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Albendausgabe

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Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Montag

19. November 1928

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Verständigung im Ruhrgebiet  ?

Verhandlungen mit Aussicht auf Erfolg.

Düsseldorf  , 19. November.( Eigenbericht.) I Bereinbarungsgemäß traten die Parteien heute vor­mittag unter dem Borsiz des Regierungspräsidenten Berge­mann zufammen. Um die Mittagszeit verhandelten die Ber­freter der Gewerkschaften und der Unternehmer noch in einer fleinen Kommission über verschiedene Einzelheiten zur Beseiti­gung der Differenzen, in der bestimmten Erwartung, zu einer Einigung zu fommen.

Kann über das Ergebnis der Verhandlungen auch jeht noch nichts vorausgejagt werden, so darf doch nach deren bis­herigem Verlauf erwartet werden, daß es alsbald zu einer Berständigung über die Aufhebung der Aussperrung und die Wiederaufnahme der Arbeit tommt.

Am Sonntag Kampfpause.

3n Erwartung e ner Einigung.

Bochum  , 18. November.( Eigenbericht.)

Das Ergebnis der ersten gemeinsamen Aussprache zwischen Ber= tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer am Sonnabend in Düssel­ dorf   unter Borsiz des Regierungspräsidenten Bergemann scheint Aussichten auf eine Berständigung zu eröffnen.

Im Zeichen dieser Entspannung stand auch der Sonntag, für den der Deutsche   Metallarbeiterverband feine größeren Beran ftaltungen aufgezogen hatte. Ausschlaggebend hierfür war offenbar der Bunsch, den Sonntag zu einer Atempause zu gestalten, die den Gewerkschaftsführern gestattete, in interner Besprechung die Lage zu prüfen. Obwohl eine Berbreiterung der Verhandlungsbafis erreicht murde, ist bis zu einer endgültigen Einigung immerhin noch ein be trächtlicher Weg zurückzulegen.

Bochum  , 19. November.( Eigenbericht.)

Die Gewerkschaften warnen vor unberechtigtem Optimis: mus hinsichtlich der Erwartungen auf das Ergebnis der Ber: mittlungsaftion des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Bergemann. Zur Beilegung des Konfliktes find noch große Schwierigkeiten zu überwinden.

Im Interesse eines guten Berlaufs der Berhandlungen, die von ben Kommunisten zum Gegenstand gemeinster Berdächtigungen der Gewertschaftsführer benutzt werden, werden die Ausgesperrten von den Metallarbeiterverbänden gemahnt, nach mie vor Ruhe und Besonnenheit zu bewahren und jeden Versuch, Störungen und Zwischenfälle hervorgerufen, mit Entschiedenheit zurückzuweisen.

Wenn der Betrieb wieder in Gang fommi Bochum  , 19. November.( Eigenbericht.)

Am Montag vormittag wurden in Düsseldorf   die Parteiver­handlungen unter Borsiz des Regierungspräsidenten Bergemann wieder aufgenommen. Nach einer Mitteilung des Regierungspräsi­benten Bergemann besteht begründete Hoffnung, daß eine Einigung auf der am Samstag gefundenen Grundlage erfolgt. Die in einem Teil der mestdeutschen Bresse hieran geknüpfte Erwartung, daß die Wiederaufnahme der Arbeit schon am Diens. tag erfolgen fönne, ist nach Lage der Dinge unbegründet. Es ist damit zu rechnen, daß im Falle einer Einigung die Bor­bereitungsarbeiten zur Inganglegung der Betriebe fofort in An­griff genommen werden. Die Wiederanturbelung der Produktion dürfte mehrere Wochen in Anspruch nehmen, so daß die Wiederbe. fchäftigung der vollen Belegschaftsstärte wahrscheinlich faum Dor Ende des Jahres erfolgen fann.

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Bochum, 19. November.( Eigenbericht.)

eute beginnen in Dortmund   die Schlichtungsverhandlungen für den Bezirk Hagen  - Schwelm  . Man rechnet mit längerer Ber handlungsdauer.

Die Unterstützung geregelt.

Effen, 19. November.

Zur Regelung der Unterstützung für die Ausgesperrten murde heute vormittag im Verbandspräsidium des Siedlungsverbandes Ruhrtohlenbezirf, unter dem Borsiz des Wohlfahrtsministers Hirt­fiefer zwischen den Bertretern der Zentralbehörden des Reiches und Breußens, des Berbandspräsidenten und der beteiligten Regierungs­präsidenten verhandelt.

Es wurde im wesentlichen eine Einigung erzielt. Hieran schlossen fich im Rathaus zu Essen mit den beteiligten Kommunalverbänden Berhandlungen an, die um die Mittagszeit noch andauern,

Der Weg des Orfans.

Furchtbare Verheerungen in Westeuropa  .

Der Sturm, der feit Freitag über England und die Küstenstriche West- und Südwesteuropas hin­weggeweht ist, hat in der Nacht zum Montag zwar nach­gelaffen, aber schwere Berheerungen in England, Süd­schweden, Dänemark  , Holland  , Belgien   und Frankreich   an­gerichtet. Zu gleicher Zeit werden auch schwere Sturm­schäden aus dem Binnenlande, und zwar, aus dem Saar­gebiet und Deutschböhmen, in der Gegend von Prag   und Eger, gemeldet. Während schließlich auch aus dem Innern der Bereinigten Staaten Natur­fatastrophen mitgeteilt werden, hört man, daß in New Yort Sommertemperatur herrscht und die Menschen in die Seebäder gezogen find. Für Europa   fündigt sich von dem Atlantischen Ozean   ein neues Zief an.

Nach bisherigen Berichten hat der Sturm, der über England mütete, et ma 20 Tobes opfer gefordert. Der britische Dampfer Linarai"( 2014 Tonnen) geriet im Golf von Bis cana in schweren Sturm und verlor seine Schraube. Sein draht loser Hilferuf murde von dem deutschen Schleppdampfer" See: falfe" gehört, der herbeifam und das gefährdete Schiff hundert Meilen südwestlich von Lands End auffand und ins Schlepptau nahm. Nach sechs Stunden riß das Schlepptau und die Schiffe gerieten auseinander. Bei Tagesanbruch gelang es dem deutschen   Schleppdampfer indeffen, die Linarai" wieder zu sichten, ins Schlepptau zu nehmen und nach Falmouth   einzuschleppen. Ein Schoner mit sechs Mann Besagung wurde durch den Sturm auf die Felsen der Küste von Wales   geschleudert. Nur der Schiffsjunge fonnte fich auf einen einsamen Felsen retten,

D- Zug bei der Tram.

Die Dresdener   Straßenbahn hat jetzt Straßenbahnzüge mit drei aneinander gekoppelien D Wagen eingeführt. Das obere Bild zeigt die Außenansicht des Drei- Wagen- Zuges. Das untere Bild einen Blick ins Innere der zwei Wagen hindurch.

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wo er 36 Stunden in Begleitung eines Hundes ohne jede Nahrung verbrachte, bis er aufgefunden und geborgen wurde.

Der heftige Sturm hat auch in Südschweden großen Schaden angerichtet. Beim Fischerdorf Gernahus ging ein Fischer boot unbekannter Nationalität unter. Die See ging so hoch, daß Dom Lande aus der Besatzung feine Hilfe gebracht werden konnte. Im Hafen von Simrishamn   haben zahlreiche kleinere Fahrzeuge Zuflucht vor dem Sturm gesucht.

pier bis

Der Sturm, der am Sonnabend über Dänemart raste, hatte sich gegen Abend soweit gelegt, daß nur noch windstärte gemessen wurde. Nur bei Bornholm   fegte auch noch am Abend der Sturm mit unverminderter Stärte. Bie das Meteorologische Institut mitteilt, ist von dem Atlantischen Ozean   her jedoch ein weiteres Tiefim Antüden, so daß das Wetter noch weiter unruhig bleiben wird. Auch bei Fünen  hat der Sturm schwere Berwüstungen angerichtet. An der holländischen Küste sind dem Sturm verschie bene Fischdampfer zum Opfer gefallen. In der Nähe der Insel Terschelling wurde das Brad des Rutters

Noordstern aufgefunden, dessen Insassen, ein Fischer mit feiner Frau und seinen zehn Kindern, bei dem Unter­gang des Kutters umgekommen sein dürften. Mehrere Fisch­dampfer, die sich zur Zeit des Sturmes an der Küste der Pro­pinz Friesland   befanden, werden vermißt. Bisher sind in Holland   16 Personen ermittelt worden, die durch den Sturm ums Leben gekommen sind.

In ganz Belgien   find erhebliche Sachschäden verursacht Hauptstraße drei Personen schwer verlegt worden. In worden. In Brüssel   sind durch umstürzende Bäume in einer Bilvorde wurden die Dächer von 10 Säusern abgedeckt und dabei zwei Personen verlegt. In Lüttich   ist eine Frau von einer umfallenden Reflamesäule und in Gent   ein Mann von einem herabstürzenden Schornstein schwer verletzt worden.

Aus ganz Frantreich liegen Meldungen über Sturm­schäden vor. In Le Havre   ist ein steuerlos gewordener Dampfer ans Ufer geworfen worden. Es gelang, ihn wieder flott zu machen und in den Hafen zu schleppen.

Der Sturm über Prag   und Eger  .

Auch über Prag   wütete in den letzten Tagen ein starter Sturm, der zu einem schweren Unfall führte. Er riß von einem Haus, auf das ein viertes Geschoß aufgestockt wird, einen Teil des Gerüftes ab, das auf den Fahrdamm fiel, wobei die Balfen vier Personen verschütteten. Auch Eger   und die umliegenden Ortschaften wurden von einem ungewöhnlich hef= tigen Sturm heimgesucht. Durch die Gewalt des Orfans wurde in Eger   die vierstödige Gerüstverschalung des Neubaues der Böhmischen Estont- und Kreditanstalt" in einer Breite von etwa 20 Metern zum Einsturz gebracht. Wäre der Ein­sturz einige Minuten später erfolgt, so hätte er schwere Folgen nach sich gezogen, da um diese Zeit die Straße mit vom nahe­gelegenen Lichtspieltheater tommendem Bublifum dicht gefüllt war. 7 Zote und 1000 Obdachlose im Missouri  . Bei der Ueberschwemmungstatastrophe in Kansas   sind nach den aus Kansas City   vorliegenden Nachrichten bisher 7 Ber­fonen ums Leben gekommen. Etwa 1000 Personen find durch die lleberschwemmungen des Missouri   und seiner Neben. flüsse obdachlos geworden.

Auf der Insel Jamaika   ist durch Stürme sehr bedeuten­der Schaden an den Bananenpflanzungen ange­richtet worden. Mehr als eine Million Bananenbäume find vernichtet morden.

In New York   und Umgebung herrschte am Sonntag eine so warme Bitterung, wie sie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr um diese Zeit beobachtet worden ist. Biele Men schen haben Seebäder genommen.

Tragödie eines Vaters. Doppelmord in Thüringer  .

Berichte 2. Seite.