Segen Geschastemacher im Ralhans. Richtigstellung demagogischen Geschreis über„Korruption".
Je mehr in der Berliner Stadtverwaltung die SozialdemokrotieanEinfluhgewa'nn. desto gehässiger betrieb die bürgerlich« Presse die Verbreitung ihres Märchens von der angeblichen„sozialistischen G ü n st l i n g s w i r t s ch a f t". Testern konnte in der Stadtverordnetenversammlung unser Genosie Dr. Weinberg öfsentlich feststellen, daß selbst der deutschnationale Psarrer Koch, als er noch— bis vor kurzem— Stadtverordneter war, in einer Ausschußsitzung zugeben mußte, er habe sich von der Unwahrheit solches Vorwurfes über« zeügt. Der Magistrat wünschte Bestimmungen, die oerhüten sollen, daß Stadtverordnete mit demjenigen städtischen Derwaltungszweig, zu dem sie als Stadtverordnete in Beziehung stehen, Geschäfte machen können. Gleichzeitig wollte er es Stadtverordneten erschweren, Posten von Beamten oder Angestellten im Dienst« der Stadt zu über- nehmen. Di« Linksmehrheit der Stadtverordnetenversammlung sorgt« dafür, daß Geschäftemachern durch Annahme der gegen sie gerichteten Bestimmungen ein Riegel vorgeschoben wurde. Sie verhinderte aber, daß die beamten« und angestelltenfeindlich« Bestimmung durchdrang. Eine derartige Bestimmung hätte leicht die Wirkung haben können, daß es Beamten und Angestellten verleidet wird, ein Stadtverordneten- Mandat zu übernehmen. « Die Versammlung wandte sich alsbald der Beratung einer Vor- läge des Magistrats zu. die eine„Ergänzung zur Ordnung für die Vertretung der Stad« in Aussichtsräte« und Generalversammlungen von Gesellschaften privaten Rechte»" zum Gegenstand hat. Die aus- schlaggebenden Absätze der Vorlage haben folgenden Wortlaut: „Mitglieder der städtischen Körperschaften und der Bezirks- körperichaften, welche dem Aussichtsrat einer städtischen oder zum Dell städtischen Gesellschast oder der für«inen städtischen Betrieb öder eine städtische Dienststelle gebildeten Deputation(Ausschuß, Verwaltungsrot oder ähnlichen Aufsichtsorganen) angehören. dürfen zu dieser Gesellschaft(Betrieb. Dienststelle) keine g e- schäftlichen Beziehungen ausnehmen oder fortsetzen, die mü einer entgeltlichen Leistung irgendwelcher Art verknüpft sind. Das Bestehen solcher Beziehungen ist dem Magistrat unver- züglich anzuzeigen. Dieser kann Ausnahmen von dem Verbot zu- losten, hat jedoch hiervon der Stadtverordnetenversammlung unver- züglich Kenntnis zu geben. Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung oder einer Be- zlrksversammlüng, ebenso unbesoldete Mitglieder' des Magistrats oder eines Bezirksamtes dürfen, solange sie das Ehrenamt in diesen Körperschaften ausüben, nicht als städtischer Beamter oder Angestellter angestellt oder in dieser Eigenschaft befördert oder zum Mitglied« des Vorstandes oder zum Geichäst». sichrer einer städtischen oder zum Teil städtischen Gesellschast bestellt werden." Für die sozialdemokratische Fraktion beantragte Genosse Dr. Weinberg die Wiederherstellung der vom vorberatenden Ausschuß abgelehnten Vorlage. Für die einzelnen Abschnitte soll nach dem Wunsch unserer Genossen getrennte Abstimmung statt- finden, so daß dann der erste Absatz der Lorlage anzunehmen, der mittlere abzuändern, der letzte aber abzulehnen wäre. Genosse Weinberg hielt den bürgerlichen und besonders den Rechtsparteien vor, daß sie, die doch schon so oft über sozialdemokratische Günslllngswirtschast gezetert hätten, die Vorlage eigentlich mit Freuden annehmen müßten! Aber alles Korruptionsgeschrei sei selbst nach dem Zeugnis eines Psarrers Koch haltloses Gerede gewesen. Die Vorlage enchalte in ihrem ersten Abschnitt ein« alte Forderung der Sozialdemokratie, die aus dem Umwege über diese Vorlag« verwirklicht werden könne. Stadtverordneter Dr. Easpari(D. Vp.) lehntedieganzeVor- l a g c a b. Er meinte, die Stadtverordnetenversammlung kranke gerade daran, daß sich weite Kreise von chandel und Gewerb« von der Mitarbeit in den städtischen Körperschaften zurückgezogen haben. weil sie nicht mehr ein geeignetes Betätigungsfeld sänten. Man könne unmöglich Fabrikbesitzer oder Architekten etwa in die Schul- deputation stecken, wohingegen in den Aufsichtsrälen der städtischen Gesellschaften dann Beamte und Lehrer sitzen. Die Stadtverordneten Lange(Z.) und Michaelis(Dem.) lehnten die Vorlage aus den gleichen oder ähnlichen Gründen ab, ihnen schloß sich der Deutsch . nationale Dethlesfsen an. Der Kommunist Leh trat dem sozialdemo- kratischen Redner bei. In der A b st i m m u n g wurde dann gemäß unseren Anträgen beschlossen. Der mittlere Absatz wurde so abgeändert, daß die An- zeige vom Bestehen geschästlicher Beziehungen nicht dem Magistrat, sondern den Aufsichtsräten, Deputationen usw. zu machen ist. Das kommunistische Verlangen nach Erlaß einer Marktordnung wurde gemäß den Ausschußbeschlüssen besriedigt. Bei der Erledi- gung einer Reihe kleiner Vorlogen gab«ine Vorlage w«gen Bcwilli- gung von zasstv Mark für den Ausbau von Polizeiwachen in Reinickendorf (die in der Stadt gehörenden Häusern zur Miete unter- qebracht werden sollen) dem Kommunisten Lange wieder Gelegenheit zum Krakeclen. Diesmal hatte er entdeckt, daß„die Verteilung der Polizeiwachen in Berlin nach bürgertriegsmäßigen Gesichtspunkten vorgenommen werde". Der Mann erntete— wie immer— Lachen!
Gegen den Zlnkauf des Rittergute» Schöneiche zur Erweiterung der Rieselfelder Tasdorf und Münchehofe erhoben die Deutschnationalen Protest, weil ja be- reits ein neues Verfahren zur Beseitigung der Abwässer Berlins in Vorbereitung sei. Stadtbaurat hahn erklärte demgegenüber, daß erstens vom Rittergut Schöneiche bereite eine erheb.liche Anzahl Morgen berieselt werden, daß aber auch das neue Kläroerfahren noch lange nicht verwendungsbereit sei. ImübrigenbraucheBer- lin landwirtschaftlichen Grundbesitz vor den Toren der Stadt nicht nur zur Erzeugung von Gemüsen und Früchten,
sondern auch als Wochenendgelände und im weiteren Sinne zur Auflockerung der Großstadt. Trotz dieser für einen ernsthaften Kommunalpolitiker überzeugenden Ausführungen brachte es der deutschnationale Major a. D. v. Zecklin fertig, zu fordern, daß mit dieser„uferlosen Rieselseldpolitik" Schluß gemacht werde. „Wollen wir denn alles Land um Berlin herum versumpfen und verstänk«rn?" fragte Herr v. Iecklin. D«r Fraktionskollege von Herrn v. Iecklin, Stadtverordneter Dr. kliaghardt, forderte dann nochmals die Rückoerweisung des Ankaufs an den Ausschuß.— Die Zurückverweisung an den Ausschuß wurde abgelehnt. Dafür erhoben die Rechtser Einspruch gegen die zweite Beratung, so daß also der Ankauf in dieser Sitzung noch nicht beschlosten werden konnte.
Di« Demokraten hatten einen Antrag eingebracht, nach dem der Magistrot ersucht wird, bei der Reichsbahn auf«inen Reubau der Monumentenbrück«, auf der mehrfach schwer« Unglücksfälle statt- fanden, zu dringen. Der Antrag wird geschäftsordnungsmäßig be- handelt werden.— In die Schuldeputation für die Bc- zirke 1 bis 6 wurde Genoste Horsch gewählt.
„Bauhüstenarbeit." Gemeinnütziger Wohnungsbau gegen Privaikapiial.
Die Bauhüttenbewegung kann in diesem Jahr« auf eine acht- jährig« Tätigkeit zurückblicken. In diesen Jahren hat sich die Be- wegung durchgesetzt, Hot einen Teil ihres Aufgabengebiets bereits erfüllt. Die Gewerkschaften wollten mit den Bauhütten die Lebens- Haltung der Arbeit«? heben, und zwar sollten diese Betrieb« auf dem Baumarkt prcisregulierend wirken. Da, wo heut« Bauhütten- betrieb« bestehen, müssen die Privatunternehmer mit dieser neuen Wirtschaftsmacht sehr ernst rechnen. Mit ihr soll die Herbeiführung einer von den Gewerkschaften kontrollierten G e m e i n w i r t- schaft im Baugewerbe erreicht werden. Mit ihr soll endlich einmal der Wohnungsnot energisch zu Leib« gegangen werden. Aufgabe dieler Betriebe ist es, den Kleinwohnungsbau zu fördern. Der Arbeiter ist heute nicht mehr in der Lage, die Mietsätze, die für den bescheidensten Wohnraum vom Privat- kapital gefordert werden, zu bezahlen.' DRrch Ausschaltung der Unternehmergewinne, Benutzung von Krediten, die aus gemein- wirtschaftlichen Instituten kommen und billiger sind, vor allem durch wirtschostliche Betriebssührung soll die Miete im Neubau erschwing- lich gestaltet werden. Der Weg der Bauhütten war steinig. Sie wurden aufs heftigste von den Unternehmern des Baugewerbes bekämpft. Jahrelang sind sie boykottiert worden, lleberall sahen sie sich einer geschlostenen Front des Privatbesitzes gegenüber. In einem reich illustrierten, ausgezeichnet geschriebenen Werk„Bau- hiittenarbeit" haben die Bauhütten der Arbeiterschost ihren Rechen- schaftsbericht vorgelegt und sich mit ihren Gegnern energisch und deutlich auseinandergesetzt. 3 Millionen Stammkapital. Die Bouhüttenbetriebe sind 1920 zusammengeschlossen worden in dem Verband sozialer Baubetriebe, der mit einem Stammkapital von 3 Millionen Mark arbeitet. Hauptzweck der dem Verband angeschlossenen Betriebe ist die Erstellung von Kleinwohnungen und Siedlungen. Privatkapitalist'i scher Ein- fluß ist im Verband ausgeschlossen. Die Gesellschafter sind die deutschen Gewerkschaften. Sie besetzen den Aussichts- rat, kontrollieren die Geschäftsführung. Die 138 angeschlossenen Betriebe haben meist die Form von Gesellschaften mit beschränkter Hastung. Bon diesen 138 sind III Bau Haupt betriebe, deren Haupttätigtest die schlüsselfertige Herstellung von Bauten ist. Di« 27 selbständigen Bau neben betriebe sind Malerei-, Tischlerei-, Töpferei-, Steinmetz-, Glaserei-, Klempnereibetriebe. In allen dem Verband angeschlossenen Bauhütten wurden 1921 während der besten Beschäftigungszest 20 045 und 1927 25 186 Arbeiter beschäftigt. Der Umsatz betrug 1921 41 045 370�7 M. und 1927 103 444 297,11 M. Das ist eine Umsatz st eigerung in sechs Iahren von über 150 Proz.'In der gleichen Zeit ist das Eigentapital mit Reserven und Reingewinne» von 3 678 475,23 M. aus 5 168 613,36 M. gestiegen. Das Stammkapital beträgt jetzt 3 767 070,43 M. Oer Boykott der Baustofflieferanten. Mit allen möglichen Mitteln versuchte das Privatkapital die Entwicklung der sozialen Baubetriebe aufzuhalten. Die privaten Bauunternehmer zwangen die Bau st offliefe- ranten, die Banhüttenbetriebe durch ungünstig« Lieferungsbedingungen zu schädigen Um sich von derartigen Firmen unabhängig zu machen, wurden in einzelnen Bezirken Bau st offproduktiv- betriebe gegründet: 10 Ziegeleien, 5 Sägewerke, 5 Kiesgruben, 4 Zementwarenfabriken, 3 Steinbrüche. 3 Holzbearbeitungsfabriken und 1 Schiefergrube liefern heute den Bauhütten einen großen Teil der benötigten Baustoffmengen. Aber nicht nur die Baustoff- lieferanten, auch die übrige private Wirtschaft stellte sich gegen die
sozialen Baubetriebe. Mit Rundschreiben und Pvestemeldungen versuchten sie immer wieder, die Bauhütten bei der Vergebung von Arbeiten auszuschalten. Die Verbände der Bauunternehmer gründeten«inen Ausschuß, der Gelder zum Kampf gegen die Bauhütten sammelte und die Prest« und Behörden auf- hetzte. Die Wal der Unternehmer gegen die Bauhütten wurde um so stärker, je größer diese wunden. Durch den Mitbewerb um die Aufträge der Behörden war die Ringbildung der Unternehmer empfindlich g e st ö r t. Die Konkurrenz drückt die Preise. Das empfanden die Bauunternehmer als sehr hinderlich. Sie verständigten sich untereinander. Nach außen wußten sie stets den Anschein zu erwecken, als stritten sie sich um den Auftrag. Wer ihn erhält, war aber längst ausgemacht. Wer sich bereit erklärte, den anderen Finnen etwas vom Reingewinn abzugeben, dessen An- gebat wurde„g e s ch ü tz t", d. h. niemand durfte ein billigeres An- gebot abgeben. Dies« Ringbildung ist heute gesprengt, wenn die Bauhütte auch ein« Offert« abgibt. Da die Abfindungen an die „Kollegen" dem bauausführerrden Unternehmer«ine nette Summ« kosten, ist er mit diesem Aufschlag nicht mehr konkurrenzfähig. Di? Bauherren mußten sich, wollten sie mitkonkurrieren, entschließen wieder gut durchkalkulicrte Offerten mit möglichst geringen, Aus schlag auf die Selbstkosten abzugeben. Erfosge der Bauhütten im Kampf gegen die Wohnungsnot Die Statistiken über den Wohnungsbedarf haben ergeben, da« weit über 600 000 Wohnungen fehlen, um die größi Rot zu lindern. Seit ihrem Bestehen haben die Bauhütten 50 80� Wohnungen erbaut. Jeder soziale Baubetrieb hat in der Zeit vai 1920 bis 1926 über 300, jeder Privatbetrieb ober nur 4,21 Wohnun gen erbaut. Di« letzten Ziffern zeigen deutlich, daß bei derartige Zersplitterung der größten Bauunternehmer ein rationelles Bauei unmöglich ist. Die Bauhütten waren die ersten Betriebe, die sic größeren Ausgaben zuwandten. Sie sahen eine ernsthafte Be kämpfung der Wohnungsnot nur durch Großbetriebe gcgcber Durch Konzentration der Kräfte hat heute der Verl , an sozialer Baubetriebe leistungsfähig« Gesellschaften. Nach der gc werblichen Betriebszählung arbeiten durchschnittlich in jedem Privai betrieb nur 6,5, bei den Bauhütten aber durchschnittlich 10T Arbeite, In intensiver Arbeit hat der Verband seine Betriebe leistungsfähi gemacht. Heute hat er die modernsten Betriebe, die durch ihre miri schoftliche Betriebsführung gut und billig bauen, die sich in ihre Leistungsfähigkeit mit den größten Privatbetrieben messe» könne, Außer dem reichen Zahlen- und Tatsachenmaterial, dos dur, gute Bilderproduktionen bekräftigt wird, sind in dem Buch i» phot- graphischer Treue unzählige Anerkennungsschreiben veröffentlich Das Buch zeigt der Arbeiterschaft Wesen und Bedeutung der Bai Hütten bewegung und vermittelt t«m Gegner ein Bild von der Kra und Stärke dieses neuen festgefügten Zweiges der Gcmeiuwirischaf
Besucht die Eheberatuugsstelle Köpenick. Die Wichtigkeit einer ärztlichen Untersuchung und Beratur vor der Eheschließung wird leider immer noch vertan,, Häufig hängt von der Untersuchung das Glück der Eh und nicht selten dos des ganzen Lebens ab. Zur Erleichterung d> Aufklärung in allen Fragen, die die Ehe betreffen, findet in in täglichen Sprech st unde des Stadtarztes von 8 bis 10 III im Zimmer 23 des Rathauses Cöpenick unentgeltlich eine Eh bcratung statt. Außerdem werden in nächster Zeit über die Eh beratungsstelle verschiedene Vorträge gehalten werden, deren Best, dringend empfohlen wird.
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