehen, zu unserem Beruf gehört Geduld. Diesen anderen Mann fann ich heute abend nicht mehr treffen, aber morgen früh, und so hoffe ich denn, den Tabathandler im Laufe des morgigen Tages auszulundschaften. Ich dente, dieser Tabathändler mird mir die Adresse Hilberts verichaffen tönnen, und habe ich erst einmal Hilbert, jo merde ich sicherlich auch... na, dann werden wir nicht weit von der Lösung sein.
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vier Prozent Zinjen pro Monat
Millionen an der Börse verdienen zu gewähren. Nach alledem erschien es mir ganz ausgeschlossen, daß fönnte und ich habe ihm ebenso wie Dr. Jacoby Generalvollmacht irgend etwas llnre elles in dem Betriebe vor sich ging. Wenn gegeben. Weiterhin äußerte sich Dr. Jacoby nochmals zu der AusLeute mit solchen flingenden Namen sich an dem Betriebe beteiligt funfterteilung. Bergmann habe ihm gesagt: Sie können ruhig Auskunft erteilen, denn andere Personen machen es auch, so Geheimhatten, glaubte ich mit Recht, daß sie sich vorher über den Geschäftsbetrieb genau unterrichtet und die Bücher geprüftrat Sennewald. Angeklagter Bergmann: Da muß ich einen
Herr Galoin machte wieder seine ausweichende Geste. I nicht sagen wollte, daß sie bereits den Trost, von dem er Das tat er jedesmal, wenn ich von Larcier sprach, und er sprach, gefunden hatte. schien ganz vergessen zu haben, daß wir eigentlich Larcier Wir schwiegen beide. Ich war etwas müde, und wir fuchten. gingen ins Hotel zurück.
Ich sagte mir: Das ist ein Mann, der feine überflüssigen Schwierigkeiten macht. Zuerst will er Marteau fassen, und hat er diesen, so findet er Larcier.
,, Morgen werde ich eine Menge zu tun haben," fuhr Herr Galoin fort. Sie können die Zeit benutzen, um sich mit Frau Chéron London genauer anzusehen... Sie ist eine reizende Dame!"
Bußte Herr Galoin wohl, welche Beziehungen zwischen Blanche Chéron und mir bestanden? Wußte er Bescheid über Blanches und Larcier Berhältnis?
Schweigend schritten wir einige Augenblicke nebeneinander her, und ich fragte mich unterbeffen, ob ich meinen Gefährten über diesen Bunft aufklären sollte.
So erzählte ich ihm denn, wie Blanche und ich durch unseren gemeinsamen Wunsch, Larcier wiederzufinden, uns einander genähert hatten, und welche innige Liebe Blanche
mit meinem armen Freund verband.
Schweigend hörte mir Herr Galoin zu; dann sagte er: Diese Dame liebte also Ihren Freund sehr?" Ich glaube, ja," erwiderte ich. ,, Ach, sagte er nachdenklich.
Dann fügte er hinzu:„ Aber sie müßte sich schon immer an den Gedanken gewöhnen, daß es zweifellos mit den früheren Beziehungen zwischen ihr und Larcier vorbei ist." Ich weiß nicht, ob Blanche nicht irok Larciers Berbrechen sehr nachsichtig über ihn urteilen wird...
Ja," erwiderte Herr Galoin noch immer geheimnisvoll. ,, Aber wenn wir die Hypothese aufstellen, daß fie gezwungen sein würde, Larcier nicht mehr wiederzusehen, so ist es beffer, fie vielleicht jetzt schon an diesen Gedanten zu gewöhnen und ihr flarzumachn, daß ein anderer fie trösten wird. Man muß ihr das auf sehr nette Weise beibringen, und ohne daß sie es merkt, muß man sie an den Gedanken einer Trennung gewöhnen..
Ich begriff nicht recht, was der Beamte meinte, und ich fragte mich, ob in seinen Worten nicht eine gemisse Ironie läge, nachdem er die fast zärtliche Bertrautheit, die zwischen Blanche und mir herrichte, bemerkt hatte, und ob er damit
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Am nächsten Tag, als ich aufstand, war Herr Galoin schon fortgegangen. Er hatte mir ein paar Zeilen hinterlassen, in denen er mir mitteilte, daß er wahrscheinlich erst abends wiederkehren würde. Ich fand Blanche in der Hoteldiele und erzählte ihr, was der Inspektor mir über seine Reise nach Toul und seine Forschungen in London mitge teilt hatte.
Blanche hörte mir gespannt zu, endlich hatte sie einen Detektiv fennengelernt, wie er ihr immer vorgeschwebt hatte. Bon jenem Teil der Unterhaltung, der sie persönlich anging, erzählte ich ihr aber nichts. Es ist wohl verständlich, daß es mir peinlich war, mit ihr darüber zu sprechen.
Wir gingen zusammen aus und besuchten den Zoologischen Garten. Unendliches Wohlbehagen ergriff mich, so wenig langsamer, so hatte ich einen Borwand, um sanft ihren
Arm zu nehmen und näher an sie heranzugehen.
Ich wollte nicht daran denten, was geschehen würde, wenn wir Larcier träfen; ich wollte mir nicht vorstellen, daß ich Blanche einmal würde verlassen müssen und nicht mehr jede Stunde des Tages mit ihr verbringen fonnte, mie es seit unserer Reise der Fall war. Als wir durch eine einsame Allee nebeneinander hergingen, blidte ich sie an. Sie sah auf. Unsere Blide begegneten sich. Es war wie ein physi scher Kontakt. Geniert, fast verlegt sahen mir aneinander vorbei und gingen schweigend dahin. Bald famen wir an eine Bendung der Allee, wo einige Spaziergänger auftauchten. Es war eine Erleichterung und eine Enttäuschung zugleich, nicht mehr allein zu sein, aber ich fühlte sehr qui und sie mußte es auch empfinden, daß bei der nächsten Gelegenheit diese Befangenheit noch größer werden würde.
Wir verließen jetzt den Zoologischen Garten und nahmen ein Auto. Aber wenn wir auch allein waren, jo mar es doch keine völlige Abgeschiedenheit, denn wir fuhren andauernd an Leuten vorbei, und unser Bagen war offen.
Bir ließen in der Regentstreet halten und stiegen aus, um die Läden zu betrachten; Blanche blieb vor jedem eins ( Fortsetzung folgt.); einen gefejelt stehen.