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Gsnnabend 22. Dezember 1925

Unterhaltung unö �Vissen

Vellage des Vorwärts

Das niederländische Bilderbuch.

Von Egon FrteSell.

Die Kunst Hollands ist red? bürgerkch Der Bürger will in Linie sich selbst gemalt sehen, sich und was ihm das Leben 'eben- wert macht: feine Familie, feine Geschäfte, seine Festlichkeiten, !eir»> Genüsse. A.so Eln�elportraits und Gruppenbilder, auf denen ganze Verwandtschaft halb schüchtern, halb patzig Mrdell steht: »Schutzenstüch«- auf denen der Spießer Soldat spielt: gravitätische �atskollegien. Dereine sitzungen, Bankette: protzige Interieurs und aerführeril-bs Stilleben mit allerlei Hausrat, bunten Topspflan.zen. kostbaren Tafelgeschirr. Weinflaschen, Schinken, Obst. Wildbret und oll den übrigen Dingen, womit dieses Volk von fetten Schlemmern b-h das Dasein schmackhafter zu machen liebte. Außer diesen ''genstcnden, die sich alle auf der Verlängerungslinie seiner eigenen 'Persönlichkeit befinden, pflegt den Bürger nur noch dl« Anekdote ju interessieren: saftig erzählt« Familienszenen, Raufereien, Sport - berich-.«. rührende, tomisch« oder schauerliche Charaktergemälde, alles "ochdrüchllch aus die Pointe gestellt, die man möglichst breit und deutlich ablesen will. Daher kommt es denn auch, daß in Holland fene Maler den D�ßtcn Pubiikumserfolg hatten, die fleißig und banal genug waren, chre Produktion auf einen einzigen Artikel einzustellen: Paul Potter l?or Speziallst für Rinder. Philips Wowruerma» für Schimmel, �iälchlor i/Hondecoetsr für Geflügel, Willem van de Velde für �ifse. van Huysum für Blumen. Abraham van Beijcren für Mustern, Hummer, Früchte, Pieter Claeß für feines Silberzeug, �urz: die ganze holländische Pinselkunst ist. einige wenige von niemanden verstandene Große aue genommen,«in einziger großer "Hauslchag- und Bilderbogen,«in Unterholtungsbuch und Familien- «lbum. Ader andererseits fft die holländische Geuremalersi von einer Verschwenderischen Vielfältigkeit und Fülle einer imponierenden �ochlichkeif und Unbeteiligthcit, einer großartigen Roheit und selbst- oerflänhltchen Nacktheit, wie sie sonst nur die Natur besitzt. Was ausschließlich geschildert, aber mit heißhungrig lochender Gier gs° Wildert wird, ist das Leben ohne Beschönigung, ohne Moral, ohne Auswahl, das Leben als Selbstzweck. Dies« Holländer befanden sich in einer sehr unglücklichen Situa- tton. Der konventionelle Idealismus der Vergangenheit, die Ualie- �iche Tradition war ihnen im Innersten zuwider, und einen neue» «Nen Idealismus aus ihrer Zeit und ihrem Volk« hervor.zu. ukwgen, war chnen in einsr Kulturwelt, deren Gegenspieler Pfaffe J*d Krämer waren, gänzlich unmöglich gemalt. So blieb nur dos d�ibil»inss ins Dämonische gesteigerten Naturalisiwis. Auf diesem kennen sie dazu, den Kwigkeitszug im Niedrigsten, die Sym- u>»lit im Trivialsten, das Göttlich« im Gemeinen zu entdecken. Indem st« dos Dasein In seiner vollen überwältigenden Lebensgröße wieder. Laben, haben sie da» Wunder zuwege gebrocht,«in« 2ln Mylho» "Sie des?llltags zu schaffen. In einsamer Ueberlegenheit ragt aus ihrer emsigen, lärmenden �ha?«m Riefe hervor, ihren zur Erde gesenkten Wicken entzogen: «nhrandt. Wie Shakespeare und Michelangelo t» ihrem Zeit- so steht er in dem seinen: als ein Fremder, dem all« aus- "eichen und den niemand wirklich kennt. Mit Michelangelo ist chnz die Zesilch igtest gemeinsam: er gehört überall hin und nirgends>

hin, denn er hätte lchenfogut hundert Jahre früher leben können, als «in unverstanden schassender Renaiisaneemetster, und ebensogut zweihiirchert Jahre später, als em Führer des Impressionismus. Mst Shakespeare teilt er tue Anonymstär, denn er verschwindet völlig hinter seinem Lebenswerk, dos in seiner Vieldeutigkeit und Gestalten- fülle das Antlitz seines Schöpfers undeutlich und unbestimmbar mach:. Die Kunst, um die er zuerst mühsam rang, mst der er aus der Höhe seines Schaffens überlegen spielte, hatte er am Ende feiner Erdenbahn völlig durchschaut: in ihrer Nichtigkeit, ihrer Ohn­macht. ihren Aeußerlichkeiten, er weiß jetzt, daß st« nicht das Höchst« ist, wie er fein Leben lang glaubte, und st« fällt von ihm ab, Tieferem Platz machend, das sich aber, weil es nicht mehr völlig irdisch ist, menschlichem Fasten«ntzieist. Er ist daher ebensowenig ein Ausdruck seiner Zest gewesen rote Michelangelo und Shakespeare , und wie damalt die Roll« des Führer» einem weit Geringeren zufiel, nämlich das ememal Raffael . das andersmal Bacon . so ist auch hier der Held der Zest«in viel flacherer Meister gewesen: Peter Paul Rubens . In Rubens ist die trunkene Lebensfreude, die triumphierend« Bejahung der strotzenden Gegenwart Farbe geworden, sein Werk ist ei» einziger großer Hymnus auf die gesunde Genußnaft, den stämmigen Materialismus des niederdeutschen Menschenschlags-. Als Katholik und Flame hat er den doppelten Sieg der Gegenreformation und des holländischen Handels in leuchtenden Tinten, groß ausladenden Kompositionen und olympischen Kraftgestalten koloriert und besungen. Der Mensch, wie er ihn sieht, ist eine Art Halbgott, aus die Erde herabgestiegen. um sein« unversi« glichen Kräfte spielen zu lasten, niemals krank, niemals müde, niemals melancho'.isch, auch im zerfleischendsten Kampf heiter, noch als Lazarus ein Ath'et, im Grunde ein pracht. volle« Raubtier, das jagt, kämpft, frißt, sich begattet und eines Tages auf der Höhe feiner Kraft brüllend verreckt Ein« massive Lust nach ausschweifender Lebensbeiätigung in jeder Form ist das Grundpathos aller seiner Gemälde; es ist, als läge um sie die süße duftende Lrutwärm« ein«? summenden Bienenstocks oder die riesige weiße Somenwölke«irns laichenden Heringszugss. Auch in ihrer Form sind sie nur zur Erhöhung des Lebensprunkes und der Daseinsfreud« gedacht, als farbenglühend« Dekorationsstücke, ge- schmackvolle und phantasiereiche Prachttapeten. Man hat Rubens in den Zeitaltern wirtschaftlichen Auslchwungs immer sehr gekeierr Au» ihm spricht das gut« Gewisten, das gute Geschäk» verlechen. spricht die Flachheit des Glücklichen, denn Rubens war Zeit keines Lebens ein Liebling des Glücks, und spricht vor allem fever tlvfe Zltheismus, der allmählich von Europa Besitz ergreift und zuerst in Holland als dem vorgeschrittensten Lande sein Haupt erhabt Rubens ist zweifellos einer der irreligiösesten Maler, die jemals den Pmiel geführt haben, und darum wird er auch immer der Abgott aller sener bleiben, die Gott beschwerlich oder überflüssig fittden. Aber jedes feiner« Gefühl wird sich, wenn e» ehrlich gegen sich selbst ist. bei aller Bewunderung für seine Mast«, seine Farben- geroalt und sein« grandiose Gab«, die Hüll« des Menschen zu erfassen, zu dem Geständnis zwingen mästen, daß er nichts geweien ist als ein königlicher Tiermaler und Berherrlicher einer dampfenden bar- barischen Uedergesundheit. die«denso unwiderstehlich wie unappe. titlich ist

Wie ich im Kriminal eingemaneri isnrde. Vericht eines Legkonars m der sranzöfische« Fremdenlegion.

Als vor drei Jahre» das zweit« Batailloo des merte» Regi» 'Nts. weiches damals in Mairakefch. dem ehemaligen Sultans- lag. in die Büste abkommandiert wurde, um für Frankreich �ue Landstriche zu erobern, da waren die wackeren Em wo bn er ltt Stadt nickJ wenig überrascht. Tag um Tag marschierten durch "ez der hohen Tore der sahrtausend« alten Lehmlchanzen teine größere Hauten von Fremdenlegionären, müde und verstaub:. den Marktplatz Dschemal al Fua. wo sie ein paar S-lxilen Tee saurer Milch tranken und sich dann weiter ins Miümrloger Neppten, das noch fünf Kilometer hinter Marrakesch lag. Es °°ren Deserteur«, welch« die Kolonne verkästen hatten, zur n an "'nx«n Freude der Einwohner, die die Kommandamur des zweiten �toillons absolut nicht in Ihr Herz geschlostcn hatten und sich �uten. daß auf diese Welse die Formation dezimiert werden °ürde.»ach eh««in Schuß fiel.. Ich war mit memem Freunde Danda damals der 5, Kompagnie ugetellt. Wir marschierten gleichfalls ob. aber kamen nicht wetter u drei Fußmörsch« von der Stadt, Der Kommandant, em t»»' "L auf afrikanischem Boten, glaubte nämlich, daß er die Mud'g- der Soldaten durch-ine e'serne Diszip'in hellen werde unb �sierte uns im wahren Sinn« des Wortes. Wir mutzten in wodi- ."-richteten Reihe» marschleren, wie man in Europa auf einem "erzierplatz marschiert, die Gewehre mußten genau laut Dorschnt fragen werden, und tausend andere D nge hatte er slch ausg- Wt. die im Guerilla absolut wertlos sind--öo»am es allo. ka« »N die Legionäre des:rtierten und wieder zurückkehrten Am 'tNm Tag« kamen Danda und ich zur Ueberzeugung. daß das voll sei. und so Lesen wir also davon, indem wir un, sisben Waren Legionären anschlosten. die d'e gleiche Absicht �tten. Am °nd vorher hielt unser Leutnant Duoal eme weinerliche Moe, ° mit de» Worten«nUgte:.Und wenn ihr schon desertieren wollt. Werlicbes Petf. dann tut es. aber laßt wenigst-- o!e ubnten 'd die Munition dal' Und«o stachen also i-ne sieben Legkvnör« ihrer Flucht ihr« Gew-hre um das Z-st des Leutnants in die ein. eh« si« davonliefen, und hängten ihre Patronentaschen 'kon. Danda und ich behielten aber die Gewehre, weil wir uns " den Arabern fürchteten. Nach dreitägiger müder Tand». rang l,rtf) die marokkanische Wüste, nachdem uns der Hunger und b e urcht vor den Arabern mürbe gemacht ha"«, erreichten wir endlich mtd standen reftos am Platze Dschemal e! Fua... Der Kyllunandant des Kriminals war seinerzeit der Sergeant

Pikres, der wegen sein« Grausamkeit berüchtigt war. Man be- hauptete von ihm, daß er ein Narr sei. was nicht so unwahr war. denn er war«in Quartalssäufer Doch wir hatten nicht viel Aus- wähl, also gingen wir tapfer ins Lager. Er empfing uns mst einer Flut von Derwünfchungen und schloß uns gleich im.Weißen Hause' ein, einem kleinen Gefängnis ganz aus Stein. Es gingen hier höchsten vierzig Gefangene herein, aber es befanden sich gut an die dreihundert drinnen. Pikres sperrte dort nur jene ein, die mit Gewehren geflüchtet waren. Die« war ein erschwerendes Moment. Die anderen sperrte er in die Baracken des Lagers«in, Ein paar Tage hindurch ging es uns angemesten- Als dann jene, die ohne Waffen desertierten, amnestiert und zur Expedition zurückgesandt wurden, die warten mußte, well ein Drittel der Mannschaft nach Marrakesch zurückkehrte, brachen über uns.b«. waftnete Deserteur« schlimme Zeiten herein. Pikres quält« uns durch Hunger, wir muhten schwer arbeiten, und so verweigerten wir ihm eines Tages den Gehorsam und begannen mit dem Hunger- streik. Pikres wütete, denn der Kapitän der 7. Kompagnie, der als Lagerkommandant zurückblieb, hatte ihm auf ein« Beschwerde mit- geteilt, daß er mit uns anständiger umgehen solle, dann würden wir gewiß gehorchen. Nachdem der Herr Kapitän dieses salomo­nisch« Urteil geschriebeu hall«, widmete er sich aber wieder mit Eifer seinen Pferden und Maitressen. Doch Pikres hall« sich in den Kops gesetzt, unseren Wider- stand zu brechen und er vollführte ein Stücklein, das in der ganzen französischen Fremdenlegion berüchtigt wurde. Eines Tage» rief er uns paarweise heraus. Dl, Burschen awgeu weg und wir dachten, daß man uns nach Easablanca zum Kriegsgericht senden werde, und daß man uns zwecks Erledigung der nötigen Formalitäten in die Kanzlei berief. Endlich wurden auch Danda und ich herausgerufen Wir traten heraus und waren starr vor Erstaunen. Bor dem Gcftzngms faß Pikres wie ein türkischer Pascha mit einem Revolver, einer Peitsch« und einer Flasche Wein neben sich, neben ihm ein paar Leute der Wach- Mannschaft mit aufgepflanztem Bajonett. Wenn er nicht Menage- schalen mit Suppe und Makkaroni zu seinen Füßen gehabt hau«, was emigervwßen störend srfrlie, et wäre ein sehr malerisches Bild gewesen. ..Also ihr Biechskerke,' empfing er uns..werbet ihr wollen od« nicht? Werdet ihr fressen od« nicht? Ich befehle esl'

Was denn, essen!..... Wir waren gründlich ausgehunger: und gehorchten gern«! Pikres, d« über unser« Vereitwilligfesi erfreut schien, forderte uns auf. weit« zu essen. Als wir satt waren und glücklich ausatmeten, trank« seinen Wein, dann schrie ex-..Seht ihr also, ihr Viechskerle, was für giue Legionär« noch aus euch werden, wie schön ihr gehorchen könnt. So. und jetzt werdet ihr den Hof kehren!' .Wir gehen nirgends hin,'«klärten wir gleichzeitig..W>r wevden nicht eher gehorchen, bevor wir nicht die Kost laut Vor schrist erhallen, zweimal täglich Suppe, Fleisch und Vellage. So einen pr.. Wir sprachen nicht ein Wort mehr. Pikres warf sich mll der Karabatsche über uns, wir wehrten uns, ab« die Wache Lderwälligte und sesielle uns. Sie trugen uns dann in die Ecke des Gefängnisses, wo es ein Wiedersehen mll den an- deren Kameraden gab. Sie waren schon wie Oelsardinen ausge- stellt, natürlich gesestell wie wir, so daß sie sich nicht bewegen konnten. Nacheinander wurden je zwei und zwei gesestell hierher getragen, wo wir waren, bis alles dastand bzw. dalag, tarnt wurden wir in das Gefängnis hineingetragen und der schon stark betrunkene Pikres hielt mll uns Gericht. .Bande!' wütete er, über uns schreitend, da aus dem Vod.m nicht ein Zoll frei war..Wenn ich euch jetzt niederknalle, be- komm« ich dafür noch eine Auszeichnung. Aber ja einen ange- nehmen Tod verdient ihr euch ja nicht. Doch wartet, ich habe etwas anderes für euch..' lcknd er beriet sich mll dem Korpoval von der Wache, wa? für ein« Todesart er uns geben sollte, den anderen.zur Warnung'. Wir hörten die Unterredung mll stummem Entsetzen an. Es war uns durchaus nicht zum Lachen zumute, denn bei närrische Pikres war zu ollem fähig. Um Hilfe zu rufen, war ein Ding der Un. Möglichkeit, denn der Lagerkommandant wohnte natürlich nicht im Lager. Erstechen,«würgen, all dies« Ratschläge des Korporals ge- fielen dem Sergeanten nicht. Nicht einmal der Dorschlag. uns den Bauch aufzuschlitzen, uns dann lebendige Ratten hineinzu- stecken, fand sein Gefallen. Erst als d« Korporal meinte, daß man uns' einmauern könnt«, da tu belle Pikres auf. .Das ist etwas!' brüllte«. vor Freud « einen Eancan ton- zend,.wir werden sie so einmauern, wie wir die drei Legionäre in Sidi Sei Abbes vermauert haben. Zwei, drei Tage lang wer­den sie so gemartert werden... Eine Stunde spät« riß man uns die Kleider herunter, da Pikres meinte, daß es um die Wonturen schade sei. Dann üb«- goß man uns mll Wast«, damit wiA best««verfaulen' sollten und dann vernahmen wir das Scheppern der Maurerkellen, wie man das Fensterchen de» Krüninals vermauerte und es um un? herum dunkel wuod«... Wir dachten, daß dies alles nur ein Scherz kei und daß der Sergeant, bis er sich ausgeschlafen hatte und wieder nüchtern g<-> worden war, wieder zu Verstand kommen w«de Ab« die Rächt verging und niemand kam. Es wurde uns bong« zumute. Hunger. Durst, der Gestank der Exkremente, Mäuse, die üb« uns hinweg- liefen und die Aussicht auf das entsetzliche End« ließen uns«- beben. Wir brüllten, ab« es war vergeblich, denn die besoffene Wache»«höhnte uns. Es war ein Glück, daß Pikres nicht auch die Tür vermauern ließ, sonst wären wir sich« erstickt. So drang doch durch die Türspallen«in wenig Luft herein, ab« natürlich unzureichend. Wir dachten also, doß keiner von uns den Morgen erleben werde. Glücklicherweste gelang es einem unter uns. fein« Fesseln zu lösen. Er befreite die anderen und mit gemeinsam« Bsmuhui� «brachen wir die Türe. Im gleich«: Augenblick rechneten wir mll der trunkenen Woche ab und warfen uns mll voller Bit ins Lag«, Pikres suchend. Es war sein Glück, daß es ihm gelang. zu Pferde in die Stadt zu entfliehen, und dann beruhigte uns d« Kapitän d« 7. Kompagnie. Pikres fiel wegen sein« originellen Art von Bestrafungen bei feinen Dorgesetz:«, in Ungnade und wurde dann für einige Zell in» Irrenhaus gesperrt. Wir wurden nachher amnestiert und stall zum Kriegsg«icht zu unserem Bataillon gefenbet. W-r waren froh darüber, denn aus dies« Weil« entgingen wir einer mehr- jährigen Strafe, die uns D>c st erteure mll Waffen erwartete. Doch Pikres entkam unser« Räch« dennoch nicht. Zwei Jahr« nachher, am Fei-rtage d« Jungfrau von Orleans, dem Tag« un- j«er Einmauerung, wurde Pikres im Lager erschossen und ihm der Revolver in die Hand gedrückt. Und obgleich der Komman- dant die Art, wie Pikre« gestorben war. sehr wohl wußte, schrieb « dennoch als Todesart im Bericht über feinen Tod«in einziges Wörtchen:Selbstmord' R. Jos che. tSlfrechttgt» ZI«bers-bn»g ba Origtectticricht« vnt* tschechflchee Aremtenleglonür»«m I. iReinnwnm, Piag i

Zndusirie des Ehnstkindhaars. Die glitzernden Gold- und Silberfäden, die de» Weihnachtsbaum umspinnen, nennen die Kinder gern Chrisikindshaar. im Weib­nachtshandel aber werden sieLametta' genannt und bilden alz solches«inen Teil d« sogenannten.Ironischen Ware'. Diese 2te= Zeichnung umfaßt«ine Reihe von Metalldraht-Zi«loar«n, zu denen z. B. auch die Mctallborten und Tressen gehören, die sämtlich au» dünnstem Metalldraht hergestellt sind Die Lametta säten bestehen ebenfalls au» flach gepreßtem Kupferdraht, der, je»ach Dedarf, aut galvanischem Wege versilbert oder vergoldll. auch durch Behanhlunq mll farbigen Lacken bunt gefärbt wird Ein einzelner Lametta- faden muß so fein sein, daß er nicht mehr als 0,3 Millimeter Krell und 0,007 Millimeter dick fein darf. Man hat nach diesen Maßen berechnet, daß«In Kilometer Lamellasaden nur 44 Gramm wiegt. Dies« Feinhell wird dadurch«zielt, daß man den dünnen Metall­draht schließlich durch einen �Ziehstein', d. h.. durch einen Diamanten zieht, in den ein winzige» Loch gebohrt wurde, denn zur Her. stellung der ollerdünnsten Drähte eignet sich kell, Material so gut, wie der Diamant. Dann wird der zart« Draht durch Pressung zmscheu zwei starken Walze» flach gepreßt und gleichzelllg gc- glättet, so daß« nun auch stark glänzt Lametta wurde früh« fast nur in China verwendet, wo man mll den glitzernden Fäden die KleGerstofse durchzog. Gegenwärtig verbraucht auch Indien viel Lametta für Zierzwecke. Die Be­zeichnung.�Zeonisch« Ware' bezieht sich vermutlich auf die im Nordwesten Spaniens gelegen« Provinzhauptstadt Leon, rtelleicht ober auch aus die französisch« Industriestadt Lyon , da in beiden Städten schön« Metallzi«drähte hergestellt werde». Di« Fabrikation Leonisch« Waren ist übrigen» ziemlich all; die«sie deutsche Fa- drik, die dergleichen Waren herstellte, wurde schon km Jahr« 1570 durch den Franzosen Fourni« bei Nürnberg angelegt.