�r. 533» 45. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonnabend. 40. Rooember 4925
Revolutionsfeier im Sportpalast. Zur Zn'eöen, Zreiheit und Recht.
?tov«nb«nve�er. I« dtn notzlaün» Strogen slattern die roten Nohn«», di« ziiw Festtag der Sicoolutian ausgezogen worden sind. Hochbetrieb in der Potsdamer Straße . Die Sozialdeniokratie feiert zehnten Jahrestag de? Revolution. Alle Berkehrsmittel haben Zu tun. um den Menfchenftrsm zum Sportpalast zu bringen. Als um llhr die Tor» sich öffnen, warten im Borgarten schon Meie. die«inen guten Platz haben wollen. In immer dichteren Gruppen ftrömt e» heran. Halb acht: Ein erfrischende» Marschlied verkündet d«n Anmarsch der Jugend. Weither leuchten die roten Banner. Kampflieder brausen aus. durchhallen die Straße und locken de« �rvnz der Neugierigen herbei. Au Tausenden ist die Iugend dem �us der Partei gefolgt. Gruppe für Gruppe marschiert mit wehen- hen Fahnen, lind während die Iugend langsam den Saal füllt. �rsammeln sich draußen die Bannerträger. Seltsames Bild durch den Herbstabend hin: der Borgarten ein Meer von roten Fahnen. �cht fkhr: die ersten Takte des Einzugsmarsches schallen heraus aus Sportpalast. Das Fahnenmeer teilt sich: die Träger bringen "'e Fahnen ein. Begeisterung und Jubel. Ote Feier im Sportpalast. Es war ein« Stund« tiefen Erleben«, voll von ernstem Gedenken froher Zuversicht und überreich an. künstlerischem Erleben. Der Festakt, den die Sozialdemokratische Partei zur Er- 'nnerung an den st November oeronstallete. hatte dos weit« Rund de, Sportpalast «» bis auf den letzten Platz ge- füllt. Das rot« Tuch der Revolution schmückt« die Wände, und es war«in prächtige» Bild, als auf der Balustrade sich die Alten und Jungen mit roten Fahnen und den geschmückten Bannern d«r Partei aufgestellt hatten. Mit besonderem Beifall wurden die P»t«n Falken in ihren schmucken blauen Hemden und die Sportler begrüßt. Beethovens Egmont-Ouverlüve, vom Llüthner-Orchester unter der Leitung des trefflichen Dirigenten Knöchel oorgetrazen, gab den Uustakt zur eigentlichen Feier. Uthmana»»Heilige« Feuer', gemeinsam von Orchester und feinen aus Arbeiter- sängern gebildeten Chor dargebracht, schloß stch an. Heinrich Witte vom Staatsiheoter sprach vor einer ergriffenen Zuhörer- schaff Franz Rothenfelders vollendetes„Matrosen standen «ff schwankem Schiff'. Bon Adscheütt zu Abschnitt arbeitet« der Künstler den packenden Sehrreim zu innner größerer Wucht, immer Tfftrafsterer Wirkung heraus. Dehmei-Fried»„Erntelied' endete den äfften Teil. Reichstagsobgsordneter Genosse CISmflim hotte seiner Fast- schwache die Sorte Wilhelm Teils zugrunde gelegt: ..Gö« Goenze hat TuviurnemnachL See« der Gedrückte nirgends Recht tan« finden. Wenn unerträglich wird hi« Last, greift ex\■ Hinauf getrost« Mut» in don Himmel Uud holt herunter seine ewigen Rechte Di« drohe» hange» unvaräußerlich SU. S..------.- e.».----- uno UHDer�lnrgKoj wst att aeerKc 7«vffr: Hat Schiller mir diesen Wort« nicht dem Streb-n der go- kffickten Arbeiterschast einfachen Aaren Ausdruck gegeben?..Revo- lvtionen sind die Lokomotiven d«r Weltgeschichte' sagt« Karl Marx , sie stürzen Daraus im Geschehen der Mensch. h«t. st« reißen die Dan«« nicher. die den Waisen den Aufstieg Zur Freiheit, zur ftulter. zur Sonne versperren sollen. Auch die Pbnvdltion nor zch« Iahren hatte ihr« Ursache darin, daß alte. uberlebte Einrichtungen des Staates und semer Gewalthaber auf-
rechtechalte» werden sollten gegen de« Willen de» Bosse?. Di« Kaste der Großnchrfftri-llen und der Landfunker hatte die Macht in Händen, sie bedrückte, knechtete da» Volk und raubt« ihm seine stcatsbürgerstchen Recht«. So trat das deutsche Volk 19U in den SncgT Und wie es oft im Weltgeschehen ist: der Krieg löste die Revolution aus! Millionen Menschen wurden immer wieder auf das Schlachtfeld geführt für Ziel«, die ihnen fremd waren. Die Regierung war die Gefangen« der Mst'itörmochthaber, die önentlich« Meinung geknebelt, die Presse, die eine« Frieden ohne Annexionen forderte, verboten? Kriegsgewinnler und Lebensmittelhamsterer beherrschten Deutsch - lond, aber das Dolk verlumpt« und verhungert«. Millionen verbluteten im Kriege, da» Volk wurde baital nieder» gehalten. Hier und da kam es schon zu Hungerrevolten im Heer, in der Marine, in der Zivilbevölkerung. Gefängnis und Festung waren die Antwort. So wuchs die Revolution heran. Amerikas Eintritt tn den Krieg brachte die Entscheidung«m F«Id«: Mit einem Mal« stand die Militarkcmcrilla vor dem Zusammenbruche Hol» über Kopf mürbe der Waffenstillstand gefordert— man floh mich Schmede«. Holland. Di« Matrosen in Kiel und in Wilhelms haven waren die ersten, die den eisernen Bann brachen, überall züngelte die Flamm, ber Revolution hervor, am S. Ro» nember auch in Berlin . Dreiundzwanzig Monarchien ver« schwanden vom Erdboden. Heb«oll wurde die Rqjuoltf ausgerufen. Arbeiter- und Soldatenritt« setzten sich an die Spitz« der Soldaten und des Volkes. Sechs Lolksbeauftragte verkörperten zunächst die Staatsgewalt. Das erste Dekret dieser sechs bracht« das allgemeine, gleiche, geheime und direkt« Wahlrecht, um dos das Volk lange be- trogen mar. Der Achtfwi'dentag wurde Gesetz. Da, war der Wand«! des Systems! Nunmehr ging die Staatsgewalt vom Volk« aus, die Revolution von lNtz hat die Bahn dafür freigemocht. Wo etwa antisoziale Kräfte den demokratischen Swat beseitigen»vollen. wird da» Volk aufstehe» und ihn schütze«:« läßt sich nicht mehr zurüikdrängen in die alten Zeit«« stoat bürgerlicher und persönlicher Knechtschaft. Di» Lrbettskrnst ist geschützt, und wo[ das Kapital, wie jetzt an der Ruhr, gegen da» gesetzliche Schlich- j tungswesen rebelliert, rebeviert e» damit gegen den Staat. Geiviß. wir sind noch mitten drin im Klaff«»kämpf gegen den Kapitalismus, aber je gesdjtofiejwr die Front de? kämpfenden Proletariat, ist, um so«nergischer und um so rascher wird es feinen Willen im denn»- kratifchen Bolksfwat durchsetzen können. Allzeit bereit, all, Angriff« abzuschlagen! Borwart, zu starken Kämpfen für de» SoziallSinu»— so grüße« nur dich, Mutter de? Freiheit: Revolution! An die Festrede schloß stch. mtt besonderer Begeisterung«ff- gegengMiosumen. das alte Trutzlied dar Sozialdemokratie: Uthrnau»,„Tord Fobefon'. Der Sprechchor für pro- letarif che Feierstunde» unter de» Genossen Albert Florath , bewährter Führung durfte gaster»«inen ganz besondere« Erfolg buchen: Franz Rachewftfder, jüngste, Chorwerk.Ä November' wurde in gestrasstom. künstlerischem Allsbau zu Gehör gebracht. Di« Lieder der Arbeverfchaft? Wsternaffanole. Nrbestermon«N-ffst und „Arüder zur Soim«. zur Frech elt',»an Knöchel zu eine« einheit- lichen OrchersteruKrk gestaltet, schloffen dl« erhebende Bevanftaltung, die in gemeinsam«« Gesang aus klang in einem Gelöbnis, weiter zu arbeiten fllr Republik, Sozialismus und Demokratie. * Der Abmarsch aus dem Sportpalast verlief»oll« kommen ruhig. Ein starkes Polizeiaufgebot sorgte dafür, daß die Menschenmassen schnell und sicher bis zu den Perlehrsmittcln geleitet wurden.
Knacker an der Arbeit. Bei der„Kodak " und der Karlühorsier Steuerkasse. Ein« balsk.rech-rrlche Kletterparti« unternahmen Geldschrank- einbrecher in der Rächt zum Freivag. um an den Schrank der Kodak-Aktiengesellschaft in den Bureauräumen nn Merten Stock in der Markgrafen st roße 7S heranzukommen. Wie heut« die Ortsbesichticpmg durch die Beamten der Dienst- stell« kl S ergab, kamen sie von dem Grundstück Markgrafen- ltraß« 7< über die Däche? heran. Nachdem sie«ine Luke aus dem Dach gebrochen hatten, stiegen st« auf einer vier Meter langen fast neuen Leiter aus der Luke heraus in ein chemisches Labora» torium «in, das stn S. Stock über den Kodakbureaus liegt, von hier m« ließen sie einen Mann an einem Strick bi» in die Hiche des Toilettenfensters herunter. Dieser stieg durch die Toilette in das Bureau ein, öffnete von innen die Türen, so daß die übrigen Mitglieder der Bande von der anderen Seite herankommen konnten. Nachdem sie die Fenster mit Teppichen und dergleichen abgeblendet hatten, schweißten die Verbrecher den Don zer schrank aus. fanden darin l0 000 AI. bare, Geld und nahmen den Rückweg wieder über die Dächer. — In Karlshorst hatten es Knacker auf die Städtisch« Eteuerkaffe abgesehen, die«m der Ecke der Trestow- und Roedernalle« im 2. Stock des großen Gebäudetom-- pleres, dos auch da» Knaben- und Mädchengymmfftum und das Rarhous umfaßt, untergebracht ist. Während in den Sälen über den Kaffenräumen eine Festlichkeit stattfand, schlichen stch die Knacker ein und machten sich mit dem Schweißapparat an den Schweren Panzerschrank heran. Eine Stohlplatt« hatten sie berest» bewältigt- Sie stießen jetzt auf eine Bei o»platte und mußte» nun bohren Dos Auf- und Abgehen in den Fefträmnen machte fi« aber wohl unficher. So gaben ff« denn die Arbeit auf und verließen dos Hau, ohne Beute.— In der Zigorrenhandlung von Boenicke in der Französischen Straß« hotte eine andere Kolonne auch kein Glück. Mit Nachschlüsseln eingedrungen, bearbeitete sie einen älteren Schrank mit dem Knobber. Sie hatten nur noch eine Zuholtung zu überwinden, als fie augenscheinlich durch das Bellen des Wachhundes gestört wurden und die Flucht ergriffen. Schulze und die Lagerschalen. Ver Vesiechungsprozeß gegen den Reichsbahnoberrai. Zn de« Nachmittag ssißvng de» Bestechungsprozesse» gegen den Zteichsbahnoberrat Schulz, wurde als Zeug, der Letter der Defchaffungsablellong beim Zenlralaml, Reichsbahn. direklsr Reu manu, vernommen. Neumann erklärte, daß bei der Vergebung der Lieferungen von Lagerschalen«in« Bevorzugung einer Firma nicht vorgekommen sei. Di« eisten Aufträge wurden gleichmäßig unter die beiden Gruppen der konkurrierenden Firmen verteilt, und später erfolgten di« Auf- träge noch einem Schlüssel, den di« Firmen unter sich selbst ausge- macht hatten Dann verlangten die anderen Firmen auch, daß sie nach dem System Reifert arbeiten dürsten. Das wurde aber von Reichsbahnvberrat Schulze abgelehnt, und zwar mit der Begrün- dung, daß beide Konstruktionen sich bewährt hätten und im Betrieb« beibehalten werden sollten. Westerhin wurde Ministerialrat a. D. Reichsbahndirektor Lindermcyer. der auch als Zeuge benannt worden st, zunächst nur in letzterer Eigenschaft vernommen. Er sollte süß Über den Ausgadenkreie des Angeklagten als Werkstätten- referent beim Zentralamt äußern. Nach dem Geschästoplon hatte Schulze mit der Lagerschalenkonstruktton nicht zu tun. Er hatte sich aber auf metallurgischem Gebiet eine große Erfahrung erworben, so daß es nicht zu verwundern war, daß«r sich dieses Arbeits- zebiet aneignete. Im Jahrs lSZ4 führte Schulze dem Zeugen zu keiner Uaberrofchung eine Stahllager schal« im Heißlaus vor. st) daß er stch veranlaßt sab. deren Einführung zu befürworten. Es sei allerdings bisher«in« einheiiLche Lagerichale«och nicht eingeführt. sondern es würden immer noch neue Dsnuche angestellt. Gegen- über der gegenteiligen Behaupbmg von R.>A. Dr. Frey bestritt der Zeug« entschieden, daß er früher verneint Habe, daß d!« von Schulz« ang-'stellten Versuche mit den Lagerschalen nicht unter seine dienstlichen Obliegenheiten gefallen wären. Wenn aiist an sich ein andere« Deznerncst zuständig war. so hatte Schulze sich doch auch um die Konstruktion mit zu kümmern. Di» Verhandlungen werden heute fortgejührt.>
-> Soldat Surren. Otonfan von Georg vor» der Vrltig. Copyright I92T by J. H. Spsetb Ter! sc, Berlin . Er möchte mich gern im Jette sehen,' sage ich zum an- deren. „Mich nicht.' antwortet der,„er sagt, ich verdrecke sie ihm mit meiner Krankheit, und dazu'st die Wäsche heute zu teuer." „Siecht hat er.' „Bohl, kann auch in der chose schlafen, bw's gewöhnt vom Graben der.'.... „chaft du den» nickt an dein« Kinder gedacht? Was soll den» nun mit dir werden?' „Wohl, habe daran gedacht, manches liebe Mal. Gr schweigt und zwirbelt die Spitze seines Banes. Sein Gesicht ist von Falten zerschnitten. Dann ichsägt er vor: „Doch laß uns noch mal von meinem Schießergebnis sprechen, Li Ringe hatte ich.'.... So sprechen wir lange und ausführlich von kernem Schießsrgebnrs, welches wirklich erstaunlich gewesen sein muß, bei einer so unvollkommenen Scheibe. * Der Sergeant tritt wieder ein. geschwollen von Bosheit, und mit ihm«in Gefreiter, welcher lacht. Der Dick« fagt. Mit dem Finger auf dem Plakat, das immer noch mff meinem Bette liegt:„Siel Lernen Sie das auswendig, heut« nach- mittag wird abgefragt, der Gefreite ist Zeuge." Der Gefrett« bestätigt es und zeigt goldene Zahn- Plomben in Masse. Sie gehen hinaus. „Kannst du gut behalten?' fragt der Spitzbarttge lest«. ,�d) werde mich beherrschen, das zu lernen.' „Dann kommt die Wut über ihn. Er beherrscht stch nicht, gibt Fuß— trti— te.' ,Jt<inn eben schlecht behalten.' sage rch und fange an, das Benehmen im Revier zu entziffern. * Ich«erde gerettet aus den Klauen diese» Sergeanten. Alb« ring iommt am Nachmittag upd kurz darauf Bulei»nd Rulei, mich zurückzuholen. Es ist plötzlich ein Tbmarschbefchl gekommen, wohin— weiß niemand Der Sergeant'st
bereits beim Packen und»ergißt meine Aufgabe. Es fehlt ihm ein Spucknapf,«nd er beschuldigt den Spitzbärtigen. denselben auf die Seite gebracht zu haben. Der aber flüstert: „Wozu sollte ich ihn brauchen. Herr Sergeant!' „Mir egal.' „Ich habe keine Krankheit, wo man ihn brauchen kann.' „Halt- Maul!' Das ist das letzte Wort, was ich von ihm höre. Echan tragen sie mich den Weg hinauf, den wir am Morgen her- untergeliicgen und-gefallen sind. Diesmal geht es glatt, denn Alberina steht ihnen mächtig auf die Finger und löst erst Bulei und dann Stillet ab. Dir erreichen die Batterie. Bor dem Tor wird ein großer Haufen Stroh aus unseren Strohjällen aufgeschichtet. Als ich von der Bahre geschnallt bin. bemerk« ich eine leichte Besserung cm meinem Fuß. Ich humple herum voll Früh- llchkeit und packe gleich den andern meine Sachen. Danach schleppe ich selber meinen Strohsack vors Tor und schütte ihn aus. Es dämmert, und sie zünden den Haufen an. Ein großes Feuer wirft fein« Glut gegen unsere Gesichter. Ein neuer Weg hat sich vor uns geöffnet— wohin wird er führen?— Als das Feuer niederbrennt, ist rings die Nacht. Spät, da wir uns ohne Strofack auf den Draht legen und unsere Lerzenstümvfe zum'etztenmal auf den birkenen Bettpfeilern brennen, kommt Steinberg, um nach mir zu sehen:„Wie geht es, Sie Unhold?' Ich antworte, daß es mir etwas besser geht. „Beschimpfen Sie mich. Herr Unteroffizier, ich bm der Unhold!' ruft Biberin«. „Ihr alle, ihr alle! schist Steinberg. „Barkennet eure Laa«. Vergesset d«, Batenands Traurige Notwehr. B-rbiffen im Rinpimn»* Nicht schvnt ihr der Glieder So nötig« Bereitschaft!— Und was soll mm w«rd«n? Herhalten muß immer Der«roß« Sanitäiowaaen, Der mwieso voll fft. E» bleibt mir nichts übrig. Als dich zu verstauen, Du kriechend Gewürm!' Ich crCHtai ihm, daß ich»«suchen will, m g-h«. a*an
nur der Tornister gefahren wird. Cteinberg ist«inverstan» den und nickt: „Das ließe sich hören. So bleib««s denn.' Am anderen Morgen verlassen wir die schöne Batterie und marschieren in strömendem Regen zwei Stunden wett zu einer Station. Mein Tornister liegt auf dem Eanitäts- wagen. Trotz übler Schmerzen halte ich den Marsch durch—• zumal Eieinbergs Stimme einmal von hinten ertönt: „Run seht mir den Sichren! Das nenn ich Soldat.' Sternblume. Die Kolonne marschiert. Auf der Nu« de Ealvaire, auf der weißen Reimser Steinstraße hallt der Marschtritt. Die Gewehre der Soldaten, die zu einer Rotte gehören, decken sich zu einem Strich. Das braune Pferd des Leutnants trabt entlang. Di« Kolonne läßt die letzten Häuser hinter sich, und die Straße steigt weiter. Droben, wo sie die Hohe überschreitet, steht eine Lindengruppe wie ein dunkler Klecks, darüber, wie ein Ausreißer aus Tinte, das Türmchen einer Kapells. „Marschordnung!' Auf dies Kommando oerwirrt sich die gleichmäßige Schräge der Gewehre. Die Soldaten legen sie. wie es a« bequemsten ist. Gespräche beginnen und oerstummen. Wir wissen, was unser harrt. Heut« ist Sonnaberck, und eine ganze Woche lang sind wir vernichtet worden, haben wir die Fußtritte des Teufels gespürt. Und wissen somit, was auch heute unser harrt. Wir schreiben Mai und acht Uhr morgens. Die Sonne, die feldwärts die weichen Samen der Mohnblüten umglüht. nimmt auch die Kolonne in Kauf. Die Kolonne, die, ohne zu wissen warum, den Taloarienberg ersteigt, muß auch die Sonne in Kauf nehmen. Die Kolonne hat einen zwiespältigen Geist. Etwa«in Dutzend ist unter uns. das glaubt fest daran, daß wir der Welt den deutschen Geist bringen müssen. Die anderen gingen lieber heute als morgen nach Hause. Jenem Dutzend der Aufrechten wenden sich oft meine Gedanken zu. Jene zwölf haben einen hohen Glauben vom Deutschtum: sie sagen stolz: Wir Deutschen sind das wertvollste Volk, und so ist es ein helliger Krieg.— Llbering jedoch erklärt es einfacher, er fagt:„Sie haben zuviel in Flottenkalendern gelesen.' lFortjetzung sillgt.)