Ein Rennfahrer-Roman von Andre Reuze. Obersetzt von P.A. Angermayer
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Die„Tour de France " ist in vollem Ganse. Die be- liihmtesten Rennfahrer Frankreichs , Italiens und Spaniens sind an dem sroßen Rennen, das nnss um Frankreich lährt, beteiligt. El"e Etappe nach der anderen wird zurückpelegt. Oer Spar her ich'erstatter Ravenelle und der Maler Mainauy heeleiun die„Meute" im Auto. Hinter den R anfahre' n kommen die Touristen, die aus Liebe zum Spart die Tour mitmacen. Es ist ein haner Kamp/, bei dem nicht nur die E nergie und die Kraft den A us schlag seht n, sondern der auch beeintlußi wird von den Ko krren manövern der großen Fahrradjabi iken. Das Kapital hat seine �stalle" an dm Start geschickt, und nun versucht mau, sich mit den w, lautersten Mitteln den Sieg streitig zu machen. (17. Fortsetzung.) Der dicke Saxophonspteler blies sein Instrument so hestig. daß er zu platzen droht«. Der blind« Trommler schlug wütend die Pauke, und der Himer ihm sitzende Pianist schrumpfte zu einer einzigen Glatze zusammen. Dies« drei Musiker machten einen echt amerikanisch sein sollende» Höllenspektakel. Kokett wiegten sich die hübschen Sablvnaiserinnen im Tanz. Ihr« pfaublau«» Blusen boten zu den weißen Hauben, die ihre Köpfe b-deckten, einen grellen Gegensatz. Die schwarzen Mädchen- rotte wehten, und die Lacksandalen wurden von den Tänzerinneu mit Grazie und Kunst mit den Aehen festgehalten. Die Mädchen von Les Table» hatten wohlgesormt« Beine und lustig sprühend« Augen. Alle schienen reizend, doch nur zwei oder drei darunter waren wirklich hübsch. „Wenn nun auch die Fahrer in ihren Trikots tanzen könnten. gäbe es ein prachtvoll sorbiges Bild/ sagte Mainguy.„Es wäre die schönste Gelegenheit für Blanc-Mesnil. sein gelbes Trikot ein- zuweihen../ „Ich würde sogar im Zivil manche darunter zum Tanz fuhren/ erwiderte Bkane-Mesnil. „Nichts zu machen, mein Lieber! Do» weibliche Element wäre dein Ruin/ Sein Pfleger Fourcad« sah Ihn von der Seite an. „Geh bloß nicht dein kleinen Chevillard mit schlechtem Beispiel voran! Uebrigens bringe ich euch in fünf M nuten ins Hotel.' „Ich bin sicher/ sagte Ravenelle,„bah Cheoillard gar nicht an. Flirten denkt, solang« seine klein« Pariserin lebt!'. „Wissen Sie schon, daß sie mir telegraphiert hat?' fragt« Chevillard. „Donnerwetter, die Hot'» ober eilig!' Freudestrahlend saltete Ehevillard da» Telegramm auseinander ynh las: �Herzlichst« Glückwünsche zum fünften Platz im GesamtNoss«- ment und viel« Süss« von Ieanin«.' „Na. mein Jung«, da» ist allerdings vielo-rsprechend!" .„Küsse hat sie sogar in der Vehrzahl geschrieben/ bemerve Tampier. „Das reicht für die ganz« Mannschaft. Schreibe ihr, daß ich sie auch küssen loss«!' ,�)ab' schon telegrophtert!' „Wenn da, so weitergeht.' sagt« Blanc-Mesnil,„kann sie nach der Rundsohrt ein Postkartengeschäft ausmachen, soviel schr«ib«n wir ihr../ Da» Kasino füllt« sich immer mehr. Dl« drei Rennfahrer waren bo» Ziel aller Blicke, und die jung«» Mädchen lächelten ihnun b«- londers freundlich zu. Doch auch Bordist. der Sieger der letzte» Etappe, der mit Rissin und Manadian an etnem Tisch saß, wurde stiel bewundert. ,.Si«h doch mal die große Schwarz« dort, die mit dar ge- schminkten Alten tanzt, die läßt ja von Herr» Ranenell« keinen Blick/ sagte Thevillard.„Die hat schon angebissen»' „Wahrscheinlich hält sie Raoenell« skr Mirrale, oder Argen, tero/ sagte Fnurcode. Sie lachten, weil Ravenell« blond« Haar, und rosigen Sdint hatte. Di« Tänzerin mußt« gefühlt haben, daß man von ihr sprach. Ruhig hielt sie weiter ihr« Blick« aus Ravenell« gerichtet, und man konnte sehen, daß sie sehr schön«, sanft« Augen halte. Hie war höchsten, zwanzig Jahr« alt. hatte«inen hauchsrischen Teint, und die Schönheit ihrer nackten Arm» und ihre» schlanken Halse» wurde durch eine einfach«, aber vornehm« Hatin-Abindrob« nur erhöht. Ihre Partnerin war mindestens schon siiirsuirdoiorzig. Fourcade neigt« sich neugierig aus der Loge. „Zu dumm/ sagte«r absichtlich laut,„daß die Domen allein tanzen!' „Was sollen sie tun, wenn kein Herr sie auffordert?' entgegnete nmtio die Aeltere. Der Masseur ließ sich da» nicht zweimal sagen, schwang sich über die Logenbrüstung und sab» dl« Aelter« um die Hüsten , wäh. rend die Junge allein und ernst dastand und noch immer Raoenell« anblickte. «Los. Mirrale», sei doch galant/ sagt« TampUu laut und gab Ravenelle«inen kleinen Stoß. „Der H«rr ist nicht Mirrale»!' sagte hierauf das jung« Mädchen. ./ich habe den Herrn gestern im Auto ankommen sehen.' „Dann verzichten Ei« wohl darauf, mit mir zu tanzen?' „Aber, im Gegenteil/ Cr tanzt« mit ihr zu den Klängen«ine» kubanischen Tango». und sie drückte sich an ihn mit der ganzen Glut ihre» schwingenden Körper» und ihrer jungen duftenden Brüst«. Die drei Rennsohrcr jubelten vor Freud « in ihrer Log« und klatschten, so oft Fourcad« m grotesk.komischer Haltung an ihnen varüberlanzt«. Rissln, Manadian und Lorbtst schlössen sich ihrem freudigen Gelächter an. „Sind Sie Sablaiserm. gnädige» Fräulein?' fragt« Raoenell«. „Rein, ich bin au« Nantes . Meine Mutter hakt« dort«in« American. Bar, die sie kürzlich verkaufte. Jetzt wollen wir ein wenig reisen und uns erholen. Bielleicht haben Sie schon einmal mein Bild in den Zeitungen gesehen. Wir hatten in Nantes ein« Schön- beltskonkurrenz, aus der ich als Siegerin hervorging und zur Königin ausgerufen wurde/ „Di« Richter haben zumindest guten Geschmack bewiesen!' /Das sagen Sie doch nur so../ „Rein, da» ist wein« Ueberzeuguugl'
„Wirtlich?' ./ich lüge nie!' Ravenelle dachte: „Wenn sie noch länger so mein Lein zwischen ihre Schenkel drückt, werden wir beide hlnfllegen. Komisches Mädchen! Ihr kühler Blick würde chr heißes Temperament nie oerraten. Dabei ist sie in Gesellschaft ihrer Mutter. Na. da bin ich ja schön ein, gewickelt...* Als das Orchester ein« Paus» machte und die Tänzer sich lösten. stellte er ihr die Rennfahrer vor: „Herr Blanc-Mesnil. der gester» in der Etappe dritter war und seit dem Dersagen 2e Bozecs an der Spitze de» Gesamtergeb» nisse, steht, wird diese Nacht mtt dem„gelben Trikot' weiterfahren. Hier ist Tampier. französischer Landesmeister und vierter un Gesamtergebnis. und hier unser Flaschenkind, Chevlllard, der an fünfter Stelle liegt. Sie sehen, mein Fräulein, durchweg Kanonen!'
Qunz Hostens wartete auf dar Straße. „Jawohl, Kanonen I Di««erden aber jetzt abmontiert und müssen in» Bett." unterbrach ihn Fourcad«.„Los, mein, Herren. der Scherz ist wieder mal au«!' „Kommst du mit uns?* fragte ihn Tampier und kniff ein Auge zu. ..Unmöglich! Die altfranzösisch« Galanterie zwingt mich, bei der Königinmutter zu bleiben!' erwiderte der Pfleger lachend. Die Königinmutter warf ihm. während sie Eisjchokolade schlürfte, einen schmeichelnden Blick zu. .Otiten Sie sich vor Herrn Ravenell«/ riet er ihr.„Das ist ein berühmter Don Juan ! Sehn Sie doch, ml« er Ihre Tochter an sich drückt.' „Aber das Kind muß doch auch mal«ist Vergnügen hoben.' /dann ist alle» in Ordnung.' sagt, Fourcad,. der immer klar« Situationen liebt«. Und schon begann er mit ihr«inen neuen Tango.
„Was sind doch die Rennfahrer für hübsche Iungevs/ sagte sie../ich gäbe sonst was drum, wenn ich sie mal im Rennen be- gleiten dürste.' ..Kommen Sie doch mit uns bis Bayonne .' sagte Fourcade zerstreut. Die Klein«, die mit Raoenelle an der Seit« der Mutter tanzte. hatte ee gehört. Soso« riäMe sie ihre flehenden Augen auf Ra- oenell« und bat: ,/la, das wäre zu schön! Wann fahren sie weiter?' „Ausnahmsweise gehen dt« Fahrer schon heute abend uw zehn wieder in» Rennen. Wir stehen oar der längsten Etappe Ich übernachte heut« in Salutes, wo ich die Fahrer morgen abwarte. um mich ihnen wieder anzuschließen. Leider haben wir nur noch einen Platz im Auto, und es könnte nur eine der Damen mit- kommen...", „Lola, du würdest dich doch nicht von deiner Mutter trennen? „Warum denn nicht?' sagte das junge Mädchen und drückte sich an Ravenelle.„Wenn ich nur bei meinem Freund bleiben darf/ „Na schön/ erwidert« Fourcad«.„für die Mutter werde ich schon sorgen' „Sie sind wirklich zu lieb, meine Herren! Aber sei bloß nicht leichtsinnig, Lolachen. nimm dir den warmen Reise- mantel mit..' „Keine Angst, sie steht unter meinem Schutz,' sogt« lächelnd Mainguy Eine Stunde später saust« der Wagen auf der Chaussee nach La Rochelle Sanft schien die Sonne über die westen Felder, und die Luft war würzig und sommer- süß. Der Maler hatte sich neben den Chauffeur gesetzt, und Lola saß. eng an Raoenelle geschmiegt, im Wagen. „Verflucht noch mal!' brummt« Baust. „Wenn Weiber geladen werde», hört sich der ganz« Sport auf/ Mainguy wandt« sich sehr oft um. Jedesmal schien sich die Kleine noch enger an Ravenelle zu drücken. „Na, Kinder, wie sühll ihr euch?' „Tadellos, dank«/ Lola sang, ohne daß ihr Beficht die ______________ geringste Freud« ausdrückt«, mit der schleppenden Stimm« einer Modistin: „Hier Ist mein Herz! Wer will mich lieben?' Mainguy sang weiter:„Ich schenk« Glück und süße Luft!'—„Aber dos ist ja etwa» ganz anderes/ jagt« die Klein«.„Sie singen sclljch/ Schon zirpte sie vetter: ,Aier ist mein Mund, wer will ihn küssen?' Prompt zog Ravenell« sie an sich und küßte sie aus Ist« Lippen. Doch sie wehrte sich, da sie ihr» sentimental« Romanze zu Ende fingen wollte. „Singe nur weiter. Klein«/ sagt» der Maler begeistert.„Das Leben ist doch schön! Por zwei Stunden wort ihr euch beide noch fremd, und jetzt fahrt Ihr nach Bayonne , um vielleicht für» Leben zusammenzubleiben.' In La Rochelle speist« man zu Abend. Jetzt« Smme lag aus den Türmen von Honki«Nikolaus. Im Hofen lagen Fsscherbqrien. deren tiefg,ld« Segel durch den milden Abend leuchteten. (Fortsetzimg folgt-)
WAS DER TAG BRINGT. OimiiimmnnniniiniHiiiiiiiiiniiifliimMKiHimniNniraiHiiiimumHiMniffliminnnimiiiHiiiiniiimiiiHffltummiwiniiimtniuimiiiunwniiuiinwmiiniHHniinnniwiHiunuin
Gegen den Alkoholismus bei der Reichsbahn. Wie die Reichsbahn mitteilt, veranstaltet der verein gegen den Alkoholmißbrauch ein« Sondersitzung seiner Abteilung Verkehrs- wesen am 7. November in M ü n st« r i. W- Folgend« Borlräg« werden gehalten: 1. Di« Wirtungen kleiner Alkoholdosen auf den Eisenbahnaußendienst. 2. Beobachtungen und Erfahrungen aus der Organisations- und Bortrogsarbeit. 3. Was kann geschehen, um Wünsch« der Hauptverwaltung der Reichsbahngesellschaft er- füllen zu Helsen ? Denjenigen Angestellten, die in der Alkoholbewe- gung führend tätig sind, kann im üblichen Rahmen Urlaub erteilt werden. Die Trägheit der Sinne. Der Berliner Oberbranddirettor Gempp war studienhalber in Madrid und«r glaubt sogen zu können, daß die Katastrophe im „Teatro de Novedodes' ein viel geringeres Ausmaß angenommen hätte, wenn dos Publikum bei seiner Flucht den erstbesten, den nächstgclegenen Ausgang benutzt und sich in blinder Unbesonnenheit nicht darauf oersteift hätte, jene Tür aufzusuchen, durch die es hereingekommen war. Da» Madrider Publikum hat kopflos, ungeistesgegenwärtig gehandelt: aber liegt uns nicht allen gerode in den kleinen, nebensächlichen Dingen des Leben, das Beharren im Blute? Ich fuhr«mmol eine Zeitlang zu einer bestimmten Stund« mtt einer bestimmten Elektrischen ein« bestimmt« Strecke. Der Wogen kam von einem Borort und bewegt« sich nach der Stak». An einer gewissen Stell« bog er regelmäßig in«in Depot ein und die Fahrgäste wurden aufgefordert, in einen anderen schon bereit- stehenden Wogen umzusteigen, der die Fahrt dann fortsetzte. Ich habe nun durch Monat« hindurch beobachtet, daß die Passagiere, wiewohl ihrer immer nur wenige waren und im neuen Wagen hinreichend leer» Sitze zur Bersügung standen, in aller Regel sich aus eben den Platz begaben, den sie im asten Wagen eingenommen hatten. Warum? Wieso? Aus Tradttionsmstinkt. Au» Trieb nach dem Bisherigen. Sie„gehören dorthin' Welch ein Kon- servatismus unseres Sinnesmechanisnms! Der Radioapparat, den wir uns zulegen, der ist neuester Konstruktion und das Bollendetste und Modernst«, da» es gibt. Aber der Griff, mtt dem mir den Hut auf de» Haken stülpen, der Schritt, mit dem wir über die Straß« gehen, die Reihenfolge, in der wir unsere Kleidungsstücke
anziehen, die Zeremonien, unter denen wir un« waschen, ßa« oll«» bleibt in Ewigkett dasselbe und noch beim Theaterbrand ist unser erster G-hant« nicht: W>« gelangst di» am schnellste« hinaus?, sondern: Wo bist du hergekommen?. fflan» L»uv. Ein weiblicher Hochstapler»lg Mann, In Kislowodsk im Kaukasus gab es einen Advokaten Eugen Miller. Seine Geschäft« gingen oußervrdenttlch gut. er ließ sich ordentlich bezahlen Dann wurde er Sekretär beim Gerichtsvoll« zieher und begann mit gefälschten Formularen Bollstreckung?b«sehle auszuführen. Schließlich erlangt» er die Würde eine» Bevoll- mächtigten der Staatsamvaltschaft und trieb es so lange, bis«r ob- gesaßt wurde. Nun kam das Ueberraschend«: der Advokat war kein Advokat und der Miller war kein Mann, sondern dl« Tochter des ehemaligen Generals von Meistrach. Maschinenwunder. Auf der Maschinen-, Werkzeug- und Ingenieur-Ausstevung in London werden zur Mechanisierung von Betrieben mehrere schnell- arbeitende Moschinen gezeigt, die wahrhast erstaunlich« Leistungen zeigen. Unter anderem wird«in« Hoizbearbeltung»- m a s ch i n« zur Herstellung von Nuten und Federn an Brettern vorgeführt, die in der Minute 1« Meter Bretter fiZ und fertig macht, mtt Nuten und Federn versieht und zugleich hoben, vi« Zuführung geschieht durch einen automatischen Tisch. Zur Be- dienuno ist nur ein Mann nötig. Ein«lektrisq betriebener Hammer von K0 bis 70 Tonnen Schlagtrast wird gezeigt. der in einer Minute kä Schläge ausführt. Der entlaufene Schlachtbulle. Die kleine Stadt Wellingborongh in Cnglant halte kürzlich ein Ereignis Dem Metzger entsprang ein kapitale, Bulla der gerade geichlachtet werden sollt«. Dos erregte Tie, lies versalg« oan der Menge durch das ossenftehend« Tor de» städtischen Hospuals und geradewegs in einen Operationssaal. Aber kaum sah es die weißen Sittel, als es auch schon kehrt macht» und in rasender EU« verschwand Erst im Garten des Schulmeister» konnte«r«inge- fangen werde».