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Dienstag

4. Dezember 1928

Unterhaltung und Wissen

Der Jubiläums- Schmaus.

Bon F. Groschikow( Moskau ).

Einer meiner Bekannten, ein feuriger Liebhaber des Altertums, verfiel neulich auf die Kateridee, einen Abend zur Erinnerung an die Hungerjahre der Revolution zu veranstalten.

Das Programm des Abends sollte aus zwei Teilen bestehen: aus einem Jubiläumseffen und aus Erinnerungen von Leidens: gefährten und Augenzeugen der Hungerjahre.

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Die Gäste mit einem wirklich guten Abendessen nebst Cham­pagner zu hemirten erschien meinem Freunde allzu konventionell für solch eine historische Gedenkfeier. Daher beschloß er, die Speisen­folge ausschließlich aus den zur damaligen Hungerzeit üblichen Nahrungsmitteln zusammenzustellen und überhaupt den ganzen Gedächtnisabend im Stil und Geist jener Zeit zu begehen.

Und so entwarf er denn folgendes historische Menü.

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Zum ersten: eine Hirsesuppe nach dem Rezept ,, Fürmahr, das Huhn ist wirklich blind, wenn's hier einmal ein Körnchen find't!" cine Brühe von milchig trüber Färbung mit den blassen Ringein einer Heringslate statt Butter. Alsdann zwei richtige Gänge: ein Fleischgericht Delikateßtoteletts aus Kartoffelschalen mit Balladh fleisch( ein Biertel Pfund auf die Pferdefleischkarte für Erwachsene und ein Achtel Pfund auf eben dieselbe für Kinder), am Grill ge­braten auf Rizinusöl; ein Fischgericht gebratenes Rotauge( Sorte 3mei braune Augen...") nebst einem Hering mit Wildgeschmack ( drei Viertel Pfund auf die Akademiker- Lebensmittellarte) in Linsen­tunke. Als süße Nachspeise: ein Glas Kohlrübentee mit Saccharin und Hafermehltuchen mit Fruchinusfüllung( ein Biertel Pfund auf Krantenfarte für Kinder).

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Hausmacher Zum Essen, natürlich, Wein. Für die Damen Weingeist oder Eau de Cologne triple. Für die Männerwelt etwas Herzhafteres; Rohfpiritus, Benzol und Bolierlack. Zu den beiden legten Beinsorten eine Moosbeerenbrause als vollkommenster Whisky mit Soda"-Erjaß.

Soweit die Speisenfolge.

Doch ein historisches Gastmahl verlangt naturgemäß eine ent­sprechende deforative Aufmachung. Auch diese war mit auserlesenem Feingefühl für Stil und Geschmad entworfen.

Und zwar: alle Gerichte sollten dampfend heiß direkt von einem eisernen Dfen serviert werden, dessen Kohlenglut durch ein paar zarte Stuhlbeine und ein entbehrliches Brett des Büchergestells erzeugt war. Die elektrische Beleuchtung tritt außer Funktion. Der Speisesaal erstrahlt im Glanz einer Leuchte aus den ersten Revolu­tionstagen einer Zündschnur in einer mit Schmieröl gefüllten Konservenbüchse.

Die Zimmertemperatur hat sich zwischen 4 bis 5. Grad Celsius zu bewegen, damit die Gäste nicht erst, bevor sie sich zu Tisch setzen, igre Mäntel und Handschuhe abzulegen brauchen.

-Nach dem Essen dürfen sich die Raucher an waldfrischen Stum pen( Deckblatt ,, Marte Erlkönig") oder an heimattreuem Pfeifen­fraut laben, Den Damen ist eine besondere Näscherei zugedacht:

Zuckersirup mit Magermilch und ein Stüd Leinöltuchen.

Die vorschriftsmäßige Gesellschaftsfleidung hat ebenfalls streng historisch zu sein. Die Damen in Jubiläumstleidern aus grün­lichen oder gelblichem Möbelplüsch; die Herren in Tolstoi - Hem­ben aus Sadleinen. Schuhwert Stoffschuhe eigener Handarbeit oder hohe Filzstiefel mit dito Filzfohlen.

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Ermünscht ist zur Verstärkung der historischen Illusion daß sämtliche Kavaliere mit Rüdfäden erscheinen, und die Damen mit Hamstertaschen( für den Fall nämlich, daß es unverhofft irgend wo unterwegs gefrorene Kartoffeln zu erstehen" gibt).

,, hat

,, Nun und" fragt der von Neugier gemarterte Leser diefes feinerfonnene Jubelgastmahl wirklich bei Ihrem Bekannten stattgefunden?"

Nein. Denkt Euch, es hat nicht stattgefunden! Mein Freund und ich sind durch ganz Moskau gelaufen, wir haben unsere Be fannten heimgesucht- dennoch ist es uns nicht gelungen, all die Dorfintflutlichen Herrlichkeiten für unseren Jubiläumsschmaus auf

autreiben."

,, Schade, schade," grunzt der Steptifer.

Raubtiere, die feine find.

In Afrika sind zwei Raubtiere heimisch, deren Lebensweise nach den Ergebnissen der jüngsten Forschungen Prof. Derscheids jedoch durchaus der Raubtiernatur widerspricht. Das ist um so merf­würdiger, als das eine dieser beiden Tiere, der sogenannte Ohrhand, zu der gleichen Familie zählt, zu der auch die fehr raubluftigen wilden hunde gehören, und das andere, der Erdwolf, ein Ver wandter der Hyäne ist. Was nun die Lebensweise des Ohrhundes angeht, so hat man bisher nur feststellen können, daß diese Raub­tiere" fast ausschließlich von Insetten leben, von Ameisen, Termiten und Heusdyreden, und nur in ganz seltenen Fällen vielleicht auch ein­mal eine Maus verzehren. Der Öhrhund hat sogar so wenig Raub­tiergelüfte, daß er, selbst wenn er gute Gelegenheit dazu hat, sich nie an Geflügel vergreift, mit den Hühnern sogar recht gut aus­tommt. Auch der Erdwolf ist ein Raubtier dieser harmlojen Art, und zwar ebenfalls ein ganz typischer Injeftenfresser, der Fleisch, wenn es ihm geboten wird, verschmäht. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Termiten, durch deren massenhafte Bertilgung er fich nüßlich macht. Ursprünglich maren diese beiden Insektenfresser, ebenso wie die ihnen verwandten Hyänen und Hunde, sicherlich echte Raubtiere, zu denen sie, wie schon erwähnt, ja auch heute noch gerechnet werden. Aus welchem Grunde sie die gewohnte Ernährung aufgegeben haben, läßt sich schwer feststellen. Infolge der ver änderten Lebensweise, d. h. der Abgewöhnung der Fleischkost, hat sich nun aber im Lauf der Zeit auch ihr Gebiß ganz charatteristisch verändert. Beim Ohrhund hat sich z. B. die Zahl der Zähne so vermehrt, daß er nunmehr 46 bis 48 3ähne befißt, eine Zahnzahl. Die fein anderes Säugetier aufweist. Beim Erdwolf dagegen ist durch die Anpassung an das Insektenfressen das Gegenteil erfolgt: die Zahl der Zähne beträgt nur mehr 16 bis höchstens 20, und gleich­zeitig ist das Gebis sehr schwach und zum Berreißen irgendeiner größeren Beute ganz ungeeignet. Auch die Kiefermuskeln find Ichwach entwickelt, und die für die Raubtiere so typischen Edzähne find bei diesen beiden Lieren so klein, daß fie sich von den übrigen Bähnen gar nicht unterscheiden.

Ist der Kaffeegenuß schädlich? In dem unter dieser Ueber ihrift erschienenen Artikel von Dr. 3. Menfch( in Unterhaltung und Wissen" vom 21. Nopember) ist ein sinnstörender Fehler zu berichtigen. Es muß. im drittlegten Abjaz heißen: Somohl bei Sichtfranten, mie auch bei Gefunden steigt bei Raffesgemuß der Sarnfäuregehalt des Blutes night "

Kaiserlicher Gips.

Geschenk aus Cadinen.

Die Geschichte passierte so ungefähr in einem der vielen Städtchen Europas , in denen sich im Laufe der Jahrhunderte eine Meine deutsche Gemeinde/ aus Handwerkern, Kaufleuten und Acerbauern zusammen gefunden hat. Die Gemeinde hatte selbstverständlich eine eigene evangelische Kirche mit einem Pfarrer, den sie so bezahlte, daß er nicht übermütig werden konnte; sie hatte ein eigenes Blättchen, das jeweils von dem ausgedienten Schulmeister der kleinen deutschen Schule redigiert wurde damit er seine Pension nicht ganz um­sonst bekam und sie teilte sich in ein halbes Dutzend Vereine, die sich ebenso sehr miteinander vergnügten wie zanften.

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Die Streitigkeiten pflegten alljährlich auf dem großen Weihnachts­bajar der Kirchengemeinde ihre Befriedung zu finden. Woraus man ersieht, daß Pastor und Kirchenrat allen Grund hatten, diesen Basar mindestens ebenso ernst zu nehmen wie die übrigen Kirchen­Basar mindestens ebenso ernst zu nehmen wie die übrigen Kirchen tinge. Außerdem tam sein Ueberschuß der Kirchengemeinde zugute,

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In einem Jahre sah es verheißungsvoll aus. Das verdankte man einer Schwägerin des Apothekers, die im Sommer aus Deutschland zu Bejuch gekommen war das Berliner Luder war an allem schuld, sagte man nachher. Sie hatte schon den Sommer­basar des Kegelklubs versorgt mit Aschbechern, die nur den einen Fehler hatten, daß auf ihnen stand: Trinkt nur deutschen Seft!", fo daß sich die nichtdeutschen Bekannten daran stießen. Und da der Pastor gerade viel Geld für eine paar neue Kirchenfenster brauchte, die einige Lausbuben des Mehrheitsvoltes in einer befoffenen Nacht eingeworfen hatten, ließ er sich vor ihr von der großen Majolika­fabrit des deutschen Kaisers in Kadinen vorschwärmen und setzte schließlich auf ihren Rat einen schönen Bittbrief an den faiserlichen Majolitafabrikanten auf, in dem sehr deutlich von der Armut der Gemeinde und der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Weihnachts­bajars die Rede war.

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Und sich da! Es fam sogar Antwort. Ein allerhöchstes Zivil­fabinett schrieb furz vor Weihnachten, daß S. M. geruht habe, dem Weihnachtsbasars ein wertvolles Geschent zu stiften usw. usw. Am nächsten Nachmittag standen im deutschen Blättchen verheißungs­volle Andeutungen von einem fostbaren Majolikatunstwert Kabiner Arbeit man fönne eine große Schale oder ähnliches erwarten das als Hauptstück des diesjährigen Weihnachtsbajars gelten müsse. Kurz darauf löfte der Pfarrer für schweres Geld eine meterhohe umn felbigen Abends Rifte aus Kabinen auf dem Zollamt ein zerfnirscht bei der Medizin, dem deutschen Arzt, Hilfe heischend zu erscheinen. Der bestätigte ihm, daß man in Berlin entweder größen wahnsinnig oder saudumm fei.

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Beilage des Vorwärts

Ja, da stand sie also beim Weihnachtsbajar unter den anderen Stiftungen". Bescheiden im Hintergrund, aber mit ihrer Höhe von dreiviertel Metern, mit dem kompakten Weiß und dem martialijch hochgedrehten Schmurrbart hochmütig alles beiseite schiebend, die Gabe aus Kadinen, die Kaiserbüfte.

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Der Pfarrer blickte melancholisch von einem zum anderen, suchte ratios den Blick des Arztes, leitete mit bebender Stimme die Ber­steigerung ein. Aerzte sind Helfer der Menschheit, der Arzt erstand die Kaiserbüste, nachdem nur der Apotheker und ein fürzlich aus Deutschland Zugewanderter anstandshalber mitgeboten hatten. Wollte er sogar eine Rede halten? Er stieg aufs Podium und verfündigte, der Kirchengemeinde stifte! daß er die Bürste Sturm und Drang , 3mist und Zank bedrohten die deutsche Gemeinde. Der Lehrer wies es weit von sich, die Büste etwa ins Klassenzimmer zu stellen und damit die Schließung der sowieso nur geduldeten Schule zu provozieren, die Bayern wollten so einen Lacert" nicht öffentlich sehen, und die Frauen hatten es bald raus, daß das Ding meber Majolika noch Marmor, sondern ganz einfach Gips sei. In der Not frißt der Teufel Fliegen und wird ein Pfarrer gerissener Diplomat. Als sich die Kirchenältesten gewitterschwangeren Gesichtes zum ersten Rat nach Weihnachten zusammenfanden, flüsterte der Herr Pfarrer ganz leise, daß die Büstenangelegenheit vertagt werden könne und selbiges flüsterte er von da ab in jedem Kirchen­rat, während auf seinem Hausboden eine intelligente Ratte das Loch fand, in das man hineinschlüpfen tomte, um im Haupte des verschmähten Cäsaren das Nest für zehn Rattenkindlein zu bauen.

weilen es vom allerhöchsten Zivilfabinett war und sehr hochmütig Plötzlich aber fam ein Brief. Bielmehr ein Schreiben, olldie­um den Dank für das Gefchent bat, dem ,, mie üblich" eine fünft­lerische Photographie der aufgestellten Stulptur und ein Bericht über den Anklang in der Gemeinde hinzuzufügen sei Der Pfarrer legte das Schreiben den Aeltesten vor, die Aeltesten protestierten, die Antwort sei seine Sache, und man tat nichts. Schließlich ge­nügte es ja, daß die Versteigerungssumme nicht den Zoll gedeckt hatte und man die gefährliche Büste in der höchsten" Sphäre ver­staut hatte.

Als aber ein Jahr darauf die Kirchengemeinde ihr fünfhundert­jähriges Jubiläum hatte, und der Pfarrer seine lange Jubiläums schrift, die viel von den Bedrängnissen und der harien Arbeit der paar Deutschen in dem entlegenen Weltwinkel erzählte, auch an eine

gewisse Majestät nach Berlin schickte, kam sein dider Brief um gebend zurück. Mit der Aufschrift: Annahme verweigert. Wilhelm hatte sich wilhelminisch gerächt. Put d.

Panther im Lanzenviereck.

Von Dr. Volkmar Jro.

Das Rampoffeft in Blitar auf Jana gehört zu den ältesten Ueberlieferungen der Javaner und gilt als eine der größten Feier lichkeiten der Insel. Die menigen Hotels find tagelang zuvor über füllt, jeder Eisenbahnzug bringt Gäfte aus Surabaja , Suräfarta, Djotjakarta, die Bauern der ganzen Umgebung fommen auf ihren meirädrigen, tnarrenden Büffelfarren, jedes Haus der kleinen

Stadt ist festlich geschmückt..

Schon vom frühen Morgen an sind alle Straßen voll vom Spiel der zahllosen Gamelangfapellen: paufenartige Metalltöpfe aller Größen, dazu erotische Streichgeigen eine Musit, die durch ihre Sanftheit und den wiegenden Rhythmus an fernes Glocken­läuten erinnert. Die breiten Bambustribünen auf dem Hauptplatz bilden eine viereckige Arena und sind seit der Morgendämmerung dicht besetzt. Alle flachen Dächer der umliegenden Häuser wim­meln von Menschen, auf den Aesten der hohen Boringinbäume hockt die javanische Jugend, läßt an Schnüren Kupferstüde himmter und zieht Kürbisse mit Wasser, Reisfuchen und Früchte hinauf, die Don hunderten herumziehender Händler feilgeboten werden. Immer wieder dröhnt das dumpfe Gebrüll der Panther, die unter den Tribünen in ihren Käfigen toben. Die Hize wird mit jeder Minute ärger, um die hohen Bultantegel am Horizont brauen schon die grauen Gewitterwolfen des Vormittags.

Dann ferne Musik, Ununterbrochenes Gamelangspiel fommt näher. Einzug des Residenten:

An der Spizze des Zuges eine Abteilung eingeborener Sol­daten. Nackte braune Beine und Füße, bunte Sarongs, grell gelb verschnürte blaue Blusen. Die langen, pechschwarzen Haare find zu einem Knoten gebunden und glänzen in der Sonne. Holländisches Militär vor dem holländischen Residenten und dem Assistentresiden ten des Landesdistrikts von Blitar. Dann die Leibmage des einge­borenen Residenten zu Pferd, mit langen Lanzen, fezastigen gelben Topfhüten, bunten Sarongs. Jeẞt javanische Reiche in Raroffen und Autos, hinter jedem der Diener mit dem flachen Sonnenschirm, dessen Farben genau den Rang anzeigen: ein bergoldeter Knauf an der Spitze des Bajongs verkündet fürstlichen Rang, in absteigen der Linie folgt Gold mit Grün, Rot, Blau. Man achtet auf Java nicht weniger als einst im faiserlichen Deutschland auf peinliche Einhaltung dieser Raftenabstufungen, der Bajong ist der Inbegriff von Macht und Ansehen. Neben jedem Diener steht der unvermeid­liche Spucknapf aus Messing oder Gold, der dem betelkauenden Herrn auch bei den höchsten Feierlichkeiten nachgetragen wird.

Eine Abteilung Bogenschützen in grotest- phantastischen Roftü Kostü­men, dann zwei hagere Brinzen zu Pferd, mit hohen Schildpatt men, dann zwei hagere Brinzen zu Pferd, mit hohen Schildpait fämmen im langen auffrisierten Haar, am Rücken in einer Seiten­Schärpe den von kostbarsten Edelsteinen funkelnden Kris. Javanische Frauen mit grellgelb gepuderten, in der Sonne leuchtenden Schultern und Gesichtern, bildhaft wie Statuen. In das schwarze Haar sind lila Blüten geflochten. Ein Chor non javanischen Sängerinnen, zum Schluß holländische Militärmujit.

Die Estrade ist jetzt überfüllt, strahlt wie ein lebendes Mofait von Farben und Gold. Alle Gamelanigfapellen spielen gleichzeitig, aber es ist kein ohrenbetäubendes Durcheinander, diese Mufit ist traumhaft und schläfert fast ein. Dazu ein blauer Dunft wie von traumhaft und schläfert fast ein. Dazu ein blauer Dunft wie non Beihrauch über den Tribunan alles raucht beu start mit Ambra

durchsetzten Tabak, die schweren Gerüche der Haaröle, die Blüten­düfte, die der heiße Wind aus den Gärten herüberweht, fernes Donnergrollen über den Bulkanen.

Die Panther brüllen wild in die sanfte Musik der Gamelangs. Der Nebenresident, ein Bopanz ohne Macht, der von den Hollän dern still geduldet wird, gibt das Zeichen.

Hunderte von Lanzenträgern ziehen unten in breiten Reihen über den Platz. Umrahmen ihn mit einem Viered von blitzenden Banzen. Vier Reihen von Lanzen hintereinander, alle schief zur Erde gesenkt.

Die Tür eines der Käfige unter der Estrade geht hoch, ein großer Banther schießt heraus, duckt sich, mustert fauchend die Menschenmassen. Die gelben Augen glühen, er sucht unmerklich einen Weg zur Flucht, zeigt drohend sein prachtvolles Gebiß, peitscht mit dem Schwanz gegen den Boden, kommt in einem Bogen lauernd gegen die Estrade zurüd, setzt plößlich jäh zum Sprung an fliegt wie ein Ball vormärts, fällt in die Lanzenspitzen, die ihn durchbohren.

Troß aller Grausamkeit ist dieses blutige Schauspiel, das als Symbol der tausendjährigen Kämpfe mit den Herrschern des Ur­walds gilt, nicht mit den bestialischen Tierquälereien der spanischen Stierfämpfe zu vergleichen. Es fehlt das abstoßende Gebrüll der spanischen Arena, vielleicht ist es auch die sanfte Mufit der Game­fangs und die fast feierliche Ruhe der Zuschauer, die den häßlichen Eindruck dieses Mordes an gefangenen Zieren mildert.

Die nächsten Opfer. Wieder ein Panther, neben ihm ein riesiger Tiger. Der Panther wendet sofort, springt an, verschwindet unter den Lanzen. Der Tiger schleicht brüllend in die Mitte des Plazzes, wirft sich in den Sand. Blickt im Kreis um sich die vielen winkenden Arme reizen ihn, sein mildes 1- a- h gellt gegen die Menschenmassen. Er liegt fast eine Viertelstunde, als über­lege er genau den Kampf auf Leben und Tod. Streicht dann lang­sam gegen die nächste Ecke, duckt sich, springt an, schmettert, schon von drei Lanzen durchbohrt, zwei Männer nieder, tommt noch einmal brüllend hoch, fällt in der dritten Reihe.

Und während das sanfte Geigen und Läuten weitertönt, öffnen fich schon die nächsten Käfige.

Bom Leben und Sterben der Steine. Daß es uns mit den Mitteln der modernen Wissenschaft, namentlich mit Hilfe der Rönt genstrahlen, gelingt, auch in die Geheimnisse der sogenannten leb­losen Materie immer tiefer einzubringen, zeigte ein Bortrag, den Prof. Friedrich Rinne vor der Sächsischen Akademie der Wissen­ schaften hielt, und in den er nachwies, wie fich für die Erscheinum­gen bei der lebenden Substanz weitgehende Analogien auch in der anorganischen Welt finden. Die Begriffe der Ernährung, der Atmung, des Alters und des Todes sind auch den Gesteinen nicht fremd. Prof. Rinne zeigte, wie Kristalle Wafferdampf oder Kohlen. fäure aufnehmen und wieder abgeben, ein der Atmung des Men fchen ganz ähnlicher Vorgang, oder wie fich beim Granit Alters­erscheinungen zeigen, indem seine Kristalle zu verschwimmen an fangen, der Stein sich auflöst und schließlich in Sand übergeht, also gewissermaßen stirbt. Rinne hält es für sehr möglich, daß wir in absehbarer Zeit im Laboratorium, wenn auch nur in der primitiv sten Form, lebende Substanz werden herstellen fönnen.