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Morgenausgabe

Rr. 487

A 247

45.Jahrgang

Bent 851, monafidh 3,60 R Im voraus zahlbar, Boftbezug 4.32 einschl. Bestellgelb, Auslandsabonne ment 6,- pro Monate

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Der Borwärts erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die bendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abenb", Illuftrierte Beilagen Bolf und Zeit" und Kinderfreund. Ferner Unterhaltung und Wissen"," Frauen ftimme". Technit, Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts

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Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonntag

14. Oftober 1928

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Die etnipaltige Monpareillezeite 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichss mart. Kleine Anzeigen das ettges druckte Bort 25 Pfennig( zuläffig zwe Tettgebrudte sorte), jedes weitere Bort 12 Pfennig. Steñengesuche das erste Bort 15 Pfennig, jebes weitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarte Beile 60 Pfennig. Famillenanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen. annahme im Hauptgeschäft Lindens Straße 3, wochentägi, von 81%, bis 17 Uhr,

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Vorwärts- Verlag G.m.b.H.

Fernsprecher: Donboff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin

Her zu uns!

An alle Sozialisten, Gewerkschafter und Republikaner Berlins !

Am 21. Oktober jährt sich der Tag, an dem vor 50 Jahren| Ueber 1000 Jahre Gefängnis wurden über Arbeiter verhängt, die aufsteigende Sozialdemokratische Partei , wie auch die Ge- die trotz aller Derfolgungen sich mutig zur Sozialdemokrati­werkschaften durch das Gefeß gegen die gemein- schen Partei und zur Gewerkschaft bekannten. Allein in gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemo- Berlin mußten 300 Arbeiter Haus und Familie verlassen und kratie " verboten wurden. Bismarck erzwang mit allen viele von ihnen haben ihre Angehörigen nie wieder gesehen. Mitteln die Derabschiedung des Gesetzes im Reichstag und war Trotz aller Verfolgungen arbeiteten die Geächteten" für die jomit als Reichskanzler der Testamentvollstrecker des berüch sozialistische Idee, und als das Gesetz 1890 fiel, war die tigten Staatsanwalts Tessendorf, der schon am 16. März 1875 Sozialdemokratie mächtiger als zuvor. Hatten schon die Berliner Richtern zugerufen hatte: Reichstagswahlen während des Sozialistengefehes den Be­weis erbracht, daß mit dem Ausnahmegesetz die Sozial­demokratie nicht zu erschlagen war, so brachte die Wahl 1893 mit 1786 700 Stimmen und 44 sozialdemokratischen Abgeord­neten dem deutschen Bürgertum den Beweis des unauf­haltsamen Aufstiegs der Arbeiterbewegung. Don Wahl zu Wahl entwickelte sie sich mächtiger und auch die Gewerkschaften nahmen an Einfluß und Stärke zu.

" Zerstören wir die sozialistische Organisation, und es existiert feine sozialistische Partei mehr." Die sozialdemokratischen Stimmen waren von 102 000 im Jahre 1871 auf 352 000 im Jahre 1874, und drei Jahre später auf fast eine halbe million gestiegen. Auch die Ge­werkschaften hatten einen starken Mitgliederzuwachs in diesen Jahren zu verzeichnen. Die Bedrohung ihrer Machtstellung abzuwehren, war Junkertum und Bourgeoisie jedes Mittel recht, auch das der

Knebelung und Entrechtung des arbeitenden Boltes.

Eine beispiellose Hege hatte lange vor der Reichstags­debatte eingefeht. Aufrufe an die Unternehmer, keine sozial­demokratischen Arbeiter zu beschäftigen, Aufforderungen an die Regierung, durch Gesez alle sozialdemokratischen Führer auszuweisen, hatten den Boden gut vorbereitet. Die deutsche Sozialdemokratie mard geächtet, verfolgt, ihre Anhänger be­schimpft und mishandelt. Jeder Dersuch der Arbeiterschaft, ihre Lage zu verbessern, mard mit Hilfe der Polizei unter­drückt. So wurden all denen schwere Opfer auferlegt, die trotz alledem der sozialistischen Jdee und den Gewerkschaften die Treue wahrten, die voller Unbeugsamkeit und Entschlossen­heit den Kampf aufnahmen gegen Polizeiwillkür und Unter­nehmerdruck.

In den Jahren von 1878 bis 1888 wurden 106 politische Organisationen, 17 Zentral- und 78 Lofalgewerkschaften aufgelöst.

3m Sturmschrift der Entwicklung dieser fünfzig Jahre, insbesondere feit Beendigung des großen Bölfermordens, fonnte die mächtig erftartte Arbeiterbewegung auf politischem, wirtschaft lichem und fulturellem Gebiete viele ihrer For:

derungen in die Tat umsetzen.

Die fünfzigjährige Wiederkehr des Tages, der bestimmt war, die sozialistische Arbeiterbewegung auszurotten, soll mehr sein, als nur ein Gedenktag. An diesem Tage erheben Partei und Gewerkschaften erneut ihre Forderungen im Interesse der Arbeiterschaft. Partei und Gewerkschaften werden nicht eher ruhen und raften, bis das große 3iel erreicht ist, daß allen Menschen eine sorgenfreie Existenz gesichert ist!

Jm Andenken an die Deteranen der Arbeiterbewegung geloben wir, alle Lauheit und 3agheit aus unseren Reihen zu verbannen, und mit der Kühnheit und Entschlossenheit unserer großen Dorkämpfer und Lehrer an die Gegenwarts­aufgaben heranzutreten.

Bostichedkonto: Berlin 37 586. Bankkonto: Bant der Arbeiter, Angestellten und Beamten Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft, Depofitentaffe Lindenstr. 8

Labour und Wehrfrage.

Ein Beitrag zur deutschen Programmdebatte.

Von Commander J. M. Kenworthy, Mitglied des Unterhauses

Mit großem Bergnügen ergreife ich die Gelegenheit, den Lesern des Vorwärts" eine Darstellung der Politik der britischen Arbeiterpartei gegenüber den Problemen der be­waffneten Macht zu geben. Ich glaube, hierfür durch eine zehnjährige Abgeordnetentätigkeit im Unterhaus, durch meine Wahl in die beratende Außenpolitische Kommission" der Britischen Völkerbundliga" als Vertreter der Labour Party , Arbeiterpartei, durch meine Entsendung in die Exekutive der und durch meine Stellung als Vorsitzender der Londoner Friedensgesellschaft legitimiert zu sein.

Das Ideal der britischen Arbeiterbewegung ist voll­ständige Abrüstung, wobei lediglich die Polizeitruppe auszunehmen ist. Dies ist unser letztes Ziel. Wir müssen jedoch die öffentliche Meinung in unserem eigenen Lande und in anderen Ländern berücksichtigen und der Tatsache Rechnung tragen, daß die Mehrheit der britischen Nation im gegenwärtigen Augenblicke weder eine Bollabrüstung, noch ein Borangehen Großbritanniens mit der Abrüstung wünscht, solange Frankreich , Italien , Amerika , Japan und andere Länder einen ungeheuren militärischen Apparat auf­rechterhalten.

Eine Reihe der einflußreichsten Mitglieder der Labour Barin steht persönlich auf dem Standpunkt, daß die anderen Mächte freiwillig nachfolgen werden, falls Großbritannien oder irgend eine andere Großmacht die Initiative in der Abrüstung ergreifen würde; aber wir fönnten in der Re­gierung einen folchen Schritt nicht eher unternehmen, als die öffentliche Meinung hierfür reif geworden ist. Wir fönnen deshalb meder als regierende Partei, noch in der Opposition en bloc gegen die Etats für das Landheer, die Luftfahrtruppe und die Flotte stimmen. Ein Teil der in den Budgets der Wehrmacht geforderten Gummen dient fogenannten, nichtmilitärischen Zwecken, wie Pensions­zahlungen, Aufrechterhaltung von Lazaretten, der Meeres­forschung durch die Flotte und, insbesondere in überseeischen Ländern, der Erfüllung von Aufgaben, die praktisch auf polizeiliche Dienstleistungen hinauslaufen und von seiten der Armee durchgeführt werden. Selbst bei einer ganz radikalen Abrüstung würden dergleichen Aufgaben unverändert auf­rechterhalten werden müssen; eine Ablehnung aller Flotten­und sonstigen militärischen Etatsforderungen ist unter diesen Umständen nicht Gegenstand der praktischen Politik.

Trotzdem stehen wir auf dem Standpunkt, daß unsere gegenwärtigen Militärausgaben zu hoch sind, selbst angesichts der in anderen Ländern existierenden Rüstungen; wir fordern deshalb eine ganz erhebliche Berminderung unseres Budgets für die bewaffnete Macht schon für die sobald wir Gelegenheit haben werden, wieder eine Regierung der Arbeiterpartei zu bilden.

Um diesen Willen zu befunden, beteiligen sich alle Sozialisten, Gewerkschafter nächste Zukunft und sind entschloffen, diese zu verwirklichen, und Republikaner Berlins an der großen

Kundgebung im Lustgarten

am Sonntag, dem 21. Oktober, mittags 1 hr.

Die Politit der Arbeiterpartei, soweit es sich um aus­märtige Angelegenheiten, Friedenssicherung und Abrüstung handelt, wurde erst unlängst wieder von dem Führer unserer Bartei Ramsey Macdonald umrissen. Es handelt sich um die dreifache Aufgabe der Schiedsgerichts­barteit, Sicherheit und Abrüstung, die alle drei innerlich verknüpft sind und fich wechselseitig bedingen. Wir fordern die Beilegung fämtlicher Streitfälle durch Schieds­

Werdet Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaffen! gerichtsbarkeit zwischen den Nationen. Wir anerkennen aber

Sozialdemokratische Partei Deutschlands .

Bezirksverband Berlin . Künstler.

Gibt Poincaré nach?

Die umstrittenen Budgetparagraphen sollen fallen gelassen

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Paris , 13. Oftober( Eigenbericht).

Der Kampf um die Zulaffung von Kongregationen in Frankreich und die teilweise Rückerstattung des Eigentums der katholischen Kirche scheint, wenn man einigen Stimmen der Linkspresse, wie des Soir" und des Deuvre", Glauben schenten soll, nun doch dahin entschieden zu werden, daß Poincaré die betreffenden Artikel des Finanzgefeßes fallen leffen wird, wenn die Einheit des Kabinetts badurch ernstlich gefährdet werden sollte. Der Quotidien nimmt von dem bereits deutlich bemertbaren Rückzug der Rechts. presse Notiz und schreibt, die Rechte habe also vergeblich die Re­gierung in dieser Frage engagieren wollen. Heute fei fie gezwungen,

ihren Bosten zu verlassen und in dem ersten Kampf, den sie der Trennungsgesetzgebung geliefert habe, fich für besiegt zu ertlären. Endgültige Entscheidungen sind erst von dem für Dienstag an­gelegten Ministerrat zu erwarten.

Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund. Ortsausschuß Berlin . Siegle.

Beppelin in guter Fahrt.

Kurs auf Lakehurst.

Das Luftschiff Graf Zeppelin ", das sich jest etwa auf halber Strecke feines Ozeanfluges mit Kurs auf die Bermudas- Insel befindet, hat eine leichte Beschädigung der linken Stabilisie rungsfläche erlitten. Die vorläufigen Aus. besserungen sind durchgeführt und das Schiff steuert in guter Fahrt auf Lakehurst zu. An Bord ist alles wohl. Zu Beunruhigungen liegt kein Anlaß vor.

Die Geschwindigkeit des Luftschiffes, die infolge der Beschädigungen vorübergehend auf etwa 80 Kilo meter in der Stunde gefunken war, hat sich wieder erheblich gesteigert. ( Weiteres fiehe Beilage.)

auch die Tatsache, daß einige Bölker nervös sind, von Furcht beherrscht werden und deshalb das Gefühl der Sicherheit benötigen. Wir sind deshalb gewillt, alle Nationen, die sich dem Prinzipe der Schiedsgerichtsbarkeit unterwerfen, bei ihrer Verteidigung gegen einen Angreifer zu schützen, der fich weigert, den Streitfall durch Schiedsgericht oder mittels anderer friedlicher Mittel beizulegen.

Dies entspricht, wie man bemerkt haben wird, dem Kern der einschlägigen Bölferbundsbestimmungen. Unsere Berpflichtungen werden jedoch erst dann in Kraft treten, wenn alle Rüstungen bis auf das niedrigste Ausmaß herab­gesezt sind, das sich mit den Notwendigkeiten der Böller­bundseretution und mit unserer inneren Sicherheit verein­baren läßt. Das bringt uns offensichtlich zu dem gegenwärtig begrabenen Genfer Protokoll" zurück, das von der Arbeiter regierung während ihrer furzen Lebensdauer ausgearbeitet worden ist.

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Was die Rüstung zur See betrifft, so sind wir der Auffassung, daß der weiter Bau von Schlachtschiffen, Schlacht­freuzern und anderen Linienschiffen auf Grund eines intera nationalen Abkommens eingestellt werden soll; der Unterseebootkrieg muß illegal erklärt und alle bestehenden Unterseeboote müffen zerstört werden.

Schwieriger ist eine flare Stellungnahme hinsichtlich der Luftwaffe, besteht hier doch die Möglichkeit einer Um wandlung privater und fommerzieller Flugzeuge in Kriegs­maschinen. Unser Borschlag zur Lösung dieser Schwierigkeit geht dahin, eine unter internationale Kontrolle stehende