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Abendausgabe

Nr. 532

B 265

45. Jahrgang

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Der Borwärts erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illustrierte Beilagen Bolk und Zeit" und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wiffen", Frauen Stimme". Techni?"," Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts

Vorwärts

Beeliner Boltsblatt

Freitag

9. November 1928

10 Pfennig

Die etatpaltige Ronpareillezetle 80 Pfennig. Reklamezeile 5.- Reichse mart. Kleine Anzeigen" das fettges brudte Wort 25 Pfennig( zulässig amel tettgedruckte Werte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes meitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmart Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Lindens Straße 3, wochentägl. von 8/2 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Der Todesstrom aus dem Aetna

Schwierige Rettung.- 4000 Flüchtlinge.- Bereits mehrere Tote.

Nach den in Rom   vorliegenden Meldungen bringt die Lava mit unverminderter Stärke um etwa 3 kilo. meter von Mascali   nach Osten und Südosten gegen das Meer vor. Man versucht, alle Hinder­nisse aus dem Wege zu räumen, die ein seitliches Ab­schwenken möglich machen könnten. Durch einen seit lichen Arm des Lavastromes ist auch Giarre bedroht. Im Gegensatz zu früheren Ausbrüchen nimmt der Lavastrom cine östliche Richtung ein. Es ist anzunehmen, daß der Ausbruch des Aetna   diesmal wie in den Jahren 1910. 1911 und 1923 mehrere Wochen andauern wird. Am Donnerstag wurden die elektrischen Heberlandleitungen, die die Ostküste Siziliens   mit Licht versorgen, von der Laba erreicht. Die Lichtversorgung muß nunmehr durch fleinere Kraftwerke und Notleitungen erfolgen. Wie aus Blättermeldungen hervorgeht, hat der Ausbruch des Aetna   bereits Menschenleben gefordert. In der Gegend von Mascali   wurde eine ganze Familie bon bez 2aba überzajdjt unb fonnte sich nicht mehr rechtzeitig retten. Ein altes Ehepaar, beffen Haus box ber Laba bedroht wurde, suchte Rettung auf dem Dache. Die Rettung war aber nicht mehr möglich, da das paus raich von der Laba umflossen wurde und in dem glühenden Ravastrom zusammenbrach Viele Häuser murden in der Nacht vom Labastrom erreicht, boch konnten sich die Bewohner noch rechtzeitig retten.

Nach einer meiteren Meldung aus Rom   befindet sich Arbeits­minister Giuriati immer noch im Ausbruchsgebiet, um die Hilfe Der leistung und die Abwehrmaßnahmen zu organisieren. Andrang ber Neugierigen aus ganz Sizilien und der in Süd­italien, hauptsächlich in Taormina Taormina meilenden Fremden, ist außerordentlich groß, weshalb die Behörden strenge Ab­fperrungsmaßnahmen durchführen lassen, um zu verhindern, daß die Taufende von Neugierigen zu weit vordringen und in Ge­fahr fommen. Es lösen sich nämlich immer neue Arme vom Haupt­strom der Lava, die oft nach einer gang unvorhergesehenen Richtung laufen. Bis fegt wurden aus dem heimgesuchten Gebiet 4000 Flücht­linge abtransportiert, von denen ein Teil mit eigenen Mitteln aus­tommt. Ein Hettar Zitronen oder Orangenwald toftet in dieser Gegend bis zu 150 000 Lire. Die Nachfrage nach Zitronen war dieses Jahr außerordentlich groß. Es wird hier zweimal im Jahre geerntet. Biele Bauern fuchten die Ernte noch vor Ankunft der Andere Lava zu Schleuderpreisen zu verkaufen oder zu retten. nahmen mur ihre Möbel und Hausgegenstände, auch die Türen und Fensterläden, ja selbst die Dachziegel mit. In Mascali   mußten die älteren Leute mit Gewalt aus ihren Häusern gebracht werden, da sie sich nicht von ihren Heimstätten trennen wollten. Der Lava­strom ist mit seinen verschiedenen Verzweigungen insgesamt 600 Meter breit. Die Ortschaft Carroba ist immer noch be= droht. Sie befiht mehrere Teigfabriken und Anlagen zur Her­ftellung von Zitronensaft. Die Maschinen dieser Fabriten wurden in aller Eile abmontiert und fortgeschleppt.

Berbrecherjagd durch die Straßen.

Der Berfolgte schießt auf Polizeibeamte Eine aufregende Jagd nach einem Verbrecher gab es heute früh in den Moabiter   Straßen. Der Revolver eines Einbrechers frat dabei in Aktion, bis es schließlich gelang, den Flüchtenden feft.

zunehmen.

Als der Kaufmann Zander, Alt- Moabit 86, heute früh durch das Klirren seiner Schaufensterscheibe erwachte, sah er gerade noch den Einbrecher, der zwei Koffergrammophone aus ter Auslage heraus. geholt hatte, davonlaufen. Ein Polizeioberwachtmeister verfolgte den Einbrecher, der um die Heilandskirche herum nach der Waldenser Straße zu entfloh. Als er ihm an der Ede dort immer näher fam, fuchte er ihn aufzuhalten, indem er ihm die Koffer vor die Füße warf. Als das nicht half, ging er in niestellung unb gab einen Schuß auf den Berfolger ab. Zum Glüd fehlte er. Bevor Schulz zu seiner Pistole greifen konnte, gewann der Flüchtige wieder einen Vorsprung in die Waldenser Straße hinein Ein zweiter Beamter tam auf den Knall herbei, beide fprangen in ein Auto und setzten dem Verbrecher nach. Diefer lief in das Haus Waldenser Straße 34 hinein, war aber zunächst nicht

Die große Kundgebung des Reichsbanners

Auf dem Gendarmenmarkt waren gestern abend viele Tausende von Reichsbannerkameraden versammelt, um ein Bekenntnis für die deutsche Republik   abzulegen.

Muß das Brot so teuer sein?

Die Sozialdemokratie gegen den Preiswucher.

Wie von uns schon mitgeteilt wurde, hat sich die städtische| wurde z. B. mit einer aus technischen Gründen notwendigen Ge­Deputation für das Markthallen- und Marktwesen mit der unerträg lichen Preisspanne zwischen Mehl und Badware beschäftigt. Die in diese Deputation entfandten Mitglieder der sozialdemo­fratischen Fraktion brachten sehr energisch die Tatsache zur Sprache, daß es unerhört ist, daß Brot und Backwaren der Preis­fentung des Mehls nicht gefolgt find. Sie wiesen weiter darauf hin, daß die in den Bäckereien ausliegenden Preisverzeichnisse mit dem tatsächlichen Gewicht der Backware nicht übereinstimmten. So wie die Breistafel heute beschaffen ist, erfüllt sie sicher nicht ihren 3wed. Eine bekannte Berliner   Großbäckerei erklärte selbst, daß sie diese Preistafel für ein zwecklojes Stück Papier   ansehe, das auch für das Publikum feinen Wert habe.

Wir haben uns sehr oft schon mit den Fragen der Preis geftaltung beschäftigt und auch darauf hingewiefen, daß die im 3wedverband der Berliner   Bäckermeister zusammengefaßten Bäder fich troh starter Herablegung der Getreide und Mehlpreise um eine angemessene Berbilligung von Brot und Backwaren herum: drücken. Die vor einem Jahre erfolgte Verteuerung der Schrippe

au finden. Endlich entdeckten ihn die Beamten in einem leeren Ein Kabinett Briand  ?

Müt! fasten. Seine Pistole hatte er in einem anderen Kasten

wichtserhöhung begründet. Die Bäckermeister erklärten, daß sie dadurch eine Erhöhung des Umjazes herbeiführen wollten. Die er wähnte Spizenorganisation der Bäckermeister erklärte, daß sie allen ihren Mitgliedern die Einhaltung eines bestimmten Gewichtes der Backwaren zur Pflicht gemacht hätte. Sie er­flärte weiter, daß die Ausführung ihrer Beschlüsse ständig kon­trolliert werde. Aber selbst die inzwischen eingegangene volks­parteiliche Tägliche Rundschau" mußte wenige Wochen später schon über erhebliches Untergewicht lebhafte Klage führen. Heute aber sprechen die Führer des Berliner   Bäckergewerbes von der Erhöhung des Umfazes, die sie als den Ausgangspunkt ihrer vorjährigen Preis­politik bezeichnet hatten, nicht mehr. Sie flagen aber über die ständige Fortentwicklung der Konsumgenossenschaft, deren preisregulierende Arbeit ihnen natürlich sehr unangenehm ist. Die Bäcker sollten sich doch wirklich darüber klar fein, wie schlecht fie beraten sind, wenn sie ihre Produfte zu unangemeffenen Breisen verkaufen. Die Sozial­demokratie, die sich gegen zu hohe Getreidepreise und damit gegen die Preispolitik eines Teils der Landwirte gewandt hat, hat das Recht und die Pflicht, die arbeitende Bevölkerung auf die unerträg­liche und unnötige Verteuerung eines der wichtigsten Nahrungs­mittel hinzuweisen. Die Ausführungen unseres Genossen Faer ber in der Deputation werden dazu beitragen, einen moralischen aber tann von sich aus durch Unterstügung der Konsumgenossenschaft, beren preisregulierende Tätigkeit gerabe jest mieber überzeugenb in

in der Sile unter Müll nerfiedt. D Ertappte wurde feftreftellt als Todesurteil gegen Obregons Mörder Drd auf die Bädermeister auszuüben. Die Berliner   Bevölkerung

ein 26 Jahre alter Schlosser Walter Müller, der als Schau. fenstereinbrecher betannt ift.t

Berichte 2. Seite.