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Albendausgabe

Jr. 609

B 303

45.Jahrgang

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Der Borwärts" erscheint machentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie benbausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend, Juuftrierte Beilagen Bolt und Zeit" und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen", Frauen. Stimme. Senil, Blid in bie Bücherwelt und Jugend- Borwärts

Vorwärts

Berliner Bolksblatt

Donnerstag 27. Dezember 1928

10 Pfennig

Die stapelttge Ronpareillezetle 80 Bfennig. Reflamezelle 5. Reichs mart. Aleine Anzeigen" das fetige­brudte Bort 25 Bfennig( zulässig zmet fettgebrudte Borte), jedes meitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Bfennig, jebes meltere Bort 10 Bfennig. Borte über 15 Buchstaben ählen für zwei Borte. Arbeitsmark Selle 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Bfennig. Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft Linden traße 3, wochentägl. Don 8/, bis 17 Uhr.

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Die große Schmelze.

In Deutschland kein Wintersport möglich.- Aber Frost in Italien .

Nach einer Mitteilung des Amtlichen Wetterdienstes besteht mieder Aussicht auf Besserung der allgemeinen Wetterlage. Die marmen Luftmassen, die das Tou- und Regenwetter am 1. und 2. Feiertag zur Folge hatten, find ouf der Borderseite einer Depression rasch nach Osten vorgestaßen. Die Temperaturen, die gestern abend cls Marimun plus 6 Brad be frugen, sind bereits wieder erheblich zurückgegangen. Die Ursache ist ein erneuter Einbruch fühler Luftmassen. Heute früh murd: 1 plus 2 bzm. 3 Grad gemessen. Allmählich bildet sich über England ein Hochdruckrüden aus, der nicht ohne Einfluß auf den hiesigen Witterungscharakter bleiben wird. Gleichzeitig rückt ein Hochdrudgebiet heran, das wahrscheinlich ab Sonnabend unser Better beherrschen wird. Die Temperaturen werden tagsüber a nächst noch über dem Gefrierpunkt liegen. Auf dem Lande find stärkere Rachtfröfte zu ermarten. Bei starken Nord bis Nordmeft. minden ist mit Niederschlägen faum zu rechnen. Im Gebiete der Ostsee herricht seit gestern abend wieder Sturm. Auf Born holm wurde Windstärke 8 und auf dem Feuerschiff in der Nähe der Insel sagar Windstarte 9 gemessen.

Nachdem am ersten Weihnachtstag noch im Taunus , Odenwald und den südwestlichen Gebirgen strenge Kälte herrschte. flaute diese im Laufe des Tages ab und ging in der Nacht zum Mittwoch in Regen über. In ganz Südwestdeutschland regnete es in den Vormittagsstunden start, so daß die Winter| portmöglich. teiten allenthalben start beschränft wurden. Tags zuvor noch hatten Stier und Rodler beste Sportmöglichkeiten. Auch die­Aussichten für die nächsten Tage laffen nur auf milderes Better mit Niederschlägen schließen.

Um zweiten Feiertag hat der Föhn Tauweiter im Harz gebracht. Sämtliche Sportveranstaltungen mußten ausfallen. Es herrschten 5 bis 6 Grad Bärme. Selbst bis zum Broden hinauf hat es getaut. In Schierke und Braunlage regnet es.

Unglücksfälle beim Wintersport.

Die Feiertage sind in der Schweiz recht ruhig verlaufen; nur beim Sti- und Schlittschuhlaufen haben sich einige Unfälle er eignet. In der Nähe von Luzern fuhr der neunjährige Berner Hüsler, als er auf der Straße Schlittschuh lief, an einer unüber. sichtlichen Ecke direkt in ein Auto hinein und wurde zu Tode ge­drückt. In der Gegend von Coupet stürzte beim Skifahren der 15jährige Audetat so unglüdlich, daß ihm der Stistod in die Brust drang und die Lunge durchstieß. Der junge Mann starb bald darauf. Auf der Straße nach Biel fuhren drei Mädchen mit ihren Schlitten an einer gefährlichen Stelle in ein Auto hinein. 3wei, mußten mit schweren Beinbrüchen ins Krantenhaus transportiert werden.

4 Grad Rälte in Florenz .

Rom , 27. Dezember. In den letzten Tagen ging in Florenz die Temperatur fo ffart zurück, daß das Thermometer in der Nacht auf vier Grad unter Null jant.

Eisregen über Wien .

Mittwoch nachmittag ging über Wien ein Eisregen nieder, der die Bürgersteige mit ziemlich glatter Kruste überzog. Die unmittelbare Folge davon war, daß Passanten in Maffen stürzten und sich teils schwere Knochenbrüche und Sonstige Verlegungen zuzogen. Bon fünf Uhr nachmittags bis spät nachts waren die Wagen der Rettungsgesellschaft fortwährend unterwegs. Die Unfallstationen sowie die Krankenhäuser füllten fich mit Berunglückten. Ueber 90 Personen mußten zum Teil mit schweren Verlegungen in ärztlicher Behandlung bleiben, während eine weit größere Menge nach erster Hilfeleistung ent. laffen werden tonnte. Fast die ganze Bolizeischulmannschaft, wie auch die Reservemannschaften und die Kommissariate leisteten an den Straßentreuzungen Hilfe, um die Baffanten über die Straße zu begleiten. Der Autoverfehr war lahmgelegt, ba die Wagen selbst bei langsamer Fahrt auf den vereisten Straßen nicht vorwärts fommen fonnten. Die vereisten Stroßen von Wien ftellten an die Rettungsgesellschaft ungemein schwere Aufgaben Hausbefizer und Pförtner wurden durch Rundfunt gebeten, außer Den Bürgersteigen vor ihren Häusern auch die benachbarten Straßenübergänge zu bestreuen, um das leberqueren der Fahr. Straßen zu ermöglichen. Die Baffanten griffen so gut wie es ging aur Selbsthilfe. Beim Konzerthaus fonnte man zwei Konzert­befucherinnen beobachten, die auf Händen und Füßen über die pereifte Fläche frochen.

Der Tod des Dreizehnjährigen.

Der Grund der Tat noch ungeklärt.

Der Tod des 13jährigen Schülers Bolter Schulze, der, wie mir berichteten, in der Wohnung seiner Pflegeeltern in der Grill parzerstraße Selbstmord durch Erhängen verübte, ist noch immer völlig ungeklärt.

Der Knabe, der die Tertio des Paulsen- Realgymnasiums be fuchte, ist Deutschamerikaner und seit seinem 2. Lebensjahre Boll maise. Das Ehepoor Dr. Rose, das selbst finderins ist, nahm das Rind in Pflege. Bie die triminalpolizeilichen Ermittlungen bisher ergeben haben, hatte es Bolter Sch. bei seinen Pflegeeltern denkbar

Das kleinste Berlin .

CIGARREN

Lade S

In der Bismarckstraße befindet sich dieses nur 3 Meter breite Haus, das sich rühmen k nn nach dem 1,5 Meter breiten Ge­bäude an der Ecke Sesenheimer und Bismarckstraße, das zweitkleinste Haus Berlins zu sein.

gut. Er wurde wie ein eigenes Rind erzogen. In der Schule gehörte der Junge zu den besten Schülern und war durch sein heiteres Wesen sowohl bei der Lehrerschaft wie auch bei seinen Rlaffentameraden beliebt.

Am heiligen Abend, als die unselige Tat geschah, wat Bolter am Namittag noch recht vergnügt. Er beteiligte sich am Aus schmücken des Weihnachtsbaumes und begab sich einige Zeit später in fein Zimmer Als dann die Bescherung beginnen sollte und Volker

Fürstenurtelle über Fürsten Separatismus an der Saar

Berichte 2. Seite

nicht zum Borschein kam, sand der entsetzte Pflegevater den Jungen erhängt auf. Man steht vor einem Rätsel.

Die unsinnigsten Gerüchte tursieren in der Gegend. Bisher hat sich aber auch nicht der geringste Anhaltspunkt für ihre Richtig­feit ergeben. Die genaue Durchsuchung des Zimmers sowie der Schulhefte und Bücher hat ebenfalls teine Klarheit in das Dunkel des seltsamen Selbstmordes bringen fönnen.

Die Nachforschungen wurden durch die Feiertage verzögert, während der eine Anzahl von Personen, die über das Leben und die Charaktereigenschaften des Knaben Austunft erteilen fönnen, nicht anwesend waren. Nach den Tatbestandsfeststellungen liegt nach Ansicht der Kriminalpolizei ohne 3 meifel Selbstmord Dot. Im Gegensa dazu steht allerdings die Auskunft des Pflege­paters Dr. Rose, der betont, daß es sich bei dem Tode des Knaben um einen Unglüdsfall handelt, der sich beim Spielen des Jungen, der noch furz vorher fehr übermütig herumgetollt habe, ereignete. Für die Kriminalpolizei scheint die Angelegenheit aber noch nicht so pöllig geflärt zu sein, denn im Laufe des heutigen Vor­mittags wurden die Pflegeeltern des Knaben nochmals von der Kriminalpolizei in der Wohnung verhört.

Ein Greis verschwunden.

Seit dem 22. d. M. wird der 82jährige Zimmermann Johann Rüchler, Jungstraße 10, vermißt. An diesem Tage ent­fernte sich der alte Mann vormittags gegen 11 Uhr, um das Grab seiner Frau auf dem Friedhof Wilhelmsberg aufzusuchen. Von diesem Ausgang ist er nicht wiedergefehrt. Er war bekleidet mit einem grauen Anzug( umgearbeitete Militärlitemka)), grauen meichen Filzhut, schwarzen Schnürschuhen und braunem Krimmer­mantel. Er ist etwa 1,75 Meter groß. Ein besonderes Kenn­zeichen ist das eingedrüdte Nafenbein. Da er etwas geistesschwach ist und feine genauen Ausfünfte geben fann, ist anzunehmen, daß er entweder planlos umherirrt oder irgendwo aufgenommen worden ist. Nachrichten über den Vermißten werden an Ostar Stubella, Berlin D112, Jungstraße 10, erbeten.

Der Todesweg zwischen den Schienen. Kleinbahn gegen Autobus.

Dresden , 27. Dezember.

Als am zweiten Feiertag der gegen 11 Uhr vormittags in Heidenau abfahrende start besetzte Zug der Müglißfalbahn fich der Station Burthartswalde- Magen näherte, stieß er mit einem aus Bärenstein kommenden nach Dresden verkehrenden Boffautobus zufammen. Der Autoführer hatte den Warnungspfiff der Lokomotive überhört. Der Autobus wurde aufgerissen und dabei 13 Fahrgäste leicht verlegt. Der Verkehr auf der Bahn und auf der Straße wurde über zwei Stunden vollständig unterbrochen.

Lauenburg i. Pomm., 27. Dezember. Die 18 und 17 Jahre alten Schwestern Gnech aus Sophienhof- Abbau, die sich in Begleitung eines befreundeten Reichs­mehrsoldaten nach Lauenburg begaben und, um sich eine Begstrecke zu ersparen, die Eisenbahngeleise bemußten, wurden dicht vor dem Bahnhof Lauenburg von dem Danziger Bersonenzug erfaßt und überfahren. Der Soldat, der neben hen Schienen ging, fam mit dem Schreden davon. Die eine der Schwestern war fofort tot, mährend die andere in der Nacht im Krantenhaus ihren schweren Berlegungen erlag.

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3m Mailänder . Borortbahnhof Rogoredo überfuhr ein Güterzug infolge dichten Nebels ein Signal und fuhr über den Brellbod hinaus direff in ein Bahnwärterhäuschen. Das Haus stürzte zusammen und verlegte den Bahnwärter und seine Frau schwer, während ein Kind der Bahnwärterleute durch die niebergehenden Gesteinsmaffen getötet wurde. Ein Automobil der Feuerwehr, das zur Hilfeleistung herbeieilte, fuhr untermegs gegen eine Mauer, wodurch noch drei Feuermehrleute verlegt murden.

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