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Beilage

Donnerstag, 15. November 1928.

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Der Abend

Shalausgabe des Vorward

Die Tragödie im Atlantik.

Die letzten Augenblicke der Vestris/ Was Augenzeugen berichten

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Nach den letten Feststellungen werden 69 aiia 1 des Kapitäns, der ben Hilferuf außerordentlich spät ergehen ließ, giere der Bestris" und 45 Mitglieder der Besasung bermist. Im ganzen wurden 220 Per jonen gerettet, davon sind ungefähr 150 Angehörige der Besakung.

Schadhafte Rettungsboote.

Ich

Der Ingenieur DI Magen aus Richmond ( Virginia ), einer der von dem Lloyddampfer Berlin" geretteten Heberlebenden der Bestris", berichtete über seine Erlebnisse beim Untergang der Beftris" u. a.: Die Frauen und Kinder wurden in den ersten drei Rettungsbooten untergebracht. Eins davon hatte ein Led und fant in etwa 50 Fuß Entfernung vom Schiff. Soweit sich beobachten ließ, wurden die Insassen jedoch von anderen Booten wieder auf gefischt. 3 mei Rettungsboote, in deren Nähe ich mich befand, fonnten infolge des leberliegens des Schiffes überhaupt nicht freigemacht werden, eins riß sich los, ehe es frei gemacht war, zwei tenterten, als sie das Wasser berührten. befand mich mit etwa 90 anderen Bassagieren und Mannschaften noch an Bord, als das Schiff sich plöglich umlegte. Wir fprangen über Bord und schwammen dann etwa zwei Stunden, bis wir von einem Rettungsboot aufgenommen wurden. Während der ganzen Zeit, die mir im Boot verbrachten, waren wir damit beschäftigt, das eindringende Basser auszuschöpfen. Alle Boole ledten anscheinend. Nachts sahen mir die Lichter der Rettungs­dampfer. Wir hatten jedoch selbst teine Rakete. Wir riefen aus Leibesträften, blieben aber zunächst unbemerkt. Beim Berlassen des Schiffes waren die meisten Boote überfüllt. Der zweite Steward schwamm zwischen den einzelnen Fahrzeugen hin und her, um eine bessere Verteilung der Injassen zu erreichen und die lleberbelastung einzelner Boote zu vermindern. Die Flottille der Rettungsboote bemühte sich zunächst, in der Nacht zusammen zu bleiben. Wir murden aber bald von der Strömung auseinandergetrieben. Endlich erschien die Berlin " und nahm uns an Bord.

Eine Anzahl der an Bord des American Shipper" eingetroffe nen Heberiebenden der Bestris" mußte ins Krankenhaus gebracht merden, darunter der New- Yorker Korrespondent der Zeitung La Nacion", Buenos Aires . William Davies, der über feine Erlebnisse berichtete: Bir ließen die Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote, aber piele Angehörige der Besazung gingen gleichfalls in die ersten Boote. In unserem Boot befand sich fein Offizier, Bir hatten große Schwierigteiten, von dem sintenden Schiff loszukommen. Als dies endlich gelungen war, zeigte es sich, daß unser Boot teine Riemen an Bord hatte, so daß wir vollständig hilflos waren. Wir mußten das eindringende Wasser mit Hüten ausschöpfen. Ich hatte nur mein Nachtzeug an und war beinahe tot, als mir gerettet wurden.

Der Quartiermaster der Bestris" Licorice , ein Neger, er­tiärt, das Schiff babe bereits merrige Stunden nach der Abfahrt Don New York Waffer gezogen. Eine Steuerbordlute jei nicht fest verschlossen gewesen und habe dem Wasser Einlaß gewährt.

Auch aus anderen Berichten der lleberlebenden der Bestris" ist die Aussage eines Passagiers noch hervorzuheben, wonach ein Rettungsboot ein derartiges Loch aufmics, daß es mit Brettern vernagelt werden mußte; als es dann ins Wasser gelofsen wurde, ging es sofort unter. Nach der Erzählung einer Frau Devore hat sich die aus Regern bestehende Bejagung ihres Rettungsbootes geweigert, den Infaffen eines sinkenden Rettungsbootes, in dem sich ihr Gatte befand, zu helfen, mit der Begründung, es sei gefährlich, ihr eigenes Boni aat überladen. Nach einem meiteren Bericht des Ingenieurs mad ift diefer zu fammen mit dem Ingenieur Di Magen zweieinhalb Stunden hinter dem von Negern bemannten Rettungsboot Nr. 13 hergeschwommen, ehe es dem Chefingenieur Adams gelang, die Neger zur Auf nahme der Schwimmenden zu bemegen. Wie Mad betont, ist es nur dem warmen Golfftrom zu verbanken, daß nicht mehr Bersonen umgekommen find. Der Seemam Sadomsti, der der Besazung des Schiffes angehörte, erklärte, jebe Lute des Schiffes sei schadhaft gewesen, Die Speigatten, die das Ablaufen des im Sturm auf

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Deck schlagenden Baffers sichern sollen, seien verstopft gewesen. Auch die Schottentüren im Schiffsinnern seien nicht wasserdicht gewesen. lebereinstimmmend berichten die Passagiere über

Heldentaten der Mannschaft.

Der Quartermaster Licorica, unter dessen Kommando das Rettungsboot 14 stand, habe allein 20 Berfonen gerettet. Er sprang wiederholt ins Meer, um hilflos treibende Baffagiere zu retten und um die dem Boot fehlenden Ruder zu beschaffen. Der Telegraphift O'Loughlin, blieb bis zum letzten Augenblick den Hilferuf aussendend, an seinem Apparat und ist mit dem Schiff ver­funten. Der Baffagier Dana und die Stewardes Clara Ball frieben 24 Stunden an Bradftüde geflammert auf dem Meer, ehe fie gerettet wurden.

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Wie die Bestris" versant.

Nach meiteren Berichten der Ulleberlebenden ist die Bestris" bereits zu einem Zeitpunkt gefunten, als erst 80 der 328 an Bord befindlichen Berfonen in den Rettungsbooten untergebracht waren. Ar Den alten Traditionen des Geelebens getreu wurden in die beiden ersten Rettungsboote 37 Frauen und 13 Rinder geschafft. Als die Mannschaft sich anfchickte, diefe herabzulaffen, machte der Körper CD des fintenden Schiffes eine rudartige Bewegung. Die beiden Boote schlugen gegen die Schiffsfeite und schleuderten die Frauen und Kinder in die fürmische See; anscheinend find alle Kinder ertrunten und nur 10 Frauen gerettet worden. Die lleber­lebenden sind der Ansicht, daß die Mannschaft der Beftris ihr rel Beftes getan hat, dagegen fritifteten sehr viele außer dem Verhalten

R. J

die mangelhaften Vorbereitungen für den Fall einer Ratastrophe. So erklärten sie, daß die Flaschenzüge zum Herablaffen der Rettungsboote defekt waren und daß das ilb. fieren ber Boote Shinden beanspruchte. Tatsächlich sind auch nur zwei Boote ordnungsgemäß herabgelassen worden. Die anderen rissen sich, als das Schiff verfant, von selbst los, und den im Baiser Schwimmenden Schiffbrüchigen gelang es erst nachträglich, hinein­Bord des Schiffes besteigen fönnen, jondern mußte ins Meer zuklettern. Die Mehrzahl der Passagiere hat die Boote nicht an springen. Man permutet, daß viele der Bermißten diefen Sprung nicht gemagi haben und von dem sinkenden Brad mit in die Tiefe gezogen worden find. Bon den im Waffer schminumenden Schiff brüchigen, die gerettet wurden, gehörte die Mehrzahl der Besitzung ihrer größeren Abhärtung länger in dem eiskalten Wasser halten an, was darauf zurückgeführt wird, daß sich die Seeleute infolge fonnten als die Passagiere.

Quiros, dem Kanzler des argentinischen Konjulats in New York , der ,, Associated Pres" erhält folgenden Drahtbericht von Carlos aufgenommen wurde: Bon Sonnabend an gerieten wir in einen sich auf der Vestris" befand, und von dem Lloyddampfer ,, Berlin " leichten Sturm, der eine Steuerbordschlagfeite herbeiführte, die sich allmählich bis zu 30 Grad steigerte. Damals fonnte jeder Ber­nünftige einsehen, daß es unmöglich sein würde, ein Unglück zu ver. meiden. Ich weiß nicht, wann die SOS- Rufe gegeben wurden. Der Dampfer ,, Berlin " fing sie 150 Meilen östlich von Nantucket auf Infolge des Abstandes der Berlin " vom Brad wurde Zeit per­loren. Die Ueberlebenden wurden auf der Berlin " von Kapitän v. Thueler und seiner Mannschaft, die hohes Lob verdienen, herzlich aufgenommen. In dem Bericht von Quiros heißt es meiter: Die Haltung der Mannschaft der Bestris" war ausgezeichnet. Kapitän, dem man die Anstrengung ansah, gab in Ruhe seine An­Der meijungen. Jeder hatte den Eindruck, daß die einzige Störung habung der Rettungsboote entstand. Einige wurden zu durch die mangelnde Bertrautheit mit der Hand: start besest, so daß die darin befindlichen Männer und Frauen ins Waffer springen mußten, während die Mannschaft die Boote nicht losmachen konnte. Der Chefingenieur legte am Montag frühzeitig

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Eine schwierige Frage:

Wo liegt der Versailler Vertrag?

Ich hatte mir ungefähr gedacht: In einer feuersicheren Staffette, die in einem Stahlgewölbe eingebaut ist, das von schwerbewaffneten Bolizisten bewacht wird, die vom Herrn Minister des Aeußern persönlich kontrolliert werden. Ich hatte mir weiter gedacht, daß es sich sehr schön über die Polizisten, das Gewölbe und die Kassette ( vom Herrn Minister des Aeußern ganz zu schweigen) müsse schreiben laffen und es tam jetzt nur noch darauf an, in Erfahrung zu bringen, wo das Gewölbe sich befinde. Ich hofte mir Rat bei einem meiner Bekannten, einem ausgesprochen politischen Kopf mit univerfalgenialem Einschlag. Der Bersailler Bertrag." fagte er, der Versailler Vertrag liegt natürlich im Reichsarchiv in Potsdam . Wo denn sonst soll er liegen!"

Ich rief beim Reichsarchiv in Potsdam an. Bei uns liegt der Versailler Vertrag feineswegs," sagte die Stimme am Telephon. Er ist ein laufender Staatsvertrag. Bei uns liegen nur die erledigten Berträge. Der Versailler Vertrag wird sich im Aus­ wärtigen Amt befinden, Wilhelmstr. 75."

Ich setzte mich in Verbindung mit Wilhelmstr. 75. Der Ber failler Bertrag.." murmelte nachdenklich der Herr am Telephon, da muß ich Ihnen mal einen maßgeblichen Herrn geben."

Ich bekam den maßgeblichen Herrn. Auch er konnte mir zwar nicht sagen, wo der Versailler Vertrag aufbewahrt ist, aber er mußte, welcher noch maßgeblicherer Herr es wissen müsse. Er schlug mir vor, an einem der kommenden Tage im Auswärtigen Amt vor­zusprechen und mich an Herrn Konsul X zu wenden, der derlei Dinge

bearbeite.

Er war pigert und ſehr auskunftsbereit. Bom Bersailler Bertrag Ich zu Herrn Konsul X, der derlei Dinge bearbeitet. mußte er jedoch nur zu sagen, daß er irgendwo hier im Hause herumliegen müffe". Er werde sich mal eingehend erkundigen. In einigen Tagen fönnte ich ihn dann wieder anläuten.

Ich läutete an. Herr Konjul X eröffnete mir, daß er sich nun mehr eingehend erfundigt habe. Zuständig sei Herr Geheimrat V, der Bibliothekar des Auswärtigen Amtes.

alle Maschinen mit Ausnahme der Dynamomozoren still und vermied dadurch eine Kesselexplosion, bei der faum jemand mit dem Leben davongekommen wäre. Der zweite Steward ging ins Wasser, um von dort aus zu raten, was zu tun fei. Die Passagiere der Beftris" bewahrten die Faffung, weil sie den Ernst der Lage erst erkannten, als fie ausgebootet waren. Dann fingen die Frauen zu weinen an und zeigten Angst und Schrecken wegen des Schicksals derjenigen, die sich von ihnen getrennt hatten. Quiros gibt der Ueberzeugung Ausdrud, daß bei derartigen Schiffsunfällen tein einziges Leben reichlich Zeit vorhanden gewesen, um jeden Verlust zu vermeiden. und fein einziges Gepäditüd verloren zu gehen brauchte. Es sei Künftig müßte jedes Schiff eine Bescheinigung uneigennütiger, nur vom menschlichen Standpunkt urteilender Sachverständiger befizen, daß bei Gefahr alle Passagiere in Sicherheit gebracht werden können.

Amerikanische Kritif am Untergang.

Das Verhalten des Kapitäns der Vestris" wird in Amerika scharf fritisiert. Man wirft ihm vor SOS- Rufe erst nach Aufforde rung der Paffagiere ausgesandt zu haben. Die Mannschaft habe Rettungsboote feien zum Teil seeuntüchtig gewesen und ohne aus Schwarzen, Weißen und Gelben bestanden. Offiziere heruntergelassen worden. Man nimmt daher an, daß der Kapitän freiwillig den Tod gesucht hat.

Die

die Untersuchung über die Katastrophe der Bestris" eröffnen werde. Bundesdistriktsanwalt Tuttle erklärte, daß er am Donnerstag

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Von der Reederei Lamport u. Holt wurde gestern abend die erste amtliche Erklärung über den Untergang des Damp­in Kisten verpadie Kraftwagen ins Rutschen, stießen gegen eine fers Bestris" gegeben. Danach tamen infolge des hohen Seeganges Stahlmand, die sie eindrückten, und fielen nach der Steuerbordseite des Schiffes, das sich dann nach dieser Seite neigte. Wie jetzt be­fannt wird, befand sich der Dampfer Montoso" 25 Meilen von dem Ort der Katastrophe entfernt, als die Bestris" sant, da er aber feine Funkanlage besitzt, hörte er nicht die SOS- Rufe des untergehenden Schiffes.

Hohe Schule.

Es gab einmal eine Zeit und sie ist gar nicht allzu lange verschwunden da hatte der 3irtus ein Stammpublifum, das mit großer Begeisterung bei der Sache mar. Alljährlich zur Binter faison begrüßte man alte Bekannte und freute sich voller persön lichster Anteilnahme, wenn ein bekannter Artist etwas Neues brachte. Diefer alte Stamm ist, wenigstens was Deutschland anbelangt, aus. gestorben. Die Leute, die heute das Geld haben, schwärmen für möglichst ausgezogene Girls und für schicke Eintänzer. Beim Zirkuse publikum vollzog sich eine Umschichtung, heute ist der sogenannte fleine Mann der treueste Anhänger zirzensischer Künfte.

Dem Zirkus ist der Vorwurf nicht zu ersparen, daß er Glanz leistungen non früher nicht aufrechtzuerhalten verstand. So jcheint der Schulreiter ganz auf dem Aussterbeetat zu stehen. Die paar Könner unter den Zirkusschulreitern der Gegenwart fonn man ant den Fingern aufzählen. Und da der Altmeister Karl Reinsch, Zirkus Busch reitet, seien hier einige Daten aus einem 30jährigen der in diesem Monat 60 Jahre alt wurde, gerade jetzt wieder im Schulreiterleben aufgezählt.

1889 magte es Reinsch, als der Zirkus August Deife, bei dem er bisher tätig gewesen mar, einging, die Manege mit der Bühne zu pertauschen. Er erschien dort mit Pferden und Hunden, obwohl ängstli he Sachverständige sagten, Pferde würden im Orchesterraum landen und zumindest in die Baute fallen. Doch die Pferde blieben schön oben und die Nummer gefiel so gut, daß durch sie dem Schul reiter und dem Pferde die Varietébühne erobert wurde. Von den

Pferden, die Karl Reinsch fertigmachte, wurde Eulenspiegel" unter dem Namen Das Bollapferd" nolfstümlich." Eulenspiegel", der ein fagenhaftes Pferdealter erreichte, tam als schlotterndes Ge­schöpf, daß nur noch aus Haut und Knochen bestand, aus dem Welt­beim. Nun hatten die beiden sich wieder. Karl Reinſch pußte und friege zurüd. Sein Herr selbst tehrte aus russischer Gefangenschaft fütterte feinen langjährigen Gefährten zwei Monate persönlth, felfenfest war fein Vertrauen zu Eulenspiegel". Ohne eigentliche Probe ging er mit ihm in die Vorstellung, und als das treue Pferd den Sand der Manege witterte, die Lichter sah, die Musik hörte, da straffte es sich unter dem Sattel, wurde ganz Aufmerksamkeit und tanzte wieder die Polka. Karl Reinsch war auch der erste deutsche nahm. Er hatte vollen Erfolg und obwohl damals noch viel Bitter­Schulreiter, der nach dem Weltfriege ein Engagement in Paris an­feit herrschte, wurden ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten be­reitet, denn die gute Leiftung fetzte sich durch.

Ich suchte Herrn Geheimrat auf. Er selbst erwies sich zwar leider ebenfalls als unorientiert über den Aufbewahrungsort des welthistorischen Dokumentes, aber er schien meiner Frage reges persönliches Intereffe abzugewinnen und jetzte liebenswürdigerweise das Haustelephon in emfigen Betrieb. Nach etwa halbstündigem, Das gilt auch für jeden Schulreiter für heute. Er benötigt als aufregendem Recherchieren löfte sich dann das Problem auf sensatio: Rahmen für seine Arbeit nicht ein großes glanzvolles gesellschaft­nellste Weise. Herr Geheimrat brachte in Erfahrung, daß über. Niches Bild, er gebraucht ein gutes Pferd, eigenes können und ge haupt kein Originalexemplar des Versailler Vertrages in Berlin aufügend Zeit, um das Tier richtig fertig zu machen. Geht er so in bemahri werde. Sondern in Paris . die Manege und das Pferd gibt unterm Sattel etwas her, ist durch­gearbeitet und die Hinterhand geht mirklich mit, dann findet er auch bei einem anders geschichteten Publikum Beifall. Denn wahre Arbeit fann letzten Endes doch nur der einschätzen, der selbst schwere Arbeit leistet.

Eigentlich ging mir diese Enthüllung ein wenig nahe. Sie wäre, sozusagen, vorouszuahnen gewesen. Aber wieso muß ein schlichter Journalist in Dingen, die die Aufbewahrung von Staatsverträgen betreffen, fachkundiger als das Auswärtige Amt sein? Ich bin übrigens fest davon überzeugt, daß in Paris nicht weniger als in Berlin die Stimmen am Telephon, die derlei Dinge bearbeitenden Konsuln und die zuständigen Geheimräte feinerlei Bescheid über den Berbleib des Bertrages zu geben wiffen. Den Gedanken an die in das schwerbewachte Gewölbe eingemauerte Kassette habe ich längst fallen gelassen. Wenn es den Vertrag überhaupt geben sollte, wird er sich heimatlos unter irgendwelchen Papieren eines Subaltern­beamten herumireiben oder die Reinmachefrau hat ihn gerade wieder einmal versehentlich auf den Müll geworfen. Hans Bauer.

Ein trockener Tag in Japan .

Erna Büsing.

Am 1. September, dem Jahrestag des großen Erdbebens, das Japan im Jahre 1923 heimsuchte, wurde im ganzen Lande ein trodener Tag abgehalten oder, wie die Japaner sagen, ein Tag ohne saké( Reisbranntwein). Zum erstenmal sandte die Regierung den Provinzbehörden Anweisungen zur Einhaltung des Verbotes. Bei­nahe überall wurden durch die alkoholgegnerischen und Bolkswohl­fahrtsvereine große Rundgebungen veranstaltet.