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3)rei flahre in SotvpHrujßland. Erlebnisse eines deutschen Arbeiters.

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vor einige» Woche» erschien der Arbeiter Z r a o z V a k o s ch Hilfe suchend auf unserer Redaktion. Er war erst unlängst aus Sowjetrußlaad zurückgekehrt. Etwas mehr als drei Zahre hat er sich dort aufgehalten, wie es ihm ergangen ist. das erzählen die nachfolgenden Auszeichnungen. l. Ohne AuslckndSpaß auf die Walz . Es war im Anfang des Jahres 1324. Eine Unmenge Ber » 'amrnlungen wurden abgehalten, in denen kommunistische Redner mit Begeisterung von den Zuständen in Sowjetrußland sprachen. Russische Delegationen erschienen in diesen Versammlungen und oersuchten, Spezialisten zur Auswanderung nach der Sowjetunion zu oeranlassen. Meine Hoffnung, in Deutschland ein erträgliches Fortkommen zu finden, war längst dahin. Ich wollte nach Sowjet» rußland. Obwohl ich wußte, daß es nach Rußland keine Pässe gab, ging ich' doch in mein« oberschlesische Heimatstadt zum Bürgermeister und»er langte einen solchen. Der Herr fragte mich, ob ich ver» rückt sei. In meiner Ehre gekränkt, gab ich ihm eine knorrige Ant- wart. Der Bürgern, eiste? packte mich am Kragen und warf mich hinaus. Ohne Paß ging ich nun mit meinem Freunde noch Ratibor , um oon da aus über die Grenze zu kommen. Hinter der Stadt Tesche» kamen wir an einem großen Gasthaus vorbei. Dort standen viele Leute mit Fahr, ädern. Mein Freund beging die Unvorsichtig» keit, sich in seinem Berliner Platt noch dem richtigen Weg zu er» kundigen. Ein Mann fuhr auch sofort mit seinem Rad« vor uns her, und als wir eine hohe Eisenbahnbrücke passieren wollten, kamen uns tschechoslowakische Gendarmen entgegen, die uns freundlich begrüßten und uns ein achttägiges Quartier besorgten. Nach schwerem Kohldampfschieben brachten sie uns über die tschecho- slowakische Grenze nach Deutschland zurück. Nun faßten wir den Plan, über Litauen und Lettland das gelobte Land zu erreichen. Mit dem Güterzug fuhren wir bis zum polnischen Korridor. Das Geld für die Ueberfahrt hatten wir uns besorgt, und von Marien» Nfg ging es auf Schusters Rappen der litauischen Grenze zu, die mir auch ohne Schwierigkeiten überschritten. Wir kamen bis Kowno urfh versorgten uns tüchtig mit Proviant. Gleichzeitig gingen wir in die dortige sowjetrussische Gesandtschaft, um Papiere für die Grenze zu bekommen. Der nissische Konsul tröstete uns mit den Worten, daß für solche Proletarier wie wir die russische Grenze intmex offen sei. Wir sollten ruhig hingehen. Weiter ging es zur lifouischen Grenzstadt Alexandra wo, wo uns«in schwerer Gewitter- regen überraschte, der uns völlig durchnäßte. Mein Kolleg« konnte seinen Hunger nicht mehr bezwingen und versuchte, etwas zum Essen aufzutreiben. Kaum war er in einem Haus verschwunden, so kam er mir auch schon mit zwei litauischen Gendarmen entgegen, die un» in das dortige Polizeigesängnis einlieferten. Jeder kam in eine besondere Zelle, weil man uns zuerst für Spione hielt. Noch«in paar Tagen wurden wir zu Fuß von Dorf zu Dorf nach der deutschen Grenze zurücktransportiert. Was wir während dieses achtwöchigen Transportes an Hunger ausgehalten haben, ist hier nicht möglich zu schildern. Endlich erreichten wir die deutsche Grenz- stadt Eydtkuhnen . wo die litauischen Gendarmen uns dem deutschen Grenzposten übergaben. Zu Fuß quer durch polen . Nun waren wir wieder zu Hause. Die deutsche Grenz- polizei brachte uns noch am selben Tage mit der Eisenbahn nach dem nächsten Amtsgerichtsgefängni» Stallupönen . Nach oierzehn- togiger Rast wurden wir wieder an die srasche Luft geseßt. Meinem Kollegen war die Lust nach dem russischen Paradies für immer vergangen. Er macht« nicht mehr mit. Aber mein Vorsatz, 'ach Rußland zu gehen, blieb unerschütterlich. Denselben Weg, den ch bereit» mit meinen, Kollegen gemacht hatte, ging ich nun allein. vkit meiner oberschlesisch. polnischen Sprache hoffte ich ganz bestimmt, -urch Polen die Sowjergrenze zu erreichen. Bei Knurow, in der Nähe von Gleiwitz , setzt« ich über die eutsche Grenze nach Polen und schlug die Richtung Krakau , irzemysl, Lemberg bis Rowno ein. Zu damaliger Zell konnte ich as als Deutschoberschlesier noch riskieren, iveil mir die Sprache und e oberschlesische,, Papiere von großem Nutzen waren. Ueber die rt, wie ich die polnische Polizei manchmal anführte, muß ich heute ,ch lachen. Ich bat die Polizei um Feuer, ja sogar um Zigaretten ibe ich die Gendarmen angefochten, um sie zu verblüffen und so ner gründlichen Kontroll« zu entgehen. In der Nacht wählte ich wptsächlich die Eisenbahnstrecke, die nach Kriwil führte. Die rhnstationen mußt« ich natürlich umgehen. Je mehr ich mich der iwsetgrenze näherte, desto schwerer war es für mich einer Ver- ftung zu entgehen. Eines Abends, als ich die Elsenbahnlinie ssierte, faßten mich polnische Gendarmen, die mich im Mondschein a weitem hatten komnien sehen. Ick) wurde in großes Verhör wmmen. Der eine Kendarm war ein Posener, der andere«in lizier. Der Posener wollte mich laufen lassen, aber dem Galizier r ich zu verdächtig. Schließlich einigten sie sich, und ich mußte h dem nächsten Dorf zum Gemeindevorsteher. Dort konnte ich rnochten. Erst am Morgen sollt« ich meinen Weg fortsetzen, l es des Nachts für einen Fremden verboten war, den Eisen» nkörper zu passieren. Da ich beobachtet wurde, muhte ich mich Nächtliche Flucht. Man wies mir ein Zimmer an, aber ich tonnt« keinen Schlaf ?n. Ich überlegte, od man mich oft, nächsten Morgen auch n lassen würde, oder ob es wieder dasselbe Theater gäbe wie itauen. Sicher ist sicher, dachte ich, uird pruste die Widerstands- ikeit des Fensters, das nach den Kornfeldern hinausging. Das ter hatte Mitleid mit mir und kapitulierte nach einem kleinen . In der Dunkelheit sprang ich in ein« mit Jauche gefüllte zrub« und kletterte dann über einen ziemlich hohen Zaun. Ein der im Hose gerade Patrouillengang hatte, zweifelte an meiner chkeit und wollte meinen Fluchtversuch verhindern. Das gelang zwar nicht, aber ein Stück von meiner Hose behielt er doch Andenken. Ich lief, was die Beine hergeben wollten. Im ck ging es zwischen hohen Kornfeldern querfeldein. Nur weiter. nel wohin. Die Hauptsache war mir, einen großen Vorsprung »innen. Der polnische Köter, so ausgehungert er auch aussah, einen ohrenbetäubenden Lärm, und seine sämtlichen Kollegen ,rs« stimmten mit ein. a weiter Entfernung hörte ich rufen:»toi, stoil" Gleich r fielen Gewehrschüsse die Geschosse pfiff« mir am Ohr vor. tfea abet nicht, Sieb«, hl« acht«lometer liej ich t» MelPao

Tempo auf die Eisenbahnlinie zu. Erst ol» ich am Waldrand war, brach ich vor Müdigkeit und Erschöpfung zusammen. Ich konnte kamn eine Viertelstunde gelegen haben, da sah Ich hinter mir eine Lokomotive in ganz ruhigem Tempo fahren. Mit ihren Schein- werfern leuchtete sie rechts und links und noch vorn die Strecke ab. Das galt mir. Man suchte mich. Ich verkroch mich flugs im Wold und ließ das ftiuchende Ungeheuer an mir vorbeifahren. Kurz darauf schlief ich«in. Nach drei Stunden setzte ich meinen Marsch zur Sowsetgrenze fort, weil ich noch die Dunkelheit zum Grenz- übertritt benutzen wollte. Ich war aber kaum ein paar Kilometer gelaufen, da glaubte ich den Weg verfeljlt zu haben. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis es anfing zu tagen. Dann sah ich in einiger Ent- fernung zwei Männer bei ihren Pferden liegen. Im Nu war ich in einem kleinen Erlengebüsch verschwunden. II. Die Sowjetgrenze erreicht. Von einer Höh« aus, die mit Knieholz bewachsen war. sah ich bei heranrückender Tageshelle die mit Strohbösen bezeichnet« Grenze. Weit und breit war kein polnischer Grenzposten zu sehen. Ich steuerte einem Erbsenfeld zu und stopft« mir die Taschen»oll, denn ich konnte vor Hunger kaum mehr kriechen. Als ich die ersten Schoten in den Mund gesteckt hatte, schaute ich mich noch einmal nach ollen Seiten um, ob die Lust auch rein ist. Jetzt sah ich erst, daß rechts von mir in einer Entfermmg von etwa zehn Metern zwei blaue Gestalten ganz ruhig lagen. Sie schnarchten wie die Ratten und hatten ihr« Gewehre bei sich. Ich ließ die Grenzposten schnarchen und schlich mich behutsam über die Sowsetgrenze. Nun war ich endlich in dem oon mir so heißt ersehnten gelobten Lande. Gleich an der Grenze traf ich Kinder, die ihr Vieh hüteten. Ich erkundigte mich, so gut ich tonnte, noch der Eisenbahnlinie, die nach Kiew sührt. An der Bahnstrecke entlang wollte ich weiter nach dem Innern Sowjetrußlands wandern. Die Kinder sagten zu mir Towarifchtsch", d. h. aus Deutsch Genosse"'. Aber wir konnten uns nicht iveiter oerständigen, und ich macht« mich aus den mir von den Kindern bezeichneten Weg. Als ich im Wald verschwunden war, fiel ich zuallererst auf die Knie, küßt« die Sowjeterde und ver- richtete«in Dankgebet für den Eintritt ins gelobt« Land. Dann begab ich mich auf die Suche noch der Eisenbahnlinie. Einen unend- lich langen Wold mußte ich durchqueren. Keine Menschenseele be- gegnete mir. Der Hunger quälte mich unbeschreiblich. Endlich kam ein kleine» Fuhrwerk, und ich erkundigte mich, so gut es gehen

N i A iei nch wollt«, nach der Bahnstrecke. Viele Fragen mußte ich de« Man» wr beantworten. So wollte er wissen, ob ich«in politischer Emigravl wäre. Als ich ihm sagte, ich sei Kommunist durch und durch, macht« er dreimal«in Kreuzzeichen und fuhr mst dem Gaul los. Noch langem Kreuz- und Querwandern erwischte ich endlich die Eise»' hei bahnlini«. E» war schon dunkel. Vor Hunger und Müdigkeit sirnl ich um und schlief ein. Als ich aufwachte, dämmerte es bereit«.

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Von Banditen überfallen. Ich zog wieder los. Rechts und links am Cisenbahndamw wuchsen Himbeersträucher, und ich oerschlang die Beeren, obwohl sie noch nicht vollkommen reif wären. Bon weitem sah ich«in Bahnwärterhäuschen und freute mich schon, dort ein Stück Brot zu bekommen. Aber alles lag noch in festem Schlaf, ja selbst der Hund war zu foul, mich anzumelden. Da war es also wieder nichts mit Brot, und ich ging zu einem nahen Kirschbaum und von den reisen Früchten. Von 2 Uhr morgens bis Mittag marschiert« ich. und der Wald nahm immer noch kein Ende. Ich wußte, daß es im Wald Himbeersträucher gab und stieg vom Bahndamm her- unter. Kaum war ich im Wald, da hörte ich rufen:Stoj: Iub Awoja Bogo Mal!" Ich drehte mich um und sah einen Mann mit angelegtem Gewehr auf mich zukommen und hinter ihm zwei andere, ebenfalls mit Gewehren. Ich mußt« olles, was ich hotte, vor mir auf die Erde niederlegen und mich nachher ganz nackt aus- ziehen. Ein Schwärm hungriger Mücken labte sich an meinem Blute. Mir wurde alles abgenommen, die Kleidung gründlich durchsucht, die Stieselabsätze revidiert, ich mußt« den Mund aus- machen, ob ich nicht etwa goldene Zähne darin hätte, ja sogar mein edles 5)intert«il wurde gründlich durchgesehen. Ich war Banditen in die Hände gefallen. Sie drohten mir, mich sofort nieder- zuschießen, wenn ich auch nur einen Laut von mir geben würde. Als ich dann den Kerlen sagte, daß ich schon viele Tag« nichts gc- gcsscn hätte, konnte ich mich endlich anziehen. Sie gaben mir ein Stück Schwarzbrot und ließen mich gehen, schärften mir aber«in, daß ich mich nicht umsehen dürfe. Ich wollte wissen, mit wem ich denn die Ehre hätte. Sie sagten mir, sie seien sowjettstische Wald. gendannen. Da bat ich, mir eine Bescheinigung auszustellen, für den Fall, daß ich unterwegs noch einmal revidiert werden sollte. Sie sagten aber, das sei nicht nötig, ich solle nur sagen, ich wäre schon durchsucht worden. Dann gaben sie mir den guten Rat, nach Tscherpetoska zu gehen und mich dort bei der Quarantäne zu melden Dort gäbe es gute Berpsl?gung. Ich war glücklich, mit heiler Haut davongekommen zu sein.(Fortsetzung folgt.)

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Vorsidrt in T czew! Die Menschenfalle Im polnischen Kovrldor«

Tczew : weißt du, lieber Leser, wer und was Tczew ist? Da kaum anzunehmen ist, daß du das weißt, will ich es dir sagen: Tezew ist eine Stadt im polnischen Korridor. Die Stadt hieß früher Dir schau. Außer dem Namen hat sich an dieser Stadt kaum etwas geändert: mir hat sie für alle Deutschen , die von Berlin nach Dan zig oder umgekehrt reisen wollen, eine ganz erhebliche Be- deutung. Ganz abgesehen davon, daß es leichter ist, nach Holland , Dänemark oder noch der Schweiz als nach Donzig zu kommen, vermerkt das Kursbuch immerhin, daß man owf viererlei Wegen von Berlin nach Dan.; ig reisen kann. Man kann den Seeweg be- nutzen, man kann über Stettin Stargard fahren, man kami über Tczew und man kann auch über Marienburg reisen. Der Weg über Tczen, ist der kürzeste. Da Zeit Geld ist. wird man meist diesen Weg wählen, obgleich man hierzu eines polnischen Durch- reisevisum» bedarf, das allerdings heute nur noch 80 Pfennige kostet. Man gewinnt dadurch etwa 1)4 bis 2 Stunden. Auch der Schreiber dieser Zeilen, der vor kurzem in.berufticher Angelegenheit oon Berlin noch Danzig zu reisen hatte, fuhr darum über Tczew . Die Hinfahrt oerlief vorschriftsmäßig und ereignislos. Ich langte pünktlich in Danzig an, nahm dort an einigen Konfe- renzen teil und trat am anderen Tag die Rückreise nach Berlin an. Danziger Freunde, die in Marienburg zu tun hatten, begleiteten mich. Der Zug fährt von Danzig über Tczew nach Marienburg. Unterweg« erörterten wir die Frage, ob e» denn für mich nicht geradezu unsinnig wäre, bi» noch Marienburg zu fahren, weil ich ja nachher von Marienburg mit dem V-Zug wieder zurück nach Tczew müßte. Der D-Zug hält in Tczew vorschriftsmäßig, und so beschloß ich, bereits in Tczew auszusteigen und dort aus den von Marienburg kommenden D-Zug zu warten. Das Durchreisevisum für den Korridor hatte ich ja auch für die Rückreise genommen. Pünktlich trifft der D�Zug, oon Marienburg kommend, in Tczew «in; jedoch als ich einsteigen will, ergreift mich der starke Arm der polnischen Regierimg, und ein athletisch gebauter Kerl donnert mich mit einem Zurück. Sie dürfen hier nicht einsteigen!" an. Ich wurde dann freundlich gebeten, mich nach der Polizei- wach« im Bahndienstgebäude zu begeben, die sich im Kellergeschoß befand. Dort wurde mir klar gemacht, daß i ch nicht das Recht habe, in Tczew umzusteigen. Ich hätte müssen bis nach Marien- bürg fahren Und dort den Zug, der ja in Tczew hält, besteigen. Auf meine Frag«, was ich denn nun hier auf der Polizeiwache soll«, konnte mir eine bestimmte Antwort nicht gegeben werden. Ich wollte den Kommandeur der Wache sprechen, aber der war ab- wesend. Ich durste mich nun auf eine Holzbank setzen und der Dinge harren, die da kommen sollten. Der fahrplanmäßig« Zug war inzwischen abgefahren, und ich hott« nun. mehr Zeit, Betrachtungen darüber anzustellen, wie ich wieder zurück auf deutsches Gebiet kommen könnte. Inzwischen hatte man noch einen gefangen, der aber einfach wieder aus die Bahn nach Danzig gesetzt wurde, weil er überhaupt keinen ordentlichen Pah bei sich führte. Ich glaubte nunmehr, mich in den Wartesaal begeben zu dürfen, um dort ein« Tasse Kaffee zu trinken. Do« wurde mir ver- weigert, und ebenso wurde«, mir nicht gestattet, daß ich mir irgend etwa» zu meiner Erfrischung quf die Polizeiwache kommen ließ. Nicht etwa, daß die Polizeibeamten unhöftich gewesen wären. Im Gegenteil. Einer von ihnen, der sehr gut deutsch sprach und auch iWÜjche Vechäittlijj« der Lorkrtqgszest tonnte. nersuchCf mich

freundlichst darüber aufzuklären, wie notwendig und zweckmäßig die Einrichtung dieses Korridors fei. In irgendeiner Form mußt- eben die Zeit ausgefüllt werden. Ich erkundigte mich ebenso freund- lich nach dem Befinden der ehedem deutschen Bevölkerung. Ich machte einen Scherz und sagte, die Spatzen und die Krähen hier im Korridor sprächen dieselbe Sprache wie in Hinterpommern und in Ostpreußen . Sie richteten sich auch nicht nach den Grenzen. Nur die Menschen seien so unvernünftig und machten sich gegenseitig das Leben schwer.Ja," sagte mir der Pvlizeibeamte"freundlich lächelnd,wenn man aber Sperling in Käfig sperrt, schlägt er sich Flügel kaputt!" Worauf ich erwiderte:Sie meinen wohl, daß Danzig und Ostpreußen sich jetzt in der Log« diese» Sperlings be. finden?" Da winkt« er aber ab und meinte, nein. Polen wäre es so gegangen. So saß ich nun schon gegen drei Stunden auf der Holzbonk; vor mir die kahlen Wände der Polizeiwach«, und oben spielte sich der Zugverkehr ab. Meine Frage, ob ich ein Automobil nach Marienburg bekommen könne, wurde bejaht. Es müsse aber ein Begleiter mit zur Grenze und mst dem Automobst wieder zurück- fahren, und ob ich von der Grenze nach Marienburg wieder Fahr- gelegenheit habe, das wisse man nicht. Nach einigem Studium des Kursbuches stellte ich fest, daß gegen 4 Uhr ein D-Zug nach Marienburg Tczew passieren würde, und forderte, daß man mich in diesen Zug einsteigen und nach Marienburg fahren lasse. Dieser Wunsch wurde mir gewährt, und damit war der unfreiwillige Aufenthalt in Tczew beendet. Ich hatte allerdings das Vergnügen. am Sonntag abend bei strömendem Regen in Marienburg einzu- treffen und bis gegen 11 Uhr dieses Städtchen zu besichtigen oder Aufenthalt im Wartesaal des Bahnhofs oder in einer Kneipe zu nehmen. Nachdem ich die Feststellung gemacht hatte, daß der Regen allmählich durch meinen'Wasserdichten hindurchtam, entschloß ich mich, in ein Kino zu gehen. Dort genoß ich einen blutriinstig- rührseligen Film und fuhr endlich abends zu einer Zeit oon Marien- bürg ab. zu der ich schon in Berlin hätte sein können, wenn Tczew nicht gewesen wäre. Di- Moral von der Geschichte ist: Fährst du nach Danzig und du hast wenig Zeit und ein Durchreisevisum, dann steige in Tczew um nach Danzig . Wenn du aber von Danzig wieder zurück willst, dann oerfalle nicht in den Irrtum onzu- nehmen, daß du den gleichen Weg auch zurückfahren könntest, sondern dann mache einen Bogen um die polnische Polizei und die polnischen Bahnbeamten und fahre nach Marien» bürg Bon dar, kommst du ja wieder nach Tczew , wo der Zug hott Aussteigen darfst d» allerdings nicht, aber du kannst dann die ent- tauschten Gesichter derjenigen sehen, die sich, wie ich später erfahren habe, stets darauf freuen, einen gefangen zu haben, der der Meinung war. man könne ein« Reiseroute auf der Rückfahrt genau so inne» halten wie auf der Hmfahrt. Es wäre wirNich an der Zeit, daß d.escm Unfug e», End« gemacht wird. Zum Mindesten müßte man verlongen, daß in ranzig und auch auf anderen Bahnhöfen und schließlich auch in den entsprechenden Zügen die Reisenden daraus aufmerksam gemacht werden, daß sie in Tczew nicht aussteigen dürfen, wenn sie nicht weiter im polnischen Gebiet verbleiben wollen. Niemand kann oll« Bersügungen und Bestimmungen kennen. Es liegt mir auch fern, den polnischen Beamten Vorwürfe �machen, rncil ich annehme, daß sie lediglich ihre Dienstordnung befolgt haben. Aho nochmals: Vorsicht in Tczew ! «F ritz Miintncr Sorftesbct des Verbandes der«ch