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Beilage

Sonnabend, 8. Dezember 1928.

Soziale Not in Rumänien .

Neben prunkvollen Palästen stehen verfallene Hütten.

f.-e. Butarest, Ende November 1928.

Sauber und heimlich wie ein Städtchen in Süddeutschland mutet Während die sogenannte Oberschicht des rumänischen Volkes diese Ortschaft an. Licht und hygienisch sind die Wohnhäuser, die, ben Begriff Arbeiten in unserem europäischen Sinne faum fennt schmuck und harmonisch aneinandergefügt, die Straßen und Gassen und sich rühmt, daß sie es versteht, das Leben zu genießen, wird die umfäumen. Die kaum ein Drittel ausmachende deutschstämmige Be­erftätige Bevölkerung in einer unbeschreiblichen Bevölkerung hat ihrer Eigenart und ihrer Kultur gegenüber den beiden anderen, mit ihr die Stadt bewohnenden gleichen Dritteln Rumänen und Ungarn zum Siege verholfen. Das Gesicht der Stadt ist deutsch und auch das soziale Leben der Kronstädter trägt deutlich den Stempel höherer Kultur. In sauberer Kleidung treten aus ihren gut gebauten Häusern die Siebenbürger Sachsen und Sächsinnen, um sich an ihre Arbeitsstätten zu begeben; und, wenn die große, volltönende Glocke der alten ,, Schwarzen Kirche" den Abend einläutet, daß ihr Klang von der Zinne" und den Hängen der nahen Karpathen widerhallt, kehren sie ebenso sauber und mit dem Blick freier Menschen nach Hause zurück, um noch ein wenig in den fleinen Dertchen, die ihre Häuschen miteinander verbinden, zu arbeiten und dann im Kreise ihrer Familie heiter zu mufizieren.

Hütte eines Tagelöhners in Bukarest . dürfnislosigkeit niedergehalten. Trockenes Brot mit Zwiebeln oder Bapritaschoten sind die einzige Nahrung, die Maurer, Fabrik- und gen Straßenarbeiter Tag um Tag, Jahr um Jahr zu sich nehmen. Nur freiem ganz felten einmal ist es ihnen möglich, sich ein Fleischgericht zu rinne bereiten. Dabei ist die Arbeit, die sie zu verrichten haben, um ihr glicher nadtes Leben fristen zu können, sehr schwer. Sie wird noch erschwert durch den dichten Staub, der wie eine dichte Wolke in den engen 40 Pf. Straßen von Bukarest liegt, ohne im Sommer die glühenden Strahlen der füdlichen Sonne oder im Winter die schneidende Kälte abzuhalten, die der Wind vom eisbedeckten Karpathengebirge oder über die Ebene Dom Schwarzen Meer her durch die Straßen der Hauptstadt trägt. Dürftig wie ihre Nahrung sind die Wohnungen dieser brud ermsten. In kleinsten, baufälligen Hütten, die sich wie ein Gürtel fimile um die Hauptstadt herumziehen, hausen die werktätigen Rumänen wischen Geröll und Morast in einem Elend, wie es in den obstursten 25 Pinteln des asiatischen Ostens nicht schlimmer sein kann. Man sagt, der rumänische Arbeiter jei noch auf so primitiver Entwicklungs stufe, daß er noch nicht die Fähigkeit für die Erkenntnis garten einer jozialen Not besize. Das ist nur bedingt richtig. Ein­elne Werktätige sind sich des Elends ihrer Existenz voll bewußt und 25 Pf ragen die große Sehnsucht nach Befreiung aus den Tiefen ihres Dajeins im Herzen. Einige von ihnen finden wohl auch einmal den Beg, um sich gegen alle Hindernisse durchzusehen und eine gehobenere

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bie' Bofillon im Leben zu erringen. Eines aber fehlt ihnen zumeist. Der Bemeinschaftsinn, das Klaffenbewußtsein; und es für die fehlt die Organisation, die sie zusammenhält, ihnen das Gefühl der Sujammengehörigkeit, das Bewußtsein der Schidialsgemeinschaft gibt, und die die nötige Stoßkraft in sich vereinigen könnte, um den Rampf gegen das herrschende Elend mit der Aussicht auf Erfolg aufnehmen zu fönnen.

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Bon der liberalen Regierung, die vor kurzem beseitigt wurde, it nichts getan worden, um das Los dieser Aermsten zu verbessern und um den Gürtel eines in Unrat und Schmutz erstarrten Elends,

der sich Bestbeulen gleich um Bukarest zieht, zu beseitigen. ,, Man D 18 darf sich dies alles nicht mit, deutschen Augen ansehen und danach beurteilen," entgegnete der Generalsekretär des rumänischen Gesund­heitsministeriums vor kurzem auf die Einwendungen eines deutschen Besuchers ,,, Schauen Sie, im Sommer haben wir die Sonne von Bufarest und im Winter die Kälte von Bukarest , die töten alle Krank

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ORM Villa eines besitzenden Bürgers in Bukarest .

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Nur die Zigeuner, die größtenteils auf Neubauten mit­arbeiten, sieht man auch in Kronstadt unter freiem Himmel oder in dürftigen Hütten übernachten und auf den Bauplätzen, die Pfeife rauchend oder Melonenscheiben essend, um lodernde Feuer fizen. Ihre melancholischen Weisen klingen klagend durch die Nacht und betonen den Gegensatz der beiden Welten, die in diesem Städtchen ihr Heim gefunden haben.

Deutsches Wohnhaus bei Kronstadt .

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Zehn Jahre selbständiges Island .

Die freie politische Stellung, die Island am 1. Dezember 1918 erholten, erwies sich für die wirtschaftliche Entwicklung dieses Landes von solchem Vorteil, daß der zehnjährige Gedenktag von den Isländern in feierlichster Weise begangen wurde. Dazu hatte das Land auch um so mehr Anlaß, als die früher von dänischer Seite geltend gemachten Bedenken, Island sei zu klein, um sich selbst ver­walten zu fönnen, nicht zutreffe. Im Gegenteil schreitet Island auf allen Gebieten vorwärts. Ein Zusammenhang mit Dänemark besteht nur noch darin, daß der dänische König auch König von Island ist und daß die auswärtigen Angelegenheiten der Insel durch das dänische Ministerium des Aeußern erledigt werden. Ob dieses Ber­hältnis aber auch nach Ablauf der vor 10 Jahren getroffenen Ab­machungen, 1940, erneuert wird, ist höchst fraglich, da schon jetzt häufig Stimmen zutage treten, die eine Lösung des letzten Bandes mit Dänemark fordern.

Der Drang der Isländer nach völliger Freiheit ist ein Erbe aus der Freistaatzeit, die 1202 ihr Ende erreichte, wonach Island mit Norwegen vereinigt wurde und schließlich unter dänischer Herr­schaft tam. Dann erstartte allmählich das Nationalgefühl der Isländer. 1843 fand die Wiedererrichtung des Althings statt. 1874 erhielt diese Volksvertretung die gesetzgebende Befugnis in isländischen Angelegenheiten, darunter das Finanzwesen. 1904 setzten die Isländer durch, daß die oberste Verwaltung des Landes Don Kopenhagen nach Reykja wik, der Hauptstadt Islands , ver­legt und einem neu geschaffenen, dem Althing verantwortlichen isländischen Minister übergeben wurde, bis 1917 die Erhöhung der Zahl der Minister auf drei erfolgte. Ein Jahr später erkannte Dänemart sein bisheriges ,, Beiland" Jsland als selbständigen Staatan, verbunden mit Dänemark durch den gemeinsamen König. Dänemark hatte ja Nordschleswig erhalten und konnte sich nun den Jsländern gegenüber großmütig zeigen.

Das treibende Element in den isländischen Freiheitsbestrebungen war von jeher der Drang nach nationaler Selbstverwal­tung, und das verflossene Jahrzehnt hat nur dazu beigetragen, diesen Bestrebungen neue Nahrung zu geben. Die Isländer be­tommen nämlich in diesem Zeitraum eine ganz neue Anschauung über die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich ihrem Land eröffnen. Reichtumsquellen, wie die mächtige Wasserkraft des Landes, ver­heißen eine lohnende Verwertung, und die gegenwärtige Regierung strebt dahin, die Landwirtschaft zu entwickeln, wofür vor allem das südliche Island gute Bodenverhältnisse aufweist. Um hier die be­rechtigte Landwirtschaft zur Entwicklung zu bringen, ist allerdings erforderlich, daß eine Eisenbahn gebaut wird, die die landwirtschaft­lichen Erzeugnisse nach Rentjawit bringt, ein Plan, der auch schon seit den letzten Jahren in Island im Vordergrund des Interesses steht.

Ein Arbeiter dreht einen Film.

S.

Der englische Bergarbeiter Fleer hat sich von erspartem Geld. eine Filmkamera getauft und damit mit Hilfe seiner Kameraden einen 800 Meter langen Film hergestellt, der nicht nur prächtige Naturaufnahmen aus dem Bergwerf wiedergibt, sondern auch eine Handlung in sich schließt, die nach Ansicht von Fachleuten eine ganz vorzügliche Zusammenstellung Derrät.

Der Streit um den Verschwörer Apis

Eine Antwort von Alexander Szántó.

Das Schicksal nahezu aller Rämpfernaturen der Weltgeschichte| deutscher Forscher, die man als parteiisch ablehnen könnte, sondern ist es, in ihrer Bedeutung, in ihrem Wirken, in ihren Zielen noch lange umstritten und viel verfannt zu bleiben, wenn schon der Tod den Schlußpunkt hinter ihre Laufbahn gesezt hat. Daß von dieser Regel der weltgeschichtliche Verschwörer und Gewaltmensch Dragutin Dimitrijewitsch, dessen Wirken Zeit seines Lebens in ge­heimnisvolles Dunkel getaucht war, feine Ausnahme bilden würde, war zu erwarten Und so kann es nicht wundernehmen, daß mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Erschießung, da die breitere euro­ päische Deffentlichkeit erst allmählich Kenntnis vom Leben und vom Tode dieses mysteriösen Mannes erhält, sich sofort eine Stimme des Widerspruches gegen die Art der Beschreibung seiner Taten erhebt.

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Hermann Wendel , der als Autorität in der Kenntnis süd­slawischer Angelegenheiten bekannt ist, erhebt diesen Widerspruch. Er tut es in einer Form, die den Rahmen der Buchtritif so weit überschreitet, daß eine Erwiderung erlaubt sein muß. Und zwar um so mehr, als der Hauptteil des Wendelschen Artikels im ,, Abend" vom 22. November sich mit der historischen wie politisch gleich wichtigen Frage der Verantwortlichkeit für das Attentat von Sara­ jewo beschäftigt. Das Kriegsschulproblem wovon dieses Attentat nur einen Abschnitt darstellt besitzt allerdings für uns Anhänger der sozialistischen Weltanschauung insofern eine andere Bedeutung wie für die bürgerliche Welt, als wir wissen, daß die Triebkräfte, die zum Kriege führten, zumeist in den Expansionsbestrebungen der imperialistischen Mächte und den dadurch heraufbeschworenen Inter­effenkonflikten zu suchen sind. Das ändert aber nichts an der Fest­stellung, daß die nationalistische Hehe in allen Ländern die Kriegs­mentalität erzeugte, und weiter, daß die Regierungen aller be= teiligten Staaten 1914 Schuld am Ausbruch des Weltbrandes tragen, jei es, weil sie ihn herbeigewünscht, sei es, weil sie nichts oder nicht genug getan haben, um ihn zu verhindern. Weder ist Deutsch­ land heimtückisch vom räuberischen Feindbund überfallen worden, wie die Fabel unserer Nationalisten lautet noch sind die Entente­regierungen frei von Schuld. Die Unbelehrbaren oder Wahrheits­feinde in allen Staaten mögen heute noch von der Alleinschuld des jeweiligen Gegners am Kriegsausbruch fajeln, für jeden ver­nünftig Denkenden ist es eine Binsenwahrheit geworden, daß eine allgemeine Schuld aller beteiligten Regierungen und aller chauvinistischen Propaganda vorliegt. Daß aber von dieser ge­meinsamen Schuld ausgerechnet die erzreaktionäre serbische Baschitsch- Regierung, die strupellose Dynastie Karageorgewitsch und die ultranationalistische Narodna Odbrana ausgenommen sein soll behalten. Wenn er diese Auffassung nicht erst in dem genannten Artikel, sondern in mehreren bürgerlichen Zeitschriften schon seit Jahren mit großem Eifer versicht, so ist das natürlich sein gutes Recht. Wenig loyal aber erscheint es mir, wenn er in seiner ab­

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beitsteime!" So ist die Einstellung der Regierung und so find wohl diese merkwürdige These aufzustellen, blieb Hermann Wendel vor­

die Gedanken der Regierten. Wie erfolgreich aber ein Einfluß usgeübt und die breite Masse des rumänischen Volkes einer höheren en de Entwidlung entgegengeführt werden kann, zeigen am anschaulichsten hne une Berhältnisse in den deutschen Siedlungsgebieten. Benden wir unseren Blick nur nach Kronstadt ( oder, wie es die Summänen nennen: Brasov )!

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sprechenden Kritik meiner Schrift verschweigt, wie sehr feine eigene Meinung in Widerspruch steht nicht etwa nur zu der Darstellung

auch zu der Ueberzeugung namhafter ausländischen Gelehrten, denen man weitestgehendste Objektivität nicht absprechen kann, wie bei­spielsweise den amerikanischen Professoren Harry Elmer Barnes und Sidney Bradshaw Fay. Was Wendel als antiquierte Bhan­tafie" abtun zu können glaubt, das hat Professor Fay in seinem soeben erschienenen Standardwerk wieder zum Ausgangspunkt eines für die serbische Regierung vernichtenden Urteils genommen. Um aber für die Gesamtmaterie des Kriegsschuldproblems einen noch anverdächtigeren Zeugen zu nennen, sei auf den linksgerichteten franzöfifchen Publizisten Victor Margueritte verwiesen, der in seinem Buche Die Verbrecher" gezeigt hat, wie man gerade vom Standpunkt des Freiheitsfreundes und Friedenskämpfers aus allen nationalistischen Regierungen ohne Ausnahme die Maske vom Gesicht reißen muß.

Liegen also in dieser Hauptstreitfrage die Dinge, gelinde gejagt, nicht ganz so einfach wie Wendel sie denkt, so muß es noch mehr wundernehmen, daß er über andere Kapitel der Schrift Apis" stillschweigend hinweggeht, die gerade vom sozialistischen Stand­punft aus besonders bemerkenswert sind. Wichtiger nämlich als die von Wendel beanstandete germanisierte Schreibweise serbischer Eigennamen und die Aufzählung der m. E. wenig interessierenden militärischen Beförderungsdaten ist die spätere Kampftätigkeit Dimitrijewitsch- Apis' gegen die Regierung Paschitsch, die ihn als Borkämpfer der Revolution des Südflawentums erscheinen läßt. Der Kampf zwischen Schwarzer Hand" und Weißer Hand", der miß­glückte Mordanschlag gegen Apis, der Sensationsprozeß gegen ihn in Saloniki und endlich seine Hinrichtung das alles sind Er­eignisse, die ihn als Figur von grandioser Dämonie sowohl als auch von geschichtlicher Größe erscheinen lassen Gewiß bleibt noch manche Einzelheit aus seinem bewegten Leben aufzuklären diese Arbeit kann nur durch historische Forschungsarbeit vieler Köpfe und Federn geleistet werden, nicht durch die kategorische Un­fehlbarkeitsgebärde einer in den Wolken thronenden Aurtorität.

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Um wenigstens die Punkte zu klären, über die ein Streit nicht besteht, fasse ich das Wirken von Dragutin- Dimitrijewitsch, genannt Apis, furz folgendermaßen zusammen:

1. Apis hat auf die neueste Geschichte Serbiens und auf die Entwicklung zum füdslawischen Staat nachhaltigen Einfluß aus­geübt. Er war maßgebend beteiligt an der Ermordung des Königs­paares Draga- Alexander und an der Tätigkeit irredentistischer Dr. ganisationen, die die Bereinigung der Südflawen zum Ziele hatten. 2. Apis hat dem Plan der Ermordung Franz Ferdinands zur Durchführung verholfen und trägt somit gewollt oder ungewollt die Mitverantwortung für das Attentat von Sarajewo und seine Folgen.

3. Apis führe in den letzten Jahren seines Lebens gegen die Regierung Baschitsch einen erbitterten Kampf, in der er schließlich unterlag. Er wurde 1917 in Saloniti hingerichtet.