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Die Reichsfinanzen im September. o

Mehrausgabe von 141,2 Millionen.

3m ordentlichen Haushalt haben nach der vom Reichs finanzministerium veröffentlichten Uebersicht die Einnahmen im Monat September 639 und die Ausgaben 780,2 Millionen be­tragen, so daß die Mehrausgabe im letzten Monat 141,2 Mil­lionen beträgt. In den ersten sechs Monaten des laufenden Etat­jahres, also von April bis September, stehen 4808 Millionen Ein­rahmen Ausgaben in Höhe von 4588,6 Millionen gegenüber, so daß eine Mehreinnahme von 219,4 millionen verbleibt. Im außer. ordentlichen Haushalt stehen 65,5 Millionen Einnahmen Ausgaben in Höhe von 179,8 Millionen gegenüber, so daß die Mehrausgabe 114,2 Millionen beträgt.

Unter Einrechnung des Bestandvortrages aus dem Vorjahr im ordentlichen Haushalt von 647,1 Millionen und des Defizits aus dem Vorjahre im außerordentlichen Haushalt von 430,3 Millionen ergibt sich mithin am 30. September ein Bestand von 322 Millionen in beiden Haushalten. Der Stand der schwebenden Schuld hat sich bis zum 30. September gegenüber Ende August um 70 quf 370,5 Millonen erhöht.

Die Verschlechterung der Reichsfinanzen in den beiden legten Monaten tommt nicht überraschend, da in diesen Endmonaten des zeiten Quartals die Einnahmen sich regelmäßig ver. ringern. Bevor nicht die Ergebnisse des laufenden Monats, also des ersten Monats im dritten Quartal des laufenden Rechnungs­jahres, befannt sind, läßt sich die Entwicklung der Reichsfinanzen noch nicht beurteilen.

Frankreichs Krisengefahr beigelegt? Die Radikalen angeblich mit der Kompromißformel ein­agel berstanden.

Die Aussperrung. W

naglut ea

Schieds

Mar

spruch

Die Schwerindustrie stößt zum Angriff vor!

Aegypten unter der Diftatur.

Agrarreform oder Bauernfang?

Paris , 1. November. ( Eigenbericht.) Die Rompromißformet, mit der das französische Kabinett den Streit um die Durchbrechung der Laiengefeßgebung beilegen zu fönnen hofft, ist vorläufig noch recht gebrechlicher Natur. Herriot hat sich nicht nur eine entscheidende Antwort vorbehalten, sondern er hat auch das Recht verlangt, persönlich seinen Standpunti auf dem radikalen Parteitag in Angers rechtfertigen zu dürfen. Damit wäre also diesem Parteitag das letzte Wort in der Affäre überlassen. Nun muß aber festgestellt werden, daß die radikale Sairo, im Oftober.( Eigenbericht.) Bresse sich heute im großen und ganzen mit dem angekündigten Kompromiß durch auszufrieden erflärt. Es sollen nur sieben in nicht au ferner Nachbarschaft von einer Dittatur. Das Par. Das augenblicklich in Aegypten gängige Regierungssystem steht genau bestimmte, namentlich aufgeführte Missionsgesellschaften wieder in Frankreich zugelaffen werden und auch sie dürfen feine Mutter. Iament ist vertagt, die Meinungsfreiheit zwar nicht unterdrückt, aber start beschränft. Beitungsverbote er­häuſer, ſondern nur Filialen einrichten. Ueber alle anderen folgen nur in besonderen Fällen. Der Grund dafür ist darin zu Zulassungsanträge soll das Parlament im Rahmen eines besonderen Gefeßentwurfes entscheiden. Sachlich wäre damit jeder Willkür die suchen, daß die Breffe fich aus Furcht vor behördlichen Schikanen Tür verriegelt, aber es ist noch die Frage zu lösen, ob nun das fehr vorfieht und selbst die Blätter des radikalen Flügels des Wafds Rabinett für seinen Kompromistegt var der Rammer die Ber - auf Behenspißen gehen. Inzwischen gibt sich die Regierung alle trauensfrage stellen will. Der große Offiziofus im Echo de Mühe, den Befähigungsnachweis zu erbringen, daß sie im Gegen Paris " behauptet, daß dies in der Tat beabsichtigt sei. Da aber die faz zum parlamentarisch kontrollierten Regime eine Regierung Paris " behauptet, daß dies in der Tat beabsichtigt sei. Da aber die ber Taten ist und im Gegensatz zur Mißwirtschaft der Bolks Regierung fich bisher schon damit abgefunden hat, daß das Barla­ment die beiden strittigen Artikel 70 und 71 überhaupt aus dem vertretung pofitive Arbeit leistet. An Projekten und Berfpre Finanzgesetz herausnehmen könnte, scheint diese Behauptung nicht In bas verschlampte Bewässerungssystem soll endlich Drb­Finanzgesetz herausnehmen tönnte, scheint diese Behauptung nichtungen fehlt es nicht. Die Berwaltung soll reformiert werden. nung tommen, vor allem soll jedoch die Bauernschaft die Wohltaten der starten Hand zu spüren bekommen.

fehr wahrscheinlich.

Die Rechtsoppofition in der KPR. Bor Repressivmaßnahmen der Parteileitung? Mostau, 31. Ottober.

In Zentralrußland und der Ukraine scheint allmählich ber ganze Parteiapparat auf die Beine gebracht zu werden um die Kampfmaßnahmen der Parteileitung gegen die Rechts­strömung" vor den Barteimaffen zu rechtfertigen. Aus Mos. fau und Chartow, aus Kiew und Odessa und zahlreichen anderen Industrieſtädten berichtet die Sowjetpreffe über Plenar fizungen der einzelnen Bezirkskomitees der Partei, Konferenzen bon Parteifunktionären und Bersammlungen der Mitglieder der Parteizellen, die alle einmütig in ihren Resolutionen die offen opportunistischen Rechtstendenzen" als die zurzeit größte Gefahr für die KP. der Sowjetunion darstellen. Es ist das erstemal in der an inneren Kämpfen nun schon ziemlich reichen Geschichte der Partei, daß die Parteileitung es mit einer Gegenströmung zu tun hat, die eine der in Mostau gefaßten Resolution ausdrücklich als bürgerlich demokratisch" bezeichnen zu müssen glaubt. Diese Opportunisten und Demokraten " in der KB. verurteilen nicht nur mehr oder weniger deutlich den von der Parteidottrin geforderten Klassenkampf im Dorf, sondern sie scheuen auch nicht davor zurück, die auf dem 15. Parteifongreß beschlossene Abdroffe lung der großbäuerlichen Wirtschaften dem Niedergang der Landwirtschaft überhaupt gleichzufezen. Das jüngste Experiment mit den Sowjetlandgütern und Kollektivwirt. schaften gibt man in diesen Kreisen von vornherein verloren und bedauert es, daß die großen von der Sowjetregierung darauf ver wendeten Geldmittel nicht den einzelnen Bauernwirtschaften im Intereffe einer wirklichen hebung der Getreibepro duktion zugeführt wurden. Da die Rechtsoppofition bekanntlich zugleich an der Industrialisierungspolitit und am Außenhandelsmonopol rüttelt, wird der Kampf gegen die in zahlreichen durch ihre Einheitlichkeit die gemeinsame Infpi­rationsquelle verratenden Entschließungen der lokalen Parteiorgani: fationen nunmehr zur Hauptaufgabe der Arbeiterklasse erklärt. In her Moskauer Organisation( die bekanntlich schon eine Reueerflä­rung" abgegeben hat) find in diesem Zusammenhang schon mehrere Barteifunktionäre ihres Amtes enthoben worden. Das Organ des Mostauer Parteifomitees, die die Rabotschaja Mostwa", soll nunmehr teorganisiert werden, ein Be­schluß, der die seinerzeitige Mundtotmachung der Troßfi- Oppofition burch Neubesetzung der Redaktionsposten in der Leningradskaja Brawda" in Erinnerung ruft.

Immer neue Feindseligkeiten Citauens. Der Verein Bolts. bücherei" in Hendefrug veranstaltet schon seit Jahren im Winterhalb jahr Borträge bildenden Charakters. Heute ist aum ersten Male fechs deutschen Künstlern, die an einem Schubertabend mitwirten follten, die Einreisegenehmigung vom Gouverneur des Memelgebiets perweigert worden. Will man in Berlin gelegentlich wieder litauische Staatsfunktionäre einladen?

Gegen die kommunistische Agitation sind jetzt in verschiebenen Staaten neue Bolizeiattionen im Gange. In Brag wurde in ber Boruntersuchung wegen Geheimbündelei eingeleitet. In Barschau hat man schon jetzt gegen 50 Kommunisten verhaftet, weil man Störung der Nationalfeier am 11. November befürchtet. In Man Dittator ernannt haben; er soll zunächst den kommunistischen Widerstand in den Provinzen Schansi und Honan brechen.

rium jogar 36 000 Febban zur Verteilung gebracht, aber das Experiment tann als gescheitert angesehen werden. Durch den Bettbewerb sind die Preise fünstlich in die Höhe geschraubt worden und die Reflettanten waren genötigt, so hohe Preise dafür zu bieten, daß sie nachher außerstande waren, die zur Auszahlung nötigen Beträge aus dem Boden herauszuwirtschaften. Die Außen. stände für den auf 1 Million angesetzten Boden belaufen sich heute noch auf 870 000 Pfund ohne die Zinsen. Gegen bie fäumigen Bahler schwebt eine Unzahl von Prozessen, ohne daß die Regierung imftande ist, sie zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu zwingen. Wahrscheinlich wird das Acerbauministerium genötigt sein, bie Fristen für die Raten beträchtlich zu verlängern. Die Regierung bat versprochen, sich in dem neuen Fall die Erfahrungen dieser ver­dingungen zu gewähren, da fie gewillt ist, ein nationales Werk fehlten Attion zunuze zu machen und den Bauern beffere Be­zur Berbefferung der Lage der Fellachen zu tun.

Daneben verheißt die neue Regierung, deren treibende Kraft Der Ministerpräsident Mohammed Mahmud ist zu diesem Rönig Fuad felbst ist, eine Verwaltungsreform, hebung des 3mede mit einigen seiner Kollegen zum Bolte herabgestiegen. Er Handels und der Industrie, Beschleunigung der Arbeiterschußgefeß­hat in Tanta , einem ber Bollwerte ber zaghlulistischen Partei, Dor gebung und noch anderes mehr. Nach den Erklärungen der ägnp­Bertretern der Bauernschaft ein allgemeines Regierungsprogrammtischen Staatsmänner ist eine wahre Nilflut von Berbesserungen m Anzuge, die Aegypten nach der Beseitigung des verhaßten Parla sowie ein besonderes Bauernprogramm entwickelt. Danach soll noch ments zu einer neuen unerhörten Blüte führen soll. So perheißungs­in diesem Winter mit dem voll auch die Programme der neuen Männer flingen, die in Wirk­lichteit teilweise die alten in veränderter politischer Verbrämung

Bau von Bewässerungsanlagen

begonnen werben, die pro Jahr den Anbau von 20 000 Feddan Reis ermöglichen, während Millionen Fedban Dedland so schnell als möglich der Kultur erschlossen werden sollen. Ferner soll eine Lebensnotwendigkeit für die ägyptischen Bauern endlich dafür gesorgt werden, daß fie genügend Trinkwasser erhalten und nicht mehr dazu verurteilt sind, das mit Würmern verfeuchte Nil­wasser zu trinten.

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Den Clou des Agrarprogramms der Regierung bildet die Berteilung von 2900 Feddan Boden aus Regierungsdomänen

im Bezirt von Fayoum an die fleinen Besitzer. Der Regierungspreffe zufolge herrscht unter den Fellachen eitel Freude und Entzücken über diese Tat des neuen Stabinetts. Wie sich diese Maßnahme in der Praxis auswirten wird, bleibt ab zuwarten. Ein Fall ähnlicher Art ist bis jetzt noch feineswegs viel­versprechend verlaufen. Im Jahre 1913 hatte das Aderbauministe­

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Der Schweizer Nationalrat.

Starte Personalveränderung.

2 Bern , 1. November.

find, über die Erfüllung dieser Bersprechungen hegt das Land ohne Unterschied der Partei starte 3 weifel. Auch das parlaments­loje Kabinett Biwer Bascha, bas 1924 durch Baghlul Bascha abgelöst wurde, hat versucht, einen ähnlichen Kurs zu steuern wie das Ka­binett Mohammed Mahmud. Es hat sich auch als Ministerium der inneren Gesundung aufgespielt und ist dabei fläglich im Sande des alten ägyptischen Schlendrians steden geblieben. Es müßte mit einem Bunder zugehen, wenn das gegenwärtige Kabinett ein anderes Schicksal erleben sollte.

Die Erneuerung Aegyptens von oben her wird niemals tommen,

mag die Regierung ganz oder halb parlamentarisch, halb oder ganz absolutistisch frisiert sein. Erst wenn die Bauernschaft politisch und tulturell imftande ist, die Politik des Millandes aktiv zu beein­fluffen, wird die Zeit fommen, wo über die Erneuerung Aegyptens und seine politische Befreiung ernsthaft geredet werden wird.

Der indische Bruderkrieg.

3mmer wieder Glaubensschlachten.

Madras, 1. November. 19 Abgeordnete des alten Nationalrates haben bei der Neuwahl Infolge des Widerstandes von Mohammedanern gegen die Er­nicht mehr fandidiert, und zwar 18 Bürgerliche und 1 Kommunist. richtung eines in butempels in der Nähe einer Dorf. 23 Nationalräte sind jetzt durchgefallen, und zwar 15 bürgerliche und quelle tam es in Raliabachayan zu heftigen Zusammenstößen 8 Sozialdemokraten, darunter Barteipräsident Reinzwischen Hindus und Mohammedanern, die ihren Höhepunkt er­hardt. Diese 42 Nationalräte wurden ersetzt durch 12 Radikale, reichten, als behauptet wurde, baß der Tempel durch Be werfen 1 Liberalkonservativen, 14 Katholischkonservative, darunter den mit Schmus entheiligt worden sei. Drei Mohammedaner und 1896 geborenen jüngsten Nationalrat Germanier, 6 Bauern zwei Hindus wurden getötet und viele andere verlegt. Die parteiler und 9 Sozialdemokraten. Berhältnismäßig start Bolizei mußte verstärkt werden. Sie nahm 14 Hindus, und einen hat sich die katholischkonservative Fraktion erneuert, und zwar um Mohammedaner gefangen. faft ein Drittel, während die Erneuerung bei den Radikalen, Bauern parteilern und Sozialdemokraten rund ein Fünftel und bei den Liberalkonservativen ein Siebentel beträgt. Die Kommunisten und die sozialpolitische Gruppe haben nur Verluste und feine Gewinne zu verzeichnen. Sie sind zwei bzw. drei Mann start.

Hungerelend in Nordwestchina.

Keine Regierungshilfe!

sin Peting, 1. november.

Konflikt um Fischereigebiete.

Marseille , 31. Oktober. ( Eigenbericht.)

Ein Dampfer der französischen Rüftenpolizei entdeckte drei italienische Fischerboote, die in ben französischen Gewässern fischten. Der Dampfer nahm jogleich die Berfolgung der Boote auf. Zwei von ihnen konnten gefapert und in den Hafen ein gebracht werden. Das dritte entfam.

Blutige Zusammenftöße in Aegypten hat es bei einem Besuch Der Hunger in der Provinz Schanji greift um fich. Nach des ehemaligen Ministerpräsidenten Mustapha Bascha in Manjurah amtlichen Angaben befinden fich 400 000 Personen im Hunger- gegeben. Die Polizei wurde mit Steinen beworfen. Es gelang ihr geblet. 3ajolge Mangels an Geldmitteln ist die Re- enblich, die Menge zu zerstreuen. Achtzehn Polizisten und gierung nicht in der Lage, dem Hungergebiet Hilfe zu drei manifeftanten wurden verlegt, zwölf festgenommen.

befürchtet den Ausbruch der Pe ft. In einigen Städten verfuchten Bauern die Läden zu plündern; sie wurden von der Polizei zurüd­gebrängt. Der in New York gebildete Hilfsausfchuß veröffentlicht einen Aufruf, in dem es heißt, daß zur Hilfeleistung mindestens zehn Millionen Dollar notwendig feien.

Die ungarische Regierung hat dem Budapester Berichterstatter der Boffischen Zeitung, Bruno Heilig , mit der Begründung aus­gewiesen, daß er unwahre Meibungen über die Budapeſter Stuben­tenausschreitungen nach Berlin weitergegeben habe. Die Boffische Zeitung stellt fest, daß ihr Berichterstatter über die Borgänge bei den Budapester Studentemuruhen durchaus objektiv berichtet hat.