Unterhaltung unö
Ä9issen
Settoge des Vorwärts
3n der Geschichte der geogiaphischcn Forschung bildet die Cnl« dvkung und Erschließung des fünften Erdteils, die wir dem großen englischen Seefahrer James Cook verdanken, eine der kühnsten und erfolgreichsten Episoden. Die wogemutige, mit echt britischer Zähig- keit durchgeführte Pionierarbeit Cook», die England den Besitz einer Welt sicherte, war eine bahnbrechende Großtat, bahnbrechend im buchstäblichen Sinne des Wortes. Und dieser Ruhmestitel wird auch durch die Tatsache nicht geschmälert, daß Cook nicht der erst« Europäer gewesen ist. der seinen Fuß auf ausstlatischen Boden setzte. Im 17. Jahrhundert waren ihm aus dresem Wege bereits holländisch« Seefahrer vorausgegangen, die es ober, ebensowenig wie der Holländer Abel Jonszoon Tasman, der 1642 auf der nach ihm Tasmania benannten Insel die niederländische Flagge hißt«. verstanden hatten, ihren Erfolg auszunutzen. Es blieb bei der symbolischen Besitzergreifung, die erst Cook zu einer tatsächlichen machte. In Morton, einem Flerken in der englischen Grafschaft Pork. wurde James Cook am 27. Oktober als Sohn eines armen Land- arbeiters geboren. Der Versuch des Vaters, aus dem Sohn einen ehrbaren Kaufmann zu machen, schlug fehl. Der Junge, der von Kindesbeinen an nur von der See und Reiseabenteuer» träumt«. entlief seinem Lehrherrn und ließ sich im nächsten Hafen auf einem Kohlenjchifs als Schifsqung« anheuern, um dann nach harten Lehr- fahren in die britische Kriegsmarine einzutreten. Jahrzehnt« lang durchfuhr er als Matrose und Steuermann die Meere, mit eisernem Fleiß darauf bedacht, jede dienstfreie Stunde auszunetzen, um sich m Mathematik, Astronomie und im Kartenzeichnen auszubilden. Dem unermüdlichen Fleiß und dem zielbewußten Wollen blieb der Erfolg nicht versagt. Auf Grund der umsasienden nautischen Kennt» nifl«. die er sich angeeignet hatte, zum Leutnant befördert, erhielt er von der Admiralität da» Kommando der.Endeavour", die zur Beob- achtung des Durchgang» der Venus vor der Sonnenfcheib« für ein« Reife noch der Südfe« ausgerüstet worden war. An der Spitze einer wissenschaftlichen Expedition trat Cook am 26. August 1768 in Plymouth die Ausreis« an. Am 12. April des nächsten Jahre» warf die„Enbfovour" vor der Insel Tahiti Anker. Der Verkehr mit den Eingeborenen, deren Freundschaft er gewonnen hatte, verschaffte dein englischen Kapitän und Expeditionvleiter wichtige Angaben, die er bei der Durchforschung der anderen Inseln des Archipels, denen er den Namen„Gesellschaftsinseln * beilegt«, nutzbringend verwertete. Noch glücklicher Beendigung der ostrono- mischen Beobachtung des Venusdurchgangs nahm Cook Kurs noch Süden und steuerte in das Unbekannte hinein. Dabei leitet« ihn hauptfächlich der Gedanke, die Existenz oder doch zum mindesten die Möglichkeit der Existenz eines großen Kontinents festzustellen, dessen Vorhandensein all« Kartographen de» 16. Jahrhunderts an» genommen, und den sie„Terra,»ustralix incograta*(das Unbekannte Südland) genannt testen., ein« Bezeichnung, die[pätct als Name des fünften Erdteil».sibentommen wurde. Aber alles Suchen nach diesem Land war vergeblich« Bebesmüh Cook «ahm deshalb den Kur» Deftnorweft und sichtete endlich«inen langgeftreSten. von einer hohen Bergkette flankierten Küstenstrich Es war Neuseeland , das Abel Tasman wohl entdeckt, ab« nur ganz flüchtig erforscht hatte, und da» über ein halbes Jahrhundert hindurch vollständig vergessen worden war. Cook blieb es vorbehalten, durch die Umsegelung den Jnselcharakter Neuseeland « festzustellen. Nach dreiwöchiger Fahrt wurde dann die Osttüste Australiens selbst ge
funden und weiterhin die Botony-Bay entdeckt, die Bucht der australischen Südostküst«, die ihren Namen von der reichen Fülle unbekannter Pflanzen erhielt, die die Botaniker der Expedition hier zu sammeln Gelegenheit hast«'. Nach der kartographischen Aus- nähme der Neusüdwales genannten Ostküste und der glücklichen Durchsegelung der gefährlichen Torresstraße kehne Cook 1770 noch der Heimat zurück. Längst hatte er mit seinen Entdeckungen die Bewunderung der ganzen Welt erregt. Seine alle Erwartungen übertreffenden Er- folge bestimmten die britische Admiralität, Cook mit der Führung einer zweiten Expedition nach den australischen Gewässern zu be- trauen, an der auch zwei berühmt« deutsche Natnrsorfcher, Johann Reinhold Forster und dessen Sohn Georg teilnahm, der auch die deutsch « Ausgab« von Cooks Reifetagcbüchern bearbehet hat. Diesmal verjügte Cook über zwei größere Schiff«, die.Ltelolutton", auf der er feine Flagg« fetzte, und die von Kapitän Fourneaus be- fehiigte.Lldoenture". Diese zweite Expedition dauerte mm ir.2 bis 1775. Widrig«, das Vorwärtskommen erschwerende Gegen winde vermochten den kühnen Seefahrer nicht von der Durch- sührung seines Unternehmen» abzubringen, durch das bewiesen werden sollte, daß der angebliche und fast auf allen Karten der Zeit verzeichnete„Antarktische Kontinent' in Wirklichkeit gar nicht existiere. Den südlichen Kurs festhaltend, drang Cook, der hierbc- zum ersten Male den Erdball von Westen nach Osten umsegelte, bis zum 70. Grad südlicher Breite vor, der in einem halben Jahrhundert nicht mehr überschritten wurde, entdeckte eine Anzahl weiterer Inseln, darunter Neukaledonien und die Neuen Hebriden und kehrte dann nach England zurück. Seine Schifte hatten in drei Jahren in stürmischen und zum Teil unerforschten Gewässern rund 25000 Seemeilen zurückgelegt. Aber Cook, der nach der Heimkehr zum Kapitän der Flort« ernannt worden war. mochte nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Seinen Ehrgeiz reizte die brennendste Frage der Zeit, um deren Lösung sich Jahrhundert« vergeblich bemüht hotten, die Aufsindung der nordmestlichen Durchfahrt. Der vom Unterhaus für die Lösung dieser Ausgabe ausgefetzte Preis von 20 000 Pfund Sterling bot den äußeren Anlaß zum Antritt der dritten Reif«, von der Cook nicht mehr zurückkehren sollte. Mit zwei Schiffen trat er am 12. Juli 1776 von Plymouth die Ausreise an. Er durchquerte den Pazifik, besucht« die Gesellschoftsinscln, entdeckte den nach ihm benannten Cook-Archipel, wandte sich dann nordwärts und landete am 18. Januar 1778 auf der Insel Haivai, die er noch seinem Gönner Lord Sandwich, dem ersten Lord der Admiralität, benannte. Don dort erreichte er drei Monate später die Küste Amerikas , segelte in die Berrngstraße, mußte dort ober vor dem Packeis kapitulieren, ohne das Atel semer Wünsche erreicht zu haben. Auf der Rückreise erforschte er eingehend den nördlichen Teil des Siillen Ozeans und nahm die wichtigen Stellen, wo die Landmassen der Men und her Neuen Welt sich einander nähern, genau auf. Auf der Fahrt noch Süden traf e? wieder aus den Sandwichinseln ein. Um ei« von den Eingeborenen geraubtes Boot misderzuerhalten, wollte er den Häuptling der Eingeborenen als Geisel mit auf sein Schiff nehmen. Dabei kam«s zwischen seinen Matrosen und den Eingeborenen zn einem Handgemenge, in dessen Verlaus Cook mit vier Gefährten am 14. Februar 177$ von den Insulanern mit Keulen erschlagen wurde. Otto Urmacher.
Eine Filmaufnahme. Do« I. palouS. (Schluß.) In einem kleinen Wochenendhaus m der Mark, das ganz allein Und abgelegen am Wasser stand, saßen im Wohnraum um Tisch herum vier Personen. Wir erkennen sie als die beiden Herren im Reitdreß, den Filmoperateur und de» Bankier Sondermann wieder. Der sonst so wohlgenährte und gepflegte Sa.id ermann sah recht verfall-n aus. Seine Hände waren frei, ober seine Füße waren mit einer starken Kette so zusammengebunden, daß er nur ganz klein« Schritt« machen konnte. Außerdem war er noch angekettet. Die Einteilung der drei war, zwei lösten sich in der Bewachung Sondermann« ab. und der dritte besorgt« im Auto Lebensmittel und sonstige Gänge. Der Wortführer dieser Gesellschaft war ein großer Mensch, der von der anderen als John angeredet wurde. Seiner Aussprache »ach ober wahrscheinlich ein Engländer aus Leipzig . Der sprach jetzt eindringlich zu Sondermonn: „Lieber Freund, es nutzt Ihnen nichts, die wenigen tausend Mark, die Sie zahlten, sind längst verbraucht, das Leben ist eben tcuer. Wenn Sie also wieder etwas zum Essen haben wollen, müssen Sie vorher zahlen.' „Aber auf diese Weise werde ich zum Bettler, ihr Halunken/ tobte Sonde nnonn,.was kann schon das bißchen Essen kosten, und mir weichen für eine Mahlzeit gleich fünftausend Mark abge- nommen?* «Ja, entweder Sie zahlen oder St« hungern, etwa? andere» gibt e» nicht, ich mach« Sie aber daraus aufmerksam, daß die Preise von morgen ab auf da« Zehnfache steigen werden.' höhnt« John. Sondermann wurde von den dreien nach diesem einsamen Haus« gebracht und bereits feit drei Tagen gefangen gehoben. Vor zwei Tagen hatte er um Nahrung ersucht, aber John verlangte erst fünftausend Mark im voraus. Sondermonn stellt« also«wen Scheck »iif fünftausend Mark au», w der Hoffnung, nun sreigelaflen zu werden, zahlbar an Ueberrelcher Sehrhard, und erhielt ein fabel- haste, Dwer serviert und ein« begrenzte Bewegungsfreiheit. Am nächsten Tage mochten die drei keine Anstalten, um Sondermann weiter zu beköstigen, und so verlangte Sondermann Essen. »Erst vorher bezahlen,' lächelte John,„die fünftausend Mark sind verbraucht.' Da rast« Sondermonn. daß ihn beinahe der Schlag getroffen hätte, aber es nützte ihm gar nichts. Er hatte jetzt über zweiund- vierzig Stunden gehungert und mußte zusehen, wie die drei ostentativ vor seinen Augen ein kulinarisches Mahl auftrugen, Austern auf Eis, Poularden. Artischocken, Roostbeeks u. a. Dos Wasser lief Sondermann im Munde zusammen. Aber er blieb standhaft. Schließlich, um nicht verführt zn werden, kroch er in fein Bett und zog die Decke über den Kopf, um nicht einmal das Geklapper zu hören. So kam der vierte Tag, der fünfte! I» dieser ganzen Zeit hatte Sondermonn wir einmal gegessen vnd da» kostet« fünftausend Mark: ober er war jetzt am End« feiner Kräfte und überlegte? Wenn ich setzt sterbe, wo» habe ich dann von oll mewem tsteldk Rur lachend« Erben! Er faßt« also«wen heroischen Entschluß, stellt,«inen Scheck auf fünftausend Mark au, v»d verlangte Essen. John zerriß den Scheck vor seinen Augen und lochte. '„Sie wissen doch, daß die Preis« setzt gestiegen sind, das Essen kostet jetzt fünfzigtausend Mark!' Sondermonn war wie vom Blitz getroffen. Dann schrie er. brüllt«:.Wollen Sie mich durchaus zum Bettler machen? Da ziehe. lch doch«wen kurzen Prozeß vor!' John gab kewe Antwort. Gegen Abend aber war e» mit Sondermonn» Kräften zu End«. Gr stellt««inen Scheck auf fünfzigtausend Mark au», mußte aber erst noch bi» zum nächsten Tag« warten, zum Einlösen de» Schecks vmr es bereit» zu spät. John benutzte Sondermonn» apathischen Zustand und ließ mm lhm«inen Brief schreiben, auf Sondermann« Briefbogen, daß er in diesen Tagen größere Zahlungen an Herrn Gehrhard leisten muß, »nd der Vorsteher seiner Bank, solle daher für ausreichende Bar- mittel sorgen. Sein«. Sondennonn», Adrefle sei sebt unbestimmt, «r befönb« sich auf dem Land«, um große Grundstückstransoktionen SU tätigen. Als der Brief fertig war. wurde er van John ebenfalls zerrissen. Usteber Freund, schade um die Zejt. schreiben Sie den Brief nochmals mit Ihrer richtigen Handschrift.' Dabei hielt er ihm ewige Schriftstück« von seiner. Sondennanns. Handschrift vor die Nase. Sond-rmann sah keinen Ausweg mehr, war auch schon zu schwach, und er tot alles was John wollt«. Der Brief wurde am nächsten Tage liberbrocht, da, Geld er- stoben, und Sondermonn«in exquisites Essen serviert. Nach dem Essen, daß merkwürdigerweise sehr stark gewürzt war. verlangt« Eondennonn zu trinken. „Koüet ebensoviel wie dos Essen.' sagte John trocken. Sondermann sah setzt ein. daß ein Wüten ihm keine Aenderung bringen würbe und beschloß endlich zu erfahren, mit welcher Summe er sich lo-kmifcn könnte. Cr zauderte, aber vmrum sollte er hj, Qualen immer weiter erdulden, um endlich doch zu unter- liegen? ..Hören Sie mal John, so geht es nicht wctter. nws verlangen Sie für Meine Freilassung?' .Da« kann ich Ihnen genau mitteilen, und Sie hätten diese Frag, schon bedeutend srüber stellen sollen. Also mir sind drei, und seder von uns muß zweihundertfünfzigtouseird Mark haben, da» sind im ganzen siebenhunderffünszigtausend Mark. Fünszigtauseick, haben wir bereit» erhalten, bleiben also genau siebenhunderttausend Mark zu zahlen. Vi« zu allererst gezahlten sünstousend Mark sind als laufend« Spesen zu betrachten, die Sie tragen müssen. Sondermann war schon bei der Nennung der Summ« ousge- Wrungen, und ging jetzt liebernd hin und her. E» wäre nicht sein Rum. aber soviel bares Geld herauszuziehen wurde bedeuten, daß er seine kleine Donk nicht wird allein halten können. Cr überlegte. er müßte einen Teilhaber nehmen, aber wen? Wo? Endlich hotte er«ine erlösende Idee. Teilhaber konnten die Verwandten seiner Frau werden, er würde sie schon dazu bringen! Nun er eine Lösung gesunden hatte, wurde«r ruhiger. „Also teilen Sie mir mit. sagte er. was Sie mit mir anfangen. wenn ich Ihnen jetzt den Scheck aus diese Summe ausstelle?' John grinste..Da» ist vernünftig von Ihnen. Sondermonn. daß Sie ihr» Loge endlich hegrtffen hob«" kllso Sie stellen jetzt schon einen
Scheck aus und können von diesem Augenblick an soviel essen und trinken, wi« Sie wollen. Morgen wird der Scheck eingelöst und Sie könnten eigentlich sofort freigelassen werden, müssen aber doch noch bis In die Nacht hinein warten, wir bringen Sie dann zu einem Berliner Vorortbahnbof. Sie können ober die Freiheit be- nutzen, um eine tadellose Toilette zu machen, wir legen Wert darauf.' Sondermonn stellte erst den Scheck aus und stürzte sich dann auf die verschiedenen Wein«, denen er dermaßen zusprach, daß sein geschwächter Körper in kurzer Zeit einfach umfiel. Sondermonn schlief sehr lange. Als der Scheck schon längst eingelöst war und das Geld ver- teilt, wurde Sondermonn geweckt, um Toilette zu machen. Die Ketten wurden gelöst, ein Diner aufgetragen, und Sondermonn dann besten» geholte». Sogar sauber rasiert wurde er. Um 11 Uhr abend» machten sie sich mit Sondermonn auf den Weg. Sie ver- banden Sondermonn die Augen und setzten ihn nach zweistündiger Fahrt, in der Nahe«Ines größeren Berliner Vorartbohnhofes ob. .Seien Sie zum letztenmal von Masor Striekel und Genossen gegrüßt!' rief ihm John nach- Sondermann war starr! Das auch noch! Die vornehmen beiden Spieler in dem Badeort waren diese Verbrecher! Der Coup war«lungen. Trotz ollen Nachforschungen und einer genauen Beschreibung der fingierten Filmaufnahme, war keine Spur von den Tötern zu entdecken.
Der erste versuch eine« Transozeanflage». In einer alten amerikanischen Zettung aus dem Jahre 1873 findet sich der Bericht über einen allerersten Versuch der Ueberquerung des Atlantik durch die Lust, eine kuriose Geschichte, die ganz und gor in Vergcsscttl)eit geroten zu sein icheint, obwohl sie gerade heute wieder besonderen Reiz der Aktualität besitzt. Ein magemutiger und phantasiebegabter Mann, Projessor John W's». hatte vor sünsundsünszig Jahren den Gedanken dieser abenteuerlichen Reise gehabt und den Plan sorgsam ausgearbeitet. Cr geriet indessen mit seinen finanziellen Hinter- männern in Meinungsverschiedenheiten und verzichtete aui die Teil. nahm« an der Fahrt. Nichtsdestoweniger wurde der Plan aus- geführt, und ein auf den Namen„Daily Graphic' getoufter Ballon weg im Jahr« l87Z unter dem tosenden Beifall einer vielköpfigen Menge in den Capitolina Gardens von Brooklyn , der auf Long Island gelegenen Vorstottt von New Bork City, auf. An Stell« der Gondel hing von der Hülle«in Rettungsboot herab. Der Start ging vorzüglich vonstatten, und mehrere Minuten lang gab das linternehme»»» den schönsten Hossnunaen Anlaß. Dann aber ver- fing sich die..Daily Graphic' in der Nähe von New Canoan in ein Gehölz und stürzte ab Glncklicherweile gelang«s den Luflschifsern, sich vorher in die Baumkronen zu retten und sillzer aus der Erde zu landen, fiter setzte sich Herr Ford behaglich nieder und begann mit seinem sesselndttt Bericht„Wie wir den Atlantik nicht überflogen.'
Sprünge der Natur. Nie Mutation. Die Natur mockit keinen Sprung—. dieser alte Spruch, der lange für eine Art Naturgesetz gegalten hat. ist van der moderneu Wissenschaft widerlegt worden. Die Natur macht Sprünge, und gerade diese Sprünge gehören zu den wichtigsten Ereignissen der Entwicklung. Das betont K. Touton in einem Aufsatz dcr.Na- turwissenschasten", in dem er die„Mutation' in den organi- schen Naturreichen und beim Menschen behandelt. Es gibt Pflan- .zen, die ganz plötzlich und unvermittelt aufgetreten sind, so z. B. eine Buche mit rotgefärbtcn Blättern, die im Jahre 1190 im Kanton Zürich tiefen Eindruck mochte und deren Entstehung man auf da, Blut eines dort getöteten Ritter» zurücksührte. Alle.Blutbuchen' dcr Schweiz und Süddeutschlands stammen von diesem Baum ab, während die norddeutschen Blutbuchen einen ebenfalls uralten Stamm bei Sondcrshausen in Thüringen ihr Dasein ver- danken. Ebenso plötzlich ist unter den Orchideen eine Art mit zinci- farbig-r Lipp« aufgetaucht, die als Selbstbefruchter keine Bastard- bildung sein konnte. Aus diesen Beobachtungen, die noch Darwin fremd waren, hat man erkannt, daß diesen unvermuteten.Sprün- gen' in der Entwicklung die größte Bedeutung zukommt. Keine Vorbereitung zu dem Sprung ist erkennbar, sondern die ersten Vertreter der„Mutation' zeigen den neuen Typus mit einem Schlag« in voller Enlsaltung. Dieses bedeutsame neuschöpierische Prinzip der organischen Welt, da, nur auf inneren Ursachen im Bereich der Erbmasse be- ruhen kann, ist nun auch zur Erklärung der Entstehung der Mc»- fchenrassen herangezogen worden. Während man im Sinne dcr Darwinschen Entwicklungslehre vergeblich nach dem„fehlenden Glied' sucht, bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß die großen Men- sihenrasien nur durch große„Sprünge dcr Natur' hervorgebracht sein können. Durch Bastardbilduixg sind sie nicht zu erklären.„So ist'die Mutotionslehre heute die einzige,' sagt der Vcrfosier,„die uns ein« gewisse Vorstellung von der Entstehung der Menschenrassen geben kann.' Aber auch gewisse vererbbare Merkmale einzelner Familien und sog..Abnormitäten' find Mutationen, so z. B. die ungewöhnliche Art roter Blutkörperchen, die sich in manchen Familien seit Jahrhunderten vererbt und zur Bluteuf- lösunq oder Gelbsucht führt, dann die„atrophische Myotonie', eine mit Starbildung beginnende und in Muskelschwund ausgehende Affektion, die sich im württembergischen Schwarzwaldkreis findet, ebenso die teilweise Farbenblindheit und die bekannte Blutcrkronk- Keit, die sich in einzelnen Familien forterbt. Mutationen sind auch jene.Mißbildungen', wie die Mehrfingerigleit, die sog. Hammer- zeh«, die hängende Unterlippe der Habsburger , das weiße Haar- büschel der französischen Herzogssamilie der Rohon und viele andere.