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Mittwoch

14. November 1928

Unterhaltung und Wissen

Geft, eine mondäne Geschichte.

Bon Erich Grifar.

Sie hatten fich gerade erft tennengelernt und lentien nun die ersten gemeinsamen Schritte zu einem jener Lokale, die immer toleber von jungen Leuten ausgefucht werden, um im Schuge threr Bände, die schon so oft Beuge jener Torheiten wurden, die wir Liebe nennen, daß fie schon gar teine Notiz mehr davon nehmen, den Frühling des Lebens anzubrechen, der dem jungen Arbeiter zumeist viel zu fchnell verfliegt.

Der Ober fam.

Die beiden sahen sich, so plößlich den Realitäten des Lebens gegenübergestellt, ein wenig verdust an. Was trinten wir, fragte er, ber tagsüber am Kassenschafter einer Bant das Geld anderer Leute zählte und überlegte in Gedanken, ob sein Geld wohl reichen würde für diesen Abend. Nun, das Mädchen, das sich ihm anver­traut, fchien bescheiden und würde gewiß nichts bestellen, bas über feine Kräfte ging. Sie überlegte auch nicht lange, Jung wie sie war, glaubte sie wohl auch, daß es allen Guten gut geht, daß Bankbeamte angehende Millionäre sind und daß es ein Glüd ist, verliebt zu sein. Und mit einer Unbekümmertheit, als bestelle sic ein Glas Basser und einen Zahnstocher, jagte sie zu dem wartenden Ober: Aljo, trinken wir Sett.

Der Ober machte ein langes Geficht und schickte einen Blick von fehe oben herab. Dann Happte er seinen Mund zu und bedauerte, Caß leider und so meiter... aber wenn die Herrschaften wünschten, tänne er ja eben eine Blasche besorgen. Der junge Liebhaber, ber icon mit Soreden festgestellt hatte, daß sein Raffenbestand zu einer Flasche Seft nicht reichte, aimets auf und indem er seinem Schicksal bajur Danite, baß es ihn vor einem großen Kunumer bemahrie, jagte er schnell: Na, wenn sie feinen Seft haben, dann bringen Sie zwei Spezial Weiß. Es ist dir doch recht, fragte er dann seine Gefährtin.

Die hätte zwar gerne mal Geft getrunken, aber ein Blick auf ein aushängenbes Blatat belehrte sie, daß ein Glas Spezial Weiß 60 f. foftete und für 60 Bf. mußte man doch schon etwas jehr Gutes befommen. Denn das war ja fast soviel Gelb, als zwei Flaschen Bier tøsten. So lächelte sie denn nur und war sehr glücklich, obwohl ihr der Wein wirklich ein wenig Sauer vorfam. Wieder trafen die beiden sich, um gemeinsam auszugehen. Es mar turz nach dem Monatsersten. Der junge Bantbeamte hatte sich einen Teil feines Gehaltes aufgehoben, um seiner Liebsten eine besondere Freude zu machen. Er wollte ein 2otal mit ihr besuchen, in dem Geft serviert wurde. Er hatte sich alles genau durch den Kopf gehen lassen. Der Abend würde unverantwortlich teuer werben, aber schließlich, er liebte sie und war bereit, alles zu tun, was ihre Liebe zu ihm befestigen konnte. Schon tänzelte sie ihm entgegen, leichtfüßig hängte sie sich in seinen Arm und bummelte an feiner Seite mit ihm durch den Abend. Sie dachte längst nicht mehr an den deutschen   Seft, ben fie fo gerne mal getrunken hätte. Sie dachte mir noch an den Frühling und daran, daß die Liebe jp 1. Aber schließlich tann mon nicht einen ganzen Abend ohne Bief burch die Straßen laufen, fo gerne man es möchte und be fenders dann nicht, menn man etwas vorbereitet hat, zu dem einem on irgend einem anderen Lage das Gelb fehlen mird. Also drängte er fie, immer dann, wenn sie in bunfle Straßen bog, stadtmärts und ftand balb mit ihr vor dem Sofas, bas er für diesen Abend aus. erroählt. Somm, laß uns eine Flasche Sett trinken, sagte er. Sie brückte ihm einen bantbaren Ruß auf die Lippen und trat mit ihm in das Licht des hellerleuchteten Eingangs.

Garderobe abgeben? Kam ein Boy fragend auf sie zu. Er nidte. Doch plöglich bog fie ihren Mund an sein Ohr und sagte: Laz uns gehen, ich bin nicht angezogen. Es berührte ihn peinlich, sie in diese Berlegenheit gebracht zu haben, aber es war nicht zu ändern und so verließen sie beide das prunfvolle Lokal, ohne es be treten zu haben. Der Bortier blickte ihnen perächtlich nach.

So ging der Frühling. Es fam der Sommer. Nie wieder mar von Seft zwischen den beiden gesprochen worden. Sie fannten jich jetzt sehr gut, und da sie ihm jetzt alles gewährte, was eine Frau zu gewähren hat, war er an besonderen Ausgaben nicht mehr interessiert. Sie wieder hatte inzwischen erkannt, daß Bantbeamte alles andere als angehende Millionäre sind, fie mußte, daß fie genau fo arm find wie bie, aus deren Knochen Glück und Glanz der Reichen herausgepreßt werden, und wenn sie etwa geglaubt haben follte, daß der Klapperftorch die Kinder bringt, jo hatte sie jest Gelegenheit, die Wahrheit auch über diese Angelegenheit des Lebens 34 erfahren. Aber immer noch mar fie fröhlich, wie in jenen ersten Tagen, wenn auch der Ernst des Lebens ihre Fröhlichkeit über­jchattete. So lam der Tag, an dem sie Hochzeit hielten. Ein Zimmerdhen für die beiden hatten die Eltern eingeräumt und auch alles andere war porbereitet. Eben famen fie pom Standesamt. Zu Hause marteten schon die menigen Gäfte, auf die man an einem folchen Tage nicht verzichten fann. 21s fie an einem Delikatessengeschäft Dor her famen, bat er sie, einen Augenblick zu marten. Doch fie, die den Mann, der ihr angetraut worden, nicht sobald wieder loslaffen mollie, hielt feinen Arm. Zusammen traten fie in den Delifateffenladen. Was willst du denn mitnehmen, fagte fie, wir haben doch alles.

Beilage des Borwärts

Ein Besuch Riffes bei Tolstoi  .

Ein bisher unveröffentlichter Brief.

Die Bekanntschaft mit Tolstoi   gehörte zu den großen Erleb nisjen Rainer Maria Rilkes, und so ist die Schilderung dieser Be­gegnung, die im neuesten Heft des Inselschiffs" veröffentlicht wird, ein nicht minder merivoller Beitrag zur Psychologie des genialen Lyrifers als zur Kenntnis Tolstois. Rilfe machte die Reise nach Rußland   mit Lou Andreas- Salomé  , die Tolstoi bereits näher tannte. Sie tommen im Mai 1900 nach Jasnaja Poljana  , und über ihre Erlebnisse schreibt Rilte aus Lula am 20. Mai an Sofija Mitolajewna Schill:

mit böjer Stimme zu: Eben erst sind wir eingezogen!..." Dani während mir in dem fleinen Zimmer warten, tommt noch ein junge Dame an; man hört Stimmen, ein heftiges Wemen, b fchmichtigende Borte des alten Grafen, der bei uns eintritt, zei streut und erregt einige Fragen stellt, und uns wieder verläßt.

Stunde gekommen zu fein, in dem fleinen Zimmer zurückbleiber Sie können sich denken, daß wir in viel Angst, zu unrechte Aber nach einer Weile tritt der Graf wieder ein; diesmal vol tommen uns zugewandt, aufmerksam, uns mit seinen großen Blicke Bir jagten mit atemlofen Gloden bis an den Rand des Fügels umspannend. Denten Sie, er schlägt uns einen Gang, durch de heran, auf welchem die armen Hütten von Jasnaja stehen, zu einem Bart vor. Statt des gemeinsamen Effens, das wir gefürchtet un Dorfe zusammengetrieben, aber doch ohne Zusammenhang, wie eine beftenfalls erhofft hatten, gibt er uns die Möglichkeit, mit ihr herbe, die traurig auf abgebrauchtem Weibeland herumsteht. allein zu sein in der schönen Landschaft, durch die er die schwere Gruppen von Weibern   und Kindern sind nur rote, fonnige Fleden Gedanken feines großen Lebens trug. Er nimmt an den Mah in dem gleichen Grau, das über Boden, Dächern und Mauern liegt, zeiten nicht teil, weil er, feit zwei Tagen wieder leidend, fast nicht wie eine sehr üppige Moosart, die seit Jahrhunderten ungestört als Milchkaffee nimmt, und so ist dieses die Stunde, die er der alles überwächst. Dann senkt sich die faum erkennbare, ewig unter anderen leicht entziehen fann, uni fie uns wie ein unerwartete fanft in ein grünes, von Bipseln schäumenbes Tal, in welchem wachfenen langen Wege entlang in reichem Gespräch, das von Iceren Blägen hinfließende Straße, und ihr grauer Streifen gleitet Geschenk in die Hände zu legen. Wir gehen langjam die engum lints amei runbe, mit grünen Ruppeln überbedte Türmchen den Grafen   Wärme und Bewegung empfängt. Er spricht ruffisch, uni Eingang bes alten, vermilderten Barfes bezeichnen, in dem ver. me der Wind mir nicht die Worte perdedt, verstehe ich jede Silbe beindicht das einfache Haus von Jasnaja Boljana liegt. Bor diesem Er hat die finte hand unter seiner Boljade in den Gürtel ge Tore fteigen wir ab und gehen teile, wie Pilger, die stille Wald- schoben, die rechte ruht auf der Krücke des Stockes, ohne sich schmes straße hinauf, bis das Haus immer weißer und länger hervortritt. aufzuftügen, und er bückt sich von Zeit zu Zeit, um mit einer Be Ein Diener bringt unsere Karten hinein. Und in einer Weile sehen megung, als wollte er eine Blume mit dem um sie stehenden Duf wir hinter der Tür, im dämmrigen Borraum des Hauses, die Ge- einfangen, ein Kraut zu pflücken, aus der hohlen Hand trinkt e ſtalt des Grafen. Der älteste Sohn öffnet die Glastür und wir das Aroma und läßt dann im Sprechen die leere Blume achtlos stehen im Flur dem Grafen gegenüber, dem greifen Mann, zu dem fallen in den vielen Ueberfluß des wilden Frühlings, der dapurd man immer wie ein Sohn fommt, selbst wenn man nicht unter nicht ärmer geworden ist. Das Gespräch geht über alle Dinge der Gewalt seiner Bäterlichkeit bleiben mill. Er scheint kleiner ge- Aber alle Morte gehen nicht vorn an ihnen vorüber, an den Acußer­worden, gebeugter, weißer, und wie unabhängig von dem greifen lichkeiten, sie drängen sich hinter den Dingen im Dunkel burch. Und Körper erwartet das schattenlose flare Auge die Fremdlinge und der tiefe Wert von jedem ist nicht seine Farbe im Licht, sondern prüft sie mit Abficht und segnet sie unwillfürlich mit irgendeinem das Gefühl, daß es aus Dunkelheiten und Geheimnissen kommi, unfagbaren Segen. Er entschuldigt sich und verspricht uns, von aus denen wir alle leben. Und jedesmal, wenn in dem Klange des 2 Uhr ab mit uns zusammen zu sein. Wir haben es erreicht und Gesprächs das Nichtgemeinsame bemerkbar wurde, ging irgendwo beruhigt bleiben mir im großen Saal in Gesellschaft des Gohnes ein Ausblick auf helle Hintergründe tiefer Einigkeit. zurück, mit ihm durchstreifen wir den weiten wilden Barf und fehren nach zwei Stunden in das Haus zurück. Dort, im Borraum, fehren nach zwei Stunden in das Haus zurück. Dort, im Borraum, ist die Gräfin mit dem Einräumen von Büchern beschäftigt. Un gern, befremdet und ungaftlich wendet sie sich einen Augenblick zu uns, und erflärt furz, der Graf sei unmahl.... Nun ist es ein Glid, baß mir fagen dürfen: Wir haben ihn schon gesehen. Das antmaffnet die Gröfin einigermaßen. Sie tritt aber nicht mit uns ein, mirit in Borraum die Bücher umher und ruft irgend jemandem

Veränderlichkeit der Blutgruppen.

Reue Forschungen.

Ein griechischer Arzt, Dr. Diamantopulos von der Athenex Universitätstlinit, hat festgestellt, daß die Blutgruppenzugehörigkeit einer Berson durch eine schwere Infektionskrankheit geändert werden tann. So meldet eine Breffenachricht, die, wenn sie zuverlässig ist, von allergrößter Bedeutung in juristischer Beziehung ist. Man wird fich erinnern, daß vor wenigen Wochen in Ostpreußen   eine Frau zu Buchthaus verurteilt wurde, weil sie einen Mann als den Bater ihres Kindes erklärt hatte, der nach seiner Blutgruppenzugehörigkeit niemals der Bater sein tonnte. Das Kind hatte die Blutgruppen zugehörigkeit B und die Mutter bie Blutgruppenzugehörigtei: O; ber angebliche Bater A. Aus diefem Grunde mußte ein anderer Mann mit der Blutgruppenzugehörigkeit B der Bater des findes fein. Die Aerzte erklärten, baß die Blutgruppenzugehörigkeit unter allen Umständen vererbt merbe, und eine Benderung dieser Tatsache inner halb des menschlichen Körpers nicht möglich ist. Folglich mußte die Frau, die das Gegenteil beschworen hatte, wegen Meineides bestraft werden.

Nun hat der griechische Arzt Diamantopulos angeblich bie est ftellung gemacht, daß im Laufe von Syphilis  - oder anderen schweren Infektionsertranfungen die Blutgruppen im Menschen innerhalb meniger Wochen einer Beränderung unterliegen, so daß 3. B. eine meniger Wochen einer Beränderung unterliegen, so daß 3. B. eine Brau, bie noch wenige Bochen vorher zur Blutgruppe O gehörte, fünf Wochen später die Blutgruppe A aufweist.

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Und so war der Weg ein guter Weg. Manchmal im Winte wuchs die Gestalt des Grafen; der große Bart wehte, aber bes ernfte, von der Einsamkeit gezeichnete Gesicht blieb ruhig, wie un­berührt vom Sturme,

Gleich nachdem wir das Haus betraten, nahmen wir Abschied nom Grafen in dem Gefühl tindlichen Dantes und reich von Bee fchenfen feines Wefens. Wir machten niemanden mehr sehen an biefem Tage.

Rebenflüffen der Ratanga häufig überschwemmt wird. Kulit erhielt Don der Atabemie 3000 Rubel für die Organisation seiner Expedition. Diefe Sumune reichte felbftperständlich nicht aus. Stulit unternahm baher eine Boriragsreise durch gong Rußland, um auf diese Weise bie erforderlichen Geldsummen zusammenzubringen. Im Sommer 1927 perließ der Gelehrte mit zwei Gehilsen die sibirische Stast Strasnojarit. Die Strapazen der Reise waren groß. Der Gelehrte war häufig gezwungen, das schwer beladene Boot von einem Fluß über das mellige Gelände zum andern zu schleppen. In Begleitung von Tungufen gelangte der Gelehrte endlich an die Stelle, wo der Gegend und lehrte nach Strajnojarit zurüd. In Leningrad   stellte Meteor   gefallen war. Kulit machte eine genaue Aufnahme der fich heraus, daß die Akademie der Wissenschaften nicht in der Lage mar, eine zweite Expedition zu finanzieren. Kulit wandte sich daher Mit den nötigen Snstrumenten ausgerüftet, begab sich der Gelehrte an den Rat der Bolkskommissare, der ihm 8000 Rubel bewilligte. bachten, sich in ber Taiga mit Pilzen, Fischen und Beeren zu er zum zmeitenmal in die Taiga. Die Mitglieder der Expedition ge­nähren, und hatten beshalb nur ungenügend Konserven bet fichy. Sie hatten sich getäuscht. Die furchtbare Dürre des vergangenen Sommers hatte die Pilze und Beeren vernichtet. In den ausge­trockneten Flußbetten gab es teine Fische. Die Teilnehmer der Expedition tehrien daher nach Wanowara zurüd; Kulit selbst wollte unter feinen Umständen seine Arbeit unterbrechen und entschloß sich daher, allein in der Taiga zu bleiben. Der Gelehrte, dem nur ein geringer Borrat von Lebensmitteln zur Verfügung steht, lebt jest vollkommnen allein im Urwald und wartet auf die Hilfsexpedition, die ihm das fibirische Eretutivlomitee versprochen hat, als es von der Lage des Gelehrten erfuhr,

Wjo, wenn du es burchaus schon wissen willst, eine Flasche Sett. ftehenden wissenschaftlichen Ergebnisse anzutasten oder umzustoßen. häuften, die wahrscheinlich von Menschenopfern herrührten, die ben

Geft? fragte fie enttäuscht. Für wen?

Durch diese Feststellung sind die Anschauungen der Gelehrten erschüttert. Es ist also durchaus nicht die Rede von einer Unver. änderlichkeit der Blutgruppen und der Bater, der heute Blutgruppe O hat, tann demnach ein Kind mit der Blutgruppenzugehörigkeit B haben, denn zurzeit, als er das Kind zeugte, tann er eine andere Blutgruppe gehabt haben, als heute. Man wird diese Forschungen des griechischen Arztes vorher in Deutschland   aufs genauefte nach prüfen müssen, bevor man daran benten kann, die bisherigen felt Sollte sich Sollte sich die Tatsache ergeben, daß anstedende Krankheiten bie Blutgruppen der Menschen verändern fönnen, dann wird man aufgebaut worden sind, eine Revision erfahren. Denn ebenfo gut, wie eine schwere Erkrankung die Blutgruppenzugehörigkeit ändern fann, ohne daß wir bisher eine Ahnung davon hatten, fönnen andere, bisher noch unbekannte Ursachen für ähnliche Erscheinungen Aber du hast doch selbst Sett bestellt, als wir das erstemal geltend gemacht werben. Bisher ist wohl noch niemals ein Mensch miteinander ausgingen. von seiner Geburt bis zum Tode auf seine Blutgruppenzugehörigkeit dauernd untersucht worden. Es ift darum auch etwas gewagt, su behaupten, daß sich niemals die Blutgruppenzugehörigkeit ändert. behaupten, daß sich niemals die Blutgruppenzugehörigkeit ändert.

Für dich.

Für mich? Ich habe nie in meinem Leben Sett getrunken und fordern müssen, daß alle Brozeffe, die auf dieser umftößlichen Thele flomatischen Ort Sodlet, der etwa 60 Rifometer öftlich von Prag  

brauche auch heute feinen Seft.

Aber du haft doch früher..

Richts hab ich früher.

Ja, damals. Damals wolltest du auch mal mit mir in ein Seftotal gehen.

Weil ich dir einen Gefallen tun mollte, wo du doch gerne mal Sett ipendiert haben wolltest. Aber wieso wolltest du überhaupt damals Seft, wenn du noch nie welchen getrunken hattest? Weil ich dir einen Gefallen tun wollte.

ir einen Gefallen?

Run ja, ich wollte dir nicht viel Untoften machen.

Du bist gut. Keine Untoften machen und dann bestellft bu Selt. Ausgerechnet Seft.

Ich hatte damals gerade ein Inserat gelesen: Trinkt deutschen  Sett, es ist fein Lurus. Aber Frau, Geliebte, Rind. Das ist doch nur ein Gazz, ber den Armen die Augen verfleistern sol. daß sie den Bugus der anderen nicht sehen sollen. Für uns ist eine Flasche Bler schon ein Bugus. Das habe ich inzwischen auch schon gemerft und eben barum wollen wir das Geld sparen und uns was Nützliches dafür kaufen.

Der einsame Forscher in der Zaiga.

Im Sommer 1908 fiel in ber norbfisirischen Taiga ein Meteor. stein nieber. Die primitiven Einwohner erzählten von einem Feuerstein, der vom Himmel gefallen fei, den Wald in Brand ge steckt und die Tiere verscheucht habe. Die russische   Akademie der Wissenschaften schenkte dem Fall damals wenig Aufmerksamkeit. Ein Gelehrter, Prof. Kulit, zurzeit Leiter des Mineralogischen Museums in Leningrad  , beschloß, an Ort und Stelle Nachforschungen anguftellen. Der Meteor liegt in einer fcher zugänglichen Gegend, taufend Kilometer von einer Eisenbahnstation entfernt in ber Nähe der Siedelung Banowara, einem Gebiet, das von den zahlreichen

Altäre aus Menschenknochen. eine Stätte der Bottesverehrung, aber es scheint, daß schon in vor­Menschliche Gebeine find gewiß ein merkwürdiger Schmud für geschichtlichen Seiten die Menschen Knochen vor ihren Altären auf­Göttern bargebracht wurden. Noch heute gibt es Erinnerungen an diesen uralten Brauch. So ist die Allerheiligenkapelle in bem tichedho­liegt, bas Ziel vieler Reifenden, die hier die merkwürdige Aus­schmüdung des Altares besichtigen. Der Altar dieses aus dem 12. Jahrhundert stammenden Gotteshauses ift mit Totenfchädeln geschmidt, und große Mengen von menschlichen Knochen sind hier aufgehäuft, die in ihrer symetrischen Anordnung deutlich die 25­sicht verraten, damit eine Zierde zu schaffen. Leidenschaftliche Au­bentensammler baben der Versuchung nicht widerstchen fönnen, einige diefer düfberen Reliquien mitzunehmen, und so ist die Kirche jetzt unter strenge Bewachung gestellt, um einen derartigen Kaub  zu perhindern. Eine ähnliche Sehenswürdigkeit ist das Beinhaus" pon Naters  , das sich in der Nähe der schweizerischen Stadt Brig  an ber italienisch- schweizerischen Grenze befindet. Die Schädel und Schentelinochen zahlreicher Toter sind hier forgfältig aufgeschichtet, und manche Schädel find mit Bändern umwunden, die an der Seite große Schleifen haben. Es gibt auch noch andere solche Bein­häuser in Europa  , so z. B. das bei der Kirche von Hallstatt  , in dem die Weberreste aus den Gräbern des alten Kirchhofes gesammelt

P

sind. Da all diese Stätten von Reisenden viel belucht werden, die fich gern einen gruseligen Eindruck verschaffen, so hat man be­hauptet, daß manche dieler merkwürdigen Anlagen weniger durch uralte Heberlieferung, als durch den Bunsch, den Fremdenverkehr 311 heben, hervorgerufen worden sind.