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Abendausgabe
Nr. 572 B285
45.Jahrgang
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Dienstag 4. Dezember 1928
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Werftarbeiter streifen weiter.
45000 Mann feit zehn Wochen im Kampf.
Zur Beilegung des Werftarbeiterstreifs, der nun seit dem L Ottober andauert, hatte der Schlichter der Nordmart die Par. feien für Montag nachmittag 2 Uhr zu neuen Bermittlungsverhand lungen ins hamburger, Gewerkschaftshaus geladen. Rach zehnstündiger Dauer der Beratung, bei der eine irgendwie wesentliche Annäherung der Auffaffungen der Parteien nicht erreicht wurde, schlugen die beteiligten Schlichter den Bartelen vor, die Streitigkeit nunmehr einem besonderen Schiedsgericht zu unterbreiten, das den Parteien einen unverbindlichen Borschlag machen sollte.
Der Borschlag auf Einjehung eines solchen Schiedsgerichts wurde von den Unternehmervertretern angenommen, von den Arbeitervertretern dagegen abgelehnt. Damit find die Verhandlungen wiederum gescheitert
Die Ablehnung dieses Jo vernünftig und harmlos erscheinenden Borschlages durch die Vertreter der Berftarbeiter, die immerhin beffer organisiert find als die Ruhrarbeiter, ist offenbar auf ein starles Mißtrauen gegen die Schlichter, insbesondere gegen den Schlichter der Nordmart, Dr. Stenzel, zurückzuführen. Forscht man nach der Ursache hiefes Mißtrauens, dann stößt man auf die Begründung des Schiedsspruches, den Dr. Stenzel als Eonderschlichter gefällt hat. In dieser Begründung werden die Angaben der Unternehmervertreter über die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe ohne eingehende Nachprüfung als Tatsachen unterftellt. Auf Grund dieser Tatsachen" tommt die Begründung zu dem Echluß:„ Aus allen diesen Gründen ist es diesmal wirtschaftlich nicht tragbar, nochmals eine größere Lohnzulage zu gemähren."
3meifellos ist der Schlichter von seiner Auffaffung feft überzeugt. Er tann jedoch von den Bertretern der streifenden Werftarbeiter nicht verlangen, daß sie seiner Auffassung, die fich auf die einseitigen Behauptungen der Unternehmerverbände ftügt, beitreten.
Mit vier Pfennig Lohnzulage wollen die Streitenden sich nicht abspeisen lassen. Es fommt doch nebenbei darauf an, ob die Löhne für die Arbeiter ,, tragbar" find. Die Begründung der Bierpfennig zulage befagt, daß nur durch im allgemeinen Rahmen liegende Löhne die Werften sich einen Stamm guter Ar. beiter erhalten tönnen".
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Wenn die Werften daran wirklich ein Interesse haben man ohne weiteres annehmen follte dann müßten sie ganz andere Söhne zahlen. Denn heute sind ihre Betriebe die reinen Zaubenschläge. Bei einer Werft murden in Jahresfrist 11 924 Arbeiter eingestellt, 1870 entlassen und 6680 Arbeiter gaben die Arbeit wieder auf. Bei einer zweiten Werft wurden im Zeitraum von drei Monaten 23 Arbeiter entlassen und 1222 gaben das Arbeitsverhältnis felber auf. Eine dritte Werft stellte in zwei Mo maten 312 Arbeiter ein, 229 aber verließen die ungaftliche Arbeitsstätte wieder.
Bei halbwegs anständigen Arbeitsbedingungen wäre eine der. artige Fluktuation einfach undenkbar. Das macht das Bethalten der Streitenden verständlich. Sie ffreifen 45 000 Mann an Zahl bebereits in der zehnten Woche! Dabei ist noch tein Ende abzusehen. Es märe hier wirklich angebracht, daß eine Stelle eingreift, die ben Unternehmern den Standpunkt flar macht und sie peranlaßt, sich um die Erhaltung eines Stammes guter Arbeiter ein menig anguftrengen. Wird den Streifenden gehöriges Ent. gegentommen gezeigt, dann find fie fofort bereif, wieder an die Arbeit zu gehen. Sie warten darauf.
Die neue" Taftit.
Die Kommunisten machen wieder Krawall.
Cübed, 4. Dezember.
In der Bürgerschaftssigung ereignete sich gestern gleich zu Beginn bei der Reumahl des Geschäftsvorstandes ein 3wischenfall is mit dem gesamten Präsidium auch der zweite stellvertretende Wortführer Roß( Komm.) wiedergewählt murde, lehnte er die Wahl ab. Im vierten Wahlgang wurde dann an feiner Stelle Professor Breining( Hanseatischer Boltsbund) ge wählt. Die Kommunisten hatten eine ganze Reihe Dringlichkeits. anträge gestellt, beren Dringlichkeit die Bürgerschaft jedoch verneinte. Der Kommunist Mann verlangte hierauf das Wort. Klann, der fehr lange( prach, wurde vom Bortführer vergeblich dreimal zur Ordnung gerufen. Schließlich erflärte die Bürgerschaft, daß fie Slann nicht meiter hören wolle. Da Klann unbekümmert meitersprach, fah sich der Wortführer veranlaßt, die Sigung auf zehn ( Fortlegung auf der 2. Seite)
Wiederbeginn im Westen.
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Severings Besprechungen.
Effen, 4. Dezember.
Die Arbeit wurde nunmehr auch in Mülheim Ruhr wieder aufgenommen. Die Friedrich Wilhelm Hütte stellte in den Maschinenabteilungen die Arbeiter jofort wieder ein, in den Hoch öfen und Kokereibetrieben fann sich die Einstellung erst in den nächsten Tagen allmählich vollziehen. Dasselbe gilt für die Firma Thyssen, Abteilung Stahlmerfbetriebe. Bei der Deutschen Maschinenfabrit begann Montag früh die Arbeit mit dem größten Teil der Belegschaft. Der Reft wird mittwoch eingestellt. Bei den Siemens Shudert- Werten ist die Arbeit seit Montag vormittag wieder in Gang. In Gelfentirchen- Buer tann heute bereits wieder der größte Teil der Belegschaft zur Ar beitsstelle zurüctehren. Die Bereinigten Stahlmerfe in Gelsenkirchen werden heute wieder voll arbeiten mit Ausnahme einiger Walzenstraßen. Ungefähr dasselbe Bild ergibt sich für die Mannesmann Röhren Werte und die Gute Hoff nungs Hütte, Abteilung Gelsenkirchen Buer . Die Verwaltun gen der Hochöfen erklären, daß sie nicht mehr in der Lage find, ihr gesamtes früheres Personal wieder ein. zustellen, meil die Beschäftigung in den letzten Wochen erheb lich nachgelaffen hat.(!) Es wird jedoch ausdrücklich erklärt, daß diese Maßnahme nicht mit der Aussperrung im Zusammenhang steht. Die Werte der weiterverarbeitenden Industrie, die Gußftahlmerte Hermann Frande und die Firma Küppersbusch u. Söhne, nahmen den ganzen Betrieb mit geringen Ausnahmen Dienstag früh wieder auf. Im Bochumer Bezirk vollzog sich die teilweise Wiederaufnahme der Arbeit Montag früh gut. Das Stahlmerk des Bochumer Bereins hofft man Anfang nächster Boche in Betrieb zu nehmen, während das Walzwert in Höntrop voraussichtlich schon bald wird voll arbeiten können.
Bochum , 4. Dezember. ( Eigenbericht.)
Mie mir erfahren, hatte Reichsinnenminister Sepering heute vormittag eine Aussprache mit den Vertretern des Deutschen
Metallarbeiterverbandes in Essen . Der Reichsinnen minister, der ohne Begleitung reist, hat fein bestimmtes Programm für seine Informationsreise festgelegt. Wie verlautet, werden feine gemeinsamen Besprechungen der Parteien unter dem Borsiz des vermittelnden Ministers abgehalten.
Sämtliche Meldungen über den voraussichtlichen Termin der Spruchfällung durch den Reichsinnenminister merden DOR informierter Seite als Kombinationen bezeichnet. Ueber die Ber handlungen des Ministers mit den Vertretern der Parteien wird strengstes Stillschweigen gewahrt.
Reichsminister des Innern Severing hatte Montag abend eine Besprechung mit Generaldirektor Bögler von den Bereinigten Stahlwerfen, die bis gegen 11 Uhr dauerte. Ueber den Inhalt der Besprechung ist nichts befannt. Der Minister fuhr heute früh über Effen nach Düsseldorf weiter.
130 Pflichtarbeiter mit einer Lohnflage abgewiesen
130 ausgefperrie Pflichtarbeiter hatten gegen die Stadt Mülheim ( Ruhr) Klage erhoben, ihnen den tariflichen Lohn für die Staats- und Gemeindearbeiter zu zahlen, sowie die 48stündige Arbeitszeit einzuhalten. Für entgangenen Berdienst von 32 Wochen forderten die Kläger eine Summe von rund 10 000 Mart.
Das Arbeitsgericht Mülheim( Ruhr) hatte die Klage abgemiesen, da die Stadt lediglich aus der Berordnung über die Fürsorgepflicht vom Februar 1924 den Klägern Unterstützung gemähre. Es tomme daher nur ein Streit aus einem öffentlichrechtlichen Fürsorgeverhältnis in Frage, für das der Rechtsweg ausgeschlossen sei. Nunmehr hat das Landesarbeitsgericht Duisburg aus dem gleichen Grunde die Klage a b gewiesen.
Der Weg der neuen U- Bahn.
Blick aut die Abbruch- und Ausschachtungsarbeiten von der Landsberger zur Großen und Kleinen Frankfurter Straße. Hier entlang wird die neue Untergrundbahnlinie Alexanderplatz- Friedrichsfelde getührt.