Nr. 503 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Der Landbund Aufruhr von Kyrit
und feiner will's gewesen sein!
Im weieren Berlauf des Kyrißer Prozesses erklärte der Angeflagte Major Cordes, daß die vorbereitende Versammlung für die Demonstration in Brigwalt abgehalten worden sei. Die Aufrufe feien damals beschlagnahmt worden. Die Tatsache, daß die Landbundmitglieder dicke Stöde mitgeführt hätten, sei meiter nicht auffällig, denn leichte Stöckchen gäbe es wohl in feinem Bauernhaus. Bors: Haben Sie, als Sie noch vor dem Landratsamt waren, gesehen, wie
wurde?
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mit Glühbirnen und Steinen geworfen
Angefl: mit Glühbirnen ja, Steinwürfe habe ich nicht gesehen. Im übrigen möchte ich betenen, daß die Forderung der Menge, daß der Landrat erscheinen solle, sich nicht gegen die Person, sondern nur gegen das System richtete. Der Angeklagte bestritt, daß er die Leute durch Zeichen ermuntert habe. Er habe nur gesagt, erst müsse die Schupo weg, dann würden unsere Leute auch abziehen. Bei dieser Darstellung blieb der Angeklagte auch gegenüber dem Hinweis des Oberstaatsanwalts, daß Cordes, der ja nach seiner eigenen Angabe am Eingang des Finanzamtes stand, unbedingt gesehen haben müsse, wie das am Eingang befindliche Hoheits schild durch einen Steinwurf zertrümmert morden sei.
Staatsanwalt gegen Zeichner.
Die Nachmittagsfizung begann mit einigen 3 mischenfällen. Der Borsitzende erklärte sich auf Grund von Vorstellungen der anwesenden Zeichner bereit, das Zeichnen im Gerichtssaal zu gestatten, sprach aber den Wunsch aus, daß Mitglieder des Gerichtshofes nicht gezeichnet werden sollten. Staatsanwalt schaftsrat Borchert erklärte sich jedoch mit dieser Genehmi gung des Vorfihenden nicht einverstanden, sondern betonte aus drücklich, daß er auf das entschiedenste gegen jede Veröffentlichung von Zeichnungen seiner Berjon protestieren werde.
Brandt
Nachdem dann der Angeflagte, Landwirt v. Lindau , noch ausdrücklich bestritten hatte, daß er sich an den Steinwürfen auf das Katasteramt beteiligt habe, wurde der Guts befizer Selle vernommen. Er machte seine Befundungen in etwas ironischer Form und erklärte schließlich unter allgemeiner Heiterfeit auf den Anklagebänken: Wie nun die Schutzpolizei mit den Maschinenpistolen fam, da habe ich mich eben gebückt, denn ich bin ein bißchen lang. Bors( scharf): Ich bitte dringend, dieses Lachen zu unterlassen, das bei dieser traurigen Angelegenheit durchaus nicht am Blaze ist. Angefl.( fortfahrend): Und als ich dann sah, wie sie mit Steinen warfen und wie der Adler, wollte fagen, Pleifegeier,
Der Angeklagte Gutsverwalter v. Jena erklärte ebenfalls, daß der Einsatz der Schupo außerordentlich bedauerlich gerunterfam, da mußte ich lachen... Bors.( unterbrechend und sehr wesen wäre. Die Deputation, die vom Landrat sehr freundlich empfangen wurde, bat auch den Leiter des Finanzamtes, Oberregierungsrat Reinholz, einige Worte zur Menge zu sprechen. Hätte er das getan, so wäre die Menge sicher ruhig weitergegangen. Vors.: Aber vorher waren doch schon Fensterscheiben eingeworfen worden.. Angefl: Nur, weil die Leute die Schupo jahen. Wir berichteten dann der Menge, daß Reinholz uns erwidert habe, er sei von seiner vorgesezten Behörde angewiesen, nicht vor der Demonstration zu sprechen. Bedauerlicherweise haben sich unsere Leute darüber heftig aufgeregt und riefen, trotzdem wir sie zu beruhigen versuchten:
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Er ist doch alfer Offizier, er fann auch mal ohne Befehl handeln.
Der dritte Hauptangeflagte, Gemeindevorsteher Staffehl erklärte, daß es allen fern gelegen habe, irgend etwas zu zerstören. Wäre es nicht unter dem Borgänger des Finanzamtsleiters zu Verfehlungen gefommen, dann hätten sich auch dort keine 3wischenfälle ereignet.( Bravorufe auf der Antlagebant. Der Vorsigende verbat sich daraufhin jede Kundgebung.) An diesen Berfeh lungen hätte nicht Reinholz, sondern sein Vorgänger Schuld gehabt. Es sei nicht wahr, daß er die Menge auf dem Marktplay ermuntert habe. Er hätte vielmehr beruhigend gesprochen, obwohl er Vieles vom Finanzamt wußte. Bors: Auf einen Schupobeamten, der Sie gefragt hat, weshalb Sie denn die Leute überhaupt zum Finanzamt gebracht hätten, sollen Sie so heftig losgegangen sein, daß er vor Ihnen in Sicherheit gebracht wurde. Angel L.: Ich hatte doch die Leute nicht hergeführt. Ich gebe zu, daß ich gesagt habe: Jet gehen wir zum Katasteramt, wo man uns noch mehr Steuern auftnadt als beim Finanzamt, aber das tat ich nur, um die Menge vom Finanzamt wegzubekommen.
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Auch die übrigen von der Anklage als Rädelsführer bezeichneten Angeklagten leugneten im großen und ganzen jegliche Schuld. Der Landwirt Kleine, dem von der Anklage im besonderen zur Last gelegt wird, daß er den Polizeimachtmeister Müller mit einem Stock zu Boden geschlagen habe, gab nur zu, daß man verschiedene Schupomachtmeister noch von 1926 her von der damals abgehaltenen Demonstration in unliebsamer Erinnerung gehabt habe,
weil sie den Landwirten die Stöde abgenommen hätten. Er habe den Wachtmeister Müller auch bei seiner Festnahme nicht mit einem Stod geschlagen. Er habe erst in Neuruppin erfahren, das ihm das zur Last gelegt werde.
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Roman von Georg von der Vring .
Copyright 1927 by J. M. Spaeth Verlag, Berlin .
Nach dem Kaffee gehen alle Refruten aus. Die MärzDie März sonne scheint draußen blaß auf den Exerzierplaz, den Hunderte von Soldaten kreuzen. Hinter den Wirtschaften, Militäreffektengeschäften und Photographenateliers hört man das besessene Gefrähe vieler Hähne.
Pabst geht mit Lurtjebam und Hahn ins Café Leib. Mener hat eine Verabredung mit einem Leutnant, der mit ihm befreundet ist. Auch die anderen gehen aus, und ich bin allein im Saal. Ich sitze auf meinem geschrubbten Schemel und habe mich fertig gemacht zum Fortgehen. Wieder höre ich Glocken, wieder sehe ich den Leichenwagen um die Ecke schwanken und den Engel knien und beten. Was mag er beten? Daß mich die Langeweile nicht mürbe mache! Der Die Engel meiner Kindheit, fort geht er, um die Ece. Glocken aber flingen weiter.
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Ich fliehe vor ihnen, gehe ins Freie und tomme durch Straßen, wo Menschen mit vielen Kinderwagen dahinziehen. Die Heden sind ein wenig grün. Jemand spielt hinter einem offenen Fenster Klavier. Geranien stehen davor und duften. Ich beschließe, zu Peter zu gehen, treffe ihn aber nicht zu Haufe. Ich lege mich auf sein Sofa und schließe die Augen. Später mache ich wieder auf und sehe am Ofen mein Koppel mit dem Seitengewehr hängen. Es ist sehr still. Durch das offene Fenster flingt das Auffeßen eines Spazierſtockes auf das Pflaster. Bor mir an der Wand hängt ein Bild. Es ist ein Stilleben, eine Negermaste mit dicen roten Lippen. Ich erinnere mich, daß ich sie einft gemalt habe. Aber ich verstehe dies Bild nicht mehr. Das Leiden hat uns alle ge= faßt, und alles müßte jezt anders gamalt werden: Gefichter von Menschen und Gesichter von Tieren.
Die Tür geht auf, und Peter tritt ins Zimmer. Er sagt: Bist du wach? Wir wollen jetzt gehen, wenn es dir recht ist." ( Ich erinnere mich sehr deutlich, daß er sagte: wenn es dir recht ist.)
Wir besuchen eine Pension, wo Lisa hätte wohnen sollen, menn fie zu mir gefommen wäre. Es stehen dort noch Kuchen, Apfelfinen, Trauben und Wein auf dem Tisch, die Beter damals hingeschickt hatte.
Beter und ich, wir fizen am Tisch, essen und trinken. Ich höre ferne Glocken, und eine helle dazwischen.
darf): Sie haben solche Ausdrücke zu unterlassen. Ich finde es sehr traurig, daß Sie bei solchen Sachen gelacht haben. übereinstimmend, die Not der Landwirtschaft sei damals so groß Die meisten der weiterhin vernommenen Angeklagten betonten gewesen, daß sie es als ihre Pflicht betrachtet hätten, bei dieser undgebung mitzumachen. Alles wäre gut gegangen, wenn die Schuhpolizei die Massen nicht schon während der Demonstration auf dem Marktplatz in Erregung gebracht hätte, ebenso später am Finanzamt durch ihr ganzes Berhalten. Demgegenüber wies Staatsanwaltschaftsrat Borchert darauf hin, daß ja der Steinhagel gegen das Finanzamt auch nach dem Abrüden der Schußpolizei fortgesetzt worden wäre.
Besonderes Interesse erregte
die Bernehmung der einzigen angeklagten Fran, ihrer Auffassung schon verschiedene Zurufe während der Reden auf Erna v. Kliging auf Demerthin. Sie gab an, daß nach dem Marktplatz bewiesen hätten, daß sich unter den Demonstranten Elemente befanden, die nicht zum Landbund gehörten. Später habe fie beim Landratsamt einige Male ein klirren gehört, das wohl Don Glühbirnen hergerührt habe. Aber ihr Eindruck war, daß das mur auf die Langeweile unter der Menge zurückzuführen war. ,, Dann habe ich das Einwerfen der Fensterscheiben beim Finanzamt gesehen, aber da ich mich bisher noch nicht mit Aufruhr beschäftigt habe, wußte ich nicht, daß ich nun deshalb meglaufen mußte. Ich bin also dageblieben, auch um den Landrat sprechen zu hören. Vorf. Sie haben sich also gar nichts dabei gedacht, obgleich nicht meniger als 6000 Menschen da standen? Wenn nun 6000 Mann besorgt geworden? Angefl.: Ach nein, ich glaube nicht, ich hätte zu Ihnen nach Demerthin gekommen wären, wären Sie nicht auch mir schon allein geholfen.( Heiterfeit.) Oberstaatsanwalt: Die Angeklagte ist ja erit zum Finanzamt gekommen, als die Schupo schon eingelegt war, also tann sie von einer vorherigen PropoLeute verlangten ja auch, die Schupo solle zurückgezogen werden. tation ja gar nicht sprechen. Angefl.: Das stimmt, aber die Natürlich wurde dabei allerhand gerufen und gelärmt, aber so ein paar tausend junge Leute können doch nicht wie ein Leichenzug marschieren. Wenn ich dageblieben bin, dann wollte ich jedenfalls nicht den anderen den Rücken stärken, sondern ich blieb, weil ich mit den anderen zusammengehörte. Als Aufruhr habe ich das nicht
angesehen.
Der Guts- und Ziegeleibefizer Schulte hatte nach seiner Befundung an der Demonstration in Roriz teilgenommen, obgleich er damals vorübergehend nicht Mitglied des Landbundes war und
Beter sagt lächelnd:„ Das Glück bleibt aus, meil alles nicht praktisch genug vorbereitet worden ist. Das gibt deiner Sache etwas Tragikomisches."
Aber ich fann es nicht finden, taue auf gedörrten Trauben, und wir gehen fort.
Wir fehren bei einem Bildhauer ein. Er ist in Artilleriftenuniform und fnetet an einem David herum. Der David soll Deutschland bedeuten, zuckt mir durch den Sinn. Der Bildhauer bestätigt es und zeigt uns seine beschädigten Zähne. Draußen dämmert es. Wir gehen an verlassenen Baupläßen hin.
Ueberall liegt Schutt. Die Straße ist gesäubert, der Himmel leer, die Dämmerung scheint fein Ende zu nehmen. Wir essen zu Abend in irgendeiner Wirtschaft und trinken Bier dazu. An jeder Tür hängt ein Platat: Gott strafe England. Ich reiche Peter die Hand, der lächelt und sie fest brüdt. Reiner fann feinem helfen.
Draußen schwanke ich mit den Gloden in die Kaserne. Glücklich ist, wer das vergißt.
Und nun ist alles ganz anders!
Ich sehe einen Wald, dessen Bäume sich begrünen. Miten durch diesen Wald läuft ein schnurgerader Weg. Wir ziehen in Marschkolonne durch den lustigen Wald, und es duftet nach verfaulendem Laub, das unsere Stiefel streifen. Rote Kaserne und blauer Waffenrod find versunken, Gestant des Teufels und Geschwirr der Knopfgabeln fort. Einen Dant dem lieblichen Baid, den steilen Bäumen über uns und der Sonne, die an die Stämme scheint. Ei, die zehnte Korporalschaft ist auch dabei! Wir haben uns verbeffert, wir alten Klagetiere. Wir tragen Feldgrau und schreiten leicht. Es ist kein Zutschky dawer denkt noch an Zutschty! Sein schwarzer Bart gleicht einem Specht, der auffliegt, so weit er will, zum Teufel. Es ist aber auch fein Klagen da, und das ist hart.
Am Ende des Baldweges ist ein Saal, in dem mir mohnen. Dort gibt es feine ftinfigen Spinde, denn es ist ein richtiger Tanzsaal.„ Odeon" heißt er, das tlingt wie musit. Ein Klavier steht in der Ecke, aber beftaubt und zugeschlossen. Und die Unteroffiziere liegen auf der Bühne hinter dem Borhang, auf dem ein rosenfarbener Himmel fich bauscht, mit Engeln, die Kobolz schießen und den Popo zeigen. Da lebt der Solbat mehr als gerne.
Gewiß, eben erst sind wir wieder in der Kaserne gewesen, aber nur, um unsere Privatsachen zu holen. Wir haben dort Grünlinge beobachtet, von denen ein ganzes Sortiment angekommen ist, und es war ein Mordsspaß, fie Beinschwingen zu sehen, als wollten sie die Welt halbieren. Besonders
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Mittwoch, 24. Offober 1928
obgleich ihn das Vorstandsmitglied Schneider aufgefordert hatte, sich zu entfernen. Um zu zeigen, daß er sich durch diese Aufforderung des Landbundes nicht abschrecken lasse, sei er dann auch an der Spitze des Zuges zum Finanzamt mitgegangen. Vor dem Finanzamt hatte der Angeklagte nun nach seiner Darstellung folgenden Vorgang beobachtet: Als die Schupo die Maschinenpistolen fertigmachte, griffen neben ihm zwei Demonstranten, die er für Siedler hielt, in ihre Lodenmäntel, holten Pistolen heraus und luden sie mit den Worten:
„ Wenn die schießen, schießen wir auch."
R- A. Sommer: Es ist Ihnen wohl befannt, daß hier in der Siedlung im wesentlichen Leute aus dem Ruhrgebiet untergebracht find. Wollen Sie nicht die beiden Leute näher bezeichnen, die die Pistolen gezogen haben? Anget: Nein, ich würde in den Konflitt kommen, Berufsgenossen zu verraten, und das tue ich nicht. Jedenfalls waren es feine Landbündler. Der Angeflagte Schulte bestätigte dann auch noch die Angabe eines anderen Angeklagten, daß ein Polizeibeamter zu einem Landwirt geäußert habe: Was, ihr flagt, daß es euch so schlecht geht, dabei raucht ihr ja noch 3igarren." Oberstaatsanwalt Müller erklärte zum Schluß, er vermisse in den Angaben der Angeklagten, daß sie von der Leitung einen Befehl zum Weitermarschieren erhalten hätten. Auf nochmalige Fragen des Vorsitzenden meldete sich aber eine ganze Reihe von Angeklagten, die diesen Befehl von den Führern erhalten haben wollten, worauf der Vertreter der Anflage die Frage aufwarf, weshalb dieser Befehl nicht befolgt worden sei, und warum man ihn bisher überhaupt nicht erwähnt habe. Nach der Verneh mung des 31. Angeklagten wurde die Verhandlung auf den heutigen Mittwoch früh 9 Uhr vertagt, und zwar werden heute vormittag die restlichen 24 Angeklagten noch vernommen.
zu bemerken, daß er Mitglied des Reichstags und des Preußischen Hinsichtlich des angeklagten Gemeindevorstehers Staffehl ist noch Staatsrats ist, daß er aber bis zur Hauptverhandlung von der Geltendmachung der Imnnunität feinen Gebrauch gemacht hat. Nach rufung auf die Abgeordnetenimmunität. Eröffnung der Hauptverhandlung erlischt der Anspruch auf Be
Nicht Autorität, sondern Vertrauen.
3m Berwaltungsbezirt Treptow ist das Bezirtsjugendamt bemüht, ständig in Verbindung mit der Elternschaft zu sein. Deffentliche Elternversammlungen, die das Bezirksjugendamt veranstaltet, dienen der Erörterung von Fragen des Erziehungswejens. Am Dienstag waren auch die Pflegeeltern, denen die Stadt ihre Schühlinge zur Pflege und Erziehung übergibt, zu einem Vortragsabend zusammenberufen worden.
jugendamt, bemerkte in einleitender Ansprache, man jolle nicht immer Stadtrat Genosse Peters, der Dezernent für das Bezirksnur über die Jugend tlagen, sondern sich auch über richtige Be. handlung der Jugend unterrichten. Gelegenheit hierzu bo! der Bortrag von Dr. Mennide über Schwierigkeiten der Erziehung". Was da über Kinder und Eltern gesagt wurde, gift selbstverständlich auch für Pflegefinder und Pflegeeltern. Mennicke stellte an die Spitze den Erfahrungssay, daß Liebe allein noch keine Gewähr dafür bietet, ein Kind richtig erziehen zu können. Zur Kindes, das nicht nach demselben Maßstab wie der Erwachsene beLiebe muß Wissen kommen, Wissen über das Wesen des urteilt werden darf. Mennicke wandte sich gegen die Betonung des Autoritätsanspruchs, den die Eltern so oft gegen ihre Kinder geltend sondern auf der Tatsache des Vertrauens müssen machen. Nicht auf dem Gedanken der Autorität, wir heute die Erziehung aufbauen. Vertrauen des Kindes zu den Eltern entsteht und wächst, wenn das Kind fühlt, daß ständnis ihres Kindes können die Eltern nur gelangen, wenn sie es von den Eltern verstanden wird. Aber zum tieferen Berwissen über Kinder erwerben. Was heute die Psychologen von den Kindern wissen, muß einmal Gemeingut aller Mütter und Bäter werden. In den Jugendämtern sieht Mennicke eine ,, päda gogische Beratungs- und Betreuungsinstanz", bei
Lurtjebam fonnte sich nicht genugtun in Ausrufen, er schrie eins ums andere: ,, Guck mal diesen roten Krebs an, den der Zutschky an der Angel hat, und was für Stielaugen der macht!-Und der Bindebaum hier! Die Hosen sind ihm viel zu kurz, die Beine werden ihm schon länger gezogen werden. Ein Hauptkerl, der Zutschky!"
Hahn antwortete: Seine Hackensehnen soll er in die Versicherung geben."
Alle lachten, aber Albering rief: Ihr Idioten, faßt euch an eure höchsteigenen Beine, und ob ihr sie noch dran habt! Ich sah die euren vor nicht langer Zeit wie Mühlenflügel schweben, ihr blöden Sauferle!"
Einige riefen: ,, Selber Sauferl!" und wir gingen die Sachen holen.
Wir schreiten durch den feimenden Wald und tragen unsere Pakete. Pfeiffer bildet den Schluß und eine Reihe für sich. Er trägt seine Habseligkeiten, einen Pappkasten von ber Größe einer Zigarettenschachtel, vielleicht sind zwei Taschentücher drin. Das Paketchen baumelt an seiner Hand, er schreitet hinter der Kolonne her, seine Kolbennase durchschneidet die Luft, als wandere er geraden Weges ins Pa
radies.
Ein Lied wird angestimmt, alle fallen ein: In dem Wasser schwimmen Fischlein, Die sind glücklicher als ich!
Glücklich ist, wer das vergißt,
Was nun einmal nicht zu ändern ist."
Wir empfinden, halb schmerzlich, halb füß, daß es nötig ist, dies zu vergeffen. Wir möchten ewig in der Kolonne marschieren und machtvoll fingen. Unser Tritt hallt zwischen den Stämmen. Wir sind ein Biered, welches marschiert, an gefüllt mit demselben Schicksal, und fühlen nur Gemeinsames. Hundert Soldaten singen die gleichen Worte und die gleichen Töne.
,, Willst du mich noch einmal sehn, Mußt du nach dem Bahnhof gehn. In den großen Bartesaal
Sehn mir, sehn wir uns zum ollerletztenmal."
Ich denke on Lisa, aber immerfort schallt mir Mar Pfeiffers Stimme um die Ohren. Er fingt total falsch und bald laut, bald leise. Bei den hohen Tönen fegt ein Knirschen ein, als ob ihm ein Weisheitszahn gezogen würde. Auch er gehört zu dem marschierenden Biered und ebensosehr wie irgendeiner. Er ist ein Offizier der Einfalt, und macht er nicht den Anfang, so macht er den Schluß.
( Fortjeßung folgt.)