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Der 9. November im Rundfunt.

Rede des Reichsinnenminifters Gevering.

Im Rundfun? hielt der Reichsminister des Innern, Genosse Karl Severing , die Gedächtnisrede auf den 9. November. Er führte u. a. aus:

Für alle Einsichtigen stand fest, daß der militärische Mißerfolg einen innerpolitischen Umsturz nach sich ziehen würde. Jeden Augen. blid wartete man seit den Oktobertagen auf die Katastrophe, und niemand in den monarchistischen Kreisen fand den Mut zur Berteidigung.

Der 9. November war nicht das Wert einzelner Verschwörer, fondern es war das Signal für die Selbstbestimmung des Boltes. Es bedeutet Geschichtsflitterung schlimmster Art, diesen Tag als Tag des Berrats zu bezeichnen.

Die neue Verfassung des deutschen Volkes geht nicht von Fürften oder Diftatoren aus, sondern vom Bolt. Und dies ist um so höher anzuschlagen, da das alte System alles um die politische Erziehung verfäumt hat. Nur durch Selbstbildung wurde das Resultat erreicht. Man jagt öfters in nationalistischen Kreisen, der neue Staat hätte teine Führer, aber haben nicht die Männer, die so oft verlästert worden sind, Deutschland ge rettet? Sie haben das Chaos verhindert und den wirtschaft. lichen und fulturellen Aufbau des Landes gefördert.

Durch die Revolution ift tein Idealzustand geschaffen worden. Aber war dieser nach einem Kriege möglich, der Raub bau an allen Kräften des Bolles trieb? Deutschland stand unter doppeltem Drud, nämlich unter der Diftatur des Auslandes und im Innern unter der des politischen Abenteurertums. Rur weil jeber Volksgenoffé wußte, daß es sich um seinen Staat, um seine eigene Schöpfung hanbelte, murden Anschläge jeder Art auf ihn abgewehrt.

Finanzielle Laften brängen immer mehr zum Einheits. staat. Es ist zu bedauern, baß der 9. November nicht auch hierin Bandel schuf, denn die Kleinstaaterei ist im Grunde dieselbe ge blieben. Die Landsplitter müßten zu einem geeinten Bolle deut­scher Nation zusammengeschmeißt werden.

Jeder deutsche Republifaner weiß, daß er nicht zuerst als Deutscher, sondern als Mensch zur Welt gekommen ist. Deshalb mill er feinen Böfterhaß, sondern den Frieben, deshalb ist er gegen Krieg, Dittatur und jegliche Art von Terror. Sein Haß gilt allein dem Haß und seine Unduldjamfeit nur der Unduldjamfeit. Und aus diesem Grunde fordert er auch bie soziale Republit. Die Ereignisse der legten Zeit zeigen uns, daß so wenig wie in der Politif auch in der Wirtschaft das So mill ich, so befehle ich!" Geltung behalten darf.

Hätten die Träger des alten Systems nicht das Bolf von jeber Eigenverwaltung abgefchloffen, wer weiß, ab der Ausgang des Arieges nicht ein anderer gewesen sein würde! Auch der 9. November hat nicht alles beseitigen fönnen, was morsch und frank in Deutsch land war. Aber das Balf meiß jezt, daß sein Recht seine Verfassung ift. Dem Ziele der höchsten Menschenideale zugewendet, werden schließlich Recht und Bernunft doch siegen.

leber bie glänzend verlaufene Revolutionsfeier im Sportpalast wird im totalen Teil des Blattes berichtet.

Die Weltrevolution, laum erwähnt Mit Schlangestehen feiert Moskau den Revolutionstag Mosfau, 9. November.

Ludendorffs Novemberjubiläum.

Juden

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+-9 1-9 18. 8= 1+

m

T

2+3.15

-19

Jesuiten

4

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Poincaré betraut.

Doch wenig Erfolgsausfichten.- Gozialisten und Koalitionsfrage.

Paris , 9. November .( Eigenbericht.)

Der Präsident der Republit hat am Freitag Poincaré mit ber Reubildung der Regierung beauftragt. Die Unterhaltung zwischen Doumergue und Boincaré dauerte nicht meni ger als zwei Stunden. Poincaré hat den Auftrag noch nicht endgültig angenommen. Er hat sich lebiglich bereit erflärt, feine Freunde um Rat zu fragen.

Boincaré meiß genau, daß die Wiederholung der Ratio­nalen Einigkeit", feine alte politische Formel, an der er auch heute noch aus Gründen der Selbftachtimg festhalten will, unmöglich geworden ist. In einem Kommuniqué, das er nach seinem Be fuch bel Doumergue ausgegeben hat, erklärt er, daß die Ereignisse der letzten Tage ihm die Wiederaufnahme seiner alten Aufgabe nicht erleichtert haben. Jeder andere Bolitiker fönne eine andere Linie verfolgen. Er aber dürfe die Mitarbeiter night vergessen, die er seit dem Jahre 1926 in feinem Kabinett der Nationalen Einig feit gefunden habe. Er müffe fich also bemühect,

miederum ein breites Kabinett der nationalen Eintracht" aufzustellen, mie es bie Bollenbung der Finanzierung und die Re­gelung der schwebenden außenpolitischen Fragen perlange. Leider zeigten die Entschließungen von Augers fowie die Resolutionen

der Rabilalen Kammerfraktion und der Gruppe Marin einen für feine Plane jehr ungünstigen Geisteszustand. Dazu tamen noch die Differenzen mit der Finanzkommission über das Budget für Heer und Marine sowie über die Steier reformen, die geeignet feien, die Annahme des Budgets zu ver­späten. Deshalb habe ihm die Kommission, wenn auch vollkommen zu Unrecht, vorgeworfen, daß er das Budget zu spät eingebracht habe. Die rechtzeitige Erledigung des Budgets jei aber für ihn eine Vertrauensfrage. Er werde unter feinen Umständen die Birtschaft mit den Budgetzwölftein wieder beginnen. Auch könne es fich für ihn nicht darum handeln, ein Kabinett nur für sechs Wochen zusammenzustoppeln. Trotz aller Schymierigkeiten wolle er sich ernstlich bemühen, eine tragfähige Regierung zu bilder.

Diese Erklärungen Boincarés flingen äußerst ernst, aber Erfolg dürfte seinen Bemühungen faum bef hieben sein.

Die Linksparteien bis zur Gruppe der radikalen Cinten ( Coucheur) haben sich bereits prinzipiell auf das Mindest­programm von Angers festgelegt.

titel 70 und 71 aus dem Finanzgefez, Ermäßigung her Strebite für Heer und Marine, Steuerreformen durch Entlastung der fleinen Steuerzahler, Fortfegung der friedlichen Außen politif Briands und vor allem der Abrüstung, Schaffung der Einheitsschule, Annahme des sozialpolitischen Programms des aff. gemeinen Gemertschaftsbundes.

3ma übrigen hat sich die Sozialistische Kammerfraffion am Freitag bereit erklärt, jede Regierung, die fich diefes Programm zu eigen macht, auf das entschiedenste zu unterstützen, ja fle hat fogar die Möglichkeit einer affiven Beteiligung der Sozia­fiffifchen Partei, an einer derartigen Regierung in Aussicht. gestellt.

zu diesem Zmede soll am Sonntag der erweiterte Bartei. borstand einberufen werden. Die Graftion begründet diesen Be­schluß damit, daß unter allen Umständen das Zustandekommen jeder Regierung der Rationalen Einigkeit" oder der republikanischen Konzentration, die nur ein Dedmantel für die Herrschaft der Reaffion märe, verhindert werden müsse. Es gehe nicht an, heißt es in der Resolution, daß die Reaktion wiederum mie bisher ihren Einfluß unter falscher Flagge in übertriebenem Maße geltend machen tonne

Poincaré fonferiert mit dem Rumpffabinett und Foch.

Paris , 9. November. Zu den Besprechungen, die Poincaré nach dem Empfang bei Doumergue mit seinen früheren Ministern( ausschließlich der vier Radikalen und des Nationalisten Marin) aufnahm, wurden nach einstündiger Dauer auch die Minister Sarrait und Marin hinzugezogen. Minister Sarrait, der mit Minister Marin die Sizung nach zehn Minuten wieder verlassen hat, erklärte, Poincaré habe ihn nur um feine Ansicht befragt. Kurz benor Sarrait das Finanzministerium, mo die Konferenz ftattfand, verließ, ist Marshall och angefommen. Man nimmt an, daß ihn Poincaré über die Frage der militärischen Kredite, über die es zu einem Konflikt zwischen Poincaré und der Finanzkommission gekommen ist, hat hören wollen. Die Beratungen Poincarés mit seinen bisherigen Mitarbeitern hatten gegen 7 Uhr abends ihr Ende erreicht. Poincaré wird morgen seine Besprechung fortseßen. Er

Die Feier des 11. Jahrestages der bolschemistischen Revolution murde zwar mit demselben 3eremoniell gefeiert wie in früheren Jahren, doch trat undertennbar eine gewisse Zurüdhaltung Im Gesamtdharafter der Festlichkeiten hervor, wie sie sonst wicht zu bemerken már. Schon die äußere Ausschmückung der Stadt Mos fau war sparsamer als im vorigen Jahr. Besonders auffallend ist die Reserve, die man sich hinsichtlich der Reben cuferlegt hatte. Statt der erwarteten langen Reihe von Kundgebungen der Regie rungs und Parteiführer gab es in der traditionellen Festfizung des Mostauer Somjets nur eine Festrede des Bildungs tommiffars Lunarticharsti. In dieser wurde die Außenpolitit fast gar nicht erwähnt, nur die Frage der Kriegsgefahr furz gestreift. Im übrigen tonzentrierte er sich auf die innere Lage und wandte sich gegen die Feinde des Sowjetsystems, die von wirtschaftlichen Schwierigkeiten eine nahe Veränderung des Regimes erhoffen. Auch bei der großen Parade übten Regierung und Bartei eine ähn. Dieses Brogramm meist folgende Buntte auf: Entfernung der Ar hat auf 10% Uhr vormittags eine neue Beratung einberufen. liche Zurüdhaltung und die sonst üblichen Reben vor der Parade fielen fort, wobei es besonderes Aufsehen erregte, daß die tradi tionelle Ansprache eines Vertreters der Komintern unterblieb. Der Sowjetpräsident Safinin hielt eine furze Rede. Die Belt repolution, auf die bei dieser Gelegenheit sonst immer be fonders ausführlich eingegangen wird, ist in diesem Jahr taum erwähnt worden, die Platate der Demonstrationszüge zeigten nur wenige Losungsmorte dieser Art. Ueberhaupt wurden Hinweise auf die Außenpolitif in den Umzügen und Karnevalsgruppen ver mieden. Im ganzen tann man sagen, daß in diesem Jahr das Fehlen des revolutionären Bathos mit entsprechenden Reden der Feier eine besondere Färbung gab. Am Borabend des Festes ftanden vor fast allen Läden große Schlangen. Auf diese Erscheinung gehen auch einige Sowjetblätter ein: diese Ansamm lungen seien weniger durch wirklichen Warenmangel zu erklären als durch die psychologische Einstellung" der Massen.

Zehn Jahre Polenstaat.

Die Nichtpolen feiern nicht mit.

mit alleiniger Die Nachfolgeftaaten des Weltfriegs haben mit alleiniger Ausnahme Deutschösterreichs- das eine gemeinsam, ihre Minder­heitenvölker mit dem Staat zumeist nicht verföhnt, sondern in tiefste Unzufriedenheit mit ihm getrieben zu haben. Wie das Zehnjahrjeft der Tschechoslowakischen Republik von den Nichitschechen gemieden murde, so geht es erft recht auch in Polen . An der Festfißung des Sejms am 10. November merben bie nationalen Minderheiten nicht teilnehmen. Die Graftionen der Utrainer und ber Weißruffen werden dies dem Sejmmarschall schriftlich bekanntgeben. Die deutsche Fraktion hat folgendes geschrieben: Die deutsche Minderheit aner fennt stets, daß der polnische Staat sein Eigengepräge durch das polnische Rolf erhält, doch bemeisen die Maßnahmen der Gefeß gebung und der Berwaltungsbehörden und auch die Kundgebungen polnischer Regierungsvertreter, daß die Deutschen als uner. wünschter Fattor im Staatsleben betrachtet werden; man begegnet ihnen entweder mit Ignorierung ihrer Eristenz und ihres Heimatrechts oder mit Duldung und attiver Förde rung des gegen das deutsche Boltstum gerichteten Bernich. tungsmillens. Die Deutschen in Bolen sind fern davon, lich gegen die Staatsautorität aufzulehnen und die deutschen Schulfinder merden daher zu den Schulfeiern am 10. No­

nember fommen. Die deutsche Gejmfraftion jedoch sieht sich außer­ftanbe, an der Festigung des Gejms teilzunehmen, ba trog ber in ber Verfassung enthaltenen Zusicherungen und ungeachtet der inter­nationalen Berträge die Parole der Entbeutschung des Landes weiterhin bestimmend geblieben ist. Die deutsche Fraftion gibt ber Ueberzeugung Ausdrud, daß der 3mang ber unaufhaltsamen Ent midlung des Rechts die Ketten der geistigen Knechtschaft sprengen

wird und daß Bolen dasselbe, was es für das Polentum in anderen Staaten fordert, auch den Deutschen in Polen wird gewähren müffen.

Die ukrainische Bewegung.

Die blutigen Borfälle in Oftgalizien find im Sejm in Barschau besprochen worden. Eine herausfordernde Rede des Innenministers General Stlabtomsti beantworteten die Ufrainer nach stür­mischen Szenen mit dem Gesang ihrer Nationalhymne. Der Führer des Regierungsblods, Oberst Slomit, beleidigte den allgemein hochangesehenen polnischen Sozialisten Dr. Maret Krafau in gemeiner Weise, was neuen Krawall hervorriej. Das Lemberger Utrainerblatt Rownj Tichas"( Neue Zeit) teilt mit, daß der von den ukrainischen Institutionen erlittene Sachschaden in die mit lionen geht. In der zerstörten Buchbinderei des Kulturver: bandes Broswita" find alte Manuftripte von unschab barem Wert verloren gegangen, die Eigentum des ukrainischen Nationalmuseums in Lemberg waren.

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Die Verschleppung Roffis.

Bern , 9. Rovember.( Eigenbericht.)

Der Bundesrat teilt mit, daß er den Notenmechsel mit Italien anläßlich der Roffi- Affäre für abgeschlossen betrachte. Als positives Ergebnis hat die Schmeiz die Abberufung eines Be amten der italienischen Gesandtschaft in Bern und die Aus= weisung von zwei italienischen Spizeln zu verzeichnen. Der Beamte leitete den faschistischen Nachrichtendienst in der Schweiz . Die Beigerung Rome, die an der Berhaftung Roffis beteiligten italienischen Bolizeibeamten und die Behörde, die den italienischen Spigeln falsche Bäffe ausgestellt hat, zu desavonieren, muß der Bundesrat hinnehmen.

Bauernregierung in Rumänien .

Keine Fortsetzung des alten Regimes!

Butareft, 9. November.( Eigenbericht.) fchafter in London und oftmalige Außenminister der Junterregle Der mit der Regierungsbildung beauftragte rumänische Bote rungen, Titulescu , hat seinen Auftrag an den Regentschaftsrat als gefcheitert zurüdgegeben. Am Nachmittag wurde Maniu , der Führer der National- und Bauernpartei, vom Regentschaftsrat mit der Kabinettsbildung beauftragt.

Danziger Bolfsentscheide.

Leber Berfaffungsänderung.

Danzig , 9. November .( Eigenbericht.) Der Bottstag nahm die entscheidende Schlußabstimmung über die duráj das Boltsbegehren eingeleitete demokratische Berfassungsänderung vor. Da die Kommunisten sich in Gemeinschaft mit den Deutschnationalen der Stimme enthielten, wurde die erforderliche Anwesenheit von zwei Dritteln der Abgeord netenzahl nicht erreicht. lleber den Entwurf fommt es nunmehr

zum Bolfsentscheid.

Inamischen hat auch das von den Rechtsparteien durchgeführte Boltsbegehren über eine reattionare Berfassungsände. rung die erforderlichen 21 000 Einzeichnungen aufgebracht. Diefer Entmurf wird ebenfalls im Boltstag zur Abstimmung kommen. Da er teine Aussichten auf Annahme hat, wird er ehenfalls einem Bolfs­entscheid unterliegen. Die erforderliche Mehrheit beim Boltsentscheib beträgt 107 000 Stimmen.

der Philippinen die Iagalen. Bei einem Kampf mit der Polizei Auch Nordamerita beherricht 2liaten, und zwar auf den Inseln murben zwei Eingeborene getötet, piele verwundet; auch mei Enibaten und ein Bolizist. Ursache des Rampfes foll Ungu friedenheit über zwei Verfügungen sein, die die Erhebung der Steuern und den Schulbesuch regeln,