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Albendausgabe

Rr. 594

B296

45.Jahrgang

Bidentlich 8581, monstid 2.00 Doraus zahlbar, Boftbezug 4.32 92. einschl. Beftellgelb, Auslandsabonne ment&- pro Monat

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Der Bormärts erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Ubend. Juftrierte Bellagen Bolf und Zeit und Rinderfreund. Ferner Unterhaltung und Wissen".. Frauen timme. Technit". Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts"

Vorwärts

Berliner Bolksblatt

Moning 17. Dezember 1928

10 Pfennig

Die et Ripalttge Ronpareillezetle 80 Bfennig. Reflamezeile 5. Reichs mart. Aleine Anzeigen" das fettge. brudte Mort 25 Pfennig( zulässig zwet fettgedrudte Borte), jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Bfennig, jebes meitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben adhlen für zwei Borte. Arbeitsmart Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen annahme im Hauptgeschäft Linden Straße 3, wochentägl von 8 bis 17 Uhr.

Rentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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AREA

Krieg in Südamerika!

Die bolivianischen Truppen erobern" paraguayaniſche Forts. New

York, 17. Dezember. Die bolivianischen Truppen nahmen zwei weitere baraguahanische Forts, Valois und Rivarola, ein und eroberten angeblich dreißig Waggons Munition und Proviant. Heber Bahia Negra warfen boli. Der para­bianische Flugzeuge vier Bomben ab. guahanische Generalstab wurde an die Grenze ver. Iegt. In Paraguay ist jetzt die allgemeine Mobil. machung verkündet morden. Nach Meldungen

Bogotá Columbia

ECUADOR

20395

Peru

VENEZUEL

Amazonenstrom

RASILIEN

Bolivien La

Paz

Sucre

3. Francisco

EL Chaco

Paraguay

Asuncion

Argentinien

Beider Länder wurde der Ausbruch des offenen Krieges Tatsache.

In Washington herrscht starker Pessimismus, da Ser Völkerbund und die panamerikanische Konferenz hilflos sind. Die neue Note Boliviens an den Völker­band, enthält feinerlei Bitte um Vermittlung. Be züglich der Besetzung des Forts Boqueron weist Bolivien darauf hin, daß Paraguay dieses Fort widerrechtlich auf bolivianischem Bodenge. baut habe.

2a Paz, 17. Dezember.

Der Kriegsminister gibt bekannt: Da weitere para. Buahsche Abteilungen unsere Forts im Chaco be. drohten, kam es zu einem blutigen Zusammenstoß. Unsere Streitkräfte haben dem Gegner eine Schlappe bei gebracht und das Fort Boqueron in Besitz genommen. Die Armee hat ihre Pflicht getan.

Die Regierung gibt bekannt, das während des gestri. gen Gefechts hundert Paraguayaner und zwanzig Boli­bianer getötet worden seien.

Ein bolivianisches Flugzeug hat über dem früher in bolivianischem Bejis befindlichen Safenplay Bahia Negra am Paraguayfluß Bomben abgeworfen.

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Das Riefenfort mit 13 Mann. Asuncion, 17. Dezember.

Das Kriegsministerium teilt mit, das Fort Boqueron se: nur von dreizehn Mann besetzt gewesen, die an­Besichts der überlegenen bolivianischen Streitmacht den Südzug ergriffen hätten.

Paraguay macht mobil.

ab, ondon, 16. Dezember.

Die Regierung Paraguays haf et p Sonntag die Mobisisierung

bon zehn Jahrgängen, die Altersklaffoioon 18 bis 28 Jahren um- I

faffen, angeordnet. Ja Asuncion herricht auf Grund des Mobil. fierungsbefehls größte Erregung. Die Entscheidung der Regierung wird von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt und durch Frei­willigengestellungen unterstützt.

Die beiden großen Nationen", die jetzt in Südomerita den Krieg beginnen, find Großmächte nur ihrem Flächenumfang nach. Bolivien ist etwa dreimal so groß als Deutschland, Baraguan etwa ebenso groß. Im umgekehrten Berhältnis zu ihrer Oberfläche allerdings steht die Bevölterungsdichte dieser beiden Länder: in Bolivien kommen etwa zwei Einwohner auf den Quadratkilometer, in Paraguan etwa( gegen 140 je Quadratkilo. meter in Deutschland). So beträgt Boliviens Bevölkerungszahl etwa 2.9 millionen( danon 250 000 Indianer), die von Paraguay 0,8 Mil­lionen( davon 100 000 Indianer).

Beide Staaten sind der Form nach Demokratien nach amerita nifchem Mufter, also nicht parlamentarisch, sondern von Bräsidenten auf pier Jahre regierte Staaten; allerdings kommt es noch immer ge­legentlich vor, daß die volksgewählten Präsidenten aus eigener Machinollkommenheit länger im Amt bleiben, bis sie gestürzt oder umgebracht werden. Beide Staaten sind sich auch darin ähnlich, daß sie beide ehemalige spanische Kolonialgebiete und feit etwa ein­hundert Jahren selbständig sind; Bolivien frägt seinen Ramen nach Bolivar, dem Befreier Südamerikas von der spanischen Rolonialherrschaft( 1783-1830). So find beide Staaten von Spa niern oder spanischen Abkömmlingen regiert; in beiden bestehen noch große, zum Teil sogar noch völlig milde Reste der indianischen Ur. bevölkerung.

Das Grenzgebiet zwischen Bolivien und Paraguan ist besonders unwirtlich. Es gibt überhaupt keine direkte Verbindung zwischen beiden Ländern; nur über Argentinien ist es möglich, von einem Lande ins andere zu kommen. Von der Hauptstadt Baraguays Asunzion find es etwa 500 Kilometer Steppe und Urwald bis Lapaz zur Grenze, von der Hauptstadt Boliviens ist es mehr als doppelt so weit, und dabei geht es noch über einige drei bis vier tausend Meter hohe Bergfetten hinweg. Ein Krieg im europäischen Sinne ist deshalb ausgeschlossen. Schlimmstenfalls entsteht ein Indianerfrieg, der allerdings jahrelang dauern und zur Ausrottung

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Heimkriegers Wonne.

ARGENTINIEN

PERU

Der Kriegsschauplatz

PARAGUAY

AZ

ASUNCION

ROATH

BRASILIEN

Surra! Man fann wieder Fähnchen stecken!"

der Ureinwohner führen kann. Ob in dem Grenzgebiet, dem Gran Chaco, Petroleum vorhanden ist, steht noch völlig dahin. Erst wenn die Gerüchte in dieser Richtung sich bestätigen sollten, befäme die Auseinandersetzung in diesen halb kolonialen und feudalen Gebieten einen modernen wirtschaftlichen Sinn.

Großfeuer in der City.

Vier Dachstühle völlig ausgebrannt.

In der neuen Friedrichstraße 36, im Zentrum Berlins, brach heute vormittag ein Brand aus, der sich in ganz furzer Zeit zu einem Großfeuer entwidelte. Das im fünften Stodwert gelegene Scherzartifel, Spielzeug- und Galanterie warenlager, fowie vier Dachstühle wurden vernichtet. Gegen Mittag war die Gewalt des Feuers gebrochen.

ein, daß zunächst niemand erkennen konnte, wie groß überhaupt der Brandherd sei. Auf den Alarm rückten zunächst vier Löschzüge an, die bei dem starten Markthallenverkehr in den schon sehr engen Straßen große Mühe hatten, an den Brandherd zu gelangen. Das Feuer hatte in der Zwischenzeit das ganze Lager erfaßt und fang an den leicht brennbaren Artikeln nur allzu reiche Nahrung. Die Flammen waren auf den Dachstuhl übergesprungen und froßen sich Das Grundstück Neue Friedrichstraße 36 erstreckt sich über drei hier mit großer Schnelligkeit weiter. der Brandleitende, Ober­Höfe und wird auf seiner hinteren Seite von der Stadtbahn be baurat Steiner, gab Großfeueralarm" an die Hauptfeuerwache grenzt, die parallel zur Dircksenstraße läuft. In dem Gebäude be weiter, worauf fünf weitere Leschzüge anrückten. Die vier Dachstühle der Seitenflügel und der beiden Quergebäude des ersten und zweiten finden sich zahlreiche Firmen der Textil, Spielwaren-. Papier-, Ga­lanterie- und Scherzartikelbranche, die alle in dem Strenger Hofes bildeten bald, nur noch ein einziges Flammenmeer. Konzern zusammengeschlossen sind. Einer dieser Betriebe, der im leber die Treppenaufgänge und fünf mechanische Leitern, die vierten und fünften Stockwerk des ersten Quergebäudes liegt, be auf den Höfen Aufstellung gefunden hatten, drangen die Lösch­faßt sich mit dem Großvertrieb von Weich nachts und Neumannschaften im dichtesten Qualm nach oben vor. Aus 15 Schlauch­jahrsscherzartikeln. In einem etwa 1000 Quadratmeter großen Raum der fünften Etage ist das Warenlager, das sich in einem Binkel vom Quergebäude zum Seitenflügel herumzieht. In großen Regalen lagerten hier die verschiedenen Warengattungen. Kurz vor 111 Uhr brach in diesem Lager Feuer aus. Kurz nacheinander er­tönten mehrere Detonationen von explodierenden Feuerwerks förpern. Unmittelbar darauf zersprangen mehrere Fensterscheiben. Mächtige Stichflammen schoffen aus den Fenstern heraus, Rauch wolfen hüllten in wenigen Minuten den oberen Gebäudeteil so dicht

Zwei Kinder erstickt. Anschlußkundgebung in Bcrlin.

Berichte 2. Seite

leitungen größten Kalibers wurden ununterbrochen gewaltige Was­fermengen in das Feuermeer geschleudert. Ein Feuerwehrmann Buchholz non der Reibel Bache erlitt eine schwere Rauch­Dergiftung. Er murde von Kollegen in Sicherheit gebracht und ins Urban- Krankenhaus übergeführt Die Treppenhäuser und die im 4. Stockwerf gelegenen Betriebe haben unter Wasserschaden start gelitten. Ein großes Polizeiaufgebot hielt die nach tausenden zählende Schar von Neugierigen, die hauptsächlich die Dirksenstraße befeßt hielten, zurück. Polizeipräsident 3örgiebel weilte längere Zeit an der Brandstätte.

Der Schaden ist sehr hoch, jedoch durch Versicherung voll gebedt. Die Betriebe erleiden feine Unterbrechung, da die für den Weihnachtsverfand in Frage kommenden Waren sich bereits im Ver­taufsraum, der im 3. Stocwerk liegt, befanden. Die Entstehungs­ursache konnte noch nicht ermittelt werden, man vermutet, daß Feyer­mertstörper fich selbst entzündet haben.