r. 511 45. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 28. Oftober 1928
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Zehn Jahre Reichsarbeitsministerium.
arbeiten.
Sein Werk und seine Aufgabe.
Am kommenden Dienstag feiert das Reichsarbeits-| noch nicht ein Arbeiter ministerium ist; dennoch darf sie minifterium fein zehnjähriges Bestehen. Die Feier hat natür- verlangen, daß fünftighin im Reichsarbeitsministerium mit lich nicht nur den 3wed eines Rüd blids auf die geleistete verzehnfachter Energie der Schutz der Arbeitskraft auf allen Arbeit. Sie soll auch einen Willensaft für die Gebieten der Wirtschaft ausgebaut wird. Denn dazu ist das 753ukunft darstellen, ein Bekenntnis und Gelöbnis, mehr Arbeitsministerium geschaffen worden. Festbegründet in Roch als bisher im sozialen Geist weiterzu- der Profitwirtschaft der tapitalistischen Produktion, dreimal gesichert durch Kartelle, Syndikate und Trusts ist die Existenz des Unternehmertums. Allen Zufällen der Konjunktur, der technischen Entwicklung und der Profitsucht ist die Arbeiter: fchaft preisgegeben. Hier muß neben der politischen und gewerkschaftlichen Selbsthilfe das Reichsarbeitsministerium eingreifen. Im Mittelpunkt der Wirtschaft steht der schaffende Mensch. Ihn zu schüßen ist die schöne Aufgabe des Reichs arbeitsministeriums.
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Der erste Anlauf zur Bildung eines Reichsarbeits minifteriums war die Einsegung der Kommission für rbeiterstatistit im Jahre 1892. Bald nach der Einegung dieser Kommission wurde die Forderung auf Errichung eines ständigen Reichsarbeitsamtes laut. Es vergingen aber noch viele Jahre bis zur Erfüllung dieser Forderung. Erst im Jahre 1917 wurden die Angelegenheiten der Wirt 20hafts- und Sozialpolitit dem Reichsamt des Innern abgenommen und einem besonderen Reichswirtschaftsat übertragen. Am 4. Oftober 1918 erfolgte dann die Errichtung eines Reichsarbeitsamtes, bem zunächst die sozialpolitischen Angelegenheiten und zwei Monate später auch die Fragen des Wohnungs- und Siedlungswesens über tragen wurden. Im März 1919 erhielt dann das Reichs arbeitsamt den Namen Reichsarbeitsministerium. Rein Ministerium war seit dem Umsturz so sehr dem Rein Ministerium war seit dem Umsturz so sehr dem Feuer der öffentlichen Kritik ausgefeßt wie das Reichsarbeitsministerium, denn es hat die undankbare Aufgabe, im Kampf ministerium, denn es hat die undankbare Aufgabe, im Kampf 00wischen Rapital und Arbeit die Rolle eines Mittlers und Schlichters zu spielen, und niemand kann bekanntlich bei Herren dienen. Auch der Reichsarbeitsminister fann nicht die ihm durch die politischen und wirtschaftlichen Macht 75 perhältniffe gezogenen Grenzen überspringen. Die Arbeiter haft ist darüber im flaren. Sie verlangt feine Wunder. Bei einer Würdigung der Arbeit des Ministeriums wird fie 50 nicht verkennen, daß gerade durch die Konzentration der ozialpolitischen Arbeit in einem Ministerium mancher Schritt orwärts getan wurde. HE
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Aber die Erinnerung an eine schlechtere Bergangenheit ann nicht über die Schmerzen der Gegenwart hinweghelfen. Die Arbeiterschaft weiß: das Ideal liegt nicht in der Ver90gangenheit, es liegt in der Zukunft. Sobald aber der Blick n die Butunft gerichtet wird, erscheint jede noch so große rrungenschaft wieder flein und selbstverständlich. 90 Die Arbeiterschaft weiß, daß das Arbeitsministerium
25 400 000 Textilproleten im Kampf.
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Die Unternehmer fündigen die Lohntarife. Textil.Arbeitgeberberbände Best. und Oft Sachsen haben die Kündigung der dort bestehenden 2ohntarife ausgesprochen. Für die beiden Tarifbezirke kommen etwa 400 000 Zegtil tebeiter und-arbeiterinnen in Frage.
Die Löhne der Textilarbeiter in Sachsen find die niedrigsten in ganz Deutschland . Aus der Kündigung fönnte also der Schluß ezogen werben, daß die Unternehmer felbst eine Aufbesserung Der Löhne für dringend notwendig erachten. Es wird aber teinen Renschen geben, der ernsthaft eine so optimistiche Meinung hegt. Benn die Textilunternehmer einen Lohntarif fündigen, so tun fie nur deshalb, weil ihnen die elenden Löhne noch nicht elend enug find. Aber natürlich find es die Marristen", die den laffentampf führen.
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Der Konflikt in der Schwerindustrie.
Solidarität der Angestellten.
Jm 2ohntonflitt der Metallindustrie Nordwest
burde von gewerkschaftlicher Seite folgender Appellandie An
eftellten gerichtet:
,, Wir waschen unsere Hände in Unschuld. Mögen die terrorisierten und verhafteten Arbeiter sehen, wo sie bleiben. Für uns sind sie erledigt." Es wird Zeit, daß auch die KPD. für die Arbeiter erledigt wird.
Verhandlungen in der Seeschiffahrt. Noch feine Einigung.
Hamburg , 27. Ottober. Zur Beilegung der Heuerstreitigkeit in der deutschen Seeschiff
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fahrt fanden am Freitag in Hamburg Berhandlungen unter Bore fi des vom Reichsarbeitsminister hierzu bestellten Schlichters für die Nordmart, Dr. Stenzel, statt. Rach zehnstündiger Berhandlung wurde Sigung nachts 1 Uhr auf Sonnabend morgen 10 Uhr ertagi, da auch in einer von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite unter Borsiz des Schlichters gebildeten Vertrauenskommission eine Einigung zu erzielen war. Es soll heute nochmals versucht werden, im Vergleichswege eine Einigung herbeizu führen. Sollte dies nicht gelingen, so wird eine Schlichtere tammer gebildet werden, die einen Schiedsspruch abgeben wird.
Zum zehnjährigen Bestehen des Reichsarbeitsministeriums findet am Dienstag, dem 30. d. M., vormittags 11 Uhr, im Festsaal des Reichsarbeitsministeriums , Berlin NW 40, Invalidenſtraße 48/49, Günstige Finanzlage der Reichsanstalt. eine Feier statt. Aus demselben Anlaß entstand auch die Erinne rungsschrift des Ministeriums Deutsche Sozial. politit 1918 bis 1928", die in den nächsten Tagen bei E. G. Mittler u. Sohn, Berlin , erscheint. Reichsarbeitsminister iffel selbst wird die Festrede halten. Nach ihm werden sprechen: Reichskanzler Müller, Reichstagspräsident 20 be, preußischer Minister für Volkswohlfahrt Hirtfiefer zugleich als Bertreter des Reichsrats, Präsident des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats v. Siemens, und stellvertretender Direttor des Internationalen Arbeitsamt H. B. Butler. Ein Schlußwort des Reichsarbeitsministers wird diesen Teil des Festaktes, der auch durch Rundfunk übertragen werden soll, beenden. Danach werden die Gäfte des Reichsarbeitsministers unter sachtundiger Leitung durch die Ausstellung des Ministerialgebäudes„ Die Arbeitsgebiete des Reichsarbeitsministeriums" geführt werden.
Am darauffolgenden Mittwoch, dem 31. d. M., vormittags 11 Uhr, wird eine Besichtigung des Deutschen Arbeitsschutzmuseums ( der früheren Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt), Char lottenburg , Fraunhoferstraße 11/12, stattfinden, zu welcher ebenfalls der Reichsarbeitsminister eingeladen hat. Hierbei handelt es sich um eine Gebentfeier zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen dieses Museums. Der Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums, Dr. Geib, wird in einer Ansprache auf die Geschichte des Museums eingehen und damit zugleich einen geschichtlichen Rückblick über die deutsche Sozialpolitik während der legten fünfundzwanzig Jahre geben.
weil die Arbeiter streifen oder ausgesperrt sind, Arbeit zu verrichten, für die er nicht angestellt ist. Die Beigerung, solche ihm zugemuteten Arbeiten auszuführen, ist fein rechtlicher Grund zur fristlosen Entlaffung. Rein aufsichtsführender Angestellter tann gezwungen werden, mit fachlich ungeeigneten Streffbrechern an Stelle der ftreifenden oder ausgesperrten Arbeiter zu arbeiten, insbesondere dann nicht, wenn dadurch Gefundheit und Leben von Menschen gefährdet werden tönnen. Sobald die Arbeiter unter Führung ihrer Gewerkschaften in ben Rampf getreten sind, ist für die Angestellten der Rampf genauso zu werten, als ob es ein von den Angestelltengewerf fchaften geleiteter Kampf der Angestellten wäre. Genau so ist gegenüber den Streifenden Solidarität zu üben. Das gilt in diesem alle nicht nur für die freigewertschaftlich organisierten Angestellten, fondern, da die Arbeitergewerkschaften aller dret Richtungen im Kampfe stehen, unbedingt für alle organisierten Angestellten, die auch dafür Sorge zu tragen haben, daß die Nichtorganisierten von Streitbrecherarbeit abgehalten werden.
Die Hamburger Polizeibehörde meldet: Nach einer Erklärung, die heute von führenden Persönlichkeiten der APD. bei der Polizei angegeben wurde, fieht die KPD. ihre Streit bewegung im Hafen als beendet an.
Nicht nur aus ideellen, sondern aus Gründen ber Selbst rhaltung sind alle Angestellten zur unbedingten Goli. arität gegenüber den mit Aussperrung bedrohten Arbeitern verPflichtet. Kein Angestellter darf während der Aussperrung oder des Thälmann triumphiert auf der ganzen Linie: er hat ArStreits irgendwelche Arbeit verrichten, die normalerweise von Arbeiter wieder in eine neue Niederlage hineinmanövriert. ausgeführt wird. Rein Angestellter ist verpflichtet, deswegen, Dann gehen die Führer der KPD. zur Polizei und sagen:
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Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenverficherung legt ihre Rechnungsergebnisse für den Monat August 1928 vor. In diesem Monat waren fast 74 Millionen Mart an Beis trägen zur Arbeitslosenversicherung eingegangen, wozu noch etwa 3 Millionen sonstige Einnahmen traten, so daß sich die Gesamt einnahmen der Reichsanstalt im Monat August 1928 auf etwa 77 Millionen Mart beliefen. Dem standen im gleichen Monat etwa 55 Millionen Mart an Gesamtausgaben gegenüber, so daß der rechnerische Ueberschuß etwa 22 Millionen Mark betrug. Dadurch war der Not stod der Reichsanstalt Ende August auf über 84 millionen Mart angewachsen.
Der einzige der 13 Landesarbeitsamtsbezirke, der über seine Beitragseinnahmen hinaus 3uschüsse aus dem Reichsausgleich erforderte, war Bayern . Sämtliche übrigen 12 Landesarbeitsamtsbezirke hatten Ueberschüsse. Seit Bestehen der Arbeitslosen versicherfing( 1. Oftober 1927) erforderte das Landesarbeitsamt Bayern bisher aus Reichsmitteln, d. h. an Zuschüssen über die selbst eingenommenen Beiträge hinaus, über 23 Millionen Mart, während in der gleichen Zeit die Landesarbeits ämter Rheinland und Westfalen , also die beiden Hauptindustries zentren Deutschlands , den gleichen Betrag als Ueberschuß hatten, b. h. mehr vereinnahmten, als sie an Unterstüßungen usw. Derausgabt haben.
Bayern ist also auch hier ein Softgänger des Reiches. Die bayerische Bevölkerung hat, wie sich an dem Beispiel der Arbeitslosenversicherung deutlich zeigt, nicht Nachteile, sondern große Borteile bei einer Durchführung der Verwaltungsreform. Trotzdem wird die bayerische Regierung die bayerische Bevölkerung gegen die Verwaltungsreform aufzuputschen versuchen.
3m Sowjetparadies.
Wie ausländische Arbeiter behandelt werden.
Bie trog aller Borsicht Arbeiter, die für eine Firma ins Aus land fahren, hinters Licht geführt werden, beweist uns folgende 3ufchrift, deren Richtigkeit uns durch Unterlagen einwandfrei nachgewiesen worden ist.
Im September 1927 wurden wir zwölf Mann( Poliere, Mas schinenmeister, Schmiedemeister, Maschinisten, 3ementierer, Eisenbieger usw.) von der Attiengesellschaft für Bauaus= führungen in Berlin , für Arbeiten in Südrußland eingestellt. Schon bei unserer Einstellung wurden uns unwahre Angaben über die dortigen Lohnverhältnisse gemacht, was wir natürlich erst feststellten, als wir an unserer Arbeitsstelle in Südrußland eingetroffen waren. Erst nachdem wir uns an die örtliche Gewertschaftstommission der russischen Bauarbeiter gewandt hatten, erhielten wir den uns zu stehenden Lohn. Bom November 1927 bis Februar 1928 mußten wir zwei Schichten, also täglich 16 Stunden hinterein= ander arbeiten. Die uns laut Tarif zustehende prozentuale Ueberstundenzulage murde nicht gezahlt. Unsere wieder holten Forderungen auf 3ahlung dieses Zuschlages wurde mit allerlei Ausreden beantwortet; es müsse erst die Einwilligung von Moskau da sein usm. Da die russischen Arbeiter im Atford arbeiten, mir aber im Wochenlohn standen, wurde uns eine Prämie versprochen. An Stelle dieser Prämie gab man uns nach fünf Monaten einen 3 weiwöchigen Urlaub nach Berlin .
Als wir nach Rußland zurückkehrten, fingen die Verhandlungen
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