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Den Hauptanstoß zum Ausbruch der Wiener vttaberreoolutia» gaben die Ereignisse in Ungarn . Dort hotten Fragen der Militär- aushebung, Reform der Städteordnung und der Zollunion schon 1847 ernste Zerwürfnisse zwischen Parlament und Regierung ge- schassen. Am 12. September 1848«rNärte sich Ludwig Kossuth . Mitglied des Repräsentantenhauses, zum Diktator und ries die Hon- veds zu den Waffen. Ungarn sollt««in vom österreichischen Kaiser- tum unabhängiges Reich bilden.— Am 27. September wurde der königlich« Kommissär. Feldmarschalleutnant Graf Samberg, von der erregt«» Volksmenge auf der Ofen und Pest verbindenden Kettenbrück« erschlagen. Damit war da- Zeichen zum Aufstand in ganz Ungarn gegeben. Am 3. Oktober unterzeichnete Frrmz l. zu Schönbrunn«in Reskript, welches in scharfer Weise gegen die Vorgänge in Ungarn Stellung nahm und gleichzeitig die Auflösung des Reichstages an- ordnet«. Der Bonus von Kroatien , Baron Iellachich, wurde zum königlichen Kommissar«rnannt. alle in Ungarn . Siebenbürgen und den Nebenländern stehenden Truppen und bewaffneten Körper» schosten seinem Befehl unterstellt. Als am 6 Oktober 1848 die in Wie« garnisonierenden Regt- urenter Marschorder nach Ungarn erhielten, brach die Revoluticn in der Residenz aus. Italienische Grenadiere des Regiment» Eecco- pierj verweigerten als erste den Abtransport. Am nächsten Morgen sollten die deutschen Grenadiere abrücken: sie widersetzten sich cben- soll» und zertrümmerten in den Kasernen Geschirr« und Möbel. Kürassier« und Dragoner nahmen die Grenadiere in die Mitte und zwangen sie, den Marsch zum Nordbahnhof anzutreten. Daraufhin wurde in den Nationalgardebezirken, in Gaudenzdors. Gumpendorf und Wieden Alarm geschlagen.. Sech, Kompagnien Akademiker nebst großen Massen von Nationalgarden. Arbeitern und sensen bewasfneten Bauern besetzten den Eisenbahndamm. Das dort stehende Bataillon deutscher Grenadiere vereinigte sich, 1l>20 Manu stark, mit der Nationalgard« und akademischen Legion. Als der General Breda da» Regiment Nassau vortreten ließ und kaum das Kommando: Feuer! erteilt hatte, stürzt« er von der gutgezieltea Gewehrkugel eines Grenadier» getrossen. vom Pferd«. Da» Militär mußt« sich zurückziehen und schließlich, vom Boll besiegt. Wie» ver- lassen. Berlin « Demokraten sandten am 18. Oktober 1848 folgende« Schreiben an die Wiener : «Brüder! Ihr habt den ehrlosen Verrat der despotischen Partei. der an euch und dem edlen Boll« der Ungar» verübt wurde, blutig gerächt. Wir bewundern den Aufschwung eurer glorreichen Revo- lutiou und mit Herz und Hand stehen wir zu euch. Noch ist die Nachricht eures letzten Sieges nicht zu uns herübergekommen. Aber wir, die demokratische Bürgerwehr von Berlin , machen eure Sache zu der unserigen. Bürger und Kämpfer von Wie»! Wir werde» e» nicht dulden. daß unsere Kamarilla der eurigen Soldaten schickt, wir werden un» zum Schutze eurer Freiheit erheben, wenn ihr siegt, und wir werden euch rächen, wenn ihr ein Unglück haben solltet. Euer Bei« spiel soll un» nicht verloren sei». Wien und Berlin gemeinsam werden die deutsche Freiheit sichern und die deutsche Ehre retten: zählt auf uns! Mit herzlichem Gruß zeichnet der demo- kratssche Bürgerwehrverein zu Berlind Nach der Formulierung de» demokratischen Elub» waren Zweck und Ziel der revolutionären Bewegung: „Wien soll Zentrum der ostdeutschen, Berlin aber Mittelpunkt der norddeutschen Republik werden.' Nachdem ein am 13. Oktober 1848 van der Linken der Frank- furter Rationalversammlung gestellter Antrag„dem konstituierenden Reichstag und der heldenmütigen demokratischen Beoöllerung Wiens
j die Anerkennung ihrer Verdienste um das Vaterland' anszasprechen. von der„fauleu und gesinnungslose» Majorität' nicht anerkannt worden war, wandte sich die„ehrenhafte Minorität' mit einer un- mittelbaren Adresse„an das heldenmütige Volk von Wien ': Am 17. Oktober wurde in der Sitzung des Wiener Reichstages berichtet, daß eine Deputation der Frankfurter Linken eingetroffen sei, um die Sympathien der Nationalversammlung mit Wien und seinem Reichstage auszudrücken. Die Abordnung bestand aus den Mitgliedern Robert Blum , Julius Fröbel , Moritz Hartmann und Albert Trampusch und nahm in der Folge an allen Reichstags- fitzungen beschließend teil. Nach Besiegung der Revolutionäre, die sich au» allen Kreisen der Bevölkerung, aus Arbeitern. Bauern, Studenten, Angehörigen des Bürgerstandes und der Intelligenz zusammensetzten, herrschte das Militär mit brutaler Willkür. Ein Mitkämpfer aus den Larri- kaden. der Proger Verleger und Zeitungsherausgeber Sebastian Lochner. schreibt in seinen Erinnerungen:.Li« Gefangennahme der Larrikadenverteidiger hätte für das Militär zuviel Umstände ge- macht, daher wurden alle, die man bewaffnet fand, größtenteils entweder niedergestochen oder niedergeschossen! Es ist kaum anzunehmen, daß bei den velogerungen Wiens im Jahre 152S unter Soliman II. und im Jahr« 1683 unter dem Troßvezier Kara Mustapha. die Türken unsere zivilisierten kaiserlich«« Truppen über» troffen haben.' Standrechtliche Erschießungen. Plünderungen und Brand- stistungcn durch die kroatischen„Desreier' der Hauptstadt unter den Feldmorschällen Baron Iellachich und Fürst Windischgraetz waren an der Tagesordnung und erstickten jeden Protest mit eiserner Ge- walt. Am 4. November wurden Blum und Fröbel verhastet. Ein Offizier mit acht Mann erschien im Gasthofe der Abgeordneten Und führte die beiden ins Stabsstockhaus. Hier verblieben sie bis zum 8. November. Am Nachmittag dieses Tages verfaßten beide einen Protest, den sie durch einen Boten an Windischgraetz ins Haupt- quartier sandten. Zwei Stunden später wurde Blum ins Verhör geführt und sah seinen Gefährten nicht mehr wieder. Am 9. Novem- der um 7 Uhr morgens verkündete man ihm das Todesurteil: eine Stunde später wurde Robert Blum in der Brigittenau erschossr.-i. Fröbel wurde am 10. November zum Verhör geführt. Zu seiner Verteidigung erwähnte er unter anderem, daß er«ine Bro- schüre„Oesterreich , Deutschland und Europa ' geschrieben habe, in welcher er für ei» Bestehen des österreichischen Staateukomplexes km dauernden verbände mit Deutschland eingetreten sei. Der Vorsitzende des Kriegsgerichts bezeichnete diesen Umstand als sehr wichtig und nahm von der Schrift, welch« sich unter den Papieren des er- schössen«» Blum vorfand, Kenntnis. Am 11. November wurde Fröbel zum Tod« durch den Strang verurteilt, jedoch— begnadigt und in Legleitung eines Polizeikommissar» aus der Stadt entferm und bis an die sächsische Grenze befördert. Ani 10. November wurden Eduard Jelowicki aus Hubnik, am 11. November Eduard Preßlern. Edler von Sternau aus Wien . am 14. November Ignaz Porsch, Dr. der Rechten aus Widdin in Böhmen , am 13. November Johann Horvoih aus Sagy in Ungarn zum Tode verurteilt und erschossen. Am 16. November wurde der militärische Oberkommandant, der Verteidiger Wiens, Wenzel Messen- hauser, Schriftsteller aus Plößnitz in Michren,„zum Tode durch den Strang condemnirt', das Urteil aber durch Erschießen im Stadtgraben durch Pulver und Blei vollzogen, wobei Messenhauser todesmutig. und im Bewußtsein für die edle Sache der Freiheit zu sterben, mit lauter Stimme selbst.Leuerl' kommandierte. Damit senkt« sich der Vorhang hinter dem blutigen Drama der ersten großdeutschen Revolution. Die schwa rzrolgoldenen Farben der Empörer mußten wieder für Jahrzehnte dem schwarzgelben Banner der Reaktion und Militärherrschaft auf dem Stephansdome Platz machen. Dr. Fritz Lochn« r.
Licht. Don Zritz Müller- parienkirchea. Der berühmte Gast hatte den Shylock gespielt. Da» Theater war aus. In dem heimeligen rollichtgedämpften Weinstübchen gegenüber dem Theater sollte eine klein« Nachfeier stattfinden. Die nicht geruht hatten, bis der gefeierte Gast auch in chrer Stadt seinen bewunderten Syhlock gab. waren da versammelt. Noch durchtränkt von der Gewalt des Spiels und schon wieder erwartungsvoll: Wird er das im Gehrock halten, was er auf der Bühne im Talar ver- sprach? Die Zeit verrann. Der Gast ließ warten. „Ja, ja.' sagte der Justizrat lächelnd,„muh das Abschminken braucht seine Zeit.' „Sie irren.' sagte der Kritiker,„er schminkt sich nie, ich weiß *s von dem Intendanten.' „Unsinn, er ist noch jung und der Shylock heute abend war ein «tter. bärtiger Mann.' „Ja. der Bart war alle», was er vom Theater sieh. Di« Lhylackzüge gab er. die brauchte er nicht von Schminttopfs Gnaden.' Der Ton des Kritikers klang etwas schroff. Eine Pause trat ein. „Merkwürdig,' sagte der Architekt langsam,.mne mich sein Gesicht erinnert hat.' „Woran?' „Woran?' wiederholte der Architekt gedaukenvoll.„Ich weiß nicht, meine Herren, ob Sie die ein« stumm« Szene auch so er- griffen hat...' „Sie meinen, wie der Shylock neben der flackernden Kerze auf ber Riallobrücke sah und auf einer Schiefertafel rechnete?' sagte ber Kritiker schnell. .La. dos eben mein' ich,' sagte der Architekt erfreut. „Das Kritzeln ging einem durch und durch, nicht wahr?' „Ich weiß nicht— mir hat es der Blick angetan, mit dem er Zwischen zwei gekritzelten Zahlen aufsah.' „Der Blick? Ja, jetzt weiß ich, der war ordentlich vergnügt. 5ch hob« mich gewundert. Mir schien sich dieser Blick nicht in die unerbittlich« Grausamkeit der Rolle zu fügen.' „Was dem Zuschauer grausam dünkt,' fiel der Iuftlzrat ein. „kann für den Handelnden vergnügt sein. Ich weiß es vom Gerichts- saal. Aber wir schweifen ab: Sie wollten uns erzählen, Herr Lau- weister, woran Sie das Shylockfche Riaktogesicht zwischen Laterne und Schiefertafel erinnerte?' „Aber es ist nicht» Lustiges, meine Herren.' „Gleichviel. Leber Baumeister. Sie machen doch sonst kein« Vorrede zu Ihren Baute»— schießen Ei« los.' JS* war einmal ein ganz junger Architekt,' begann der Ange- redete ruhig,.. oder glauben die Herren, daß ich nicht auch«in- Mal jung gewesen bin?' „Ei, ei. Baumeister, nun versuchen Ste's abermals mit einem Echnörkelerkerchen an der Laufront Ihrer Geschichte?' „Gut also, ich will es als eiserne» Gerüst erzählen, Ziegelstein«. Mörtel und Verputz mögt ihr dann selbst nachfüllen. Ich wnrd« in junge» Iahren in die städtische Wohnungsinspektion gewählt. Es war mein erstes öffentliches Amt. Also war ich stolz und eifrig. Ich war jung und hielt auf schnurgerade Erledigung übertragener Aufgaben. Ich meine, bis das sozial« Gewissen in mir lebendig...' ..Eiserne» Gerüst, Herr Baumeister .' unterbrach der Konunerzien- rat mahnend,„keinen Verputz.' „Sie haben recht. Am vormittag besucht« ich im vierten Stock hin großes Zimmer. Darin waren zwei Familien, wohnten, aßen, schliefen. Ein Kreidestrich ging durch. links war Familie 2L, rechts Familie B. Die Väter der Famillen A. und B. waren aus Arbeit, die Mütter kochten, die Kleinen rutschten aus dem Boden herum. Es gab ein« allgemein« Keilerei. Da» Jüngst« der Familie A. hatte ein Stück des trennenden Kreidestriche» ausgewischt. Ein Mit- glied der Familie B. hatte ihn wieder nachgezogen. Wieder macht« das Längste den Finger naß und krähte vor vergnügen. Das vergnügen blieb auch trotz der Keilerei. Die Mütter kochten und kümmerten sich nicht. Ich maß und rechnete, dividierte, schüttelte den Kopf, schrieb den rote« Zettel, daß binnen einem Monat entweder die vorhande« Kopfzahl insowett zu vermindern und so weiter. Als ich über die Treppe herabkletterte, hielt ich mich an» Geländer. Sie verstehen, mein« Herren, da» Gleichgewicht ist eine Sache, die...' „Baumeisterlein.' drohte der Kommerzienrat,„Sie versprochen kein« Sentimentalitäten in da, eiserne Erzählungsgerüst einzubauen.' „Das Gleichgewicht ist eine Sache, die beim Herabsteigen über »ine steile Hühnerstiege schwerer zu bewahren ist als beim Hinauf. steigen. Am Nachmittag desselben Tage» stand noch eine Familie in der Vorstadt unerledigt auf meiner Kontrolliste. Ich konnte fle nicht finden. Endlich stellt» es sich heraus, daß ich schon dreimal an der verwinkelten Kellerwohnung vorbeigelausen war. Ich tappte mich hinein. Der Spätherbstabend war fast hereingesunken. Ich tonnte nichts sehen.„Warum habt ihr kein Licht?'—„Licht ist teuer. Herr.' sagte eine Frauenstimme,„es geht auch so.'— Sie hatte recht, es ging auch so. Ich maß im Tasten Länge und Brette. Die Höhe brauchte ich nicht zu messen, weil meine hochgestreckt« Hand eben anstieß. Und die Höhe meiner ausgestreckten Hand kenn« ich auswendig.„Wieviel Kinder, Frau?'—„Acht.'— ,Lch muß mich überzeugen, bitte.'—.Kommt, Kinder der Herr steht schlecht, weil er das Duster nicht gewöhnt ist... noch der Reihe.' Es waren sieben.„Und der achte. Frau?'—„Weiß nicht.' Dann war ich wieder auf der Straße draußen. Es war ein milder Spätherbst. abend. Gleich dort vorn stand eine Laterne. Ein Bübchen saß darunter mit einer Schiefertafel in der Hand und rechnete. Es war der achte. Er kritzelte Zahlen' „Das Kritzeln aber ging Ihnen durch und durch?' sagt« der Krttiter langsam. „Ich weiß nicht... mir hat es der Blick angetan. mV dem er zwischen zwei gekritzelten Zahlen aufsah.' „Der Blick? Sie wolle» doch nicht sagen, daß.. .„.. daß es Shylock « Blick von heute abend war. als er neben ber flackernden Theaterlatsrne aus der Rialtobrücke saß und auf seiner Schiefertafel stumm gerechnet hat: ja. da» will ich sagen' „Aber... aber dann müßt« dieser Bub ja— ja vergnügt gewesen sein?' „War er auch: vergnügt und all. wie Syhlock» schmintenloser Blick von heute abend. Er war gerade mit einer Aufgabe fertig geworden, der Bub. und sagt«:.La. Herr, ich bin der Jüngste, der achte, und diese Division geht aus. also ist sie richtig und der Lehrer muß mir morgen«ine Eins daraus geben: so, jetzt kommt die letzte, bitte. Herr, gehen Sie mir aus dem Licht.. „Bitte, meine Herren, kommen Sie an das Licht heraus: ich bringe endlich unsere« Leben Gast. Run dafür wollen wir jetzt um
so unsachlicher und vergnügter sein, nicht wahr? Aber, was ist das. meine Herren,»»ch Ihre Mienen find von einem— einem ungewohnten Ernst?' Der Intendant bLckte fragend den Halbkreis der aufgesprungenen Herren entlang. Der berühmte junge Gast stand bescheiden abseits.- „Ach,' sagte der Kommerzienrat und schüttest« sich sachte etwas ab, ach, unser Baumeister hat uns da eine gruselige Geschichte er- zähst „Ich finde, daß gruselige Geschichten vor dem Zlbendessen... Herr Intendant, sprechen Sie ein Machtwort.' sagte der Kommerzien- rat. „Das Machtwort hat der Gast,' lächelte der Intendant. „Ich bestehe aus der gruseligen Geschichte,' scherzt« der,„es ist ein« Würz« für das Essen.' „Eigentlich ist sie gar nicht gruselig,' fiel der Iustizrat ein. „sondern nur— wie soll ich sagen— nur soziales Parallelstück zu der Schiefertafelrechnung unseres verehrten Syhlock auf der Riallo- brücke.' Der Schauspieler wurde aufmerksam.„Unser Baumeister,' erläuterte der Justizrat in einem Ton. der lusttg klingen sollte, weiter. „unser Baumeister fand nämLch komischerweise, daß unser be- rühmter Gast heute abend einem kleinen Jungen gleichgesehen habe, der seine Rechenausgaben unter der Laterne abzumachen pflegte, mangels— na mangels anderwettiger ökonomischer Belichtung, nicht wahr, Herr Baumeister?' „Allerdings,' erklärte der Architekt befangen,„es war da» achte Kind einer armen Familie in einer Kellerwohnung, aber ich sehe natürlich ein, daß es heute unseren Gast in keiner Weis« tttter- essteren...' Er hiest ein. seine Augen erwetterte» sich. Er sah de» jungen Schauspieler plötzlich seine Miene wechseln. Sie wurde all, ohne von ihrer FröhLchtest etwa» einzubüßen. Die Arme hoben sich halbhoch, al» hietten sie eine Schiefertafel aus den Knien. Drei Finger machten die Streckbewegung beim Griffelhallen. Ein« Zeige- finger malte Zahlen. Das rote gedämpfte Licht in dem heimlichen Weinstübchen schien erloschen. Ein Herbstabend ging durch das Zimmer. Ein« trübe Gaslaterne am Straßenrand flackerte röllich über die Schiefertafel. Zwischen zwei gekritzeste» Ziffern sah«in Knabengtsicht aus. all und dennoch fröhlich, dennoch zuversichtlich. Ganz lrnit und deutlich schien es jetzt vom Gaste herzukommen: .La, Herr, ich bin der Jüngste, der achte, und diese Diviston geht auf. also ist sie richtig und der Lehrer muß mir morgen eine
Eins darauf geben: so jetzt kommt die letzte, bitte Herr, gehen Sie mir au» dem Licht...' Ein Hebel knackte, umstellt« der Schau- spieler die Stimme, das Gesicht: .La, das war damals, ich— machen Sie sich nichts daraus, daß ich's bekenne— ein sonderbarer Zufall— ein entschlüpftes Strählchen Licht aus der Blendlaterne Vergangenheit, nicht» wetter." Der Intendant war etwas betreten. Er hatte da» Gefühl, als »penn er etwas sogen müßte. Etwa» Einrenkende» vielleicht. „Welchen... welchen Weg,' sagte er,„welchen steilen Weg haben Sie da aus der Tief« nehmen müssenl' „Nicht so steil, Herr Intendant— Dorherbestimmung, wenn Sie wollen, denn: wer in die Tiefe will, muß aus der Tiefe kommen.' „Und wer vergnügt und zuversichtlich sein will?' wagte der Architekt gespannt zu fragen. „Muß es sein trotz alledem— LaternenNcht und Rampenlicht und... und..— er sah sich um—„und rot gedämpftes fest- liches Licht gellen da ganz gleich... Wenn's Ihnen also recht ist. mein« Herren, fangen wir jetzt mit dem Essen an— vergnügt und zuoersichtfich.' Es wurde ein froher Abend trotz alledem. Und es war sehr spät, als sich der Kommerzienrat auf dem Nachhausewege an der dritten Straßenseite von dem Architekten und dem Iustizrat trennte, sich noch einmal umwendete und ziemlich erhitzt sagt«:„Und ich wiederhole Ihnen nochmals, meine Herren, dieser Shylock ist der sprechendste Beweis für meine Theorie, daß die Kathedersozi allste» von heute das sogenannt« Elend unter den Gaslaterna, mit ganz verkehrte» Lugen betrachten— Schnickschnack, meine Herren— sentimentale« Gedudel, nichts wetter— nicht auf die Gaslaterne kommt es an. sondern— sondern... Na ja, meine Herren, ich— ich habe e» vergessen— aber der Shylock heute abend— der—- der Shylock hat es auch— gesagt, wenn— wenn ich ihn recht recht verstanden habe.' Nur wenig schwankend, entschwand er hinter einer trüb flackernden Gaslaterne. Die beiden sahen ihm noch. „Wenn er ihn recht verstanden hat.' wiederholt« der Architekt bitter. „Was wallen Sie.' sagte der Iustizrat lächelnd,.cher Man« qt Hauptoktionär bei der hiesigen Beleuchtungsgesellschaft— fünfundzwanzig Prozent Dividende im letzten Jahre— und muß in Sachen Lcuernenlicht doch Bescheid wissen.'