Abendausgabe
Nr. 600
B 299
45. Jahrgang
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Der Bormarts" ericheint wochentag lich zweimal, Sanntags und Montags einmal, die Abenbausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Des Abend", Jlluftrierte Beilagen Bolt und Zeit und Rinberfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen". Frauen ftimme, Techuit". Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts
Donnerstag 20. Dezember 1928
10 Pfennig
Die einfaltige Ronpareillezetle 80 Bfennig. Steflamezeile 5- Reichs mart. Kleine Anzeigen" das fettge. brudte Bort 25 Pfennig( zulässig zwet fettgebrudte Borte), jebes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengesuche bas erste Bort 15 Bfennig, jebes meitere Bor 10 Bfennig. Borte über 15 Buchstaben adhlen für zwei Borte. Arbeitsmart Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeiges annahme im Hauptgeschäft LindenBraße 3, wochentägl. von 8/2 bis 17.
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Arbeiterjugend gegen Fabrikmord
Der schuldige Fabrikbesitzer unterschlägt Krankengelder.
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Die furchtbare Brandfetastrophe in der Schän Jeinstraße hat vor allen Dingen den verbrecherischen Leichtsinn an den Tag gebracht, mit dem jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen in so gefahrballen Betrieben beschäftigt werden. Das Schicksal ihrer Alters, und Schicksalsgenossen veranlaßt bie Organisation der Sozialistischen Arbeiterjugend zu großen Kundgebung gegen diese Ausbeutung und Gefährdung von Jugendlichen. Diese Kund gebung, die am Sonntag stattfindet, wird vollste Unterstügung und Sympathic auch bei den erwachsenen Ar. beitern finden. Es ist zu erwarten, daß die Beteiligung eine sehr starke und daß der Rotschreiber Jugend seluen Eindrud nicht verfehlen mird.
Bersicherungsbeiträge unterschlagen. Zu dem furchtbaren Brandunglück in der Schönleinstraße mind uns folgendes mitgeteilt:
Die Heilungs und Bestattungstpften der bedauernsmetten Opfer, dieser Brandfatastrophe merden selbstverständ lich von der Allgemeinen Ortsfrankenkasse der Stadt Berlin getragen, trotzdent diese Krankenkasse von dem Inhaber der Firma
Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin
Am Sonntag, 23. Dezember, vormittags 11 Uhr Oeffentliche Kundgebung:
Räuber in bayerischen Wäldern.
Selbstmord eines Räubers.- Gendarmeriefommandant getötet.
Wie bereits in der Morgenausgabe mitgeteilt, maren am Miffwoch abend zwei Räuber in die Station staffeder Station ulmbach in Nordbayern eingedrungen und hatten, während sie den Kassenverwalter mit Revolvern in Schach hielten, 9000 mart geraubt Darauf flüchteten die Räuber in einem Mietauto nach Cichtenfels, mo sie von der Gendarmerie zwar angehalten murden, aber nach einem Feuergefecht abermals flüchteten. Irohdem fie non der Gendarmerie verfolgt wurden, muß es ihnen gelungen fein, unauffällig einen Zug zu beffeigen, denn aus dem am Donnerstag früh in Neuen marti- Wirsberg aus Lichtenfels ankommenden Berfonenzug stiegen auf der verkehrten Selle zwei verdächtige Perfonen aus, auf die die perjonalbeschreibung ber Kulmbacher Räuber zufraf. Sie wurden dabel von Bahn- und Gendarmeriebeamten bemerkt und sollten festgenommen werden. Hierbei entspann sich wieder ein lebhaffes Feuergefecht, bei dem der Stationsvorsteher Kraus aus Neuenmarti durch drei Bauchschüsse schwer verletzt wurde. Einer der Räuber verübte Selbstmord, der andere flüchtete. Bei dem Getöteten wurden Ausweispapiere auf den Namen Johaun Brauer aus Hohenedenloben gefunden. Die in der Lichtenfelfer Gegend aufgestellte Candespolizei murde jofort nach Belanntwerden der Tat nach Neuenmarti- Wirsberg beordert. Diese nordöstliche Ede Bayerns scheint vom räuberifidh erinnern, daß die Einteffelung und die Festnahme des Raubmörders Hein auch in dieser Gegend, in den Wäldern zwischen Ciglenfels and Blenz und bei Koburg erfolgte.
Arbeiterjugend in Not! den Gefindel ganz besonders bevorzugt zu werden, denn man wird
Die Toten klagen an
in der Aula des Kaiser- Friedrich- Realgymnasiums, Neukölln, Kaiser- Friedrichstr. 208/210.
Es reden: Clara Bobm- Schuch, M. d. R., Ludwig Diederich, Erich Olenhauer.
Erscheint in Massen. Protestiert gegen die Gefährdung junger Menschenleben wie sie die Brandkatastrophe, in Neukölln gezeigt hat. Für Jugendschutz und Jugendrecht.
Dr. Boeder u. En., dem Kaufmann Wilhelm Trogfi, fon feit Jahren teine Beiträge erhält. Trojti hat bereits am 8. August d. 3. den Offenbarungseid geleistet. Kranten. faffen und Arbeitslojenbeiträge wurden von ihm grundfäßlich nicht entrichtet. Seit Dezember 1924, aljo feit vier Jahren, hat er sich systematisch seiner Beitrags. pflicht entzogen. Während dieser ganzen Zeit erhielt die Kranten Passe von ihm anscheinend nur versehentlich- 26,70 0, währender fast 6000 Mart schuldig blieb. Die feinen Beschäftigten vom Lohn gekürzten Beitragsteile verwendete er ver. mutlich für eigene 3mede. Er wurde deshalb im Juni d. I.( und zwar als Inhaber der Firma Haustein u. Freund) mit einer Woche Gefängnis bestraft. Sechs mettere Strafanzeigen megen des gleichen Deliftes schmeben noch. Trogli hatte es bisher nerftanden, diese Strafsachen zu verfchleppen. Wenn ihm jetzt vorgeworfen mird, daß er es unterlassen hatte, durch Sicherheits maßnahmen seine Beschäftigten vor einem Unglüd von diesen Aus maßen zu schüßen, dann muß ihm noch der meitere Vorwurf ge macht werden, der Krantentaffe die Mittel zur Unterstüẞung der Opfer feines Betriebes vorfäßlich entzogen und sich an den Beitragsteilen feiner Arbeiter unrechtmäßig bereichert zu haben.
Durcheinander bei der Aufsicht.
3u dem Unglüd in der Schönleinstraße äußert sich das BolfBei prafidium Berlin in einer längeren Ertlärung über bie Frage, marum die Gewerbepolizei den Betrieb der Radio fabrit Dr. Baeder zugelaffen und nicht häufig fontrolliert habe. Dazu müffe gesagt werden, so heißt es, daß nach den geltenden Be stimmungen der Inhaber der Fabrit, Troßfi, die Verpflichtung hatte, seinen Betrieb der Polizei anzumelden, wenn er bauernb Dher auch nur vorübergehend mehr als 50 Kilogramm Zelluloid in Den Betriebsräumen nerarbeitete oder lagerte. Trogti ist dieser NBerpflichtung nicht nachgefommen, so daß die Gewerbepolizei von dem Borhandensein größerer Mengen Selluloid nichts mußte. Hätte Trogti ordnungsmäßig seinen Betrieb angemeldet, so würde die Gemerbepolizei im engsten Zusammenarbeiten mit der ebenfalls dem Bolizeipräsidenten unterstehenden Feuerpolizei fofort geprüft ( Forthegung auf der 2. Geite.)
Es murbe festgestellt, daß die beiden Kulmbacher Räuber in Unter
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fteinach den Bersonenzug Lichtenfels - Hof mit Fahrtarten nach Plauen bestiegen hatten. Der Stationsvorsteher in Unter steinach erkannte die Räuber und verständigte die Gendarmeriestation Neuenmarkt- Wirsberg. Deren Beamte bestiegen beim Eintreffen des Zuges in Neuenmarkt den Wagen, in dem die Berbrecher Plaz genommen hatten. Als diese die Beamten nahen sahen, er öffneten sie das Feuer und streďten den Stations. aus Neuenmarkt durch vier tommandanten Kraus Schüsse nieder, die inzwischen den Tod des Kraus herbeigeführt haben. Der eine der Verbrecher flüchtete in Richtung Kupferberg. der andere rannte über die Gleise in einen nahen Garten, wo er, sich erschoß, als er feinen Ausmeg mehr jah. Man fand bei ihm einen Sched über 4300 M. Seine Ausmeispapiere lauten nach den Feststellungen auf Joseph Braun, Bierbrauer aus Eggelfoben bei Neuenmarkt . Die Untersuchung des Raubüberfalles in Kulmbach hat ergeben, daß den Räubern insgesanit 10185 m. in die Hände gefallen sind.
Die beiden Verbrecher haben im Hotel Anter in Lichtenfels genächtigt. In dem Gepäc, das beide in dem Hotel zurüdließen, fand man außer Wäsche und Toilettegegenständen Munition in größeren Mengen für zwei verschiedene Pistolenarten. Am Mittwochabend hatten 100 von der Landespolizei aus
Großicuer im Zentrum. Gefängnis für Nasse.
Berichte 2. Seite
Weihnachtsbotschaft.
, Was?- Frieden auf Erden?
Nein, mein Lieber, mit folchem pazifistischen
Schmus macht die Schwereisenindustrie feine Geschäfte!"