Morgenausgabe
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45.Jahrgang:
Böchentlich 851 monatlich 3.60 tm voraus zahlbar. Boftbezug 4.32 m. einfchl. Bestellgeld, Auslandsabonne ment 6,-. pro, Monat..
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Der Borwärts" erscheint mochentag lich zweimal, Sonntags und Mentegs einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illustrierte Beilagen Bolf und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen, Frauen. timme". Technit"," Blid in die Bücherwelt und Jugend- Borwärts
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Vorwärts
Berliner Boltsblatt
Sonnabend 27. Oftober 1928
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
Die einipal! igt Ronpareillezetle 80 Pfennig. Refiame eile Reichs mart. Aleine Anzeigen das ettge drnate Bort 25 Pfennig( aulasfig ge fettgebrudte Worte), jedes meitere Bort 12 Pfennig. Stenengeluche das erste Wort 15 Bfennig, jedes meitere Bort 10 jennig. Borte über 15 Buchstaben zahlen für zwei Borte. Arbeitsmartt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Linden Straße 3, wochentägl, von 8 bis 17 Uhr.
Redaktion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3
bernsprecher: Dönhoff 292-297 Telegramm- Abr.: Sozialdemokrat Berlin
Vorwärts: Berlag G.m. b. H.
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Boftschedkonto: Berlin 37 536. Banffonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft, Depofitenkasse Lindenstr. 3
Kabinett und Reparationsproblem Die Entlarvung der anderen!
Umflich wird mitgeteilt:
Für unabhängige Sachverständige.
In der Freitagfihung des Reichsfabinetts hat der Reichsminister der Finanzen über die Cage betichtet, welche in der Reparationsfrage durch die bekannte Bereinbarung von Genf und die seither eingetretene Entwidlung eufflanden ist.
Das Kabinett ift fich darüber schlüffig geworden, zusammen mit den übrigen beteiligten Regierungen die nötigen Schritte zu tun, um den plan der Einschung einer unabhängigen Sachverständigentommiffion zur endgültigen und vollständigen Regelung der Reparationsfrage zu verwirklichen.
Der„ Soz. Pressedienst" bemerkt dazu: Die ötigen Schritte" dürften darin bestehen, daß das Rabinett zunächst in diplomatischen Berhand lungen verschiedene rein technische Fragen zu flären jucht. Go vor allem wann und wo die Kommission zusammen tritt und welche Befugnisse sie hat. Es tommt der Reichsregierung dabei insbesondere- wie das Kommuniqué ausdrücklich hervorhebt auf unabhängige Sachver ständige an; d. h. Finanzsachverständige, die ohne be timmte Bindungen von ihrer Regierung in die Kommission entsandt werden und sich ausschließlich auf Grund des einzusehenden Materials selbständig ihr Urteil bilden jollen.
Franzöfifche Wünsche und Hoffnungen
Paris , 26. Oftober.( Eigenbericht.) Auf Grund der vorliegenden Informationen scheint es, daß sich bie in Paris erzielte englisch - franzöfifche Einigung in der Reparationsfrage auf rein prinzipielle Gesichtspuntie beschränkt und alle Einzelheiten den bevorstehenden Berbandlungen überlassen sind. Es ist deshalb durchaus abmegig, pon bem Versuch einer Majorisierung Deutschlands zu sprechen. Die Aussichten auf ein baldiges Zusammentreten der Sach verständigenkonferenz sind durch die english - französischen Be
Deutschlands Handlungsfreiheit irgendwie beeinträchtigt worden
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Auch über die 3usammenfeßung der Sachver ständigen fommission sind bisher feine bindenden Beschlüsse gefaßt worden. Alles, mas darüber über die voraussichtliche Höhe der deutschen Gesamtschuld bisher veröffentlicht worden ist, beruht mehr oder weniger auf Kombinationen. Die dafür genannten Zahlen, die lediglich die unverbindliche Meinung der Sachperständigen wiedergeben, bewegen sich zwischen 24 und 32 Milliarden Marf. Die erste Summe entspricht der Meinung der eng lischen Finanz- und Industriellentreise, die von einer allzu hohen Last einen zu starken Anreiz für die deutsche Produktion befürchten; die letzte Summe wird in Paris genannt. Das letzte Wort fann allein in Berlin gesprochen werden. Was die Kommerzialisierung der deutschen Schuld anbetrifft, so hat Frankreich stets nur eine Teil mobilisation gewünscht. Man gibt die Hoffnung auf eine spätere Herabjegung der Schuld an Amerita nicht auf und denkt dann Deutschland nur zum Teil seinerseits daran teilhaben zu laffen und die verbleibenden deutschen Zahlungen für den Wiederaufbau zu benuzen.
Die deutsche Induftrie pofitiv" eingestellt, aber für Abwarten.
Das Präsidium und der Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Industrie beschäftigten sich mit der Reparationsfrage und sprachen sich dahin aus,„ daß sich Deutsch land, selbstverständlich unter Wahrung seines Standpunktes, positiv zu den kommenden Berhandlungen einstellen müsse". Abzuwarten sei jedoch, welche Vorschläge von der Gegenseite gemacht werden.
Amerifas Kapitalisten find bereit".
Wie dem Bertreter von Wolffs Telegraphischem Bureau aus Banttreisen mitgeteilt wird, verfolgen hiesige Finanzleute den Blan einer Emission von Obligationen in Berbindung mit der Reparationsregelung mit großem Interesses ei jedoch noch verfrüht, den Umfang und den Zeitpunkt der Emission tanische Markt bereit sein, an dem Obligationsproblem tatfräftigst mitzumirten.
Zweite Zone vor dem 10. Januar 1929?
Die Interalliierte Rheinlandkommission hat wie der Soz. Pressedienst" berichtet sämt liche Pachtverträge und sonstige vertraglichen Ab. machungen in Koblenz gekündigt und trifft alle Ber. atzbereitungen zur Uebersiedlung nach wies. baben. Es liegen auch schon Anweisungen vor, in t belcher Weise die Räumung der zweiten Zane erfolgen jon. Vorgesehen ist die etappenweise militärische Räumung. Eine Ueberführung der Truppen der zweiten Zone in die dritte Zone scheint nach der bisherigen Vorbereitung nicht geplant zu sein. Die neuen Orders der Offiziere sehen Dienst in der Heimat oder in den Kolonien In unterrichteten alliierten Kreisen wird davon gesprochen, daß die zweite Zone bis 10. Januar das wäre ein Jahr vor der vertrag. lichen Frist geräumt sein soll. Ferner wird angenommen, daß die in Genf vereinbarten Kommissionen
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Lakehurst, 26. Oktober.
Beamte der Marinestation teilen mit, daß die LanSungsmannschaften Befehl erhalten haben, sich von Sonntag nachmittag 5 Uhr an bereitzuhalten, um beim Aufstieg des ,, Graf Zeppelin" zur Rückfahrt nach Europa Silfsdienst zu leisten.
Dr. Eckener hat den Rundflug, der das Luftschiff über den amerikanischen mittleren Westen führen sollte, end gültig aufgegeben. Das Luftschiff wird zum Rückflug fertiggemacht.
Nur zwei Tage noch-
hre Aufgabe im Frühjahr 1929 beendet haben und noch nichts getan?
werden, so dass die Räumung der dritten Zone im Brühsommer 1929 akut werden dürfte.
Noch immer farbige Truppenteile.
Bon franzöfifcher Seite wird immer wieder darauf hinSepiefen, daß farbige Truppen in geschloffenen Formationen im befeßten Gebiet nicht mehr vermendet merden. Die Biffer der Farbigen ist jerner bis in die jüngste Zeit hinein immer
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unerheblich bezeichnet worden.
Demgegenüber wird dem ,, Soz. Pressedienst von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß sich die 3iffer berfarbigen Truppen mernoch auf 1300 beläuft. Sie besteht aus rumb 800 namiten, 400 2lgeriern und 50 Maroflanern. Besonders zahlreich befinden sich farbige Truppen in Mainz . Neuerdings nimmt ihre Dahl auch in Trier auffallend start zu. Die angestellten Ermitt
Heute ist der letzte Werktag, morgen der letzte Sonntag der
Werbewoche!
Nützt die Zeit heute im Betrieb, morgen im Freundeskreis!
Weitere Lehren vom Boltsbegehren.
Die 1 216 000 Stimmen, die sich unter das Boltsbegehren gegen den Bau von ,, Banzerschiffen und Kreuzern jeder Art" in Deutschland eingetragen haben, bleiben soweit hinter allen Erwartungen zurüd, daß die Ueberrraschung über den Mißerfolg des kommunistischen Feldzuges bei Freund und Feind gleich groß ist. Statt der zehn Prozent, die gesetzlich erforderlich gewesen wären oder statt einer Zahl, die den Enderfolg von 50 Proz. der Wahlberechtigten wenigstens als entfernte Möglichkeit hätte gelten lassen, nicht einmal drei Prozent! Der Fehlschlag übertrifft alle Vermutungen. Er ge= ft attet aber nebenbei einen überaus lehrreichen Einblic in die Struktur der sogenannten Kommunistischen Partei Deutschlands . Wie sehr ihre Erfolge auf dem Schwemmsand der Urteilsunfähigen und politisch Schwankenden aufgebaut waren, zeigt ja schon eine Betrachtung ihrer Wähler bei den legten Abstimmungen in Deutschland . Die Maimahlen 1924 brachten ein bisher höchstes ziffernmäßiges Resultat: 3 746 000 Stimmen. Im Dezember 1924 janten sie schon auf 2 708 000, bei der Wahl zum Reichspräsidenten 1925 gar auf 1800 000 Stimmen, um bei der Reichstagswahl 1928 wieder auf 3 262 000 zu steigen und bei dem Volksbegehren jezt auf 1216 000 zu finden. Demgegenüber halte man sich die Wählerziffern der Sozialdemokratie pon 1871 bis 1912 vor Augen, die gewiß nicht ganz ohne Schwankungen sind, aber doch im ganzen eine regelmäßig aufft eigende Linie zeigen, die erst durch das Frauenwahlrecht und das Auftreten anderer proletarischer Gruppen eine vorübergehende Unregelmäßigkeit erfahren.
Die legte Generalprobe der Kommunistischen Partei ge währt deshalb einen tieferen Einblick in die innere Konstruk tion dieser Partei, weil sie zum erstenmal ihre Wählerfchaft ganz auf eigene Füße stellte und ihnen jede Gelegenheit nahm, sich hinter anderen zu versteden wie das bei allgemeinen Wahlen der Fall ist und wie das auch bei dem Don mehreren Parteien ausgegangenen Volksbegehren zur Fürstenabfindung möglich war. Damals hatte jeder kommunist" die Deckung, auch für einen Sozialdemokraten oder einen unzufriedenen Bürger gehalten zu werden. Diese Deckung fehlte diesmal, es galt, den eigenen Mut zu be fennen. Nun wissen wir Sozialdemokraten, welche Schwierigteiten dagegen auf dem flachen Land und in den kleinen Städten bestehen und man kann, um gerecht zu urteilen, den Kommunisten ein volles Drittel weiterer Stimmen zubilligen, also etwa 400 000 zu ihren 1,2 Millionen, die auf dem Lande aus Furcht vor Arbeitgebern nicht abgegeben wurden. Aber auch bei diesem weitherzigen Zugeständnis ist erst die Hälfte der kommunistischen Stimmen vom Mai 1928 erreicht. Bo ist die andere Hälfte geblieben? Wo ist sie befonders geblieben in Berlin , an der Wassertante, in Sachsen , in Mitteldeutschland , in den westlichen Hochburgen" des Kommunismus, wo vom Terror gegen die Ginzeichner teine Rede sein kann. Sind die ausgebliebenen Stimmen teine Gegner des Panzerfreuzerbaus? Sicher sind sie es! Aber sie wagten auch dort nicht, sich öffentlich zu einer Attion zu bekennen, die im wesentlichen von den Kommunisten getragen war und das ist der intereffanteste Schluß auf die Zusammensetzung der Mitläuferschaft der Partei. Es sind räfonnierende Spießer, die Faust in der Tasche ballende Radikalinstis, auch berech tigt Unzufriedene, die immer den Ertreisten die Stimme geben, wenn nichts zu riskieren ist, aber sich sorgsam hinter dem Ofen halten, wenn sie dann ein offenes Bekenntis abgeben sollen. Diese Gruppe bildet, wie sich jetzt herausstellte, einen ganz erheblichen Teil des fommu= nistischen Wählertörpers. Deshalb die sonst unerflärlichen Schwankungen von Abstimmung zu Abstimmung! Faules Fleisch, das sich ansetzt und den Körper viel stärker erscheinen läßt, als er in Wahrheit ist. Jede ertreme Bariei wird gelegentlich solche Elemente anziehen, auch der Sozialdemokratie sind sie zugefloffen, als sie die einzige Oppositionspartei war. Aber daß sie einen so hohen Prozentsaz, daß sie die Hälfte aller Wähler ausmacht bei einer Partei, die fich der besonderen Aktivität und Kraft ihrer Anhänger rühmt, das ist die Enthüllung, die sich aus dem Verhältnis von 3,2 Millionen zu 1,2 Millionen plus 400 000. ge= waltsam Berhinderter ergibt. Der Anteil des Schwemmsandes ist also außerordentlich groß!
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Die politisch Wertvolleren sind auch von unserem Standpunft aus die 1,25 Millionen mutiger Befenner. Ihnen muß die Intonsequenz ihres Handelns vor Augen geführt werden, besonders in einer Zeit, in der die Leiden der Kommunisten in der Umwälzungsperiode den Verfolgungen der Sozialdemokratie unter dem Sozialistengeleb entgegengestellt werden. Vielleicht findet die folgende Gegenüber
spungen, die fehr forgfältig durchgeführt wurden, find mit den fran Holt Mitglieder der Partei! ftellung bei diesen mutigen Berennern einiges Interesse:
glifchen Behauptungen über die farbige Truppenverwendung nicht Werbt Leser dem ,, Vorwärts"!
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aube Cintiang zu bringen,
Das demokratische Recht des Boltsbegehrens, das die Kommunisten in der Deutschen Republik als Waffe bemugen ist in Sowjetrußland allen Parteien, auch den tommu
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