Die Gewalt der Sturmflut.
So wütet das entfesselte Element!
Der Tag der Schülerräte.
Bon Walter Spengemann.
Bor zehn Jahren, am 27. November 1918, wurde in den diges bieten. Und er hatte tatsächlich die Macht dazu, denn er war höheren Schulen Preußens der Schülerrat- Erlaß veröffentlicht.
Vier Jahre Krieg- Hunger.
Evolution
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rote Garde
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Not
Matrojen
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Streifs Soldatenräte
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Revolten demobil
olle, mas fragten wir Gymnasiasten damals nach Autorität! Wir fen auf Ehrfurcht vor dem Alter,
bar doch gerade dies Alter schuld, daß wir um unsere Jugend betrogen wurden!
pett? Bovor? Moral? Wir taten Hilfsdienst, wurden angeten, Militärvorräte zu verstecken, über die Seite zu bringen
der Unterrichtsminister. Wir sollten uns selbst unsere Gemeinschaft schaffen, sollten eine Schulgemeinde haben, in der geistige und polie tische Interessen, Dinge des bunten Lebens da draußen gepflegt werden konnten. Wir sollten das Recht haben, gegen unfähige oder charakterlich nicht einwandfreie Lehrer zu protestieren- furz,
bir sollten nicht mehr Objekte sein, sondern handelnde, selbständig denkende Menschen.
Es gab welche unter uns, die haben geheult vor Freude wie kleine Kinder. Immer hatten wir unsere Altersgenossen beneidet, die als
Darvas in der Hauptrolle zeigt die marmorne Kälte des adligen Bluts und läßt doch in Blick und Geste die Glut ihrer Leidenschaft ahnen. Ernst Deutsch findet sich mit der nachträglich übernommenen Rolle des vermeintlichen Hochstaplers nicht recht ab. Es fehlt ihm der alles überwindende Charme, der eine Olympia über alle Bedenken hinwegsetzt. Er ist fanatisch, dämonisch wetterleuchtet es in seinem Gesicht, auch wenn sich fein Anlaß bietet. Den Erfolg des Abends erspielen Hedwig Bleibtreu als energische Fürstinmutter und Otto Wallburg als düpierter Gendar merieoberft, der von einer Verlegenheit in die andere stolpert. Wir freuen uns über die wandlungsfähigkeit Dagny Servaes . Mit liebenswürdigster Miene bringt fie spißige Anspielungen an den
Mann.
Der Autor kann sich mit den Hauptdarstellern, auch mit den famosen Chargen Paul Hörbiger und Otto Treßler , vor dem angeregten Bublifum verneigen. Ernst Degner.
s Vaterland- finnlos, planios, denn schließlich kam es doch Arbeiter ihr Geld verdienten und als vollwertige Menschen ange. Das Stenogramm bringt es an den Tag
eder zum Vorschein.
Anstand, Kinderstube, Erziehung? Väter, Brüder, ältere eunde brachten Sitten und Gebräuche heim, so desperat, daß wir Sunferes sanften Musterknabendaseins schämten, wie eben ngen sich ihrer Bravheit schämen, wenn ein derberer, härterer Pifchen fie fommt.
Dabei fagten unsere Lehrer längst von uns, wir wären der pfel aller Berrohung. Nur in den offiziellen Ansprachen bei Schulern predigte man uns systematisch den Größenwahn. Deutschlands gend sei Deutschlands Zukunft, hieß es; von uns erwarte man. b wir verstanden, was das hieß: ihr müßt den Karren wieder Gange bringen, den wir in den Dreck geschoben haben. Aber wir wollten schon gar nicht. Für die alte Generation die tanien aus dem Feuer holen? Sahen wir so aus? Wenn schon, ann nur für uns, ganz allein für uns.
Mochten die Alten selbst sehen, wie sie fertig wurden!
Bir fühlten uns nicht als Schüler, wir waren Staatsbürger, seit it uns die Pflichten von Staatsbürgern auflud.
Der Schulbetrieb war total durcheinander. Alfe, vertrocknete, euzlahme Lehrer, die in den Begriffen uralter Zeiten lebten, alten fich und uns mit einer Farce, Unterricht genannt. Aus dem elbe famen übernervöse, schmervermundete Leute. Der plögliche ebergang vom Kriegsleutnant zum Schulmeister, vom Kasernenhof Katheder ließ fie den rechten Ton verfehlen.
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Wir wurden angeschnoddert wie Refruten, pörung auf beiden Seiten brach aus in wüsten, würdelojen himpfereien die längst überlebten Zustände der Schule wurden tichlimmert bis zur Unerträglichfeit. Ueberall murrte und grollte in der Schülerschaft, brach hier und da schon aus in offene iberseglichkeit.
Der Schülerrat- Erlaß brachte die Bombe zum plazen. ,, Auch
sehen wurden.
Heimlich und verstohlen, in Wandervogelheimen, auf den Buden einzelner Mitschüler, auf Spaziergängen und wie sonst die Möglich. feit war, tamen die regsten, aktivsten von uns zusammen, ein paar Primaner, ein paar Sekundaner und einige aus der Tertia. Da bildeten wir Sturmtrupps, wählten provisorische Ausschüsse und verteilten Arbeiten und Aufgaben untereinander.
Wie man sich über das Waldenburger Elend luftig machte.
In der großen Reichstagsdebatte über den Bau des Panzerfreuzers A hat der sozialdemokratische Redner, der Abgeordnete Wels, mit besonderem Nachdruck darauf hingewiesen, daß bei der großen Not, die noch in Deutschland herrscht, die Ausgaben für den m Kriegsschiffbau nicht zu verantworten seien. Er schilderte dabei die Zustände im Waldenburger Revier, wo die Hauptnahrung der Bevölkerung aus Kartoffeln, aus Brot, Margarine und Malzkaffee besteht, wo die ganze Familie vielleicht mal am Sonntag ein halbes Pfund Fleisch zu sehen bekommt. Diese Ausführungen haben, wie wir schon einmal feststellten, Heiterfeit bei den Deutsch nationalen erregt. Aber auch auf der anderen Seite, bei den Kommunisten, löfte die Schilderung des Elends in Waldenburg Lachen und„ wigige" Zurufe aus. Lachen und ,, wißige" Zurufe aus. Das jetzt im Druck vorliegende Stenogramm der Reichstagsfizung vom 15. No.
Für die Sache, für die Freiheit und Selbstbestimmung, die der Erlaß uns versprach, arbeiteten wir, wie wir nie weder früher noch später für die Schule gearbeitet haben, tippten den Erlaß ab auf der Maschine bis tief in die Nächte, angelten uns die Mitschüler, jeden einzelnen, der nur irgend in Frage kam, redeten Stunden um Stunden auf sie ein, fingen von vorn an, wenn es vergebens war, drückten den Jungen heimlich eine Abschrift vom Erlaß in die Hand, trugen zwei Sterne an der Müze, schnüffelten herum in allen Klassen, ließen uns rausschmeißen mit unjeren Sternen, stellten schwarze Listen auf von unbedingt feindlichen Leuten, horchten nach der Gesinnung der einzelnen Lehrer und taten alles, was Leute tun, die eine Revo- vember sagt darüber folgendes: lution machen wollen.
Dann kam die kalte Dusche. Von der vorgeschriebenen Versammlung aller Schüler und Lehrer jeder Schule feine Spur!
Paffive Resistenz der Lehrer gegen das Minifterium. Einsprüche halfen nichts. Statt geheimer Wahl der ganzen Schule in corpore gab es tlassenmeis namentliche Abstimmungen vor dem Klaffenlehrer. Und der war ja so objektiv! Die Opposition unter den Schülern nahm überhand,
empörte Elfern verhinderten jeden, der zwischen den Lagern ffand, zum Schülerrat überzugehen.
Und am 14. Dezember geschah der Zusammenbruch; der Minister machte einen Zurückzieher, angstvoll, auch wohl blutenden Herzens. die Eltern, deren Urteil in dieser Frage von größter Bedeutung .." Das Spiel war aus. Aus war es auch mit den Rest
ist
r, die Jugend und die Schule, sollt teilhaben an der neuen Frei beständen an Idelaismus, die wir bei dieser Gelegenheit ganz und it und Selbstbestimmung unseres Voltes!"
Der wundervolle Enthusiasmus, der uns hier wie eine Flamme
entgegenschlug, peitschte uns auf zur Taf.
ier tam einer, der uns die Hand bot, der unser Freund sein wollte, t uns erlösen konnte von der furchtbaren Monotonie der Schule. Dieser Mann, der da zu uns sprach, wollte uns etwas Leben
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gar verpulvert hatten. Die Interessen des Alltags waren uns fünftig wichtiger, Wir wurden Geschäftsleute Kaufleute auf der Schulbank-, mit einem Wort: wir schoben; wurden eine recht üble Gesellschaft. Aber wir sind heute noch stolz darauf, daß wir einmal soviel Idealismus aufgebracht haben. Es war nicht so ganz leicht in jener Zeit.
mal die Frauen. man einen
Berkappte Kriminalfomödie. vermeiden; der Gendarmerieobertit, in tauſend Mengſten, darf nicht
" Olympia " von Molnar in der Komödie. Franz Molnar ist ein liebenswürdiger Bühnenschrift: ller. Die Wichtigkeiten und Nichtigkeiten des Lebens beobachtet Scharf; er weiß mit Grazie von ihnen zu plaudern, wobei er nen Esprit schillern läßt und den Zuschauer in den angenehm fregenden Zustand der Spannung verjeßt. Auch sein neuestes ert, das breiattige Spiel„ Olympia " fließt munter und fröhlich Chin. Udn doch merkt man es kaum, daß es hier um hohe und den Abstand zwischen fürstlichem und erliche Ideale, um uerlichem Geblüt, um die Ehre des Offiziers, ja um etwas ganz bres, um die Ehre der Uniform geht.
Olympia , Fürstin und Generalstochter, in enger Beziehung zum erlich österreichischen Hof, hat sich mit einem Husarenrittmeister gelaffen. Er heißt Barna, nicht einmal von Barna, ist also nur Bürgerlicher. Als die Leidenschaft zu flammen droht, halftert ihn wegen Unebenbürtigkeit ab und sagt ihm die Gründe brutal Geficht. Da kommt heraus, daß er nicht mal ein Bürgerlicher, dern ein Hochstapler ist. Himmel, die Blamage! Jetzt gibt fie fich hin, es ist schon alles eins. Dem ritterlichen Offizier hat fie berjagt, dem Schurken fann sie nicht widerstehen. So sind nun
zupacken. Im dritten Art wartet alles gespannt, wie sich die Fürstin mitsamt der erlauchten Familie aus der vermaledeiten Lage retten wird. In die verworrene Situation platzt da auf einmal eine Bombe: Barna ist in Wahrheit kein Gauner, er hat die Hochstaplergeschichte nur eingefädelt, um die hochmütige Olympia Denn sie hat nicht nur die Mannesehre, sie hat, was zu strafen. bekanntlich weit schlimmer ist, die Ehre des Offiziers angetastet. Und verläßt sie zur selbigen Stunde.
Man kann nicht leugnen, daß Franz Molnar mit seinem Spiel dem demokratischen Gedanken huldigt. Wer noch an den Unebenbürtigkeitszwiespalt glaubt, geht fittlich geläutert und republikanisch gefestigt aus dem Kurfürstendamm- Theater. Zweieinhalb Atte lang iſt Olympia " eine spannende Kriminalkomödie. Am Ende erweist sich neben dem Wert verschiedener Ehren auch die echte Autorenehre, da Molnar mit seinem überraschenden Schlußdreh das Stück auf eine höhere, literarische Stufe poftiert.
Abg. Wels:... Aber trotzdem herrscht in Waldenburg heute noch dieses ungeheure Elend. Die Schuljugend leidet dort zu 25 Prozent an der Tuberkulose. Strofulös find etwa 30 Prozent der Schuljugend. An Verkrümmung der Wirbelsäule leiden 19 Prozent, 20 Prozent der Schulkinder haben kein Hemd. ( Lebhafte Rufe bei den Sozialdemokraten: Hört! Hört! Zuruf von den Kommunisten: An Verkrümmung der Wirbel= säule leiden auch viele Erwachsene!) Manche haben auch Gehirneinschrumpfung.
( Gegenrufe von den Kommunisten: Manche haben keins!) Meine Damen und Herren! Wenn Sie das Elend dieser Schulkinder, das ja nur einen Ausschnitt aus dem Elend der Allgemeinheit bildet, mit derartigen Redensarten beantworten, dann zeigen Sie, daß Ihnen alles abgeht, was wirklich Herz, Bernunft, Berffand und Gemüt von dem Menschen in einer solchen Situation fordern. Unruhe
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( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten. und Zurufe bei den Kommunisten.) In Waldenburger Zeitungen inseriert man zu Sonntagen als Festbraten fettes Hundefleisch. Die ganze Elendsschil derung, die Gerhart Hauptmann dem deutschen Volke in seinen ,, Webern " gegeben hat, steigt hier vor unseren Augen auf, und wir rufen ins Land hinein: so kann das nicht weitergehen! ( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Glauben Sie aber nicht, meine Herren, daß Waldenburg isoliert in Deutschland steht! ( Zuruf von den Kommunisten: Reden Sie zum Panzerkreuzer!) Das ist die Begründung, weswegen wir die Millionen ablehnen. Aehnliches Elend gibt es noch vielerorts. Wie sich also aus dem amtlichen Stenogramm ergibt, sind auch tommunistische Reichstagsabgeordnete der Meinung, daß man sich über Elendszustände lustig machen darf. Reden Sie zum Panzerfreuzer!" ruft man dem Sprecher der Sozialdemokratie zu. Wissen die Zwischenrufer nicht mehr, daß man jede Gelegenheit wahr nehmen muß, um den Notteidenden und den Hungernden zu helfen?
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Die Nobelpreisfrägerin Sigrid Undset hat beschlossen, den Nobelpreis für verschiedene Stiftungen zu verwenden. Die erste diefer Stiftungen in Höbe von 80000 Stronen ist bereits errichtet worden. Die Zinsen sollen unter die Eltern verteilt werden, die für wenig oder gar nicht fähige Kinder forgen müssen. Ueber die übrigen Stiftungen will Frau Undset nach der Rüdfchr von der Preisverteilung in Stockholm Mitteilung machen.
Kinder- Wohltätigteitsvorstellung im Capitol. Bugunsten der hungernden Kinder in Waldenburg findet im Capitol am Sonnabend, dem 1. Dezember, nachmittags 4 Uhr, eine Stinbervorstellung statt, bei der besondere Ueberraschungen im Programm durch Mitwirkung prominenter Film- und Bühnendarsteller vorgesehen sind. Im Filmteil des Nachmittags gelangen zwei Märchenfilme zur Uraufführung Hans im Glüd" und" Rottäppchen".
Forster Larrinagas Regie macht aus der harmlosen Anekdote eine tomödiantische Kostbarkeit. Die überalterten Begriffe, die im Grunde heute keinen Menschen mehr interessieren, be= kommen auf der Bühne Glanz und gegenwärtiges Leben. Da ist dem 1. Dezember, im Schwechten- Saal u. a.
teine tote Stelle, jede Szene ist bis ins letzte ziseliert. Lili Jacob Tegière