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Higanten der Landstraße

Ein Rennfahrer- Roman von André Reuze. Übersetzt von F.A.   Angermayer

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160 Rennfahrer waren in Paris   zu der großen Fahrt| Rund um Frankreich  " angetreten. Sie werden von dem Sportschriftsteller Ravenelle und dem Maler Mainguy im Auto begleitet. Schon in den ersten Etappen fällt eine große Zahl der Teilnehmer zurück, sie können das mörde­rische Tempo nicht mitmachen, das die eigentlichen Gi ganten der Landstraße" einschlagen. In der Spitzengruppe jagen die Ställe" der großen Fahrradfabriken, Riva", Stella" und die anderen. Bisher ist Blanc- Meseil der Beste. Aber schon droht ihm Gefahr. Yvette, eine Pariser  Kokotte, umschlingt ihn wie eine Katze, sie ist in einem Auto mitgenommen worden, um den hervorragenden Vertreter eines gegnerischen Stalls" in ein Liebesaben­teuer zu verwickeln und auf diese Weise seine Energie zu ( 14. Fortsetzung.) Ballu mollte gerade wieder loslegen, als Riffin mit ganz nera störter Miene in die Halle trat.

schwächen.

Weißt du das Neueste?... Le Bozer ist erledigt!... Seine Landsleute haben ihn so gefeiert, daß er jest total betrunten ist. Uber total! Was habe ich dem Burschen nicht nacher für gute Rate fchläge gegeben... Kreuzdonnermetter nadh mal!... Im übrigen hättest du ihm nie erlauben dürfen, an diesem Frühstüd teil. zunehmen. Wie der morgen starten soll, ist mir zunächst ein Rätsel." ,, Wo ist er denn?" fragte Ballu, der seinen Zorn tann meistern fonnte.

,, Noch immer auf dem Bankett... Singen tut dieser Bursche, grölen..., na!"

Fluchend ließ Ballu mun Pouilladour stehen und rannte, vpn Rissin gefolgt, aus der Hotelballe.

Nach einer Weile sagte Tampier:

..Feststeht, Le Bazec ist fertig!"

Dann jezte er, Bouilladour vieljagend anblidend, hinzu:

Morgen werden sich zmifchen Brest   und Les Sables große Dinge für den Brillant"-Stoll abspielen, natürlich find nur solche Fahrer daran beteiligt, die noch im Rennen nerbleiben."

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,, Hör' mal, Lucien," antwortete Bouilladour, wenn du in meiner Berfaffung märst..."

,, 2lber rebe boch nicht so viel. Enimeber man ist Klassefahrer oder ein belanglojer Strebs. Sich doch mal den leinen Chenillard an. Glaubst du etmo, bem tut der Hintere nicht meh?... Trogdem ober fährt er, lächelnd jogar, die Rundfahrt weiter..."

Da zudte Bouillabour die Schultern und ging langsam, mit hängenden Armen, aus dem Bestibül.

,, Es ist wirklich mahr," sagte Ravenelle, Chenillard sicht heute besonders luftig aus."

,, Na ja, heute hat er doch von ihr einen Brief bekommen." ,, Bas?... Da spielt sich eine romantische Liebesgeschichte ab, von der ich gar nichts weiß?... Erzähle uns doch davon." Maingun, den die Sache auch interessierte, tam näher. Tampier begann:

,, Die Sache hat am Abend vor unserem Start in Paris   an­gefangen. Der Kleine und ich aßen in der Nähe der Porte Maillot zu Abend. Wir gingen in ein elegantes Latal, denn schließlich muß doch ein Junggeselle, der die Tour" mitfährt, vorher noch ein wenig Bergnügen haben. Am Nebentisch faß eine fleine, rejige Blondine." Ein hübsches Kind," fiel Chevillard ein.

,, Sehr hübsch sogar," fuhr Tampier fort. ,, dh begann mit Che­nillard megen des Mädchens zu scherzen, doch er murde nachdenklich und gab mir gar feine Antwort. Der Appetit mar meg, und der Junge fah ziemlich traurig aus. Du bist wohl ganz und gar per­rüdt," sagte ich zu ihm, millst du eta am Barabend der Inur de France" schwermütig werden?" Bieber gab er mir teine Antwort. Benn er menigstens ein Bort gesagt hätte. Aber feinen Atemzug hat er getan. Er war glait in die Aleine verliebt. Das fommt ja

"

vor im Leben. Na, wir gingen aus dem Lokal meg, obwohl sich Chenillard von den Bergißmeinnichtaugen des Mädchens gar nicht trennen fonnte. Tags darauf war Start. Das Rennen rollte. Aber in Le Havre   und in Cherbourg  , ja jogar unterwegs sprach er von nichts anderem als non seiner Miß. Indeffen schlug fidh   Blanc Mesnil mit seiner Flamme herum... Meine Herren, welche Mann jchaft!... Das ging mir wirklich zu weit!... Die Rundfahrt ift doch nicht für Weibergeschichten da. Na, mein kleiner mar ja gang meg. Immer wieder fing er an: Wenn ich in Baris geblieben märe, hätte ich sie sicher wiedergesehen", oder: Wo mag sie bloß in einem Monat, sein?" Alles überflüffige Gedanken, stimmi's? Gestern, in Dol, sagte er plöglich, er wolle aufgeben... Magen­schmerzen hatte er angeblich... Ja, Herzfrämpfe hat er vielleicht gehabt, aber sentimentale..."

,, Du übertreibst aber, Lucien," mischte sich nun Chevillard drein. ,, Ach was, du warst doch ganz außer Fassung, du Bengel!... Heute früh stürzte er plötzlich in mein Zimmer, schwang einen Brief über seinem Kopf und wußte fich vor Freude nicht zu faffen, Es mar ein fehr vornehmes Briefpapier, mit großem Siegel hinten drauf, mit schöner Schrift und mit irgendeinem gutriechenden Bar­füm Lucien," schrie er dann, fie hat mir geschrieben!..." Ber fie?" fragte ich, und er sagte: Die fleine Blondine aus Paris  . Sie hat unser Gespräch gehört, hat meinen Namen aufgeschnappt, hat erfahren, daß ich die Tour" mitfahre, und schickt mir jetzt Glüd­münsche für einen Erfolg." Darauf sagte ich zu ihm: ,, Na, menn du auf Briefe von Weibern   reinfällst, kannst du mir nur leid tun!" Es nügte aber nichts. Der Junge ist seit heute früh wieder in Form, und alles ist in Ordnung!"

Chenillard sagte nun, ganz erregt vor Freude:

,, Ach, wenn Sie jie tennen würden, Herr Maingun, Sie würden fie sofort zeichnen, bas steht fest. Sie heißt Jeanine und ist Direttrice in einem vornehmen Modehaus. Das hätte ich mir eigentlich gleich denken können, sie mar ia so entzückend angezogen. Sie schreibt eben, daß sie an mich denkt und ich Eindruck auf jie gemacht habe, daß ich aushalten soll und sie stolz jein mürbe, senn ich in den nächsten Etappen unter den ersten wäre. Na, morgen gibt's Funien, bafür garantiere ich!" d

,, Das tann ich mir denfen," jagte Ravenelle, wer fo verliebt ist, gibt das Betzte für die Liebste her."

,, llebrigens war das schon einige Male da," sagte nun Tampier, ,, und gerade in der Rundfahrt. Leztes Jahr hatte der Belgier Demoulder aus unserem Stall ein ähnliches Erlebnis. Der gemann die Etappe nach Bayonne  , und schon hatte sich eine fleine Pariserin in ihn verliebt, die ihm nun jeben Tag schrieb und Blumen ichidie.

mayer

Natürlich wollte nun mein Demoulder unter allen Umständen als erster in Paris   ankommen. Er war im Gejamitlaffement immerhin britter, hatte aber das Bech, daß nicht nur die schöne Unbekannte, fondern auch seine richtige Frau auf ihn wartete und ihm die ganze Geschichte verdarb. Na, jein Geficht hätten Sie sehen müssen." Ich habe nichts zu befürchten!" rief mun Chepillard. ,, ach bin Junggeselle und habe Gott sei Dont teinen Anhang!... Donner. metter, id tann die letzte Ciappe gar nicht mehr erwarten..." lnb noch gestern früh mollte der Bengel aufgeben," sagte Tampier leise. Wie ein Reigen huichender arrmische glitt das Feld durch die Mananacht, deren perlmutternes Licht alle Trifots gleidh fahl er scheinen ließ. Bon weitem hörte man feinen Ton. Kam man aber in die Nähe der Fahrer, konnte man deutlich das Rnistern der vielen Reifen und das leise Surreu der Räder vernehmen. Auf alabastermeißer Straße wand fich der lange Zug durch eine schmeig

jame Gegend. Nur ber unheimliche Schrei eines Nachtvogels grüßte mandymol die bahineilenden Fahrer.

Die ganze Bretagne   hoffte auf seine Beine...

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Gutenberg, Berlin  

Ale Dörfer lagen längst im Schlof. Onur drei Autos, deren Scheinwerfer abgeblendet waren, bes gleiteten das Rennen. Die meisten Sportjournalisten waren schon tags vorher noch Quimper   gefahren oder jaßen noch in Brest  . Le Bazec lag an der Spize des Feldes.

Erst zwanzig Meter hinter ihm folgten die anderen. Er atmete die Stühle der Nacht und füllte seine Lungen mit dem Duft der Akazien und Linden. Der Geruch der Erde, seiner Heimat­Ein unsichtbares, aber lastenbes Etwas hatte sich an ihn ge flammert und ihm einen eisernen Ring um den Schädel gelegt.

crhe, tat ihm mohl.

Sein Maden mar fteif, und feine Kniegelente schmerzten. Schmerzend und schwer wanfte sein Kopf. Riffin aus fuftigem Zecherfreis gerissen hatten. Berschwommen erinnerte er sich noch, mie ihn Balu und

Alle Radrennvereine seiner Heimat waren angetreten, ihn zu

feiern. Französiche und bretonische Redner priesen seinen Mut.

Man hatte ihm zu Ehren eine herrliche Tafel gebedt, Bieber flangen, Gläser Blirrten, Bein fimfelte in Saraffen, und er tranf und trant, bis ihm die Sinne schwanden.

Jetzt aber fühlte er fich leer into fraftios. Bleischmer lasteten seine Beine auf den Bedalen. Die durchzechte Rachi rächte sich. In diesem Zustand halber Erschöpfung, mit dieser Müdigkeit in allen Gliedern, unausgeschlafen und verfiimmt, fnffte er nod 412 Kilometer durchfahren. Bei der fleinsten Jagd, das fühlte er deutlich, miirden ihn die Brillant"-Fahrer fleinfriegen, ihn, Le Bozec, der win feit fünf Tagen das leuchtende gelbe Trifot hes Spizenreiters trug und der gehofft hatte, die Rundfahrt, und damit fünfzigtausend Franken, Ruhm und Bolkstümlichkeit zu gewinnen.

SP

Die ganze Bretagne   hoffte auf feine Beine. Alle Matrosen, cinftige Someroden pon her Striegsmarine, hatten zu seinen Gunsten cine Sammlung veranstaltet. 40

Welcher Jubel herrschte gestern in Guincamp, in Belle- Isle und in Morlair, als er als Spizenreiter angekommen paz... Unb jest?...

Die schlafenden Dörfer seiner Heimat nerschlossen sich nor ihm und mollten ihn nicht fennen. Ihn, der jedes Rest hier von Kind an fannte, den spizen Kirchturm von Danulis, die Bulnerjabrit pon Le fait, die Hügel und Hänge non Bont de Bois und den Aulnefluß, der in toujend Bindungen nach Châteaulin   führte... Wie oft mar er an seinen Ufern vorübergerobelt, wenn er als Matrose auf Urlaub tam.

Be Bozec hätte jest gar zu gern einen tüchtigen Schluck Brannt mein getrunken. An seiner Brust fühlte er unterm Trifot die polle Flasche. Doch die anderen durften so lange wie möglich nichts non diesem Schwächeanfall wissen. Reiner durfte ahnen, daß Le Bozec nur noch troch Darum legte er sich mit letter Energie an die Spige bes ganzen Feldes und führte mie besessen. Er wollte da­durch den scharfen Augen seiner Gegner feine Müdigkeit verbergen. Zunächst ging es ja noch, doch er zitterte schon nor der zweiten Hälfte der Etappe. Benn er jetzt Reifendefekt haben sollte, würde Blanc- Mesnil, der nur mit zwei Minuten Rückstand hinter ihm lag, sofort das Zeichen zu einer Jagd geben.

adnominal ms  ( Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Die Sterblichkeit der verschiedenen Berufe.

Die Umschau" veröffentlichte fürzlich eine äußerst interessante zusammenstellung über die Sterbeziffer in den verschiedenen Be­rufen. Die niedrigste Sterbeziffer, die bei der Geistlichkeit, wurde gleich 100 angefeßt und die anderen Berufe im Berhältnis dazu berechnet. Es folgten der Reihe nach Geistliche, Gärtner, Land mirte, Fischer, Schlosser, Schuster, Schmiebe, Eisenbahner, Schneider, Mergie, Schlächter, Bierbrauer, Draftenfutscher, Gastwirte und als Beruf mit der höchsten Sterblichkeitsziffer die Bettler und Hau

FUNK UND­

AM ABEND

Freitag, 12. Oktober.

Berlin  .

16.00 Forschungsreisender Dr. Artur Berger  : Merkwürdigkeiten in der Tierwelt. 16.30 Unterhaltungsmusik des Salonquartetts Hans Raue.

18.30 Hans- Bredow- Schule. Sprachuntericht: C. M. Alfieri und Lucie Ceconi: 19.00 Dr. Herbert Heyde: Vortragsreihe..Der Weltverkehr und seine Mittel".

Italienisch.

III.: Die Binnenschiffahrt.

19.30 Hans- Bredow- Schule, Betriebswirtschaftslehre; Staatssekretär z. D. Prof. Dr. Julius Hirsch  : Neue Entwicklungstendenzen in Wirtschaft und Ge­sellschaft( 11.).

20.00 Johann Sebastian Bach  : Suite Nr. 3( D- Dur). Ouverture  ( Crave) Air Gavotte Βουτέρ Gigue. Berliner   Funk- Orchester. Dirigent: Bruno Seidler- Winkler  .

-

20.30 Dialog der Weltliteratur. I. Klassisches Altertum: Platon  . Bearbeitung und Regie: Carl Hagemann  ,

1. Gespräch über den Eras( Diotima   und Socrates  ), acs dens..Cast­mabi", 2. Das Märchen von der Erde und Socrates  ' Tod, aus dem Phaidon  "( Mitwirkende: A. E. Licho. Marte Hein- Szenkar, Max Bing, Walter Fried. Begleitende Musik: Karl Wiener, Einleitende Worte: Carl Hagemann  .)

Königswusterhausen.

16.00 Rektor Spielbazen: Freie Kinderarbeit und ihre Bedeutung für die

ziehung zur Klassen gemeinschaft,

16.30 Dr. Joh. Günther: Einführung in das Verständnis des Dramas( II)( Ar beitsgemeinschaft).

17.00 Uebertragung des Nachmittagskonzerts Leipzig  .

18.00 Frhr. v. Schoriemer- Lieser: Der deutsche Weinbau.

18.30 Stud.- Rat Friebel, Lektor Mann: Englisch   für Fortgeschrittene.

und Festigkeitslehre, on 105

18-55 Min.- Rat Horstmann: Werkmeisterlehrgang für Facharbeiter: Mechanik Ab 20.00 Uebertragung von Berlin  . ooit d in usguard

erer. Die Statiftit ist außerordentlich aufschlußreich. Besonders intereffant dürfte dabei sein, daß gerade die Berufe, in denen mon besonders fräftige und gesunde Menschen vermuten könnte, eine außerordentlich hohe Sterblichkeitsziffer zeigen, das sind die Schläch ter, Bierbrauer und Gastwirte. Hosenbiesen.

Ein Biest aus der Mottenfifte hat mancher schon lange ver­geffen: die Biefe. Der Borsteher des Hauptzollamts in Bremer  hanen aber hat bie hoheitsvolle Biese nicht ebenso pergejsen; denn er fieß fürzlich zwanzig 30lbeamte protofollarisch vernehmen. weil fie beim Vertragsschneider der Kleiberfasse Hofen ohne Biese anfertigen ließen. Welch ein Verbrechen! Sühne fönnte nur sein: Bier Wochen schlafen mit der Biesenhofe, Hände an der Biesennaht!

,, Des größte Kousulat der Welt."

Als das größte Konfulat in der Weit bezeichnet die polnische Preffe das Generalfonfulat der Republik   Polen in Berlin  . Durch dieses Amt betreut der polnische Staat etwa 100 000 feiner Bürger, die im Zuständigkeitsbereich des Berliner   Generalkonsulats( Bran­ denburg  , beide Mecklenburg   und ein Teil der Provinz Sadyjen) leben. In diesem Gebiet ist fast die Hälfte der in Deutschland   beschäftigten mehr als 20 000 Arbeiter, die die polnische Staatsangehörigkeit be polnischen Arbeiter fonzentriert und zmar 40 000 Saisonarbeiter und fizen, aber ständig in Deutschland   leben. Beiter werden in diesem Teil Deutschlands   in den Städten noch 35 000 andere polnische Staatsangehörige gezählt, bopon allein 25000 in Berlin   Das größte Konjular der Belt" befchäftig: 100 Beamte und Angestellte Es ist nach polnischen Bressemitteilungen im Befig von mehr ais 700 000 Itenstücken, die eines auf das andere gelegt den Mount Everest   überragen würden." Dem polnischen Staatsfädel hat das Berliner   Generalfonfulat, bas als eines der am besten funktionieren den polnischen Auslandsämter gilt, im ersten Halbjahr 1928 bereits über eine halbe Million Mar! eingebrady. Bezeichnender Name.

Bei der Nachmahl im Bariser Borort Noisy- le- Sec gelangte der lateinisch( o ergibt clamamus( non clamare schreien) den für Kommunist Clamamus in die Stichwahl. Liest man den Namen einen Kommunisten gewiß poffenden Sinn: Birschreien! ,, Konserviertes Fleisch."

Das Britische   Museum in London   erhielt vor turzem drei papieren ging hervor, daß der englische Zollbeamte fie als Konjer Mumien aus der Zeit Rhamses II. aus Aegypten  . Aus den Begleit piertes Fleisch" bezeichnet hatte hatteredn