. rrx Unterhaltung unö Wissen
Vellage des Vorwärts
Kleine Geschichten von Mommsen. Zu seinem 25. Todestag, 1. November.
Ein BiertelZahichunÄert ist dahingegangen, seit Theodor Momni- sen die unermüdliche Feder für immer niederlegte, ader seine Per- sönlichkeit und seine Lebensleistung wirkt noch immer unter uns fort. Sein« römische Geschichte steht als ein klassisches Meisterwerk der Geschichtsschreibung neben dem Höchsten, was unser Schrifttum aus diesem Gebiete hervorgebracht bat. Die leidenschastlich-geistvolle, tiefstes Erleben mit reichstem Wissen verbindend« Persönlichkeit tritt uns aus diesem Werk besonders scharf und Nor entgegen. Diese Originalität seines Wesens hat in vielen Geschichten Aus- druck gesunden, die man von Mommsen erzählt. Viele sind nicht einmal„gut erfunden", wie z.B. die von seiner Zerstreutheit, die so groß gewesen sein soll, daß er seine eigenen auf der Straße spielenden Kinder nicht erkannt« und noch chrem Namen fragt«. Aber andere gut verbürgte Anekdoten spiegeln die Gestalt dieses «inzigortigen Forschers gut wieder. Mommsen hätte von sich sagen können, daß«in Pegasus erst unter ihm erschossen wurde, bevor er seinen eigenen Weg durchs Leben fand. Denn er begann als Dichter, und eine künstlerische Gestalwngskrast ist ihm immer eigen geblieben. Mit Storm und seinem Bruder Tycho gab er zusammen das �Liederbuch dreier Freunde" heraus, in dem Mommsen sich zwar schon als spöttischer Satiriker, aber auch als schwärmender Träumer verrät. Freilich ist er derjenige, der die Funken der Ironie am schärfsten auf- sprühen läßt und die eigene Poesie mit den Beesen verspottet: Da läuft mir über die Leber ein« Lau», Schatz! Bodenken Sie, mein werter Storm! Wir kommen in Wolfs poetischen Hausschatz, Das Unglück wäre doch«norm. Nicht minder leidenschafllich wie der Poesie wandte er sich später der Politik zu. 1848 war er Redakteur der.Schleswig- Holsteinischen Zeitung" in Rendsburg . Eines Tage« brachte fein Blatt die Meldung, daß sich ein vielgenannter dänischer Agitator erhängt habe. Es war aber kein Wort davon wahr und der an- geblich Erhängte erschien aufgeregt bei Mommsen und machte seiner Entrüstung in sehr deutlicher Weife Luft. Mommsen hörte ihn ruhig an, und als er sich ausgetobt hatte, sagte er ganz ruhig: „Gut, ich werde morgen eine Berichtigung bringen, daß Ihr kräs- tiges Schimpfen die Redaktion vollständig davon überzeugt habe, daß Ihnen die Kehle keineswegs zugeschnürt ist."
In seiner gelehrten Tätigkeit hat Mommsen eine schier unbe- greifliche Arbeitsfüll« bewältigt. Besonders in der Zeit, da er eben geheiratet hatte, in Breslau Professor war und an seiner Römischen Geschichte arbeitete, fürchtete selbst dieser Riese der Arbeit, der einen so zarten Körper besaß, zu erlahmen. Elf Tage vor der Gc> burt seines ersten Kindes schrieb er Mitte 188S, er befinde sich in einer„beispiellosen Arbeitskalamllät. Es ist mir nur recht lieb", fuhr er fort,„daß so ein Wurm nicht gleich Umgang braucht und fürs erste nicht einmal Prügel, denn ich habe wahrhastig keine Zeit dafür". In seinen Vorlesungen konnten ost die Worte mit der Schnelligkeit seiner Gedanken nicht gleichen Schritt holten. Immer war die schlanke Gestalt in nervöser Bewegung:„sein Blick irrt« suchend über das Heft", so schilderte ihn Dove,„was wegen der Fülle an einzelnen Daten nötig war, dennoch wurden die hastig hervorgestoßenen Sätze im Augenblick frei gebildet". Mommsen arbeitete noch während der Vorlesung seinen Stoff durch, und dieser groß« Wahrheitssucher, der sich immer tiefer in die Probleme ein- bohrte, hielt wohl plötzlich an und erklärte:„Meine Herren, was ich da eben behauptet habe, kann aus den und den Gründen nicht zu Recht bestehen." Berühmt und gefürchtet war sein Sarkasmus. Napoleon III .. der den Ehrgeiz hatte, sich als Geschichtsschreiber hervorzutun, hatte Mommsen nach Paris geladen, um ihm bei der Abfassung seines Werkes über die gallischen Feldzüge Cäsars behllflich zu sein. Trotz- dem hiell der Meister nicht viel von dem mit großem Pomp heraus- gebrachten Werk, und als ihn ein Bekannter fragte, ob er das Buch seinem Sohn schenken solle, erkundigte er sich erst:„Wie alt ist denn der Junge?" Auf die Antwort:„IS Jahre", meinte er: .Na, dann dürfen Sie es ihm noch ruhig in die Hand geben: in einem Jahr wäre er ihm schon entwachsen!" Als ihn ein be- rühmter gleichallriger Gelehrter in seinen letzten Lebensjahren be- suchte, sprachen sie von alten gemeinsamen Bekannten.„Sie sind ja fast oll« tot," bemerkte wehmütig der Besucher.„Oder sollten es wenigstens sein," fügt« Mommsen ironisch hinzu. Bei Momm- sens 60. Geburtstag hiell Helmholtz als Rektor der Universität die Festrede und erwähnte dabei auch seine Tätigkeit als Abgeordneter: er vertrat damals den Kreis Kalau , und Helmholtz schloß mit den witzigen Worten:„Darf Ich in der Sprechweise seines Wahlkreises von ihm reden, so möchte ich sogen: Mommsen ist weder— kahl noch lau!"
Das Hasenschärtlin. Von Wilhelm Schäfer. Dem Flickschuster Jakob Freidonk ist es ergongen wie allen redlichen Leuten: er hat feine mühsam ersparten Groschen zur Kaste getragen und ein blaues Büchlein gehobt, darin die Zahlen im Futter spärlicher Zinsen zu kärglichen Zinsen gediehen, mit denen ein Leichtfuß nicht well springen könnte, ihn: aber bedeuteten sie ein sorgenloses Alter. Indessen, der Krieg fällt übers Land und frißt dos Geld aus den Kassen, wie er das Blut der Iungmänner zu fressen vier Jahre lang unersättlich ist. Als seine Gier zuletzt an den Grund kommt, sind die Zahlen im Büchlein des Jakob Frei- dank aufgebläht zu riesigen Summen: nur Wert haben die Zahlen und Summen nicht mehr. Das sorglose Alter ist mll in dos Mastengrab der deutschen Hoffnung gesunken. Sie haben uns beschisten! sagt der Flickschuster Jakob Freidonk ingrimmig, nimmt einen Blaustift, wie er ihn für die Sohlen braucht und streicht den Spruch vorne im Büchlein:.Spar« in der Zeit, so hast du in der Not!" mitten durch. Darum wird er noch kein Verschwender: nicht allein, weil die Flicke» und Sohlen kaum das Leder bezahlen, sogar die Holzstiste sind teuer, sondern, weil er den ganzen Tag Pfriemen und hämmern muß und auch gar nichts anderes möchte. So hat er zuletzt über das verlorene Geld seinen Humor, denn Kinder haben sie keine. Was gllt's gewettet? trotzt er seiner Frau Iosephine, als ein Jahr und mehr vergangen ist: Ob das im Sporkassenbuch falsch oder richtig steht, macht mir nichts und dir nichts! Oder brauchtest du etwas davon? Die Frau Iosephine läßt den alten Kopf hängen und schüttelt ibn wie ein Mädchen, auch wird sie rot, denn sie möchte ein neues Kleid für die Kirch«, weil das alte verschossen ist und an den Aermeln geflickt. Aber sie kennt ihren Alten und weiß, was für ein Tyrann er mit den Pfennigen fein kann. Darum hat sie ein Jahr lang heimlich gespart und über dem Strickstrumpf hossärtig« Gedanken gehabt, bis aus den Mefsingpfemngen endlich die siebzehn Mark rund waren, die der Stoff kostet, und noch acht dazu für die Näherin samt den Zutaten. Nun liegt er schon drei Wochen lang in der untersten Lade hinter dem Leinenzeug, als hätte sie ihn ge- itohlen, weil sie den Mut nicht findet, dem Alten ihre Heimlichkeit zu. gestehen. Einmal am Abend aber trippelt sie richtig zum Hasenschärtlin hinauf, wie sie im Ort die Näherin mit der Hasenschart« nennen. Die hat zudem«inen Buckel und ist ein freches Ding, dem der Schnabel in vielen Häusern gewetzt ist, auch kennt sie den alten Freidank. Ich komme in vierzehn Tagen, verspricht sie, wenn die Hochzeit bei Apothekers vorbei ist und bring« Sand mit, ihn euren Alten in die Augen zu streuen. Nach vierzehn Tagen, als der Jakob Freidank schon in der Frühe geflickschustert hat zum Morgenbrot kommt, sitzt das Hasen- schärtlin da in der Stube und hat die zitternd« Frau in die Kammer geschickt, bis dem Alten der Sand in die Augen gestreut ist.- Was sie da mache?-fährt er das dreist« Ding an, und sieht den schwarzen Stoff bereits auf der Fensterbank liegen. Ein neues Sonntagskleid für eure Frau, das st« arg nötig bot! antwortete das Hasenschärtlin nebenbei und scharrt in ihren Nadeln, und tut erstaunt, daß der Alte noch weiter fragt. Den Stöfs? Den hat die Frau doch gefunden! Und erzählt eine lange Geschichte von dem Paket, das am Schwalbenrain droben aus einer Bank lag und keinem gehört«. Keinem gehörte? grollte der Jakob Freidonk und tritt einen Schrllt auf das freche Ding zu: Und wer es verloren hat, dem ge- hört es nicht mehr? Denn er glaubt die lange Geschichte, wie er zu seinem Schaden vieles geglaubt hat, was eben so dreist wie die Erzählung des Hasenschärtlin gelogen war. Und ob die Näherin neue Lügen aus ihren Nadeln heraussucht: der Jakob Freidank kann sich den redlichen Zirkelpunkt seines Selbstgefühls nicht ver- rücken lassen, ohne den er nur ein Flickschuster wäre. Siebzig Jahre lang sind meine Finger trocken geblieben und sollen nicht klebrig werden an einem Kleid! polterte er los und reißt dem Hosen- schärtlin den Stoff aus den Händen, ihn selber und sogleich aufs Fundamt zu bringen. Als fein redlicher Lärm hinaus ist, klettert die Frau Iosephine, die oben an der Treppe alles mit angehört hat, kläglich herunter. Ist er fort? fragt sie weinend und hat seine zornigen Sehritte die Gaste hinab gleichwohl gehört. Dem Hasenschärtlin ist nicht nur der Schnabel gewetzt. Während der Jakob Freidank unterwegs ist mit seinem Paket und recht zu tun glaubt aus ihrer Lüge, hält sie der Frau mit flammenden Worten das Eigentumsrecht vor: Sie brauch« nur selber aufs Amt zu gehen und denen die Wahrheit sogen: dann müßten sie ihr den Stoff wiedergeben. Sie könne ja alles beweisen! Alles kann ich beweisen! weint die Frau Iosephine und wischt die Tränen mit ihrem Handrücken ab. Aber was hijt es ihr? Sie darf den Stoff nicht wieder ins Haus bringen. Das Hasenschärtlin begreift gar nicht, warum die Frau so ein- fällig ist. Sie hüpft wie ein Rabe herum und will sich halbtot lachen über den Spaß, daß ihr der alle Freidank die Lüge so wört- lich geglaubt hat. Den Männern geschieht es drum recht, daß wir sie betrügen! höhnt sie und ist ein rechter Unflat mit dreisten karten und schlechten Gesckilchten, wie st« den Frauen geholfen hat, hinter dem Rücken der Männer doch ihre Kleider zu kriegen. Indem sie noch schwätzt, sieht sie den Jakob Freidank mit ge- 'echten Schritten die Straße heraufkommen und zieht die Frau durch die Hoftür hinaus auf die hintere Gaste. Nur schnell! drängt flc,«h« die auf dem Amt sich den Stoff angewöhnt haben! Heut- Zütag, sind die Menschen schlecht, und die Beamten haben auch ihre Frauen zu Haus«. Also gedrängt, trippelt die Frau Iosephine durch die Hinter. llaste den Weg hinab, den ihr Mann durch die Bordergollc heraus- üeschritten ist. Sie fürchtet sich vor den fremden Beamten: aber dos Hasenschärtlin bleibt ihr zur Seite, und es gibt keinen Ge- danken in ibrem verdonnerten Kopf, den die bucklige Näherin nicht drvist und listig ans Licht zieht: Wo es geschrieben stände, daß die Männer allein kommandierten? Die gingen ins Wirtshaus und sahen nicht auf dl« Graschen für ihre Dinge. Nur die Frauen laßen daheim und müßten um jeden Pfennig fragen, den sie soviel oder mehr als die Männer mit ihrer Hausarbeit verdient hätten! Die Frau Iosephine weiß genau, daß es ein böser Geist ist, der neben ihr geht, und daß sie dem Jakob Freidank weder ein Wirtshaus nach sonst ein« Berschwendung nachsagen kann. � Aber der Stoff ist doch msiu! begehrt sie auf und denkt an die Mühselig- lest, Hy m Munde afazujpartn, indessen der illte immer je« Essen
gehabt hat, wie er seinen schwarzen Tuchrock hat: ober ihr dünnes Zug ist verschlissen! So scharren die hämischen Wort« doch im Geröll der Verdrossenheit, dos sich aus unfriedllchen Stunden ge- sammelt hat, und ihr Herz ist bitter vor Groll gegen die Tyrannei ihres Alten, �ols sie durch die Tür des Amte» geht, die das Hasen- schärtlin vor ihr öffnet und hinter ihr schließt. In dem kahlen Raum stehen zwei Polizisten, die sie kennt, und sprechen mit einem dritten, der an dem Tisch schreibt: auch ihr Stoff liegt darauf, und einer der Polizisten befühlt ihn fachmännisch. Nun, Mutter Freidonk, wo habt ihr das Zeug gefunden? fragt der erste, und der zweite legt die Hand an die Mütze, als stände er zu einem Schwatz unter ihrem Fenster. So sehr die Frau Iosephine erlöst ist, daß sie ihre Wort« nicht vor fremden Ohren sagen muß, so sehr erschrickt sie, als sie damit herauskommen will. Denn nun soll sie gestehen, daß sie ihren Mann belogen und betrogen und zum Narren gemacht hat mit der Lüge des Hasenschärtlin, und soll ihn lächerlich machen mit ihrem Geständnis der Wahrheit, um ein Kleid, das sie für diesen Preis nicht anziehen könnte. Auf einmal fängt da ein redlicher Besen an zu fegen in ihr, daß die schlechten und hinterlistigen Worte zu Kehricht werden und olle bösen Gedanken, die sich der Lüge der Näherin angehängt haben. Aber die Wahrheit, die davon übrig bleibt, ist selber häß- lich geworden. Die alte Frau Iosephine, die den Stoff daliegen sieht, daran sie ein Jahr lang kümmerlich gespart hat, und die nur ein Wörtchcn zu sagen brauchte, ilTN zu erhalten bekennt sich tapfer zur Lüge und häll ihrem Alten die Treue, die sie mit der Wahrheit verriete, und erzählt die Geschichte vom Schwalbenrain. Nun gut, Mutter Frank, sogt der Polizist, als sie das Proto- koll unterschrieben hat: nach einem Jahr kommt ihr wieder: hat sich dann niemand gemeldet, gehört der Stoff euch! Nach einmal ein Jahr? verplappert sich die Frau Iosephine und ist doch wieder dem Weinen nahe, das sie kaum verschluckt: aber sie geht topfer hinaus mit dem Descheid und bringt ihn dem Hasen- schärttin, das sich totgiften will über die Einfalt. Sie läßt das freche Ding gehen und weiß nicht, warum die Gast« auf einmal hell im Sonnenschein liegt, die vorhin noch düster war und warum sie gleich einem Mädchen nach Hause geht, das schulfrei be- kommen hat.
Warum lausen wir im Kreise? Di« Tatsache, daß Menschen, die sich verirren, sich immer im Kreise bewegen, ist schon öfters beobachtet worden, ohne daß man dafür einen zureichenden Grund angeben konnte. Diese Erscheinung geht aber auf eine dem Menschen angeborene Eigenschaft zurück, wie der Zoologe Prof. Dr. A. Schaefser in«ingehenden Unter- suchungen nachgewiesen hat. Er hat gesunden, daß die Bewegung im Kreise den lebenden Wesen instinktiv am nächsten liegt und daß dies infolge eines Steuermechanismus bei Menschen und Tieren erfolgt, der, wenn er allein herrscht, Wendungen in Spiralenform hervorruft. Der Gelehrte wurde zu seinen Untersuchungen durch die Beobachtung der kleinsten Lebewesen, der einzelligen Amöben, angeregt. Er sah. daß diese Amöben in einem Wasterglase sich in gekrümmten Linien bewegen, und fragte sich nun. ob auch andere Tiere und die Menschen zu einer derartigen Richtung gezwungen werden, wenn sie nicht durch die Augen und ander« Sinne eine be- wußte Richtung einschlagen. Er machte mit Studenten, denen die Augen verbunden waren, verfuche, indem er ihnen befahl, nach einem Schneesall auf der Straße in ganz gerader Linie zu gehen. Wurden dann die Fußtapfen, die die Dersuchepersonen dabei zurück- gelassen hatten, untersucht, so fand man, daß jeder Pfad mit großer Regelmäßigkeit in der Form einer Uhrfederspirale verlief, also sich aus einzelnen Kreisen zusammensetzte. Die«inen Kreise gingen Nach rechts, die anderen nach links, aber die Grundform der Bewegung zeigte eine große Geschmäßigteit._
Des weiteren wurden Schwimmer mit verbundenen Augen ins Wasser geschickt und ihnen aufgegeben, gerade zu schwimmen" aber auch sie bewegten sich in Spiralen vorwärt«. Bei wilden Tieren hat man stets festgestellt, daß st«, wenn sie verfolgt werden und in große Angst geraten, im Kreise lausen: die richtunggebende Wirkung von Augen und Mose wird durch die Angst ausgeschaltet, und dann tritt derselbe Richtungsinstinkt wie dem Menschen in Kraft, der zum Ein-'' schlagen von Kreisen führt. Der Mensch, der sich verirrt hat, ist ja über die Richtung, die er einschlagen soll, ganz im unklaren. Auch bei ihm oersagen also die normalen Mittel, die uns den Weg weisen: auch bei ihm macht sich dann dieser Instinkt geltend, und so laust auch er im Kreise. Diese Kreise sind sehr viel größer als die. die der Mensch mit verbundenen Augen einschlägt. Sie sind auch un- regelmäßig, und dazwischen treten immer wieder gerade Linien oder Winkel auf. Bei den Verirrten wird ja immer wieder der bewußte Wille eingeschallet, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, und da- durch wird die Wirkung des unbewußten Richtungsweissrs gestört. Personen, die sich in einer Wüste oder in einem Wald verirrt haben, können Kreise schlagen, die einen Umfang von 50 Kilometer und mehr haben, aber letzten Endes wird es immer eine Kreislinie sein. Man hat auch bei diesen Versuchen gesunden, daß die Art der Kreise, die von Menschen mit verbundenen Augen beschrieben werden, einiges über ihre Persönlichkeit aussagen. Personen, die sich leicht konzentrieren und einen festen Willen hoben, beschreiben kleinere und regelmäßige Spiralen, während bei unschlüssigen und zerstreuten Menschen die Spiralen zuerst größer und regelmäßiger sind und dann kleiner und unregelmäßiger werden.
wie Zische durch Licht ernährt werden. Die bekannte Tatsache, daß die Motte in das Licht fliegt, hat man sich in Amerika für die Fischzucht auf sinnreiche Weise zunutze gemacht. Wie einem Bericht der Zeitschrist der Gencral-Electric-Company zu entnehmen ist, still» in den Gewässern des Lakeside-Porks von Fort Wayne in Indiana starke elektrische Lichtquellen von verschiedenartiger Färbung an- gebracht worden.„Die Besucher des Parks werden gewiß glauben. daß diese bunten Belauchtungsefekte im Wasser dazu dienen sollen, uni die Naturschönhett zu erhöhen," heißt es da,„aber das ist durchaus nicht der einzig« Grund. Di« Hauptursache für die An- bringiing dieser Beleuchmng liegt darin, daß der See in großem Maßstab der Fischzucht dient. Run müssen die Fische gut genährt werden, und sie fressen am liebsten Insekten. Da die große Anzahl der Fische auch eine besondere Menge von Insekten erfordert, so muß man dafür sorgen, daß möglichst viele Insekten angezogen werden. Da kam man aus den Gedanken, dazu das Licht zu oer- wenden, und man hat sich dabei nicht getäuscht. Große Schwärme von Insekten fliegen nach dem beleuchteten Wasser. Nun würde dazu ja bereits ein« Beleuchtung des Wassers von außen genügt haben, aber wir wollten es den Zuchtsischen möglichst bequem machen, und so haben wir das Licht auf dem Grund« des Sees an- gebrocht. Große Mengen von Insekten stürzen sich in die Fluten, um dem Licht immer näher zu kommen, und die Fische brauchen dann nicht erst nach ihnen zu springen, sondern können sie ganz gemächlich im Wasser verzehren." Die Wiederherstellung der Parkhenon' Säulen. Bei der De- schädigung des Parthenon zu Athen durch eine venezianische Bombe im Jahre 1687 wurde eine Anzahl von Marmorsäulen an der Nord- seit« umgestürzt, und die Trümmer lagen fast 230 Jahre lang, bis sich die griechische Regierung während des großen Krieges daran machte, dies« Säulen wieder aufzustellen und, wo es Not tat, zu er- gänzen. Einige dieser Säulen stehen auch jetzt wieder ausrecht und trogen zur Erhöhung der einzigartigen Schönheit dieses Bauwerks bei, aber der größere Teil konnte nicht ausgebessert und aufgerichtet werden, weil die nötigen Mittel fehtten. Die notwendigen Summen sind jetzt durch den amerikanischen Millionär Otto Kahn zur Ber- fügung gestellt worden. Dieser erfuhr bei seiner letzten Anwesen- heit in der griechischen Hauptstadt von der Einstellung der Arbeite» und hat nun Mittel zur vollständigen Wiederherstellung der Säule« bewilligt.— Ob er damit bet Schönheit der Parthenonruine dient?