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Zwei Ausstellungen.

Bon Dr. Paul F. Schmidt.

Echte van Goghs.

zur rechten Zell kommt diese Ausstellung im Kronprinzen palais, 143 Gemälde und Zeichnungen van Goghs aus der Sammie lung Frau Kröller- Müller. im Haag. Eine sehr aktuelle Betonung erhält sie durch das einsame Bild im letzten Kabinett, das laut Inschrift und unzweifelhaft auch nach genauer Untersuchung für den, der die Originale aufmerksam betrachtet hat, eine der Fälschungen ist, die in letzter Zeit die Kunstfreunde und die Preffe der ganzen Welt so lebhaft erregt haben.

Mit dem Anwachsen der Neigung, Rapital in tünstlerischen Produkten auf Wertzuwachs hier anzulegen, und der dadurch immer Steigenden Nachfrage nach Sunstwerfen von Adams Erschaffung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, haben Absichten und Fähigkeiten der Kunstfälscher gleichen Schritt gehalten. Wenn es Kapitalisten gibt, die in gotischen Madonnen und Impreffionistenbildern gut ver zinsliche Wertpapiere sehen und Kunst nicht etwa aus Herzens I dürfnis, sondern nach den gefragtesten Ramen, als marftgängige und wissenschaftlich garantierte Ware taufen- so ist nicht ein­zusehen, warum nicht geschickte Leute diesem Berlangen auf dem Bege der Täuschung abhelfen sollten Der Käufer, der von Kunst Teine Ahnung hat, will ja nicht ein Bert, sondern eine Marke und as die Experten dafür ausgeben.

Das Außergewöhnliche und Erregende in diesem Falle ist nur, daß auch das Lebenswert van Goghs daran hat glauben müssen; daß 33 Bilder dieses großen Einsamen als unecht von dem besten Senner Baort de la Faille nachgewiesen worden sind.

Was das zu bedeuten hat, erkennt man vor den Berken im Kronprinzenpalais, beffer noch, wenn man die drei Bände seiner Briefe an den Bruder liest, in denen er sein Leiden und über­menschliches Ringen offenlegt.

Die Kröllersche Sammlung enthält Beispiele aus der ganzen Schaffenszeit van Goghs; von den ersten ungeschickten Anfängen des gescheiterten Theologen 1879 an, bis zu seinem freiwilligen Tade in Auvers Juli 1890, mit dem er dem furchtbaren Dilemma zwischen Wahnsinn und Erschöpfung ein Ende macht. Man sieht in dieser langen Reihe, deren künstlerische Resultate sich in einer ständig ansteigenden Kurve befinden, einen Menschen, der es sich Jauer werden läßt; der mit Aufbietung übermenschlicher Energie zwölf Jahre lang darum ringt, ein Künstler zu werden, und der noch am Ende glaubt, erst am Anfang zu stehen. Man sieht einen großen Menschen, der erhaben ist, nicht weil er in der Malerei das Höchste erreicht, was einem Künstler beschieden ist: ein völlig un­hetretenes Land zu erobern, sondern weil er das Gesetz feines Lebens vollkommen und schließlich mit dem Einsatz des Lebens felber erfüllt hat. Einen Menschen, der über sich selber hinaus gelangte, einen Maler, der eine ursprünglich schmache Begabung durch die Reinheit und den furchtbaren Ernst seines Willens zum Gertie gefteigert hat.

Das tann man aus der beispiellofen Folge der Werke ablesen, inb muß erschüttert stehen vor den Offenbarungen der letzten Jahre, in denen sich das Leiden einer fiefen und herrlichen Seele im Spiegel

einer beispiellos leiderfüllten Kunft offenbart. So wie in van Goghe vollendeten Bildern aus Arles , St Remy und Auvers hat sich der Sinn der Kunst als Selbstbekenntnis und Selbsterlösung, als Spiegelbild der Daseinsqual kaum jemals mit folcher Unmittelbar feit gezeigt.

Bu seinen Lebzeiten hat van Gogh von niemand Anerkenntnis gefunden, kein Bild ist verkauft worden, kein Händler oder Bieh haber hat sich je um ihn gefümmert. Ohne seinen Bruder Theo, der ihm sein Leben ermöglichte, wäre er schon im ersten Jahr seiner Künstlerschaff verhungert.

Und nun stelle man sich vor, daß ein paar Jahrzehnte nach feinem Tode feine Bilder auf dem Kunstmarkt die höchsten Breise erhalten; daß sich die reichen Liebhaber und die Museen um die feltenen Exemplare, die auf Auktionen erscheinen, förmlich raufen. Daß sich zu guter Letzt herausstellt: man hat mehrere Dugend solcher Bilder, Aufschreie eines verzweifelten. Herzens, mit taltem Blute gefälscht, um sich zu bereichern und den befiggierigen Markt zu füllen.

Das ist nun wirklich ein jo abgründiger Hohn des Schicksals und eine so ausgeflügelte Bosheit des fapitalistischen Systems, daß man dem Dogma von der Hölle und ihren übertemperierten Be wohnern seine Glaubwürdigkeit nicht gut absprechen fann.

tierten Malern, beren Sippe ja überhaupt zu den großen Hoffnungen unferer Zeit gehört, find erftaunlich frische Landschaften da von 2. von Gapinger( Weimar ), Stübner, Klatt und, ein merkwürdiger Fall von Doppelbegabung, von dem Dichter De: Revolte im Erziehungshaus", Peter Martin Lampel ( er malt etne fehr friedliche Strandszene und scheint in die Nähe Corinths zu gehören). Noch interessanter find die Maler, die Wert auf phantasievoll erfaßten Gegenstand legen: Madeta 18( aus Düffels darf, wo ein Sammelpunkt eller Phar.tafiebegabten zu liegu fcheint) und Rab. Hauff mit sehr empfundenen Zoodarstellungen, Fanny Remat und der Kaileler" nold Bode voller ein­schmeichelnder Kindlichkeit der Auffaffung, und der phantafiereiche Schamont, der pathologische Kombinationen mit starker Form: gewalt taleidoskopisch gestaltet. Daß man immer noch, auch in Deutschland , die Abstraktionen Braques überzeugend und neuartig varieren fann, beweist Herbert Bayer . Man könnte noch andere hervorheben. Die Fülle der produttiven Talente ist groß; buf Berlin an erster Stelle steht, ist nicht mehr erstaunlich. Erstaunlicher vielleicht, daß München nur ein einziges Mal vorkommt.

Hermann Sudermanns letzter Wille.

Die vielfachen und zum Teil einander widersprechenden Wiel­bungen, die in der Preffe über Hermann Sudermanns letzten Willen erschienen find, nerpflichten die Testamentsnollstreder, Dr. Budwig Fulda, Dr. Rolf Laudner, Karl Roßner und Professor Dr Oskar Bogt, zu der Feststellung, daß das Testament teine Bestimmungen enthält, deren Durchführung mit Schwierigteiten oder Nachteilen für die Erben verbunden wäre. Namentlich die hochherzige Absicht des Erblaffers, feine Besizung Blantensee nach dem Ableben seiner ftellen, wird sich nach menschlichem Ermessen vermirflidjen Taffelt, fofern die Erben bereit sind, hr zu entsprechen.

Die Jüngsten bei Wertheim . Tochter erholungsbedürftigen Berufsgenoſſen zur Verfügung zu

und seines Herausgebers Westheim unbekannie Künstler aus ganz Sum drittenmal haben auf Beranlaffung des Kunstblattes Deutschland ihre Werke nach Berlin geschickt zu einer Ausstellung, die jedem eine Chance bieten son".

Dieser ausgezeichnete und sozial angelegte Gedanke hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und einer ganzen Anzahl von jungen Malern und Bildhauern zur Beachtung verholfen. Die ersten Ausstellungen hatte die Deutsche Kunstgemeinschaft übernommen, die diesmalige die Moderne Galerie Wertheim. Drei der Künstler felber haben eine Auswahl von 104 Werken aus 500 eingefandten getroffen und aufgehängt. Die günstige Zeit vor Weihnacht und die leichte Zugänglichkeit im Zwischenstock an der Boßstraße werden für weitere Popularisierung und hoffentlich auch materiellen Erfolg forgen.

Denn man fann es ruhig aussprechen, daß mir selten eine fo intereffante und anregende Ausstellung von leicht überschaubaren Maßen zu sehen bekommen. Abgesehen von einigen wenigen Künstlern, denen man anderswo mit Bergnügen begegnete und die ganz Ausgezeichnetes beigesteuert haben, wie Reflet. Heinrich Schwarz, Bloberger, Erich Brill . find ein Dugend gänzlich neuer Namen zu nennen, die durch Originalität, durch gute Malerei und anmutige Phantasie restlos überzeugen. Bon den großen Ausstellungen aus der legten Zeit fann män. ähnliches nicht eben behaupten.

Da find zwei Bildhauerinnen zu nennen: Zili Gröf und 3. Speer Klausner, deren Bony- Gruppe zu den lebendigsten und reizvollsten Erfindungen gehört. Bon den rein malerisch orien

Wie man bunte Baumwolle züchtet. Farbige Stoffe find heute die große Made, und die Kunst des Färbens vollbringt hier wahre Bunder. Aber es bedeutet doch einen Fortschritt, daß man jezt dazu übergeht, naturfarbene Ge mebe zu verwenden, die aus Baumwolle hergestellt werden können. Diese bunte Baumwolle ist noch haltbarer als die beften haltbaren fünstlichen Farben, und man wird bald soweit sein, fie in jedem begiebigen Lon herzustellen. In verschiedenen Zeilen der Grde gibt es Arten von Baumwolle, die die Natur in bestimmten Farben hervorbringt. Wir sind bisher so daran gewöhnt, nur weiße Baum­wolle zu fehen, daß uns das überraschend flingt. Aber eine Baum­wollpflanze in Peru hat rötlich schimmernde Wolle; eine gelbe Baumwolle wird in China gezogen, während sich Indien einer grauen Baumwolle und Aegypten einer bräunlichen rühmen Man hat nun in jüngster Zeit Versuche gemacht, diese farbigen Baumwollpflanzen miteinander zu kreuzen und Farbennüancen in jebem beliebigen Lon zu gewinnen. Wenn man z. B. die gelbe chinesische Art mit der roten van Beru treugt, jo befommt man eine orangefarbene Baumwolle; eben. fo find grüne und schwarze, Baumwollarten gezüchtet worden. mit der Zeit will man auf diese Weise jede beliebige Farbe ziehen und hofft, dadurch der Berwendung von Baumwolle einen neuen Aufschwung zu verleihen. Die bisherige Baumwolle soll dann für andere 3wede benutzt werden; man mill aus ihr Automobilreifen. Flugzeugpropeller und andere nüßliche Gegenstände herstellen.

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