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Sonnabend 13. Ottober 1925
Unterhaltung unö ÄNtssen
Beilage des Vorwärts
Die Bestie. Bon Käthe Oonny. In der Dänlmerstunde trat er noch einmal an ihren Käfig. Sie schien zu schlafen. Tröge ausgestreckt lag sie in ihrem Winkel. Di« klcme Lampe im Gange gab nur«inen trüben öligen Lichtschimmer. Der Bändiger stand unbeweglich vor dem Käfig der Löwin.   Lotla." Er hörte ihren Wem. er suhlte ihn wie eine heiße Well« ruckweise durch die Luft gehen. Er roch den wilden Dunst des mächtigen Körpers.Bestie� sagte er. Dann ging er. Seit ein paar Tagen war sie in seltsamer Unruhe. Sie war widerspenstig, eigensinnig, ungeschickt. Sie gehorchte nicht. Sie war faul und tückisch. Der Bändiger schmal, straff, die verkörpert« Peitsche, versuchte es mit Klugheit, Geduld, List. Lolla widerstand allem. Da wurde er brutal, und sie hob zum ersten Mal« die Tatze gegen ihn. Er schlug sie. Sie sah ihn an. Es war der erste Schlag, den sie von ihm empfing. Äkundenlang saß sie da, nieder- geduckt, mit glühenden Augen, die allmählich zu trübem Bernstein  erstarrten. Dann sprang sie, kletterte, stand wieder, wie er befahl. Auch Lolla braucht die Peitsche/ sagte er nachts darauf zu dem Mädchen, das er liebte.Ein königliches Tier und die Peitsche, »s ist schade... Das Mädchen sah ihn an.Tut es dir leid?' Ja. Stolz sollte nicht gebrochen werden." Ein dressiertes Geschöpf besitzt keinen Stolz." .Lolla ist nicht dressiert. Sie ist nur klug, und sie liebt mich." Dann hat ihr Widerstand einen Grund." Der Bändiger sah das Mädchen an. Es lag schwer und ent- fesselt unter seinen Augen.Wie ihr den Tieren näher steht als wir. Ja, ich war zerstreut in der letzten Zeit." Er schlug die Hand fest um den Nacken des Mädchens.Zerstreut deinetwegen. Ihre Hand zuckte nach seinem Griff.Du tust mir weh," sagte sie und lächelte glücklich. Die Löwin hatte sich ganz ausgerichtet. Sie schritt in ihrem Käfig auf und ob. Hin- und her. Ihr Schweif schlug das Gitter, daß es ein feines klingendes Zittern gab. Der Affe Nagte. Lolla knurrt« leise. Ununterbrochen ging sie auf und ab. Die Luft war heiß und feucht. Die Lampe blakte und leuchtete dunkelrot durch den Dunst. Lolla brüllt« auf. Horst du etwas?" Der Bändiger war im Einschlummern. Nein," sagte das Mädchen. Es lag mit offenen Augen, hört« das Brüllen und dachte an Lolla.Die Peitsche," dachte«s.Wie das sein mag> so stolz zu sein und s? gebrochen zu werden." Das Mädchen sah am anderen Morgen zu, als er probte. Am Abend sollte die große Vorstellung sein. Als der Käfig mit der Löwin hereingeschoben wurde, stand Lolla ausrecht, die Augen starr auf den Bändiger gerichtet. Er öffnete das Gitter, die Peitsche in der Hand. Lolla stand unbeweglich. Als er das Gitter hinter sich schloß und sich wieder umwandte, legte sie sich zu seinen Füßen nieder und schaute ihn an. Er stutzte einen Augenblick, dann beugte er sich nieder, von so viel Demut erschüttert. Er sah tief in die gelben Tieraugen. Sie waren wie flache Goldopase, wie zwei glühende Sannen, fremd, fern, rätselhaft, und zum ersten Mal« kam ihm Scham über die Gefongenhaltung eines königlichen Tieres, da» der Schaulust der sensationsgicrigen Menge ausgesetzt ist. Zum ersten Male empfand er Mitleid. Und wie um ihn noch tiefer zu de mutigen, stand jetzt die Löwin auf, stieg ruhevoll von«inem Holz klotz zum anderen, über diese Reihe lächerlicher Klötze  , die wie Karikaturen von Thronen im Kreise standen sprang, ohne seinen Zuruf abzuwarten, durch den ersten Reisen,«s war wie«in Schwung in die Weite, ein Zurschaustellen des königlichen Leibes in gestreckter Schönheit, sprang noch einmal und stockte plötzlich. Ganz nah am Gitter stand das Mädchen und lächelte. Geh zurück." rief der Bändiger,es stört." Es interessiert mich," sagte sie, und blieb. Die Löwin blickte auf das Mädchen. Der Bändiger rief ein Kommando. Lolla rührte sich nicht. Mit allen vier Füßen auf einen Klotz gedrängt, spähte sie durch das Gitter. Siehst du denn nicht?" Ja.-- ich sehe." Die Löwin blickt« von«inem zum anderen. Der Bändiger hiell in der Linken den Reifen, in der Rechten di« Peitsche.   Ein Zuruf. Lolla sah ihn an und blieb stehen. Geh zurück," rief er dem Mädchen zu. Das Mädchen lachte.Bist du nicht der Stärkere?" .La," rief er und schwang die Peitsche. Ein Pfeisen durch die Luft,«in Fauchen, ein Ausspringen, ein Schrei hier, ein Schrei dort:Hilfe-- Hilfe."--- Man schoß Lolla ins Hirn. Zwei-, dreimal. Sie hätte sonst die Beute nicht herausgegeben. Unter ihren Pranken lag der Körper des Bändigers scheinbar unverletzt, aber als man die«in« Pranke löste, sprang ein Vlutstrahl hervor. Die Krallen waren bis ins Herz gedrungen.
Licht und Technik. Von Oipl-Ing. Dr. Artur Hamm. Die große, in diesen Tagen stattfindende VeranstaltungBerlin  im Licht", wird die beherrschende Stellung, di« di« Beleuchtung im Leben des modernen Menschen innehat, uns besonders deutlich vor Augen führen. Durch die technische Entwicklung eines Jahrhundert» ist die Fülle des auf Erden vorhandenen Lichtes in ungeahnter Weife vennehrt worden. Die trübselige Beleuchtung, die noch zu Goethes Zellen in kleinen und großen deutschen   Städten herrschte. wich bereits im ersten Drittel de» vorigen Jahrhunderts der damals alsstrahlend" empfundenen Gasbeleuchtung, und die Berliner  waren nicht weniz stolz auf ihre fortschrittlich« Stadt, als si« vor etwa- 100 Iahren die Gasbeleuchtung wenigstens einiger Haupt- straßen einführte. Wie anspruchsvoll wir geworden sind, sieht man am besten daraus, daß uns der damals oerwendete einfach« Gas- brenncr so trübe erscheint, daß wir gegenüber dem Klenspan kaum einen Fortschritt erkennen können. An diesem Zustande änderte sich Jahrzehnte lang nichts, nur daß die Gasbeleuchtung Fortschrttt« machte, immer mehr Sttoßen ihrer teilhastig wurden und sie in di« Wohnungen eindrang. Hier wurde ihr freilich von dem um die Mitte des Jahrhunderts entdeckten Petroleum  «ine recht ernsthast« Konkurrenz gemacht. Erst als das Jahrhundert sich schon seinem End« zuneigt«, begann die eigentliche technische Entwicklung. Die sechziger Jahr« brachten die Erfindung, di« die Menschheit stärker umgestatten sollt« all vielleicht eine vorher, di« Lokomotive nicht ausgeschloffen, die
Ein Arbeiterdichter.
Zu Gerrit Engelkes-10. Todestag.
i.
Frühjahr 1918. In einer kleinen Garnison bei Mainz  . Goldenes" Mainz   am Rhein  . Starrend von Milttär. Hatt««ine kurze Atempause zwischen Westfront, Festung und wieder West- front. Ein Sonntagnochmittag. Sitze bei dem neu gewonnenen Freund auf der Bude. Beäugen uns freundlich prüfend, rund- gefüllt von Unausgesprochenem. Ztoch einer Weile man ist Soldat und mißtrauisch blühen in dem kleinen Raum gut« Worte aus, Wort« der Freundschaft. der Nächstenliebe und der Dersluchung des Krieges. Sogt der Freund:Es ist untragbar und kein Ende voraus- zusehen! Kein End«..." Soge ich:Alles ist sinnlos geworden. Alles ist sinnlos ge- worden: die Gegenwart, di« Arbeit, die Zukunft." Entgegnet der Freund und schiebt mir einig« Papiere zu: .Lies dos, sage mir dein« Meinung." Ich las und las und las... Zuerst still für mich, dann leife brummend, wie man manchmal für sich selbst Gedichte liest, dann laut, jedes Wort, jede Silbe betonend, rezitierend. Es waren Gedichte: neu im Ton, voll großer, ungewohnter Musik. Die Bilder kühn, dos Satzgefüge wie mit dem Hammer zu rechtgehauen. Dann wieder Verse voll unendlicher Süße, voll Weichheit und Schmeichelei, in der kunstvollen Form der Terzinen. Wer ist der Derfosser?" Ein Tünchergesell«, ein Vagabund, jetzt Soldat, auch irgendwo an der Westfront." Komm' laff' uns gehen! Das Zimmer ist so eng,'die Wände erdrücken!" Und als wir durch die nahen Kiefernwälder, über die sandige Exerziererde von Mainz  -Gonzenheim   gingen, erzählt« der Freund: der diese Gedichte schrieb, heißt Gerrit Engelke  . Du wirst den Namen noch nie gehört haben; er ist ganz unbekannt. Richard Dehme! schickte ihn eines Tages zu mir, zu denWerkleuten auf Haus Nyland". Engelke   war zu Dehmel gegangen im Sommer 1914, kurz vor dem Krieg um ein Wort von ihm, dem Meister, über fein« Arbeit zu hören. So lernte ich Gerrtt kennen, zufällig und beinahe so phantastisch wie dich vor wenigen Tagen...." Und nach einer Weile des Schweigens:Bor  «inigen Monaten, letzten November, wir hatten beide gerade Urlaub, war er bei mir im Lahntal  . Wann wird dieser Krieg einmal ein Ende hoben?..." Am Abend, als wir zurückging««, jeder in sein Quartier, dachte keiner von uns daran, daß wir Engelt« nicht mehr sehen sollten. Und an diesem Sonntagabend war durch den Dritten, Fremden und doch schon Vertrauten,«ine Freundschaft zwischen uns, die über«in Jahrzehnt dauern sollte und heut« noch währt. Der Freund und Soldat einziges Geschenk dieser Kri«gsjahr« war Jakob Kneip  , der Dichter desBekenntnis" und de»lebendigen Gottes". n. Zwei Jahre später. Juli 1921. Aufdämmernde Inflation... Amerikanische Schokolad«, 50 Gramm Margarine und geschmuggeltes Sacharin sind wesentlicher als jede Art Kunst. Wer schert sich um den neu erschienenen Gedichtband eines Autors, den niemand kennt? Doch eine Berliner Zeitung   und eine mutige Zeitschrift im Rheinland   bringen meinen hier folgenden Aufsatz über Engelt« den Dichter, eines der ersten(vielleicht sogar dos erste) öffentliche Betenntiü» zu ihm. Engelke  :Rhythmus des neuen Europa". Ohne Paukenschläge, ohne Trommelwirbel, selbst ohne grell leuchtende Litsaßplokate wurde ein Buch aus der Tauf« gehoben, von dem, nach menschlichem Ermessen, nicht mehr und nicht weniger zu sagen fft:«s wird nicht mit dem Jahr, ja noch nicht mit dem Jahrzehnt seines Erscheinen« oergehen. Ich weiß: solches festzu- stellen und auch auszusprechen ist«in Vergehen, begangen an den reklameübersäten Gefilden jener Kategorie Lyrik, die, trotz ihrer
überzivilisierten kraftmeierischen Geste, über eine bockfischhaft« Blut» armut nicht wegtäuschen kann. Es handelt sich im folgendennur" um einen Band Gedichte. und zwar um den des im Krieg« gefallenen Proletariers Gerrft Engelle:Rhythmus des neuen Europa"(Eugen Diederichs  , Jena  1921). Um jeder Mißdeutting vorzubeugen, sei vorweg eindeutig klargestellt: Engelkes Gedichte haben nicht das geringste gemein mit sogenannter Propagandalyrik, sei dies« auch geartet wie sie will. Zwei willkürlich aus der unerschöpflichen Fülle des Buches her« ausgegriffene Stellen mögen dies beweisen. Hier sitz ich In dem engen windetreppenhohen Steinstadtzimmer Ich möchte raus aus diesem rohen Stroßenleben, diesem Grünzeugmartt-Gewimmer Fort von diesen Tanten, diesem Schwäher Ich, der lärm- und wertdurchfurchte Europäer. O Tehura.". So in dem sehnsuchtsschweren und kosmosweiten, dabei aller Sentimentalität bareno Tehura" und in derRomanze in allen Regenbogenfarben" einer bilder- und farbenprächtigen Symphonie stimmt er Töne an wie diese: Komm auf mein Schiff! Heute bin ich der Baas, Der Herr meines Tages! Menschlich und warm wie aufgestanden vom Tisch des Gelages Unter deinen weißglacenen Schühchen, wundervoll, Schaukell würzig braungeteerte Plank« hohl.* Hier spricht nicht ein« von egozentrischen Interessen angefaulte Individualität, der ihr Dichtertum nur ein von übelsten Selbst- zwecken aufgebauschter Mantel ist, sondern«in subjektiv, peripher schwingender Mensch, erd- und wolkennah, singt in brausenden Rhythmen dem sterbenden Europa   sein Grablled und verkündet in donnernden Fugen den Anfang einer neuen Welt... Engel!«, der stark«, trotzig« Derkünder junger Menschheitsepoche, der den größten Teil seiner Verse in jener Zell   schrieb, da Deutschland  äußerlich auf dem Gipfel seiner Macht stand, ist der letzte Apostel einer allen und zugleich erster Apostel einer neuen Welt. Er ist die Erfüllung alles dessen, was die.Längsten" in ihrem wort- und bombastreichen Bersgestammel verhießen, worauf wir sehnsüchtig warteten, ohne daß sie unser Verlangen erfüllen tonnten... Was sind Wort«? Lebendiges, ehrfurchtgebietendes Sein und kein niedliches Spielzeug für Müßiggänger, Dummköpfe und Be» trüger. Also möge dieses Wenige über Gerrit EngeltesRhythmus des neuen Europa" Gesagte genügen, um aus einen Dichter und sein Werk hinzuweisen, dem, wenn auch nicht das Heute und Morgen, so doch die Zukunft gehört. 5 III.. v Beinah««in Jahrzehnt ist vergangen seit dies« Zeilen ge- schrieben worden sind. Hundert und aber hundert Aussätze sind über den Dichter erschienen; kaum gibt es ein« deutsche Zeitung, die nicht irgendeines seiner Gedichte gedruckt hat. Sein kleines und doch so gewichtiges Werk, der Nachlaß de» Siebenundzwanzigjährigen ist schon lange nicht mehr Eigentum eines kleinen Kreises... Es gehört jener besten Schicht des beut- scheu Voltes, der die Zukunft sein wird: der deutschen   Ar- beiterschoft und insbesondere derSozialistischen Arbeiter. Jugend". Lebendig In ihrem Bewußtsein lebt Gerrit Engelk« der Dichter, der Proletarier, das sinnlose Opfer de» großen Völkermordens. Er. der lebcnsstarke und große Geftolter, der wußte: Einmal ist Schauerstille um uns her, Das Herz klopft aus, ist tot und leer Wir müssen all von unserm Herzen zehren. Kurt Offenburg.
der Dynamomaschine durch Werner Siemens  . Ein Jahrzehnt später beleuchteten bereits elektrische Bogenlampen die Leipziger Straße, und bald darauf trat Edison mit der von ihm erfundenen Glüh- lampe aus den Plan. Jetzt waren alle Vorbedingungen gegeben, um in die Wohnungen ein« Beleuchtung zu tragen, die olles vorher Dagewesene soweit übertreffen sollte, wie Ga» und Petroleum den Kienspan: das elektrische Licht trat seinen Siegeszug an. Roch ging es freilich longsam vorwärts. Es war eine sparsame Zeit, vom wirtschaftlichen und gesundheitlichen Wert reichlicher Be- leuchtung war noch nichts bekannt, Licht war mehr oder weniger Luxus, vor allem das elektrische. Naturgemäß war es im Anfange teuer. Die wenigen vorhandenen Elektrizitätswerke erzeugten nur de» Abend» den Strom für die häusliche Beleuchtung, tagsüber hatten st« so gut wie nichts zu tun, mußten aber trotzdem wenigstens eine Maschin« laufen lassen, um den zufälligen Ansprüchen der Ab- nehmer zu genügen. So dauerte es lange, bis da» Borurteil, elektrisches Licht sei nur für die Reichen da, überwunden werden konnte. Zudem macht« in den neunziger Jahren die Erfindung des Glühstrumpfes durch Auer von Welsbach   dem elektrischen Lichte einen kaum zu schlagenden Wettbewerb. Freilich brachten diese neunziger Jahre auch dem«letttischen Lichte«inen großen Fort- schritt, und derselbe Auer fand die Verwendung der schwer schmelz- baren Metalle in der Glühlampe als Leuchtsaden, die die Lichtous- beute im Handumdrehen auf das Dreifache steigerte. Es war schon früher versucht worden, da» Platin als Leuchtsaden zu verwenden, aber diese Bemühungen waren erfolglos geblieben. Edison, Kohle- faden schlug alles aus dem Felde. Nachdem aber einmal Auer den Weg gezeigt hatte, jagten sich die Erfindungen. Das von ihm ver- wendete Osmium war nicht besonders geeignet, bester schon war das Tantal, das Siemens und Halske   einführten, am besten aber war Wolfram  ,«in äußerst hartes und schwer zu bearbeitendes Material, da» schließlich von ollen Seiten angenommen wurde. Wer damals oll« sein« Gluhlotnpm gegen di« neuen Metall- fodenlompen ouswechfelle, konnte bei gleicher Beleuchtungsstärke sein« Stromvechmmg auf«in Drittel herabsetzen. Manch« kurzstchttg«« Letter von Eietttizitätswerken bejammerten daher di« Erfindung, die ihre Einnahmen so wesentlich zu schmälern drohte. Aber dos oe- rode Gegenteil trat«in. Wer die neuen Lampen anschasfte, wollte nicht weniger Strom verbrauchen und Geld sparen, sondern für da»- selb« Geld mehr Licht hoben. Ein Lichttaumel hatte di« Welt«r-
faßt. Noch um di« IahrhundertwAude herrschte in den elektrisch deleuchteten Wohnungen die lOkerzig« Lampe   vor, die uns heute, namentlich in Form der gelblich brennenden Kohlen fadenlampe, so maßlos trüb« erscheint. Die Metollsodenlompen brachten die höheren Lichtstärken in Aufnahme, di« 40- bis 50kerzigen Lampen traten dt« Nachfolgers hast der Ikkcrzigen an, bald wurden auch sie durch dt« lOOkerzigen Überholl. Denn Wissenschaft und Wirtschost begannen nun. sich für Beleuchtungsfragen zu interessieren, di« Aerzt« erkann- ten, daß gute Beleuchtung mancherlei Krankheiten verhindern konnte, nicht nur solche der Augen, und der rechnend« Wirtschaftler merkt«, um wieviel gute Arbeitsplatzbeleuchtung die Produktion steigern konnte. Daher wurden immer größere Lampen und in immer größer« Zalfl verwendet. Den größten technischen Fort- schritt auf dem Gebiete selbst stellt wohl«ine Glühlampe dar, di« kürzlich in Amerika   hergestellt wurde und die gewaltig« Strom- menge von 50 Kilowatt airfmmmt, d. h. etwa 100000 Kerzen er- zeugt. Sie ist vornehmlich für Flugplatzbeleuchtting bestimmt. Elektrisches Licht ist schon lange kein Luxus mehr, und auch reicklich« Beleuchtung, wie sie heut« fast durchgängig gefunden wird. sieht niemand mehr als Berschwendung an. Die Welt ist den großen Erfindern, die wie Edison oder Auer ihr das strahlend« Licht ge- bracht haben, zu großem Dank verpflichtet, weil sie es ermöglicht haben, den gesundheitlichen Wert guter Beleuchtung auch den wmi- ger Bemittelten zugute kommen zu lassen. Es ist ein alles Wort: Wo di« Sone hinkommt, kommt der Arzt nicht hin, aber auch di« künstlichen Sonnen haben ihren Wert. Namentlich di« Strahlen kürzester Wellenlänge, die wir gar nicht mehr als sichtbar zu empfin- den vermögen und al« Ultraviolett bezeichnen, sind von einer noch nicht vollkommen erforschten, äußerst starken medizinischen Wirkung, und künstliche Höhensonnen sind deshalb schon in weiten Kreisen in Gebrauch. Da» Schöne hieran ist, daß der immer zunehmende Gebrauch der Eleklrlzität den Preis des Stromes immer weiter verbilligt: hat doch der elektrische Strom als einzige« Wirkungsgut feinen Borkriegspreis geholten und teilweise unterschritten. Daran ist die so viel besser« Ausnutzung der Elektrizitätswerk« schuw, di« den ganzen Tag über Strom erzeugen. Aber wir sind trotzdem noch am Anfange. Denn in den Vereinigten Staaten   ist der Gebrauch des elektrischen Stromes soviel weiter verbrütet als bei uns, daß auf den Kopf der Bevölkerung 3 Mmol soviel Kilowattstunden er­zeugt weiden wie bei uns.