Gericht mit Vorbehalt. Oie„rechten Liquidatoren" erhalten eine Bewährungsfrist Wie in der Sonntogausgabe des �Vorwärts" mitgeteilt worden ist, mußte Thal mann, immer noch Vorsitzender der Kommu- nistischen Partei Deutschlands , unoerrichteterweis« wieder aus Mos kau zurütkkehren. B r a n d l e r und Thalheimer werden vor- läufig nicht aus der russischen Kommunistischen Partei ausge- schlössen. Daruber hat man sich in einer Sitzung des Zentral- komitees der KPD., wie wir der„Roten Fahne" entnehmen, ausführlich unterhalten. Daß es dabei recht lebhast zuging, daß die Spannung zwischen den verschiedenen Richtungen etwas dem äugen. blicklichen Zustand in Südamerika gleicht, erfährt man aus dem Bericht des Blattes allerdings nicht. Dafür wird zunächst eine der üblichen seitenlangen Resolutionen zum Ruhrkampf abgedruckt, säuberlich eingeteilt in Kapiteln und Unterabschnitten, mit Verbrauch des ganzen Alphabets. Bemerkenswert daran ist nur die Mit- teiütny, daß von der Gruppe der„Versöhnler" sechs Leute, und zwar Ernst Meyer , Ewert, Karl Becker, Dietrich, Eberlein und Schröter-Halle dagegen gestimmt haben; Schumann- Leipzig und B« l l« m a n n- Stuttgart versuchen wieder Anschluß an Thälmann » Gruppe zu finden, und darum stimmten sie der Resolution zu. Auf einer anderen Seite des Blattes findet man endllch den Beschluß des Zentralkomitees zum wichtigsten Pu n kt der Sitzung, der den Kamps gegen die Rechten und die „Versöhnler" betrifft.„Die übrigen Beschlüsse, Erklärungn und so weiter mit Erläuterungen" soll die Welt allerdings erst am Dienstag genießen. Inzwischen aber hören wir, daß„die Führer der rechten Liquidatorengruppe... seit Wochen eine offen parteifeindliche Tätigkeit durch schriftkchc und münd- liche Verleumdungen gegen die Komintern und die KPD ." be- treiben. Sie geben eigene Zeitungen, Mitteilungsblätter, Flugblätter und Schmähschriften gegen die Partei heraus, sie be- liefern angeblich die sozialdemokratische und die bürgerliche Presse mit Material gegen die KPD. , sie unternehmen direkte Spal- tungsmaßnahmen, die sich„in der letzten Zeit zu offenen Aktionen gegen die Partei im Interesie der Bourgeoisie" gesteigert haben. Ja, noch mehr, in Erfurt hat man gewaltsam den Zutritt Thalheimers in eine Mitgliederversammlung der Partei zu erzwingen gesucht, in Osfenbach a. M. führe man seit Monaten Beitragssperre durch und beschaffe sich eigene Bei- «ragsmarken; Walch er trete in Funktionärversammlungen des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes als Redner gegen die Beschlüsse der kommunistischen Instanzen auf. Das sind alles furchtbare Ver- brechen, und früher hat man in solchen Fällen die Angeklagten so- sort zum Ausschluß aus der Partei verurteilt. Wer über ein gutes Gedächtnis in kommunistischen Dingen verfügt, der wird wissen, daß man die„Linken" ganz anders angefaßt hat. trotzdem sie sich viel weniger zuschulden kommen liehen. Aber jetzt ist man vorsichtiger, denn weiß man denn, wie die Sache in Moskau »och ausgehen wird? Darum hat man in der Zetttrolausschußsitzung über die Sünder nur mit Vorbehal- ten zu Gericht gesessen. Es wurde den„rechten Liquida- toren" eine Bewährungsfrist zugebilligt. Sie sollen in einem Schreiben an dos Zentralkomitee„joder für sich bis zum 20. De- zember" erklären, daß sie sich der Auslegung der Parteldisziplin durch die Thälmann-Klique löblich unterwerfen, und daß sie ins- besondere ihre vorbehaltlos« Zustimmung zum Programm der Kom- munistischen Internationale,„Teil 4, Kapitel 2", geben. Da, Polbureau soll sie sofort aus der Partei ausschließen, wenn sie di*se Forderungen nicht oder unbefriedigt erfüllt haben. Bis .zum 20. Dezember sind zwar nur noch wenig« Tage, bis dahin ist aber hoffentlich eine authentische Mitteilung aus Moskau darüber gekommen, was den Mamelucken im Zentralkomitee gegen die Rechten erlaubt, was ihnen verboten ist. Es gibt noch andere Dinge zu berichten. Galm und Hau« s e n sind von ihrer Vernehmung in Moskau wieder nach Deutschland zurückgekehrt, sie„werden sich nach Be- stätigung des Beschlusses der Kommission durch das Ekki zu dem vom Ekki gestellten Bedingungen zu äußern haben". Schließlich hat noch die zentrale Kontrollkommission der KPSU. an Brand- l e r und Thalheimer die Aufforderung gerichtet, sich in kürze- ster Frist in Moskau einzufinden, um sich über ihr disziplinwidriges Verhalten zu verantworten. Als äußerster Ter- min de» Eintreffens in Moskau wurde der 2l. Dezember fest- gesetzt. Werden sie fahren, werden sie fliegen? Di«„rechten Liqui- datoren" haben zunächst einmal eine Fraktionssitzung abgehalten, die allerdings ohne Ergebnis verlaufe» ist. Man weiß noch nicht, wie weit man gehen, wie weit man sich auf die Freunde in Mos- kau verlasstn darf. Aus joden Fall haben Brandler und Thalheimer die Moskauer wissen lassen, daß sie sich erst dann bei ihnen ein- finden werden, wenn sie die Gewißheit haben, daß sie ihre Frok- fion aufrechterhalten dürfen. Bekommen sie diese Zusicherung nicht, dann überlegen sie sich wohl noch gründlich, ob sie den Ausflug nach Moskau unternehmen sollen. Sie könnten nämlich an Schiller denken, der seine Ballade vom Taucher schließen läßt:„Den Jüngling bringt keines wieder."
Einsturzunglück in Schmargendorf . Ein Arbeiter getötet, zwei verletzt. Ans dem Gelände der früheren Skädkischea G a s a n st a l l Zorckenbeckstraße 12 in Schmargendorf ereignete sich heul« mlllag eln folgenschwer» Elnstorzunglück, bei dem ein Arbeiter getSiet na» zwei verlehk wurden. Seit einigen Wochen ist »ine größer« Arbeiterkolonne mlk dem Abriß der Zundamenle der alten Gebäod« beschäftig«. Die starken Alauerkeile werden von Zeil z« Zeit dnrch Sprengungen aoseiaaudergerissen. in Loren ge- worsea and adgesahrea. Auch heule mittag wurde wieder eine Sprengung vorgenommen. Die Arbeiter wollten gerade wieder ml« den Zortränmangsarbeiten beginnen, als plötzlich große Erdmassen und Manerblöck» in« Rutschen kamen und die Arbeiter ver- schütteten, während e» Arbeitskollegen gelang, zwei der Der- unglücktea zu bergen, konnte der dritte durch die Feuerwehr nur noch al» Leiche au» den Trümmern hervorgezogen werden. Arbeiier.Z'ußbattmatmfchast beffohlen. Während de» Spieles wurde gestern die deutsche Mann» s ch a f t der„A r b e i t e r- F u ß b a l l e r", die Im P o st st a d i o n gegen Oesterreich angetreten war, heimgesucht. Die beiden Parteien hatten sich in getrennten Kabinen umgekleidet. Während die Oester- reicher«inen Mann in der Kabine zur Bewachung zurückließen. stand die Kabine der Deutschen während de» ganzen Spieles unbeaufsichtigt. Diese Gelegenheit nützten die Spezialisten au«. Sie stahlen deutschen Fußbollern, die aus Nürnberg . Leip-'g, Frankfurt a. M., Stuttgart und Chemnitz hierhergekommen ivarn. Kleidungsstücke, G e \izu auch einige Uhren.
Opfer der Wohnung snoi.
Unglück In der Wohnlaube Zwei Kinder erstickt. Oben: Das Zimmer der Laube. Rechts unten; Die Laube selbst.
Ein schweres Lrandunglück ereignete sich in der Sonniagnachl in der Laubenkolonie„Friedensfeld" zu Berlin-Wittenau . In der Wohnlaube des Arbeiters Arthur Winker war nach Rlillernacht ein vrand entstanden, dem zwei Kinder im Alier von 10 und 11 Iahten zum Opfer fielen. Winter bewohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern, dem dreijährigen Horst, der zehnjährigen Frieda und der elfjährigen Elisabeth, seit etwa zwei Jahren in der Kolonie„Friedens- selb" eine au» Küche und zwei Wohnräumen bestehende Laube. Am Sonnabend, gegen 21 Uhr, brachte das Ehepaar die Kinder zu Bett und begab sich kurze Zeit daraus in die Laube der Nach- barsleut«. In einem der kleinen Zimmer brannte eine Petroleum- lampe, die an einem Draht an der Decke befestigt war. Kurz nach Mitternacht bemerkte Winter" der nach seinem Grundstück hinüber» sah, in seiner Laube einen Feuerschein: aus den Fenstern quollen dichte Rauchschwaden hervor. Alles eille in die gefährdete Laube hinüber. Eine Bretterwand und ein Teil der Decke brannte. Di« Kinder, di« bewußtlos in ihren Betten lagen, wurden sofort in« Freie geschosst. Inzwischen war neben der Feuerwehr auch ein Arzt benachrichtigt worden, der sich um die bewußtlosen Kinder bemühte. Fast eine Stunde lang wurde vergebens versucht, die beiden Mädchen in» Leben zurückzurufen, der kleine Horst dagegen
erholte sich unter der Behandlung der Feuerwehrsamariter wieder; sein Zustand gab aber zu Bedenken Anlaß, so daß der Arzt die Uebersührung ins Krankenhaus verordnete. Nach den bisherigen Ermittlungen ist das Feuer vermutlich durch di« Lampe , die die Decke in Brand setzt«, entsacht worden. Da da» Feuer zunächst nur langsam weite rglünntt«, sammelten sich in den kleinen Mumen bald so starke Rauchgase an. daß dl« Sinder im Schlaf erstickten. Auf ähnliche Weis« kam am Sonntagnachmittag der Stzjährige Schuhmacher Friedrich Nagel ums Leben. Nagel hat im Hause Möckernstr. 72 eine kleine Kellerwohnung inne. Kurz nach 15 Uhr wollte der Mann den Zimmerosen heizen, wozu er Petroleum verwendete. Plötzlich schlug«in« Sttchflomm« her» aus uttd setzte die Kleider de» Unvorsichtigen und da» Bett in Brand. Aus die Hilferufe des Verunglückten eilten Hausbewahnec hinzu, denen es gelang, die brennenden Kleider des allen Manne» durch Ueberwersen von Decken zu ersticken. Die Verletzungen war« aber so schwer, daß Nagel noch vor Eintreffen des Arzt» starb. Die Feuerwehr Halle mit der Löschung des Brand» noch eine halb« Stunde zu tun.— Bei einem Wohnungsbrand im Haus« Spree- straße 22 erlitt heute früh der Stjährige Sohn des Arbeiter» Schiemann eine schwere Rauchvergiftung. Di« Feuerwehr schaffte den jungen Menschen ins Westend -Krankenhau».
Mit dem Länderfußballspiel zwischen den Mannschaften des Arbeitsr-Sport- und Körperkultur-Verbandes Oesterreichs und des Deutschen Arbelter-Turn- und Sportbundes, über das wir im Sport- teil der vorliegenden Ausgabe ausführlich berichten, war eine kund- gebung für den Anschluß Oesterreichs an Deutschland verbunden. Aus Wien war der sozialdemokratische Nationalrat Dr. Zullu» Deutsch , der Vorsitzende des Sportbundes und der Sportinternotio- nole, erschienen: für die deutsche Sozialdemokratie sprachen die Reichstagsabgeordneten Erispien und Künstler. Beim Erscheinen der Mannschaften aus dem Spielfelde spielle der Spielmannszug di« Internationale. Dann überbrachte im Ziamen der Berliner Sozialdemokraten Franz Künstler den Willklmimengruß. Die Arbeitersportbewegung und die Partei, betonte der Redner, sind nicht Gegensätze, sie ergänzen sich vielmehr. Rur körperlich gesunde und durch Sport ertüchtigte Menschen werden auch Im Lesreiungskamps der Arbeiterklasse hervorragendes leisten. Deshalb unterstützen die sozialistischen Parteien die Arbeitersportler. Aber das sportliche Ereignis hat auch feine politisch« Bedeutung: vrsterreichlsche und deutsche Sportler demonstrieren gemeinsam ml« der«rbeiterschast für den Anschluß. Was zusammengehört, darf nicht dauernd getrennt bleiben: trotz der Frledcnsvertröge wird die Zeit die vereinigui�z beider Länder in einer deutschen Republik bringen. Das Proletariat Oesterreichs und Deutschlands kennt keine Grenzen. Den Gruß Künstlers an den Präsidenten der Sozialistischen Arbellersport-Internationale. Deutsch, erwderte dieser unter dem Beifall der Sportler und Zuschauer auf das herzlichste. Dann sagt« Dr. Deutsch: Die Ländermannschaft, die hier antritt, kommt aus einem Lande, das gar kein selbständiges Land sein will, wir wollen vielmehr als Deutsche , als Rord- und Süddeutsche, spielenl (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen!) # Ganz Oeslerreich wünscht den Anschluß und vornehmlich In ihm die österreichische Arbeiterschaft, die Bor» kämpferin des Anschlußgedankens. Warum will Oesterreich den Anschluß an Deutsch 'and? Die Antwort ist leicht und einleuchtend: Oesterreich macht erstens nur Gebrauch vom Selbstbestimmungsrecht der Völker und zweitens will es heraus aus wirtschaftlicher und kultureller Enge. Kürzlich habe sich erst ein französischer Staatsmann sehr besorgt um die Selbständigkeit Oesterreichs gezeigt und' habe von Selbstmord gesprochen, für den Fall, daß dieses staatliche Eigenleben aufgegeben würde. Nun, erklärte der Redner, wir begehen mit Freuden diesen Selbstmord, wir wollen zur dculschcn Repu-
blik, und wir sehen es nur auch als ein« Auswirkung der Demo» kratie an. wenn da» eine Zehntel oon Oesterreich» Vevälleruug. da« die Vereinigung nicht will, den Anschluß mitmachen muß. Nicht die habsburgische Monarchie, sondern da» neue Deutschland ist unser Ziel, wir folgen darin den Großen des Sozialismus, unseren Bebel. Lieb» knecht, Adler. Wir Oesterreicher fürchten auch nicht die deutsch « Re» altion, weil wir wissen, daß gegen sie eine deutsch « Sozialdemo- kratie kämpft. Mit dieser Sozialdemokratie wissen sich die Oester- reicher eins und mit ihr wollen sie gemeinsam für die BefreiuiiH der Arbeiterklasse kämpfen. Deutsch ließ seine Ansprach« ausklingen in ein hoch auf die geeinte Sozialdemokratie and auf die deutsche Re- publik, das von der Versammlung freudig aufgenommen wurde. In der Pause zwischen Spielhälften richtete dann noch Reichs- tagsabgeordneter Erispien einige Wort« an die Versammelten. Nach einer Würdigung des in kameradschaftlichem Geiste ausge- ttagenen Spieles erwiderte Erispien die Anschlußwünsche. Oester- reich sei ein Stück des Deutschen Reiches, das keinen Platz für zwei Monarchien geboten hat. Wir brauchen nicht warten, bis der Völkerbund sein„einstimmiges Votum" für den Anschluß erteilt hat, die sriedl'che Entwicklung wird ihn«her bringen. Diese Entwicklung zn fördern, sie dem erstrebten Ziele zuzu- führen, ist das Amt und die Aufgabe der sozialistischen Parteien beider Länder. Wenn die Macht der So ioldemokratie stark genug sein wird, wird auch der Zusammenschluß Oesterreichs und Deutschlands ke'n Problem mehr, er wird dan, eine vollzogene Talsache sein. Der So- zlaldemokratischen Partei und ihrer Sportlcrschaft ein„Frei-Heil!" „Hoch" Und„Frei-Heil" brauste es gewaltig über den winter- lichen Platz, tie Banner d?r Berliner Parteiorganisationen grüßten in leuchtendem Rot. mächtig erklang der Sozialistenmarlch der Spielleute. — Dann hatten die Kampfmarmichoiten dos Wort!
Ole Entscheidung des Re chsafbeitsgerichts. ll-ber die Gültigkeit des Elsenschiedslpmches. Die Entscheidung des Reichsarbetlsgerlcht» über die Gültlgkett des Eisenschiedsspruch» ist Bus den t 5. Z o n u a r angesetzt. Vorsitzender ist Senalspräiider" Dr. Oez g. Die umfangreiche Denkschrift zur Reoistonsbegrüni.ang Ist erst am IS. Dezember in Leip- zig eingegangen.