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Nr. 605 45. Jahrgang

4. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 23. Dezember 1928

Wo bleibt die allgemeine Abrüstung?

Armeen, Marinen, Luftflotten in und um Deutschland  .

Anfäßlich der Beratungen der Wehrkommiffion der| trümmerung der großen Militärmonarchien, die Gesamtzahl Partei über ein sozialdemokratisches Behrprogramm hat der der von den hier verzeichneten Ländern unter Waffen ge­Borwärts" eine Anzahl von Auffäßen über die Behrpolitif haltenen Mannschaften von 3,4 auf 2,4. Millionen, alfo um der sozialistischen   Parteien anderer Länder veröffentlicht. eine volle Million Bajonette zurüdgegangen. Allerdings Alle diese Auffäße haben gezeigt, daß Behrpolitit gleichen die faschistische Miliz in Italien   und die starke Ent­nicht im luftleeren Raum getrieben werden fann, widlung der militärischen Jugendausbildung in England, ondern Rücksicht zu nehmen hat auf die militärischen Macht Frankreich  , Polen  , Rußland   diese Verminderung des Mann­berhältnisse in den Nachbarländern. So sehr die allgemeine fchaftsbestandes der Armeen zum Teil wieder aus. Abrüftung das oberste Zukunftsziel sozialistischer Wehrpolitik bleiben muß, ebensosehr muß sie in der Gegenwart Rücksicht nehmen auf die tatsächliche internationale Rüstungslage. Wir fegen daher unsere Artitelferie über das Wehrproblem fort mit einer Aufstellung des Standes der Rüstungen.

-

Schwerer als die nicht unbeträchtlichen Unterschiede der Kopfftärken von 1914 gegen 1928 fallen aber für die Be­wertung der Friedensrüstungen die enormen Steigerungen der technisch- materiellen Streitmittel ins Gewicht: die Kampf­traft der an Mannschaftszahl geringeren Truppen ist durch Maschinengewehre, Tants, schwere Artillerie und Flugzeuge um ein Mehrfaches gewachsen, alles Kampfmittel, von denen Deutschland   nur eine Anzahl von Maschinengewehren zur Berfügung steht.

Gegenüber 1914 ist die Steigerung in der Zahl dieser Baffen in Europa   für 1928 durchschnittlich zu veranschlagen:

Alle Zahlen, die über die Rüftungen der verschiedenen Bänder angegeben werden, find start umstritten. In der franzöfifchen Rammer hat erst ganz fürzlich zwischen dem Kriegsministerium und einem radikalsozialistischen Abgeord: neten eine Debatte darüber stattgefunden, ob das französische  Heer feit der Borkriegszeit zu- oder abgenommen hat. Dabei bat fich wieder gezeigt, daß die amtliche französische   Wehr Bei den Maschinengewehren auf das 6 fache politit den Stand vor dem Kriege, den sie damals nie tief Bei den schweren Batterien auf das 8 fache genug anfeßen tonnte, um im Bergleich mit Deutschland   gut Bei den Flugzeugen... auf das 20 fache abzuschneiden, jetzt sehr hoch ansett, damit es gegenwärtig o aussieht, als ob die franzöfifche Armee wesentlich verringert An Tanks, die erst im Krieg erfunden wurden, besitzt worden ist. Der Streit um die Ziffern des französischen   Frankreich   etwa 1500, England etwa 800; fie sind sofort ver Seeres ist bei dieser Gelegenheit nicht überzeugend ausgewendungsbereit. tragen worden und bevor nicht durch den Böllerbund übereinstimmende Grundlagen für die Rüstungsstatistit inter  national vereinbart sind, wird jede Mitteilung über den Rüftungsstand, auch gerade dann, wenn sie von Regierungs­feite tommt, mit vielen Borbehalten zu begegnen fein. Mit diesem ausdrücklichen Borbehalt, daß alle solche tatistischen Angaben bis zu einem gewiffen Umfang politifda) frisiert sind, sind daher auch die Ziffern aufzunehmen, die amtliche Rüftungsjahrbuch des Bölker. Referven. bundes veröffentlicht. Da aber anzunehmen ist, daß die Militärs aller Länder, die feinen Rüstungsbeschränkungen unterliegen, in ungefähr gleichem Grade zutreffende oder un zutreffende Angaben gemacht haben, ist wenigstens ein Ber amtlichen, vom Böllerbund eingeforderten Angaben möglich.

bas

Es ist für die politische Beurteilung des Abrüstungs­problems vor allem wichtig, den Rüstungsstand der Nachbar tänder Deutschlands   tennenzulernen. Wir beschränken uns baher in ber Hauptsache auf europäische   Länder und gliedern thre Rüftungen nach folgenden vier Hauptgesichtspunkten: Landheer Kriegsflotte Mehrsystem-Ausgaben für Sandesverteidigung.

Einwohnerzahlen

Deutschland  .

( Bevöll.1914: 68 Mill.)

1928: 64

Frantreich

Europa   40 Mill.

-

Candheet.

Friedensstarte

Anf. 1914

1928

800 000

100 000

)

820 000

660 000

Rorbafr. Rol. 25 mill.

Brit Reich

Engl. Dom.

Indien 320 Italien 40,5 min.

45 Mill.

172 000

27

9

245 000

264 000

1073000

Rußland

( 1914: 170 mill.)

( 1928: 142

Bolen

30 Mill.

ichechoslowatei

14,5 mill. Belgien

8 Mill...

plus 183 000 freim. 160 000 Territ. Miliz 233 000 barunt. 60000 Briten  plus ca. 200 000 fa shiftiftische Miliz plus untontrollier. bare Miliz

250 000 562 000

264 000

127 000

58 000 66 000

und nicht im Wehretat usw. Unter diesem Borbehalt ist die folgende, den Angaben des Genfer   Jahrbuches entnommene Aufstellung zu betrachten. Gesamtausgaben Auf ben Kopf der in Millionen M. Bevölkerung in M.

1914 1928

1914 1928

Deutschland  

1800

750

26 12

Frankreich  .

1600

1300

35

30

Brit. Reich

1900

2400

$ 3

40

Italien  

600

1.050

15

26

Rußland

1500

1270

9

300

10

170

11

110

11 14

Rolen

Tschechoslowakei  . Belgien  .

G

90

Rechnet man die innere Geldentwertung ein, so zeigt sich, daß, auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, die Rüftungs ausgaben sich ungefähr auf der gleichen Höhe bewegen wie in der Borfriegszeit. In Frankreich   weniger, in England etwas höher, wesentlich höher im faschistischen Italien  .

Weihnachten im Harz.

Schnee, trockenes, faltes Winterwetter und all die Requisiten

wintersportlicher Betätigung sind endlich eingetroffen. Wenn wir

auch hier in der Großstadt außer etwas Frost nicht viel von all der

Bei der Beurteilung der Stärten der Landfriedens  - winterlichen Schönheit verspüren, draußen in der herrlichen Natur rüstung ist der Unterschieb der Behriysteme zu berüdeigt sich ein prächtiges winterlides Bild. Was der Harz   als Winter Sportgebiet bedeutet, braucht nicht besonders hernorgehoben zu. fichtigen. Es gibt die beiden Grundtypen des Berufsheeres werden. Schon in diesen Tagen liegen meldungen über ergiebige und des Wehrpflichtheeres. Jene Unterschiede sind: Schneefälle in den höheren Lagen vor. Namentlich im Brodengebiet ist der Wintersport bereits im pollen Gange. Die Anlagen für Sli, Eis- und Rodelsport find in befter Verfassung, außerdem sind allerlei Berbesserungen und Neuerungen auf diesem Gebiet zu melden:

Berufsheer:

Ergänzung durch Freiwillige, b) gange aftive Dienstzeit,

c) Keine oder nur geringfügige

Stehendes Wehrpflichtheer: a) Aushebung aller Dienstfähigen,

b) 1-2jährige militärische Aus bildung. c) starfe Reserven.

Das Berufsheer ist eingeführt in Deutschland  , Defter reich, Britisches Reich, Bereinigte Staaten von Nordamerika  . Das Wehrpflichtheer hingegen findet sich in Frankreich  , Italien  , Bolen, Tschechoslowakei  , Belgien  , Spanien  , Sowjet­ union  

.

Bei dem Vergleich dieser beiden Heeresarten aber ift zu berücksichtigen, daß in den Staaten mit Wehrpflicht ein Berufsheer mehr und mehr den Kern des Wehrpflichtheeres bildet. So ist für die Einführung der einjährigen Dienstzeit in Frankreich   bie Erifteng eines Berufsheeres von 104 000 Mann die gejegliche Bebingung. Bas bie

riegsflatten angeht, jo hatten

Gefamtionnage

Brit Reich( einschl. Domin) Bereinigte Staaten v. Nordamerita

Frankreich

Italien  .

Japan  .

Deut chland Rußland

1914

2 208 000

844 000

683 000

337 000

536 000

1 030 000

340 000

6178 000

1928 1 160 000 1 250 000 530 000 300 000 695 000 155 000 130 000 4 220 000

Also nur die Bereinigten Staaten und Japan   weisen eine ziemlich beträchtliche Steigerung der Gesamttonnage gegenüber 1914 auf. Bei allen anderen Seemächten ift eine teilweise recht ansehnliche Minderung der Kriegsschifftonnage feftzuftellen, von 6,2 auf 4,2 millionen Tonnen Kriegsschiffsraum. Diese Rüstungseinschränkung ist einmal zurückzuführen auf die Entwaffnung Deutschlands  und den Zusammenbruch der Zarenmonarchie, zum andern auf das internationale Seerüstungsabkommen von 1922, in dafür früher Defter- bem die fünf größeren Seemächte die Zahl, Tonnage und Bestückung ihrer schweren Kriegsschiffe vereinbarten und her­absetzten.

reich- Ungarn

Altenau im Oberharz   hat Borbereitungen für die Errichtung einer Eisbahn getroffen. Goslar   hat auf seiner Rodelbahn, die auf dem Steinberg( 478 Meter), dicht am Berghotel beginnt, und faun 5 Minuten vom Bahnhof endigt, das Gefälle forgfältig ausgleichen laffen, so daß sie nunmehr auch bei stumpfem Schnee gut zu benugea ift Die Sti- Sprungschanze am Nordberg wird durch den Stiflub Gostar in gebrauchsfertigen Zustand gebracht. In Hahnentlce­Bodswiese ist die Kunstrodelbahn bis zum Gipfel des Bodsberges verlängert morden. Die jehige Gesamtlänge der Bahn ist 1000 Meter. Die Naturrobelbahn nach Bautenthal erhielt eine Tele phonleitung. Sowohl an der Bob- als auch an der Rodelbahn find die Aufzüge und Telephonleitungen zum Bodsberg erneuert worden. Halberstabt a. 5. richtet in seinem Sommerbad eine Gisiprigbahn

ein. In Hohegeiß   im Hochharz wurde die bisher 39 Meter Sprung­meite aufmeijenbe Sprungithange am Ebersberg   ausgebaut und pec. beffert. Ofterobe stellt in diesem Winter bas pährend des Sommers errichtete Schwimmbad mit einer 4800 Quadratmeter großen Waffen fläche als Eisbahn zur Berfügung. Die Robelbahn hat einen neuen, Steilen Ablauf erhalten und in der Nähe bes Dannhauses ist eine neue Stihütte errichtet worden. Schierte hat seine Bob- Bahn, feine 3 Robelbahnen und die Sprungichanze vervollkommnet. Wernigerode  legt im Garten des städtischen Kurhauses eine Sprigbahn an und fegt die Rodelbahn und die Sprungfchange in Sportbereitschaft.

Die Photogruppe der Naturfreunde.

Die überaus rührige Photoabteilung des 23. Die Naturfreunde, Berlin  , hat ihr Arbeitsprogramm für das Binterquartal zufanumengestellt. In guten Vorträgen und Experi menten sollen u. a. gezeigt werden: Bergrößerungstechnit, Grund lagen der Bildkomposition, Retusche, neue Strömungen in der Licht bildfunft, allgemeine Landschaftsphotographie, Porträtaufnahmen, Herstellung von Diapofitiven. Zu allen Beranstaltungen, die immer Montags im Heim Tilfiter Straße 4, stattfinden, sind Gäste will tommen.

Die Photogruppe des TV. Die Naturfreunde ist noch von der legten Ausstellung her( Buchgewerbefaal Dreibundstraße, Oktober November) in angenehmer Erinnerung. Es sei nach nachgetragen, daß bei der Bewertung der Gesamtleistung der Ausstellung die Mito Was die Ausgaben für die Landesverteidigung angeht, glieber Willi Niedermeier, Arthur Löwenstein und Frizz jo sind Bergleiche fast unmöglich, und zwar sowohl der Berrante mit den besten Beiträgen von der Jury erkannt worden. gleich mit der Bergangenheit wie der Vergleich der Die zweite Bewertung durch das Publikum: Das beste Bild" zeitigte folgendes Ergebnis: Arthur Löwenstein: Romanze, Bui Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß mit Ausnahme von Rüftungsausgaben der einzelnen Länder in der Gegenwart. Nilschte: Abend am marrischen Gee. Billi Niedermeier: Deutschland   und allenfalls Rußland  hier zum Teil wegen Die Gelbentwertung ist zwar eine internationale Erscheinung, D. Grad. Die Ausstellung wurde von etwa 4000 Intereffenten der Bertleinerung des Staatsgebietes von einer mejent aber sie hat einen sehr verschiedenen Grad erreicht, so daß besucht. Auskunft über die Photogruppe erteilt W. Preidel, Hoch Rede 1927 etwa 40 bis ita 8. in Genf   Frankreich   behauptete, ein gutes Beispiel in der 70 Broz. zu hoch sind; andererseits ist es noch nicht gelungen, Rüstungseinschränkung gegeben zu haben, fo muß erst noch im Böllerbund eine einheitliche Heeresausgabenstatistit zu

die

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der Dienstzeit von brei Jahren in 1914 auf ein Jahr ab Luftflotten 3. B. nur zum Teil im Wehretat ab; in anderen 1930 haben wird. Im ganzen ist jedoch, dank der 3er Ländern erscheint die foloniale Verteidigung im Kolonial­

hifft bei Rheuma  , Bihtas, Serenisuk Nerven und Grtaltungeschmerzen.­Rarmelitergefft met it in aden Apotheken und Drogerien erboltlich,

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