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7tr. 483 4S. Lahrgang

-1. Beilage des Vorwärts

Zreiiag, 42. Oktober 4928

Keine Politik in der Schule! Das forden» m der Stadwerordtteiettversammluttg die Oeutschnationaleu.

W«r trug Vorteipolrtik i» int Schule hinein? Schworz- «eihrot« hetzten ihren Nochrnuchs auf. in den höheren Schulen monarchistische Abzeichen herausfordernd zur Schau zu tragen und frech die Republik zu verhöhnen. Als aber auf dem Derner-Siemens-Realgymnafium republikanisch«tnpfindeni»« Schüler bei der diesjährigen Ber- fassongsfeier ihrer Schul« die Ehrung der Republik vermieten und danach eine eigene ZZcrfasfungsseier veron- statteten, schrien die Deutschnationalen über.�ineintragung von Partei pofttt? in die Schule*. Sie setzten ihr Geschrei gestern in der Stadtverordnetenversammlung fort und verlangten Auskunft vom Magistrat, an« er künftig solch« Ausnützung der Der- fassungsseier zuparteipolitischen Demonstrationen"»erhindern motze. Richt der Lehrer, der in seiner.Festrede" die Republik zu feiern Unterlasten hatte, sollte schuldig sein, sondern schuldig sein sollten die Schüler, die mit dem Ausdruck ihrer Achtung vor der Republik nicht zurückgehalten hacken. Zwei Redner der Deutichnationalen und mit ihnen»in Redner der Deutschen Bolls- parte! bemühten sich, he« Lehrer reinzuwaschen. Stadtjchulral Ge nost« Rydahl, Stadtverordneter Oberswdiendiretwr Genosse St a- i» r a u und der demokratische Stadtverordnet« Ob-rstudiendirektor hildebrandt kennzeichneten die«tgenartigeEhrung" der Re° publik, die bei dieser Derfafiung«seier der Schule den Schülern ge- boten wurde. E, verstand sich van selbst, daß der kvntmmästische Redner Lange den rechtsstehenden Parteien die Freude bereitet«. über die Republik zu höh«». Dar Eintritt in die Dagesorknmng beantmmlet« der Oberbürger. meist«? B6ß zwei Anfragen der Den.okroten und der Aonmm- nisten wegen de« Waffenmmgels im westliche« Verl »«. Der Oberbürgermeister betonte mit Rachdrnck, daß kein Anlaß zur Beunruhigung vorliegt. Bor Uebernohme der Beliese- rung durch die Städtischen Wolsenoerke sei kein« Möglichkeit ge- wesen. die Druckorrhaltnisse In den einzelnen Häuserblocks zu prüsen. Die Srbeiten zur Beseitigung der Mckstörrde sind im vollen Gange, sie werden am Sonnabend beendet sein. In einigen Häusern, in denen die Druckverhältnisse schon immer zu Beanstandungen Anlaß gaben, bestehen noch Unannehmlichkeiten bei der Belieferung, die ober ebenfalls sehr bald werden behoben sein. Im übrigen scheinen die Angriffe in der Presse von bestimm- ter Seit» auszugehen. lMan erinnert sich, daß die Gegend.« der jetzt die WasterkalamitSt besteht, bi» zum 1. Oktober von den private« Charlottenburger Wasserwerken beliefert wurden und daß jetzt den städtischen Werken in die Schuh« gejchob«» wird,«a» früher ru-iürtngt wurde. Als vor etwa 1* Jahren die Charlottenburger Wasserwerke unfähig waren« de» sommerttchen Wasserbedarf in Schöneberg und Steglitz M decken, war in den Zeitungen, die den privaten Wasserwerken nahe stehen,»cht soviel darüber zu lesen! Red. desVorwärts*.) 4>rT4 IfftUIgft Trief in OCtSwwlllrll* Die zweimal abgehalten« Berfassnngsfeier im Werner- Siemens -RsaljNstnnostum hotte« die Deutfchnationalev zum Gegen­stand einer Anfrage gemacht. Bekanntlich war die offizielle Der- fassungsseier in der Schule durch die Sabotage gewisser Lehrkräfte ihr«» Weckes entkleidet worden. Dafür hatten die Schüler dann selbst eine Feier abgehalten Die Deutfchnationalen tragt««,»er für die Einberufung der zweiten Feier verantmocklich fei und was der Magistrat zu tun gedenk«, um derart starke Ber - stoßegegen die Disziplin ber Schul« und die Autorität der Lehrers fchast* in Zukunft zu verhindern? Er soll serner dafür sorgen, daß die verfassungsseier an höheren Schulen nicht- zupolitischen Denum.

strationen* benutzt wird. Der deutfchnaiionale Stadtverordnet« Studienrat Herzog begründete die Anfrage. Er versuchte, die offizielle Feier der Schule als das Muster einer nach Anordnungen der Behörden veranstalleten Feier hinzustellen. Die zweite Feier sei gar kein« Schulseier gewesen, sondern einepackeipolitifche". Herr Herzog regte sich darüber auf, daß einstädtischer Schuldirektor* auf der.Zwesten Feier als Redner aufgetreten ist(gemeint ist der demokratische Stadtverordnete Oberstudienrat Pros. Dr. Hildebrandt). Im gleichen Atemzug sprach er sehr viel von der Gewährleistung der politischen Gestnnungsfreiheit der Beamten durch die Verfassung. auf die er sich als Deutschnationaler auch weiter noch sehr oft berief und deren Schutz er für sich und seine Gesinmmgs freunde unter den Lehrern in Anspruch nahm. Stadtschulrat Genosse Rydahl: Di« Einladung zur zweiten Feier ist von den verfassungstreuen Schülern ausgegan» gen. Di« städtische Schulbehörde hob« ein Interesse daran. g»° meinsam mst staatlichen Behörden für«ine würdige Ber, fassungsfeierzu sorgen. Es ist festzustellen, daß die Fest- rede des offiziellen Redners den Anforderungen in keiner Weise entsprach, denn es genügt nicht, daß nichtsgegendie Bersassung gesagt, sondern das Positioes zur Darslctlin� gebracht wird. Grundsätzlich ist zu sagen, daß die private Lersassungsseier nicht zu b i l l i g e n ist. Die Frage ist wir, was getan wurde, um diese Feier zu verhindern oder sie nicht erst möglich zu machen. Es gibt allerdings Fälle, in denen sich die Erregung der Schüler- schaff über alle Erlasse hinwegsetzt. Dabei sei gesagt, daß die zweite Feier kein« parteipolitisch« war. Stadtver- ordneter Hildebrandt(Dem.) stellt« sest, daß der Festredner Müller es ängstlich vermied, die Republik in den Mittelpunkt seiner Rede zu stellen und daß er ein Hoch auf das Baterland, nicht aber auf die Republik ausbrachte, obwohl sich doch wohl eine Ber- bindung von Jahn, Vaterland und Republik sehr wohl her­stellen ließ. Der Redner gab dann ein« Darstellung der Borgänge in der Schule. Er macht« Herrn Herzog daraus aufmerksam, daß sein«. Herzogs, Darstellung der Aeußerungen des Kultusministers nicht den Darstellungen des Ministers im Landtag entspricht. Den größten Fehler hätte der Vertrauensmann der Schüler gemacht, der, selbst ein Lehrer und Führer der Schüler, diese im entscheidenden Moment führerlos machte, indem er fein Amt als Vertrauensmann niederlegt«. Im ganzen Strettfall hätte die Autorität der Lehrer­schaft im guten Sinne einsetzen müssen, wobei allerding» zu be­merken sei, daß Antorität»nr dnrch Leistung zu er- werben sei. Stadtverordneter Oberstudiendirektor Dr. kiawerau(Soz.) be- tonte, daß drei Punkte als Anlaß zu der ganzen Angelegenheit her- vorzuheben feien: Erstens sei in der ersten Festrede die Republik nicht erwähnt worden, dann hatte der Direktor der Schule versagt und schließlich sei die Brüskierung der Schüler durch den Deckrauensmann nicht zu rechtseckigen. Kirchliche Kreis« hätten die verfassungstreuen Schüler der Schule als jüdisch« Gesellschaft bezeichnet. Allerdings: Solange die Kirche die Stell« der trauernd« Witwe an der Bahre de» Monarchismus spielt, solange braucht man fich über«in« solche Polemik nicht zu wundern. Bon dem Ministerium untergeordnete« Stellen im Provinziolschultollegium werde ein« Politik betrieben, die zu» Grundsatz hat, die Schüler al» Objekt her Crzlehnng z« betrachten. Eine solche Stellungnahme steht allerdings dar Auffassung de» Minister» entgegen und es ist bedauerlich, daß Leute mit solchen Ansichten noch etwa« zu sagen haben. Wenn deutschnotionole Kreise nur eine formelle Berpflichtung der Lehrerschaft zur Abhaltung von Schulverfassungsseiern anerkennen wollen, so ist.zu sagen, daß dann der Protest der Schüler gegen dieseformelle Schulseieck' angebracht war. Solche Protest« seien dann aber auch an genügend anderen Schulen Beckins angebracht gewesen. Im Bunde mit den lebendig empfindenden Kreisen der Schülerschaft sei eine Atmosphäre

M schaffen, die solche Vorkommnisse in der Zukunft unmöglich machen.(Braoo! bei den Sozialdemokraten und in der Mitte.) Räch weiteren Reden der Stadtverordneten Werkel(Dnat.) und Halle(Z.) betont« Stadtschulrat Genosse Rydahl, nochmals zu» Wock gekommen, daß seiner Meinung die Cehrenätast de» Gymna­sium» die notwendige Zusammenarbeit mit den Schülern vermisse» ließ. Das und die mangelhafte Rede waren die Grundursachen der Vorkommnisse. Der Kommunist Lange sprach teilsversöhnlerisch*. teilsstalinisttsch*. teilstrotzkistisch"-radikat. Er meinte, die Kam munisten überließen es gern den Republikanern,mit der Mauer- kell« den abgeplatzten schwarzrotgoldenen Firniß wieder auszu- tragen"!(Heiterkeit!) Schließlich wurde die Debatte geschlossen. Ein noch nicht ausgesühcker Beschluß der Stadtverordnetenver- sammlung, wonach die Zentralooltsküche in der Tresckowstraße ausgebaut werden sollte, gab der Kom munistin Rosenthal wieder einmal Gelegenheit, eine recht lange und heftige Rede gegen die Dezernentin Frau Stadtrat Kanßler(Dnat.) zu hatten. Eine Anfrage der Demokraten und«in Antrag der Kommu­nisten. die die Verteilung und die Erhebung der Hauszinssteuer zum Gegenstand haben, wurden nach Erklärungen des Stadtrats Genosse Ezeminsti einem Aus schütz überwiesen.

Oberregierungsräie und Rechtsanwälte Or. Jacoby und Krau Bergmann. Dc» Gericht hak Mühe, durch die Wirrnisse de» Berg- mann- Zacoby- Prozesses hindurchzufinden. Die große Zahl der Angeklagten und der Verteidiger, die Zwischen- fragen der Staatsanwaltschaft machen immer wieder, gege» den willen de» gewandten Vorsitzenden Dr. Warten- berger, ein längeres verweilen bei Einzelpunkten not­wendig. Die Sensation des gestrige» Verhandlungstages war die Ber- nehmung der schönen, kaum tzlljährigen Frau Bergmann. Sie soll aussagen, wie sie Dr. Jacoby kennen lernt«. Es war vor 4 Jahren, im Eden-Hotel, als der Staatsanwaltschaffsrat einen Briefumschlag mit 300 M. zugesteckt erhielt. Fast täglich traf sich später Bergmann mit Jacoby im Bristol , fast immer bekam Dr. Jacoby nach der Aussage der Frau Bergmann Geld. Auch die Zeche hat. wie der früher« Staatsanwalt zugibt, Bergmann bezahlt. Dann waren Jacoby und Frau Bergmann in Ravenstein - Mühle zusammen, wo der Staatsanwaltschastsrat die Anklage gegen Roesch diktierte. Jacoby wurde zäcktich; Frau Berg- mann wurde grob. Ei« will dem Staatsanwalt eine Schelle ge geben, ja, sie will ihn angespuckt haben. Da sagte Jacoby, nach dem Zeugnis der Frau:Ich al» Staatsanwalt kann alle«, ich kann Sie alle ruinieren. Zch kann tun. was ich will." In der Tat. ein sonderbarer Staatsanwaltschastsrat! Jacoby freilich be- streitck alles. Run kommen gewiss« geheimnisvolle Beziehungen zwischen Rechtsanwälten, Oberegierungsräten und der Firma Bergmann zur Sprache. E i n Anwalt wacket im Eafähous aus den anderen Anwalt auf Auszahlung einer Geldsumme, über die genaue Auf- klärung zu erlangen schier unmöglich scheint. Alle drei Anwälte aber, um die es sich Handell, huckten und kluckten mtt Bergmann irgendwie zusammen! Dann vernahm man den Oberregierungsrat im Ruhestand Wilhelm Jäger, der früher in einem Senat dg» Reichsversorgungsgerichts tätig war. Er machte seine Einzahlung von 25000 M. erst dann, als er. wie er sich ausdrücktvon einem Mt seriösen allen Herrn, einem Herrn Solomon, eine günstige Auskunft bekommen habe*. Der Borsitzende fragte: Ist das der Herr, der die 7000 M. Borschuß bekommen hatte? Bergmann bestättgte mit ja. woraus der Vorsitzende unter stürmischer Hetterkeff feststellte: Da» ist allerding« ein sehr seriöser alter Herr. Heut* früh wird Oberregierungsrat Jäger weiter»er- nommen werden. Fretlaglila*. Volkstag. Dir Ausstellungsleiwng der ,Lla* gibt bekannt, daß am konnncnden Freitag, dem 12. Oktober, der erste Susstellungsvolkstag verattftaltet wirk». Di« Ein- trittspreise betrugen an diesem Tag« für Erwachsene 1 M., für Iugendtich« bis zu 18 Jahren SO Pf. Di« Susstellunq ist am Frei» tag wie immer oan S bi» 22 Uhr geöffnet.

Der Fall Warner. 90] T5t>H SctffoB Bernard. (SiazZg boenchtlgt» Uctnfefemg von Dt. Sollt«.) Ich untersuchte die Tuchstücke, die stellenweise am Futter klebten, und ich war von einer Einzelheit betroffen, die, glaube ich. dem Scharfblick des Untersuchungsrichters entgongen war: die Kleider waren gut gewaschen worden, aber besonders die Innenseite das graue Satinfutter. Keine Spur Blut war nach sichtbar, doch sah ich auf dem Umriß des Fleckes, den die Feuchtigkeit zurückgelassen hatte, einen leichten bräunlichen Rand. Ich überlegte also, daß dos Futter de» Woffenrockes blutig gewesen war... Wie hatte e» der Mörder fertig gebracht, die Blutflecke auf der Innenseite seines Rockes zu haben? Ich rennte mir dies« Tatsache mit dem Verschwinden des Leichnams zusammen, dann begab ich mich schleunigst ins Hotel, wo ich«ine« Teil der auf dem Boden entdeckten Papiere prüfte. In dielen Papieren fand ich die Ramen einiger Leute, mit denen Bonn «! torresvondierte. und darunter auch Hilbert, den ich nun endlich gesatzt habe. Unter den Adressen waren ebenfall» einige Pariser Bant- Häuser angegeben. Ich benutzte den Nachtzug. um frühmorgens in Paris zu sein, denn wir wollten um vier Uhr nach London reisen. »Sre meine Untersuchung damals nicht schon so weit vorge- schritten gewesen, so hätte ich Sie gebeten, die Reise aufzu­schieben, weil mein« Anwesenheit in Paris notwendig ge- wesen wäre.... Doch durch einig« Besuche, die ich machte, ehe ich mich mit Ihnen am Rordbahnhof traf, hatte ich einen Einblick in »onnels Leben bekommen. Dem Richter in Totti hatte ich nichts von meinen Fest- stellungen gesagt, denn dieser verfolgte sein« Idee, und man soll Leuten mdst widersprechen... aber meine Ueberzeugung stand fest., o Nach Ihren Erzählungen war ich sicher, daß Larrter zu seinem Onkel gegangen war. um eine Abrechnung von chm zu verlangen, und meine Nachforschungen hatten mir de- wiesen, daß der alte Dvnnel kurz vor dem Bantrott stand... Ich hatte sein Leben während der letzten Jahre genau ver- folgen können... Was solche Schufte wie Bonnel ins Ber- teffen stürzt, ist, daß sie nicht vollkommen skrupellos sind;

Nachlässigkeit, Unvorsichtigkeit und zuweilen auch Pech bringt sie mehr als Gemeinheit zum Fall. Vor sechzehn Iahren war der alle Donnek zum erstenmal durch einen Freund zu einem Börsengeschäft verleitet worden. da» sehr schlecht ablief. Er verlor an jenem Tage fünfzig- tausend Franken diese Summe war ein Teil de» Vermögens der minderjährigen Geschwister Larcier jedoch hoffte er, das Geld durch eine glückliche Spekulation wieder beschaffen zu können. Hartnäckig versuchte er sechzehn Jahre lang, das Verlorene zurückzugewinnen, nicht mit andauerndem Pech. denn sonst hätte er vielleicht das Spekulieren aufgegeben, son- dern abwechjelnd mit Glück und Unglück. Jedoch selbst in seinen günstigsten Zeiten gelang es ihm nicht, die veruntreute Summe auch nur annähernd zurückzubekommen, so daß er nicht auszuhören wagte und immer wieder versucht«, das noch fehlende Geld herbeizuschaffen. Nach zwölf Iahren des Kampfes war das Kapital der Kinder Larcier vollständig verbraucht. Seit vier Iahren lieh Bonnel sich Geld, um Frau Larcier und ihren Kinoern die Zinsen schicken zu können, die sie zum Leben brauchten. Von jetzt an ließ sich der alte Bonnel aus alle möglichen Geldgeschäfte ein. Es gelang ihm, einige Leute zu finden, die ihm ihr Geld anvertrauten, mit dem er angeblich fpeku- lierte und auch angeblich Dividenden von fünfzehn bis acht- zehn Prozent gab. Selbstverständlich nahm er das Kapital seiner Kunden, um Rückstände zu bezahlen, darunter auch die verspäteten Zinsen, die er Frau Larcier schuldete. Eine ganze Menge Geld floß ihm auf diese Weise zu, und er hätte sich durch solche Schwindeleien noch vielleicht zehn Jahre hallen können. Doch spekulierte er weiter in der Hoffnung, alles zurückzahlen zu können. Er konnte sich nicht damit abfinden, sich selbst als Schurken zu betrachten. So spielle er immer weiter und hoffte, daß er durch irgendein Bombengeschäft eines Tages mit einem einzigen Schlage aus feiner Verlegenheit herauskommen und seinen Verpflichtungen ehreichaftig nachkommen könnte. Sest sechs Monaten hiell er die Mutter Larciers mit Versprechungen hin, um das Zahlen der Zinsen hinauszu- schieben. Als Larcier an jenem Abend seinen Bormund auffucht«, mußte er dreimal klingeln, bevor ihm geöffnet wurde. Dann machte der Greis selbst auf. Als er sein Mündel sah, fuhr er zurück. Er stotterte einige erklärende Worte, daß er ohne Dienstboten sei. Wahr ist. daß sein einziges Dienstntädchen ihn vor vierzehn Tagen verlassen und er als Ersatz eine Be- dienungsfrau genommen hatte, die nur morgens kam Der alte Bonnel bereitete sich selbst sein Abendbrot; Oer

und Aufschnitt. Die Nachbarn wußten, daß er sehr einfach lebte, aber sie schrieben diese Einfachheit einer übertriebenen Sparsamkeit zu. Sein Ruf, ein Geizhals zu sein, verstärkte den Glauben der Leute an ihn, die ihm ihr Geld anvertraut hatten. Bonnel führte Larcier ins Eßzimmer, und erst eine Weile nachher fragte er, ob sein Gast schon Abendbrot ge» gessen hätte. Larcier suchte nach Worten, denn er war völlig von de« Gedanken in Anspruch genommen, daß er um Geld bitte« müsse. Er ahnte nicht, daß sein alter Vormund noch saflungs- loser war als er selber. Er nahm die Einladung zum Abendbrot an... Man kann den Augenblick nicht genau feststellen, in de» Larcier mit dem Greis von seinen Bormundschastsabrechnun- gen sprach. Es ist anzunehmen, daß es nach dem Abendesse« geschehen ist. Der andere muß wohl durch diese Mahnung gänzlich außer Fassung geraten sein. Er ging mit seine» Mündel in da« Arbeitszimmer, das in der oberen Etage lag. Zweifellos ist das nach sehr kurzer und schneller lieber» legung geschehen... Meiner Meinung nach muß man den Gedanken des Vorbedachts annehmen, denn Bonnel mußte sich klar geworden sein, welche Vorteile das Verschwinden Larcier» und sein eigenes ihm bringen würden. Wenn er Larcier tötete, so entledigte er sich eines lästigen Gläubiger«: tötete er sich anscheinend selber, so entledigte er sich aller seiner Gläubiger. Rahm er nun noch sämtliche Papiere mit, s« verschwanden die Beweise seiner Betrügereien... Meiner Meinung nach ist es sicher, daß Larcier in de« Arbeitszimmer seines Vormunds getötet wurde, während er sich an den Tisch setzte und darauf wartete, daß der Greis in seinem Sessel Platz nahm und vor ihm die Papiere aus- breitete, die er aus seinem Schreibtisch geholt hatte. Der Schreibtisch stand hinter Larcier... Ich war in dem Bureau Bonnels. Die Stühle waren nicht mehr auf demselben Platz wie im Augenblick de« Verbrechen», aber ich glaube, die Szene hat sich folgendermaßen abgesoiett: Larcier hatte Bonnel gegenüber Platz genommen, also an der anderen Seite des Schreibtisches, zwischen Tisch und Schreibtisch, und Bonnel hatte aus seiner Schreibtischschublade, die er geöffnet hatte, eine Waffe, ein Messer genommen. Er stand so hinter Larcier, die Gelegenheit bot sich ihm, und er hat dem jungen Mann einen Messerstich in den Rücken versetzt, der seinen sofortigen Tod herbeiführen mußte. Der Wastenrock war links im Rücken durchbohrt. Aber das mit dem Messer go- machte Loch hätte eine» erbrückenden Deweis gegen Dmmal geliefert(Schlich fnlgL)