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�r. 493 45. Lahfgang

1. Beilage des Vorwärts

Oonnersitag. 15 OttsSer 1925

Der Tod des Abiturienten. Erschütternde Szenen im Schülermordprozeß.

esse«. 17. Oktober. NFigsnbericht.) Nachdem der Lngeklogte im Wordprozeh jiußmann- k>aude fem Leben geschildert und dabei misdrfitflich auf(eine Un. 'chulh hingewiesen hott«, fem In der heutigen Verhandlung eine SUihe von Briefen zur Verlesung, die Huhmonn im llntersuchungs> gkföngnis gelchrieben hatte. Er hatte versucht, dies« Briefe aus dem Gefängnis herauszubringen. Sie waren im wesentlichen an Mitschüler von ihm gerichtet, deren Zeugenaussagen für ihn und fe nen Prozeh in Frage kamen. Die Briese waren dem Gericht in die Hand« gefallen. Huhmonn spricht ungeschminkt über sein« Erlebnisse in> Ck- fongnis und über solche Mitschüler, die nicht günstig über ihn aus- gesagt hrtten. Sn-l'«sond-?e scheint Huhmann sehr wenig gut aus «inen Gesangenenausseher zu sprechen gewesen zu sein, den er mit sehr dra st Ischen Schimpfworten belegt«. tlus die Froae. wie er zu derartigen Ausdrücken kone«. er- klärte der Angekiagt«, doh er damals sehr aufgeregt gewelen sei. »in einem Brief schreibt der Angeklagte folgendes:Entweder ist die Welt oder bin ich, ober einer von uns beiden ist verriiett. Mir ist alles wie ein Traum, oder ist es Dirtlichteü? Sic meine Nerven dos nur aushalten." Er fäbrt dann fort: Do als deutscher Zunge, als Slohlhelmer. da wrihi. wo« da zu tan haben wirst." Im weiteren Berlouf der Verhandlung wird als Zeuge Doubes Baiar. der Rektor Daube, vernommen. Sehr leise sprich»«r die Eidesformel nach. Gegen Ii 12 Uhr fei er in der fraglichen Nacht müde zu Bett gegangen. Gegen Morgen habe er plüstlich Hilfe rufe gehört und feine Frau nach der Zeit geiragt: c» fei iH Uhr gewesen. Die Länge der Zeit zwischen den Hilferufen und der angegebenen Stunde kann der Zeuge heute nicht mehr angeben. Es habe sich um longgezogene Ruf« pehaiidelt. die sich vielleicht dreimal wiederholt hätten. Auf eiuinol stich« sich Licht in dem Spiegel feines Schlafzimmers reflektiert, worauf er ein« Stimme gehört habe:Ich glaub«, hier liegt je­mand, den man..." Der Bat«« kann vor innerer Bewegung nicht weiter sprechen. Auf die Frage des Borsch enden, ob er bei der ersten Vernehmung gesagt hob«, doh er während der Hilserin« schweres Röcheln vernommen habe,«rwidene Rektor Daube, daß er sich d-üen nicht mehr«rinnern könne. Aber es werde schon so gewesen sein. Hier- aus hob« er mit H u h m o n n gesprochen, der inzwischen ein- getrvsfen war. Huhniann habe iiwn gesagt, dah er mir Helmut zusammen gewesen sei. Er hob« Helmut gequält, ihn nach Hause zu begleiten. Huhmonn habe gerötet» Augen gehabt und einen verhältnismäßig ruhigen Eindruck gemocht. Er habe besannen« Antworten gegeben und erklärt, daß Helmut nüchtern ge- wesen sei. Hußmann!mbe eesogi:Hai »« ich ihn doch nicht allein Vach Hause gehen losten, liriu habe ich die Schuld. Hußmonn l>ab« Blutslecke ausgewiesen. Aus di« Frage nach dem Herlommen dies«? Flecke, habe er erroirdert:Bau den o ß e n". Ich hott« icn Eindruck, daß die!« Antwort Hußmanns sehr schnell. tarn. Hußmann wurde van Beamten oufgesordert, die Schuh« aüszu- .'iehen. Hußmann sraaie mich, ob ich an ihn glaub«. Da? he- saht« ich Hußmann antwortet«: �hievsür Irank« ich Ihnen mein ganzes Leben". Hußmcnn wollte nun nach Haine und mar hier- bei verhältnismäßig aufgeregt. Mit keinem Wr-rt sprach er mir de» Bedauern aus. Ich wurde mißtrauisch und kannte iricht mehr milansehen, daß.Hußmann neben meiner Tochter Elisabeth faß. Dies war rein gefühlsmäßig. Dann ober nahm da» Mißtrauen zu. Ich machtr mir Aufzeichnungen und beob- achtet«. Später kam Kommissar Klingelköller und hatte einen Mantel aus dem Arm. an dem Ich sehr frische«, rotes Blut sah.

Zch sagle Immer wieder zv hußmann:.Karl. Karl! woher kommt das Blut?" Hußmann gab keine Antwort, blieb ober ruhig. Auf die Frage des Vorsitzenden, wie sich Hußmann am Tage noch dem Morde be- Nammen bab«, erwiderte Daube, daß Hußmann nach dem Abitur nicht bei ihm gewesen sei. Vors.: Hat Hußmann Ihnen ein Bei- leidsschreiben gesandt? Doub«: Rein, die ganze Ruh« Huß- moirns war mir ausfällig. Siootsonwoli Schneider: Ihr erster Verdacht entstand zunächst rein gefühlsmäßig und entwickelt« sich dann oerstondesgemäß? Zeuge Daube bejahte dies- Verteidiger Ruschen son Rektor Daube): Ist es denn richtig, daß Sie am Ereitog abend Hußmann aus der Straße begegneten und ihn baten. elmuts Sorg tragen zu besten? Rektor Daube v e r- n e i n t e dos. Der?lngeklogte Hußmann schildert daraus dos von Rektor Daube bestriitene Zusammentreffen. Als dritter Zeuge wird Rektor D e e f e vernommen. Er schildert,»oie«r vier bis{ünj Hilferufe g e h ö r I habe, durch die er geweckt worden fei. Es feien Ruf« in höchster Todesnot gewesen. Zum Fenster hinaussehend, habe er beobachiet, wi« sich semond an der Mord- stelle erhob, der dreimal verschmond, aber immer wiederkam. Der Zeuge zeigt an Hand der Skizze der Mordstelle den Weg. den der Täter nahm. Er habe den Eindruck gehabt, als ob der Tät« zum Fenster hinausgesehen habe. Ans dd- Frage des Verteidigers Ruschen, ob er den Gedanken gehabt habe. d»:ß es k.orl Hußmann sein könne, erwiderte der Zeuge: Itetn. da» häkle ich sehen müssen." Mehrere andere Zeugen bestätigen dann ebenfalls, in der Stacht Hilferufe gehört zu haben. Der nächst« Zeuge, Dr. med. Lutter, entdeck,« an der Leiche lange Schnitre am Hatte und stellte dann frft, daß die Ü e i ch e n st a r r« bereits eingetreten war. Der Zeuge veraniaßte dann, di« Kriminalpolizei herbeizuholen, die alsbald erschien und den Talart absperrte. Der Zeuge beslätigi dann weiter, daß Veränderungen an der Leiche nicht vorgenom- wen worden seien und schildert, wie d!« Leiche unmöglich«iuf den ersten Blick zu erkenne» gewesen sei. Hier werden dem Angeklagten die Photographie» der Leiche gezeigt, di« er ohne Erregung betrachtet. Als Hußmann zur Mordstelle gekommen sei, habe dieser den Zeuge» gegrüßt. Hußmann sei ober nicht m die Röhe der Leiche gekommen. Es fei nach seiner, des Zeugen, Ansicht ausgeichlostsn. daß er sich irgendwic mit Blui beflecke« kannte. Besondere Auiregung bemerkte der Zeuge bei Hußmann nicht, wohl aber gerötete Augen, die der Zeuge aus die uniolid ver­brachte Rocht zurückführt. Oer Zeug« bemerkte am rechten Schuh Hußmanns Blut. Auf die Frage, woher das Blut komme, habe Hußmann gesogt:Das tiMifc ich nicht, ich hnhe vielleicht Rasen- bluten gehabt." Die Hausanflestelll« von Hußmanns Psleqeeitern erklärte dem Zeugen Dr. Lutter, daß Hußmann erü gegen vier Uhr früh nach Haus« gekommen sei und mehrer« Mole das Klosett' ousoesuchi habe. Daun wurde» die VeÄandlung-n o b- gebrochen und auf D a n n e r s t a g vormittag neun il h r vertag:.___ Gelbstmori» einer Studenti». Im Jag«» 17 des Köpenick « r Stodtforstes stieße» gestern wachmlttag spielend« Kinder aus die Leiche einer Fron. Sie alarmierten die Polizei, di« den Befund aufnahm. Reben der Talen wurde ein« kleine M e h r l o de p ist o l e oestinden. aus der de Selbstmörderin sich einen Schuh in die rechte Schläfe boigebra<t.t hatte. Wie aus einem Ahschisdsbriei und einigen vor- gefundenen Papieren hervorging, hciiidclt e? sich im, die Zsisährige Studentin i>«r Medizin Mari« C o p p i u s aus Essen an der Ruhr. Das M y t i v zu txm Lerzweifiiingsschritt ist noch im- bekannt.

Unglückssatt oder Selbstmord? Eine Mutter mit ihren Kindern verschwunden. Seit Dienstag vormittag 11 Uhr ist die 26 Jahre alt« Fron Berta Scheibe»er, geb. Tielisch, die mit ihrem Manne und zwei Söhnen in der Grünauer Straße 23 zu Köpenick wohnte, mit chren beiden Kindern spurlos verschwunden. Der VoriaU erregt in dem Borvri großes Aufsehen. Das Ehepaar Scheibener ist seil etwa füns Jahren verheirvtel. Die beiden Kinder, die aus der Ehe hervorgingen, sind der.3 Jahre alte Kurt und der l's Jahre aste Hans. Der Ehemann hat durch feine Arbeit geregelten Verdienst, die Familie lebte daher in gc- ordneten Brrhältnissen. Getrübt wnrde aber das Einvernehmen dadurch, daß Mann und Frau verschiedenen politi- sehen Richtungen angehörten und keinen Ausaleich finden konnten. Äiederholt hatte Fron Scheibener deshalb schon geäußert, daß sie mit ihren Kindern ins Wasser gehen werde. Am Dienstag vormittag, während der Mann auf seiner Arbeitsstelle «eiste, verließ die junge Frau das Hmis und nahm Kurt und Hans mit. Seitdem ist sie wie vom Erdboden verschmun- den. Man vermutete zunächst, daß sie einen in der Provinz wohnenden Bruder aufgesucht habe, eine Nachtrage hat jedoch er- geben, doh sie dort nicht eingetroijen ist. Auch von ihren Berliner Bekannten weih niemand etwas über ihren Verbleid. Man hoist noch, daß sie ihren ursprünglichen Pln». mit den Kindern in de» Tod zu gehen, nicht ousg-sührt hat. sondern planlos umher­irrt. Die Verschwunden«, nach der überall gesucht wird, ist von schmächiiger Gestalt. Sie ist 1,68 Meter groß, hat dimkelblondss Haar und trug braunen Sommermontel, blauen Rock, blauweiß gemusterten Jumper, schwarze Halbschuhe»nd war ohne Kopj- bedeckung. Der s ü n s j ä h r! g e Kurt ist mit einein blauen Malrafenmantel, rotgrau gewirkter Wollbluse und Wollschal und -pudel bekleidet. Der kleine Hans, der noch in einem roten .Klappsportwogen gejahren wird, trug einen orangefarbenen Strick- anzug und wie sein Brüderchen Wollschal und Pudel. Ohne Zweifel wird die junge Frau mit den beiden Knaben irgend jemmid anfg.- sollen sein. Wer sie anirisft, wird gebeten, st« schonend anzuhalten oder den nächsten Polizeibeamten aus sie aufmerksam z» mache», damit sie zu ihrer eigenen Sicherheit und der der Kleinen in Schur,- Haft genommen werden kann. Mitteilungen über ihren--.Kvoige» Auienthalt erbittet die Kriminalinspektion Köpenick oder die ZZer- mißtenzentrale im Polizcipräsidiuni.

Großfeuer in einer Kaserne. Aenzlntantexplofion mit Mühe abgewendet. Schuseein, 17. Ottober. In der Schweriner Ariilleriekaserne kam am Mittwoch gegen ll Uhr in dem 50 Meier langen Pferdestall der Miiieiiwerferkoiii- pognie«in Feuer aus, dos rajend schnell um sich griff. Das gol H ober« Stockwerk des Gebäudes stand in wenigen Minuten in Fl«! n- wen, da di« dort logernden großen Heu-, Stroh- und Futtervorri te dem Feuer reiche Nahrung boten. Auch die Gefchirrkainmern,!» denen viel Sieiengejchirr lagerte, war in kurzer Zeit vom Feuer erfaßt. De» vereinten Kräften dcr Soldaten und der Schweriner Bzrnfsfmrwehr gelang es, P f« r d« u» d G e j ch i r r z u r e t t« n. Dr« Löfcharbeiien wurden r, ist größtein Eifer betrieben, weil im Ilntertsil des brennenden(K<»d«« ein Tank m.i i Lstöisttt Litern Benzin logerie und beim Uebergreifen des Feuers eine k a i a st r n p h o l« Explosion erfolgt sein würde. In eirihalb- stündiger'Arbeit gelang eo der Feuerwehr, das Feuer auf den oberen Stock z» beschränken. Die Entstehuiigsnrs.iche ist»och nicht geklärt. Sprechchor für Proletarische Feierstunden. UebungsftunAe heute, Donnerstag, den IS. Oktober, im Kesangsaal der Soplnen- stintte, Weinmtistersir. 16/17. Kinder nm 7 Uhr, Erwachsene um 8 Uhr abends.

mir stehen weiter zurück hinter einer Schranke. Klaßei, reicht ihm da? Gewehr hin, und ich bemerke, daß er Hahn gespannt beobachtet. Dieser zlelt sehr lanae allzulange, wie es mir scheint. Endlich gibt er einen Schuß ab es wird 6 ge- meidet. Klcßrn nickt. Hahn schießt nacks der 6 in langen Abständen 4, 7, 3. Klaßen hantiert mit dem Gewehr länger als nötig herum. Hahn hat gerechnet und den Kopf auf die Anne geworfen. Seine Schultern krümmen sich. Klaßen tut den schärfsten Blick, den ich je von ihm sah. Dieser Vtick schießt an den Wällen entlang und scheint dann in ihm selbst zu versinken. Alles geschieht in einem Augenblick: ich sehe Hahn sich von der Pritsche mälzen, sehe Klaßen darauf liegen, der kurz ziell und schießt. Falkenaugs, du hast es geschafft! Wir Niissen es. bevor es angezeigt wird. Wir spähen durch da? Schneetreiben nach dem Anzeiger, er bewegt sich und meldet 10. Und noch einmal sehe ich Klaßens Augen scharf werden, als er tiesatmend die Hülse aus dein Lauf wirst. Diesmal hat sein Blick uns umfaßt. Auf uns kann er zählen. Hahn ist auf Urlaub gefahren. Die kleine Theda hat den Vater mit einem langen, schwachen Lächeln begrüßt. Sie starb am Tage nach seiner Ankunft, vierjährig und klein. absests von den Straßen der Welt. Doch siihrt ein Weg zu ihrem Grabe. Dein Grab, mein Korporal Klaßen wo ist der Weg. der mich hinführt? Der Simulant. Der rote Streifen an meiner Mütze sagt mir, daß sie mich gänzlich in der Gewalt hoben. Aber ich bin nicht zahm. Ich bin ein Adler. Ich sterbe im Kastg oder breche aus! D-r Divisionspfarrer betet auch nicht um meine arme Seele. wenn er fein deutsches Beefsteak verzehrt. Ich erniedrige mich zum Simulanten, so dah ich vor mir selber Ekel emp- finde, gewöhne mir einen schlappen Gong an. lost« die Augenlider dangen und bringe mein Herz mit Antipqrin in ein überheiztes Tempo. Sodann eines Morgens: Krank- Meldung. Wöhrend alles mit Hast �um Außendienst antritt, bleibe ich auf der Stube zurück. Mit heißer Scham seh« ich den Krummsten der Krummen, Max Pfeiffer, zum Dienst gehen, getrost und mutig, als sei er der strammste Soldat der Welt. Roch dem Abrücken der Korporalschast muß ich die Stube fegen, Wasser holen und die Svucknäpfe säubern. Wenn ich heut« in derselben Lage wäre, so würde ich wohl genau dasselbe noch einmal tun. Ich bin ein Adler und kann nicht in einem Kästge sein. (Fortsetzung folgU

« Soldat Surren. vvn Ocotfx vv» der D r! n g. C'opTrriKdt 1927 l-y J. M. Spaetli Ver'asr, Berlin . Lurtjabam hat seinen Landsnann Hahn auf ein Glas Glühwein mitgenommen. Ich schließe mich ihnen an, und wir setzen uns an ein Fenster, rauchen und trinken. Dick« Flocken wirbeln gegen die beschlagenen Scheiden, drinnen der kleine Ofen ist rund herum rot vor Glut. Lurtjebam und ich schimpfen auf di- Knackwurst Zutschky. Wir sind ganz erschöpft von dieser Roheit und ichmähen ihn. Immer bin ich in Bersuchung. den rotglühenden Ofen an­zufassen. Aber was kannst du machen!" achselzuckt der lange Lurtjebam.wenn du e» dem Alien meldest, host du sie alle auf dem Hals. Sie machen es wie die Wanzen, die den Himmel verdunkeln." Weshalb die Wanzen den Himmel verdunkeln sollten, wußte ich nun nicht. Hohn aber, der bisher sein heißes Glas mit beiden Händen umfaßt gehalten und geschwiegen hatte, schüttelte den Kopf und sagte traurig: Das ist doch ganz egal. Mager doch tun, was er will, ich hänge mich nicht darum auf. Werde ihn schon im Felde einmal wieder treffen. Werde ihn kalt machen. Ich tchneid« ihm die Hacksehnen durch und spalte ihm den Schädel. Aber das ist doch ganz egal und ist noch längst das Schlimmste nicht" Damit zieht er ein Telegramm aus der Tasche und gibt es un». Wir lesen, daß sein Kind sterben wird: der Arzt bat es abgesandt. Hahn soll sofort kommen. Es ist sein ältestes Kind, ein Mädchen von vier Iahren: er hat noch zwei kleinere. Sie hieß Theda Hahn und war sicher so weißblond wir ihr Batcr. der Schuster. Mir ist. als ob ich dies Kirch sehe. Es hat im Fieber tagelang..Dater" yerufen und will nicht sterben, das kleine zähe Mädchen. Sie tst unter dem Pochen des Hammers ausgewachsen, und nun fehlt ihr das Pochen des Hammers im Sterben. Es pocht ihr zwar immer- fort ein Hammer im Kopf, aber wer ist es, der hin schwingt? Der Bater nicht, sein Schemel ist leer. Lurtjebam hat Unteroffizier Klaßen das Telegramm ge- geben. Er ging vorbei, las es kurz und versprach zu tun. was möglich sei.., Hahn hockt teilnahmlos hinter dem leeren Glase, In seinem Bart sitzt noch gerv-'nenes Blut. Der Ofen erkollet. Endlich sind wir dran zu schießen.

Draußen in dem langgestreckten Stande liegt der Flügelmann Musketier Lurtjebam auf der Pritsche, bekommt da? geladene Gewehr von Klaßen hingeschoben und zielt sehr ruhig und lange durch seine runden Brillengläser. Ich ent- ; sinne mich noch, dah er beim ersten Säniß wie ein« Soldaten- spinste das Sonnensegel erkletterte, offenbar im Glauben. daß von dort oden g-schossen werden müsse. Heute aber liegt er richtig aus dem hölzernen Gestell, verschießt in Ruhe seine fünf Patronen und erzielt trotz Dunst und Flockenfall 7, 9, 9, 9, 10. Zusammen 44 Ringe, eine gut« Leistung. Nach ihm kommt Pfeiffer an die Reihe und erzielt 0, 3. 3. 2, 0. Bei dem letzten Fehlschuß betritt der Hauptmann den Stand. Es ist ein großer Herr mit goldener Brille und kaltein Gesicht, im-Zivil Oberlehrer. In der Rechten hat er «ine Reitpeitsche, und er hält sie wie einen Fcderholtei. Der Hauptmann spricht kurz und scharf seinen Tadel über das schlechte Schießen dieser Korporalschast aus. Nehmen Sie di? Leute besser heran," befiehlt er Unter- offizier Klößen,jeden Morgen Zielübungen, und im übrigen: unerbittlich in allen Anforderungen!" Danach wendet er sich, steis wie eine Halzfigur, zum nächsten Stand. Roch einmal stehenbleibend: fragt er: Ist hier der Mann, der wegen seines kranken Kindes um Urlaub nachgesucht hat?" Klaßen bejaht es, und Hahn tritt vor. Der Hauptmann bekommt täglich Telegramm« über Krankheiten von Angehörigen der Rekruten: er steht ihnen sehr mißtrauisch gegenüber zumal bei schlechten Schieß- resultaten, die dar Major auf Befehl des Generals aufs ernsteste rügen wird., Er fragt Hahn: Wie haben Sie heute geschossen?" Ich habe noch nicht geschossen, Herr Hauptmann." Sie«ollen sagen, Sie haben heute noch nicht ge- schössen!" Jawohl, Herr Hauptmann." Schießen Sie heute nicht weniger als 30 Ringe, den letzten Schuß nicht unter 8, so können Sie fahren. Ich werde mir Ihr Schießergebnis geben lassen. Haben Sie Rasen- bluten?" Rein. Herr Hauptmann." So säubern Sie sich den Bart." Darauf begibt sich der Hauptmann in den nächsten Stand, wo eben jemand einen aussichtslosen Schuß ins Schneegestöber hineinjagt. At'lb bei uns geht das Schießen weiter, endlich ist der kleine Hahn dran. Wir können sein Gesicht nicht sehen, denn i