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Beilage
Dienstag, 30. Oktober 1928.
Was kostet die Präsidentenwahl?
Was in den Vereinigten Staaten für den Wahlkampf ausgegeben wird.
Eine gemaltige Summe nerschlingt alle vier Jahre der Präsidentfchaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten von Amerika . Er beginnt fast ein Jahr vor dem Wahltag, die Stimmung muß
REGULAR DEMOCRATIC NOMINATIONS
ALFRED E.SMITH
JOSEPH T.ROBINSON
OP
純
Geschäftsleute der Lower Wall Street in New York haben Plakate über die Straße gezogen, die den Bürgern die Wahl des demokratischen
während dieser ganzen Zeit auf einer bestimmten Höhe gehalten, die Gemüter dürfen nur langsam erhigt merden, bis auf die letzten zwei Monate, wo das ganze Land ein einziger Rummelplay wird. 3wei Hauptwahlbureaus werden errichtet, die sich erbittert bekämpfen; das fun aber auch die beiden großen Presseagenturen mit ihren unzähligen, von ihnen abhängigen Blättern und den Millionen ihrer Lejer! Den Yankees geht es dabei oft weniger um den Präsidenten, als um die Wahl selbst. Sie wollen fich amüsieren, es werden richtige Volfsvergnügen veranstaltet und die Leute, die zu den Veranstaltungen der beiden bürgerlichen Parteien hingehen, sind die gleichen, die sonst den Weltmeisterschaften im Bogen oder Fußball beiwohnen und sie miterleben. Auf diesem Wege suchen die Barieigrößen auf das Bolt einzuwirken. Und tatsächlich lassen die Leute jetzt feierliche Ansprachen über sich ergehen, bis die Ohren steif werden; fie fommen in Hurrastimmung und disputieren, sie überwerfen sich mit ihren besten Freunden.
Der erste Kampf beginnt damit, sich die Abgeordneten der Staaten zu fapern, die die Nominierung des Präsiden ten vorzunehmen haben. Und da die Machtverhältnisse in manchen Staaten zwischen Demokraten und Republikanern nahezu gleichy find, so ist zu verstehen, daß diese Vorwahlen viel Staub aufwirbeln und oft so kostspielig werden wie die Hauptwahlen. Coolidges Randidatur 1924 war ein vorher gefaßter Beschluß, so daß kein harter Kampf entbrannte. Aber im Jahre 1920 war das Theater, das die Delegierten Clevelands spielten, sehr fostspielig. So mußten die Freunde des Generals Leonard Wood 1173 000 Dollar ausgeben, um seine Nominierung durch die Republikaner zu er reichen. Die Kosten der Durchführung der Vorwahl, die Bezahlung der Wahlleiter, das Mieten der Wahlräume, das Druden der Wahlzettel, das Annoncieren der Wahltage und Wahlbureaus, alle diese Kosten müssen von den örtlichen Behörden getragen werden. So tostet z. B. die Vorwahl in New York 175 000 Dollar, in einer kleineren Stadt wie Baltimore 75 000 Dollar. Eine bescheidene Schäzung all dieser Ausgaben bringt uns auf 2 000 000 Dollar Wahluntosten, noch ehe die Nominierungsfongreffe zusammengetreten sind.
Zu den Nominierungstongressen eilen die Delegierten aller Staaten herbei, die zumeist ihre Spesen selbst bezahlen. Die Parteibureaus schäzen die Ausgaben der Staatendelegierten für Eisenbahn, Hotel und Verpflegung auf 200 000 Dollar. Die Stadt, die die Ehre hat, in ihren Mauern den Kongreß zu beherbergen, muß ebenfalls an 250 000 Dollar ausgeben. Natürlich wissen die Städte, daß sie dieses Geld wieder hereinbekommen, durch den großen Umsatz der Hotels, Restaurants, Theater und Berkaufsläden und durch eine Sündflut von Anzeigen.
Erst nach der Nominierung des Präsidentschaftskandidaten fängt ber eigentliche Wahlkampf an. Die Auserwählten der beiden bürgerlichen Parteien werden allen Amerikanern bestens empfohlen, aber auch die niederträchtigsten Wahllügen tauchen auf. Glanbalaffären gibt es bei jebem Wahlkampf, die fich meistens auf Beldangelegenheiten beziehen. Die umfassende Untersuchung des Senators Rennon über die Kosten während der Harding- Wahl 1920 ergab 3ahlen, die sich seitdem nicht viel geändert haben werden. Das Republikanische Komitee gab über 4 Millionen Dollar aus, die Demofraten 1,3 millionen. Hierzu fommen aber noch die Untoften der republikanischen Kongreffe und der Senatorenfomitees, die etwa 4 Millionen ausmachen. Nebenbei werden von den Komitees in den einzelnen Staaten noch erhebliche Summen aufgebracht, um die von ihnen vertretenen Be Birte zu halten, so von den Republikanern 1920 2 Millionen Dollar.
Was die örtlichen Parteiorganisationen ausgeben, ist nicht direkt zu ermitteln. Am Wahltage haben jedoch nur sie die Kosten der Aufbringung der Wahlstimmen zu tragen, was ohne Zweifel, eine ungeheure Summe erfordert, die meit über den Ausgaben der Bezirksparteibureaus steht. Außer den Parteien gibt es noch zahlreiche politische Vereine, die ebenfalls 1 Million Dollar beisteuern. Audy Privatpersonen stellen große Summen für Wahlzwecke zur Verfügung, ohne daß solche Summen unter der Rubrik Wahlfosten" erscheinen; sie machen schäzungsweise 1 Million Dollar aus. Noch nicht erwähnt sind die gewaltigen Kosten, die die Staats- und Kreisbehörden auszuwerfen haben, um die Wahl vorzubereiten und durchzuführen. Die allerfostspieligste Angelegenheit ist die Borbereitung der Wahlliften, nämlich die Registrierung. Eine durchaus nicht übertriebene Schäzung führt uns auf 15 Millionen Dollar, Die Anteile der einzelnen Staaten find dabei recht verschieden.
Jetzt beginnt die Wahl selbst. Es gibt über 100 000 Wahlorte im Lande, überall müssen Wahlbeamte, Bevollmächtigte und Schreiber sein. Biele Staaten benutzen transportable Wahl. häuschen und Schulgebäude. Trotzdem müssen piele Wahlräume gemietet werden, was für jeden 10 bis 15 Dollar täglich ausmacht. Die Gesamtkosten dieser Wahlräume betragen etwa 5 Millionen Dollar. Die beiden bürgerlichen Parteien errichten eigene Pressebureaus; Bahlplafate und Zeichnungen wollen bezahlt sein, dann die Kosten der gedruckten Referentenführer, des Wahlund Agitationsmaterials. 1920 brauchte ein einziges Komitee allein 20 000 Dollar an Porto! Die meisten Redner find zwar Parteiredner, aber es gibt auch viele, die sich bezahlen lassen. Gewöhnlich erhalten sie 50 bis 100 Dollar die Woche, die Kanonen" verlangen natürlich mehr.( Durch Gesetze einzelner Staaten find allerdings bezahlte Wahlredner verboten.) Die größte Attraktion sind natürlich die Kandidaten selbst, jeder will sie sehen und hören. So reist der demokratische Kandidat im Sonderzug durch das ganze Land, überall seine Ansprachen haltend. Der republikanische dagegen zieht es vor, sich zu Haus von Deputationen bewundern zu lassen. In der letzten Woche der Wahlbegeisterung, im Endkampf fommen auch die Musikkapellen bei den Umzügen zur Geltung, die nicht weniger als 5 Proz. der Wahlkosten verschlingen. Dann die Wahlzigarren! Genau sind sie natürlich nicht zu berechnen, aber die Statistik sagt uns, daß im Wahljahre 1920 der Wert der 3igarrenproduktion um 20 Millionen höher war, als im Jahre davor und im Jahre danach.
Und der Erfolg? Die Wahlbeteiligung ich durchaus nicht bedeutend! Daraus geht hervor, daß in Amerika trotz des ungeheuren Tamtams, das wirkliche Interesse der Bevölkerung an den Wahlen nicht groß ist. Es handelte sich bisher ja auch immer nur um den Machtkampf zweier tapitalistischer Kan didaten. Die Stellung der Sozialisten im WahlDie Stellung der Sozialisten im Wahl tampf ist natürlich sehr schmer. Sie haben weder eine um fangreiche Bresse noch Nachrichtenagenturen, noch verfügen sie über
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
ähnliche Geldsummen wie die gegnerischen Parteien. So waren es bisher nur Achtungserfolge, die sich die Sozialisten erringen fonnten. Doch auch dies mird anders werden. Die brutale Betämpfung des Bergarbeiterstreifs in Colorado , mo die Etreifführer verhaftet, die Streifenden mit Maschinengewehren von Flugzeugen aus beschossen wurden, die immer wachsende Anzahl der Betriebs Spitzel, Binferions genannt, die zunehmende Brutalität des Ausbeutungssystems, Gemertschaften die gleichen Kampfformen annehmen wie die euro= all das trägt dazu bei, daß die amerikanischen päischen und damit von ihrer bisherigen dogmatisch zünftlerischen Einstellung abgehen. In diesem Wahlkampf wird sich der Kandidat
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Ein festlich geschmückter Wolkenkratzer in Topeka , Kansas , tür die Präsidentschaftswahl.
der Sozialisten noch nicht gegen seine übermächtigen fapitalistischen Gegner durchsetzen können, aber dieser Präsidentschaftswahlkampf wird lehren, daß auch in den Bereinigten Staaten trog aller bru talen Verfolgungen eine neue Macht heranwächst die des organifierten Proletariats.
Fluß in der Nacht.
Eine Fahrt auf einem Wasserpolizeiboot.
flaren Anstrichfarben hingepinfelt, werden die Häuser mit ihren Gärten sichtbar, Bootsanlegestellen, Restaurants und die Bände eines Schlosses. Aber diese Dinge sind wie unwirklich, die Nacht verschluckt fie ins Wejenslose, wenn der Scheinwerfer vorübergleitet. Selbst der Wald an der Müggel ist wie eine Jrrstätte hingestellter Stangen, er hat keine Tiefe, wo das Licht nicht hindrängt. Und doch haben mir ein Fuhrwert auf dem Wege zwischen den Bäumen entdeckt, einen armseligen Einspänner. Sie find's," flüsterten die Beamten.
Ein eigenartiges Gewerbe.
Sonderbare Struktur zeigt dieser Osten Berlins . Wahllos| Fata morgana erscheinen: Flach, wie Kulissen hingebaut, mit dünnen durcheinandergewürfelt Speicher, Fabriken, Arbeiterfasernen und Billen, Kirchen und historische Baulichkeiten, Laubenkolonien und Bartanlagen. Die Spree, die diese Anlagen bedingt, die das Land: schaftliche beherrscht, zieht die Biergärten der vielen Restaurants bis an ihre Ufer hinab, es ist, als könnten die Menschen dem Fluß gar nicht nahe genug kommen. Dann aber wechseln idyllische Uferpromenaden, die sommertags ein heiteres, unvergleichbar schönes Bild geben, wenn man vom Stralauer Ufer jenseits gegen den grünen Hintergrund des Waldes die Menschen in bunten Kleidern luftmandeln sieht und das blaugrüne Band der Spree sich dazwischen legt. Nachts aber ist der Fluß ein böses Tier, das sich scheut, durch die Brüden zu kriechen und sich in das enge Bett zwischen den Straßen Berlins zu zwängen. Hier draußen windet und baucht sie sich, flatscht an die Ufer, spült an den Wurzeln des Plenterwaldes und ruft nach den uralten heidnischen Opfern, den heiligen Feuern, die einst hier flammten. Freibäder, Spielwiesen, Bolksfeste, wimpelgeschmückte Boote und Segelregatten gewiß, das ist das Leben von heute, gewiß, auch heute kommen die Menschen zu ihr, mehr noch als ehedem, aber in der Nacht, wenn die Dinge unwirklich werden, liegt ein schwerer böser Alp auf dem Wasser, eine Ahnung von den Instinkten der großen ungnädigen Natur.
Die Feuer der neuen Zeit.
Bor einer Krümmung im Walde hält die elektrische Bahn. Man tappi durch einen Sandweg, wenige Meter nur, dann steht
man an der unbeleuchteten Fähre. Gegenüber dem Wege ein Bretterzaun, ein Licht vor einer Tür: Reichswasserschutz". Bom Waffer weht es falt herauf, in der Wachstube stehen drei Beamte zur Abfahrt bereit. Am Steg schaufelt das Boot, die Lichter flammen auf, der Motor wird angeworfen. Schon sind wir in der Strommitte und drehen ab, aufwärts nach Köpenick zu. Gespenstig recken sich die Silhouetten der gewaltigen Fabritanlagen des Elettrizi tätsmerts Klingenberg, der AEG., NAG. und sonst der vielen U- ges am Ufer hin. Nachts sind sie leuchtende Transpa rente, sind sie die Feuer der neuen Zeit, die auf ihre Art auch am Gebunden, gebunden!" thirren die Hämmer und raffeln die Ketten Flusse opfert.„ Nie Zeit, nie Zeit!" schnurren die Treibriemen. Menschliche Schatten eilen an den Fenstern dahin; drohend reden sich Kräne am Ufer wie Galgen empor. Dunfel fließt der Fluß, auf dem wir gleiten.
3m Lichte des Scheinwerfers.
Bald haben wir die hellen Stätten hinter uns gelassen, wir minden uns durch die Brücke. Eine Stadt mit erleuchteten Straßen und schlafenden Häusern breitet sich am Ufer. Der Scheinwerfer auf unserem Boot flammt auf, Licht tastet das Wasser hinauf, hüpft rund umher und bleibt am Ufer hängen, läßt für Sekunden eine
Am Müggelschlößchen werden mir angerufen. Wir legen on und nehmen zwei Kriminalbeamte auf, die das Boot hierher bestellt haben. Sie sind auf der Suche nach einer Leiche; die sollen wir aus dem Schilf fischen. Am Ufer wartet das Kleppergespann mit einem Blechkaften auf dem Wagen. Zum erstenmal erfährt man von dem eigenartigen Gewerbe, das dieser Fuhrmann als Eristenz erwählt hat. Er holt die Leichen ab, die der See ihm zuwirft. Für diesen 3med hat er sich einen Zinkkasten in Form eines Sarges konstruiert; find es aber mehrere Tote, die er fährt, so müssen sie sich mit dem blanken Wageninnern begnügen. Unverdrossen wartet das Bäuerlein am Ufer, der Lohn für seine nächtliche Fahrt ist ihm sicher.
Mittlerweile haben wir das rechte Ufer abgefahren und leuchten mit dem Scheinwerfer im Schilf umher, untersuchen fleine Buchten, jagen verschlafene Nachthühner auf, denn hier im Schilf soll der Extrunkene hoden, und zwar in fizender Stellung, wie ihn Leute am Tage gesehen haben.
Eine vergebliche Suche.
finden. Auszunahe tönnen wir auch nicht an das seichte Ufer heran, Es muß ein ganz verschlagener Geselle seiner läßt sich nicht um nicht mit unserem großen Boot auf Strand zu geraten. Träge schleppt uns der Fluß dahin, man fühlt es, wie er mißleunig uns sein Opfer verbirgt. Ja, dieser Tote ist überall und nirgends, es ist, als Scheinwerfers ihm nahe tommt, als ob er mit schadenfroher ob er unter die ölige schwarze Decke tauchte, wenn der Lichtkegel des listen fluchen wegen dieser vergeblichen nächtlichen Expedition. Die Grimasse herübergrinse, wenn das Licht vorüber ist. Die Sache hat feinen 3wed mehr, wir wenden um, heimwärts zu. Die Krimina Wasserpolizisten vertrösten auf den nächsten Morgen. Nochmals
lauscht man hinaus zum See, war es nicht wie ein Richern, das herüberklang von dort aus dem Schilf?
Plöglich ist es sehr falt geworden. Man sehnt sich herunter vont Wasser, nach dem Bett, nach Sicherheit und Ruhe. Man soll die Toten nicht nach Mitternacht noch beunruhigen. Vom Ufer her flingt das Klappern eines leeren Raftens auf dem Wege, Lichtermarm, roten Feuerschein gegen den Himmel werfend, tündet Berlin sich an. Friedrich Natteroth.