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<5onttföa 2S. Ottober 1928

Unterhaltung tmfl �iffen

Beilage des Vorwärts

Traum im �Asyl sür Obdachlose". 2« t*rJJdtmf* war wieder mal dicke Last. hat ein..Sunde" den Zlachban» zur Clnf« grfanfff: »Mensch? Vistc richtig? Was soll ick Vir saar'n. Sticker suff�g«atos sin norjefahr'n. und cener schrie..llfsstehn" dreimal Hof, Moppt-- Mensch. Dir hat woll ne Laus et Zehirne oastoppl? vet i» doch'n SpukN--»Nee. nee, Maxe, nee Du warschl doch ooch mang bei's Adlon Suppeehl Immer viere in't Auto, det janze Asyl, Männer und Weiber war del n Zefiehlii Die Speisekachte keen Aas tonnr se lesen. so franz-esch find all« Ierlchle jewesen. An«ei he Tische wurd' ma bedient. und die tellner: tipp topp? Et hat keener jegrienl! And Sekt i» jefloflen. Zijaretten: nur Marke, Die Krampsader-Lene war duhn wie ne harte! And fall war'o wa alle. Seen Nuckernder Wanst. And de Za�z hat jespiell. und denn wurde jetanzt. Der Eenbeenige dort nahm die Sricke bei'n Schastc, ober ick hatt''n Weib Mensch! Mensch!! Die war schnofte! Det Detolljeleeh roch recn dämi-mongdehne Der Subito pp ffft und die Seene, die Verne--" »Och Mensch laß mir penn' hier wird bald jeräuml. Ick ha' jrad soo scheco-- von v Hering jetröumt.. Willibald S r a i n. Schwalbe. Zigeunergeschi'chte an« llngam von Alexander von Sacher-Masoch Im.Grünen Hahn' schlug der Mnd, der von der Steppe kern ein Fenster zu. Er fegt« ein paar wurmstichige Schindeln von den Dächern des herrenhofcs der Frencit. Dann entstand Schweigen Ein grauer Himmel lag über der großen Tieseben«, und im Westen rauschte das schmutzig-gelbe Wasser der Theis aus und sprang wild gegen den Fährdamm. Schwalbe aber tag im Maisseld de» Herrn von Freneik aus dem Rücken und schnarchte so laut und unbetümmert wie«in richti- ger Gros, der daheim in seinem Hause in einem Nett au» echtem holz der Ruh« pflegt, vbschon Schwalbe nur in einer Rill« de» Maisfeldes zwischen mannshohen Kukuruzstauden lag, in denen der Wind geheimnisvoll rauschte. Manchmal, an Tagen der Wctterwende, wenn die kugelrunden Kreuzknäufe der fernen Türme in Dunst verschwanden, der Sturm von den Karpathen her zu blasen begann und der Steppensand . seinen feinen singenden Tanz anhob, dann wogten die Maisselder und brausten, als ritte ein Heer trommelnder hoiducken über sie hin Schwalbe aber, der Zigeuner , träumte von einem großen neuer im Zeltdorf seines Ururgroßoaters, der ein großer Haupt- l>ng gewesen war und«m Freund Michael Bobik». des Betjarcn. Und Schwalbe träumte von einem fetten Spanferkel, da« am Spieße . über der Glut soeben braun und knusprig gebraten war,«nd streckte die Hand aus, um es zu effen. Aber wie er den Braten schon fast erreicht hatte, sprang da» gare Ferkel vom Feuer und rannte vor ihm her, so daß er es nicht erreichen konnte, immer zwei Schrrtter voraus. Der Spieß steckte auch jetzt noch im Ferkel. Schwalbe stolperte, fiel hin und«wachte. Um diese Zeit fielen auch gerade die ersten Regentropfen vom Himmel. Schwalbe nahm den Gcigensock aus den Rücken, reinigt« seine Augen mit dem Hemdsärmel und watschelte auf den nackten Sohlen die Anhöhe hinaus. Er trat in den..Grünen Fisch' und krümmte den Rücken vor Maische Igel, dem W'rt:.Küß' die Hand. liebes Väterchen,' und mit dem Daumen rückwärts deutend sagte er noch,.es regnet.' Igels flinke Aeuglein hatten in Schwalbe sofort Benif, Zah- lungsnnfähigkeit und den Geigenjock festgestellt. Da es aber Sonnabend war, warf er ihn nicht gleich zur Türe hinaus er dachte dabei an etwa zu erwartende Gäste und an billige Musik, sondern nickte gütig mit denk Kops: .Warum soll es nicht regnen? Freilich regnet es.. Damit war diese Zwiesprache beendet, und Schwalbe verzog sich in einen Wirbel des Gaftraumes, holte die Geige hervor, prüfte. putzt«, stimmte an ihr herum, sprach zu ihr wie zu Seinesgleichen unb blinzelte von Zeit zu Zeit listig zur Küche hinüber, schnuppernd und werbend, wo» nicht zu oerwundern war, weil sein Magen er- heblich knurrte. * Später stand Schwalbe unter der flackernden Oetlampe der Schenke und spielt«. Während de» Spiele» veränderte sich sein Gesicht, seine Haltung, er schien.zu wachsen, sein haar flatterte in der Zugluft des Raumes hin und her. seine Augen blitzten. Sein pockennarbiges Zigeunergesicht war jetzt von einer wilden, zwingen- den Schönheit. Er war der h«rr, nach dessen Takt die herzen der tanzenden Burschen und Mägde schlugen. Er war der Herr der Tränen und des Lachens. Und Schwalb« wußte das. Sei'nc Macht war groß. Einmal begegnete er«kl» halbwüchsiger R*re einem Bären. Es war das auf den Hängen des Tarka: er durchstreifte in jenen Tagen damals schon heim- und vaterlos das südliche Ungar». Schwalbe war feige wie alle seine Stanunesgenosien, feige wie eben nur ein Zigeuner feige sein kann, und das Herz nitschtc ihm mit einem Mal« bis in die Fußsohlen hinab. Der Bär war keine fünf Schritte vor ihm und brummte, das Schwalbe der durchlächerte alt« halb- zylinder vom Kopfe siel, weil feine haare plötzlich so zu Berge standen, wie die Borsten eine? Stath-lschweines. So erzählte er es später im Dorf«. Aber flugs griff er nach dem Geigensack, klemmte die Fiedel unters Kinn und begann zu spielen. Alle Angst war im Nu»er- flogen. Und nach geraumer Weile saß der Bär auf den hinterpsoten und wiegte sich langsam im Takte hin und her. Der Bär war w'e ein Vudelhündchen geworden, zahm und freundlich.. Als Schwalbe um Mitternacht müde und zerschlagen ans Igels Schenke trat, stand der Mond rund am Himmel und viel« Sterne. Die Pappeln vor dem Gutshofe Frenciks rauschten. Schwalbe be- kreuzigte sich nvr dem runden Mond, spuckte der Sicherheit halber

Die kommende Sechstagewoche.

Von J{. Francä.

Die katholische Kirche ließ bei dem Völkerbund in Genf folgendes erklären: Sie bereite der Verlegung der Kirchenfcstc keine Schwierigkeiten. Sie sei an dos mosaische Gesetz der Siebentogewoche nicht gebunden. Und schließlich, sie setze einer Reform des Kalender» keine Schwierig- leiten entgegen: im besonderen sei sie bereit, von derBeweglichkeit' des Osterfestes abzugehen. In Gens gibt e» nämlich«in« Kolenderkommission des Völker- bundcs, deren Ausgabe es ist, den Kalender und die Arbeitseinteilung den neuen Bedürfnissen des arbeitenden Menschen anzupassen. Tatsache ist, daß wir uns all« überarbeiten. Di« uns ollen zur Genüge bekannten neuen Arbeitsmethoden pumpen jede Krost aus, und jeder von uns verläßt heikle sein« Arbeitsstätte, sei es Drehbank oder Schreibtisch, fast immer an der Grenze der Erschöpfung. Da» ist unbiologisch. Ermüdung ist für Körper und Geist das Signal, aufzuhören, aber wer könnte im rasenden Wettbewerb heute bestehen, wenn er Weiterarbeit ver- weigert, weil er sich ermüdet fühlt. Man versucht allerlei Korrekwrmittel. Das große Kapitel: Richtige Erholung handelt von ihnen. Aber trotz aller Mittel greift die Uebermüdung, der Erschöpfungszusammenbruch allerArbeiter', körperlich wie geistig immer mehr um sich. Man frage nur in den Krankenkassen, bei den Aerzten nach. Wer in der Industrie tätig ist, od«r im Handel, auch die wirtschaftenden Frauen, nicht weniger ihr Gesinde, da» hauspersonal, sie alle sind Sklaven einer über- langen täglichen Arbeitszeit. Für sie gilt, praktisch genommen, zu­nächst der Achtstundentag nicht. Und selbst mit ihm weisen die Ennüdungskurven, wie sie die Beiriebswisienschast jetzt überall prüft, erschreckliche Formen gegen das Wochenende zu auf. Wegen dem unzweckmäßigen Verhalten am Sonntag ist der Montag im allgemeinen ein schlechter Arbeitstag: dafür steht der Dienstag aus voller höhe. Aber mm sinkt die Kurv« der Leistungen bei allen Bernsen in erschreckender Weise. Einen Tiefstand erreicht d«r Freitognachmittag und vor allem der Sonnabend. Die nüchtern« Linie sagt unwiderleglich: ihr müßt früher aushören mit der Arbeit. Prüfe sich ied«r selbst darauf, wie schwer ihm Freitag nachmittag das Arbeiten fällt und vor allem, wie unerträglich der Sonnabend- nachmittag ist, wenn nicht früher Feierabend gemacht wird. Deshalb hat sich schon im Handwerk de» Mittelalter « der Brauch des frühen Sonnobendarbeitsschlusies«ingeführt, ebenso in der Werk- statt- und Bureaupraris der Gegenwart. Man folgte dem bis- logischen Weltgeseß. ohne sich besten ganz klar bewußt zu sein. In Amerika beginnt man jetzt, im Sommer den ganzen Sonn-

abend freizugeben, in England und bei uns ist feit Jahren der Noch- mittag dieses Tages frei.Weck-end' ist eine Verbeugung vor dem Biologischen. Da» alles hat es allmählich klar gemacht, daß für die heutige Arbeitsintensität die Woche zu lang ist. Das hallen unsere Nerven auf die Dauer nicht aus, sechs Tage ununterbrochen zu' arbeilen. Deshalb hat man seit tstll) in unserem Reichstag bereits sechsmal den Antrag gestellt, die deutsche Arbeitswoche zu kürzen. Man hat beraten, geprüft und in den Kommissionen ein Bergräbnis erster Klasse veranstaltet. Die Macht der Tradition. ist bisher zu groß. Nun hat unabhängig von uns der Völkerbund sich der gleiäieii Notwendigkeit nicht entziehen können. Immerhin habe» dort die Kirchen, die ja die stärksten Hüter der Traditionen sind, alle ins- gesamt die Erklärung abgegeben, sie sträubten sich gegen diese arbeits- biologische Notwendigkeit nicht mehr. Darüber müssen wir uns freuen. Nun schistt das Boot auch im Völkerbund im gefährlichen Fahr- waster der Kommissionen und kommt seit Jahren nicht vorwärts. Immerhin steht am meisten folgender Vorschlag zur Diskussion: Biologisch richtig wäre es für den Menschen von heute, eine Sechs- lagewoche einzuführen. Diese erlaubt es, die bisherigen 300 Arbeits­tage im Jahr beizubehalten, wenn man acht der bisherige» Wochen» feiertage auf Sonntage verschiebt<siche Erklärung der Kirche). Das ist wichtig, denn unsere Wirtschast(d. h. die Weltwirtschast ebenfalls) erträgt keine Einbuße von bzw. 62 Arbeitstagen. Da» Projekt sieht demnach so aus: Ein Jahr besteht aus 12 Monaten. Jeder Monat hat 5 Wochen zu 6 Tagen, davon ist je der sechste frei. An jedem Quartalsschluß tritt dazu«in freier Festtag al» 31. Tag, jeweils zu dem letzten Sonntag als Oster-. Pfingst -, Erntedant- und Weihnachtsjesttag. Außerdem gibt es noch einen freien überzähligen Tag, nämlich Silvester. Und in jedem vierten Jahr einen Schalttag nach dem Psingstjest. Ucberfichtlich: 300 Arbeitstage. 00 Sonntage, 3(alle 4 Jahre 6) Feiertag«= 365 Tage. So sieht der neue Lebensrhythmus aus. Er wird kommen, denn er muß kommen. Wenn auch vorläufig der Völkerbund den Eilt- scheid über die Arbeltsreinrm noch vertagt hat. Ob der einzige Entscheid genau diese Form annehmen wird, ist ja noch fraglich. Uns erscheint sie annehmbar, wenn auch die Häufung von zwei und manchmal drei Feiertagen hintereinander ihre bekannten Nachteile hat. Aber Aenderungen in diesen untergeordneten Fragen treten ganz zurück hinter der unaussprechlichen Wohltat, die alle Menschen empfinden werden, wenn sie wiederbiologisch richtiger" arbeiten.

zweimal über sein eigenes Haupt»ach rückwärts und prüfte sich, ab er nicht etwa eine Lüg« im Herzen führt«, denn er hatte van seinem Vater gelernt, daß eine Lüge bei Dollmond«ine lange Reih« schwieriger Krankheiten zur Folge habe. Sonst war das Lügen ein Privileg seiner Rasse, aber bei Vollmond war das anders. Er schlurfte auf der Landstraße, die an dem Gutshof entlang führte, weiter und stand nunmehr weniger«rbijulichcn Gedanken »achhängend mitten im hellen Mondlicht, der weißen Front des Herrenhauses gerade gegenüber. Wo wohl der Hühnerstall liegt? icherlegte er. Als er den Kopf hob, sah er etwa» Seltsames. Schwalbe rieb sich die Augen und starrte auf«in Wunder. Denn was er sah, konnte nur ein Wunder sein. Hoch oben auf dem Rande des breiten Schindeldaches stand ein nackte» Mädchen mitten im Moiidlicht und begann gerade zu tan- zen. Ungemein zart und schlank war dieses Mädchen, und es schien Schwalbe, daß der Mondstrahl durch ihren Körper drang wie durch Glas. Ihre Arme griffen sanft in den' warmen Wind der Sommernacht, ihre Haare umspnihten sie wie ein« schwarze Fahne. Schwalbe stand und starrte. Ein« Tür flog«nif. Lichter blitzten. Die Stimm« eines Weibes überschlug sich gellend. Halbbekleidete Menschen drängten, stießen sich auf den eingezäunten Hos. Das Fräulein,' rief jemand. * Schwalbe sprang auf, mit einem Satz war ex über den Zaun, ohne aus die Hunde zu achten, die winzelnd an ihren Ketten zerr- ten. Er sah nichts, hörte nichts, feine Augen hingen an der Gestalt dort oben, die wie ein schwaches'Rohr im Monde schwankte. Schwalbe war mitten im Hos, mit seinen blitzenden Augen, wehenden Haaren, schwarz, dos Gesicht häßlich oerzerrt, drohend. Er hob den Arm, und ein leerer Raum entstand um ihn. Der Teufel!" zischte eine by Mägde.' Die Gestalt auf dem Dach« schwankte. Frencit, der Herr, der mit wehendem Schnurrbart und verglasten Augen unter seinen Dienstleuten stand, röchelte ein Gebet.' Aber Schwalbe setzte die Geige an und begann zu spielen. Und er splelle von wehenden Mondwicsen, von Heiterkeit und Frei- heil und von einer Straße, die in den Himmel führte. Und er lockte und rief, schmeichelte und flehte und sprach zu dem Wesen, das da oben im Monde stand, in der einzigen Sprache, die er und seine Väter sprechen konnten, wie niemand sonst auf Erden. Und leichte zarte Füße schritte» frei und sicher über die schmale Kante, die das Leben von dem Tod trennte. Schwalbe rettete Frenciks Kind. Dann stand Schwalbe verwirrt und fremd.zwischen den vielen Menschen und mußte viele Hände schütteln, viel« Hände, die seine braune Hand sonst niemals berührten. Nikolaus Freneik aber stellte sich vor Schwalbe auf. Er halle schwarze, stechende Augen und«inen Schnurrbort. der drohend niedcrbaumelte: Wie heißt du?' ..Schwalbe, wenn es Ihnen so recht ist, gnädiger Herr!' Und Freneik fragte darauf: Wie bist du hierher gekommen, Schwalbe, es ist ein wahres Wunder, was suchtest du hier?' Und Schwalbe wand und drehte sich unter dem Blick des mäch- tigen Herrn. Denn er wußte, daß es die Macht des Vollmond» war. Dami sagte er nach einer Pause: Ich wollte ein Huhn stehlen, gnädiger Herr!'

Eine Geschichte ohne Pointe. Ein BöckliwErlebnis. Arnold Böcklin hotte wieder einmal Gottfried Keller abgeholt und mit ihm«inen der kleinen Spaziergänge gemacht, die sie beide liebten und die allemal in einem vertrauten Weinhaus endete», Jetzt saßen sie schweigsam«inonder gegenüber, freuten sich des«dien Weines, der schweren Zigarren und der stillen Zweisainkeit. Plötz- lich sagte Böcklin und er griff damit ein Thema aus, das sie auf ihnen, Spaziergang schon kurz erörtert hatte» schließlich erlebt jeder von uns einmal irgendein« rötselhoste Geschichte, von der er fühlt, daß sie einen tiefen Sinn habe» könnte, die er aber mit dem besten Willen nicht eMrätseln kann. Gottfried Keller sah nachdenklich den, Rauch seiner Zigarre nach, dann sagte er nach einer langen Pause:Also, dann los!" Und nun erzählt« Böcklin von jeuer Zeit, da er in Paris d'e beiden Revolutionen von 1848 miterlebt hotte. Aber er streifte nur flüchtig die wunderlichen Ertebniste der Februarrevolution, von denen er sonst gern neu«» Bekannten beim Glase W«ln erzählte: er sprang gleich hinüber zu den surchib-aren Eindrücken der Juni- revolution, sprach von den Gefangenentransporten, die an seinein Fenster lwrbei dem Tod des Erschießen» entqegengesührt wurden, und von den guten Freunden, die»och gestern mit ihm zusammeii in der Aktklaste gearbeitet hatten, und die jetzt in den Trupps an ihm vorbei in den Tod gescisteppt wurden. Und dann fuhr Böcklin fort: das Entsetzlichste von allem aber sei für ihn das folgende Erlebnis gewesen: er sei in der Aufregung seines Herzens aus seiner engen Wohnung hinausgestürzt auf die Straße. Mehr als einmal sei er vor den Kugeln, die durch die Straßen segten. in einen Hausflur geflüchiet. Als er das wieder einmal getan, sei er zu seiner Ucbcrraschung im Treppenhaus seiner eigenen Wohnung gewesen und habe dort eii>e» anderen Flüchtigen gesunden, der sich völlig zusammengesunken in einen Winkel gedrückt und vor Hunger gewimmert habe. Er habe den Mann oiifzunchlen gesucht u,ü> in seine Bude hinanfgeschleppt, das letzte Brot mit ihm geteilt und ihm den Rest einer Weiuslasche eingeflößt.'Als der Mann wieder so leidlich zu Kräften gekommen und Böcklin als seinen Lebensretter pries, ergab sich das Wunderbare, daß Böcklin schon einmal sein Retter gewesen: er hatte im Herbst 1847 den kraftlos Versinkenden! aus den Wellen des Genfer Sees gezogen und ihn mit vieler Mühe wieder zum Leben geweckt. Böcklin schwieg. Gottsried Keller sah ihn fragend an, als er, wartete er eine Forlsetznng. Endlich sagte Böcklin , daß in ihm, ja oft or sich dieses Erlebnisses erinner«, nicht etwa das Gefühl einer Freude aufsteige, daß er zweimal einem Menschen das Leben habe retten können, sondern so etwas wie ein Grauen, daß dies.u: Mensch eines Tages ihm noch ein drittes Mal in den Weg lretcn und noch einmal«in neues Leben von ihm fordern könnte. Ihn, sei immer, als steck« hinter dieser Geschichte so etwas wie ein tiefes und unheinckiches Geheimnis. Gottfried Keller zog schiveigend große Rauchwolken au, seiner Zigarre. Dann sagi« er:Das ist «ine richtige Geschichte ohne Point«. Und die haben immer etwas Unheimliches, weil ihnen der Kopf fehlt. Es ist einem, als wenn einem am hellen lichten Tage«in Gespenst onf der Promeimlie begegnet.' Dam, saßen die zwei, tranken und rauchten, aber sie sprachen kein Wort mehr. V»..