Abendausgabe
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45. Jahrgang
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Montag
26. November 1928
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Der Ozean in Aufruhr.
21 Schiffe verloren.- Schulschiff ,, Dommern" gesunken.
Der nun bereits den vierten Zag ununterbrochen an haltende Sturm hat während des Wochenendes der Schiffahrt ungeheuren Schaden zugefügt. Nicht weniger als 21 Schiffe sind verloren gegangen. Die Besatzungen wurden zum größten Teil gerettet. Die Meteorologen haben für den ungeheuren Sturm feine einwandfreie Erklärung und führen ihn auf eine mögliche Verbindung mit unterirdischen vulkanischen Ausbrüchen zurüd.
Der Splier Damm gefährdet.
Der Hindenburgdamm, der die Injel Sylt mit dem Festland verbindet, ist an zwei Stellen in einer Länge von mehreren hundert Metern erheblich beschädigt worden. Die von Südwest heranbraufenden Wassermassen haben dort die Bajaltfüllung ausgehöhlt und den Rasenbelag, der noch nicht völlig festgewachsen rear, herausgerissen. Hunderte von Arbeitern arbeiten Tag und Nacht, um die Auswaschungen mif fausenden von Sandjäden auszufüllen und weitere Jerftörungen zu verhindern. Die Berbindung mit dem Jeffland über den Damm ist nicht unterbrochen und die Züge verkehren regelmäßig.
Die Sturmflut auf der Insel Sylt hat dort ungeheuren Echaden angerichtet. Wie in der Sonntagsausgabe berichtet, wurde durch einen 100 Meter breiten Flutstrom die Halbinsel Ellenbogen von der Mutterinjel Sylt abgetrennt. Gewaltige Waffermengen überfluteten den Damm, der zum Ellenbogen- Reuchtfeuer führt, beim alten Rettungshaus und rissen alles mit fidh . Eine tiefe Bucht breitete sich bei der Artillerie- Telephonzentrale bis zum westlichen Leuchtfeuer aus und die Insassen des D- Leuchtfeuers fönnen den Turm nicht verlassen. Der Hoernumer Bahndamm weist fünf Bruchstellen auf, durch die gewaltige Wasserfluten sich über die Wiesen ergoffen und den füdlichen Teil der Stadt Westerland unter Basser feiten, aus dem die Häuser wie Inseln herausragen. Tinumburg steht einsam in der weiten Wasserwüßle, desgleichen das Rettungshaus. Ein Haus in Westerland - Süd wurde eingedrückt, in Wenningstedt wurden 12 Meter Kliff abgerissen. Das Restaurant steht nur noch einen Meter von der Abbruchkante entfernt. Die Strandbuchhand lung hängt zu Dreiviertel über dem Abhang und wird mit Trojjen gehalten. Biele Westerländer Kinder fönnen das Elfern nicht erteichen, da die Häuser durch Wasser voneinander abgeschnitten sind. Die Infel Enit ift durch die Eturmflut in drei Teile geteilt.
Rettung der Pommern ": Besatzung. Das deutsche Schulschiff Pommern", das vor der französischen Süfte in Seenot gerief, fandte SQS- Rufe aus, beruhigte dann aber wieder durch ein Telegramm, daß es gelungen fei, die Behädigungen zu reparieren. Nach späteren Nachrichten befand sich das Schijf in 25 Meilen Entfernung von der Insel Guernesey erneut
Im Sinfen.
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SYLT Wenningstedt Westerland=
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Hornum
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Eine Reihe von weiteren Schiffsunfällen ist inzwischen bekanntgeworden. Der norwegische Dampfer„ Simla" ist von Ymuiden in Hamburg eingetroffen. Das Schiff hat auf der Herreise nicht weniger als fünf Wrads passiert. Der norwegische Dampfer Ulstad", mit Ballast nach Blyth bestimmt, mußte wegen des Sturmes nach Curhaven zurückkehren. Ebenso mußte der von Har burg ausgelaufene französische Dampfer„ Antinea" wieder nach dort zurückkehren. Der von Stettin aufkommende deutsche Dampfer „ Annemarie" hat vier Seemeilen Ostsüdost vom Gjedser Feuerschiff eine treibende start bewachsene Miene angetroffen.
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Der griechische Dampfer Eugenie" ist bei Heiden gescheitert. Man befürchtet, daß die 25 Mann starte Besagung verloren ist. Der deutsche Dampfer Heinrich Bolens" hat sich von seiner Anfertette losgeriffen und treibt in der Nähe von Scheveningen ab. Der schwedische Dampfer„ Barn" ist bei Helder in Seenot geraten. Es gelang cinem Rettungsboot, an das Schiff heranzukommen. Der
Kapitän und der Steuermann find meiter an Bord geblieben. Bis jetzt war es nicht möglich, das Schiff flott zu machen. Der ,, Heinrich Bodeus" hatte auf See einen Maschinendefekt erlitten und befand sich ohne Ladung auf dem Wege zur Reparatur nach Rotterdam . Bon dem norwegischen Dampfer ,, Christian Michelsen ", der sich am Sonntag nachmittag an der Küste bei Rotterdam in Scenot befand und später 2000 Meter nördlich von Waterweg strandete, wurden abends 24 Mann der Besatzung gerettet. Drei Mann, darunter der Lotse, sind ert runten. Der Kapitän und der zweite Maschinist befinden sich noch an Bord. Sie sind nicht in unmittelbarer Lebensgefahr. Während der Rettung stieß das Rettungsboot mit dem Dampfer zusammen und wurde schwer beschädigt.
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Bei Ymuiden wurden Notsignale von dem 3000 Meilen entfernt befindlichen Dampfer Rodelsheim ", wahrscheinlich deutscher Herkunft, aufgefangen. Auch der Dampfer Salinto" auf 52,30 Grad nördlicher Breite und 410 Grad westlicher Länge gab Noifigmale.
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Wie aus Breft gemeldet wird, hat der französische Dampfer Admiral Ponty( 6000 Tonnen) einen SOS- Ruf ausgefandt. Der Dampfer teilte mit, daß er 30 Meilen von der französischen Küfte entfernt led geworden sei. Ein Schlepper ist von Brest aus zur Hilfeleistung ausgelaufen. Der griechische Dampfer Virginia ", der von seiner Besayung verlassen wurde, und der nach Aussage des geretteten Kapitäns gesunken sein soll, wurde von einem portugiefischen Schiff in den Hafen geschleppt. Der portugiesische Rapitän verlangt für die Bergung des Dampfers, der eine Erzladung an Bord hatte, ein Bergegeld von 70 000 englischen Pfund.
Wie aus Algier gemeldet wird, ist gestern der Küstendampfer ,, Césarée" von 400 Tonnen etwa 10 kilometer westlich von Algier gescheitert. Bon den 19 Mann der Befahung find 15, darunter der Kapitän, erfrunken. Die Matrosen hatten sich an die Schiffstrümmer angeflammert und wurden von den Wogen zwischen den Riffen hin und her geschleudert, ohne daß es möglich gewesen wäre ihnen Schlepper, an die Unfallstelle heranzukommen und die dier lleberHilfe zu bringen. Erst mehrere Stunden später gelang es einem lebenden zu bergen.
Das Sturmwetter in Frankreich .
Den heutigen Tag über stand Paris unter dem Zeichen des in ganz Frankreich wütenden Sturmes. Zahlreiche Schornsteine wurden niedergerissen und Dächer abgedeckt. Someit bis jetzt befannt, find durch eine vom Sturm fortgeriffene Mauerkrone zwei Bersonen ziemlich schwer und eine weitere leichter verletzt worden. Bon der Küste her lauten die Nachrichten weiterhin ungünstig. Der Hafen von Bordeaux ist gleichsam blockiert. Wegen des außer ordentlich hohen Seeganges fönnen die Schiffe ihn nicht anlaufen und sind gezwungen, draußen zu freuzen. Aus Reims wird berichtet, daß die Marne und die Aisne und ihre Nebenflüsse infolge eines seit 24 Stunden niedergehenden wolfenbruchartigen Regens treten sind.
Rapitän weigerte sich jedoch, fein Schiff zu verlassen und befahl auch bedenklich angeschwollen und stellenweise bereits über die Ufer ge
der Besatzung an Bord zu bleiben. Nur ein Matrose, der über Bord sprang, wurde von dem Rettungsboot aufgenommen. Die
übrigen 16 Mann der Bejahung dürften verloren sein. Sonnabend nachmittag ist der deutsche Schlepper Fair Play" mit fünf Berletzten an Bord im Hafen von Helder angekommen. Das Schiff
Nach Meloungen, die furz nach 11 Uhr nachts in London ein trafen, hat der deutsche Schleppdampfer Heros" 84 Mann von der Bejahung des deutschen Schulschiffes„ Pommern " gerettet. Bier britische Dampfer maren zur Hilfeleistung herbeigekommen. Einer bon ihnen, die Lancastrio", sezte ein Rettungsbost aus, das aber infolge des schweren Seeganges die„ Pommern " nicht erreichenhafen nach Zaandam und ist am Freitag an der holländischen Küste lonnie und zurückkehren mußte. Als die Mannschaft wieder an Bord Benommen war, zerschellte das Boot. Die Rettung der Befagung durch den deutschen Schleppdampfer Heros" wurde dadurch unter fügt, daß Del auf das Wasser gegossen wurde. Es ist noch nicht bekannt, ob der heros" nach einem englischen Hafen oder nach Cherbourg fahren wird. ,, Daily Mail" zufolge meldete der Dampfer Lancastria " drahtlos, daß der Heros" die ganze Be bung von 84 Röpfen einschließlich des Kapiiäns gerettet hat und aß alle zu Hilfe geeilten Schiffe ihre Fahrten fortsetzen.
An der Nordseeküste.
Der Weftsturm über Hamburg und dem Küstengebiet hat auch un Sonnabendabend und in der Nacht zum Sonntag angehalten. Im Sonnabend betrug die Windstärke 7 bis 8, der Wasserstand 14 fuß 8 Boll. Die niedriger gelegenen Stadtteile Hamburgs hatten folgedessen wieder start unter Wasserschaden zu leiden. Bährend der Nacht zum Sonntag flaute der Sturm unter dauernen starten Regenfällen etwas ab, um sich gegen Morgen dann zu Ben. Der Hochwasserstand ging auf 12 Fuß 7 Sol zurück, bie Dindstärke auf 8 bis 4 Heute morgen war der Wasserstand auf Fuß meiter gejunten. Nach wie vor hängt jedoch bas Sturm. barnungsfignal Südwest auf der Deutschen Seewarte aus. Sehr mierig geftaltete fich das Berfegen der Lotsen in der Elbmündung.
war mit einem Salzschiff im Schlepptau auf dem Weg von Curin das Unwetter geraten. Die Schleppiaue rissen. Mit Lebensgefahr versuchte man bei haushohen Wellen die Mannschaft des Salzschiffes zu retten. Fünf Perfonen wurden dabei ernstlich verleht. Erst ofs der Schlepper selbst sein Steuer verloren hatte und arg beschädigt war, wurden die Versuche aufgegeben. Ueber das Schicksal der auf dem Salzschiff zurückgebliebenen drei Mann ist man besorgt. Auch die Rettung der Mannschaft des deutschen Dampfers Heinrich Bodeus" war mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es war unmöglich, mit Schleppern an das Schiff heranzukommen, das, nachdem es seine beiden Anter verloren hatte, hilflos nach Norden getrieben wurde. Sonnabend wurde es vom Sturm bei Zandvoort auf den Strand geworfen. Das Rettungsboot von Noordwyk mußte nach sechs Stunden den Kampf gegen den Sturm aufgeben. Nach langen Bemühungen gelang es dem Rettungsboot, mit Hilfe einer Leine an das Schiff heranzukommen und sechs Mann der Besagung an Land zu bringen. Tausende von und sechs Mann der Besagung an Land zu bringen. Tausende von Zuschauern wohnten am Strande dem Rettungswert bei. Der
Die Aussperrung geht weiter. Admiral Schcer gestorben.
Berichte 2. Seite.
Admiral Scheer gestorben.
Auf der Reise von Dresden nach Mannheim .
Admiral a. D. Scheer, der sich auf einer Reise von Dresden nach Mannheim befand, ist in der Nacht zu Montag plötzlich gestorben.
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Admiral Scheer hat seinen Ruhm erlangt als der Sieger von Stagerrad. Er verlor seine Popularität, als er bessere Erfenntnis beiseite drängend das juristisch unhaltbare Todesurteil gegen die Matrosen Köbis und Reichpietsch vollstreden ließ. Nach dem Zusammenbruch ist feine Bersönlichkeit in einem gewissen Helldunkel geblieben. Er gehörte nicht zu jenen unbelehrbaren militaristischen Engschädeln, die alles nur auf Berrat und Niedertracht vom Feinde bestochener Meuterer zurückführten. Er hat manche der vorhandenen Mängel erkannt, er hat sich der Einsicht nicht gänzlich verschlossen, daß die Männer, die damals die Macht ergriffen, nach Gesehen historischer Notwendigkeit handelten, er hot jogar für den allen Haudegen und Schlagetots meistverhaßten Erzberger nach dessen Ermordung vernünftige Worte der Verteidigung gefunden. Aber alles in allem war Scheer doch zu feſt in alten Traditionen vermurzelt, um sich, wie das ein Deimling und andere vermocht haben, zum neuen Stact zu bekennen. Man sprach davon, daß er der Deutschen Volkspartei nabestände. Ganz ficher ist das nie gewesen. Mitunter schrieb er in demokratischen Sei tungen, mitunter hielt er beim Stahlheim oder gar bei d Hitler Leuten Borträge.
Die Geeschlacht am Stagerrad bebeutete den Höhepunft(