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Hin RennfahreroRoman In langgestreckter Linie ziehen die Teilnehmer an dem groben StraßenrennenRund um Frankreich " durch das Land. Der Sportscnnftsteller Rarenelle und der Maler Mainguy begleiten sie im Auto. Es sind aufregende und anstrengende Tage, die dieGiganten der Landstraße" erleben. Sie setzen eine ungeheure Energie ein, um den Sieg zu erringen, sie werden von der sportfreudigen Be­völkerung als Helden geleiert, aber im Gründe sind sie doch nur die RekUunettgaren der großen Fahrradfabriken, die mit alten Mitteln des Betrugs, aer Hinterlist, der Fälschung den Konkurrenzkampf untereinander ausfechten. T(11. 5ort[efcung.) Sehen Sie," sagt« er dann, als resümiere er sein« Cfrffärvngeti »am gestrigen Abend in Nauen ,des ist der Unterschied zwischen den osiiziellen Herren und den wirklichen Rennfahrern derTour dc Frau«"!" Als dos Auto anfuhr, war Gambordella nur noch eine wirbelnde Flocke auf der steilen Hügelfpitze, die plStzlich vom Horizont aufgesogen wurde. Jenseits der Insel Pelee und des gigantischen festungsgespickten Dammes sah man das«infame und ruhig iwfwgenöe Meer. Zwei Wasserflugzeug« schwirrten wie geometrische Infekten über der Reede, überflogen das Arsenal , mochten eine Schleife über Cherbaurg und stießen dann wieder aufs Meer hinaus. Wie Fliegen schienen sie von einem erzenen Wal. der reglos vor dem Miitelsort wuchtete, angezogen zu werden. Ist das nun ein Kreuzer oder ein Amerikapuffch??" fragt« Croufse.Ich kenne ja nur die Seinedampser. aber du. Le Vozec, als früherer Matrose, mußt es doch wissen.' Das ist ein Taufeich-Tonnen-Pan�zerkreuzer,' erwiderte Le Bozec,dos steht doch ein Blinder.' Doimerwelter, bist du schlau! Kein Wunder, wenn du an der Spitze der ganzen Klassisizierung liegst,' gab Crouffe lachend zurück. Rur keine Angst.' mischt« sich Bouorr« drein.Je Bozec diinie nicht oft Gelegenheit haben, sein gelbes Trikot waschen zu lassen. Dafür weiden Tampier. Llanc-Mesml und Mojott« schon sorgen. Die nehmen ihn» noch vor Bayonne fünf Minuten ab. unter Garantie!... Bor drei Jahren hätt« ich ihm sogar gezeigt, wie mmi di« Rundiohrt gswinntl' Eine Klappe Hai dieser Bursche!' sagte Crousse und ergänzt«: Wir wissen ja alle, lieber Bauarre, daß du noch unter Napoleon dem Dritten gairz gut rodgesshren Haft... Run ist's aber höchste Zeit, daß du auch mal die Jüngeren an die Futterkrippe läßt!' Der einzige, der sich nicht in die Debatte mischte, war Qaboureur. Er saß schweigend da und sah mit seinen schwermütigen Augen ins Weit«. Di« übrigen Fohrer spazierten vor dem Kasino-Hatel auf und ab oder rekelten sich In bequemen Qehnstühlen. Mainguy, der sich mit Ravcnelle und dem Masseur Fourcode uirterhielt, betrachtete neugierig die Fahrer und war sehr erstaunt, sie nach der mörderischen Etappe des Bortoges so frisch und munter zu sehen. Niemals würde er den aufreibenden Endkampf vergessen, den sich die Spitzenreiter aus der Höhe des Octeville.Hügels geliefert hatten. Trotz oller'21 usreisz»ersuche der stärlsten Leute, und obwohl sich das Feld eimgeinal verschoben hatte, kam doch eine geschlossene Spitze von zwanzig Fahrern am Fuß de? Jielberges an. Im 40er Tempo wurde der Hügel genommen, und oben ging Bianc.Mesnll mit einer halben Länge als Sieger durchs Ziel. D!« anderen folgten ihm in so dichtem Rudel, daß die Ziel- lichter aus der Tribüne viel Schweiß vergossen, um sich über di« Placierung einig zu werden. Immer wieder trafen neue Gruppen von vier, fünf oder sechs Fohrern«in und trugen zur allgemeinen Perwir- niirg bei. Als st« vom Rod sprangen, riefen olle, aus Angst, in diesem Trubel übersehen zu wer- den, laut ihren Nomen: Kerardot!... Sal- vondini!... Dan De. coster!... Pauillodoux!' Die Zielrichter hatten es wirklich schwer und waren sich über die end- gültige Reihenfolge noch immer nicht im klaren. Das Publikum begann schon nervös zu werden. Endlich verkündete Monadlan mitten in den Lärm hinein das Resultat: Erster Blanc-Mesntl in 14 Stunden 34 Miauten und ll Sekunden. Zweiter Tampier, selbe Zeit, Dritter Argentero, selbe Zeit.. Mit weit aufgcnssenen Augen hingen oll« Fahrer an seinem Mund, hoben wie Schulkinder die Hönde und stammelten: Und ich?... Und ich?.. Lina Erfrisch img uotorwegB. Ihr« sonnverbravn. fen, stouibentstellten©«. ftchter glichen den Gesichkern von Bergleuten, di« eben einer Explosion oder einem Erdrutsch entronnen waren. Doch nicht die Erschöpfung allein verlieh ihnen dies«» gequälten Ausdruck, sondern vor allem die Angst vor einer schlechten Pla- cierung in der Gesamtwsrtung und di« grenzenlos« Enttäuschung. sich umsonst halbtot gefahren zu haben. Einer hatte einen Schwäche- anfoll und sank auf den Boden. Ein anderer drückte hie blutende Stirn an den kühlenden Stahl seines Lenkers. Rur mit Mühe hielten viele einen Wutausbruch zurück, daß man sie hier während kostbarer Minuten zu stellen zwang, schweißbedeckt uich um die richtige Eintragung ihrer Zeit bettelnd, die sie doch oll« mit ihren Beinen ehrlich erstrampelt hatten.

von �nclre Reuze. Obersetz» von F. A. Angermayer

------- Gutenbeeg, BoHin

Doch sie sagten nur: Und ich?... Und ich?.. Jetzt ruhten sie in der Sonn« und scherzten, als oh es morgen nicht die 405 Kilometer lonqe Etappe Eherbourg Brest.zu fahren gegolten hätte. Moinguy lauschte aufmerksam den Erklärungen Fourcade?, der ol» Masseur die körperliche Verfassung der Fahrer am besten beurteilen konnte: .Le Vozec und Laboureur führen noch immer mit einem Vor- sprung von zehn Minuten. Ich kann nicht glauben, daß Laboureur diese? Tempo bis ans Ende durchsteht!... In den Pyrenäen werden ihn wohl die Jüngeren abhängen!... Bei Le Bozec liegt der Fall wesentlich anders! Jetzt geht's in seine Heimat, In di«

Silk» nach einem schweren Sturz. Bretagne , und da» pflegt jedem Fahrer Riesenkräste zu verleihen! Tampier, Argentero und Blanc-Mesnil sind der Spitzengruppe dicht auf den Fersen. Sie sind noch vollkommen frisch. Jetzt schonen sich alle Fahrer noch für die Bergif. denn das eigentlich« Rennen, die wirkliche Entscheidung, beginnt erst in Bayonne , am Fuß der Pyrenäen !" Sind Ihrer Meinung nach schon Fahrer mit Schwäche- anzeichen drunter?' Ja!... Pouillodour vor ollem!... Den armen Teufel hat man bei un» als große Kanone aufgezogen und wie einen Riesenfrosch aufgeblasen!... Das war wieder einer jener Ein- fälle von Kallu!... Wenn Pauilladoux noch einig« Etappen durchsteht, kann er von Glück reden! Fahrer mit Sigbefchwerden kommen für die Rundfahrt gar nicht in Frage!... Auch Bouarve, der wi/Nich einmal ganz große Klasse war, klagt schon über Schmerzen im Knie! Kein gutes Zeichen!... Auch Demoulder

sieht keineswegs berauschend au?: ar schläft schlecht!... Aber schließlich kommt es ja doch nur uns Pflegern zuguir, wenn einer der Fahrer aussteigt' Wir wissen ohnehin nicht mehy, wo uns der Kopf steht!.. Bedenken Sie doch, daß wir nur sechs Mann sind und während der ersten Etappe kein Bett gesehen hoben!... Erst hinter Bayonne , wenn die Berge viele Fohrer zum Aufgeben zwingen, atmen wir ein wenig auf!' Und wie geht es Blanc-Mesnil?" fragt« Ravenell«.Ich habe ihn seit dem frühen Morgen nicht gesehen." Chevillard, der das gehört hatte, kam näher und sagte lei« Dert raut sich doch wegen Toette nicht aus dem Zimiyerl' 'Dann hätte ich mich otso gestern doch nicht geirrt?" .Rein? Die Klein« wurde nämlich von den Belgiern im Presiewagen mitgeschleppt!" .Sa! So!" .Dies« Burschen stich fa unglaublich frech! fuhr Chevillard fort.Robert.Itliebe wollte na* türlich niemoich die Klei»« in irgendeinem der Wagen mitnehmen. Schließlich erboten sich die zwei Belgier, die nicht umsonst mit Rissin gut befreundet sind, das Mädchen m ihrem Auto mitzunehmen!' .Unglaublich!' .Da steckt natürlich Irgendeine Kombination dahinter!' sprach Chevillard. weiter..Yoette war acht Monate lang so gut wie verichumichcn. Jetzt, ausgerechnet während der Rundsahrt« taucht sie wieder aus! Finnen Sie das natürlich,.)crt Navenelle?" .Ganz Im Gegenteil! Auch mir fiel es. so« fort aus!' Doch ich habe Robert gewirrt und ihm ge­sagt:..Di- Kleine hoben dir die..Rivo'-Leute auf den Hals gehetzt! Tie ist bestochen!'.. .Ganz wein« Meinung,' sagte Ranenelle. Wenn die Robert verführt... bekommt sie ein« Prämie, die ich ganz gern haben möchte!... Heute morgen ist sie ihm in oller Frühe auf die Bude gerückt!" .Run... und?" .Rodert hat sie zu Bollu geschickt? Na. der wird ja hübsch angeschnauzt haben... Ballu dürfte auch den beiden Belgiern den Star gc« stochvn haben, und die Klein« wird wohl kein Glück mehr haben!" Die bringt es sogar fertig und reist mit dem Zug nach!" sagte Ravenelle. Der Masseur Faurcode stopfte sein«. Pfeife. Ueber sein glattrasiertes Gesicht huschte ein Lächeln: Ob das nicht ein richtiges Theater ist!... Immer wieder werden neue Tricks versucht!... Sie können sich ungefähr vor­stellen, was ich in meiner fünfzehnjährigen Tätigkeit schon alle» erlebt habe!" Navenelle und Moinguy sahen sich schweigend an und schütteltan den Kopf. Van der See kam der berauschende Duft de? Ozean». und der sanfte Darmittogswind spielte mit dem Lachen der Menschen wie mit Tennisbällen. Die Fahrer dehnten sich in ihren bequemen Stühlen und dlntzelien unter der schlitzenden Hand in den azurnen Himmel. Lebenslust lag über dem Kasino-Hotel. Irgendwo trällert« eine Männerstirnme den neuesten Bartsch Schlager.(Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT. ii:uunffluiimnnumRiinsmimiiMunnmRiimmnraraim!miimmn!Hniimim:immm!mimminimnmmimwffliiinwiun««m«>TOiu«mMi)W.irainwi(uniiim!niv

Die Sittlichkeit in Gefahr. Der Verein der e r a i» g e l i s che n Lehre rinnen hat in einer Eingabe an das Preußische Kultusministerium zu den Reichs- jugendwettkämpse» der MädchenStellung genommen". Nach der Ansicht dieses Vereins soll das Iugendfest für beide Geschlechter ge- trennt stotrsinden. Wenn nur ein Sportplatz vorhanden ist, sollen die Wettkämpfe für Knaben und Mädchen getrennt durchgeführt wer- den. Bei den Vorsührungen der Mädchen dürfen Zuschauer Über- Haupt nicht zugelasien werden. Höchstens Vater und Mutter können sich im Zuichauerrailm,der in angemessener Entfernung anzulegen ist", aushallen. Da schon ein nackter Arm das Schamgefühl dieser zarten Gemüter verletzen kon», so heißt es in der Eingabe:Aerniel- lose Kleider sind nicht zugelasse»." Die Turnhosen sollen wenigstens da« Knie bedecken. Auf diese Art machen sich Lehrerinnen im Jahr« 1928 lächerlich. Und der Kultusminister? Er gab die Eingabe unter U VI Nr. 1683 zum Bericht an die Regierungen und Schulräte weiter, wahrscheinlich in Ermangelung eines Papierkorbes. Da werden Weiber zu Hyänen." Der Warschauer Maler Ja,, P r i h e c z k y Hct sich in dem Marienstadt genannten Stadtteil ein Atelier gemietet, dos zu ebener Erde lieg» und dessen Fenster auf die Straße führen. Trotzdem hielt er e» nicht für nötig, Vorhänge anzubringen, obwohl er seine Modelle weibliche Modelle ausschließlich nur mit ihrer natürlichen Schönheit bekleidet zu malen pflegte. Kein Wunder, daß die Vorübergehenden gern einen Blick in die Künstlerwertstatt warfen. Gesagt werden muß, daß besonder» Frauen so indiskret waren. Daß sie sich nachher yber die Schamlosigkeit des Meisters empörten, und es an mehr oder weniger layten und spitzen Be- merkungen nicht fehlen ließen, erklärt sich daraus, daß die Modelle ausgesprochene Schönheiten waren. Meister Prtheczky ließ sich das aber nicht anfechten. Jüngst malte er ein Bild, zu dem er gleich zeitig sechs Modelle in paradiesischer Nacktheit um sich versammelte. Die Frau des Anwalts man erzählt, sie sei täglich dort vorbei- gegangen, obwohl es iür sie einen Umweg bedeutete sah dos und lief sofort zyr Markthalle. Sie hielt eine flammende Rede gegen den»sittenlosen Maler", denFrauenoer derber" und

..Mädchenverführer", und ruhte nicht, bis 200 Marktfrauen, schmeU mit Schirmen bewaffnet, Himer ihr her zum Atelier Prihaczky« .zogen. Hier schritten die 200 zum Angriff: die erschreckten Modell« flohen nackt und blaß über die Straße, und Priheczly sah sich einer Horde gegenüber, die oh ahnungsvoller Schiller ; mehC Hyänen als Weibern glich. In letzter Sekunde riß er noch ein alico* unbrauchbares Gewehr von der Wand, richtete es auf die Frauen und bedrohte jede, die ihm zu nahe kommen sollt«, mit dem Tod«. Das wirkte: die Frauen zogen sich langsam zurück, und Polizei säuberte dann den Kampfplatz gänzlich. Prtheczky oder wird vor QHrichi gestellt: die empöne Bolkemorol will ihr Opfer haben. Der Millionenschatz im Sofa. In einem W i l n a e r Prioathaus fand der Besitzer im Sofa versteckt Schmucksachen im Werte von etwa 2 Millionen Mari. Der ehrliche Finder meldete den Fund der Polizei, die jetzt eifrig Roch- forschungen nach dem früheren Besitzer des wertvollen Möbelstücks, einem zaristischen hohen Regierungsbeamien, hält. So vergeht der Ruhm der Welt. Aus Chicago kommt hie kurze Meldung, baß Kurt B r e n z e l Ehaufjenr geworben ist. Das ist das End« einer leuchten­den Laufbahn, das Verlöschen eines Meteor isten, der kurze Zeit eine» der flammendsten Gestirne am Boxerhümnel gewesen ist. Er war der einzige deutsche Mittelgewichtler, der dieselben Gagen verlangen konnte wie die Schwergewichtler: wenn er kämpfte, so war der Saal zumindest ebenso gefüllt, wie wenn.her blonde Hans', Breiten- .strater, in den Ring trat. Kurz nach seiner Heirat mit Fern Andra mußte Prenzel wegen einer Handverletzung seinen Titel abgeben, als er nach mehr als Jahresfrist wieder im Ring erschien, war sein« Zeit vorüber, seine Technik überholt. Die Propheten' Abteilung. Louis Hagen , der rheinische Bank- und Industriekapitän, wurde jüngst teiephonijch gefragt, was er von der lommcnden Gestaltung der Börse halt«. Kurz erwidert« er:Falsch verbunden, ich werde nach unserer Prophetenabteilung umstellen lassen." j